To Build A Home - Deutsche Übersetzung

Harry Potter - J. K. Rowling
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To Build A Home - Deutsche Übersetzung
Summary
*Sirius hält einen Moment inne, bevor er einen Schritt zurück macht, um seinem Bruder in die Augen sehen zu können. Er hält ihn weiterhin mit starkem Griff an den Schultern fest, in dem Wissen, dass der Jüngere ohne seine Unterstützung vornüberkippen würde. „Komm mit mir.“ Regulus schüttelt schockiert den Kopf, „Ich- nein ich- ich kann nicht.“ „Ich will aber nicht ohne dich gehen,“ sagt Sirius, „Ich kann dich nicht hierlassen, komm mit mir Reg, bitte.“* Sirius hat immer sich immer geschworen, dass er Regulus niemals allein lassen würde. Egal was seine Mutter getan oder gesagt hat, oder mit wie vielen Flüchen sie ihn belegt hat, er hat immer versucht seinen kleinen Bruder zu beschützen. Und er hat nicht vor daran etwas zu ändern.Autorisierte Übersetzung der gleichnamigen Fanfiktion von bethanyisinjail!
Note
Heyy! Ich möchte euch hiermit offiziell zu meiner ersten Übersetzung begrüßen :)Vor ein paar Monaten habe ich auf "Archive of Our Own" diese wundervolle Geschichte gefunden und alle 317906 Wörter in wenigen Tagen verschlungen. Sie gehört ohne Zweifel auf die Liste meiner Lieblingsfanfiktions (und die Plätze auf dieser Liste werden keinesfalls leichtfällig vergeben). Ich wollte mich schon eeeewig an eine eigene Übersetzung setzen und jetzt ist meiner Meinung nach der perfekte Zeitpunkt, also habe ich die wundervolle bethanyisinjail kontaktiert und nach der Erlaubnis gefragt mir ihre Geschichte vorzunehmen und jetzt stehen wir hier und ich präsentiere euch das erste Kapitel.Diese Fanfiktion entfernt sich von der kanonischen Erzählung über die Marauder ("Rumtreiber"), als Sirius Black von Zuhause wegläuft und, anders als im Original, seinen kleinen Bruder Regulus mitnimmt. Sie flüchten zu den Potters und lernen zum ersten Mal in ihrem Leben, was es heißt eine echte Familie zu haben.Da es sich hierbei um eine Übersetzung handelt, gehören natürlich alle Rechte entweder J.K. Rowling persönlich, oder bethanyisinjail, ich bin nur die deutsche Feder hinter diesem Projekt. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich nicht auf den einen oder anderen Kommentar hoffe :) Alle Kommentare die den Inhalt der Fanfiktion thematisieren, versuchte ich so schnell wie möglich zu übersetzen und an bethanyisinjail weiterzuleiten. Am Ende wird die Geschichte ungefähr 124 Kapitel haben, von denen ich versuchte jede Woche mindestens eins hochzuladen. Mal schauen ob ich das schaffe, aktuell bin ich noch ziemlich optimistisch. Jetzt möchte ich euch aber nicht länger das erste Kapitel vorenthalten! Viel Spaß beim Lesen :)(Für alle die Englisch können, hier die originale Einleitung zur Fanfiktion von bethanyisinjail: "Hi!! so i wrote a canon fic about sirius getting kicked out, but in doing so i grew such a love for regulus i had to write one where he got his freedom too. good news, i do not care about canon in the slightest, so if something seems wrong it probably is, i'm writing I'll do what makes me happythis is largely in reg's pov, but it shifts occasionally so it's not tagged that. it's completely reg-centric tho, so i'm hoping this reaches the extremely niche group of people who care about him as much as i dohope this scratches that hyperspecific fic interest!!title song: 'To Build A Home' by The Cinematic Orchestra. i totally recommend it.)"Trigger Warnung für dieses Kapitel: Kindesmissbrauch
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Ich passe auf dich auf

