To Build A Home - Deutsche Übersetzung

Harry Potter - J. K. Rowling
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To Build A Home - Deutsche Übersetzung
Summary
*Sirius hält einen Moment inne, bevor er einen Schritt zurück macht, um seinem Bruder in die Augen sehen zu können. Er hält ihn weiterhin mit starkem Griff an den Schultern fest, in dem Wissen, dass der Jüngere ohne seine Unterstützung vornüberkippen würde. „Komm mit mir.“ Regulus schüttelt schockiert den Kopf, „Ich- nein ich- ich kann nicht.“ „Ich will aber nicht ohne dich gehen,“ sagt Sirius, „Ich kann dich nicht hierlassen, komm mit mir Reg, bitte.“* Sirius hat immer sich immer geschworen, dass er Regulus niemals allein lassen würde. Egal was seine Mutter getan oder gesagt hat, oder mit wie vielen Flüchen sie ihn belegt hat, er hat immer versucht seinen kleinen Bruder zu beschützen. Und er hat nicht vor daran etwas zu ändern.Autorisierte Übersetzung der gleichnamigen Fanfiktion von bethanyisinjail!
Note
Heyy! Ich möchte euch hiermit offiziell zu meiner ersten Übersetzung begrüßen :)Vor ein paar Monaten habe ich auf "Archive of Our Own" diese wundervolle Geschichte gefunden und alle 317906 Wörter in wenigen Tagen verschlungen. Sie gehört ohne Zweifel auf die Liste meiner Lieblingsfanfiktions (und die Plätze auf dieser Liste werden keinesfalls leichtfällig vergeben). Ich wollte mich schon eeeewig an eine eigene Übersetzung setzen und jetzt ist meiner Meinung nach der perfekte Zeitpunkt, also habe ich die wundervolle bethanyisinjail kontaktiert und nach der Erlaubnis gefragt mir ihre Geschichte vorzunehmen und jetzt stehen wir hier und ich präsentiere euch das erste Kapitel.Diese Fanfiktion entfernt sich von der kanonischen Erzählung über die Marauder ("Rumtreiber"), als Sirius Black von Zuhause wegläuft und, anders als im Original, seinen kleinen Bruder Regulus mitnimmt. Sie flüchten zu den Potters und lernen zum ersten Mal in ihrem Leben, was es heißt eine echte Familie zu haben.Da es sich hierbei um eine Übersetzung handelt, gehören natürlich alle Rechte entweder J.K. Rowling persönlich, oder bethanyisinjail, ich bin nur die deutsche Feder hinter diesem Projekt. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich nicht auf den einen oder anderen Kommentar hoffe :) Alle Kommentare die den Inhalt der Fanfiktion thematisieren, versuchte ich so schnell wie möglich zu übersetzen und an bethanyisinjail weiterzuleiten. Am Ende wird die Geschichte ungefähr 124 Kapitel haben, von denen ich versuchte jede Woche mindestens eins hochzuladen. Mal schauen ob ich das schaffe, aktuell bin ich noch ziemlich optimistisch. Jetzt möchte ich euch aber nicht länger das erste Kapitel vorenthalten! Viel Spaß beim Lesen :)(Für alle die Englisch können, hier die originale Einleitung zur Fanfiktion von bethanyisinjail: "Hi!! so i wrote a canon fic about sirius getting kicked out, but in doing so i grew such a love for regulus i had to write one where he got his freedom too. good news, i do not care about canon in the slightest, so if something seems wrong it probably is, i'm writing I'll do what makes me happythis is largely in reg's pov, but it shifts occasionally so it's not tagged that. it's completely reg-centric tho, so i'm hoping this reaches the extremely niche group of people who care about him as much as i dohope this scratches that hyperspecific fic interest!!title song: 'To Build A Home' by The Cinematic Orchestra. i totally recommend it.)"Trigger Warnung für dieses Kapitel: Kindesmissbrauch
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Drei Worte

