
böse Geister
Violet wachte am nächsten Morgen mit einer Migräne auf. Ihre Laune war umgehend schlecht. Sie blickte an sich herab und erinnerte sich an den Vorabend fast schon verschwommen. Caitlyn… Der arme Ezra musste sie nach Hause bringen. Panthea. Sie hatte gejammert zu ersticken und Panthea schnitt kurzerhand das Korsett durch und half ihr sich umzuziehen. Die Schamesröte stieg ihr in die Wangen als sie bemerkte, dass sie oben ohne unter dem Shirt war. Sie hob sich auf ihre Füße und fluchte kurz laut. Ihre Fußsohlen waren schwarz so dreckig waren sie und in ihrer linken Ferse hatte sich ein Splitterstein blutig eingebohrt. „Beschissenes Glück.“
Sie humpelte aus dem Zimmer in die Küche und wusch sich mit einem Waschlappen die Füße und entfernte den Splitter. Es war keine ernstzunehmende Wunde, lediglich nervig.
„Guten Morgen!“ begrüßte sie Panthea gut gelaunt. „Lass mich in Ruhe mit deiner guten Laune.“ Murmelte Violet und warf den Waschlappen zum Abwasch. Pantheas Lächeln verschwand. „Die Kinder sind schon wach. Willst du dich noch einmal hinlegen?“ Violet nickte und verzog sich gerade noch schnell genug als die ersten Schritte ertönten. Es fehlte ihr an Energie ihnen Fröhlichkeit vorzuspielen. Sie rollte sich erneut auf ihren Decken in ihrer Ecke zusammen und beschloss zu warten, bis alle Kinder zur Schule sind. Wem machte sie etwas vor? Sie war fertig mit dem ewigen netten Lächeln, wenn es ihr schlecht ging. Sie wollte Augenblick niemanden in ihrem Leben.
Jemand klopfte an ihre Tür und sie zog die Beine an, flehte in Ruhe gelassen zu werden. „Wir sind dann mal in der Schule.“ Hörte sie Ezra flüstern. „Bis heute Abend Violet.“ Flüsterte Vivien und Violet begann zu weinen. Einige weitere Stimmen wünschten ihr einen ruhigen Tag. Die Kleine Loulou rief „bis nachher Mama!“ in ihrer Unwissenheit wie schlecht es Violet ging. Sie weinte bittere Tränen, während sie hörte, wie besorgt die Kinder um sie waren. Ihre Kinder. Die auf sie vertrauten und sie brauchten. Sie musste auf zwei Elternabende heute und sie musste Iris Uniform abholen. Die Kopfschmerzen brachten sie um den Verstand.
Ein Klopfen ihrer Tür und Pantheas Stimme. „Ich gehe nach Hause. Du erinnerst dich an unsere Abmachung? Ich muss einkaufen und Fionas Kleid abholen. Wenn du aber nicht willst, dass ich gehe, bleibe ich hier?“ Violet kämpfte mit sich selbst, bevor sie sich eine Antwort rauszwang. „Bis heute Abend.“
Panthea schien zu seufzen, bevor sie antwortete „Bis heute Abend Violet. Ruh dich aus.“ Und einige Augenblicke später schloss sich auch hinter ihr die Tür und Violet war allein in dem großen Gebäude. Sie zwang sich eine Dusche zu nehmen und ordentlich zu kleiden. Ihr Spiegelbild gekonnt ignorierend, kämmte sie sich kurz die Knoten aus dem Haar, bevor sie das Bad verließ. Die Betten sahen alle so einladend aus, aber sie konnte sich jetzt nicht hinlegen. Sie verließ schnellen Schrittes das Zimmer, griff sich nötige Papiere, ihre Lederjacke und stieg in ihre Boots. Der Schädel schrie immer noch, also besorgte sie sich zuerst Kopfschmerztabletten und nahm eine ein, noch vor dem Verkäufer der sie irritiert anstarrte als sie die Pille trocken, den Kopf in den Nacken werfend, schluckte. „Was ist? Noch nie einen Menschen mit Schmerzen gesehen?“ maulte sie ihn an und er wandte schnell den Blick zum nächsten Kunden. Sie verkniff sich ein obszönes Wort und verließ den Laden und machte sich missmutig auf den Weg zum nächsten Ziel; Iris Uniform. Der Mann begrüßte sie gut gelaunt und Violet brummte nur. „Oh schlechte Laune? Dabei hörte ich dass ihr Ezra wie ein Engel performt haben soll! Ich hatte heute schon fünf Kunden die allein bei der Erzählung zu weinen begannen!“ Violet war sichtlich überfordert, denn ihr Kopf schmerzte immer noch und schrie ihr zu ‚spiel ein Lächeln und mach Small Talk! Sei ein netter Mitbürger!‘ Sie hatte das Gefühl sie müsste kotzen. „Ja, wundervoll, haben sie die Uniform?“ fragte sie ungeduldig und der Mann verlor sein nettes Lächeln. Er murmelte etwas und verschwand zwischen den etlichen Kleidungsteilen, bevor er wieder vor ihr stand und das gewünschte Kleidungsteil übergab. „Danke.“ Sie zahlte und verschwand so schnell sie konnte aus dem Laden. In einer Seitengasse übergab sie sich tatsächlich und rieb sich etwas den Bauch danach.
