Lotusblüte

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Lotusblüte
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Es gab Momente, in denen das Leben vor ihr davonrannte. Gibt es sogar immer noch.Und manchmal waren es nicht nur Momente. Blickt sie zurück, sieht sie ganze Jahre, in denen sie versuchte, ihr Leben wieder einzufangen – nicht, dass sie das damals gewusst hätte. Nein, wie wenig Leben sie hatte, fällt ihr erst jetzt auf, als sie einen freien Moment nur für sich hat.________Oder aber der Versuch, sich die Zeit totzuschlagen, indem man seine alten Fanfiction durchgeht und schaut, welche wie gut gealtert sind.Fertig gestellt 03.08.2010
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Der Gegesnsatz




- Rock Lee -

 

Es ist erstaunlich, wie sehr sich manches ändern kann und trotzdem gleich bleibt.

Paradox, ja, aber das macht das Leben aus. Dinge entstehen, dauern an, sterben ab oder passen sich an. Bei letzterem bleibt ihr Kerngedanke gleich, was sich ändert ist einzig ihre Hülle, die auch fortan den gegebenen Umständen entsprechen muss. Sein Team, seine Freunde, ist eines der außergewöhnlichsten Dinge, die dieser Definition des Seins und Nichtseins entspricht. Findet er. Finden seit je her eigentlich alle.

Vielleicht liegt es an ihm und seinem bewundernswerten Lehrer, so voller Kraft und Ausdruck, Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit, aber auch so voller Tiefe und Emotionen. Vielleicht aber auch an der anderen Hälfte des Teams, dem ruhigeren Gegenpart, an dem Wunderkind und der schönen Blüte der Jugend. Sie beide ergänzen sich nicht nur im Kampf, sondern wirken auch rein optisch erst zusammen wirklich vollständig. Er glaubt nicht, dass sie das bisher wirklich gemerkt haben, auch wenn es in letzter Zeit ein wenig anders wirkt.

TenTen, Team Gais schöner Stern am Himmel, wirkt anders.

Ihr Auftreten ist gesetzter und eleganter, alles in allem weiblicher, wenn auch nur außerhalb von Missionen. Sie scheint sich ihrer selbst sehr viel bewusster, strahlt, als wäre „Team Gais schöner Stern am Himmel“ nicht nur eine Phrase, sondern die bloße Wahrheit. Eine unausweichliche, nackte Tatsache. Vorher war es ihr reichlich egal. Sie bewegte sich und sah aus, wie es ihr passte, wie wohl sie sich selbst und nicht wie wohl sie sich mit den Gedanken der anderen fühlte.

Er freut sich darüber, dass auch sie endlich Zeit für sich gefunden hat. Wer seinem Traum so nah ist und noch sein ganzes Leben vor sich hat, der braucht es nicht eilig zu haben. Sie hält die Zeit fest und genießt, was sie ihr bietet. Wie schön. Welch bezaubernde Art, die Jugend und ihre Wunder zu genießen, auch wenn er weiß, dass sie selbst das ganze ein wenig anders sieht.

Er lächelt, fast schon wehmütig. Ihm selbst rannte die Zeit nie so davon wie ihr – zumindest wie sie glaubt, sie würde ihr davon laufen –, dass er erst nach Jahren lernen konnte, wie er sie festhält. Für ihn war und ist jeder Moment ein überaus besonderer, hatte immer versucht, jeden einzelnen vollständig auszukosten. Man lebt immerhin nur einmal, nicht? Der Lotus blüht zwar zweimal, aber das ist kein Grund, sich gänzlich und sorgenlos auf das zweite Mal zu verlassen. Das hatte er selbst auf die harte Weise lernen müssen, als er nach einem Kampf mit dem Schicksal konfrontiert war, möglicherweise nie wieder als Shinobi arbeiten zu können.

Danach hatte er noch mehr als vorher darauf geachtet, sich ja nicht von seinem Ziel der Herrlichkeit des Lebens ablenken zu lassen. Er wollte sich die erste Blüte des Lotus so genau ansehen, jeden einzelnen Augenblick so gut verinnerlichen, dass er absolut nichts davon vergessen hatte, wenn der Lotus zum zweiten Mal erblüht. Das ist sein Ziel, das ist sein Sinn.

Aber das kann man nicht von jedem verlangen. Jeder geht seinen eigenen Weg. Deswegen ist Lees innere Frede umso größer, dass der Stern seines Teams endlich den Weg beschreitet, der nah neben seinem eigenen verläuft. Vielleicht wird er das nur für heute, vielleicht auch noch für morgen, mit ein bisschen Glück vielleicht auch noch die ganze restliche Woche, doch irgendwann, dass weiß er so sicher wie der Wechsel der Jahreszeiten, wird sie wieder abseits gehen. Er kennt seine Schwester. Manchmal sind ihre Launen unberechenbar und manchmal könnten ihre Handlungsmotive nicht offensichtlicher oder edler sein. Heute genießt sie das Leben, morgen rennt ihr die Zeit wieder davon.

