To Build A Home - Deutsche Übersetzung

Harry Potter - J. K. Rowling
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To Build A Home - Deutsche Übersetzung
Summary
*Sirius hält einen Moment inne, bevor er einen Schritt zurück macht, um seinem Bruder in die Augen sehen zu können. Er hält ihn weiterhin mit starkem Griff an den Schultern fest, in dem Wissen, dass der Jüngere ohne seine Unterstützung vornüberkippen würde. „Komm mit mir.“ Regulus schüttelt schockiert den Kopf, „Ich- nein ich- ich kann nicht.“ „Ich will aber nicht ohne dich gehen,“ sagt Sirius, „Ich kann dich nicht hierlassen, komm mit mir Reg, bitte.“* Sirius hat immer sich immer geschworen, dass er Regulus niemals allein lassen würde. Egal was seine Mutter getan oder gesagt hat, oder mit wie vielen Flüchen sie ihn belegt hat, er hat immer versucht seinen kleinen Bruder zu beschützen. Und er hat nicht vor daran etwas zu ändern.Autorisierte Übersetzung der gleichnamigen Fanfiktion von bethanyisinjail!
Note
Heyy! Ich möchte euch hiermit offiziell zu meiner ersten Übersetzung begrüßen :)Vor ein paar Monaten habe ich auf "Archive of Our Own" diese wundervolle Geschichte gefunden und alle 317906 Wörter in wenigen Tagen verschlungen. Sie gehört ohne Zweifel auf die Liste meiner Lieblingsfanfiktions (und die Plätze auf dieser Liste werden keinesfalls leichtfällig vergeben). Ich wollte mich schon eeeewig an eine eigene Übersetzung setzen und jetzt ist meiner Meinung nach der perfekte Zeitpunkt, also habe ich die wundervolle bethanyisinjail kontaktiert und nach der Erlaubnis gefragt mir ihre Geschichte vorzunehmen und jetzt stehen wir hier und ich präsentiere euch das erste Kapitel.Diese Fanfiktion entfernt sich von der kanonischen Erzählung über die Marauder ("Rumtreiber"), als Sirius Black von Zuhause wegläuft und, anders als im Original, seinen kleinen Bruder Regulus mitnimmt. Sie flüchten zu den Potters und lernen zum ersten Mal in ihrem Leben, was es heißt eine echte Familie zu haben.Da es sich hierbei um eine Übersetzung handelt, gehören natürlich alle Rechte entweder J.K. Rowling persönlich, oder bethanyisinjail, ich bin nur die deutsche Feder hinter diesem Projekt. Das heißt aber natürlich nicht, dass ich nicht auf den einen oder anderen Kommentar hoffe :) Alle Kommentare die den Inhalt der Fanfiktion thematisieren, versuchte ich so schnell wie möglich zu übersetzen und an bethanyisinjail weiterzuleiten. Am Ende wird die Geschichte ungefähr 124 Kapitel haben, von denen ich versuchte jede Woche mindestens eins hochzuladen. Mal schauen ob ich das schaffe, aktuell bin ich noch ziemlich optimistisch. Jetzt möchte ich euch aber nicht länger das erste Kapitel vorenthalten! Viel Spaß beim Lesen :)(Für alle die Englisch können, hier die originale Einleitung zur Fanfiktion von bethanyisinjail: "Hi!! so i wrote a canon fic about sirius getting kicked out, but in doing so i grew such a love for regulus i had to write one where he got his freedom too. good news, i do not care about canon in the slightest, so if something seems wrong it probably is, i'm writing I'll do what makes me happythis is largely in reg's pov, but it shifts occasionally so it's not tagged that. it's completely reg-centric tho, so i'm hoping this reaches the extremely niche group of people who care about him as much as i dohope this scratches that hyperspecific fic interest!!title song: 'To Build A Home' by The Cinematic Orchestra. i totally recommend it.)"Trigger Warnung für dieses Kapitel: Kindesmissbrauch
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Was jetzt?

Regulus hört einen weiteren Schlag von unten, aber der Streit ist zu weit weg, als dass er ihn verstehen könnte. Seine Mutter und Sirius gehen schon seit mindestens 20 Minuten aufeinander los und er hofft wirklich, dass sein Bruder bald aufgibt. Er weiß, dass seine Mutter sicher nicht nachgeben wird.

