Le Mondial

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Le Mondial
Note
Die Rechte an den Figuren dieser Geschichte liegen beim ZDF und der Neuen Deutschen Filmgesellschaft. Die Geschichte bzw. die Handlungen sind mein Eigentum.
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Kapitel 1

Die Ministerpräsidentin samt Delegation sind versorgt - nachdem Uli über ihren Schatten gesprungen ist und die ‘Experimente’ ihres Nachfolgers Jo serviert hat - allmählich legt sich die Anspannung bei ihr und Eva. Gerade sind die beiden wieder zurück in die Küche gekommen, und Eva spürt auf einen Schlag die Müdigkeit, die nach einer durchgemachten Nacht zwar zu erwarten, aber bisher nicht wahrnehmbar war. Sie unterdrückt ein Gähnen, massiert sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenansatz zwischen ihren Augen und will gerade die Küche verlassen, als Uli sie aufhält.

„Meinst du ehrlich, ich mach jetzt hier alleine sauber?!“ Auch Uli spürt die Müdigkeit und könnte sich schöneres vorstellen, als die riesige Restaurantküche zu putzen. Aber Vorschrift ist Vorschrift, auch wenn sie ungeschrieben ist - und die besagt nun mal, dass die letzte Schicht die Küche so hinterlässt, dass die erste Schicht am nächsten Tag ohne weitere Vorbereitungen ihre Tätigkeit aufnehmen kann.

“Äh -...”, sagt Eva verdutzt. “Nein?”

“Na dann ist ja gut, schließlich warst du ja an der Unordnung nicht ganz unbeteiligt”, sagt Uli belustigt und deutet auf die Stelle am Boden, wo noch ein Rest von Eigelb und Eierschalen zu sehen ist, Überreste des ‘Unfalls’, den Eva mit den Zutaten für Grießklöße früher am Abend hatte.

Sie greift nach einer Bürste und reicht sie Eva mit den Worten “fang da drüben mit der Arbeitsplatte an”.

Als sich ihre Finger berühren, ist Eva für einen Moment wie versteinert - Uli geht es nicht anders. Die Härchen an ihren Unterarmen stellen sich auf und sie starrt auf ihre beiden Hände, welche die grüne Silikonbürste umklammern, wie ein Stück Holz, um das sich zwei Ertrinkende streiten. Keine der beiden sagt ein Wort.

Es ist schließlich Uli, die wortlos den Blick von ihren Händen löst, sich umdreht und sich daran macht, einen Eimer mit heißem Wasser zu füllen.
Leise murmelt sie “Ich kümmere mich dann mal um deine Eierschalen”.

Auch Eva erwacht aus ihrer Versteinerung. “Meine Eierschalen?”, fragt mit gespielter Entrüstung und reckt die Bürste wie ein Zepter in die Höhe. “Wieso sind das denn MEINE Eierschalen?”

“Naja, wer hat denn dafür gesorgt, dass ich sie jetzt vom Boden kratzen muss?”, gibt Uli trocken zurück und kniet sich ohne ein weiteres Wort, um besagte Eierschalen restlos zu beseitigen.

“Auch wieder richtig…”, sagt Eva leicht beschämt und beginnt gehorsam gemäß Ulis Anweisung, die metallene Arbeitsplatte zu schrubben.

Eine Weile lang hört man nur das Schrubben und gelegentliches Plätschern von Wasser, während die beiden Frauen still nebeneinander her arbeiten. Als Eva der Ansicht ist, die Arbeitsplatte könnte nicht mehr blinken als sie es jetzt tut, dreht sie sich um und will Uli gerade fragen, wo sie denn weitermachen soll - und erstarrt.

Uli kniet auf dem Boden um die letzten Reste aufzuwischen als Eva ihren Blick von der Arbeitsplatte wendet und präsentiert ihre Rückseite - ohne zu wissen, was der Anblick mit Evas Hirn macht. Diese starrt wie gebannt auf die Frau vor ihr, auf ihre trainierten Beine, die in einer dunkelblauen Jeans stecken, den wohlgeformten Hintern und das hochgerutschte Shirt, das ein kleines Stück nackten Rücken sehen lässt. Für einen kurzen Moment ist ihr Kopf wie leergefegt - dann fängt sie sich wieder.

Sie räuspert sich einen Tick zu laut und schüttelt sicherheitshalber den Kopf, als ob sie dadurch die Gedanken an Ulis Körper daraus verscheuchen könnte.

“Wo soll ich denn weiter machen? Die Arbeitsplatte dürfte jetzt wieder ihren ursprünglichen Zustand haben…”.

Aber Uli reagiert nicht. Sie ist in Gedanken versunken, denkt an den Kuss und daran, wie es wohl weitergegangen wäre, wenn Eva den Kuss erwidert hätte und sie selbst nicht wie von Sinnen wieder aus der Küche gerannt wäre.

Evas Lippen.

Sie waren so weich und so warm gewesen, ganz anders als die von ihrem Mann. Es war nicht so, dass sie die Lippen von Jeremy nicht mochte, schließlich war er ihr Ehemann. Aber trotzdem - auch wenn sie wusste, dass sich die Gelegenheit nie wieder ergeben würde (schließlich hatte Eva ihr das sehr deutlich signalisiert) - sie wollte Evas Lippen noch ein Mal auf ihren spüren.

‚Halt‘, schimpft eine Stimme in ihrem Kopf. ‚Bist du verrückt geworden? DU bist verheiratet! Du hast eine Tochter!‘, ruft die Stimme weiter.

Aber da ist noch eine andere Stimme in ihrem Kopf, viel leiser als die erste. Sie wispert nur.
‚Bist du das noch? Führt ihr wirklich noch eine Ehe, weil ihr euch liebt oder seid ihr nicht viel mehr eine Zweckgemeinschaft, weil ihr Ivy habt?‘

„Ach was weiß denn ich“, schnaubt Uli laut, um die Stimmen in ihrem Kopf zum Schweigen zu bringen.

„Ähh - ooookay?“, hört sie diese eine, ihr so vertraute Stimme neben sich und mit einem lauten Poltern, das natürlich nur Uli selber hört, landet sie wieder in der Realität.

Sie dreht sich um und sieht Eva, mit der Bürste in der Hand und einem etwas verwirrten Gesichtsausdruck.

„Entschuldige, aber ich wollte nicht einfach irgendwo in deiner Küche weitermachen, so ganz ohne Anweisung…“, sagt Eva in einem für sie sehr unüblichen, fast kleinlauten Tonfall.

„Ach was nein! Es tut mir leid, ich war in Gedanken versunken, das was ich gesagt hab‘ war nicht auf dich bezogen“, sagt Uli schnell (auch wenn das faktisch nicht ganz stimmte) und steht auf.
„Wenn du noch nicht zu müde bist, kannst du gern anfangen, den Herd sauber zu machen - aber pass auf, das Metall ist an einer Stelle ziemlich scharfkantig, tu‘ dir bitte nicht weh.“

Eva hebt nur eine Augenbraue - diesen fürsorglichen Ton ist sie von der sonst eher direkten Uli nicht gewohnt - und lächelt.

„Natürlich mache ich das, ich lasse dich doch hier nicht alleine.“

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