
Mikrowellenhacksteak
“Puh, das war knapp.” Mit einem Ärmel wischte sich der Doktor den Schweiß von der Stirn. “Zum Glück habe ich nicht auf den Einhornknopf gedrückt, wer weiß, wo wir dann gelandet wären.” Erleichtert schaute er in die Runde, während Harry, Hermine und Ron ihn grimmig fixierten. “Ist was?”
“Wir wissen, dass Sie ein Trickbetrüger sind!”, warf ihm Harry an den Kopf.
“Wer? Ich? Nein. Ich bin der Doktor!”
“Wieso sollten wir Ihnen glauben, dass Sie ein Doktor sind?”, fragte Hermine abschätzig.
“Nein, nicht ein Doktor. Ich bin der Doktor.”, erklärte der Doktor entnervt, als hätte er dieses Gespräch nicht zum ersten Mal geführt. Er seufzte und holte seinen Ausweis hervor. “Was steht da?”
“Trickbetrüger!”
“Immobilienmakler!”
“Tierarzt.”
Hermine und Harry sahen zu Ron.
“Was denn? Ich mach mir Sorgen um Krätze. Er sieht ganz grün aus nach dem Krümel.”
Hermine verschränkte die Arme vor der Brust. “Ein verzauberter Ausweis also. Das erklärt aber immer noch nicht, warum sie plötzlich als unser Nachhilfelehrer aufgetaucht sind.”
“Das liegt nicht an mir, sondern an ihr.” Entzückt streckte der Doktor die Arme aus. “Die Tardis. Sie bringt mich nach überall hin und nirgend und vor allem dahin, wo ich gebraucht werde. Apropos gebraucht werden,”, er zog eine Art Schraubenzieher aus seinem Jakett. “Dann zeig mir doch mal den kleinen Kerl…”
“Leute..? Ich bräuchte mal eure Hilfe.” Luna tauchte neben den Vieren auf mit einem leicht zerfledderten Neville im Schlepptau. “Scheinbar könnte es ihm besser gehen.”
Neville war nass bis auf die Haut und hatte ein paar Blätter und Äste im Haar. “Ich wollte mir nur kurz die Beine vertreten. Und dann war ich plötzlich in einem Zoo. Danach kam die Bibliothek, der Schmetterlingsgarten.” Er zitterte wie Espenlaub und flüsterte leise erneut ”der Schmetterlingsgarten…”, bevor er sich kurz schüttelte und weitersprach. “Und dann bin ich irgendwie in den Pool gefallen.”
“Ich hab ihn bibbernd in der Küche gefunden, haben Sie vielleicht ein Handtuch?”, fragte Luna den Doktor.
“Ein Handtuch? Natürlich, ich reise niemals ohne -”
“Es gibt hier eine Küche?”, mischte sich Harry mit grummelnden Magen ein. “Sie haben nicht zufällig ein Mikrowellenhacksteak für mich?”
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Panisch schritt McGonagall den Schulflur entlang in Richtung Lehrerzimmer, auf der Suche nach Dumbledore. Mit beiden Armen stieß sie die Türen auf. “Albus, die Kinder! Sie sind … Was ist hier los?”
Zwei Augenpaare starrten sie an. Eins von Dumbledore, der eine Ausgabe von “Das Märchen von Beedle dem Barden” im Schoß hielt, ein anderes von einem wütendem Flitwick, der auf einer Couch daneben lag und einen Schnulli im Mund hatte.
“Ich lese dem Kleinen noch etwas vor, damit er besser einschlafen kann.”, antwortete Dumbledore ganz selbstverständlich. “Nicht wahr, mein Kleiner?” Sanft täschelte er Flitwick den Kopf.
Verärgert spuckte Flitwick den Schnulli aus. “Ich bin ein erwachsener Mann!”
“Ja, das bist du. Duziduzidu.”
Als Antwort schlug ihm Flitwick das Buch aus der Hand und ging vor sich hin keifend von dannen.
“Hachja. Er ist wohl grad in einer Trotzphase.”, kommentierte Dumbledore sein Verschwinden.
“Albus, die Kinder sind verschwunden!”
“Verschwunden? Sie schwänzen also ihre Nachhilfe? Unverschämt! Na denen werde ich die Leviten lesen!” Erbost stand Dumbledore auf und zupfte seinen Bademantel zurecht. “McGonagall, zeigen Sie den Weg!”