Welcome to the Kiramman Orphanage

Arcane: League of Legends (Cartoon 2021)
F/F
G
Welcome to the Kiramman Orphanage
Summary
Beginnt mit Angst, wird zu fluff, erhält noch einmal eine ordentliche Portion Dark zum Ende hin. Und Regenbogen.
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Knall

Die nächsten Tage entpuppten sich als genau so stressig wie Violet sie erahnt hatte. Sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, für Caitlyn, allmählich wurden ihre Nerven jedoch strapazierter.

Iris war auf einem Frust oder Rache Trip und machte nur Ärger in der Schule. Vivien, ihre Unterstützerin, half natürlich dabei. Violet verstand, dass die Rache nicht ihr galt, sondern Caitlyn. Man hatte Iris etwas versprochen und ihr Hoffnung gegeben, nur um sie fallen zu lassen. Violet fand sich schließlich vor dem Waffenschrank Caitlyns wieder und analysierte die Gewehre. Sie könnte auch mit Iris in den Wald und ihr zusehen, wie sie schießt. Was war schon dabei? Abgesehen davon, dass Violet noch nie eine Waffe in den Händen hielt. Waffen fanden schon immer in ihrer Welt statt, jedoch verweigerte sie konsequent etwas wie Schusswaffen zu benutzen. Sie hob das Gewehr aus seiner Aufhängung. Ob Caitlyn es bemerken wird? Bestimmt. Sie würde mit den Konsequenzen leben müssen. Sie würden auch nicht so tief in den Wald wandern, um den Bären zu meiden. Der Plan klang logisch und machbar in Violets Kopf, während sie sich Kugeln in die Taschen steckte und den Schrank schloss. „Sei still und lass dir nicht ansehen, dass ich dir etwas entwendet habe!“ befahl sie dem Schrank flüsternd und eilte aus dem Haus.

Iris wartete vor dem Gebäude und blickte Violet missmutig an. „Es ist eine beschissene Idee.“ Sagte sie Violet, ihre vorherige Diskussion weiterführend. Violet griff sich ihren Arm und zerrte sie schnell von der Kiramman Villa weg. „Ich weiß. Aber wir haben es dir versprochen!“ argumentierte Violet und Iris brummte nur, weiterhin missmutig. Der Weg bis zum Wald verlief ereignislos und Violet war dankbar, dass Caitlyn den ganzen Tag in irgendwelchen stressigen Meetings sitzen würde. Da sie sich aus dem Waisenheim-business rauszog, hatte sie nun Zeit in anderen Projekten mitzumischen, was wiederum Violet missmutig stimmte. Sie sahen sich kaum noch und wenn sie sich mal im Schlafzimmer trafen, waren Beide so müde, dass sie es nur knapp schafften einige Küsse auszutauschen und zu kuscheln.

„Hast du dir den Weg gemerkt?“ fragte Violet und Iris nickte. Sie konnte auf Iris vertrauen. Das Mädchen hatte ein wunderbares Gedächtnis und deshalb drückte sie ihr auch das Gewehr in die Hände als sie den Wald betraten und außer Sichtweite von der Zivilisation waren. „Ich vertraue darauf, dass sie dir alles gezeigt und erklärt hat? Ich habe sie gesehen nachladen, aber ich könnte es nicht imitieren.“ Iris nickte. Gut. Sie betraten den Wald nur einige Meter, bis Violet sie bremste. „Wir bleiben am besten bei der Lichtung.“ Iris nickte erneut und Violet sah sich um. Sie fand schnell eine leere Glasflasche und stellte sie auf einen Stein. Das Ziel stand etwas niedrig, aber zumindest gab es ein Ziel. Sie zog zwei Kugeln aus der Tasche und reichte sie Iris. Iris lud schweigend das Gewehr und entsicherte es. Violet stellte sich hinter Iris, blickte sich jedoch eher um Ausschau zu halten nach Bären. Oder Enforcer. Oder Spaziergänger! Sie zuckte stark zusammen als Iris den ersten Schuss abfeuerte und der Knall fürchterlich laut schallte. „Wenn das gut geht…“ murmelte Violet besorgt und blickte zur Glasflasche rüber die immer noch stolz auf dem Stein stand. „Ich werde sie niemals treffen… Meine Talente liegen glaube ich nicht hierin…“ Violet verzog das Gesicht leicht. „Du kannst das doch nicht sagen, nachdem du gerade mal einen Nachmittag geübt hast! Weißt du wie lange ich trainieren musste bis ich es schaffte jemandem einen Fausthieb zu verpassen ohne mir selbst die Finger dabei zu brechen? Nichts passiert einfach so. Und nicht jeder ist ein geborenes Wunderkind mit unendlichen Talenten.“ Sie drückte Iris aufmunternd die Schultern. „Komm, zeig mir mal, wie du das machst.“ Ermutigte sie und Iris legte seufzend das Gewehr an. „Warte“ Sie fummelte etwas an Iris Haltung rum die irritiert wirkte. „Du musst feststehen.“ „Ich dachte du kanns nicht schießen?“ Violet zuckte mit den Schultern. „Man muss immer feststehen. Körperhaltung ist alles! Ob beim Schießen, boxen oder tanzen. Los!“ befahl sie lächelnd und Iris fixierte die Glasflasche durch das Visier. Der nächste Knall erschrak Iris, denn auf den Knall folgte ein lautes Klirren als die Glasflasche zerbarst. Violet jubelte während Iris nur starren konnte. „Ich wusste du kriegst das hin!“ Iris begann begeistert zu lachen. Violet hielt ihr zwei weitere Kugeln entgegen und machte sich, während Iris nachlud, auf die Suche nach einer weiteren Flasche oder einer Dose. Sie suchte intensiv den Boden ab bis sie eine Dose fand.