Mrs. Potter verschwindet kurz aus dem Zimmer und kommt einen Moment später mit etwas zurück, das aussieht wie ein Erste-Hilfe Kasten. Sie lächelt Regulus an und schickt Sirius und James aus dem Zimmer, mit dem Auftrag die beiden Koffer nach Oben in die Zimmer zu bringen und plötzlich ist der Jüngere ganz allein mit ihr im Wohnzimmer. Er weiß, dass er sich unglaublich unhöflich verhält, vor allem nachdem die Potters ihn so freundlich aufgenommen haben, aber er möchte sich wirklich nicht mit Mrs. Potter unterhalten, solang er es irgendwie vermeiden kann. Er hat nichts gegen sie als Person, ganz im Gegenteil, sie wirkt wie eine wahnsinnig zuvorkommende und fürsorgliche Frau, aber Regulus hasst es einfach generell sich mit Menschen zu unterhalten.

Sie setzt sich neben ihm auf das Sofa und stellt ihren kleinen Lederkoffer auf dem flachen Wohnzimmertisch ab. Nach wenigen Sekunden der Suche kramt sie eine kleine Phiole aus einer der Seitentaschen. „Als ich jünger war und noch gearbeitet habe, war ich eine Heilerin“, erklärt sie ihm, „Dieses Tinktur sollte dabei helfen schnell den fiesen Schnitt in deinem Gesicht zu heilen, Darling. Darf ich? Es tut normalerweise nicht weh.“
Regulus nickt, schafft es aber trotzdem nicht sein Zusammenzucken zu unterdrücken, als sie ihre Hand in Richtung seines Gesichts bewegt.
„Es tut mir leid“, sie wartet kurz, um ihm einen Moment zu geben sich zu sammeln, „Es sollte nicht länger als ein paar Sekunden dauern, versprochen.“
Er nickt erneut, dieses Mal zögerlicher als vorher und sie schüttet ein paar Tropfen aus der kleinen Phiole auf ein Wattepad, das sie danach zart auf die Verletzung tupft. Sie hatte recht, es dauert kaum fünf Sekunden und es tut nicht weh, er spürt nur ein seltsames Prickeln auf seiner Wange.

„Wie alt bist du Darling?“, fragt sie ruhig und tupft mit der Watte noch auf zwei weitere Stellen in seinem Gesicht. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er noch mehr Wunden hat.
„14“, antwortet er leise. Er ist sich ziemlich sicher, dass das das erste Mal ist, dass sie ihn sprechen hört.
„Also sind du nur Sirius nur ein Jahr voneinander getrennt?“
„Zwei“, korrigiert er und sie nickt verstehend.
„Ah, ja, stimmt, ich vergesse immer, dass Sirius fast ein Jahr älter ist als James“, sagt sie, gefolgt von einem kleinen Lachen.
Regulus senkt unbeholfen seinen Blick und weiß nicht was er sagen soll. Oder ob er überhaupt etwas sagen soll.
Mrs. Potter lehnt sich zurück und lächelt: „Fühl sich dein Gesicht besser an? Die Verletzungen sehen auf jeden Fall besser aus als vorhin.“
Regulus nickt erneut. Dieses Mal meint er es ernst.
„Gut, prima“, sie hält kurz inne, „Wir haben ein gemütliches Gästezimmer oben, das kannst du gerne haben. Ich schätze Sirius schläft wie immer in den Extrabett, das in James Zimmer steht, die zwei sind schwierig voneinander zu trennen. Ihr Zimmer ist direkt neben dem Gästezimmer. Komm mit, ich werde es dir zeigen.“
Sie steht auf und reicht ihm eine helfende Hand. Wie bereits beim letzten Mal, nimmt er sie nicht an, aber er steht trotzdem auf und folgt ihr langsam die Treppe hinauf. Als sie den Flur durchqueren kann er hinter einer der weißen Holztüren Sirius und James reden hören. Naja, zugegebenermaßen nur James, aber die Vermutung liegt nahe, dass er sich mit Sirius unterhält.