„Sirius, James, kommt runter zum Frühstück!“, dringt Mrs. Potter durch die geschlossene Tür.
James stöhnt laut, „Noch fünf Minuten Mum!“
„Komm schon James, lass nicht jeden warten“, tadelt seine Mutter sanft, was nur dazu führt, dass er seine Arme noch etwas fester um Sirius schlingt, der es am Abend vorher nicht mehr geschafft hatte, noch in sein eigenes Bett zu klettern, bevor die Jungen eingeschlafen sind.
„Lass mich aufstehen“, beschwert sich der Ältere und beginnt sich in James Klammergriff zu winden, „Ich geh schnell Reg guten Morgen sagen, wehe du bist nicht aufgestanden, wenn ich zurück bin.“
„Ich kann nichts versprechen.“, nuschelt James und zieht die rote Bettdecke noch ein Stück weiter über seinen Kopf.
Sirius lacht kopfschüttelnd und verlässt das Zimmer, James genießt noch ein paar Sekunden die angenehme Wärme seines Bettes, bevor er sich widerwillig aus den Laken schält. Er stolpert förmlich die Treppe herunter und beäugt skeptisch den kleinen, quadratischen Esstisch, um den sich jetzt fünft Stühle drängen. Er sieht wirklich nicht so aus, als sei er für fünf Personen gemacht worden.

„Hey Mum“, begrüßt er seine, in der Küche beschäftigte, Mutter, „Wie sollen wir alle hier an den Tisch passen?“
„Naja, es wird eng, aber das wird schon gehen“, antwortet sie schulterzuckend, „Komm her und hilf mir den Tisch zu decken bitte.“
„Aber warum kann Dad das nicht machen?“, beschert er sich halbherzig und deutet in die Richtung seines Vaters, der bereits auf einem der Stühle sitzt, den Tagespropheten liest und an einer Kaffeetasse nippt.
„Ich bin gar nicht hier“, antwortet sein Vater, ohne von der Zeitung aufzusehen.
„Was- aber-“
„Los James“, unterbricht seine Mutter ihn und er verdreht die Augen, öffnet jedoch einen der Küchenschränke und beginnt Teller herauszuholen. Das üppige Frühstück, das Mrs. Potter bereits vorbereitet hat, passt nur knapp auf den kleinen Tisch. Zwischen dem Stuhl, auf dem James normalerweise sitzt und dem, der Sirius gehört, steht jetzt ein weiterer Stuhl, an der Tischkante. Wer auch immer dort sitzen muss, hat auf jeden Fall den schlechtesten Platz.
Er will sich gerade auf seinen Platz neben seine Mutter setzen, als diese ihn wieder aufscheucht und ihm aufträgt sich stattdessen neben seinen Vater zu setzen. Er denkt kurz darüber nach eine Diskussion anzufangen, entschiedet sich aber dagegen. Es hätte sowieso keinen Sinn gehabt, mit seiner Mutter zu streiten deswegen. „Hi Dad!“
„Morgen James“, der ältere Mann lächelt, „Wie ich gesehen habe, bin ich wohl plötzlich Vater von zwei neuen Söhnen geworden über Nacht?“
James lacht: „Ja, ich schätze das kommt ungefähr hin.“

Mehrere Paar Schritte ertönen auf der Holztreppe im Flur, und James dreht sich um, und sieht, wie Sirius durch die offene Tür schlendert. Hinter ihm versteckt erkennt er einen ziemlich müden und unordentlich aussehen Regulus. James wendet sich sofort wieder seinem Teller zu. Diese verdammt Schwärmerei aus seinem dritten Jahr sollte er wirklich langsam vergessen. Das hier ist Sirius kleiner Bruder verdammt. Sirius Bruder ist sicher nicht attraktiv. Großartig, jetzt ist er rot geworden.
„Ich komm gleich wieder“, nuschelt er, bevor er vom Tisch aufspringt und ins Badezimmer verschwindet. Er hält sich mit beiden Händen am Waschbecken fest, um wieder zu Sinnen zu kommen und starrt sich selbst im Spiegel an. Ja, er ist definitiv Hals über Kopf in Lily Evans verliebt, aber das bedeutet ja nicht, dass Regulus Black nicht verdammt gut aussieht.
Er schüttelt den Kopf, wirft sich schnell eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht und wandert zurück in die Küche. Sirius sitzt auf dem Eckstuhl, Regulus zwischen ihm und James Mutter. James lässt sich wieder auf seinen neuen Platz neben seinem Vater fallen und schaufelt Essen auf seinen Teller, wie immer, als habe er gerade keinen akuten Nervenzusammenbruch abwenden müssen.