„Violet“ hörte sie Iris hinter sich rufen und hob sich langsam hoch. Iris klang panisch. Sie eilte zu dem Mädchen zurück und sah bereits von weitem den Bären wie er näher schlenderte. Violet eilte an Iris Seite und zog sie hinter sich. „Wieso ist er am Waldrand?“ zischte Violet besorgt und hob die Fäuste. Würde sie jetzt echt gegen einen Bären kämpfen müssen? Sie hatte nur ihre blanken Fäuste und die reichten niemals aus um unverletzt aus diesem Kampf zu kommen. Sie blickte sich um und wog ab wie weit der Weg war, bis sie den Wald verlassen hatten. Neben ihrem Gesicht tauchte der Lauf des Gewehres auf als Iris den Bären ins Visier nahm. „Iris“ flüsterte sie bedrohlich. „Wenn du ihn nicht triffst, wird er uns angreifen.“ „Caitlyn hatte ihn verjagt mit einem Schuss in die Luft. Dann wird er ja wohl rennen, wenn er einen Schuss ins Gesicht bekommt!“ flüsterte Iris und Violet versuchte den Kopf zu schütteln doch im nächsten Augenblick brüllte der Bär und stürzte los „Iris!“ mahnte Violet laut und Iris drückte ab. Violet riss fluchend den Kopf zur Seite und drückte sich eine Hand aufs Ohr. Ihr Ohr war taub und irritierte sie lange genug, dass sie nicht bemerkte, dass der Schuss daneben ging. Der Bär schrie, Iris schrie und Violet sprang in Aktion. Sie verpasste dem Bären einen Fausthieb unter das Maul was ausreichte, dass der Bär irritiert nach hinten wich und den Kopf schüttelte. Violet schüttelte leicht den Kopf. Ihr Gleichgewicht war gestört durch das taube Ohr. Iris hob das Gewehr erneut jedoch zitterte sie zu heftig. „Nicht schießen!“ befahl Violet in ihre Richtung als der Bär erneut angriff. Violet schaffte noch zwei Fausthiebe, dann rang ihn der Bär zu Boden. Sie kickte mit den Füssen in seinen Bauch und drückte die sabbernde Schnauze von sich weg. Sie keuchte laut und ihre Gedanken rasten. Sie hatte keine Optionen mehr.

