
Chapter 42
Bruce hatte in den letzten Wochen im Krankhaus immer nur Schonkost bekommen, sein Körper war so schwere Mahlzeiten nicht gewohnt. Der dunkelhaarige Milliardär brachte nur ein Nicken zustande, er presste die Hand auf seinen Mund. Alfred zog Bruce auf die Beine, da war es schon zu spät. Bruce drehte sich weg von Alfred und musste sich auf den Teppich übergeben. Als er seinen Magen entleert hatte, stützte sich Bruce leicht auf Alfred.
„Ins Bad, Bruce.“ Alfred warf Clark über die Schulter einen Blick zu, der klar ausdrückte, was er meinte: Du-solltest-jetzt-besser-gehen.
Ace eilte zu seinem Herrn ins Bad. Clark wollte Bruce folgen, aber Dick trat ihm in den Weg:
„Clark. Es wäre besser, wenn du gehst, bevor Conner wiederkommt. Er ist nicht sehr gut auf dich zu sprechen.“
Clark hob abwehrend die Hände, schüttelte den Kopf: „Conner hat alles in den falschen Hals bekommen.“
„Das kann sein. Aber Bruce braucht Ruhe und sollte nicht in euren Streit hineingezogen werden.“
Dick beugte sich näher zu Clark und fragte: „Du hast ihm doch nichts von Red Hood und Gotham erzählt?“
„Zur Hölle, nein!“ Clark schüttelte heftig den Kopf. „Ich habe ihm gesagt, dass ich weiß, dass er mich liebt.“
„Gott nein. Das hast du nicht?“ Dick schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
„Doch, habe ich. Bruce ist todblass geworden“, sagte Clark nachdenklich. Ihm wurde erst jetzt richtig klar, was das in Bruce ausgelöst hatte.
„Clark. Ich glaube, das muss Bruce zuerst mal verdauen. Es ist besser, wenn du jetzt gehst. Ich rufe dich an, wenn es Bruce bessergeht.“ Dick fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
Der Journalist putzte entnervt seine Brille um Zeit zu gewinnen, ließ sich das Für und Wider durch den Kopf gehen. Clark sah ein, dass Dick Recht hatte, auch wenn er selber fand, gleich zu reden sei besser. „Okay, ich gehe.“
Dick brachte Clark zu Hintertür, die in den Garten führte und von der Straße aus nicht einsehbar war. Clark verwandelte sich zurück in Superman und flog traurig von Bruce weg.
Dick machte sich gleich daran, die Schweinerei im Wohnzimmer zu beseitigen. Er räumte den Einkauf in die Küche, ging noch einmal die Liste durch, ob er jetzt alles hatte.
Bruce konnte keinen klaren Gedanken fassen, während Alfred ihn ins Bad führte. Er nahm nur am Rande wahr, dass Alfred mit ihm redete. Immer wieder hämmerten in Bruces Kopf Clarks Worte. „Bruce, ich weiß, dass du mich liebst. Bruce, ich weiß, dass du mich liebst.“
Etwas von dem Erbrochenen war auf Bruces Hemd gelandet, Alfred zog es ihm aus und warf es gleich in die Waschmaschine. Bruce blinzelte benommen, Alfred schüttelte ihn sanft.
„Bruce. Hey Bruce, geht es dir besser? Soll ich dir einen Tee machen? Möchtest du dich hinlegen?“
Bruce brauchte eine Sekunde um mitzubekommen, was sein Freund gefragt hatte. Der dunkelhaarige Milliardär blickte in Alfreds besorgte Augen, verdrängte alle Gedanken an Clark.
„Mir ist immer noch ein bisschen schlecht. Ein Tee und hinlegen wäre gut.“ Bruce begann sich die Zähne zu putzen. Der Butler seufzte, wartete, bis Bruce fertig war, führte ihn ins Schlafzimmer.
