Mini-Vengers

Marvel Cinematic Universe The Avengers (Marvel Movies)
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Mini-Vengers
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Summary
Tony ist an Peppers Todesdrohungen was Loki angeht mittlerweile gewohnt, doch als JARVIS ihn schickt um einen weiteren Streit zwischen dem Rotschopf und dem Trickster des Hauses zu schlichten, traut er seinen Augen kaum. Denn abgesehen von Pepper, Loki und ihm selbst scheint der Avengers Tower nur noch von Kindern bevölkert zu sein...
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Kapitel 1

Kapitel 1

Tony

„Guten Morgen Sir.“, begrüßte JARVIS‘ Stimme Tony, der sich noch im Halbschlaf befand. Gähnend kämpfte der Erfinder sich aus den Federn, während seine getreue AI ihm Uhrzeit, Wetterbericht und die neuesten Nachrichten zukommen ließ.

Tony fuhr sich durch die, von acht Stunden Schlaf, zerzausten Haare. Ein neuer Rekord, den er unbedingt Pepper unter die Nase reiben musste wenn er den temperamentvollen Rotschopf das nächste Mal zu Gesicht bekam. In letzter Zeit hatte er, wenn überhaupt nur ein oder zwei Stunden Schlaf am Stück gefunden und wenn er ehrlich war, lag das zum Großteil daran, dass er noch immer dabei war die Armee an Anzügen zu ersetzen, die er Peppers wegen in die Luft gejagt hatte.

So viel zu übertriebenen Weihnachtsgeschenken. Allerdings hatte der überdimensionierte Kuschelhase, nachdem er vom Grund des Ozeans geborgen und getrocknet worden war, zusammen mit genügend Einzelteilen seines Hauses, dass die Bauarbeiten an seinem Zuhause in Malibu nun endlich in vollem Gange waren, immerhin einen Fan. Harleys kleine Schwester hatte sich, seiner letzten E-Mail zufolge, sehr über das Kuscheltier gefreut.

An dieser Stelle unterbrach JARVIS seinen Gedankenstrom, der in Richtung Dusche, Kaffee und Werkstatt, nicht notwendigerweise in genau dieser Reihenfolge, abgedriftet war, mit den Worten: „Sir wenn ich darauf hinweisen dürfte, dass Ms. Potts sich im Moment in einem zunehmend heftiger werdenden Streitgespräch mit Mr. Loki befindet.“

Tony verschluckte sich fast als er vor Schreck aufjapste, während sich gleichzeitig ein weiteres Gähnen aus seinem Hals zu quetschen versuchte. Nach Atem ringend, brachte das Genie schließlich die Frage zu Stande, wo genau seine unersetzliche Sekretärin gerade den Lügengott des Hauses mit ihren Stilettos bedrohte.

Peppers Drohungen jemanden mit ihren Schuhen zu töten, hatte einiges an Glaubhaftigkeit gewonnen seitdem sie regelmäßig mit Nat trainierte. Den beiden Rotschöpfen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig durch den Ring jagten und in Peppers Fall, dank Extremis, gelegentlich zu rauchen begannen, war mehr als nur beunruhigend für Tony und Clint, die sich dieses Ereignis beim ersten Mal natürlich nicht hatten entgehen lassen können. Inzwischen hatten alle Avengers, mit Ausnahme von Thor, den ein paar versengte Augenbrauen und die Tatsache, dass Nat ihn als Sprungbrett für einen ihrer Angriffe eingesetzt hatte, nicht davon abhalten konnten ein solches Schauspiel zu genießen, beschlossen, dass es sicherer war sich die Trainingseinheiten von JARVIS auf die Leinwand im gemeinschaftlichen Wohnzimmer legen zu lassen, statt einen Tod durch Rotschopf zu riskieren.

