Le Mondial

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Le Mondial
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Die Rechte an den Figuren dieser Geschichte liegen beim ZDF und der Neuen Deutschen Filmgesellschaft. Die Geschichte bzw. die Handlungen sind mein Eigentum.
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Kapitel 11

Eine knappe Stunde Fußmarsch später und mit allmählich knurrenden Mägen erreichen die beiden den Rand des Wäldchens, das sie schon auf ihrem Weg über das Moor erkennen konnten. Die Holzbohlen verschwinden, stattdessen verwandelt sich der Weg in einen ausgetretenen Pfad, der breit genug ist, dass zwei Menschen nebeneinander gehen können.

Eva, die die meiste Zeit schweigend hinter Uli her gegangen ist und deren schlanken und trainierten Körper von oben bis unten mit allen Details gemustert hat, macht einen, zwei größere Schritte, um zu Uli aufzuschließen. 

Wie selbstverständlich greift sie nach Ulis Hand - und ohne, dass ein weiteres Wort zwischen den beiden fällt, verweben sich ihre Finger miteinander. Sie folgen dem Pfad, bis sie schließlich an einem Haus ankommen. Das Gebäude, das früher Teil eines Bauernhofes gewesen zu sein scheint, wirkt sehr alt, aber nicht heruntergekommen. Die dunkelgrünen Fensterläden an den weiß getünchten Hauswänden fügen sich in die Landschaft ein, ergänzt durch bunte Geranien, die in Holzkisten auf den Fensterbänken stehen. Leise Musik und Gelächter sind zu hören, im hinteren Bereich des Geländes befindet sich anscheinend eine Terrasse.

 

“Ist das das Restaurant, von dem du erzählt hast?”, fragt Uli, nachdem sie das Gebäude gemustert hat, über dessen offener Eingangstür ein hölzernes Schild mit der Aufschrift ‘Zur Drossel’ hängt.

“Ja, das ist die ‘Drossel’. Hier war ich das erste Mal zum Essen, kurz nachdem ich nach Schwerin gezogen bin”, erwidert Eva lächelnd. “Hast du Hunger?”

Uli grinst. “Das kann man so sagen - unser Frühstück ist immerhin schon eine ganze Weile her”, antwortet sie und deutet auf ihre Armbanduhr. Mittlerweile ist es nach 16 Uhr, und die beiden Frauen haben bereits 12 Kilometer in den Beinen. 

“Dann lass uns reingehen, die Karte hier ist zwar klein, aber fein - also sollte auch meine Lieblings-Foodchefin etwas zu essen finden”, sagt Eva grinsend.

“So so, ich bin also deine Lieblings-Foodchefin? Gibt es denn noch andere?”, erwidert Uli mit einem diebischen Lächeln. Sie macht einen Schritt auf Eva zu, umfasst ihre Schultern und flüstert heiser, ihren Mund ganz dicht an Evas Ohr gepresst “DU bist auch meine Lieblings-Hotelmanagerin…”, bevor sie ihr einen Kuss auf diese eine bestimmte Stelle am Hals drückt, diesen Punkt zwischen Ohr und Nacken, dessen Berührung Eva de Vries wahnsinnig machen kann. 

Diese Berührung reicht schon aus, um Eva das Gefühl zu geben, ihre Beine wären aus Gummi. Ihr Atem geht schneller, sie klammert sich an Uli und muss sich zwingen, nicht hier und jetzt, in aller Öffentlichkeit das fortzusetzen, was sie vor drei Tagen in ihrem eigenen Büro beinahe begonnen hätten. 

Sie nimmt Ulis Gesicht in ihre Hände und schiebt sie von sich. Auf Ulis irritierten Blick hin küsst sie sie zärtlich auf den Mund. 

“Ich glaube, das sollten wir am Abend unbedingt fortsetzen.”

Ulis angespanntes Gesicht entspannt sich unmittelbar und sie lächelt. “Das denke ich auch. Aber jetzt denke ich, dass wir etwas essen sollten - schließlich haben wir ja noch einen Weg zurück vor uns.”

 

Und mit diesen Worten dreht sie sich um und betritt schnurstracks den Gastraum der ‘Drossel’, wo sie auch gleich von einem freundlichen Kellner in hellem Hemd und einer braunen Schürze empfangen und zu einem Tisch auf der Terrasse gebracht werden.