Er hört etwas zerbrechen und die Schreie werden für einen Moment lauter. Die Neugierde gewinnt schließlich den Kampf gegen Regulus gesunden Menschenverstand, er steht langsam auf und läuft zur Tür, öffnet sie vorsichtig und steckt seinen Kopf durch den Spalt, um besser lauschen zu können. Jetzt kann er die Stimmen klar und deutlich verstehen.
„Du bist eine Schande für diese Familie“, kreischt sie, „alles was du je getan hast ist auf den Namen `Black´ zu spucken. Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich dich noch in diesem Haus wohnen lasse, obwohl ich mich wegen dir immer in Grund und Boden schämen muss.“
„Glücklich?“, Sirius lacht abfällig, „Ich würde es nicht gerade als Glück bezeichnen jeden Tag von zwei verrückten Fanatikern beschimpft zu werden!“
„Wage es bloß nicht so mit mir zu sprechen! Für wen hältst du dich?“, schreit sie, „Wenn du mich weiter so beleidigst, dann wird das das letzte Mal gewesen sein, dass du einen Fuß in dieses Haus gesetzt hast!“
„Klingt verlockend, wenn du mich fragst“, spottet Sirius, „aus dieser Hölle herauszukommen. Ich würde sogar sagen, dass das ganz wundervoll klingt!“

„Dann verschwinde doch!“ Ihre Stimme erreicht eine Oktave, in der sie fast nur noch Fledermäuse verstehen können „Wenn du so weiter machst, will ich dich hier sowieso nie wieder sehen!“
„Perfekt! Absolut fantastisch!“, applaudiert er sarkastisch, „Deinen eigenen Sohn rauszuwerfen hat unglaublich viel Klasse Mutter.“
„Du bist nicht mehr mein Sohn“, spuckt sie förmlich vor seine Füße, „Entweder reißt du dich jetzt zusammen, oder du verschwindest heute Nacht noch aus diesem Haus.“
„Ruderst du jetzt zurück Mutter?“, spottet er, „Du weißt doch, dass- AH!“

Regulus zuckt bei dem Geräusch zusammen und er weiß, dass sie ihn vermutlich nur am Kragen gepackt hat, um ihn näher an sie heranzuziehen. Er kann jedenfalls nicht mehr verstehen was sie sagt, aber er ist sich ziemlich sicher, dass er das auch nicht braucht, um zu wissen, worum es geht. Ein Anflug von Panik beginnt in ihm zu brodeln.

Aus einem unerklärlichen Instinkt heraus stürmt er aus seinem Zimmer, rennt den Gang entlang und ist schon auf halbem Weg die Treppe hinunter, als er hört, wie Sirius auf dem Boden aufschlägt und ihm plötzlich klar wird, was er hier gerade tut. Bevor er jedoch die Möglichkeit hat, zurück nach oben zu stolpern und sich in Sicherheit zu bringen, kommt seine Mutter schon um die Ecke, packt sein Handgelenk und zieht ihn mit sich nach unten.

„Du elendiges Balg!“, herrscht sie ihn an, während sie ihn vor sich schiebt, sodass er ihr direkt ins Gesicht sehen muss. „Du kommst hier herunter, um deinen Verräter von einem Bruder zu verteidigen? Hast du etwa gelauscht, obwohl ich dir explizit befohlen habe in deinem Zimmer zu bleiben?“
Regulus starrt sie einfach nur an, seine Augen vor lähmender Angst weit aufgerissen. Er ist so panisch, dass er kaum verarbeiten kann, was sie sagt und ist sich sicher, dass er nicht in der Lage ist verständliche Sätze zu bilden.
„Antworte mir gefälligst, wenn ich mit dir spreche!“ Sie hat sein Handgelenk inzwischen so fest umgriffen, dass er das Gefühl hat es könnte jede Sekunde brechen.
Er schaut an ihr vorbei zu Sirius, in der Hoffnung, dass sein großer Bruder in der Lage ist ihn aus dieser Situation zu retten, wie er es schon so oft getan hat. Seine Mutter ist bereits unglaublich wütend, ihr dabei zuzuschauen wie ihre Wut immer stärker brodelt, lässt ihn erzittern wie Espenlaub.
„Was-“