Keine Minute später verfluchte sich Tony dafür, dass seine Aufzüge im Stark beziehungsweise inzwischen Avengers-Tower sämtlichen Sicherheitsvorschriften entsprachen und damit für das sich anbahnende Katastrophen-Szenario in seinem Kopf viel zu langsam waren. Tony war schon klar, dass die Realität nur in den seltensten Fällen die Erwartungen übertraf, die seine Fantasie ausbrütete, doch die Angewohnheit immer mit dem Schlimmsten zu rechnen, ließ sich nur schwer abschütteln.

Pepper hatte seinen Antrag auf einen Expresslift, und ja er hatte tatsächlich einen Antrag bei seiner eigenen CEO stellen müssen, für eine Umbaumaßnahe an seinem eigenen Haus, inzwischen dreimal abgelehnt. Seitdem sie entdeckt hatte, dass Tonys Haus in Malibu nicht nur einen geheimen Keller hatte, sondern vielmehr einen geheimen Atombunker mit mindestens einem Dutzend Iron Man Anzüge, JARVIS Backup-Servern und genug Verpflegung in Dosen, die verdächtig danach aussahen, als hätte noch Howard Stark sie eingelagert um eine halbe Fußballmannschaft für mehrere Monate zu versorgen, war sie ein wenig empfindlich was Tonys Renovierungsarbeiten anging. Andererseits konnte es auch daran liegen, dass er damals während der Sache mit der Palladium-Vergiftung mehrere Wände eingerissen hatte um seinen eigenen Teilchenbeschleuniger zu bauen. So ganz sicher konnte Tony sich da nicht sein. Auf jeden Fall hatte Pepper inzwischen Veto-Rechte wenn es um Umbauten an Tonys Wohnraum ging.

Die Aufzugtüren öffneten sich und Tony spähte vorsichtig nach links und rechts, bevor er die scheinbare Sicherheit des Liftes verließ und sofort Deckung an der nächsten Ecke suchte.

„Wem zur Hölle sollte ich denn sonst die Schuld an diesem Chaos geben?“, ertönte Peppers Stimme in einer Lautstärke und Tonlage, die Tony bisher nur kannte, wenn seine Freundin ihm die Hölle heiß machte. Sei es nun wegen irgendwelcher versäumter Meetings, oder der Tatsache, dass er wieder einmal vergessen hatte, dass sie auf Erdbeeren allergisch war. Himmel die Frau konnte aber auch empfindlich sein.

„Mir völlig egal.“, übertönte Pepper eine Antwort von Loki, die zu leise war, als dass Tony sie von seinem momentanen Lauschposten am Aufzug aus hätte verstehen können. Hin und hergerissen zwischen der Aussicht auf ein Wrestling-Match zwischen Pepper und Loki und der Tatsache, dass Tony nur zu bewusst war, dass bei aller Liebe seine CEO nicht die leiseste Chance gegen einen ernsthaft wütenden Trickster haben würde, blieb Tony erst mal wo er war.

Wobei Peppers feurige Persönlichkeit in Folge von Extremis gewiss einen interessanten Kontrast zu Lokis eisigen Argumenten bieten würde. Tony versuchte das Kopfkino abzustellen, das gerade angelaufen war und einen höchst interessanten Kampf zwischen dem Eisriesen und der feuerspeienden CEO zur Schau stellte. Fehlte nur noch das Popcorn.

Vorsichtig schlich Tony dann doch näher und hörte plötzlich etwas, das ihn inne halten ließ. Jemand weinte. Wer um alles in der Welt konnte um halb acht Uhr morgens im Avenger-Gemeinschaftsraum weinen? Was nebenbei die Frage aufwarf, weshalb er um diese Uhrzeit wach war. Was wiederum zu der Frage führte, was ihn gestern Abend dazu getrieben hatte noch vor Mitternacht ins Bett zu gehen.