Bruce setzte sich aufs Bett und zog seine Hausschuhe aus. Er hörte, wie Alfred zum Schrank ging um ihm ein sauberes Hemd zu holen. Sein Freund half ihm in das Hemd. Bruce ließ sich auf die Seite sinken, hörte, wie Alfred den Raum verließ.
„Wieso hat Clark gefragt, ob ich seine Hilfe brauche? Ist es, weil ich jetzt blind bin?“ Der dunkelhaarige Milliardär streckte sich auf dem Bett aus, schloss die Augen. „Wollte Clark mehr als nur helfen? Oder wünsche ich mir einfach nur, dass mehr dahintersteckt? Wusste Clark von Anfang an von meinen Gefühlen?“ Entnervt vergrub Bruce sein Gesicht in den Händen. Nachdenklich rieb er sich über den Bauch. Ihm war immer noch schlecht. „Wenn ja, hat er nur mit mir gespielt?“
Auf einmal fühlte Bruce sich so müde, als habe er Tage nicht geschlafen. Er schloss die Augen. Seine Gedanken krochen dahin. „Woher weiß Clark von meinen Gefühlen? Hat Barry sich verplappert? Nein, Barry würde Clark nie sagen, was er für ihn empfand. Woher wusste Clark es dann?“
Alfred kam mit Tee und Zwieback ins Schlafzimmer. Bruce setzte sich mit einiger Mühe auf, schaffte es, ein paar Schluck Tee zu trinken, knabberte an einem Zwieback. Er fragte sich im Stillen, wieso das alles so schwer sein musste. „Ob Clark seine Homophobie überwunden hat? Er hat mich angefasst ohne zusammenzuzucken. Könnte Clark meine Gefühle erwidern? Gibt es Hoffnung auf eine Beziehung mit Clark?“
Bruce griff gedankenverloren nach dem nächsten Zwieback. Er war so tief in Gedanken, bemerkte nicht, wann Alfred den Raum verließ. Der dunkelhaarige Milliardär fragte sich, wieso er sich ausgerechnet in Clark verliebt hatte.
Bruce nahm einen tiefen Schluck Tee, stellte die Tasse bei Seite. Er schlang seine Armen um seine Knie, ließ den Kopf darauf sinken. Bruce war sauer auf sich selbst, dass er sich auch noch Hoffnung machte. „So kurz nach der Trennung von Lois wäre ich doch nur eine Notlösung. Clark konnte noch nie gut allein sein. Im Augenblick ist er verletzlich, übermäßig anhänglich, ungeschickt und emotional bedürftig. Clark wird meine Liebe nie aufrichtig erwidern können.“
Bruce fragte sich, wieso er sich nicht in Barry verlieben konnte. Ober in Oliver. Er wünschte sich, seine Gefühle hätten einen An- und Aus-Schalter, damit er sie einfach ändern konnte.
„Das Herz tut, was es will. Aber will mein Herz Clark? Ist mein Wunsch, dass aus unserer angeschlagenen Freundschaft eine feste Beziehung wird? Oder ist es der Schmerz über eine verlorene Liebe?“
Der dunkelhaarige Milliardär sah auf, als er Rosen roch. Alfred stellte ein schlichte, weite Vase mit Rosen auf einen Breistelltisch.
„Mr. Stark schickt dir einen Strauß roter Rosen. Mit einer Karte: ‚Ich würde gerne immer bei dir sein. Auch wenn du mich nicht sehen kannst. Ich wünsche dir trotz allem ein schönes Weihnachtsfest.‘ Unterschrieben mit T.S.“
Bruce drehte seinen Kopf in die Richtung, aus der der Duft kam. Er liebte Rosen, auch wenn er sie nicht sehen sondern nur riechen konnte. Er fand süß, dass Tony ihm immer noch Rosen schickte, auch wenn sie sich nur so kurz getroffen hatten. Er musste an die erste Karte von Tony denken: „Deine Augen sind Ozeane voller Schönheit. Ich hoffe, dir gefallen die Rosen. Ps. Versteck deine mitternachtsblauen Augen nicht hinter einer Brille. Vor einem anonymen Bewunderer.“
Es gab Bruce ein warmes Gefühl, dass Tony um ihn warb. Der dunkelhaarige Milliardär fragte sich, ob er mal mit Tony ausgehen sollte, sobald es ihm besserging.