Aber das heute zählt.

Und für heute soll er etwas anderes tragen. TenTen bat ihn darum.

Die Auswahl an übrigen Klamotten ist spärlich, aber er findet schon was und ist zufrieden damit.

Eine schwarze Jeans, ein weißes T-Shirt – Lee weiß, dass letzteres ihre Lieblingsfarbe ist. Na ja, nicht ganz weiß, sondern ein lavendelfarben angehauchtes weiß, aber jene andere Farbe ist zu offensichtlich und vielleicht könnte es von ihr falsch verstanden werden …

Also einfach weiß. Weiß ist dezent, weiß ist schön, wenn auch unbedingt nicht viel aussagend.

Oder vielleicht doch, eben durch das Fehlen eines Seins. Es lässt viel Freiraum.

In TenTens Fall ist weiß gleich er, Neji. Es ist selbstverständlich und offensichtlich und Lee hofft, dass die Zeit, mit der sie sich endlich gleichauf sieht, der schönen Blume endlich die Augen öffnete. Einen so ehrenvollen Gast wie die Liebe lässt man nicht lange warten, nicht, wenn sie vor unterdrückter Leidenschaft und Zärtlichkeit nur so brennt. Sein ewiger Rivale und zugleich bester Freund müsste das mit seinen alles sehenden Augen doch schon längst entdeckt haben. Sollte man meinen.

Tief in Gedanken versunken merkt er erst jetzt, dass jemand seine Haustür geöffnet hatte – mit einem Schlüssel wohlgemerkt – und sich ihm Schritte nähern.

„Gai-sensei“, ruft er leise, um die Suche des anderen nach ihm vorzeitig zu beenden. Zielsicher kommen die Schritte nun auf ihn zu.

„Lee“, und nickt ihm strahlend und grinsend zu. „Bereit, sich der Herausforderung unserer schönen Blume zu stellen?“

„Herausforderung?“

„Sie bat uns, in angemessener Kleidung zu erscheinen – eine solche Bitte ist eine Herausforderung und nur sie kann entscheiden, ob wir sie gewonnen haben und ihren Maßstäben von ‚angemessen’ entsprechen oder nicht. Ein wahrer Kämpfer der Jugend schreckt vor keiner Herausforderung zurück!“

Sprach’s und zeigt ihm einen gehobenen Daumen.

Lee schaut ihn einen Moment lang verwirrt an, mustert ihn, die dunkle Jeans, das helle Shirt mit einem Muster, dessen System er auf den ersten Blick nicht versteht, die ebenso hellen Turnschuhe … fast wie ein Zivilist, denkt er sich, bevor er das Grinsen seines Lehrers ebenso freudestrahlend erwidert. Mit all seiner Kraft und Möglichkeiten würde er versuchen, den Vorstellungen TenTens zu entsprechen, um sie glücklich zu machen, damit sie für heute weiter gleichauf mit der Zeit ist. Oder zumindest für sich glauben kann, das zu sein. Damit sie ihr Leben genießen kann wie er es selbst jeden Augenblick macht.

„Wenn TenTen der Meinung ist, dass wir nicht angemessen aussehen, laufen wir morgen 500 Runden rückwärts um Konoha!“

Gai-sensei stimmt ihm zufrieden und voller Enthusiasmus zu und Lee ist sich sicher, er wird sich an jeden einzelnen Schweißtropfen genau erinnern und wissen, er war für seine Schwester.

 

Zufrieden mit sich selbst und zugleich ziemlich angespannt gehen sie gemeinsam los, sind eine Viertelstunde zu früh und warten geduldig. Er und Gai-sensei reden über dieses und jenes, nichts von Belang. Nur irgendetwas, das sie beide mehr oder weniger zufällig interessiert und mit dem sie die Zeit bis zum Treffpunkt herumbekommen. Es ist nichts weltbewegendes, aber für sie recht es, um das Lächeln auf ihren Gesichtern zu festigen.

Zwei Minuten vor der Zeit tritt Neji, sein ewiger Rivale und Bruder, in ihr Sichtfeld und obwohl es erst etwas über vier Stunden her ist, dass sie einander sehen, begrüßen sie ihn stürmisch. Neji nickt nur.

Lee sieht ihn an und ist froh, dass der kleine Wettbewerb nur zwischen ihm, Gai-sensei und der unwissenden TenTen besteht – wäre Neji auch in diesem Fall sein Konkurrent, er hätte schon in der ersten Sekunde verloren. Aber dann … ihn hatte TenTen ja auch nicht gefragt, in angemessenen Klamotten zu erscheinen.

In den Augen der schönen Blume ist Neji immer gut aussehend.


 

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