Tony konnte sich nicht erinnern, aber er nahm an, dass es mit der Tatsache zu tun hatte, dass er sich vor der Benefiz-Gala gedrückt hatte, von der Pepper schon seit Wochen geredet hatte. Tony hasste diese Art von Veranstaltungen. Leidenschaftlich. Nicht dass es ihm etwas ausmachte sich herauszuputzen und sich über alles und jeden lustig zu machen. Doch seitdem er sich Nick Furys Boy-Band von Superhelden angeschlossen hatte, bestand nicht nur Pepper darauf, dass er sich zusammenriss. Das bedeutete nur einen Hauch von Alkohol, höfliche Gespräche und keine Repulsorhandschuhe. Also drückte sich Tony um so viele der Veranstaltungen, zu denen sämtliche Avengers eingeladen waren, wie nur irgend möglich. Was hieß so viele bis Cap mit seinem patentierten Ich-bin-nicht-erfreut-über-dein-Verhalten-Blick in Tonys Werkstatt stürmte, gefolgt von einer Gardinenpredigt, die Pepper alle Ehre machte.

„Ist schon gut Liebes. Sie wird euch nichts tun.“, erklang da Lokis Stimme in einem Tonfall, den Tony nun wirklich noch nie zu hören bekommen hatte. Wen um alles in der Welt nannte der Gott der Lügen bitte Liebes?

Wie so oft siegte seine Neugier über seinen gesunden Menschenverstand, der, wenn man seinen beiden engsten Freunden, sowie Captain-ich-bin-besser-als-du-America Glauben schenkte, ohnehin nur sehr rudimentär ausgebildet war. Sobald Tony einen guten Blick über das Zimmer erhaschen konnte, fiel ihm die Kinnlade herunter.

In der Mitte des Raumes stand Pepper Potts, die leicht orange um die Nasenspitze wirkte. Vor ihr auf dem Boden kniete Loki, die Arme um ein Kind geschlungen, das sich offenbar die Seele aus dem Leib weinte.

Der kleine Junge war vielleicht drei oder vier Jahre alt. Tony war sich da nicht besonders sicher, schließlich hatte er nicht die Spur von Erfahrung was Kinder anging. Harley war so ziemlich das erste Kind, dem er seit Jahren begegnet war.

Der Junge hatte verwuschelte schwarze Haare und eine Tony seltsam vertraute Brille lag neben ihm am Boden. Noch bemerkenswerter als die Tatsache, dass er in Lokis lederbewährte Schulter schniefte, war nur, dass er in einem Pullover, der ihm mindesten zehn Nummern zu groß war, geradezu ertrank. Ein Pullover, dessen blasslila Farbe Tony vage vertraut vorkam.

Ein klapperndes Geräusch riss Tonys Blick von Loki los und wieder fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Die unglaublich moderne und im selben Atemzug unglaublich hässliche Vitrine, zu der Tony sich aus ihm im Moment nicht mehr gegenwärtigen Gründen hatte überreden lassen, beherbergte wie es aussah nicht mehr nur eine schier endlose Anzahl an Gläsern, sondern zwei weitere Kinder, die Tony in seinem Leben noch nicht gesehen hatte, obwohl das kleine Mädchen mit den hüftlangen roten Haaren ihm einen wahrlich beängstigenden Gedanken in den Kopf schießen ließ.

Der drahtige, blonde Junge an ihrer Seite, der gerade dabei war von der Vitrine aus mit Hilfe eines Stapels Sofakissen den Lüftungsschacht zu erreichen, in dem sich Tonys Lieblingsbogenschütze zu verstecken pflegte wann immer er Thors Kekse stibitzt hatte, verstärkte seinen Verdacht nur noch.

„Bitte sag mir irgendjemand, dass ich mich ins Koma getrunken habe und das hier ein wirklich schräger Traum ist.“, murmelte Tony, was ihm die Aufmerksamkeit sowohl von Pepper als auch von Loki einbrachte.

 

Loki

Der Tag hatte so gut angefangen, er hätte ahnen müssen, dass er in einer Katastrophe enden würde. Letzte Nacht waren sämtliche Avengers, vom Herrn des Hauses einmal abgesehen, ausgeflogen.

