Loki und die TVA

Loki (TV 2021)
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Loki und die TVA
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Summary
Loki hat versucht, Midgard zu erobern, und ist gescheitert. Die Avengers haben ihn besiegt. Da landet durch Hulks Ungeschick der Tesserakt direkt vor seinen Füssen und Loki zögert keine Sekunde: er schnappt sich das Artefakt und verschwindet. Allerdings ist der Ort, an den es ihn verschlägt, eine ziemliche Überraschung... Und nach und nach fragt sich der Gott der Lügen, ob er nicht vielleicht besser geblieben wäre, wo er war.
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Variante gesucht

Mobius wurde gerufen und liess Loki allein. Dieser fragte sich, ob das ein Trick war, ob der Mann hoffte, dass er etwas Törichtes versuchen würde. Nun, er würde ihm den Gefallen ganz sicher nicht tun.

Sein Blick fiel auf den Monitor und das angehaltene Bild, das sein angebliches Leben zeigte. Er zögerte einen Moment, dann spulte er zurück auf Anfang und liess die Geschehnisse nochmals ablaufen. Und genauso wie beim ersten Mal schockte ihn zutiefst, was er sah.

Er konnte - wollte! - nicht glauben, dass das alles echt war.

Und dieses Mal kam er nicht über einen bestimmten Moment hinaus: den Moment, in dem Frigga, die Königin von Asgard, ermordert wurde. Immer und immer wieder liess er die Sequenz laufen. Er bemühte sich, sich einzureden, dass dies nicht wahr sein konnte, dass es nur ein Trick von Mobius war, um ihn weichzukochen.

 

Leider war er nicht mehr so gut darin, sich selbst etwas vorzumachen.

Loki fühlte Wut, Hass und ein Gefühl in sich aufsteigen, das er bei Thanos nur zu gut kennen gelernt hatte: Verzweiflung.

Ablenkung...

Er brauchte Ablenkung, oder er würde hier ein paar Dinge explodieren lassen!

Als Mobius wieder hereinkam, konnte er deshalb nicht widerstehen.

Er schnippte mit dem Finger und hielt die Zeit an. Dann dehnte er seinen magischen Sinn aus und tauchte in das Bewusstsein des Mannes ein – in der Erwartung, kein wirkliches menschliches Wesen vorzufinden, sondern nur eine Schattenexistenz, erschaffen von ihm selbst.

Doch er wurde überrascht.

Mobius war echt! Er war, im wahrsten Sinne des Wortes, ein Mensch.

Das konnte doch nicht sein! Diese Welt hier gab es nicht wirklich, sie war nur aus einer Laune heraus erschaffen worden. Nichts, was hier geschah, passierte in irgendeiner Realität der neun Welten. Also war es schlicht unmöglich, dass es einen Menschen hierher verschlagen konnte. Höher entwickelte Wesen wie ihn selbst, ja, aber niemals einen Bewohner Midgards.

Die ganze Sache wurde immer schräger... und unheimlicher.

Er liess die Zeit wieder fliessen und Mobius sprach genau an dem Punkt weiter, an dem er aufgehört hatte: «Eine flüchtige Variante tötet unsere Minutemen und ich könnte ihre Hilfe gebrauchen.»

«Ach ja?» Loki zeigte ein kleines, zynisches Lächeln und spielte das Spiel perfekt mit. «Sieh an, wieso das denn auf einmal?»

«Ganz einfach: die Variante, die wir jagen, sind sie.»

«Ich?» Loki spielte den ehrlich Überraschten ebenfalls perfekt. Er hatte das alles in Mobius Kopf bereits gesehen und wusste darum genau, wie sehr diese «Variante» ihm – ihnen allen – Kopfzerbrechen bereitete.

Er wusste auch genau, um wen es sich dabei handelte. Schliesslich hatte er selbst Sylvie als eine Version seiner selbst für diese Scheinwelt erschaffen.

Sie konnte also unmöglich das Problem sein, der Grund für das, was hier schief lief. Trotzdem: etwas sagte Loki, dass sie ein Anfang sein würde. Vielleicht hatte sogar Sylvie selbst Mobius hergebracht. Möglich wäre es, denn über soviel Macht verfügte sie als eine seiner Kreaturen.