Mrs. Potter öffnet die Tür direkt daneben und offenbart einen kleinen, aber sehr gemütlichen Raum, mit einem großen Bett in der Mitte, wie sie angekündigt hatte. Sie gestikuliert in Richtung der vielen roten Kopfkissen und Regulus nimmt auf der ebenfalls roten Tagesdecke Platz. Er ist ziemlich überrascht, als James Mutter sich an das Fußende setzt.
„Ich weiß du willst jetzt vermutlich nicht reden, also werde ich dich hier erst einmal allein lassen“, erklärt sie ruhig, „Aber du kannst mir vertrauen, wenn ich dir sage, dass ich nur das Beste für dich will, deshalb möchte ich dich noch etwas fragen, bevor ich gehe: Ist irgendetwas passiert, bevor du hierhergekommen bist? Du siehst einfach wirklich blass aus Darling und ich habe Angst, dass ich dich hier sitzen lasse, obwohl es dir schlecht geht.“
Regulus zieht tatsächlich eine Sekunde lang in Erwägung ihr vom Fluch seiner Mutter zu erzählen, aber seine Eltern haben ihm immer verboten über das zu sprechen, was Zuhause passiert, deshalb entschiedet er sich schnell dagegen. Er schüttelt den Kopf, obwohl er erkennt, dass sie ihm die Lüge nicht abnimmt.
„Ok, dann werde ich wieder ins Wohnzimmer gehen“, gibt sie nach, „Hast du vielleicht Hunger? Soll ich dir einen Snack hochbringen, damit du nicht bis zum Abendessen warten musst?“
Regulus schüttelt wieder den Kopf. Er will einfach nur allein sein, um endlich seine gespannten Nerven beruhigen zu können.
„In Ordnung, komm einfach runter, wenn du irgendetwas brauchst oder über irgendetwas reden möchtest Darling.“ Ihr Lächeln ist warm und einladend, als sie schließlich aufsteht und den Raum verlässt. Endlich.

Er zieht seine Beine hoch zur Brust, umklammert sie mit zitternden Armen und vergräbt seinen Kopf zwischen den Knien, in dem hoffnungslosen Versuch die Welt um ihn herum auszublenden und zu sortieren was in den letzten Stunden alles passiert ist. Es ist einfach zu viel, viel zu viel. Plötzlich ist er an einem völlig fremden Ort und hat keine Ahnung was als nächstes passieren wird. Schon als kleines Kind haben ihn Situationen wie diese fertig gemacht.

Die verdammte Tür öffnet sich schon wieder und Sirius läuft herein, ein breites Lächeln auf dem Gesicht. „Hey, der Schnitt sieht ja schon viel besser aus“, kommentiert er, zu Regulus Wange gestikulierend, und setzt sich neben ihn aufs Bett, „Wie geht´s dir mit all dem hier, Reg?“
Der Jüngere zuckt mit den Schultern und schüttelt kurz den Kopf.
„Das ist keine Antwort“, seufzt Sirius, „Ich will einfach nur wissen, ob du ok bist. Ich habe dich heute viel hin und her geschoben und ich habe das Gefühl ich sollte mich vergewissern, dass du dich über Wasser hältst.“
Regulus hält einen Moment inne, bevor er antwortet: „Schlecht.“
Sirius Lächeln fällt in sich zusammen und er sieht plötzlich traurig aus. „Verdammt, es tut mir leid. Ich fühle mich wirklich mies bei dem Gedanken, dass ich sie nicht davon abhalten konnte dich mit diesem Fluch zu treffen und ich hätte dich wirklich nicht durch halb England schleifen sollen danach. Scheiße, es tut mir echt leid Reg.“
Regulus weiß nicht was er sagen soll. Er weiß die Entschuldigung seines Bruders zwar sehr zu schätzen, aber eigentlich war es nicht wirklich seine Schuld. Schließlich war er selbst derjenige, der viel zu laut die Treppe runter gerannt ist, anstatt in seinem Zimmer zu bleiben, wie man von ihm verlangt hatte.
„Ich weiß, du kennt die Potters noch nicht,“ spricht Sirius weiter, „aber du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass sie ohne Frage die nettesten Menschen sind, denen ich jemals begegnet bin und ich bin mir sicher, dass Mr. und Mrs. Potter dich lieben werden. Es wird dir hier bestimmt irgendwann gefallen, auch wenn du keine Veränderungen magst.“
„Lass mich“, würgt Regulus ihn ab und verdreht die Augen. Sirius kennt ihn gut genug, um zu verstehen, dass seine genervte Haltung nur gespielt ist.
Mach am besten ein Nickerchen vor dem Abendessen, vielleicht geht es dir danach schon besser.“ Sirius lächelt und verwuschelt die Haare seines kleinen Bruders, doch Regulus schaut ihn nur skeptisch an. Wie soll er denn schlafen und sich sicher sein, dass er es schafft zum Essen pünktlich unten am Tisch zu sitzen? „Alles gut Reg, hier läuft es nicht so wie bei unserer Mutter“, liest Sirius seine Gedanken, „irgendwer wird kommen und dich wecken, keine Angst.“