Nachdem der Kellner die Speisekarten gebracht und erklärt hat, dass er ihnen ein paar Minuten Zeit gibt, etwas auszuwählen, verlässt er den Tisch der beiden Frauen.

Bevor Eva sich hinsetzt, lässt sie den Blick mit zusammengezogenen Augenbrauen über die Terrasse schweifen und mustert die anderen Gäste ganz genau. Uli bemerkt Evas Zögern und schaut sie fragend an. “Ist etwas nicht in Ordnung?”

“Doch, doch, ich will nur vermeiden, dass wir ausgerechnet hier und heute jemandem aus dem Mondial begegnen”, erwidert Eva. Nach ein paar Sekunden stellt sie jedoch zufrieden fest, dass es sich bei den wenigen Gästen augenscheinlich um Touristen handelt - Niederländerinnen, wenn sie sich nicht verhört hat - und nimmt gegenüber von Uli Platz. 

 

Die beiden Frauen studieren die kleine - Eva hatte nicht übertrieben - Speisekarte, auf der einige wenige ausgewählte regionale Gerichte zu finden sind. Ein paar Minuten später kommt der Kellner zurück und erkundigt sich danach, ob sie ihre Wahl getroffen haben - Uli entscheidet sich nach kurzem Überlegen für ein Salatbouquet und eine Saftschorle, während Eva eine Variation von Grillgemüse und ein großes Wasser ordert.
Während die beiden auf das Essen warten, unterhalten sie sich über unterschiedlichste Dinge, so lange, bis Eva spürt, wie Ulis Fuß über ihren Unterschenkel streicht. Ihr Blick wandert zu ihrem Gegenüber - doch Ulis Miene gleicht einem Pokerface, sie tut so, als ob nichts wäre. Ihre nächste Entscheidung fällt Eva zwar schwer - dennoch denkt sie sich, dass dieses Spiel auch zwei mitspielen können und lässt ihrerseits den Fuß an Ulis linkem Bein auf und ab gleiten.

Als sie Ulis Unterschenkel zum ersten Mal berührt, spürt sie, wie diese kaum merklich zusammenzuckt, sich dann aber wieder fängt und Eva in die Augen schaut. Das Funkeln in Ulis Augen, das sie so mag, hat sich in ein Feuer verwandelt, das sich durch ihren Körper hindurch brennt. Sie spürt die Hitze in ihrem Bauch, die sich immer weiter ausbreitet und kann nicht verhindern, dass ihre Gedanken wieder zu dem Moment zurückwandern, als sie Ulis Körper zum ersten Mal so richtig wahrgenommen hat - damals, als sie gemeinsam bis morgens die Hotelküche sauber gemacht hatten. 

 

Dieses ‘damals’ liegt noch keine drei Tage zurück - trotzdem kommt es Eva vor wie eine Ewigkeit. So viel war in den Tagen danach und heute passiert. Vor ihrem inneren Auge sieht sie Ulis lange und durchtrainierten Beine, ihren kleinen und festen Hintern, den muskulösen Rücken und die von der körperlichen Arbeit in der Küche gezeichneten Arme. Sie stellt sich vor, wie Ulis warme und weiche Hände über ihren Körper gleiten, ganz so, wie sie es zwei Tage zuvor in ihrem Büro getan hatten - nur, dass sie dieses Mal nicht dem Risiko unterliegen, durch einen hereinstürmenden Mitarbeiter gestört zu werden.

 

Von all dem, was in Evas Kopf vorgeht, bekommt Uli nichts mit. Sie ist damit beschäftigt, dem Sturm an Gefühlen und Begierde, der sich, seit sie mit dem Fuß an Evas Bein angelangt war, wieder in ihrem Kopf ausgebreitet hat, Herr zu werden. 
Tausend Gedanken schießen wie Neutronen durch ihren Kopf - sie sieht Eva vor sich, erinnert sich an den Moment, als ihre Hände zum ersten Mal die Haut unter Evas Shirt berührt hatten, damals, vor zwei Tagen, in ihrem Büro. Tage, die ihr vorkommen wie eine halbe Ewigkeit. Sie spürt, wie sich etwas in ihrem Unterleib zusammenzieht - ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr hatte, und überhaupt ein Gefühl, das sie noch nie bei einer Frau gehabt hatte. 

