
Ich denk an dich
Eine halbe Stunde später tauchte Sevika wieder in dem fremden Zimmer auf. Violet hatte sich neben dem Ofen niedergelassen, die Beine fest angezogen. Als Sevika das Zimmer betrat, hob Violet den Kopf. Sevika schmiss ihr mit Wucht ein paar Kleider ins Gesicht. Violet keuchte erschrocken auf.
„Bis du dir bewusst, was du getan hast?“ schimpfte sie Violet an. „Ganz Piltover sucht da oben nach dir! Steuergelder, verschwendet für ein verdammtes Balg!“ meckerte Sevika. „Das Geld hätte gut in Zaun fließen können, aber nein die Kiramman jagt die gesamten Enforcers durch die Stadt!“
Violet schluckte langsam. Caitlyn tat was?
„Und dann befiehlt sie mir, MIR, während einer Sitzung ich habe, gefälligst in Zaun nach dir zu suchen!“ schimpfte Sevika weiter. „Ooooh ich hätte ihr gerne ihren hübschen Hals umgedreht!“ Sevika verpasste der Wand einen Fausthieb. „und wieso? Weil die Misses sich stritt und wie ein kleines Kind davonrannte!“ Sevika war so aufgeregt, dass sie manchmal mit den Worten sogar spukte.
Violet sah sie nur an, nicht wissend wie sie reagieren sollte.
„Früher ließ sie ihre Fäuste sprechen und jetzt sitzt sie halbnackt in einer Gosse und friert zu Tode! Lächerlich!!“ maulte Sevika weiter.
Violet sah sie immer noch nur mit steinerner Miene an und Sevika explodierte.
„Verdammte Scheisse, gib mir nicht diesen Gottverdammten Blick Jinx!!“
Und der Raum erstarrte. Sevika wurde blass, während Violet die Luft einzog, aber es nicht wagte auszuatmen.
Im nächsten Augenblick stürzte Sevika aus dem Raum, die Tür hinter sich so fest zuschlagend, dass sie fast rausflog.
Violett war immer noch erstarrt vor Schock.
Mit steifen, zittrigen Gliedern zog Violet langsam die Kleidung an die Sevika ihr gebracht hatte. Ein gewöhnliches schwarzes Shirt und eine zerschlissene schwarze Jeans. Ein Paar Bikerboots.
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Violet verließ langsam das fremde Zimmer und fand recht schnell den Ausgang. Vor der Tür stand Sevika und rauchte mit leicht zitternder Hand.
„Es tut mir leid.“ Flüsterte Violet leise. Sie wagte es nicht Sevika anzuschauen.
Sevika schwieg und zog so fest an ihrer Zigarette, dass sie sie mit einem einzigen Zug halb wegrauchte.
„Ich… wollte dir keine Arbeit machen.“ Versuchte es Violet erneut. Sevika schwieg immer noch, starrte nur vor sich hin.
„Ich wollte dich auch nicht… an unangenehmes erinnern.“ murmelte Violet schließlich.
Sevika schwieg jedoch weiter und Violet ließ die Schultern sinken.
„Danke für die Kleidung.“ Flüsterte sie leise.
Sevika zog einen letzten Zug an ihrer Zigarette und schmiss sie anschließend auf den Boden.
„Prinzessin Kiramman ist unterwegs. Ich würde dir raten hier zu bleiben und auf sie zu warten. Wenn ich deinen Arsch noch einmal suchen muss, schmeiß ich dich in den Fluss und bringe ihr deine nasse Leiche verstanden?“
Violet schluckte und nickte. „Ja Mam.“ Murmelte sie und Sevika riss ihren Kopf herum und starrte Violet an. Violet erstarrte und wagte es nicht sich zu bewegen. Ihre Antwort war gedacht frech zu klingen, doch nun musste sie sich eingestehen, dass es möglicherweise unpassend war.
„Du und deine Schwester“ begann Sevika flüsternd, „ihr habt den gleichen Blick, wenn euch Autorität am Arsch vorbei geht.“
Violet erkannte den versteckten Schmerz in Sevikas Gesicht.
Mit diesen Worten drehte die muskulöse Frau sich weg und ließ Violet zurück.
Sie stand lange auf einer fremden Türschwelle und wartete. Sie sah sich etwas um, erkannte jedoch nicht, wo in Zaun sie sich befand. Und dann stand plötzlich Caitlyn Kiramman inmitten der Straße.
Sie war in Uniform. Bewaffnet bis zum Kinn.
PATSCH.
„AU!!“ kreischte Violet auf und hielt sich die Wange. Jetzt hatte sie beide Wangen rot.
Caitlyn warf ihre Arme um Violet „Tu das nie wieder hörst du!? Ich habe mir solche Sorgen gemacht Vi! Niemand wusste, wo du bist, niemand konnte dich finden!!“ weinte Caitlyn ihr ins Ohr. „Es tut mir so leid Violet! Ich hätte das niemals sagen sollen!! Ich bin eine furchtbare Freundin!!“ weinte sie weiter und Violet stand einfach nur da.
Stimmt. Caitlyns Worte. Das Projekt.
„Natürlich ist die Kleine kein Projekt! Verdammt, ich hatte nur solche Angst!“ weinte sie weiter, „ich liebe dich und ich will doch nur dass du glücklich bist! Ich dachte-ich dachte dich würde ein Kind doch nur schmerzen!“ sie ratterte ihre Entschuldigung weiter runter „ich will dich nicht verlieren Violet bitte es tut mir so leid!“
„Hör jetzt auf!“ unterbrach sie Violet und schob sie grob von sich weg.
Caitlyn starrte sie leicht entsetzt an und Violet erkannte Angst in ihren Augen.
„Du hast diese Worte gesagt, um mich zu verletzen Caitlyn.“ Sagte Violet ruhig. „Du warst ganz bewusst so giftig.“
Caitlyn öffnete ihren Mund, schloss ihn jedoch wieder.
„Ich verstehe, was du mir vorgeworfen hast und… du hattest Recht. Deshalb hat es umso mehr geschmerzt.“
Caitlyn sah sie verzweifelt an und wimmerte leise „Es tut mir so leid.“
Violets Hände verweilten auf Caitlyns Schultern. Sie starrten sich in die Augen, bevor Violet ihre Hände zurückzog und lediglich an ihren Seiten runterhängen lies.
„Lass uns nach Hause gehen. Bitte.“