Loki und die TVA

Loki (TV 2021)
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Loki und die TVA
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Summary
Loki hat versucht, Midgard zu erobern, und ist gescheitert. Die Avengers haben ihn besiegt. Da landet durch Hulks Ungeschick der Tesserakt direkt vor seinen Füssen und Loki zögert keine Sekunde: er schnappt sich das Artefakt und verschwindet. Allerdings ist der Ort, an den es ihn verschlägt, eine ziemliche Überraschung... Und nach und nach fragt sich der Gott der Lügen, ob er nicht vielleicht besser geblieben wäre, wo er war.
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Hallo Sylvie

Lokis Bewusstsein schlich durch sämtliche Gänge und Räume in der Zentrale der TVA, aber er konnte keinen konkreten Hinweis auf etwas – oder jemanden – finden. Nichts ausser diesem vagen Gefühl von Gefahr, das ihm aber nicht weiterhelfen würde.

Als er vor dem Raum der sogenannten «Zeithüter» stand, zögerte er einen Moment. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Eintreten auch hier, wie überall sonst, unbemerkt bleiben würde. Aber eben nur ziemlich und nicht ganz sicher.

Konnte er das Risiko jetzt, zu diesem Zeitpunkt, eingehen? Wenn sie merkten, dass er da war, müsste er sich offenbaren und verschwinden. Und dann würde er nie rausfinden, was hier schief lief.

Und warum es ihn überhaupt hierher verschlagen hatte.

Er beschloss, die Zeithüter vorerst zu ignorieren. Ausserdem war es unwahrscheinlich, dass, wer auch immer hier irgendwelche Fäden im Hintergrund zog, ausgerechnet da zu finden sein würde. Schliesslich war das viel zu offensichtlich.

Nein, wer immer hier am Werk war, ging subtil vor.

Genauso wie er selbst gerade.

Aber es war frustrierend, und schliesslich gab Loki es auf. Nein, es nützte alles nichts: er musste wohl Mobius helfen, diese Sylvie zu finden.

Ausserdem wurde er langsam selbst neugierig auf sie. Sicher, er hatte sie erschaffen, sie dann aber sich selbst – und ihrer weiteren Entwicklung – überlassen. Mal sehen, was aus ihr geworden war. Eventuell konnte sie ihm nützlich sein.

Nach mehreren Stunden gelang es ihm dann endlich, ihre Spur aufzunehmen. Es war nur ein schwacher Hauch ihrer Magie aber genug, um ihren Aufenthaltsort zu finden. Doch die Tatsache, dass er so lange - und so viel Magie - gebraucht hatte, um Sylvie aufzuspüren, zeigte ihm mehr als alles andere, dass hier etwas gewaltig aus dem Ruder lief.

Er informierte Mobius darüber, wo sie zu finden war – besser gesagt: er liess es so aussehen, als habe er eine Spur und sei sich zu etwa fünfundneunzig Prozent sicher, dass sich die Variante dort aufhielt. Mobius biss nicht nur an sondern schaffte es sogar, die Mission genehmigen zu lassen.

So reisten sie denn also ins «Jahr 2050» und landeten in dem Supermarkt, in dem Loki die Variante «vermutete». Seine Sinne nahmen Sylvie denn auch sofort wahr, kaum dass sie das Gebäude betreten hatten.

Aber da war noch etwas anderes. Ein anderes Bewusstsein.

Und es war sehr viel stärker wahrnehmbar als in der Zentrale der TVA.

«Kommt nicht infrage!» Die Stimme einer der Frauen im Team genannt Jägerin-B15 riss ihn aus seiner Konzentration. «Loki bleibt bei mir.»

«Wie bitte? Warum das denn?» Mobius war sichtlich verwirrt und ungehalten. «Loki steht unter meiner Aufsicht.»

Dieser hätte beinahe laut aufgelacht, konnte es sich aber natürlich verkneifen.

«Das hier ist mein Einsatz, Mobius,» erwiderte Jägerin-B15. «Und wenn sie glauben, dass er keine Bedrohung ist, sollte das ja kein Problem...»

«Natürlich ist er eine Bedrohung!» unterbrach Mobius die Frau. «Deshalb will ich ihn im Auge behalten.»

Loki seufzte innerlich. Die beiden benahmen sich wie Kinder. Es wurde Zeit, einzugreifen.