Sie nahm erneut eine Pille gegen die Kopfschmerzen, fest davon überzeugt die vorige liege jetzt eh in der Gasse. Sie kehrte zum Heim zurück, wo sie Iris die Uniform auf das Bett legte und sich im Bad kurz die Zähne putzte, bevor sie die Zimmer verließ. Sie dachte darüber nach etwas im Haus zu arbeiten, legte sich stattdessen hin und schlief sofort ein. Einige Stunden später erwachte sie erneut und erhob sich. Sofort spürte sie die klopfenden Schmerzen im Hinterkopf die sich bis in den Nacken runterzogen. Die Migräne war noch da. Oder sie war wieder da, denn Violet war sich sicher mehr Schmerzen zu haben als vorher. Sie wühlte mit geschlossenen Augen in ihrer Tasche und fand die Pillen und schluckte umgehend eine. Irgendwann müsste die Scheisse doch endlich wirken! Sie verließ ihr Zimmer und wusch sich kurz die Hände und das Gesicht in der Küche. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie in einer Stunde Elternabend hatte. Panthea würde auch bald wieder aufschlagen mit ihrer viel zu guten Laune. Violet entschied das Haus sofort zu verlassen, denn mit etwas Glück, konnte sie alle meiden.
Der Weg zur Grundschule war etwas länger, da Piltovers Schulen sich an den Äusseren Bereichen der Stadt befanden. Die Lehrer waren so nett zu zwei mit ihr zu reden, jeweils über Jess und Alex und Myra und Lee. So musste sie keine zwei Mal vorbeikommen, da allen vier Kinder die gleiche Schule besuchten.
Die Lehrerinnen waren nett, zu nett, und Violet spürte schnell ihre Energie schwinden. Die Kopfschmerzen hatten nachgelassen auf dem Weg zur Schule, nun flammten sie aber allmählich wieder auf.
„Jessica ist ein sehr intelligentes Mädchen!“ strahlte die Lehrerin mit den krummen Zähnen. Sie hasste diese überfreundliche Frau. „Gut dass sie nicht meine Gene hat.“ Scherzte Violet frech und erreichte genau, was sie wollte, das Lächeln erstarb und sie musste diese Zähne nicht mehr sehen. „Nun ähm“ stotterte die Frau und ihre Kollegin versuchte nun ihr Glück. Ihre wurde etwas schwindelig als sie den Kopf einige Zentimeter zur Seite drehte um die Frau zu betrachten mit dem gleichen beschissenen Piltover-Lächeln. Oh sie konnte dieses falsche Lächeln nicht mehr ertragen. Sie ließ die Frau ihre Lobhymnen runterrasseln, wie nett und liebevoll Myra und Lee seien. Sie würden sich ja so wundervoll ergänzen. Violet blickte am Kopf der Frau vorbei und fixierte einen Fleck an der sonst so makellosen weißen Wand des Klassensaals. Sie erzählte Violet nichts Neues. Sie wusste, wie ihre Kinder sind. Krumm-zahn bemängelte noch kurz Alexanders, Alecs, Mitarbeiten in der Klasse. Er würde sich nie melden und sei zu still. Violet wünschte sich die Frau wäre endlich still und erwischte sich selbst dabei, wie sie unter dem Schreibtisch, an welchem sie saß, ihre Hände zu Fäusten ballte.