Noch bevor aber die beiden Frauen weiter in ihren jeweiligen Tagträumen versinken können, reißt sie der Kellner mit den Worten “einmal das Grillgemüse und einmal das Salatbouquet!” zurück in die Realität. 

 

Nach dem Essen, das von einem Waldmeistersoufflé abgerundet wurde, lassen sich die beiden Frauen zufrieden in ihre Stühle zurücksinken. 

“Und? Was sagt meine Lieblings-Foodchefin zum Essen?”

“Sie ist vollends begeistert. Das Essen war großartig - aber ich hätte auch nichts anderes von meiner Lieblings-Hotelmanagerin erwartet, schließlich hat die Frau Geschmack”, sagt Uli lächelnd und hat wieder dieses Funkeln in den Augen, das Eva ganz nervös macht.

 

Sie schluckt. “Magst du noch einen Kaffee zum Abschluss?”, fragt sie, augenscheinlich völlig entspannt, obwohl sie innerlich bebt.

“Nein, ich bin glücklich, satt und zufrieden”, erwidert Uli. “Und du?”

“Ich auch”, gibt Eva zurück. “Ich würde dann um die Rechnung bitten, okay?”

“Ja”, antwortet Uli. “Allerdings nur unter einer Bedingung: dass ICH dieses Mal zahle.”

Eva will gerade ansetzen, um zu diskutieren, als Uli ihr das Wort abschneidet. “Keine Diskussion. Wir sind beide erwachsen, wir verdienen beide unser Geld, wir wechseln uns ab. Punkt, Aus, Ende.” Sie lächelt, um ihren Worten die Schärfe zu nehmen.

Eva seufzt und verdreht übertrieben theatralisch die Augen. “Ich seh’ schon, eine Diskussion darüber kann ich nur verlieren...” 

“Exakt”, sagt Uli und zwinkert ihr zu, bevor Eva den Blickkontakt zum Kellner sucht und diesem durch ein Zeichen zu verstehen gibt, dass sie gern zahlen möchten.

 

Eine Viertelstunde später, mittlerweile ist es nach halb sieben, verlassen die beiden nach einem letzten Blick auf die Terrasse das Gelände.

Uli schaut skeptisch auf ihre Uhr am Handgelenk. “Meinst du, wir schaffen es noch zurück zum Auto, bevor es dunkel wird?”

Eva überlegt. “Ich glaube es wäre besser, wenn wir uns ein Taxi rufen, das uns zum Parkplatz zurückbringt. Wir müssten dafür nur ein kurzes Stück bis zur Straße laufen.”

 

Erst jetzt bemerkt Uli, dass ein Stück hinter der ‘Drossel’ eine Landstraße parallel zum Waldstück verläuft. Sie will sich gerade umdrehen und Eva sagen, dass das mit dem Taxi eine gute Idee ist, als sie merkt, dass diese schon ihr Handy am Ohr hat und offensichtlich darauf wartet, dass am anderen Ende der Leitung jemand abhebt.

Wenig später folgen die beiden einem Feldweg, der das Waldstück umrundet, in Richtung Straße. Ihre Hände finden wie von selbst zueinander und Uli beginnt, mit ihrem Daumen Evas Handrücken zu streicheln. Diese spürt, wie sich allein durch diese Berührung die Härchen auf ihren Armen aufrichten. Die Vorstellung, dass sie noch mindestens eineinhalb Stunden unterwegs sein werden und sie gemeinsam auf engem Raum - dem Auto - eingeschlossen sein werden, ohne dass sie Uli richtig berühren kann, lässt sie fast verzweifeln. 

Mit zusammengezogenen Augenbrauen greift Ulis Hand fester und beschleunigt ihren Schritt. ‘Je eher wir an der Straße sind, desto eher sitzen wir im Auto nach Hause’, denkt sie sich und vergisst dabei, dass das Taxi noch mindestens zwanzig Minuten brauchen würde, bis es aus der nahegelegenen Ortschaft den Weg zur einsamen Bank an der Landstraße mitten im Nirgendwo gefunden hätte.

Uli, durch Evas festen Griff und ihren beschleunigten Schritt etwas verwirrt, lässt sich nichts anmerken und folgt Eva schweigend. Auch sie wünscht sich, so schnell wie möglich wieder in ihrem sicheren Refugium - Evas Suite oder eben ihrer eigenen Wohnung - zu sein.

