
Das Training
Als wir im Raum der Wünsche ankommen, empfängt uns das leise Gemurmel der anderen Mitglieder. Wir stehen in einem großen Raum, der aussieht wie ein gemütlicher Gemeinschaftsraum. Der Boden ist mit weichen Teppichen ausgelegt, und es gibt viele Sessel und Sofas, die im ganzen Raum verstreut sind. An den Sitzgruppen stehen kleine Beistelltische mit Karaffen voller Limonade und Gläsern zum Einschenken. Der Raum wirkt einladend, fast zu heimelig für eine geheime Widerstandsgruppe.
An den Wänden hängen Landschaftsgemälde, die hauptsächlich das Gelände von Hogwarts zeigen: die stillen Ufer des Sees, die verschneiten Hänge des Verbotenen Waldes und die vertrauten Türme der Schule. Der Raum wird von Fackeln erhellt, die an den Wänden hängen, und einem großen Kamin, dessen Flammen ein warmes, goldenes Licht verbreiten. Die Möbel, Teppiche und Dekorationen sind bunt gestaltet, aber dezent – gerade genug, um den Raum lebendig wirken zu lassen, ohne dabei aufdringlich zu sein. Es ist wirklich wunderschön.
Ich spreche schnell den Gegenfluch „Apparentia“, um mich wieder sichtbar zu machen, und lasse meinen Blick über die anderen gleiten. Terry Boot aus Ravenclaw winkt mich zu seiner Freundesgruppe. Sie sitzen lachend auf einer der Möbelinseln, die wie ein kleiner Kreis aus Sesseln und Sofas arrangiert ist. Diese Woche bin ich allein aus Slytherin in meiner Gruppe, aber das stört mich nicht. Die anderen sind auch einigermaßen in Ordnung und weniger nervig, als ich gedacht hätte.
In meiner Gruppe sind 15 Mitglieder, ich als einziger Slytherin. Dann gibt es sieben Gryffindors, darunter Neville, Katie Bell – sie ist ganz okay, ein bisschen wie Parvati Patil, so ein typisches Plappermaul – Dean Thomas, Colin Creevey mit seiner nervigen Kamera, Fred Weasley, Ginny (Weaselette), diese blöde Kuh, und Lee Jordan. Aus Hufflepuff ist nur Ernie Macmillan dabei. Und aus Ravenclaw eben Terry, Anthony Goldstein – der ist so arrogant, dass er sogar mich in den Schatten stellt, und das will was heißen – Luna Lovegood und drei andere, deren Namen ich mir nicht merken kann.
Unser Team ist ziemlich gut. Ich glaube, Granger hat diese Woche sogar gesagt, dass wir in ihrem Fach am weitesten sind. Voll krass, oder? Hätte ich echt nicht von uns gedacht.
Als ich bei meinem Team ankomme, schlägt mir Terry freundschaftlich auf die Schulter und lächelt mich warm an.
„Hey, da bist du ja endlich! Ihr seid die Letzten – gab es Probleme?“, fragt er besorgt und lässt seine Hand wieder sinken, wobei er mir dabei noch kurz über die Schulter und den Arm streicht.
Ein diebisches Grinsen bildet sich auf meine Lippen, als ich antworte:
„Ja, wir haben Professor Sinistra und Professor Vektor im dritten Stock gesehen. Was denkst du, haben die wohl gemacht?“ frage ich in einem verschwörerischen Ton.
Terry schlägt sich gespielt entsetzt eine Hand vor den Mund.
„Was haben sie gemacht, Dray? Erzähl schon!“ Seine Augen glitzern vor Schalk. Er weiß genau, dass ich diesen Namen hasse, und trotzdem nennt er mich jedes Mal so. Ich deute ihm neckisch, sich weiter vorzubeugen. Er tut es, und ich flüstere ihm ins Ohr:
„Sie haben das gemacht, was verliebte Teenager machen.“
Terry schaut mich belustigt und schockiert an.
„Sie haben geknutscht? Ernsthaft?“
Ich muss bei seinem Ausruf grinsen.
„Ja, das haben sie. Es sah so aus, als ob sie bald keine Klamotten mehr anhaben würden“, antworte ich kichernd.
Terry reißt die Augen auf und stimmt in mein Lachen ein. Sein Lachen hallt durch den Raum, und einige aus den anderen Gruppen schauen kurz zu uns herüber, bevor sie sich wieder abwenden. Als er sich beruhigt hat, legt er mir seinen Arm um die Schultern und führt mich zu unserer Gruppe, die sich schon im Heileraum befindet.