Alfred legte die Karte neben die Rosen, setzte sich zu Bruce aufs Bett. „Willst du über Clark reden?“
Bruce musste da nicht lange überlegen. Es würde ihm gut tun, über seine Gedanken und Gefühle zu sprechen.
Der dunkelhaarige Milliardär wandte sich in die Richtung, wo er Alfreds Stimme zuletzt gehört hatte, redete einfach darauf los. Alfred hatte keine Probleme, Bruces Gedanken und Gefühlen zu folgen und sie nachzuvollziehen.
Bruce spürte die Müdigkeit nach seinem Training mehr als deutlich, sein Redefluss wurde immer von Gähnen und Augenreiben unterbrochen. Langsam sank er gegen Alfreds Schulter, dieser schob ihn in eine liegende Position. Alfred deckte seinen Schützling zu und rutschte auf die andere Seite des Doppelbettes. Er musste in aller Ruhe über das Gesagte und die ganze Situation nachdenken.
Der Butler musterte seinen Schützling. Körperlich ging es ihm wieder besser, aber es war noch ein langer Weg, bis er sich vollkommen erholt hatte. Seelisch sah Bruce auch nicht viel besser aus mit seinem gebrochenen Herzen.
Alfred glaubte, dass es für Bruce an besten wäre, sich von Clark fernzuhalten. Es wäre auch zu schön gewesen, hätte sich Bruce in Barry verliebt. Und nicht in Clark. Aber das war nicht, was er sich für Bruce wünschte. Es wünschte sich das, was Bruce glücklich machte, auch wenn Clark sein würde.
Alfred seufzte traurig, strich Bruces Decke zurecht, erhob sich vom Bett und verließ den Raum. Er wollte nach Conner und Tim sehen. Er wollte wissen, wieso sie Bruce alleine gelassen hatten.
Barry, Oliver und die Kinder wollten über Weihnachten Bruce und seine Familie besuchen, aber wegen eines Schneesturms waren alle Flügen nach London gesperrt worden.
Zwei Tage vor Weihnachten bekam Alfred eine Grippe, so verbrachte Bruce die Feiertage damit, ihn zu pflegen.
Bruce kümmerte sich trotz seiner Blindheit liebevoll um Alfred, mit ein bisschen Hilfe der Jungs.
Die Sorgen um Alfred verdrängten zum ersten Mal seit Wochen Clark ganz aus seinem Geist.
Der dunkelhaarige Milliardär war ganz von Alfreds Pflege eingenommen.
Er fühlte sich, als sei ihm eine Laste von den Schultern gefallen.
Das erste Mal seit seiner Erblindung fühlte er sich nicht nutzlos.
Alfred machte sich Sorgen, dass Bruce sich anstecken könnte.
Dick fragte sich immer wieder, was Bruce tun würde, wenn er von Jason erfuhr.
Am 25. Dezember versammelten sich alle um Alfreds Krankenbett und tauschten Geschenke aus, sangen und erzählten Geschichten.
Der dunkelhaarige Milliardär teilte seinen Freunden und der Familie mit, dass er in nächster Zeit nicht nach Gotham zurückkommen werde.
Conner, Tim und Dick starrten ihn überrascht an.
Alfred legte einfach nur seine Hand auf Bruce und fragte, wo er denn leben werde.
Bruce lächelte schwach und sagte, dass er sich für eine gewisse Zeit zurückziehen werde in den Tempel im Himalaya.
Alfred fand die Idee großartig.
Der Tempel war weit weg von Clark. Bruce konnte sich in Ruhe über seine Gefühle klarwerden und sich hoffentlich vom unwürdigen Reporter lösen.
Er fragte sich, wieso sich Bruce nicht in Oliver oder Barry verlieben konnte.