Sirius bekommt nur ein einziges Wort heraus, bevor Regulus dafür bezahlen muss. Seine Mutter stößt ihren Zauberstab in seine Richtung und spricht einen zweifellos sehr starken Crucio.
Er kann sich nicht länger als ein paar Sekunden auf den Beinen halten, bevor er von den unglaublichen Schmerzen, die durch seinen Körper strömen, auf die Knie gezwungen wird und schließlich gänzlich zusammenbricht. Sie hält den Fluch nur für ungefähr 20 Sekunden, aber diese Sekunden reichen aus, um ihn auf den kalten Holzdielen bewegungslos zurückzulassen. Er spürt das dumpfe Pochen eines Schnittes in seinem Gesicht, den er sich vermutlich zugezogen hat, als er mit dem Kopf auf dem kleinen Beistelltisch aufgeschlagen ist, bevor er zu Boden ging, doch zwischen seinen schreienden Nervenenden kann er den Schmerz einer so irrelevanten Verletzung kaum spüren.
„Lass ihn in Ruhe!“, ruft Sirius, „Er hat hiermit doch gar nichts zu tun!“
„Ich habe nicht nach deiner Beurteilung meiner Erziehungsmethoden gefragt!“, kreischt seine Mutter zurück, „Du hast deinen Bruder mit deinen lächerlichen Idealen verdorben! Und ich toleriere keinen frechen, rebellischen, widerlichen Verräter in diesem Haus!“

Ihre Schreie explodieren in Regulus Schädel und seine Ohren klingeln so laut, dass er Sirius ebenfalls gebrüllte Antwort kaum verstehen kann.
Er ist überrascht, als er plötzlich spürt, wie ihn jemand auf die Füße zieht und er in die immer noch wütenden Augen seines Bruders schaut, der gerade dabei ist, ihn zurück die Treppe hoch zuschleifen. Er taumelt aus Sirius Griff hinaus in die Richtung seiner Zimmertür, um sich dagegen fallen zu lassen, aus Angst, dass seine Beine erneut unter ihm nachgeben könnten. Der Cruciatus Fluch wird anscheinend nie leichter.
„Du willst mich aus dem Haus haben? Ich habe fantastische Neuigkeiten für dich!“, ruft Sirius die Treppe herunter, bevor er die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zuwirft.

Das Knallgeräusch sorgt dafür, dass Regulus fast vornüberfällt, die Panik, die ihn durchströmt ist kurz davor ihn zu ersticken. Sirius kann nicht einfach verschwinden, dann wäre Regulus ganz allein. Mit seinen Eltern. Viel wichtiger, mit seiner Mutter. Die ihn fast bis zur Ohnmacht gefoltert hatte, vor weniger als fünf Minuten.
Er muss ihn aufhalten. Aber er kann sich nicht bewegen, geschweige denn den Nebel aus seinem Kopf lang genug verdrängen, um einen Plan zu machen.

Er wartet ungefähr drei Minuten, bis Sirius Tür schließlich wieder aufspringt, als sein Bruder aus dem Zimmer stürmt. Er kommt ungefähr bis zur Hälfte des Flurs, bevor Regulus es endlich schafft Worte herauszuwürgen, die laut genug sind, dass sie seine Aufmerksamkeit erregen.
„Sirius“, ist alles was er sagen kann.
Sirius fährt herum, der Ausdruck auf seinem Gesicht wechselt von Ärger zu Schock, als sei ihm gerade erst wieder eingefallen, dass er einen kleinen Bruder hat.

Er lässt den großen Koffer fallen, den er hinter sich hergezogen hat und rennt zu ihm herüber: „Scheiße, Regulus.“
„Du wirst nicht gehen,“ protestiert Regulus, als versuche er eher sich selbst davon zu überzeugen als Sirius. Er bricht in Tränen aus, obwohl er wirklich versucht hatte sie zu unterdrücken.
„Ich habe keine andere Wahl, scheiße“, er zieht Regulus in eine Umarmung und der Jüngere lehnt sich mit seinem ganzen Gewicht gegen den Älteren, froh seine Beine etwas entlasten zu können. Sirius hält ihn so fest er kann. „Es tut mir so leid, aber du weißt doch auch, dass sie mich früher oder später umbringt, wenn ich nicht verschwinde.“
Regulus schüttelt den Kopf und ringt nach den richtigen Worten. Realistisch betrachtet weiß er jedoch, dass er nichts sagen könnte, was seinen Bruder vom Gehen abhält. Er vergräbt sein Gesicht verzweifelt in Sirius Brust und klammert sich an ihm fest, wie an einem Rettungsring, in dem wortlosen Versuch ihn zum Bleiben zu zwingen. Er kann kaum selbst stehen und Sirius hat vor ihn hier allein zu lassen.