„Iris! LAUF!!“ schrie sie und hoffte, dass Iris den Befehl befolgte. Sie rangelte mit dem Bären, schaffte es ihre Finger näher an seine Augen zu bewegen. Sie wollte ihm gerade den Daumen in ein Auge drücken als ein lauter Knall ertönte. Der Bär erstarrte. Im nächsten Augenblick tropfte Blut auf Violets Gesicht und das gesamte Gewicht des Bären sackte auf sie herab. „Urgs“ keuchte sie und presste gegen das Gewicht. Ihr Gesicht war voll Blut und Fell und der Bär erdrückte sie förmlich. Schließlich verschob sich das Gewicht zur Seite und rollte von Violet ab. Sie blinzelte und wischte sich das Blut aus dem Gesicht und blickt geradewegs in Caitlyns Gesicht. „Oh.“ Caitlyn schnaubte und war sichtlich, rasend vor Wut. Für einen kurzen Augenblick bevorzugte sie den Bären. Caitlyn griff nach ihrer Hand und zog sie sehr unsanft hoch. Sie schwankte kurz auf ihren Beinen, das Gleichgewicht war immer noch gestört. Hinter Caitlyn stand Vivien, kreidebleich und etwas weiter weg stand Iris, den Kopf zum Boden gerichtet. „Ich“ begann Violet, kam jedoch nicht weiter mit ihrer Erklärung. Die Ohrfeige schallte lauter als der Knall des Gewehrs und Violet taumelte zwei Schritte zur Seite vom Aufprall. Ihre Hand flog wie automatisch auf den roten Abdruck von Caitlyns Hand auf ihrer Wange. Sie starrte Caitlyn an, während dieser eine einzelne Träne über die Wange rann, bevor sie sich umdrehte. Sie riss Iris das Gewehr aus der Hand und stampfte davon. Vivien starrte Violet an, während diese Caitlyn nachblickte. Sie ließ ihre Hand sinken und ging zu Iris rüber und umarmte sie kurz. „Komm wir gehen.“ Flüsterte sie ihr zu und zog sie in Bewegung. Außerhalb des Waldes wartete Caitlyn auf sie, den Rücken zum Wald gedreht, während sie die Kugeln aus den Gewehren entnahm und in ihre Jackentasche steckte.

Violet überlegte, ob sie etwas sagen sollte, ihre Wange brannte jedoch sehr unangenehm und ihre Zunge blutete da sich bei der Ohrfeige auf diese gebissen hatte. Sie hielt sich eine Hand an ihr taubes Ohr und schüttelte wie aus Reflex nochmal den Kopf. Das Ohr war tot.

„Caitlyn“ versuchte Violet und diese hob einen einzigen Finger, den Rücken weiterhin zu ihnen gedreht. „Nein!“ befahl sie so intensiv, dass Violet den Mund schloss. „Ich will kein einziges Wort hören, nicht von dir, und keinem anderen. Und ich werde kein Wort mit euch wechseln verstanden?!“ ihre Stimme wurde etwas heller. „Denn sonst sage ich womöglich etwas, das ich nachher bereuen muss!“ Violet schluckte schwer. „Es tut mir Leid.“ Flüsterte sie trotzdem und Caitlyn atmete einmal tief durch bevor sie kurz knurrte. „Du darfs heute im Waisenheim schlaf Violet. Wenn ich dich heute Abend zu Hause sehe, riskiere ich mich zu vergessen, hast du mich verstanden!?“ ihre Stimme nahm leichte Hysterie an und Violet nickte. „Okay.“ Antwortete sie ruhig, obgleich ihr Herz zu rasen begann. Caitlyn setzte sich in Bewegung und schritt schnellen Schrittes davon.

Vivien bewegte sich, doch Violet blieb stehen. „Lass ihr einen Vorsprung.“ Erklärte sie nur kurz und Vivien blieb stehen. Einen Augenblick später, obgleich man Caitlyn nicht mehr sah, hörte man einen lauten Schluchzer nachhallen. Violet seufzte schwer und versuchte nicht selbst zu weinen. „Kommt. Jetzt können wir gehen.“ Erklärte sie und die Drei begannen ihre Wanderung zurück. Einige Meter später fragte Violet, um sich etwas abzulenken, wieso eigentlich Vivien da sei. Diese verzog entschuldigend das Gesicht. „Naja… ähm… wie es aussieht hörte man Schüsse aus dem Wald und man alarmierte Caitlyn da dieser Wald verdammt nochmal Kiramman Grundstück ist.“ „Oh!“ antwortete Violet überrascht und blickte über die Schulter zum Wald. Das erklärt einiges. „Sie hatte einen Verdacht und kam ins Heim gestürzt. Als sie Iris nicht fand, packte sie mich am Kragen und sprach einige unschöne Drohungen aus. Zu dem Zeitpunkt war sie fest davon überzeugt, dass Iris allein im Wald war, weil, ich zitiere „Violet niemals so dumm ist“. Naja… lange Rede kurzer Sinn; ich hab euch verraten. Sie wurde zur Furie. Noch etwas Wut mehr und ihr wären ledrige Flügel gewachsen.“