Loki genoss es den Turm so ganz für sich allein zu haben, auch wenn er niemals zugeben würde, wie wenig ihm die lärmende Anwesenheit von Thors Team wirklich ausmachte. Im Gegensatz zu den Tapferen Drein und Lady Sif, sah hier niemand Loki als fünftes Rad am Wagen. Im Gegenteil schienen sowohl Tony als auch Bruce seine Anwesenheit, der seines Bruders vorzuziehen, was eine neue und sehr ungewohnte Erfahrung für den Trickster war. Selbst Barton hatte seine Mordfantasien was Loki anging in jüngster Zeit überwunden. Es war fast zu gut um wahr zu sein und Loki erwartete beinahe täglich aufzuwachen und sich wieder in den Verließen des Anderen wiederzufinden.

Die Gala, zu der die Avengers am vorigen Abend aufgebrochen waren, war zu Ehren der Rückkehr von Sergeant Barnes aus den Fängen von HYDRA gegeben worden. Oder zumindest war das der Vorwand, der ihm in den letzten Tagen am häufigsten präsentiert worden war.

Loki glaubte nicht wirklich an diese Geschichte, doch er wusste inzwischen aus Erfahrung, dass es einfacher war die Scherben zusammenzukehren, die der Starrsinn des legendären Captain America mit sich brachte, als zu versuchen ihn von etwas überzeugen zu wollen, was er nicht glauben mochte. Seit James Barnes im Turm lebte, hatte Loki ihn nur sehr selten zu Gesicht bekommen. Anscheinend fühlte er sich in Gesellschaft genauso unwohl wie Loki es mitunter tat. Nur zu den wöchentlichen Filmabenden war der ehemalige Winter Soldier genauso verpflichtet wie jeder andere Avenger. Da gab es keine Ausnahmen. Nicht wenn Tony dafür seine Werkstatt verließ und sich tatsächlich Woche für Woche das Maschinenöl von den Händen wusch und sich in menschliche Gesellschaft begab.

Loki hatte den Abend genutzt um ein wenig herumzuschnüffeln. Nicht dass er nicht schon jedes Versteck des Turmes gekannt hätte, doch es war immer gut zu wissen, wo man sich im Zweifelsfall verbergen konnte, welche Schatten ihm freundlich gesonnen waren und welche sich weigerten mit ihm zu sprechen. In der Stille, die nur gelegentlich durch JARVIS unterbrochen wurde, wenn Loki sich einem Bereich näherte zu dem er keinen Zutritt hatte, fühlte sich der jüngere Prinz so wohl wie zuletzt im Garten seiner Mutter.

Das Versteckspiel zwischen ihm und JARVIS, das sich wie von selbst ergab, als der Trickster einmal mehr ausprobierte wie weit er die Sensoren der allgegenwärtigen AI austricksen konnte, würde für immer ein Geheimnis zwischen ihm und dem Geschöpf bleiben, das Loki im Stillen Tonys ältesten Sohn nannte.

Später hatte Loki sich mit einem Buch aufs Dach des Turmes zurückgezogen und die sternenklare Nacht genossen, in der er dank der Lichterflut, die sich vom Fuß des Turmes aus erstreckte nicht einen einzigen Stern zu sehen bekam.

Er hatte nicht mitbekommen wie sein Bruder und die anderen nach Hause gekommen waren, doch er hatte in einem Anflug von Großzügigkeit beschlossen Frühstück zu machen. Auch wenn Thor ihn deswegen stets ein wenig schief ansah, Loki kam, nach einigen Fehlversuchen und mit JARVIS gelegentlicher Hilfe, wunderbar mit der Küche auf der Gemeinschaftsebene zurecht.