„Alles wird gut Reg“, nuschelt er beschwichtigend und Regulus hört seiner Stimme an, dass er ebenfalls weint, „Es tut mir leid, ich habe einfach keine Wahl.“
„Ich weiß“, flüstert er, „du wirst mich hier allein lassen.“
Sirius hält einen Moment inne, bevor er einen Schritt zurück macht, um seinem Bruder in die Augen sehen zu können. Er hält ihn weiterhin mit starkem Griff an den Schultern fest, in dem Wissen, dass der Jüngere ohne seine Unterstützung vornüberkippen würde. „Komm mit mir.“
Regulus schüttelt schockiert den Kopf, „Ich- nein ich- ich kann nicht.“
„Ich will aber nicht ohne dich gehen,“ sagt Sirius, „Ich kann dich nicht hierlassen, komm mit mir Reg, bitte.“
Seine Hysterie wächst durch den verzweifelten Ton seines älteren Bruders nur noch mehr, bis er sie kaum noch verstecken kann. Er bekommt inzwischen so wenig Luft, dass es wohl nur noch eine Frage von Sekunden ist, bevor er in Ohnmacht fällt. Die Ränder seines Gesichtsfeldes beginnen schon sich zu schwärzen.
„Atme Reg, komm schon“, predigt er, „Du kannst wirklich mit mir kommen, ich weiß, wo wir hingehen können. Da sind wir sicher. Bitte.“
„Aber sie wird-“
„Sie wird gar nichts.“, unterbricht Sirius ihn, „Ich werde dafür sorgen. Du hast doch gesehen was sie mir und dir antut, lass mich dich hier rausholen.“
Regulus war unfähig mehr herauszubringen als ein verzweifeltes Stottern. Er wollte wirklich gern mitkommen.

„Komm schon, ich helfe dir,“ bietet Sirius an, während er ihn zurück in sein Zimmer führt und beginnt seine Sachen für ihn zusammen zu suchen. Regulus hält ihn nicht auf, wenn er ehrlich ist, dann möchte er ihn auch nicht aufhalten. Sein Bruder kennt ihn verdammt gut und wirft alle Sachen in den leeren Koffer, von denen er weiß, dass der Jüngere sie braucht und gernhat.
Sobald er voll ist, schleift er ihn Richtung Tür, aber Regulus schüttelt nur seinen Kopf. „Das ist wirklich keine gute Idee.“
„Vielleicht hast du Recht,“ argumentiert Sirius, „aber es ist sicherer als alles das du hier bekommen wirst. Los, geh mit mir Reg.“

Regulus versucht seinen Kopf klar zu bekommen, um darüber nachzudenken, doch der Nebel in seinem Gehirn ist einfach zu dicht und seine müden Muskeln schmerzen zu sehr um lang in der Türöffnung stehen zu bleiben. Mit einem erschöpften Seufzen nimmt er Sirius den Griff seines Koffers ab.
Sein älterer Bruder lächelt ihn ermutigend an und eilt den Gang entlang in Richtung seines eigenen Reisekoffers, Regulus folgt ihm, wenn auch etwas langsamer. Sirius stürmt die Treppe herunter, doch der Jüngere kann nicht mithalten, schließlich konnte er sich vor wenigen Minuten noch kaum selbst auf den Beinen halten, geschweige denn komplett bepackt durch das Haus rennen.