Er nickt und sein Bruder steht auf und läuft zurück in Richtung der Tür, stoppt jedoch kurz und dreht sich nochmal um: „Ich bin direkt nebenan, klopf einfach gegen die Wand, wenn wir zu laut sind, dann werde ich dafür sorgen, dass James die Klappe hält. Hab dich lieb Reg.“
Sirius wartet nicht auf eine Antwort, in dem Wissen, dass er sowieso keine bekommen hätte, er verlässt einfach das Zimmer und schließt leise die Tür hinter sich.
Regulus hat kein Interesse daran sich hinzulegen, seine aufgeriebenen Nerven würden sowieso nicht zulassen, dass er schläft. Er ist an einem Ort, den er nicht kennt, umgeben von Menschen, die er nicht kennt, in einem Bett, das nicht sein eigenes ist. Bereits eine dieser Tatsachen würde ausreichen, dass er kein Auge zumacht, von allen dreien ganz zu schweigen.

Er klettert von der Matratze und schleicht durchs Zimmer zu seinem Koffer, in der Hoffnung, dass ihn niemand hört und kommt, um nach ihm zu sehen. Mit vorsichtigen Fingern öffnet er seinen Reisekoffer und kramt eine Sekunde darin herum, bis er das einzige Klavierbuch findet, dass Sirius ihm eingepackt hat. Er setzt sich im Schneidersitz zurück auf das Bett, öffnet das Buch vor sich und beginnt eine Art Luftklavier zu spielen. Natürlich ist es nicht so entspannend wie echtes Klavierspielen, aber es gibt ihm wenigstens einen kleinen Teil seiner Normalität zurück. Es erinnert ihn an die vielen Nächte, in denen er genau so in seinem Zimmer im Grimmauldplatz gesessen hat und heimlich die Lieder geprobt hat, die seine Eltern ihm verboten haben.
Viel näher an Normalität kommt er heute wohl nicht.

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„Zissa, der Brief hier ist für dich“, Lucius kommt aus dem Nebenraum geschlendert und reicht ihr ein geschlossenes Kuvert.
Narzissa beäugt ihn skeptisch, steht auf und nimmt das Papier entgegen, „Ich habe keinen Brief erwartet. Wer hat ihn gebracht?“
„Greyser, einer der Vögel deiner Tante“, Lucius macht es sich auf dem Sofa bequem und seine Frau tut es ihm gleich.
Sie bricht vorsichtig das Wachssigel der Blacks und öffnet den Brief und erkennt sofort die kratzige Handschrift ihrer Tante. Die Nachricht ist überraschend kurz:

`Narzissa Black,
Du wirst unter keinen Umständen irgendeine Art von Kontakt zu deinen verräterischen Cousins aufnehmen, bis sie sich wieder unter meinem Dach befinden. Sie haben sich als genauso verdorben herausgestellt wie deine ehemalige Schwester.
Ich werde dich im Auge behalten.´