Wieso konnte sein kleiner Schützling nicht einfachen glücklich sein.
Tim und Dick tauschten einen erleichterten Blick. Beide dachten das gleiche: Gut, dass Bruce nicht zurück nach Gotham wollte. So könnten sie eine Lösung für Blood finden ohne Jason zu töten.
Bruce war glücklich, dass seine Familie seine Pläne gut aufnahm. Er behielt für sich, dass er nur mit Alfred und Ace auf die Reise gehen würde.
Bruce trainierte wieder, um körperlich und geistig gesund zu werden. Um endlich einen Neuanfang in seinem Leben zu machen ohne Gotham und Batman. Eine dunkle Stimme erklang in seinem Hinterkopf und sagte: „Ich werde dich nie allein lassen. Du wirst nie nur Bruce sein. Wir werden immer Batman sein.“
Zwei andere Stimmen ertönten in Bruces Kopf, schrien Batman gleichzeitig nieder. Die eine klang wie Bruce selbst und die andere wie Alfred.
„Bruce kann sein, wer er will.“
„Ich bin nur Bruce! Nicht mehr Batman.“
Bruce blinzelte genervt, schüttelte leicht den Kopf.
Alfred warf ihm einen besorgten Blick zu. „Bruce?“
Der dunkelhaarige Milliardär seufzte, fuhr sich durch seine Haare. Batman ging ihm echt auf die Nerven. „Wie wäre es mit einem Weihnachtsfilm?“
Alfred nickte, legte sanft einen Arm um Bruces Schultern und zog ihn neben sich.
Conner holte Bruces Laptop aus dem Wohnzimmer.
Tim und Dick setzten sich neben Bruce auf das riesige Bett als Conner zurück in den Raum kam.
Der dunkelhaarige Milliardär fuhr den Laptop hoch, sie sahen sich die Weihnachtsgeschichte an.
Alfred war durch den ganzen Stress und die Sorgen in der letzten Zeit geschwächt, er brauchte ein bisschen mehr als zwei Wochen um sich zu erholen.
Das gab auch Bruces Körper die Zeit, sich zu erholen und wieder zu Kraft zu kommen.
Als Tim, Conner und Dick von Bruces Plan hörten, nur Alfred und Ace in den Himalaya mitzunehmen, waren sie nicht sehr begeistert.
Bruce machte klar, dass Conner und Tim zurück in die Schule mussten und Dicks Urlaub fast vorbei war. Tim fragte, ob Bruce ihn ganz alleine in Wayne Manor lasse.
Der dunkelhaarige Milliardär warf ein, dass er Zeit und einen ruhigen Ort brauche um alles zu verarbeiten.
Dick stimmte nur widerwillig zu, versprach, sich um Tim und Conner zu kümmern.
Tim sagte nichts.
Er wäre lieber mit Bruce gegangen um zu helfen.
Aber Tim beschloss, sich den Wünschen seines Vaters zu beugen.
Am 4. Januar flogen Tim und Dick mit Conner zurück nach Gotham.
Sie nahmen auch den großen Teil von Alfreds und Bruces Sachen mit, damit diese mit leichtem Gepäck weiterreisen konnten.
Tim ging wieder zur Schule.
Conner verabschiedete sich unglücklich von Tim. Er muss für ein paar Tage zurück nach Smallville zu Jonathan und Martha Kent, die sich sicher schon Sorgen machten.
Dick musste für ein paar Tagen zurück nach New York wegen seines Jobs, bat um Versetzung nach Gotham.
Er machte sich daran, einen Umzug nach Gotham auf die Beine zu stellen. Dick brauchte zwei Wochen um alles zu erledigen.
In dieser Zeit war Tim allein in Wayne Manor.
Dick rief ihn jeden Tag an um sicherzustellen, dass Tim zur Schule ging und allein zurechtkam. Tim musste eine Menge Schulstoff nachholen, er war genervt, dass Conner nicht da war.