Ihr Kopf schrie und ihr Blut begann schneller zu pumpen. Sie wollte jemanden mit ihren Fäusten schlagen. Dringend. „Nun ähm… das wäre an sich auch schon alles. Haben sie noch Fragen Miss Violet?“
Blutet dein dämliches Lächeln, wenn ich es dir aus dem Gesicht prügele? „Nein. Keine Fragen.“ Sie zwang sich zu Lächeln und die Frauen blickten sich besorgt an. Sie verabschiedete sich und Violet bestand auf einen Händedruck. Dieser war jedoch zu fest, davon ausgehend, dass beide Frauen quiekten und sich anschließend die Hände an die Brust hielten.
Auf dem Weg zurück zum Heim schluckte sie zwei Pillen zeitgleich, denn die Migräne ließ sie inzwischen verschwommen sehen. Sie knurrte und ließ sich gegen eine Häuserwand sinken, das Gesicht in den Händen vergraben. Sie spürte und hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Sie wollte nicht zurück. Sie wollte keine Fragen. Sie wollte irgendwo in Zaun im Dreck ertrinken. Sie sehnte sich nach Alkohol und Sex. Oder eine ordentliche Prügelei. Sie wollte, nein, musste für einige Minuten sich selbst vergessen.
„Mam.“ Ihr Blick hob sich und vor ihr stand ein Enforcer.
„Was willst du? Noch nie eine Frau am Boden sitzen gesehen?“
„Mam sie können hier nicht sitzen.“ Warnte er und Violet legte ihren Kopf zur Seite und schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln.
„Sagt wer?“ fragte sie gespielt unschuldig.
Er seufzte, verlor zu schnell seine Geduld und Professionalität.
„Stehen sie auf.“ Befahl er und griff bereits nach Violets Arm.
Perfekt. Eine Prügelei also.
Sie nutzte das Momentum welcher der Enforcer entstehen ließ, als er sie hochzog und rammte ihm ihre Handknöcheln geradewegs ins Gesicht. Sie spürte das Brechen der Nase, bevor sie es knacken hörte. Der Mann stürzte umgehend rücklings zu Boden. „Komm schon!“ Forderte sie und der Mann hielt sich die Nase, bevor er aufsprang und seinen Schlagstock zog. Sie holte erneut aus, während der Man blind zuschlug. Ihre Faust trat seinen Kiefer, während der Schlagstock ihre Rippen traf. Sie hieß den wundervollen Schmerz willkommen während der Mann zu Boden ging. „Komm schon!“ forderte sie erneut, doch der Mann hob sich zu ihrer Enttäuschung nicht mehr. Sie ließ ihre Fäuste sinken und seufzte. „Das war enttäuschend.“ Informierte sie den Mann der sich jammernd seine blutende Nase hielt. Sie trat kurz nach ihm und er jammerte. „Waschlappen…“
„Sie da!!“ schrie jemand und Violet drehte den Kopf. Eine blaue Uniform. Sie begann sie strahlen. „Du hast ja einen Freund!“ und ließ die Schultern rollen. Dieser war etwas grösser und holte mit dem Schlagstock gegen ihren Kopf aus, statt ihrem Rumpf. Sie duckte sich, war kurz blind von Kopfschmerzen und rammte ihm die Faust in den Magen. Die beschissenen metallen Verzierungen an den Uniformen bohrten sich in ihre Knöcheln, während der Mann nach hinten stolperte und den Schlagstock fallen ließ. Sie hob ihn auf und hielt ihn ihm entgegen „Du hast da was fallen gelassen.“ Der Mann starrte sie entgeistert an, bevor er ihr die Waffe entriss und einen neuen Schlag startete. Enforcer waren immer träge in ihren Bewegungen. Violet wich zur Seite und verpasste ihm einen Fausthieb in den Nacken. Der Mann ging bewusstlos zu Boden und rührte sich nicht mehr. Der erste jammerte erneut als er seinen Kollegen reglos am Boden liegen sah.
Sie betrachtete ihre blutigen Knöchel, dann den Mann am Boden. Das hatte keinen Spaß gemacht. Sie wollte sich gerade bücken um den Schlagstock den der Zweite noch in den Händen hielt zu greifen als ein Schlag sie am Hinterkopf traf. Sie rollte sich instinktiv zur Seite und blickte hoch. Zwei weitere Enforcer. Endlich wurde es spannender. Sie sprang hoch und griff sie schreiend an.