„Hah, du gehst?!“, seine Mutter abfällig, „Was denkst du denn wo du hingehst?!“
„Hauptsache weg von hier,“ antwortet Sirius kalt.
Das langsame, regelmäßige Geräusch, das Regulus Koffer auf der Treppe macht, lässt seine Mutter stoppen und sich umschauen, um die Quelle des Lärms ausmachen zu können.
„Du Bastard!“, explodiert sie plötzlich, „Du wirst ihn nicht mitnehmen!“
Regulus erreicht das untere Ende der Treppe und macht den gravierenden Fehler seine Mutter anzuschauen. Ihr Gesichtsausdruck wirbelt ihn mehr auf, als er erwartet hatte.
„Regulus Arcturus Black“, zischt sie und macht einige bedrohliche Schritte in seine Richtung, „du wirst jetzt sofort wieder nach oben gehen, und ich will keinen Ton mehr von dir hören.“
Sein Fluchtinstinkt erwacht und er ist kurz davor die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell er kann die Treppe hinaufzurennen, als Sirius ihn am Oberarm packt. „Ich werde ihn mitnehmen Mutter.“
„Nein, wirst du nicht!“
„Du hast doch selbst gesagt, dass du keine Söhne willst, die nicht wie verdammte Hunde auf dich hören! Dann lass uns doch gehen!“ Brüllt Sirius und schubst Regulus in Richtung der Tür. Er kann dem Gespräch kaum folgen, einerseits, weil er nicht wissen möchte, wie seine eigene Familie sich beschimpft, andererseits, weil er zu sehr damit beschäftigt ist sich selbst zum Atmen zu zwingen.

Sirius öffnet die Haustür und drängt Regulus nach draußen auf die Muggelstraße, auf der das Anwesen versteckt ist. Einen Moment lang, als seine Mutter einen weiteren Schritt in ihre Richtung macht und nach dem Jungen greift, ist er fest davon überzeugt, dass ihre Fluchtmission ein schnelles Ende nehmen würde, doch dann entscheidet sein Vater plötzlich, sich der im Flur stattfindenden Party anzuschließen.

„Lass sie gehen Walburga,“ sagt er mit fester Stimme von anderen Ende des Ganges her, „du kennst sie doch, sie werden in ein paar Tagen sowieso wieder angekrochen kommen.“
Seine Mutter tritt zurück und Sirius schiebt seinen kleinen Bruder aus der Tür hinaus. Regulus würde lügen, würde er behaupten er wüsste, wo ihm der Kopf steht, deshalb beschränkt er sich darauf seinen hilfesuchenden Blick auf Sirius ruhen zu lassen. Das Selbstbewusstsein seines großen Bruder schwankt kein bisschen, jetzt da er seine Abwehrhaltung fallen lassen kann.

„Komm, setz sich hier hin“, Sirius legt seinen muskulösen Arm um die Taille des Jüngeren und führt ihn zu einer nahestehenden Parkbank, „Ist mit dir alles in Ordnung?“
Regulus ignoriert seine Frage, „Was jetzt?“
„Ich glaube ich weiß, wo wir hingehen können.“
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Als die Beiden endlich aus dem Bus klettern und eine gemütliche, kleine Straße herablaufen, ist Regulus überrascht, dass er sich immer noch auf den Beinen halten kann. Er war noch nie so erschöpft in seinem Leben und sein ganzer Körper fühl sich zerschunden an. Vermutlich, weil er von seiner eigenen Mutter noch kurz vor seinem Verschwinden gefoltert wurde. Ganz zu schweigen natürlich von dem Dauerregen, der seine Haare und Kleider durchweicht und den Minustemperaturen, die seine Zähne zum Klappern bringen. Nichts davon trägt wirklich zu guter Laune bei.

Sirius biegt in eine breite Einfahrt ab und nähert sich entschlossenen Schrittes einer roten Holztür, während Regulus versucht sich hinter ihm unsichtbar zu machen. Sein Bruder packt entschlossen den gusseisernen Türknauf und lässt ihn mehrere Male klopfen, bis von drinnen Stimmen ertönen. Eine der, sich gedämpft unterhaltenden, Personen nähert sich den Jungen und mit einem Ruck öffnet sich die Tür und es erscheint ein schockiert dreinschauender James Potter. Regulus schafft es nicht ihm in die Augen zu sehen.