Conner hatte Hausarrest, weil er einfach verschwunden war und die Schule geschwänzt hatte.
Bruce rief ein paar Tage später Oliver und Barry an und erzählte ihnen von seiner Reise. Seine Freunde waren nicht begeistert, von seinen Plänen zu hören.
Bruce versprach sie zu rufen, wenn er Hilfe brauchte.
Barry konnte in Bruchteilen einer Sekunde bei ihm sein.
Bruce überlegte, ob er Clark anrufen solle.
Da Bruce aber nicht wusste, was sagen sollte, rief er ihn nicht an.
Der dunkelhaarige Milliardär fragt sich nur eine paar Sekunden später, wieso er immer Clark zu sich rufen musste. Könnte Clark nicht mal von sich aus zu ihn kommen? Vor allen nach dem ihn Gespräch unterbrochen worden. Und ihn Clark gesagt das von seinem Gefühl wusste.
Langsam glaubte Bruce dass, er Clark nicht mehr wichtig war.
Bevor sie zu ihrer Reise aufbrachen, begannen Bruce und Alfred wieder mit dem Training.
Der dunkelhaarige Milliardär trainierte zusammen mit Alfred und Ace fast zwei Monate lang, bevor er sich bereit fühlte für die lange Reise. Während der ganzen Zeit hielten die Jungs Barry und Oliver auf dem Laufenden über Bruces Fortschritt.
Bei einem Gespräch mit Barry erfuhr Bruce dann auch, dass Clark beim Martian Manhunter eine Verhaltenstherapie wegen seiner Homophobie machte.
Martian Manhunter betreute das Team bei psychischen Problemen. Dank seiner geistigen Kraft konnten die Betroffenen ihre Probleme schnell abarbeiten und schnell Fortschritte machen.
So erfuhr der dunkelhaarige Milliardär auch von Barry, dass Clark die Verhaltenstherapie kurz nach ihrer Aussprache über den Kinobesuch begonnen hatte.
Bruce war glücklich, dass Clark versuchte, sich zu ändern, aber er wollte sich keine Hoffnung machen.
Mit Alfreds Hilfe schickte Bruce Tony einen Brief, in dem er sich für die Rosen bedankte, die ihm durch eine schwere Zeit geholfen hatten.
Er schrieb, dass er jetzt auf eine lange Reise gehen werde, wo ihn leider diese wundschönen Rosen nicht mehr erreichen würden.
Er schrieb Tony auch, dass er sich mit ihm treffen wolle, wenn er zurückkomme.
Bruce versprach, ihn gleich anzurufen, sobald er wieder im Land sei.
Alfred war stolz, wie schnell Bruce sich erholte.
Seine Selbstheilungskraft war immer schon sehr stark gewesen.
Alfred und Bruce brachten zusammen Olivers Haus wieder in Ordnung. Der dunkelhaarige Milliardär ließ Geld für den zerstörten Box-Sack da.
Sie schlossen alle Türen und Fenster, Bruce warf die Schüssel in den Briefkasten.
Einen Augenblick lang überlegte Bruce, ob er sich noch einmal mit Clark treffen solle von ihrer Abreise.
Nur Sekunden später wurde ihm bewusst, dass er sich noch immer nicht mit seinem jetzigen Gefühl und dem verwirrenden Verhalten von Clark auseinandergesetzt hatte.
Alfreds Grippe hatte ihn Clark zum ersten Mal für Wochen vergessen lassen. Trotz der wirren Gefühle und dem immer noch stechenden Schmerz breitete sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus. Ihm wurde wieder einmal bewusst, dass Alfred immer die wichtigste Person in seinem Leben sein wird. Alfred würde mit ihm durch die Hölle und wieder zurückgehen.