Im Nachhinein betrachtet hätte Loki schon an dieser Stelle merken können, dass etwas nicht so ganz stimmte. Egal wie lang der vorige Abend gewesen sein mochte. Es gab eigentlich nichts, das Steve Rogers von seiner morgendlichen Joggingrunde abbrachte. Der Mann war in dieser Hinsicht so berechenbar, dass Loki sich zu Beginn seines Aufenthalts im Turm immer mal wieder Gedanken darüber gemacht hatte, wie einfach es wäre dem Captain während dieses Rituals aufzulauern. Dank eines spätnächtlichen Gesprächs mit Natasha hatte sich sein schlechtes Gewissen, weil er in Gedanken stets nach Schwächen suchte, etwas abgeschwächt. Die Assassine hatte ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit erklärt, dass sie genau dasselbe machte. Sie wusste stets wie sie wen, wo treffen musste, damit derjenige nicht mehr aufstand. Im Gegensatz zu ihm jedoch hatte sie inzwischen ihren Frieden damit gemacht. Als er sie danach gefragt hatte, war ein Schulterzucken die einzige Antwort gewesen, die er bekam. Ein wenig später hatte sie dann erklärt, dass ihre Angewohnheit Schwächen auszuspähen genauso zu ihr gehörte, wie es zu Tony gehörte, dass er einen Raum betrat und sofort wusste, welche technischen Gerätschaften wie alt waren und was als nächstes kaputt gehen würde, wenn er sich nicht vorher an einen Satz Upgrades machte.

Loki hatte die Küche noch nicht einmal betreten, als eine Serie von ungewohnten Geräuschen seine Aufmerksamkeit ins Wohnzimmer zog. Er kannte jeden im Avengers Tower am Klang seiner Schritte, oder was die Unterscheidung zwischen Natasha und Barnes ein wenig schwierig machte an der Abwesenheit ihrer Schritte. Allerdings hatte er den, wie Tony zu sagen pflegte, unfairen Vorteil, dass seine Magie ihm ebenfalls zur Verfügung stand um herauszufinden ob er allein war, und wenn nicht, wer sich da an ihn heranschlich.

Auf den ersten Blick sah das Wohnzimmer leer aus, doch Loki war schon zu lange daran gewöhnt hinter die Fassaden zu blicken, als dass er sich von einem ersten Eindruck hätte täuschen lassen. Eine Bewegung auf dem Sofa, das mit der Rückenlehne in Richtung Tür stand, weckte seine Aufmerksamkeit. Vorsichtig wie ein Tiger auf der Pirsch machte Loki einige Schritte in den Raum hinein und entdeckte dann aus den Augenwinkeln etwas, das ihn mitten in der Bewegung inne halte ließ. Auf dem zweiten Sofa, das seitdem Thor es zum wiederholten Mal von den Füßen geholt hatte, ein wenig lädierter aussah als sein noch halbwegs akzeptables Gegenüber beherbergte wie es aussah zwei Kinder.

Loki hatte noch nie ein Kind im Avengers-Tower gesehen und es würde ihn auch sehr verwundern wenn das jemals der Fall sein sollte. Auch wenn er nach einigen belauschten Telefongesprächen zwischen Barton und jemandem, den er nie beim Namen nannte fast sicher war, dass der Avenger ein Geheimnis hütete, das durchaus in diese Richtung gehen mochte.

Die beiden Kleinen auf der Coach schliefen wie es schien tief und fest, doch Loki konnte hören, wie sich die Atmung des rothaarigen Mädchens veränderte als er seinen Blick über die beiden schweifen ließ.

Wieder bewegte sich etwas auf dem Sofa, das Loki noch immer nicht einsehen konnte und der Trickster gab seiner Neugierde nach und umrundete das Möbelstück, sorgsam darauf bedacht den beiden schlafenden Gestalten nicht den Rücken zu kehren. Es gab viele Gefahren in den neun Welten und nicht jede davon hatte meterlange Fangzähne, oder war bis an die Zähne bewaffnet. Dafür war das Eichhörnchen Ratatösk das beste Beispiel.

Sobald Lokis Blick auf das zweite Sofa fiel, verstärkte sich seine Unruhe um ein vielfaches. Auch auf diesem Sofa lag eine schlafende Gestalt. Ein Junge mit dunklen Haaren. Eingemummelt in eine Wolldecke, den Daumen im Mund. Der Anblick war so niedlich, das er Lokis Argwohn schwinden ließ, doch er wusste, er sollte lieber vorsichtig bleiben.