 

„Heiliger- Was- Ok, egal, später, kommt rein.“ Er macht hastig Platz und Sirius greift nach dem Handgelenk seines Bruders, um ihn hinter sich ins Warme zu ziehen. Er hatte nicht erwartet jemals das Bedürfnis zu haben sich hinter Sirius zu verstecken, ohne, dass seine Mutter in der Nähe war.
„James, wer ist- Ach du lieber Gott! Sirius? Was ist passiert?“, fragt eine ältere Frau, die gerade im Flur aufgetaucht ist, höchst wahrscheinlich Mrs. Potter. Sie schüttelt den Kopf: „Nein, wartet, ihr braucht nicht zu antworten, ich bin gleich wieder zurück.“

James stellt Sirius Koffer auf die Seite, um Platz auf dem Gang zu machen und seine Mutter läuft an ihm vorbei und verschwindet am oberen Ende der Treppe. Er will gerade nach Regulus Koffer greifen, erkennt jedoch, wie sehr der Jüngere sich darauf abstützt um nicht zusammenzubrechen. „Ist es für dich ok, wenn ich den wegstelle?“, fragt er vorsichtig und deutet auf das Gepäck. Regulus nickt nur abwesend, bewegt sich einen Schritt von James weg und schwankt bedrohlich ohne seine vorherige Stütze. Er erkennt seinen Fehler sehr schnell und packt hastig Sirius Schulter, um sich zu stabilisieren.
Mrs. Potter kommt mit zwei großen, flauschigen Handtüchern wieder nach Unten, reicht Sirius das eine und drapiert das andere direkt über Regulus zitternden Schultern. Irgendwie seltsam in Anbetracht der Tatsache, dass sie gar nicht weiß wer er ist.

Sie beobachtet ihn einen Moment, „Bist du Sirius Bruder, Darling?“
Er nickt zähneklappernd und Sirius übernimmt das Antworten für ihn: „Ja, genau, das ist Regulus.“
„Es ist wirklich schön dich kennen zu lernen Regulus“, sie wirft ihm einen besorgten Blick zu, „Du sieht furchtbar blass aus Darling, willst du mit ins Wohnzimmer kommen und dich hinsetzen?“
Er lässt seinen Blick panisch durch den Flur schweifen und öffnet mehrmals seinen Mund, um etwas zu antworten, doch er schafft es einfach nicht ein paar echte, verständliche Worte zu bilden.
„Los, geh dich hinsetzen Reg“, Sirius wechselt einen schnellen Blick mit James, dann fixiert er seinen Bruder, „Du hängst fast mit deinem kompletten Gewicht auf mir, ich habe Angst, dass du mir hier im Eingang ohnmächtig wirst.“
Regulus spürt, wie er rot wird vor Scham und betet, dass Sirius aufhört mit diesen Fremden über seinen Gesundheitszustand zu reden. Immerhin kommentiert Mrs. Potter die Bemerkung seines Bruders nicht.
„Werft einfach eure Schuhe hier hin Jungs“, sagt sie mit einem vorsichtigen Lächeln im Gesicht. Regulus ist unglaublich erleichtert, als Sirius einen Arm um die Taille seines Bruders legt, um ihn festzuhalten, während dieser ungeschickt seine Schuhe abstreift. Mrs. Potter hält ihm eine unterstützende Hand hin, aber er ergreift sie nicht. Sie führt ihn durch eine der angrenzenden Türen in ein großes, gemütliches Wohnzimmer und gestikuliert in Richtung des Sofas, um ihm zu signalisieren, dass er sich setzen soll.

Sie geht vor dem, nun zwischen den bunten Kissen zusammen gesunkenen, Regulus, in die Hocke und inspiziert seine rechte Wange, von der er vermutet, dass sich dort ein großer Schnitt befindet. „Das sieht nicht gut aus, ich kann mich gern nachher darum kümmern Schatz“, sie steht wieder auf und wendet sich Sirius und James zu, die immer noch im Eingangsbereich stehen und sich leise unterhalten. James Augen wandern immer wieder unauffällig Sirius Körper hoch und runter, als wolle er sicher gehen, dass der durchnässte Teenager keine unmittelbaren Verletzungen aufweist. „Sirius, James, kommt her und setzt euch zu uns, es lässt sich viel besser mit einer heißen Tasse Tee in der Hand unterhalten.“
Die Zwei kommen herüber und setzen sich links und rechts von Regulus auf die Couch. Regulus Unwohlsein bessert sich dadurch jedoch nicht wirklich, eher im Gegenteil, er ist sich ziemlich sicher, dass er sich noch nie so fehl am Platz gefühlt hat in seinem ganzen Leben. Die immer noch in ihm wütende Panik schnürt ihm die Kehle zu, sodass ihm übel wird und er Angst hat sich übergeben zu müssen. Das hier ist absolut fürchterlich.
Sirius legt eine beschwichtigende Hand auf Regulus Schulter, doch er zuckt so stark zusammen, dass sein Bruder die Hand schnell wieder wegzieht. „Sorry.“