„Fleamont, leg die Zeitung weg, solang wir essen.“, tadelt Mrs. Potter ihren Mann, „Wir haben sowieso schon kaum Platz, der Tagesprophet ist jetzt wirklich nicht hilfreich.“
„Ich finde wir sollten James einfach auf dem Boden essen lassen, da endet die Hälfte seines Essens sowieso immer“, schlägt Mr. Potter lachend vor, während er seine Zeitung zusammenklappt und weglegt.
„Hey!“, lacht James protestierend.
„Dein Vater hat absolut recht Jamie“, erklärt Mrs. Potter schmunzelnd, sehr zum Missfallen ihres Sohnes, „Ich denke aber, dass es besser ist, wenn wir alle am Tisch essen, was sollen die beiden Jungen denn von uns denken, wenn wir James mit seinem Teller auf den Boden schicken?“
„Naja, ich habe es versucht“, Mr. Potter dreht sich etwas in seinem Stuhl und schaut nun lächelnd zu Sirius, „Sirius, es passiert zwar nicht gerade unter den besten Umständen, aber es ist wirklich schön dich wieder zu sehen. Ich kann einfach nicht glauben, dass das alles in der einzigen Nacht seit Monaten passiert ist, in der ich nicht Zuhause war.“
Sirius lächelt ihn dankbar an und wirft Regulus einen kurzen Blick zu, der mit seinen Augen das Frühstück vor ihm fixiert. „Kannst du mir vielleicht deinen Bruder vorstellen? Schließlich habe ich bis jetzt kaum mehr als ein paar vereinzelte Geschichten über ihn gehört.“
„Geschichten huh?“, Sirius wirft James einen kurzen Blick zu, der jedoch so tut, als habe er ihn nicht bemerkt, „Na gut, das hier ist mein etwas nerviger, zwei Jahre jüngerer Bruder Regulus.“
Regulus schaut ihn genervt an, sagt aber nichts. James Vater lächelt warm.
„Es ist wirklich schön dich kennen zu lernen Regulus“, er schaut zwischen den beiden Brüdern hin und her, „Wow, ihr zwei seht euch wirklich auffällig ähnlich.
Sirius lehnt sich zu James hinüber „Also ich weiß leider, woran das liegt.“ James bricht in Lachen aus, würgt seinen Ausbruch jedoch herunter, als er den strengen Blick seiner Mutter sieht. Die zwei Jungen grinsen immer noch, als sie sich wieder ihrem Frühstück zuwenden und sich auf vielsagende Blicke beschränken.
„Regulus Darling, du hast ja noch gar nichts gegessen“, kommentiert Mrs. Potter, „Hast du keinen Hunger?“
„Entschuldigung“, murmelt Reg, nimmt die Gabel in seine Hand und beißt ein kleines Stück von seinem Rührei ab. Er kämpft sichtlich damit den Bissen herunterzubekommen.
„Du brauchst dich doch nicht entschuldigen“, tröstet Mrs. Potter den Jungen, „Du musst nichts essen, wenn du gerade nicht möchtest.“
Er nickt, isst aber trotzdem ein weiteres, winziges Stück Rührei, obwohl er aussieht, als fühle er sich wirklich unwohl. Sirius lehnt sich wieder zu James und flüstert: „Siehst du, ich habs dir doch gesagt.“ James will antworten, hält sich aber zurück, weil er nicht schon wieder von seiner Mutter gemaßregelt werden will. Sie hasst es, wenn am Tisch geflüstert wird. Und es gibt später noch genug Zeit, um darüber zu reden.