Die beiden erreichen nach einer guten Viertelstunde die Bank an der Straße, und wie wenn es abgesprochen wäre, taucht wenig später auch schon ein einzelnes Auto auf der sonst leeren Landstraße auf. 

 

Das einsame Auto stellt sich als das bestellte Taxi heraus, und nachdem Eva den Taxifahrer - einen grauhaarigen Herrn mittleren Alters - darum gebeten hat, sie zum Waldparkplatz zurückzubringen, lassen sich die beiden Frauen in die Sitze der Rückbank sinken.

Der Fahrer scheint - was sowohl Eva als auch Uli sehr begrüßen - nicht dazu aufgelegt zu sein, seine Gäste in eine Konversation zu verwickeln, sondern konzentriert sich auf die Straße, während klassische Musik leise aus dem Radio tönt.

Im Fond des Wagens jedoch liegt eine spürbare Anspannung in der Luft - Eva hat das Gefühl, so unter Strom zu stehen, dass sie gleich explodiert. So dicht neben Uli zu sitzen und sie nicht berühren, nicht küssen zu dürfen, macht sie wahnsinnig. Sie bohrt ihren Blick in die Kopfstütze des Beifahrersitzes, nachdem sie mit einem Blick auf die linke Seite festgestellt hat, dass Uli sie aus dunklen Augen beobachtet. All ihre Beherrschung muss sie aufwenden, nicht hier und jetzt über Uli herzufallen. 

 

‘Herfallen, wie das klingt’, denkt sie sich, nachdem sie sich bei ihrem eigenen Gedankengang ‘ertappt’ hat. Sie schüttelt den Kopf, wie um ihre Gedanken zu ordnen, und konzentriert sich auf die schwarze Kopfstütze vor sich. Gerade als sie denkt, dass sie die Hitze in ihrem Inneren wieder halbwegs unter Kontrolle hat, spürt sie, wie sich eine warme Hand auf ihren linken Oberschenkel legt, und ein Finger beginnt, diesen zu streicheln. Sie atmet tief ein und kann gerade noch verhindern, dass sie laut aufseufzt. Mit einem Blick zu ihrer Linken will sie Uli eigentlich mitteilen, dass dies gerade nicht der richtige Ort für eine solche Aktion ist - nur um festzustellen, dass Uli sie keines Blickes würdigt - im Gegenteil, sie hält ihre Augen fest aus dem linken Autofenster gerichtet und sagt kein Wort. 

 

Eva schließt die Augen. ‘Beherrsch dich’, schimpft sie mit sich selbst. ‘Du führst dich auf wie eine Fünfzehnjährige!’ Doch bevor sie diesen Gedankengang weiterführen und sich so zur Räson bringen kann, spürt sie, wie Ulis Hand weiter auf die Innenseite ihres Schenkels wandert. Ein Finger streichelt über den Stoff ihrer Wanderhose, rutscht immer weiter nach oben, in Richtung ihrer Mitte. Er fühlt sich durch das dünne Material glühend heiß an - und Eva muss all ihre Kraft aufwenden, nicht laut aufzustöhnen.

 

Nach einer halben Stunde, die beiden länger vorkommt als eine Ewigkeit, erreicht der Taxifahrer den Waldparkplatz, wo Evas Audi noch immer einsam parkt. 

Uli lässt ein wenig wehmütig ihre Hand von Evas Schenkel gleiten und löst ihren Anschnallgurt. Sie hatte die restliche Fahrt sehr genossen - wohlwissend, dass sie Eva mit ihren Liebkosungen fast in den Wahnsinn getrieben hat. Sie lächelt, als sie aus dem Fond klettert und dem Taxifahrer das Geld samt einem Trinkgeld in die Hand drückt. 

Auch Eva hat mittlerweile das Taxi verlassen, gibt sich jedoch sehr wortkarg und verabschiedet den Fahrer mit einem knappen “Danke”, bevor sie mit großen Schritten auf ihren Wagen zugeht und ihn unterdessen aufschließt. Der Taxifahrer hebt noch einmal grüßend die Hand, bevor er sich auf den holprigen Rückweg zurück zur Hauptstraße macht.