Eine warme Hand legte sich seine Schulter, Alfred sagte liebevoll: „Komm, Bruce, lass uns vor Abflug noch Essen gehen.“
„Ja, das wäre super.“ Bruce spürte, wie Alfred seinen Schal und die Mütze richtete. Er hörte Ace hinter sich bellen, breitete seine Arme aus und rief: „Ace, komm zu mir.“
Der Hund sprang in die Arme des dunkelhaarigen Milliardärs. „Guter Junge.“
Alfred musste lachen.
Zusammen verließen sie die Einfahrt, es begann wieder zu schneien. Bruce spürte die Schneeflocken auf seinem Gesicht, als sie die Straße in Richtung Innenstadt entlanggingen. Bruce seufzte, als ihm erneut bewusst wurde, was er verloren hatte.
Damian Wayne lag auf dem Rücken auf einer Matte im Tempel im Himalaya, in der alten Kammer seines Vaters.
Er erholte sich von seinen zahlreichen Verletzungen und Wunden.
Das Leben im Tempel war hart, er hatte sich noch nicht eingelebt.
Seine Finger waren bandagiert, die Verbände zogen sich die ganzen Arme hoch bis zu den Schultern.
Fünf seiner Rippen waren gebrochen und er hatte einen Verband um seinen Kopf.
Auch seine Beine und Rippen waren bandagiert.
Die Mönche hassten Damian, weil sie wussten, dass er der Enkel von Ra’s al Ghul war.
Sie nahmen Damian besonders hart ran. Sie verletzten ihn, um Damian dazu zu bewegen, den Tempel zu verlassen.
Sie wollten ihn nicht hier haben.
Sie hatten ihn nur in den Tempel gelassen, weil er der Sohn des großen Meisters Bruce Wayne war.
Damian hatte nicht gewusst, dass sein Vater ein Großmeister der Kampfkunst war.
Er war so stolz auf ihn. Dafür ging er durch die harte Schule der verdammten Mönche, um ein Großmeister der Kampfkunst zu werden.
Er wollte seinem Vater auf diesem Weg folgen. Damian trainierte jeden Tag stundenlang um besser zu werden.
Er wollte der beste der 4 Robins sein, würdig, Batmans Sohn zu sein. Er glaubte, wenn er seinen Vater stolz machte, könnte er ihn lieben.
Gedankenverloren starrte er an die Decke und fragte sich, wo sein Vater jetzt war.
„Ich vermisse dich, Vater. Vater, ich wünschte, du wärst hier.“ Damian fragte sich, ob sein Vater ihm seine Worte verzeihen konnte. „Kann ich dich stolz machen, Vater?“
Der Junge drehte sich auf die Seite. „Kann ich der Sohn sein, den du dir wünschst? Ich hasse meine Mutter dafür, was sie dir angetan hat. Kannst du mich trotz meiner Herkunft lieben?“ fragte sich Damian und fuhr durch seine schwarzen Haare. „Könnte ich bei dir leben, Vater?“
Stöhnend setzte sich Damian auf. Er trug nur eine Unterhose, schlang eine Decke um sich. Damian passte seine Atmung an, nahm Meditationshaltung ein und schloss die Augen.
Er dachte an seinen Herzenswunsch. „Vater, komm zu mir. Ich vermisse dich.“
Der dunkelhaarige Milliardär schlief friedlich in einem Flugzeugsitz.
Plötzlich keuchte er auf und schoss in die Höhe, riss seine Augen auf.
Seine Finger gruben sich auf der linken Seite in sein Hemd, er spürte Damians Wunsch.
Alfred neben ihm legte seinem Schützling die Hand auf den Rücken, redete auf ihn ein.
Bruce hörte Damians Rufe, wusste, wo sein Sohn war.
Wenn er ihn auf diese Art erreichen konnte, musste seine geistige Kraft auf einer ganz neuen Stufe sein.
Diese Technik konnte Damian nur im Tempel der Unendlichkeit erlernt haben. Augenblicklich machte sich Bruce Sorgen um seinen Sohn und er versuchte ihm zu übermitteln, dass er bereits auf dem Weg war.