Mrs. Potter schaut Regulus verständnisvoll an, bedrängt ihn aber nicht weiter. Jeder der James Mutter auch nur ein bisschen kennt, weiß, dass sie alles daran setzen wird dafür zu sorgen, dass es dem jüngeren Black gut geht, auch wenn sie ihm bis vor 24 Stunden noch nie begegnet war. Es ist ihr komplett egal, dass sie ihn nicht kennt.
In den nächsten 20 Minuten oder so versucht James, mehr oder weniger erfolgreich, verschiedene Konversationen mit seinem Vater und Sirius am Laufen zu halten, um keine unangenehme Stille entstehen zu lassen. Seine Mutter beteiligt sich kaum, sie ist damit beschäftigt Regulus besorgte Blicke zuzuwerfen, welcher es tatsächlich schafft, die Hälfte der Portion Eier auf seinem Teller herunterzuwürgen.
Sein Vater steht auf und deutet auf James leeren Teller, „Bist du fertig?“
James nickt und sein Vater deutet auf Sirius, „Und du?“
Auch Sirius nickt und Mr. Potter sammelt die beiden Teller ein und stellt sie zusammen mit seinem ins Spülbecken, ohne Regulus oder seine Frau gefragt zu haben.
James schaut fragend zu seiner Mutter: „Können wir aufstehen?“
Seine Mutter seufzt, nickt aber, „Ja, könnt ihr. Regulus, du kannst auch gehen, wenn du keinen Hunger mehr hast.“
Sirius steht nicht auf, sondern wartet auf die Antwort seines Bruders.
„Vielen Dank“, sagt dieser, bevor er zu Sirius hinüberschaut.
Sirius springt auf, James und Regulus folgen ihm, als sei er ihr Anführer. Naja, James folgt ihm nicht wirklich, er versucht einfach sein Tempo anzupassen. Er merkt, dass Sirius Regulus nicht zurücklassen will und läuft deswegen ein paar Zentimeter hinter dem Jüngeren. Die Drei laufen die Treppe hoch und Regulus verschwindet postwendend und ohne Kommentar in sein Zimmer. Sirius lässt sich rückwärts auf sein Bett fallen, James setzt sich neben ihn.

„Du bist nicht so gut gelaunt wie gestern Abend“, kommentiert er.
„Findest du?“ Sirius lacht trocken, „Regulus hat nur exakt drei Worte gesagt und vielleicht vier Bissen gegessen. Und das, obwohl keiner von uns beiden gestern etwas zu Mittag gegessen hat.“
„Ihr hattet kein Mittagessen?“, James glotzt ihn verwirrt an, „Was meinst du damit, dass ihr gestern kein Essen hattet? Wie zur Hölle ist das passiert?“
„Ich hab doch gesagt meine Mutter war wütend, was sonst“, erklärt Sirius, als wäre das absolut selbstverständlich. Danach starrt er wortlos an die Decke.
„Ja, na klar, sorry für meine Dummheit“, antwortet James sarkastisch, „Solche Sachen passieren normalen Kindern nicht. Meine Mum würde ausflippen, wenn sie wüsste, dass eure euch nichts zu essen gibt.“
„Ja, das klingt auf jeden Fall nach ihr“, seufzt Sirius.
„Hast du gesehen, wie sie Regulus beobachtet hat beim Frühstück? Sie war wirklich unzufrieden, weil er nicht gegessen hat.“
„Naja, sie war nicht wütend oder so“, Sirius schaut ihn ernst an, „Sie war einfach besorgt.“
„Ich hab nie gesagt, dass sie wütend war“, macht James deutlich, „Sie wird den ganzen Tag zwischen seinem Zimmer und der Küche pendeln und ihm so oft Essen bringen, bis er aufgibt und es tatsächlich isst.“
„Er wird sicher nichts essen.“ Sirius schüttelt den Kopf, „Aber ich wünsche ihr viel Glück.“
„Ich glaube du wärst überrascht, wie hartnäckig sie sein kann.“
Sirius schaut ich nicht an, er starrt ins Leere, bevor er sich aufrappelt, zu seinem Koffer läuft und Papier und eine Feder rausholt, „Ich werd mal Moony schreiben und ihn auf den neusten Stand bringen.“
„Ich bin mir sicher, dass er sich freut“, James steht auf und läuft zu seinem eigenen Bett rüber, „Ich werde…irgendwas machen schätze ich. Ich weiß noch nicht was, aber definitiv irgendwas.“
„Na dann viel Spaß bei irgendwas Prongs.“
James lacht, „Danke Pads.“
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Regulus fühlt sich, aus Mangel an passenderen Worten, schrecklich.