Ich habe kein Problem mit Terrys Berührungen. Am Anfang war es noch befremdlich, aber inzwischen sind wir Freunde geworden – zwar nur oberflächlich bis jetzt. Also, wir schütten uns nicht die Seele voreinander aus, aber wir können uns als Freunde bezeichnen.
Blaise zieht mich immer damit auf, dass es so aussieht, als wären Terry und ich ein Paar, aber das sind wir nicht. Außerdem ist er nicht schwul. Okay, er ist bisexuell, aber er hat eine Freundin – ich glaube, eine aus Hufflepuff ein Jahr unter uns. Soweit ich weiß, heißt sie Antonia Burke. Nettes Mädchen, sie ist nicht in der DA, aber ich habe sie schon oft auf den Korridoren gesehen.
Der Raum, in den wir kommen, sieht aus wie ein kleiner, magisch perfektionierter Alchemielaborraum. Die Tische sind ordentlich sortiert, glitzernde, saubere Kessel stehen bereit, und alles wirkt fast wie gerade erst frisch desinfiziert. Der Duft von Kräutern und alchemistischen Zutaten liegt in der Luft, leicht bitter, aber nicht unangenehm.
Heute haben Luna, Terry und ich uns vorgenommen, den „Invigoration Draught“, einen Stärkungstrank, zu brauen. Er ist ziemlich schwer, deswegen arbeiten wir zu dritt. Zuerst holt Luna die Zutaten aus den Schränken und Regalen. Ihre verträumten Bewegungen wirken auf Außenstehende fast willkürlich, aber wir wissen inzwischen, dass sie genau weiß, was sie tut. Währenddessen hole ich die Utensilien, die wir brauchen – Kessel, Brettchen zum Schneiden der Zutaten, ein Messer und ein paar Gläser für die fertigen Portionen. Terry steht daneben und liest sich nochmal das Rezept durch, seine Stirn leicht gerunzelt, während er die Abfolge der Schritte murmelt.
Luna will gerade drei Tropfen Feuersalamander Blut dazugeben, als Granger neben ihr auftaucht. Sie tritt von dem Tisch neben uns herüber, wo sie vorher mit Fred, Jordan und Weaselette gesprochen hat. Ihre Bewegungen sind fast vorsichtig, als hätte sie Angst, etwas zu unterbrechen. Sie lächelt uns kurz zu, eine dieser höflichen Gesten, die sie so oft macht, und bleibt dann hinter Luna stehen.
Während Luna Tropfen für Tropfen in den Trank gibt, der sich in ein tiefes Blau verfärbt, beobachtet Granger sie mit einer fast schon seltsamen Intensität. Es ist nicht nur Neugier.
Ich sehe, wie Luna kurz zu ihr aufblickt und ihr das strahlende Lächeln schenkt, das irgendwie immer wirkt, als gehöre es nur dieser einen Person. Grangers Gesicht wird leicht rot, und ihre Lippen zucken, als würde sie gern etwas sagen, sich aber nicht traut. Als Luna das Reagenzglas endlich zuschraubt und zu ihr aufschaut, gibt es einen Moment, in dem die Luft um die beiden irgendwie… anders wirkt. Granger neigt sich vor und drückt Luna einen schnellen Kuss auf die Wange. Der Moment ist so beiläufig und gleichzeitig so vertraut, dass ich erst nicht sicher bin, ob ich ihn richtig gesehen habe.
Ach du Scheiße – sind die ein Paar? Warum kriege ich sowas nicht mit? Das ist doch wichtig, verdammt!
Tatsächlich sieht Terry ganz unbeeindruckt aus, als Granger Luna kurz auf die Wange geküsst hatte und dann wieder wortlos verschwunden ist.
„Seit wann seid ihr ein Paar?“, rutscht mir die Frage raus.
Terry sieht mich verständnislos an, so als hätte er das schon lange gewusst. Luna antwortet mit ihrer hellen Sopranstimme:
„Hermione und ich sind seit drei Monaten zusammen.“
Mir stockt der Atem. Mein Mund öffnet und schließt sich wieder wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sie sind schon seit drei Monaten – MONATEN – zusammen, und ich, DRACO FUCKING MALFOY, habe das nicht bemerkt. Wie blind kann man nur sein? Ich bringe nur ein „Schön“ heraus, bevor ich mich, fassungslos, wieder meiner Arbeit zuwende.