Uli schaut ihm noch einen Moment nach und geht dann mit ebenso großen und schnellen Schritten hinter Eva her. Bis sie jedoch den Wagen erreicht hat, hat Eva schon auf dem Fahrersitz Platz genommen. Sie öffnet die Beifahrertür und lässt sich auf den Sitz fallen. Noch immer sagt die andere kein Wort, schaut sie nur mit angespannter Miene an. 

Uli durchzuckt ein Gedanke. Hatte sie am Ende eine Grenze überschritten? Wollte Eva das vielleicht doch nicht? Ging das alles vielleicht zu schnell?

 

Noch bevor sie weiter in ihrer Gedankenspirale versinken kann, packt Eva, die sich über die Mittelkonsole gebeugt hat, sie an den Schultern und drückt ihr einen harten und nicht weniger leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Ihre Zunge gleitet fest und fordernd über Ulis Lippen, diese öffnet sogleich den Mund und stöhnt auf, als Evas Zunge beginnt, jeden Zentimeter zu erkunden. Sie umfasst Evas Kopf mit beiden Händen, vergräbt die Finger in den weichen, blonden Haaren. Ihre Zähne finden Evas Unterlippe und bearbeiten sie, so lange, bis Eva von ihr ablässt und beginnt, mit der gleichen Leidenschaft ihren Nacken mit Lippen und Zähnen zu liebkosen. 

 

Uli schließt die Augen und seufzt auf, ihr Unterleib zieht sich zusammen und sie lässt ihre Finger von Evas Hals immer weiter hinunter wandern, bis sie am Saum von ihrem T-Shirt angekommen sind; all das, während ihr Mund wieder Evas Lippen sucht. Ihre Hände gleiten unter den weichen Stoff des Shirts und sie hört, wie Eva scharf einatmet. Immer weiter nach oben wandern ihre Finger, streicheln über Evas weichen Bauch, suchen ihre Brüste. Irgendwann spürt sie den Bügel des BHs, den Eva trägt und gerade, als sie ihre Finger unter das Material des Sport-BHs schieben will, löst Eva sich von ihr und rückt von ihr ab.

Ihr Gesicht ist gerötet, ihre Atmung geht schneller. Auf Ulis irritierten Blick hin sagt sie heiser und mit einer Anstrengung, die sogar für Uli hörbar ist: “Wenn wir den einen Schritt jetzt machen, kommen wir nicht mehr nach Hause. Und außerdem kann ich mir schönere Orte dafür vorstellen, als einen Parkplatz mitten im Wald. Lass uns nach Hause fahren.”

 

Uli lächelt und streicht sich mit einer Hand eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. “Dann mal los”, sagt sie verschmitzt und schnallt sich an. “Je schneller wir losfahren, desto eher sind wir zuhause.”

Eva lässt sich das nicht zweimal sagen - ein Knopfdruck und eine Bewegung am Schalthebel und der Audi röhrt auf und holpert sehr zügig über den Waldweg in Richtung Straße. So hochkonzentriert und gleichzeitig grimmig schaut Eva auf die Straße, dass Uli nicht anders kann, als zu grinsen.

Eine knappe Stunde später - Eva würde sagen, eine halbe Ewigkeit - erreichen die beiden Frauen die Tiefgarage des Mondial in der Innenstadt von Schwerin.

 

“Wieder wie immer?”, fragt Uli, ganz so, als ob sie eine solche Situation tagtäglich hätten.

“Ja”, gibt Eva ebenso knapp zurück, und noch bevor sie ein weiteres Wort verlieren kann oder gar den Wagen in der finalen Position geparkt hat, schnallt Uli sich auch schon ab und hüpft aus dem Wagen. 
Sie schlägt die Autotür zu und schickt ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie niemand hier am Personaleingang stehen sieht, während sie darauf wartet, dass Eva parkt und sich ihrerseits auf den Weg in Richtung Fahrstuhl und zu ihrer Suite macht. 

Wenige Minuten später steigt sie, immer darauf bedacht, keiner Menschenseele zu begegnen, die Personaltreppe bis in den vierten Stock hinauf. Ein letztes Mal versichert sie sich mit einem Blick über den Flur, dass niemand da ist, bevor sie zur Tür der Suite 412 huscht und leise klopft.

Im gleichen Moment, in dem ihre Knöchel das zweite Mal die Holztür berühren, wird diese auch schon aufgerissen. 

Zwei Hände packen sie an den Schultern und zerren sie ins Zimmer. 




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