Beim Frühstück hat er praktisch bewegungslos auf seinem Stuhl gesessen und allerhöchstens eine Hand voll Rührei geschafft. Er weiß, dass Mrs. Potter ihr die ganze Zeit im Auge behalten hat und er kann nicht einschätzen, ob sie wütend war oder nur besorgt, aber er hat das ungute Gefühl, dass sie sauer war.

Vor zehn Minuten oder so hat sie vom Treppenabsatz aus gerufen, dass die Jungen runterkommen müssen, wenn sie etwas zu Mittag essen möchten, was Regulus offensichtlich nicht will. Er bliebt lieber oben im Gästezimmer, Hunger hat er sowieso keinen. James und Sirius Schritte hat er im Flur gehört, sie sind also gegangen und bis jetzt nicht zurückgekommen.
Er zuckt heftig zusammen als plötzlich jemand an seine Tür klopft, „Komm rein.“
Mrs. Potter öffnet vorsichtig die Tür, stoppt aber nachdem sie ein paar Schritte in den Raum gemacht hat. „Bist du beschäftigt?“
Er schüttelt den Kopf und rutscht auf seinem Bett weiter nach hinten, falls sie Platz nehmen will. Er hatte anscheinend recht, nur einen Moment später sitzt sie bereits neben ihm.

„Geht es dir gut Regulus?“, fragt sie und trifft ihn damit unvorbereitet.
„J-ja, mir geht es gut“, antwortet er schnell und kann ein kurzes Stottern nicht unterdrücken. Seine Mutter wäre deswegen unglaublich wütend geworden.
„Könntest du vielleicht ein bisschen näher rutschen? Nur ganz kurz“, fragt sie vorsichtig. Er bewegt sich ein paar Zentimeter in ihre Richtung und sie legt ihre Hand auf seine Stirn. Vor Angst beginnt er leicht zu zittern. „Ich versuche nur herauszufinden, ob du Fieber hast Darling, alles gut.“
„Entschuldigung“, murmelt er.
„Hm, deine Stirn ist definitiv nicht zu warm“, deduziert sie, „Bist du dir sicher, dass es dir gut geht? Du hast nichts gegessen und du siehst ein bisschen blass aus.“
„Es geht mir gut“, versucht er ihr zu versichern, aber sie kauft ihm die Antwort nicht ab.
Sie wartet einen Moment, bevor sie weiterspricht: „Ich weiß, dass die Umstände momentan nicht wirklich ideal sind, aber solang du hier bei uns bist, will ich, dass es dir so gut wie möglich geht.“