„Es tut mir leid.“ Flüsterte Iris und Violet winkte ab. „Wieso? Es war meine Idee. Ich habe dich doch gezwungen, nicht umgekehrt.“ Das Blut begann in ihrem Gesicht unangenehm zu kleben und zu verkrusten. Sie blickte kurz an sich runter und sah, dass ihre Kleidung voller Erde, Blut und Fell war. Als sie das Heim betraten, waren natürlich schon alle Kinder informiert und sie stürmten besorgt zu Violet. Einige weinten als die das ganze Blut sahen. „Das ist nicht meines, keine Sorge!“ tröstete sie die kleine Myra. Sie versuchte die Kinder so schnell sie konnte abzuwimmeln und ging mit Iris hoch ins Mädchenzimmer. Vivien blieb mit den Kindern unten und erzählte die abenteuerliche Geschichte wie tapfer Violet mit blanken Fäusten gegen einen Bären kämpfte. „Ich hoffe sie erwähnt, dass ich unter dem Biest fast erstickte so fett und schwer war er.“ Murmelte Violet, doch Iris reagierte nicht. Sie war betrübt. Während Violet duschte, wartete Iris im Zimmer um nach Violet zu duschen.

Violet trat aus ihrer dreckigen Kleidung und stieg unter das heiße Wasser. Das Blut war komplett verkrustet und sie musste eine Weile lang schrubben, bis es endlich abwaschbar war. Dreck und kleine Blätter lagen um sie herum auf dem Boden. Sie fühlte sich als habe sie den halben Wald im Haar gehabt. Das Ohr funktionierte immer noch nicht und allmählich machte sie sich Sorgen. Fertig gewaschen griff sie sich das schmutzige blutige Top und begann dieses unter dem Wasser so gut wie möglich zu waschen. Gott sei Dank trug sie heute ein Unterhemd gegen die frische Luft im Wald, so musste sie nicht halbnackt durch das Haus rennen. Als sie aus der Dusche stieg knurrte ihr Magen. Sie war hungrig und erschöpft und sorgte sich um Caitlyn. Sie wuschelte sich die Haare trocken und blickte kurz in den Spiegel. Caitlyns Hand war fast nicht mehr zu sehen. Sie mied es sich selbst in die Augen zu blicken, bevor sie sich vom Spiegel abwandte.

Nur in der Unterhose und dem Hemdchen bekleidet verließ sie die Dusche. „Du kannst.“ Erklärte Violet und setzte sich auf das erste Bett, das sie erreichte und setzte sich hin. Iris huschte ins Bad und Violet hatte den leisen Verdacht, dass auch Iris sie heute nicht mehr sehen wollte. Sie zog sich die etwas staubige Hose wieder an und stopfte sich das Unterhemd in die Hose. Mit dem nassen Top in der Hand verließ sie das Mädchenzimmer. Sie wanderte leisen Schrittes die Treppen hinunter bis zu einer Kommode im Eingangsbereich. Hier befanden sich Hausschuhe und etliche weitere Kinderschuhe darin. Sie griff sich ihre Hausschuhe und wanderte daraufhin ins Waschzimmer wo sie ihr Top zum trocknen aufhing. Ihr Magen knurrte erneut und mit meinem letzten Gedanken an Caitlyn, wanderte sie zur Küche. Sie fühlte sich irgendwie Fehl am Platz und schaffte es kaum zu lächeln und auf die Kinder zu reagieren. Das Essen schmeckte fade, aber es würde reichen, dass ihr Magen aufhören würde zu knurren.

Wie Violet es vermutet hatte, sah sie Iris an diesem Nachmittag nicht mehr, bis schließlich die Nacht einbrach. Sie führte die Kinder ins Zimmer und als endlich jeder seine gute Nacht gewünscht bekam, zog sich Violet zurück. Eigentlich würde sie jetzt nach Hause gehen. Die Nachtwache leistete ihr etwas Gesellschaft, doch Violet war zu erschöpft um wach zu bleiben. Sie rollte sich in der Lunger-ecke im Lehr-zimmer zusammen, ein dekoratives Kissen fest umklammert, und versuchte zu schlafen. Der Schlaf den sie holte war jedoch alles andere als angenehm. Sie träumte vom Wald und dem Bären. Hörte den Knall an ihrem Ohr, spürte Blut an ihrem Ohr. Der Bär griff Iris an und riss sie zu Boden. Sie kreischte einmal fürchterlich und verstummte dann bevor der Bär Violet angriff. Sie spürte sein Gewicht auf ihr, spürte seine Krallen sich in ihre Schultern bohren und roch seinen blutigen Atem. Er war monströs und zerquetschte sie regelrecht. Sein Fell roch nach Moos und Wald während Violet langsam erstickte. Dann erklang der Knall eines Gewehrs erneut und Violet schrie, schrak im nächsten Augenblick aus ihrem Schlaf hoch. Ihr Herz raste und ihr Mund war trocken. Die Nachtwache erschien in der Tür, atemlos „Alles okay!?“ fragte sie panisch. „Sie haben geschrien!“