Er legte Mobius die Hand auf den Arm und versicherte ihm, dass es schon ok sei, dass er ohne Probleme mit der Jägerin mitgehen konnte. Zögernd willigte Mobius schliesslich ein, allerdings nicht, ohne vorher nochmal klar zu machen, dass man Loki nicht vertrauen konnte.

Dieser hätte wiederum beinahe laut gelacht. Natürlich nicht!

Jägerin-B15 redete nicht viel, als sie mit Loki die riesige Verkaufshallen abschritt, und dem Gott der List war das nur Recht. So konnte er sich besser auf das Ziel konzentrieren: Sylvies magische Spur, die er langsam immer deutlicher wahrnehmen konnte.

Schliesslich fanden sie sie. Oder besser gesagt: den jungen Mann, dessen Körper sie offenbar übernommen hatte.

Er stand ganz allein in der Pflanzenabteilung und war überrascht, als Jägerin-B15 ihn fragte, was er hier trieb. «Na, Pflanzen aussuchen,» meinte er unsicher. Loki musste zugeben, dass Sylvie sehr überzeugend rüberkam. Man konnte wirklich meinen, nur einen ganz normalen jungen Mann vor sich zu haben. Etwas schüchtern und unbeholfen vielleicht, aber sicher harmlos.

Aber die Jägerin war dennoch misstrauisch und flüsterte, zu Loki gewandt: «Könnten das... sie sein?» Dieser zuckte nur die Schultern und meinte in normal lautem Tonfall: «schon möglich.»

B-15 warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, dann hob sie ihren Stab und ging langsam und vorsichtig auf den jungen Mann zu. «So, sie kaufen also Pflanzen mitten in diesem fürchterlichen Sturm?»

«Warum denn nicht? Es gibt eine Aktion heute.» Er blinzele verwirrt und wirkte ein wenig wie ein verängstigtes Hündchen.

Jägerin-B15 wurde einen Moment lang unsicher. Der Stab in ihrer Hand senkte sich. Das reichte der Variante: blitzschnell ergriff sie den Arm der TVA Mitarbeiterin. Es leuchtete kurz grün unter ihren Fingern auf, dann sackte der Körper des jungen Mannes, der eben noch eine Pflanze hatte kaufen wollen, reglos zu Boden. So etwas wie ein Ruck fuhr durch Jägerin-B15, dann straffte sie sich und drehte sich langsam um.

«Sieh an, du bist also auch ein Loki.» sagte Sylvie mit der Stimme der Jägerin.

«Hallo Sylvie,» erwiderte Loki und stellte mit Befriedigung fest, dass sie überrascht war.

 

 

 

Mobius zuckte zusammen, als er mehrere Jäger laut seinen Namen rufen hörte. Die Stimmen klangen aufgeregt und ziemlich panisch. Was war denn los? Hatte Loki – ihr Loki – irgend etwas angestellt? Wenn ja, dann konnte er was erleben.

Sofort hastete er zu den Jägern, die ihn gerufen hatten, und erstarrte: am Boden sass Jägerin C-20, die junge Frau, die von der Variante entführt worden war. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie stammelte ein ums andere Mal «Es ist nicht echt. Es ist alles nicht echt.»

Mobius kauerte sich vor der Frau hin und fasste sie beruhigend an den Schultern. «Was ist nicht echt?» frage er sanft.

Die Jägerin wippte mit dem Oberkörper hin und her. Sie schien ihn gar nicht richtig gehört zu haben, sondern wiederholte nur immer wieder: «Es ist nicht echt. Es ist alles nicht echt.»

Mobius versuchte es erneut, jedoch mit dem gleichen Resultat. Ein paar Minuten lang sagte die Jägerin nichts anderes als «es ist nicht echt.» Dann, als Mobius gerade die Anordnung geben wollte, sie zurück zur TVA zu bringen, fügte sie auf einmal hinzu: «Ich habe alles verraten. Die Zeithüter, alles...»

«We bitte?» Mobius schüttelte die Jägerin leicht durch. «Was meinen sie damit?»

«Ich habe verraten, wo sie die Zeithüter finden kann.» Die Augen der Jägerin standen weit offen und waren völlig leer. «Die Zeithüter... ich habe der Variante gesagt, wo sie die Zeithüter finden kann. Aber es ist nicht echt. Alles ist... nicht echt.»

