
Blessed
Der Weg zurück fühlte sich quälend lang an, denn sie konnte es kaum erwarten die Kinder zu sehen. Violet warf einen kurzen Blick zum Gefängnis zurück, doch Caitlyn zog ihren Blick weg, indem sie Violet umarmte und ihren Kopf gegen ihren Hals zog. „Blick nicht zurück.“ Flüsterte sie leise und Violet nickte und schloss die Augen. Das Rattern der gigantischen Seilbahn war kaum beruhigend. Schließlich dockte der gigantische metallene Kasten an, und Violet konnte das erste Mal richtig durchatmen, als sie Piltovers Boden unter ihren Füssen spürte. Sie nahm Caitlyns Hand, welche wie automatisch ihre etwas drehte, damit sich ihre Finger ineinander verhaken konnten und drückte leicht.
Beide Frauen schwiegen, während sie durch die animierten Straßen schlenderten und Violet sich wunderte, wie das Leben in Piltover einfach weiterging, während ihr eigenes stillstand. Die angebrochene Nase, die ihr die nette Insassin verpasst hatte, schmerzte als sie bei einer Bäckerei stehen blieb und tief einatmete. Caitlyn lächelte und huschte kurz in den Laden, nur um beim widerrauskommen Violet ein Puddinggebäck in die Hand zu drücken. Sie nahm wieder Violets Hand und beide gingen schweigend weiter, während Violet den Zucker auf der Zunge genoss. Sie fühlte sich wie ein Kind, das bemuttert wird und irgendwo wirkte es heilend. Nach all dieser Zeit, in welcher sie stark sein musste, allein alles regeln musste ganz abgesehen von Stillwater, tat es gut den Kopf auszuschalten und einfach Caitlyn zu folgen. Sie kämpfte gegen die Tränen und nahm einen erneuten Bissen. Der Pudding schmolz auf ihrer Zunge und sie weigerte sich ihn einfach runterzuschlucken. Zu sehr genoss sie den Augenblick. Doch auch das Gebäck fand irgendwann sein Ende und Violet wischte sich zufrieden über den Mund.
Caitlyn führte sie zu einer Bank und beide setzten sich hin. „Gehen wir nicht zurück?“ fragte Violet überrascht und Caitlyn grinste. „Doch aber… ich muss etwas Zeit schinden. Deine Entlassung wurde uns erst heute Morgen bekannt gegeben und die Kinder… brauchen noch etwas Vorbereitungszeit.“ Violet musste grinsen.
Violet lehnte ihre Wange an Caitlyns Schulter und seufzte zufrieden, während sie die warme Sonne in ihrem Gesicht genoss. „Konnten die Kinder sich benehmen?“ fragte sie leise und Caitlyn nickte. „Allerdings mögen sie mich immer noch nicht besonders…“ Violet lächelte leicht. „Hör auf Gemüse zu servieren, dann gewinnst du ein paar Punkte.“ Caitlyn lachte laut. „Violet, Gemüse ist wichtig für die Entwicklung!“ „Mhm.“ Murmelte Violet nur und beide verfielen in eine zufriedene Stille.
„Ich habe dich vermisst…“ flüsterte Caitlyn mit gebrochener Stimme. Violet öffnete langsam die Augen und fixierte einen entfernten Punkt. „Ich habe dich auch vermisst…“ antwortete sie leise. Caitlyn lehnte ihren Kopf an Violets und flüsterte mit zittriger Stimme. „Bitte… lass uns zu uns zurückkehren.“ Violet nickte langsam, bevor sie leise hauchte, dass nur Caitlyn sie hören konnte. „Ich liebe dich.“ Caitlyns Antwort kam in Form von einem sanften Kuss. Erst zögerlich, unsicher ob sie Violet küssen durfte. Violet erwiderte ihn etwas fester und Caitlyn legte ihre Arme um Violets Schultern und beide Frauen rückten von selbst näher. Tränen mischten sich mit einem langsamen Kuss. Er war sanft und langsam, niemand forderte mehr als die Präsenz des anderen. Violet war die erste die den Kuss brach und sich lachend durch das Gesicht wischte um die Tränen zu beseitigen. Caitlyn erwiderte das Lachen zögerlich und wischte sich die eigenen Tränen weg.