„Oh“ antwortete Violet nur und versuchte die junge Frau zu beruhigen. Als die Frau die Erklärungen schließlich annahm und wieder zurück in die Küche ging, setzte sich Violet auf und stützte sich mit dem Rücken in der Ecke ab. Sie würde nicht wieder einschlafen wollen. Sie erinnerte sich an etwas im Traum und fasste sich an ihr Ohr. Ihre Finger kamen etwas feucht zurück in ihr Blickfeld. Sie seufzte erschöpft und wischte das Blut an ihrer Hose ab. Wunderbar.

Als die ersten Sonnenstrahlen erschienen, zog sich Violet ihre Schuhe an und erklärte der Nachtwache sie würde nur kurz nach Hause gehen, käme aber sofort zurück.

Das Haus war still als sie die Tür aufsperrte und lauschte. Sie wusste, dass um diese Uhrzeit Tobias Kiramman bereits wach war, Caitlyn aber normalerweise noch nicht. Sie wusste auch dass Tobias sich morgens immer in der Küche aufhielt um den ersten morgendlichen Kaffee zu trinken. So folgte Violet lediglich dem Kaffeegeruch. „Oh Violet!“ rief Tobias überrascht. „Schon wach?“ fragte er gut gelaunt und Violet versuchte zu lächeln. Er wusste natürlich nicht, dass sie im Heim übernachten musste. „Ich bräuchte kurz deine Hilfe.“ Sprach Violet leise um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Sie zeigte das Ohr mit dem getrockneten Blut. „Mir ist da war passiert…“ Tobias setzte seine Tasse etwas zu laut ab. „Ich sehe. Komm.“ Sie begleitete ihn in sein Arbeitszimmer und setzte sich brav auf einen Stuhl, während er um sie herum huschte um ihr ins Ohr zu blicken. Sie erklärte ihm, währenddessen die gesamte Geschichte um mit den Worten „Ich habe Scheisse gebaut.“ Abzuschließen.

„Ja das hast du.“ Stellte er nur kurz fest, bevor er sagte. „Leg den Kopf schief.“ Sie gehorchte ihm und er träufelte einige Tropfen in ihr Ohr. „Das verheilt von selbst, du solltest aber regelmäßig während der nächsten Woche diese Tropfen benutzen, damit die Wunde sich nicht entzündet. Und natürlich nicht mehr dein Ohr auf Gewehre legen.“ Violet verzog das Gesicht. „Ich dachte nicht an den Knall… und die Kleine wusste nicht was sie damit anrichtet neben meinem Ohr.

„Sie hat dir auch noch das Gehör weggeschossen!?“ ertönte Caitlyns, sehr wütende, Stimme in der Tür. Violet wagte es nicht in ihre Richtung zu blicken. „Sie wollte uns nur beschützen, Caitlyn. Abgesehen davon war die ganze Scheisse meine Idee also lass es bitte nicht an ihr aus!“ „Du hast mir ein Gewehr gestohlen Violet!“ kreischte Caitlyn und Violet schrie eine Oktave lauter „Ich weiß!!“ Es wurde still im Raum und Tobias seufzte.

„Wieso hast du es getan?“ fragte Tobias leise und ruhig an Violet gerichtet. „Weil…“ sie begann zögernd, bevor sie tief Luft holte und erklärte. „Sie baute aus Frust Unfug in der Schule und ich verliere damit noch mehr Zeit und Energie, die ich nicht mehr habe! Ich dachte, wenn ich ihr das Versprechen, was man ihr gab, erfülle, beruhigt sie sich wieder und ich komme nachts früher nach Hause!“ Violets Stimme klang fast fluchend als sie weitersprach. „Ich weiß bald nicht mehr, welche Augenfarbe Sky hat, so lange habe ich dieses Kind schon nicht mehr wach gesehen, denn wenn ich das Haus verlasse, schläft sie noch und wenn ich nach Hause komme, schläft sie schon wieder!“