„Tony?“ Loki zuckte zusammen als der Ruf durch die Wohnung klang. Das rothaarige Mädchen sprang so schnell auf, dass Loki die Bewegung kaum sah und zog den Jungen, der an ihrer Seite geschlafen hatte mit sich hinter die Couch in Deckung.

Loki wusste nur zu gut, wer da gerade aus dem Aufzug getreten war. Pepper Potts war eine kaum zu ignorierende Konstante in diesen Räumen und für gewöhnlich war sie entweder wütend auf Tony, oder wie eine Löwin bereit ihn zu verteidigen, wann immer er ihrer Meinung nach jemanden brauchte, der ihn gegen den Rest der Avengers in Schutz nahm.

Dem Klang nach zu urteilen, hätte Tony an diesem Morgen irgendwo sein sollen und war wie üblich nicht aufgetaucht. Nach dem Klackern ihrer Absätze zu schließen, hatte er es auch nicht für nötig befunden, sie dahingehend zu informieren.

Der dunkelhaarige Junge rollte sich noch ein wenig mehr zusammen bevor er vorsichtig die Augen öffnete und bei Lokis Anblick versuchte sich so klein und unscheinbar wie möglich zu machen. Lokis Instinkte ließen ihn noch schneller reagieren als in einer Kampfsituation. Er kniete sich neben das Sofa und streckte langsam die Hand aus um dem Jungen durch die dunklen Locken zu wuscheln.

„Ist ja gut. Du bist hier sicher.“ Loki wusste, dass er sich nicht auf ein wildfremdes Kind einlassen sollte, doch seit Sleipnirs Geburt vor all diesen Jahrhunderten hatte er etwas entwickelt, dass Frigga liebevoll Mutterinstinkt nannte und das nicht gerade wenig Spottmaterial für Thors Freunde geliefert hatte.

Peppers Schritte kamen näher und der Junge duckte sich erneut, diesmal allerdings in Lokis Richtung und der Gott der Lügen fing ihn auf bevor er vom Sofa fallen konnte.

„Loki, weshalb meinte JARVIS es sei besser erst einmal hier vorbeizuschauen bevor ich Tony die Leviten lesen gehen?“, fragte Pepper und Loki hob vorsichtig den Kopf. Bei Tonys Freundin war er sich nie ganz sicher ob sie ihn einfach aus Prinzip nicht mochte, oder ob ihre Abneigung einen tieferen Grund hatte.

„Möglicherweise, weil sich drei Kinder in diesem Raum befinden.“, antwortete Loki und stellte fest, dass der Junge in seinen Armen einen Pullover trug, der genau wie seine Hosen definitiv einem Erwachsenen gehörte. Loki sog scharf die Luft ein und entdeckte einen Geruch, der ihm nur zu vertraut war.

Auch wenn Loki, die Art der er in Wirklichkeit angehörte so oft es ging so weit in seinen Hinterkopf verbannte wie er nur konnte, hin und wieder musste er doch dankbar sein für die Fähigkeiten die ihm seine Herkunft brachte.

Bruce Geruch hing an dem Kind. Und zwar nicht nur wie der Geruch eines Elternteils an ihrem Nachwuchs zu finden war, sondern er roch schlicht und ergreifend wie Bruce. Als hätte jemand einen Verjüngungszauber über den Wissenschaftler geworfen.

„Wie bitte?“ Peppers Stimme war scharf wie ein Peitschenhieb. Loki hob den Kopf und traf auf zwei Funken sprühende Augen, die nur wenig mit Peppers Temperament und dafür um so mehr mit Extremis zu tun hatte.

„Lady Pepper ich glaube ihr macht dem Jungen Angst.“, murmelte Loki als der kleine Junge sich an ihn klammerte und sein Gesicht in Lokis T-Shirt vergrub. Pepper sah zwischen dem Kind und Loki hin und her und Loki konnte praktisch sehen wie die Zahnräder hinter ihrer Stirn rotierten.