Für einige Sekunden ist sie nur dazu in der Lage auf den Zettel in ihrer Hand zu starren, wären ihr Gehirn versucht die einzelnen Teile zusammenzusetzen. Sirius UND Regulus? Verräter? Und sie wohnen NICHT mehr bei ihren Eltern?
„Das ergibt absolut keinen Sinn“, murmelt sie gedankenlos und liest die knappe Mitteilung wieder und wieder durch, „Nein, nein das ergibt keinen Sinn.“
Lucius legt einen Arm über ihre Schultern und sie wirft ihm einen tränenverschwommenen Blick zu. Sie weiß nicht so genau, wieso sie plötzlich weint, schließlich kann sie nicht behaupten, dass die Nachricht sie besonders traurig macht. Es liegt vermutlich an dem Schock, es kann einfach nicht wahr sein. Die Sache mit Sirius klingt logisch, aber Regulus? Er würde niemals weglaufen.
„Ist alles ok, Schatz?“ Er schaut sie besorgt an, nimmt seine zweite Hand und legt sie auf ihre tränennasse Wange. Sie lehnt sich in die Berührung, genießt seine unerwartete, liebevolle Geste.
„Ja, ich bin einfach,“ sie zögert kurz und wirft einen kurzen Blick auf den Brief, wie um sich zu versichern, dass sie ihn sich nicht eingebildet hat, „Ich glaube ich bin einfach geschockt.“
Er nickt verständnisvoll. „Wirst du versuchen ihnen zu schreiben?“
„Ich habe absolut keine Ahnung wo sie sind Lucius“, sie versucht tief durchzuatmen, „Eine Eule in eine unbekannte Richtung zu schicken ist nie eine gute Idee, das weißt du genauso gut wie ich. Wir wissen nicht wer den Vogel vielleicht abfängt.“
„Es ging mir mehr um die Frage, ob du vorhast dich an die Anweisungen deiner Tante zu halten“, korrigiert er sie.
„Nein, definitiv nicht“, legt sie mit einer Stimme fest, die wesentlich sicherer klingt, als sie erwartet hatte. Sie schüttelt knapp den Kopf und Lucius lässt die Hand sinken, die vorher auf ihrer Wange lag.
„Bist du dir sicher, dass das-“
„Lucius, hat du auch nur den Hauch einer Ahnung zu was meine Tante fähig ist?“, unterbricht sie ihn und Lucius rutscht ein Stück von ihr weg, „Sie ist schon gefährlich genug, wenn sie NICHT wütend ist, ich kann mir nicht einmal ausmalen, was sie getan hat, das selbst Regulus dazu getrieben hat zu flüchten.“
Ihr Ehemann starrt sie einige Momente an, in seinen Augen steht absolutes Unverständnis. „Zissa, ich bin mir sicher, dass es ihnen gut geht, hat Sirius nicht diesen Freund, bei dem er immer die Ferien verbringt?“
„Ja, die Potters“, sie nickt, „Aber was ist mit Regulus? Er kennt die Potters nicht und fühlt sich vermutlich gerade extrem unwohl. Er ist ja schon im Beisein seiner eigenen Familie total unentspannt, wie soll er sich denn dann zwischen lauter Fremden fühlen?“
„Er ist bestimmt in Ordnung, du machst dir zu viele Gedanken.“
„Du hörst mir nicht zu Lucius!“ Narzissa spring frustriert auf und ballt die Hände zu Fäusten.
Er schaut schuldig zu ihr hinauf, „Es tut mir leid, ich weiß einfach nicht was ich sagen soll Schatz.“
Ihre Frustration löst sich wieder in Tränen auf und ihr Mann steht ebenfalls vom Sofa auf, um sie in seine Arme schließen zu können. Sie vergräbt ihren Kopf in einer Schulter und er reibt beruhigende Kreise auf ihren Rücken. „Alles gut Schatz, es wird alles wieder gut.“
Sie weiß immer noch nicht so genau, wieso sie weint, aber in diesem Moment fühlt es sich an, wie die einzig logische Art ihren Gefühlen ein Ventil zu geben. Die Nachricht, dass die eigenen Cousins verzweifelt genug waren, um von Zuhause wegzulaufen ist nicht gerade einfach zu verdauen. Gott weiß, wo sie gerade sind und ob es ihnen gut geht.
Es ist nicht Sirius, um den sie sich Gedanken macht, er hat sie schon immer an Andromeda erinnert. Aber Regulus? Es muss etwas wirklich Schreckliches passiert sein, damit er ebenfalls keinen anderen Ausweg gesehen hat, als zu flüchten. Das introvertierteste Kind, das ihr je begegnet ist, im Haus von irgendwelchen fremden Leuten? Das klingt nach einem perfekten Rezept für ein Desaster und sie macht sich wirklich Sorgen, dass Sirius zu begeistert von seiner Flucht ist, um zu sehen, wie sehr sein kleiner Bruder zu kämpfe hat.
Ihr ist egal was ihre Tante denkt, nichts wird sie davon abhalten ihre Cousins zu kontaktieren.