„Wir sollten gehen.“ Lächelte Caitlyn und zog Violet sanft auf die Beine. Händchenhaltend gingen sie beide in Stille weiter und sprachen erst erneut als sie vor der Tür des Heimes standen. „Willst du nachsehen, ob sie bereit sind?“ lachte Violet amüsiert und Caitlyn bat um einige Minuten und platzierte Violet außer Sichtweite hinter die Tür, während sie selbst den Kopf zur Tür durchsteckte und fragte, ob sie bereit seien. Violet musste etwas lachen über die skurrile Situation. Vor einigen Wochen wurde sie an dieser Tür niedergerungen und abgeführt und nun wartete sie darauf, dass die Tür sich für sie öffnete. Caitlyn zog den Kopf aus der Tür und schloss sie. „sie haben sich sehr bemüht.“ Lächelte sie, während sie Violet zur Tür zog und eine Handgeste machte die bedeutete sie solle bitte eintreten. Violet atmete einmal tief durch und biss sich leicht auf die Unterlippe, bevor sie die Tür öffnete.
Lauter Lärm und Konfetti schoss ihr entgegen. Alle Kinder schrien fast zeitgleich „Willkommen zurück!!“ bevor sie von etlichen Armen umarmt wurde, klein und groß klammerte sich weinend an sie und Violet konnte nicht anders als zu weinen, vor Trauer über ihre eigene Dummheit und Freude über diese unendliche Liebe.
Sie strich über Ezras dunkles Haar und krallte sich mit der anderen Hand in Vivien Haar. Iris bohrte ihr Gesicht in Violets Seite und sie versuchte sie alle zu erreichen und zu umarmen. Emily schluchzte bitterlich gegen ihre Brust. „Ich habe euch so vermisst!“ rief Violet und die Kinder weinten nur lauter. Niemand wollte der erste sein der loslässt so verweilten sie eine Weile in ihrer Gruppenumarmung.
„Violet.“ Fragte Caitlyn leise und zog die Aufmerksamkeit der pinkhaarigen auf sich. Vor ihr stand Caitlyn mit der kleinen Sky auf dem Arm. Violet riss sich aus der Umarmung und stürzte regelrecht auf Caitlyn zu. „Mein Schatz!“ jammerte Violet, laut schluchzend, während sie Sky in ihre Arme riss und drückte. Die Kleine gluckste und murmelte „Mama“ und Violet weinte nur noch lauter und Caitlyn schloss sie fest in ihre Arme. „Sie sagt schon eine Weile Mama, aber immer, wenn ich ihr dann meine Aufmerksamkeit gebe, weint sie nur.“ Erklärte Caitlyn mit gebrochener Stimme und Violet verbarg ihr verweintes Gesicht in Caitlyns Hals, Sky an ihr eigenes Gesicht gepresst.
Als sie sich schließlich von Caitlyn löste ließ sie ihren Blick über alle gleiten. „Ich bin so unendlich dankbar. Ihr seid meine Familie, mein Anker. Ich möchte keinen Augenblick mehr von eurem Leben missen. Nie wieder bau ich Scheisse!“ lachte Violet und wischte sich eine Träne weg während alle kurz lachten wegen der letzten Bemerkung. Sie drehte sich zu Caitlyn und blickte ihr tief in die Augen. „Ich liebe dich so sehr.“ Flüsterte sie und Caitlyn schenkte ihr einen kurzen flüchtigen Kuss.
Sie lächelte erneut in die Runde und verkündete laut. „Ich bin wieder zuhause!“ Alle jubelten, die kleineren sprangen dabei herum. „Was habe ich verpasst? Ich möchte jede einzelne Kleinigkeit hören!“ forderte sie und alle lachten.