„Was hast du diesmal angestellt?“, fragte Pepper und kam damit zu genau dem Schluss den Loki befürchtet hatte. Er wusste auch, dass sie guten Grund hatte anzunehmen, dass er in irgendeiner Form verantwortlich war, für die ungewöhnlichen Dinge, die in diesen Räumen vor sich gingen. Allerdings war er nicht bereit die Verantwortung für etwas zu tragen, das er nicht verursacht hatte. Diesen Teil seiner Vergangenheit hatte er zusammen mit einem Haufen anderem Balast in Asgard zurückgelassen.

„Nichts. Die drei waren hier als ich heute Morgen herunterkam um Frühstück zu machen.“, erwiderte Loki wahrheitsgemäß und wusste schon bevor er den Satz beendet hatte, dass Pepper ihm nicht glauben würde. Niemand glaubte ihm jemals, wenn es doch so viel einfacher war ihm die Schuld zuzuschieben.

„Wem zur Hölle sollte ich denn sonst die Schuld an diesem Chaos geben?“, fauchte Pepper, deren Zündschnur heute noch kürzer zu sein schien als sonst. So engelsgleich ihre Geduld war wenn es um Tony ging, so wenig davon konnte sie für Loki aufbringen.

Loki bemerkte aus den Augenwinkeln, dass das rothaarige Mädchen, das er inzwischen als Natasha identifiziert hatte und der Junge mit den sandblonden Haaren, bei dem es sich dann wohl um Clint handeln musste, gemeinsam die unglaublich hässliche Vitrine unter dem Lüftungsschacht erklommen hatten.

„Es sieht nach einer Art Zauber aus, der unsere Freunde verjüngt hat. Allerdings kann es auch irgendetwas anderes sein.“, versuchte Loki sich an einer Erklärung, doch wie so oft hörte ihm die Sterbliche nicht zu.

„Mir völlig egal.“, schnauzte Pepper und der Junge in Lokis Armen schniefte noch lauter. Er hatte irgendwann im Laufe der Unterhaltung begonnen zu weinen und Loki konnte nicht anders als ihn sanft hin und her zu wiegen.

„Ist schon gut Liebes. Sie wird euch nichts tun.“, erklärte Loki und hoffte, dass seine Worte auch die beiden Kinder auf der Vitrine erreichten. Klein-Clint war gerade damit beschäftigt einen Berg aus Kissen zu bauen, der ganz offenbar die fehlende Distanz zu seinem sicheren Hafen überbrücken sollte. Loki wusste zwar nicht weshalb der Bogenschütze sich in den Lüftungsschächten so heimisch fühlte, aber es war eine Tatsache im Avengers-Tower, dass man wenn man Barton suchte zu guter Letzt stets dort fündig wurde.

Loki hatte Tonys leise Schritte auf dem Laminat im Flur kaum gehört, was bedeuten musste, dass der Tüftler einmal mehr barfuß in die Küche geschlurft wäre um sich seine morgendliche Portion Kaffee zu holen, wenn dieser Morgen nicht eine Wendung ins Absurde genommen hätte. Loki war kein großer Kaffeefreund. Das Gebräu war ihm zu bitter, doch bevor er so etwas zugeben würde, konnte n noch viele Seelen nach Walhalla gehen.

„Bitte sag mir irgendjemand, dass ich mich ins Koma getrunken hab und das hier ein wirklich schräger Traum ist.“, murmelte der Erfinder und Loki konnte nicht anders als sein Schmunzeln im Haar des geschrumpften Bruce Banner zu verbergen. Tony hatte das Talent die verrücktesten Dinge zu sagen und das zum bestmöglichen Zeitpunkt. Nicht dass der Milliardär, das so sah, aber Loki hatte schon seit ihrer ersten Begegnung etwas für diese Eigenschaft übrig.

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