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James fährt stetig mit ruhiger Hand durch Sirius schwarze Locken, eine Geste, die der andere sehr zu schätzen weiß. Nur wenige Minuten vorher hatte er sich es in James Bett bequem gemacht und seinen Kopf auf dessen Brust gelegt. Es gibt nichts was James weniger stören könnte, er weiß, dass Sirius manchmal die Anwesenheit anderer Menschen spüren muss um sich sicher zu sein, dass sie noch da sind und nicht vorhaben, zu verschwinden.
„Deine Haare sind wirklich weich“, kommentiert James und lockt ein Lächeln auf Sirius Gesicht.
„Natürlich“, sagt er, „Ich wäre wirklich enttäuscht, wenn du das nicht sagen würdest.“
James lacht: „Na da habe ich aber Glück gehabt!“
Sirius lässt die Stille einen Moment im Raum wirken, bevor er sie mit einem Flüstern durchbricht: „Ich will jetzt nicht zu tiefgründig werden, aber ich mache mir Sorgen um Reg.“
„Warum?“
„Er ist einfach- Er war wirklich seltsam beim Abendessen und er redet nicht mit mir“, erklärt der Ältere.
„Naja, das hier ist ja auch eine wirklich große Veränderung, Pads“, verteidigt James, „Ich würde mir viel eher Sorgen machen, wenn es ihm plötzlich gut gehen würde. Und er war ja schon immer eher reserviert, es ist ja wohl nur logisch, dass er versuch das alles mit sich selbst auszumachen.“
„Ich weiß, aber ich mach mir trotzdem Sorgen“, beharrt Sirius, „Hab ich dir je erzählt wie Familienfeiern bei uns aussehen?“
„Außer, dass dort immer ein Haufen Leute sind, die verdammt makabre Sachen sagen, nicht wirklich“, antwortet James schulterzuckend.
„Tja, das ist so weit, von außen betrachtet, das Wichtigste, würde ich sagen. Aber wenn du meine Cousinen fragst, dann ist das erste, das ihnen einfällt, vermutlich die Tatsache, dass jeder, der sich mit Reg unterhalten will, erst an mir vorbei muss“, erklärt er träge, „Er verhält sich wie mein persönlicher Schatten. Ein Mal habe ich es geschafft mir Zimmerarrest einzuhandeln und war deswegen beim Familientreffen nicht dabei und nach ungefähr zwei Stunden ist Andromeda mit meinem weinenden kleinen Bruder im Arm oben aufgetaucht. Er hatte sich geweigert beim Dinner etwas zu essen, weil ich nicht da war, und wurde deswegen angeschrien. Obwohl er alle unsere drei Cousinen als Unterstützung hatte. Ich glaube er war damals 9 oder so.“
„Wie ich ja gesagt habe, er ist einfach wirklich schüchtern“, stimmt James zu, „Aber du bist doch mit ihm hier, er ist nich allein. Also müsste er doch eigentlich klarkommen, oder?“
„Aber er kennt deine Eltern nicht, er kennt ja dich schon kaum“, versucht Sirius zu verdeutlichen, „Ganz abgesehen von der Tatsache, dass er deinen Vater noch nicht einmal getroffen hat. Ich weiß nicht, vielleicht mache ich mich auch einfach wegen nichts und wieder nichts sinnlos verrückt.“
„Sirius, du hast jedes Recht dir Sorgen zu machen, schließlich kennst du ihn mit Abstand am besten. Aber ich glaube trotzdem, dass er klarkommt. Solang meine Mutter noch ein Wörtchen mitzureden hat, wird sie nicht zulassen, dass es irgendjemandem unter ihrem Dach schlecht geht.“
Sirius muss lachen, „Deine Mutter ist wirklich der netteste Mensch auf diesem Planeten.“
„Hey, nur zu anderen Leuten,“, argumentiert James, „zu mir ist sie fies.“
„Ich kann dir versichern, dass sie nicht fies ist du Vollidiot, sie hat dir nur gesagt, dass du das Geschirr spülen sollst.“
„Das war unfair!“, erklärt er lautstark, halb lachend, halb protestierend, „Mein bester Freund und sein Bruder tauchen hier auf, nachdem sie Zuhause rausgeworfen wurden, und ich werde zum Geschirrspülen verdonnert? Fies.“