Mobius seufzte tief. Was C-20 da von sich gab, ergab keinen Sinn. Was meinte sie mit «es ist nicht echt?». Er seufzte erneut. Vermutlich hatte die Variante ihren Geist verwirrt – und er hoffte inständig, dass die Jägerin auch das Geheimnis der Zeithüter nicht wirklich verraten hatte, dass auch diese Worte nur ihrem umnebelten Gehirn entsprungen waren. Aber selbst wenn: die Zeithüter wussten sich zu schützen. Jetzt musste C-20 erst einmal in Sicherheit gebracht werden. Er befahl zwei seiner Leute, sie unverzüglich zurück in die Zentrale zu bringen, während er selber Jägerin B-15 über Funk rief. Er musste wissen, ob bei ihr alles in Ordnung war.

Doch es vergingen mehrere Minuten, ehe sie antwortete. Und was sie sagte sorgte nicht eben dafür, dass Mobius ruhiger wurde.

«Loki...» stammelte B-15. «Er ist weg!»

 

 

 

Als er ihren Namen sagte, veränderte sich etwas in Sylvie. Loki konnte es ganz deutlich erkennen, auch wenn es nur kurz währte. Aber es war, als würde ihre Maske – ihre magische Maske – für einen flüchtigen Augenblick verrutschen.

Dann verschwand der Moment und Sylvie rückte wieder in den Vordergrund.

«Du klaust also gerne anderer Leute Körper.» versetzte Loki trocken. «Ich frage mich, warum.»

«Und du arbeitest offenbar gerne für die TVA,» gab Sylvie bissig zurück. «Da frage ich mich auch, warum.»

«Sieht so aus, als hätten wir beide eine Menge Fragen.» Loki folgte der Frau, die sich umgedreht hatte und langsam durch die Halle schritt, ohne sie aus den Augen zu lassen. «Ein wenig feige, das, würde ich meinen.»

«Feige? Wie meinst du das?»

«Naja, sich in anderen zu verstecken.» Loki grinste flüchtig. «Sicher ziemlich effektiv, aber eben auch feige.»

«Du willst mein Gesicht sehen?» Sylvie blieb aprupt stehen und drehte sich um. «Bitte sehr.»

Im nächsten Augenblick sackte Hunter B-12 zu Boden und Sylvie löste sich von ihr. Loki stellte fest, dass sie noch genauso aussah, wie er sie erschaffen hatte. Sah man mal davon ab, dass ihr Umhang ziemlich abgenutzt– und eines der Hörner an ihrem Diadem abgebrochen war.

«Zufrieden?»

Loki spürte, wie Sylvie versuchte, ihn magisch abzutasten. Er schirmte sein Bewusstsein daher blitzschnell ab und meinte trocken: «Ja.»

Sylvie zuckte zurück und war erneut zutiefst verwirrt. Ganz sicher war es das erste Mal, dass sie mit ihren Kräften an eine Grenze stiess.

Aber nicht nur sie war verunsichert – etwas in ihr war es ebenfalls. Loki konnte es deutlich erkennen, denn ihre Maske verrutschte wiederum für einen flüchtigen Augenblick.

«Ich würde ja gerne noch etwas mit dir plaudern,» meinte sie vorsichtig und gedehnt. «Und ich gebe zu, es würde mich interessieren, woher du meinen Namen kennst... Aber ich habe leider keine Zeit mehr.»

Sie log. Ganz offensichtlich wollte sie nur eines: so schnell wie möglich weg von ihm!

Nun, er hatte nicht vor, sie gehen zu lassen...

Doch in diesem Moment ertönte ein leises Summen und Loki sah, wie die junge Frau eine der Zeittüren öffnete. Eine flüchtige Sekunde lang war er überrascht und zögerte.

Lange genug für Sylvie, durch das Zeitportal zu verschwinden.

Und als sie hindurchschritt nahm Loki deutlich den Schatten wahr, der in ihrem Inneren verborgen lag...

So etwas wie eine Erinnerung zuckte in ihm hoch, schnell und kaum greifbar. Es war mehr ein Gefühl als ein Gedanke, aber das Bewusstsein von Gefahr, das die ganze Zeit latent vorhanden gewesen war, wurde stärker.

Sehr viel stärker.

Ohne nachzudenken hastete er Sylvie nach und folgte ihr...

...direkt in die Hölle.

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