
Wie kannst du nur?
Der Streit, der daraufhin folgte, verleitete Tobias vorsichtshalber sich mit dem Kind in sein eigenes Arbeitszimmer zurückzuziehen. Ihm schmerzte das Herz, während er die Kleine anblickte. Sie schlief so friedlich.
Er glaubte immer, dass seine Tochter laut streiten konnte, musste jedoch feststellen, dass ihre Freundin mindestens genauso laut war.
Beide trampelten und schrien in Caitlyns Zimmer welches direkt über seinem Arbeitszimmer lag. Sie schienen sich wie zwei Wildkatzen zu umkreisen. Tobias blickte die Zimmerdecke besorgt an. Er hörte einige Sätze recht klar. Violet fühlte sich einsam, von seiner Tochter vernachlässigt. Während seine Tochter schimpfte Violet sei kindisch, ein Kind bedeute zu große Verantwortung, sie wüsste nicht, was sie da verlange.
„Ich habe meine ganze Kindheit meine Schwester großgezogen! Wer glaubst du gab Powder ihre Milch und brachte sie zu Bett, während unsere Eltern in den Mienen sich kaputt arbeiteten, damit ihr hier oben genug Holzkohle habt, um eure riesigen Häuser zu heizen!!! “ kreischte Violet daraufhin so laut, dass Tobias etwas zusammenzuckte. Punkt für Violet.
Etwas krachte gegen eine Wand. Er war sich sicher, dass es sich dabei um eine Nachttischlampe handelte. Und es war Caitlyn die diese quer durch den Raum warf.
Violet war stark. Violet konnte brutal sein, das wusste Tobias. Niemals jedoch war dieses Mädchen so kindisch, Objekte durch Räumlichkeiten zu werfen. Caitlyn war die Impulsivere von Beiden.
Caitlyn kreischte etwas als Antwort entgegen das Tobias nicht klar erkennen konnte.
Die Kleine bewegte sich unruhig in seinem Arm. „Ich weiß. Ich weiß…“ flüstert er leise. „Bald werden sie müde, keine Sorge. Dann wird vernünftig geredet.“ Versprach er leise.
„Sie ist nicht irgendein Hund von der Straße den man aus Mitleid aufnimmt!“ schrie Caitlyn.
„Ganz genau! Es ist ein menschliches Wesen, welches ein Recht auf Liebe hat!“ schrie Violet als Antwort.
Caitlyns Schritte erstarrten. Tobias blickte an den Ort, wo er Violet vermutete.
„Sie soll also dein neues Projekt werden? Jetzt wo Jinkx tot ist brauchst du eine neue kleine Schwester, um deine Fehler wieder gut zu machen!? “ schrie Caitlyn und Tobias sprang aus dem Stuhl.
Alles passierte im nächsten Augenblick viel zu schnell.
Er hörte wie schnelle Schritte das Zimmer verließen. „Violet!“ schrie Caitlyn mit Entsetzen in der Stimme.
Tobias rannte zu seiner Tür, doch noch während er diese aufriss, geradewegs zur Haustür blickend, sah er wie Violet aus dieser hinausstürzte. „Violet!“ schrie er ihr hinterher, doch es war zu spät.
Die Frau verschwand in der Nacht.
Caitlyn stürzte die Treppen stolpernd runter, keuchend, weinend.
„Was hab ich getan...?“ flüsterte Caitlyn während sie auf eine Treppenstufe sackte, sichtlich erschöpft, ihre Stimme heiser, das Gesicht tränenüberströmt.
Tobias schluckte und blickte seine Tochter an. Er war zutiefst von ihr enttäuscht.