Er nickt, seine Aufmerksamkeit richtet sich aber auf Sirius, der in genau diesem Moment durch die Zimmertür kommt. „Hi Mrs. Potter!“, er winkt fröhlich, „Hey Reg, geht´s dir gut?“
„Natürlich Sirius“, seufzt der Jüngere genervt. Mrs. Potter reicht definitiv aus, er braucht nicht auch noch einen Bruder, der ihm wegen seines Verhaltens in den Ohren liegt.
„Es geht dir ganz sicher nicht gut Reg“, er lehnt sich gegen den Türrahmen und verschränkt die Arme vor der Brust, „Es bringt niemandem etwas, wenn du uns immer wieder anlügst.“
Regulus verdreht die Augen, „Hör auf, es geht mir wirklich gut.“
„Es gibt hier Leute, die versuchen dir zu helfen“, versucht Sirius es erneut. Er legt so viel Verständnis in seine Stimme wie er kann, doch er dringt kein bisschen zu seinem Bruder durch, „Es ist in Ordnung Hilfe anzunehmen.“
„Ich brauche keine Hilfe!“, ruft er praktisch zurück, seine Stimme überraschend rau, „Hör auf Sirius!“
„Regulus“, warnt Mrs. Potter in einem ruhigen Ton, den er von ihr so noch nie gehört hat. „Sirius, nimm James mit und verschwindet für eine Weile. Und mach die Tür hinter dir zu, wenn du gehst Schatz.“
Er nickt und verlässt den Raum.
Regulus atmet einmal tief durch, bevor er wieder zurück zu Mrs. Potter schaut und ihren Blick auffängt. „Entschuldigung.“

„Es ist alles in Ordnung Regulus.“ Sie legt eine Hand auf sein Knie, „Ich weiß, dass das hier eine schwierige Situation für dich ist, Darling, und obwohl die Art und Weise, mit der Sirius versucht hat mit dir zu reden, etwas taktlos war, muss ich ihm zustimmen. Wenn irgendwas nicht in Ordnung ist oder es dir nicht gut geht, dann will ich für dich da sein und dir helfen“, sie lächelt warm, „Ich bin jetzt so etwas wie deine neue Mutter, und ich habe Sirius das gleiche gesagt, das ich auch dir jetzt sagen werde, als er vor ein paar Jahren zum ersten Mal hier war: Wenn du jemals irgendwas brauchst, egal was, dann kannst du immer zu mir kommen, ok?“
Regulus starrt sie an und versucht zu verarbeiten was sie gerade gesagt hat. Fürsorge ist ein total fremdes und abstraktes Konzept für ihn, vor allem elterliche. Er ist mit ihrem tatsächlichen Sohn nicht einmal wirklich befreundet und sie hat absolut keinen Grund sich um ihn zu kümmern. Wieso sollte sie auch?

„Willst du vielleicht eine Umarmung Darling?“, bietet sie an und Regulus Körper verkrampft sich wie auf Kommando. Eigentlich würde er wirklich gern nein sagen, er ist kein besonderer Freund von spontanem Körperkontakt, aber nach allem das sie gerade gesagt hat, fühlt er sich schlecht nein zu sagen.
„Uh, ich- ich meine-“, stottert er und sie scheint zu spüren, was er denkt.
„Es ist in Ordnung, du musst dich nicht schlecht fühlen nein zu sagen“, tröstet sie ihn, „Zwischen mir, Sirius und James werden eine Menge Umarmungen ausgetauscht in diesem Haus. Ich verspreche dir, dass es mich nicht stört, einfach hier mit dir zu sitzen und zu sprechen.“
Seine Schultern sacken nach unten, als die Anspannung seinen Körper verlässt, bei dem Gedanken, dass er in nächster Zeit nicht dazu gezwungen werden würde mit irgendwem direkten Körperkontakt auszutauschen. Trotzdem sieht es nicht aus, als plane sie aufzustehen und zu gehen.