Als die Stunde vorbei ist kribbelt mein Körper – ein Signal, dass wir weitergehen sollen zum nächsten Unterricht. Der Geruch nach den gebrauchten Zutaten hängt noch in der Luft, als wir einen Stasis-Zauber über unseren Kessel legen. Terry murmelt den Reinigungszauber „Ratzeputz“, und in Sekundenschnelle ist der Tisch makellos. Ich nehme die Instrumente, die wir benutzt haben, und reinige sie gründlich, bevor ich sie an ihren Platz im Vorratsschrank stelle. Ordnung ist wichtig, vor allem in einem Fach wie Zaubertränke, wo ein verirrtes Pulver für Chaos sorgen könnte. Danach gehen wir als geschlossene Gruppe zu fünfzehnt zum Kampftraining.
Weasley steht bereits dort, in schwarzer Sporthose und einem enganliegenden Oberteil, die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. Sein Gesichtsausdruck ist nichtssagend, fast emotionslos, wie der eines Slytherins, doch er strahlt eine beeindruckende Präsenz aus. Früher hätte ich gedacht, so etwas sei unmöglich, aber jetzt sehe ich es mit eigenen Augen. Jeder Muskel in seinem Körper scheint Spannung zu signalisieren, als ob er jederzeit in Aktion treten könnte. Wir bilden einen Kreis um ihn herum, die Luft im Raum fühlt sich plötzlich dichter an. Wie jede Stunde erklärt er uns, was wir heute machen:
„Okay, Leute, wir spalten uns heute in zwei Gruppen. Die eine Hälfte wiederholt noch einmal, was wir alles im körperlichen Training gemacht haben, und die andere Hälfte macht dasselbe bei den Waffen. Nach 15 Minuten tauschen wir. Die letzte halbe Stunde machen wir einen Schaukampf. Weil wir eine ungerade Zahl sind, mache ich mit. Aber jeder wird drankommen. Wir werden die Gegner auslosen. Der Kampf ist mit Waffen, aber ihr werdet schon sehen, dass ihr beides braucht: das rein Körperliche und die Waffen. Noch irgendwelche Fragen?“
Seine gebieterische Stimme hallt durch den Raum und lässt keinen Zweifel daran, dass er keine Ausflüchte dulden wird. Ich muss schlucken. Wir haben noch nie in einem Schaukampf unser Können vor der Gruppe zeigen müssen – und auch noch, ohne zu bestimmen, wer unser Kampfpartner ist. Was, wenn ich gegen Weasley kämpfen muss? Er hat ja gesagt, er macht mit. Ich würde so was von versagen. Ich bin zwar gut im Sport und auch wendig und reaktionsschnell durch meine Erfahrung als Sucher beim Quidditch, aber trotzdem… Mein Magen zieht sich zusammen, und ich wage einen kurzen Blick in die Runde. Es ist totenstill im Raum. Wahrscheinlich geht es den anderen genauso wie mir.
Weasley durchbricht mit seiner schneidenden, tiefen Stimme die Stille: „Gut, keine Fragen. Colin, Katie, Dean, Lavender, Draco, Ginny, Lee und Anthony – ihr seid eine Gruppe und fangt mit dem rein körperlichen Teil an. Der Rest geht zu den Waffen.“
Weasley schaut jeden einzelnen von uns an, während er unsere Namen nennt. Seine eiskalten blauen Augen bohren sich in meine, und für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen. Dann klatscht er in die Hände, und wir verstreuen uns.
Meine Gruppe fängt an, die Schrittfolgen zu üben – nicht jede gleich, sodass man immer anders reagieren kann, aber so, dass wir noch einmal wiederholen können, wie man sich verteidigt oder angreift. Der Boden unter uns ist mit weichen Matten ausgelegt, die das Risiko schwerer Verletzungen minimieren. Weasley schaut manchmal bei uns vorbei, bleibt hinter einem stehen oder tritt leise um uns herum, um sicherzugehen, dass wir alles richtig machen. Wenn nötig, korrigiert er mit einer knappen Geste oder einem gezielten Tipp unsere Haltung. Sein scharfer Blick entgeht keinem Fehler.
Nach einer Weile befiehlt er mit „Sonorus“ verstärkter Stimme: „Die 15 Minuten sind um. Wir tauschen die Plätze: Colins Gruppe geht zu den Waffen und Freds zu dem Nahkampf.“
Ich stemme mich von der Matte hoch, auf der Lavender mich gerade über ihre Schulter geworfen hat. Die Wucht hat mir kurz den Atem genommen, aber ich unterdrücke ein Stöhnen. Sie reicht mir die Hand und hilft mir auf. Ich nicke ihr dankend zu, und sie lächelt ernst zurück. In Weasleys Unterricht reden wir nicht viel, außer es ist nötig. Wir brauchen unsere Kraft und wollen sie nicht dazu verschwenden, Worte zu bilden. Das ist auch einer der Gründe, warum wir so gut ohne Worte kommunizieren können. Diese Fähigkeit ist oft Gold wert – auch außerhalb dieses Raumes.
