
Chapter 8
Er glaubte spüren zu können, wie ein weiteres Stück von Bruce Wayne starb mit diesem erneuten Schmerz. Die Leere in seinem Inneren wurde groß, dunkel und kalt.
Ihm war schon lange bewusst, dass mit jedem Stück von Bruce, das starb, Batman stärker wurde.
„Eines Tages wird mich diese gottverdammte Stadt ganz auffressen. So werden auch die Überreste meines Selbst auseinanderbrechen und im Nichts verschwinden. Irgendwann wird auch Alfred, mein letzter Anker, der mich noch vor der Dunkelheit rettet, sterben. Dann ist auch der letzte Tag für Bruce gekommen. Es wird nur noch Batman geben und Bruces Schmerz wird endlich aufhören“, dachte Bruce. Er glitt in die Teilnahmslosigkeit ab und fiel ins Dunkel.
Bruce erwachte, als sich jemand zu ihm unter die Decke schob. Wie durch einen Nebel spürte Bruce, wie sich ein Welpe an ihn kuschelte. Eine warme Zunge leckte über sein Gesicht. Bruce öffnete die Augen nur einen Spalt. Im Dunkel sah er Ace. Sanft zog Bruce Ace in seine Arme und streichelte ihn. Bruce fiel mit Ace in den Armen in einem ruhigen Schlaf.
Mehr wollte Bruce nicht vom Leben, nur einen Freund außer Alfred. Ein Freund, der glücklich war, wenn er eine weitere Nacht überlebte. Selbst wenn es nur ein kleiner Welpe war, so machte er die Welt für Bruce doch eine bisschen besser. Dieser kleine Welpe, Tim und Alfred halfen ihm durch seine dunklen Stunden.
Ace weckte Bruce, weil er raus musste. Bruce wälzte sich müde aus dem Bett. Er hatte Kopfschmerzen. Er rieb sich über das Gesicht, sah wieder alles verschwommen wie schon die vergangenen Tage jeweils beim Aufwachen.
„Ich komme, Ace.“
Bruce schüttelte den Kopf, sein Blickfeld wurde langsam klar. Bruce zog sich eine Jogginghose an, schlüpfte in seine Sportschuhe, setzt sich seine Sonnenbrille auf und verließ mit Ace das Schlafzimmer.
Er ging mit dem Welpen in den Park von Wayne Manor. Ace ging in den Wald um jeden Baum zu markieren. Bruces Kopfschmerzen wurden immer schlimmer, er ging zurück zur riesigen Eingangstür, lehnte sich dagegen. Er fiel rücklings in die Arme des überraschten Alfred, der gerade die Tür öffnete und nachsehen wollte, wo seine Schützlinge waren.
„Master Bruce?“
Bruce blickte verwirrt zu Alfred, zog sich am Türrahmen hoch.
„Guten Morgen, Alfred.“
Alfred merkte sogleich, dass es Bruce nicht gut ging. Er schob ihn Richtung Wohnzimmer. Er ließ die Tür offen für Ace. Bruce ließ sich widerstandslos auf das große Sofa schieben. Seufzend sank er auf dem Sofa zusammen, rieb sich die Schläfen und murmelte:
„Kopfschmerzen.“
„Ich hole Ihnen etwas dagegen.“
Alfred musterte Bruce, als er zurückkam, legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Bruce?“
Bruce fuhr sich - immer noch müde - durch die Haare.
„Clark hat Lois einen Antrag gemacht. Sie hat ihn angenommen.“
Alfred schloss Bruce in die Arme. Er wusste, wie sehr er Clark liebte. Bruce vergrub sein Gesicht an Alfreds Brust, weinte aber nicht.
Der Butler streichelte seinem Schützling liebevoll durch das unordentliche Haar. Er hätte ihm gerne gesagt, dass alles gut wird, aber er konnte es nicht. Seufzend erlaubte sich Bruce einen Augenblick der Schwäche und zog sich eng an seinen Butler. Er musste nichts sagen, Alfred verstand den Schmerz seines Schützlings ohne Worte.
Der dunkelhaarige Millionär löste sich von Alfred, lächelte müde und schloss die Augen.
„Danke.“
Alfred schob ihm eine Pille zwischen die Lippen und hielt ihm ein Glas Wasser hin. Bruce nahm es, leerte es in einem Zug.
„Danke“, murmelte Bruce erneut, schloss die Augen wieder und fuhr sich durch die Haare.
„Du musst dich hinlegen.“ Alfred zog Bruce hoch, schob ihn zurück ins Schlafzimmer.
Bruce sank aufs Bett, rollte sich auf den Rücken, Alfred deckte ihn zu, nahm ihm die Sonnenbrille ab und legte sie auf den Nachttisch.
„Bruce, wie lange willst du dir das noch antun?“ Sanft streichelte Alfred durch die dunklen Haare seines Schützlings. „Diese Stadt tötet dich, du wirst immer mehr zu Batman.“
„Ich …“ Bruce brummte, öffnete seine Augen, sein Blickfeld verschwamm für ein paar Sekunden.
„Wieviel Schmerz kannst du noch ertragen?“ Alfred bemerkte die Leere in den mittnachtblauen Augen, es versetzte seinem Herzen einen Stich. Der Butler wünschte sich seinen kleinen unschuldigen, glücklichen Jungen zurück.
Bruce seufzte, er fühlte sich zu müde um zu streiten.
„Ich weiß es nicht.“
„Master Bruce, ich möchte dich nicht verlieren.“ Alfred legte seine Hand auf Bruces Schulter, dieser sah ihn aus leeren Augen an.