Der Jüngere faltet die Arme beschützend vor seinem Oberkörper und schaut vor sich auf den Boden.
Die anhaltende Stille wird von keinem der Jungen unterbrochen, doch Sirius und James werfen sich ab und an sehr vielsagende Blicke zu, bis Mrs. Potter einige Minuten später mit vier großen, dampfenden Teetassen im Wohnzimmer auftaucht, jedem der Teenager eine in die Hand gibt und sich dann Regulus gegenüber auf dem Sofa niederlässt. Ihre nächste Frage richtet sie glücklicherweise direkt an Sirius: „Erzähl mir was passiert ist, Darling.“

„Uhm- naja, wir haben es geschafft rausgeschmissen zu werden.“ Stammelt er, „Also eigentlich wurde nur ich rausgeschmissen, aber meine Mutter ist- ihr wisst ja- sie ist verrückt, ich konnte Regulus nicht bei ihr lassen. Ich wusste einfach nicht, wo ich sonst hingehen soll, deswegen sind wir hier.“
„Ich bin froh, dass ihr es hergeschafft habt,“ versichert Mrs. Potter, „Ich kann einfach nicht glauben, dass sie sowas tut. Ihren eigenen Sohn enterben? Und dann beide ihre Kinder dazu bringen wegzulaufen? Einfach schrecklich.“
„Es tut mir wirklich leid, dass ich hier einfach so unangekündigt hereingeplatzt bin“, entschuldigt Sirius sich, „Und das auch noch mit meinem kleinen Bruder im Schlepptau.“
Natürlich macht Regulus es schlimmer.
„Du brauchst dich nicht entschuldigen Schatz, ganz besonders nicht für deinen Bruder“, erklärt sie mit sanfter Stimme, „Gibt es irgendeinen anderen Ort, an den ihr gehen könnt? Irgendwelche Familienmitglieder die euch vielleicht bei sich aufnehmen wollen?“
Regulus Herz schlägt ihm bis zum Hals. So sehr er es hier auch hasst, er ist sich nicht sicher, ob er es überleben würde, heute Nacht nochmal wo anders hinbewegt zu werden.
„Nein“, er schüttelt den Kopf.
„Mum“, beginnt James, doch Mrs. Potter lässt ihn nicht weiter zu Wort kommen.
„Alles gut James, ich weiß was du sagen willst“, unterbricht sie ihn, „Weder Sirius noch sein Bruder werden irgendwo hingehen. Wie ich dir schon vor Jahren gesagt habe Sirius, unsere Tür steht dir immer offen.“
Regulus sieht Sirius über beide Ohren strahlen, „Vielen, vielen Dank.“
„Und jetzt trinkt ihr erst einmal etwas, um euch aufzuwärmen, wir reden später über die Details“, drängt sie die Beiden. Der Jüngere hat seinem Tee noch keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Er hat wirklich absolut keinen Appetit.

„Reg“, ermahnt Sirius ihr, „Trink was.“
Regulus starrt ihn nur an. Er hat es satt wie ein Baby behandelt zu werden.
„Starr mich nicht so an“, drängt er, „Trinkt was, sei nicht unhöflich.“
„Hör auf Sirius“, tadelt Mrs. Potter sanft, „Er muss den Tee nicht trinken, wenn er gerade nicht möchte.“
Sirius hebt beschwichtigend die Hände und schaut hilfesuchend zu James, der anscheinend entschieden hat, dass es Zeit für einen Themenwechsel geworden ist. „Soll ich dir erzählen, was Moony in seinem letzten Brief über Lily erzählt hat?“ „Ok, klar, schieß los.“

Regulus sagt nichts, aber er fühlt sich immer noch grauenvoll. Nicht nur, weil er in einem Haus voller Fremder sitzt, sondern auch, weil er sich fühlt, als versuche sein Körper zu entscheiden, ob er lieber in Ohnmacht fallen oder sich übergeben soll.
Er war nie so selbstbewusst und locker wie Sirius. Er wäre niemals ohne ihn weggelaufen. Niemals.
Und trotzdem ist er sich nicht sicher, ob er seine Flucht tatsächlich bereut.

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