Sirius verdreht dramatisch die Augen, „Du bist so ein Baby.“
Plötzlich legt sich eine drückende Stille über das Zimmer und über das Lächeln in James Gesicht huscht ein Ausdruck der Besorgnis. Nach kurzen Zögern durchbricht der Jüngere das Schweigen: „Und was ist mit dir Pads? Wie geht’s dir?“
„Hm?“, er hebt den Kopf, um James besser sehen zu können.
„Naja, du verhältst dich nicht wirklich so, wie man es erwarten würde von jemandem, der gerade von seinen eigenen Eltern aus dem Haus gejagt wurde“, erklärt James vorsichtig, „Wie geht es dir damit?“
„Ganz ehrlich? Wirklich überhaupt nicht schlecht“, äußert er mit einem Schulterzucken, „Ich schätze es würde mir viel schlechter gehen, wenn ich Reg in diesem Horrorhaus allein gelassen hätte. Aber ich kümmere mich gerade einen Scheiß darum was meine Eltern denken. Ich bin einfach froh, dass ich da rausgekommen bin.“
„Es ist absolut unmöglich, dass es dir einfach gut geht, nach allem was heute passiert ist. Das was kurz vor eurer Flucht passiert ist, was Regulus dazu gebracht hat mitzukommen, muss wirklich schlimm gewesen sein für euch zwei.“
Sirius zuckt wieder mit seinen Schultern, hält jedoch inne, um einen Moment nachzudenken. „Ich weiß nicht, ich hab noch nicht wirklich darüber nachgedacht, wie es mir damit geht. Ich fokussiere mich lieber auf Reg, sorge dafür, dass es ihm gut geht und so. Ergibt das Sinn?“
James nickt verständnisvoll: „Ja, ich glaube irgendwie schon.“
Bevor er sich überlegen kann, was er als nächstes sagen will, werden die Jungen von einem zarten Klopfen an der Tür unterbrochen. James ist gerade drauf und dran einfach etwas durchs Zimmer zu rufen, als Sirius aufspringt und zur Tür hechtet. Falls es Regulus ist, will er ihn nicht mit James Gebrüll verschrecken.
Er öffnet die hölzerne Zimmertür und bei der schmalen Gestalt im Flur handelt es sich tatsächlich um seinen schüchternen, ein Buch in den Händen haltenden, kleinen Bruder. Regulus schaut an ihm vorbei zu James, bevor er Sirius ins Visier nimmt. „Entschuldigung.“
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, alles gut“, versichert der Ältere, „Was ist los?“
„Kann ich- ähm- vielleicht reinkommen und mich zu euch setzen?“, fragt er, als erwarte er abgewiesen zu werden, „Ich bin ganz leise, versprochen, ich- ich will einfach nicht allein im Gästezimmer sitzen, schätze ich.“
„Ja klar, du bist hier immer willkommen Reg“, er macht einen Schritt zu Seite, um seinen Bruder reinzulassen, „Du kannst dich auf mein Bett setzen, wenn du willst.“ Er gestikuliert in Richtung des unberührten Extrabetts.
Regulus nickt und macht es sich im Schneidersitz auf den roten Laken bequem. Sirius lächelt zufrieden, durchquert den Raum und wirft sich mit seinem vollen Körpergewicht auf James.
„Au!“, protestiert James lautstark, „Danke dafür!“
„SO schwer bin ich nicht, Idiot“, beschwert Sirius sich, „Du bist einfach zu schwach!“
„Hey, ich bin das Gegenteil von schwach“, entgegnet er, „Ich bin größer und stärker als du!“
„Pff, genau, wie auch immer James“, antwortet Sirius sarkastisch und pausiert kurz, bevor er weiterspricht, „Du hast hoffentlich noch ein paar Geschichten über deinen Sommer auf Lager, ich hab wie immer absolut nichts von der Außenwelt mitbekommen.“
„Darum lasse ich mich sicher nicht zweimal bitten“, lacht James und macht es sich auf dem Rücken bequem, „Du weißt doch, dass ich Peter am Anfang der Ferien gesehen habe, oder?“

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