Caitlyn, die immer noch in der Tür stand, ließ ihre verschränkten Arme nun sinken. „Ich weiß, dass es eine beschissene Idee war! Aber sie fühlte sich von uns im Stich gelassen!“ Violet blickte nun zu Caitlyn hinüber. „Sie hat eine Glasflasche getroffen! Und sie haut auch den Bären getroffen! Okay er war auch ein großes Ziel, aber trotzdem!“ „Sie hätte dich treffen können.“ Erklärte Caitlyn mit zittriger Stimme. Violet seufzte „Ich weiß…“ „Du verstehst es nicht, oder? Weißt du wie wir dich fanden? Weil ich dich hörte, Violet. Ich hörte dich schreien, dass Iris laufen soll. Du hättest dich geopfert! Mal wieder!“ Caitlyn fluchte obszön, bevor sie weiterfuhr „Du hast mich! Du hast Sky! Und trotzdem begibst du dich immer noch in Situationen, in denen du sterben könntest! Wann beginnst du endlich an uns zu denken, bevor du losrennst?“

Violet sprang hoch und eilte zu Caitlyn hinüber. Sie umarmte sie fest und Caitlyn wehrte sich im ersten Augenblick. „Nein Violet! Du kannst mich nicht einfach umarmen und dann ist alles wieder gut!“ ärgerte sich Caitlyn, ergab sich jedoch kurz darauf. „Es tut mir leid…“ flüsterte Violet und ließ ihre Tränen fließen. Caitlyn schob sich aus Violets Umarmung und wischte sich ihre eigenen Tränen weg. „Ich will dir nicht einfach verzeihen Violet. Nicht dieses Mal!“ Violet nickte. „Ich… ich verstehe.“ „Ich bin wirklich wütend!“ ärgerte sie sich erneut und Violet nickte wieder. „Gib mir Zeit…“ flehte Caitlyn und klang nun erschöpft. Violet schluckte und konnte nicht anders als erneut zu nicken.

Caitlyn drehte sich um und ließ beide stehen, schlug die Tür ihres eigenen Arbeitszimmers zu. Violet bedankte sich bei einem betrübten Tobias, und packte die Ohrentropfen in die Hosentasche. Sie stieg die Treppen hoch ins Schlafzimmer und packte sich einige Klamotten in einem Rucksack ein. Sie nutzte die Chance und wechselte schnell die getragene Kleidung aus und warf die schmutzige Hose in den Wäschekorb. Frisch umgezogen schlich sie ins Kinderzimmer. Sky schlief tief und fest. Violet seufzte frustriert. Sie vermisste ihre Kleine, aber sie würde sie hierlassen müssen. Sie hätte im Heim eh keine Zeit, da war sie durchaus besser bei der Nanny und Caitlyn aufgehoben. „Ich liebe dich meine Süße.“ Flüsterte sie der Kleinen zu bevor sie das Zimmer mit schwerem Herzen verließ. Die Tür war immer noch fest verschlossen, als Violet zur Eingangstür ging. Sie warf den Rucksack zu Boden und zog sich ihre Lieblings Lederjacke über, zog ihre dickeren Boots an und warf sich erneut den Rucksack über. Tobias stand in der Tür seines Arbeitszimmers und winkte ihr traurig. Sie winkte kurz zurück, bevor sie die Eingangstür leise zuzog.

Der Weg zurück zum Heim fühlte sich schwer an. Ihr Kopf war erstaunlich leer und sie fixierte den Straßenbelag. Sie betrat das Heim und schloss auch hier die Tür leise hinter sich. Vivien, hinter ihr Iris, kamen gerade die Treppen runter, fertig sich auf den Weg zur Schule zu machen. „Violet?“ fragte Vivien besorgt, den Blick auf den Rucksack gerichtet. Violet zwang sich ein Lächeln auf, genau wissend, dass man meilenweit entfernt, sehen konnte wie gezwungen dieses Lächeln war. „Viel Spaß in der Schule!“ Wünschte sie und verlor das Lächeln noch während sie sich wegdrehte. Die Beiden Mädchen, erstarrt an der Treppe, blickten ihr nach, doch Violet fand nicht die Energie weiteres Interesse vor zu täuschen. Es gab noch einen leeren Raum in diesem Gebäude. Es war klein, reichte jedoch vollkommen aus. Sie füllte die Ecke mit den Kissen und Decken aus dem Lehrzimmer und warf ihren Rucksack in die Ecke des Raumes. Sie schloss die Tür hinter sich, zog die Schuhe an der Tür aus, warf ihre Lederjacke auf den Rucksack und warf sich in die Decken. Sie war erschöpft. Ein paar Minuten wollte sie die Augen schließen. Ein Powernap würde ihr guttun.

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