Warum sie so etwas tun sollte, war allerdings eine ganz andere Frage...

Wie auch immer: es war wohl das Beste, den braven Gefangenen zu mimen und zu tun, was Mobius von ihm wollte.

Zumindest für den Moment.

Mobius führte ihn zusammen mit einigen seiner Leute ins Jahr 1985 auf einen Mittelalter-Jahrmarkt. Loki sah sich interessiert um und hätte sich beinahe selbst auf die Schulter geklopft: natürlich, er hatte diese Welt nicht ganz alleine ins Leben gerufen, aber da der grösste Teil der Arbeit von ihm erledigt worden war, durfte er zu Recht stolz auf sein Werk sein. Das sah alles wirklich nicht schlecht aus. Es gefiel ihm jedenfalls tausendmal besser als die Welt der TVA, in der alles in einem fürchterlichen Mix aus Braun und Orange gehalten war.

Schön zu sehen dass die von ihm erwählte Möglichkeit, variable Welten in dieser Scheinwelt aus sich selbst entstehen zu lassen, wenigstens hier seinen Ansprüchen von Ästhetik einigermassen zu genügen vermochte.

«Da entlang» sagte Mobius und riss Loki aus seinen Gedanken. Sie betraten ein Zelt, in dessen Mitte am Boden ein Helm lag. Der Helm der Jägerin C-20, um genau zu sein. Fast hätte Loki aufgelacht: wer in dieser verrückten Beinahe-Welt war eigentlich auf die Idee mit solchen Bezeichnungen anstelle von Namen gekommen?

«Die Variante nimmt jetzt also Geiseln?» fragte eine von Mobius Mitarbeiterinnen vorsichtig. Der Mann nickte nur grimmig. «Sieht ganz so aus.»

Loki liess seinen magischen Sinn im Raum herumwandern und stutzte auf einmal. Seine Magie nahm deutlich die Reste einer anderen Magie wahr. Seiner Magie... und irgendwie doch nicht. Da war noch etwas anderes vorhanden, etwas, das darunter lag.

Etwas, das nicht hierher gehörte.

Und es haftete offenbar Sylvie an. Oder, wie Mobius sagen würde, der Variante, die sie suchten. Loki durfte nicht vergessen, dass er noch nicht wusste, um wen es dabei ging.

Mobius und seine Leute fragten sich, wohin die Variante mit ihrer Geisel verschwunden sein mochte. Loki hätte ihnen gerne einen kleinen Hinweis gegeben, denn so ganz langsam wurde es Zeit, Sylvie mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Aber er konnte ihnen nicht helfen.

Eigentlich hätte es für ihn ein Leichtes sein müssen, Sylvie aufzuspüren. Eigentlich. Aber so sehr er seinen magischen Sinn auch ausdehnte: er fand sie nicht. Das konnte doch nicht sein? Er sollte in der Lage sein, diesen wichtigen, von ihm selbst geschaffenen Fixpunkt in seiner eigenen Schöpfung ohne Probleme überall zu finden.

Noch so etwas, das hier nicht stimmte...

Mobius entschied, die Zeitlinie zurückzusetzen, in der sie sich gerade befanden, bevor es "gefährlich" wurde. Loki kümmerte es nicht, sie war ja sowieso nicht real. Aber bevor durch das Werk der TVA alles ins Nichts verschwand, gelang es ihm, die schwach wahrgenommene fremde Magie in seinem Bewusstsein zu speichern, bevor sie auch verschwand.

Zurück in der Zentrale beauftragte ihn Mobius damit, jede einzelne Fallakte der gesuchten Variante durchzusehen. Er hoffte, dass Loki etwas finden würde, das Aufschluss über ihren Verbleib lieferte. Scheinbar pflichtbewusst tat er, wie ihm geheissen. Sollte Mobius ruhig glauben, dass er Angst davor hatte, «gestutzt» zu werden... Vielleicht würde er in diesen Akten tatsächlich etwas Wichtiges finden.

Und wenn nicht bot ihm dieser Auftrag immerhin die Möglichkeit, sich mal etwas genauer in der TVA umzusehen.

Was er denn auch tat.

Während er selbst scheinbar brav und voll konzentriert am Schreibtisch sass, ging sein Bewusstsein auf Wanderschaft.

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