„Also, du musst hungrig sein, wann hast du zum letzten Mal etwas gegessen? Gestern zu Mittag?“
Regulus schüttelt langsam den Kopf, obwohl er vermutet, dass die Information ihr gar nicht gefällt.
„Nein?“, hakt die nach, „Wann denn dann, Darling?“
„Frühstück gestern“, seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Er schämt sich, als sei er derjenige gewesen der ihn in seinem Zimmer eingesperrt hätte.
„Bei Merlin!“, flucht sie, „Das ist nicht gut. Warte hier, ich bring dir etwas hoch. Hast du Lust auf irgendwas bestimmtes?“
Er schüttelt hektisch den Kopf: „Du musst mir nichts bringen.“
„Mache ich aber trotzdem“, sie lächelt, „Also nichts bestimmtes?“
„Nein, vielen Dank.“
„Ok, ich bin gleich zurück Darling“, sagt sie noch, bevor sie aus dem Raum huscht.

Regulus seufzt und zieht die Knie an die Brust, als er realisiert, was gerade passiert ist. Er kann einfach nicht nachvollziehen, wieso sie so nett zu ihm ist. Das ergibt absolut keinen Sinn. Er ist schließlich erst seit einem Tag hier. Aber es ist irgendwie schön jemanden neben seinem Bruder zu haben, der sich um ihn sorgt.
Sie kommt einige Minuten später zurück, in ihren Händen eine überfüllte Servierplatte balancierend, die sie vor ihm auf dem Bett abstellt. „Ich wusste nicht was du gern isst, also habe ich einfach von allem ein bisschen mitgebracht“, erklärt sie zuversichtlich, „Du kannst dir ja einfach etwas nehmen, wenn du hungrig wirst.“
„Hier? Im Gästezimmer?“, fragt er skeptisch nach. Zuhause darf er nie irgendwo anders als am Esstisch essen.
Sie nickt, „Natürlich, außer du möchtest gern mitkommen und unten am Tisch essen. Du darfst essen, wo auch immer du willst.“
„Danke“, er schenkt ihr eines seiner seltenen, kleinen Lächeln, woraufhin ihr Lächeln nur noch breiter wird.

Etwas fängt aus dem Augenwinkel ihren Blick ein, aus der Richtung seines Nachttisches, „Du spielst Klavier?“
Er nickt selbstbewusst, glücklich, dass sie die einzige Fähigkeit seinerseits bemerkt hat, auf die er tatsächlich etwas stolz ist.
„Ich kann nicht glauben, dass du das nicht erwähnt hast!“, erklärt sie begeistert, „Wir haben ein Klavier in einem eigens dafür eingerichteten Musikzimmer, ich habe viel darauf gespielt als ich noch jünger war. Seit James auf die Welt gekommen ist habe ich es leider nicht mehr angefasst und er hatte als Kind keinerlei Interesse an Kunst oder Musik. Ich werde dafür sorgen, dass es ein wenig gereinigt und neu gestimmt wird für dich.“
Regulus strahlt vor Begeisterung, „Vielen Dank!“ Das eröffnet eine ganze Welt neuer Möglichkeiten für ihn, er hat noch nie auf einem Klavier gespielt, das nicht Zuhause oder in Hogwarts steht. In der Schule ist so viel los, dass er nie wirklich seine Ruhe hat und auf die bissigen Anweisungen seiner Mutter kann er definitiv verzichten. Hier könnte es ihm vielleicht gefallen.
„Natürlich Darling“, sie legt eine ihrer Hände auf sein Knie, „Ich muss heute noch ein paar Dinge im Haus erledigen, falls du irgendwas brauchst, komm einfach zu mir, ok?“
„Ja“, versichert er ihr und muss sein inzwischen standardisiertes `Ja, Mutter´ unterdrücken.
„Ich meine es ernst Regulus“, sie steht auf, „und wenn einer der Jungen dich stört, lass es mich wissen.“
„Werde ich“, antwortet er zuversichtlich. Sie lächelt, bevor sie das Zimmer verlässt und die Tür hinter sich schließt. Er bleibt auf seinem Bett zurück, mit einem riesigen Teller voller Essen und einem ungewöhnlich guten Gefühl im Magen. Es geht ihm sicherlich nicht perfekt, aber auf jeden Fall besser, als bevor sie reingekommen ist.

Vielleicht hasst er seine momentane Situation doch nicht so sehr, wie er anfangs dachte.

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