Eine halbe Stunde später betrat Violet das Heim und schlug die Tür hinter sich zu. Panthea kam aus der Küche, kreischte jedoch sofort das ganze Haus zusammen. „Violet!?! Was ist passiert??“ fragte sie während Violet die Boots in die Ecke warf und die schmutzige zerkratzte blutüberströmte Jacke hinterher. Vivien und Iris tauchten als erste auf und Vivien fluchte leise. Violet torkelte auf Panthea zu und grinste mit blutigen Zähnen „Du müsstest die Anderen mal sehen. Morgen kriegt Caitlyn einen hüüüübschen Bericht über unfähige Enforcer!“ Sie stolperte kurz, fing sich aber sofort wieder und hielt sich die schmerzende Rippe. „Warst du in einer Schlägerei?!?“ Panthea wirkte panisch und Violet wühlte in der Tasche nach den Kopfschmerztabletten. Die letzte. Sie zerkaute sie zwischen den Zähnen und schlich an Panthea vorbei in die Küche. Die Kinder blickten Violet dabei nach. Panthea kreischte Befehle zu den Älteren sie sollen mit den Kleineren in den Zimmern bleiben, bevor sie wie ein Wirbelwind vor Violets Gesicht auftauchte. „Bist du von allen guten Geistern verlassen!?! Du prügelt dich mit Enforcern?? Wieso?? Weil du frustriert bist!?“
Violet legte den Kopf in den Nacken und lachte laut, genoss wie die Schmerzen im Hinterkopf kurz nachließen.
Jemand tupfe an ihrem Gesicht und Violet öffnete die Augen und blickte geradewegs in Viviens rote Augen. Sie schien wütend. „und wieso bist du wütend? Du hasst sie doch so sehr!“ Vivien warf ihr einen wütenden Blick zu während sie an Violets geplatzten Augenbraue tupfte und ein herrlicher Schmerz durch ihren Körper zuckte.
Panthea riss Vivien das feuchte Tuch aus der Hand und handhabte Violet viel grober. „Du dummes-!“ fluchte sie. Violet lachte laut. „Sag es. Gib mir Namen!“ Panthea rückte von ihr ab während Violet sich nach vorne lehnte und ihr Gesicht in den blutigen wunden Händen vergrub. „Ich kann diese ewige gute Laune nicht mehr ertragen! Dieses falsche weiße Piltover Lächeln! Ich könnte jedes einzelne beschissene Lächeln aus ihren Fressen prügeln!!!“ Ihre Stimme hob sich zum Ende hin und es war ihr egal. „Ich kann das nicht mehr, dieses ewige Vorspielen, dass es mir gut geht!“ Ihre Stimme wurde leicht hysterisch und schmeckte das Blut in ihrem Mund von der frisch aufgeplatzten Lippe. „Mir geht es nicht gut okay?!“ kreischte sie und Panthea wirkte sichtlich überfordert mit der Situation. Vivien umarmte plötzlich Violet, drückte ihren Kopf gegen ihre Brust und begann zu summen. Violet erstarrte. Vivien summte weiter.
Violet schloss ihre Augen hinter ihren Händen und entspannte sich langsam. Ihr Herz schlug im Takt des Liedes. Sie versuchte im gleichen Takt zu atmen und eine unglaubliche Müdigkeit legte sich über sie. Die Kopfschmerzen ebbten ab.
„Haben wir jetzt ein Problem?“ fragte Iris Stimme über Viviens Summen hinweg. Panthea seufzte schwer. „Möglicherweise. Ich gehe zu Frau Kiramman und erkläre ihr was passiert ist. Nur sie kann den Bericht verschwinden lassen… Vielleicht. Falls sie mit ihrem Rang, überhaupt noch etwas erreichen kann.“
Violets Herz verstummte und die drehte den Kopf aus Viviens Umarmung.
„Was?“ fragte sie überrascht und Panthea blickte sie an. „Caitlyn wurden seit eurer Trennung sämtliche Ränge wie auch der Sitz im Konsulat entzogen. Der Name Kiramman ist kaum noch etwas wert.“
Violet blinzelte einmal. Sie blinzelte erneut und öffnete den Mund. Dann schlugen die Kopfschmerzen so heftig zu, dass sie Vivien zurückstieß, zum Waschbecken stürzte und sich laut übergab.
Panthea stürzte aus der Küche während Vivien, Violet den Rücken tätschelte während diese sich erneut übergab.