Der dunkelhaarige Milliardär konnte nur für eine Sekunde eine Verbindung zum Geist seines Sohnes fühlen. Alfred schüttelte seinen Schützling sanft, besorgt musterte er das blasse Gesicht.
Bruce hörte Alfreds besorgte Stimme, spürte seine warmen Hände auf seiner Schulter. Verwirrt blinzelte er.
Nur langsam verstand er, dass Alfred immer wieder seinen Namen sagte.
Der dunkelhaarige Milliardär schüttelte benommen den Kopf.
„Alfred?“ fragte Bruce und wünschte sich, Alfreds Augen sehen zu können.
Er blickte in die Richtung, aus der die Stimme kam.
Alfred legte Bruce besorgt seine Hand auf die Stirn, er hatte kein Fieber.
Schnell zog er Bruces Hand weg vom Hemd.
Er legte seine eigene Hand auf Bruces Herz, spürte einen starken, erregten Herzschlag in der Brust. „Junge, geht es dir gut? Bruce, hast du Schmerzen? Sag doch etwas.“
Seine Stimme klang in Bruces Ohren überängstlich und besorgt. Für eine Sekund glaubte Bruce Alfreds rasenden Herzschlag zu spüren.
Bruce machte schnell ein paar Klicks, die ihm sagten, dass Alfred sich in seinem Sitz beugte und sein Gesicht ihm zuwandte.
Langsam ergriff der dunkelhaarige Milliardär nach Alfreds Hand, die auf seiner breiten Brust lag. „Mir geht es gut. Ich habe keine Schmerzen. Ganz ruhig, mein Freund.“
Erleichtert zog ihn Alfred in eine Umarmung. „Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Gott sei Dank geht es dir gut.“
„Tut mir leid. Es geht mir gut. Du machst dir zu viele Sorgen. So lange du bei mir bist, wird es mir immer gut gehen.“ Beruhigend strich er über Alfreds Rücken. „Mir war nur so, als hätte ich Damian gehört. Er sagte, dass er mich vermisst. Sich wünscht, dass ich komme.“
Alfred löste sich von Bruce, starrt ihn einen Augenblick an, als sei er verrückt.
Dann fiel ihm wieder ein, dass Bruce von einer Technik erzählt hatte, wie man Gedanken überträgt.
Er entspannte sich gleich wieder, fragte mit ruhiger Stimme: „Wo ist er?“
„Damian ist im Tempel der Unendlichkeit. Er wartet auf mich“, sagte Bruce mit fester Stimme als wisse er, dass sein Sohn im Tempel war, nicht als sei es nur eine Vermutung. Der dunkelhaarige Milliardär sank wieder in den Sitz, die Anspannung fiel von ihm ab. „Ich habe ganz verdrängt, wie sehr ich ihn vermisse.“
„Das mit Damian belastet dich. Es wäre gut, wenn ihr euch aussprecht.“ Alfred zwang sich, ruhig zu atmen. Er machte sich ständig Sorgen um Bruce, das zerrte langsam an seinen Nerven. Seit Bruce blind war, war es noch zehnmal schlimmer.
Bruce fuhr sich durch seine Haare, seufzte, sah in die Richtung, wo er Alfreds Gesicht glaubte. „Das wird nicht einfach. Damian ist so verdammt stur.“
Alfred lachte, verwuschelte liebevoll Bruces Haar. „Das muss er von dir haben. Damian ist wie sein Vater.“
„Stimmt“, lachte Bruce. Sein Sohn war ihm sehr ähnlich. Auf Bruces Gesicht zeichnete sich Sorge ab. „Aber leider ist er auch wie sein Großvater und wie seine Mutter.“
Alfred spürte Bruces Sorge, dass sein Sohn wie seine Mutter sein könnte. „Damian ist ein guter Junge, aber er braucht Führung.“
„Stimmt. Ich werde deine Hilfe brauchen.“ Bruce war sich bewusst, dass das mit seinem Sohn harte Arbeit sein würde. Alfred nickte nur und drückte seine Hand. Mehr brauchte Bruce nicht.