Wir gehen in den angrenzenden Raum, wo die Waffen stehen. Die Wände sind gesäumt von Regalen und Ständern, die jede erdenkliche Art von Waffe präsentieren: Armbrüste, Speere, Dolche, Schwerter, Degen, Pfeil und Bogen… Es gibt eine große Auswahl, und für einen Moment fällt es mir schwer, mich zu entscheiden. Schließlich hole ich mir zwei handliche Dolche. Sie liegen leicht in der Hand, aber ihre Klingen sind so scharf, dass ich ohne viel Druck feste Hautschichten durchdringen könnte. Die Spitzen der beiden Dolche laufen spitz zu. Der Griff ist mit schwarzem, glänzendem Leder umhüllt, das sich angenehm und fest in meine Hand schmiegt, als ob die Waffen für mich gemacht wären.
Zuerst fange ich an, gegen eine Zielscheibe zu werfen, und bin stolz, als ich beim dritten Mal die Mitte treffe. Das leise „Klack“ des Dolches, der ins Ziel trifft, gibt mir ein Gefühl von Zufriedenheit. Danach gehe ich zu einer Puppe, die sich durch Magie bewegt und generell wie ein Mensch aussieht. Im Prinzip ist es eine Projektion, aber mit einem Körper, der Widerstand bietet. Vermutlich Harrys Werk – er ist unglaublich im Zaubern. Die Puppe bewegt sich mit einer Geschwindigkeit, die mich herausfordert, und ich greife sie mit meinen Dolchen an. Wenige Minuten später ist sie zerfetzt, und Kunstblut fließt aus ihren Wunden. Nach ein paar Sekunden regeneriert sie sich wieder. Ich fange erneut an, sie anzugreifen, diesmal mit einer anderen Taktik, und analysiere dabei ihre Bewegungsmuster.
Ich mache das so lange, bis ich Weasleys Stimme höre: „Okay, Leute, 15 Minuten sind um. Kommt alle zu mir.“
Wir versammeln uns bei ihm, und er verändert den Raum durch seine Gedanken. Jetzt ist in der Mitte ein Kampfring, umgeben von hohen, schallabsorbierenden Wänden. Durch eine Scheibe kann ich in den Raum sehen. Dort sind überall dicke Matten ausgelegt, damit wir uns nicht zu stark verletzen. Vor der Tür, außen an der Wand, stehen unsere Waffen bereit, sorgfältig aufgereiht wie stille Wächter.
„Ihr könnt euch aussuchen, welche Waffen ihr benutzen wollt. Aber ihr alle werdet eine mit in den Ring nehmen. Benutzen müsst ihr sie nicht, aber ihr werdet feststellen, dass ihr sie braucht. Gut. Zuerst gehen Lee und Ginny in den Ring. Viel Erfolg euch beiden.“
Ich atme erleichtert auf. Zum Glück bin ich nicht der Erste.
Weaselette geht als Erste zu den Waffen. Sie steuert gezielt auf die Speere zu und wählt einen handlichen Speer, der genau zu Ihrer Größe passt. Die Spitze ist scharf zulaufend. Der Stab besteht aus weichem, biegsamen dunklen Holz. Das rothaarige Mädchen wirft uns einen kurzen neckischen Blick zu und richtet dann einen auffordernden Blick auf Lee. Der schluckt schwer, geht zu den Waffen und entscheidet sich für eine massive Keule aus Holz. Sie ist so schwer, dass es ihm große Mühe bereitet, sie überhaupt anzuheben. Doch Lee überlegt es sich nicht anders und bleibt dabei. Was für ein Dummkopf wenn man schon seine Waffe nicht beherrscht wie will man dann gewinnen? Aber okay seine Entscheidung. Schließlich steigen die beiden in den Ring.
Beide beziehen gegenüber voneinander Stellung und warten auf Weasleys Signal. Mit seiner dröhnenden, kraftvollen Stimme ruft er:“ Auf drei. Eins, zwei, drei – Go!“
Lee stürmt mit einem lauten Kampf Geschrei auf Weaselette zu, die Keule hoch erhoben, bereit zuzuschlagen. Doch sie lässt sich mit den Speer fest in ihrer rechten Hand auf den Boden fallen und rollt sich geschickt aus seiner Angriffsrichtung. Sie kommt hinter Lee in der Hocke zum Stehen. Richtet sich mit der Eleganz einer Raubkatze auf und nimmt wieder ihre Position ein.
Lee ist einen Moment wie erstarrt, fasst sich jedoch schnell wieder und greift erneut an. Doch Weaselette weicht wieder aus, dieses Mal rollt sie mit einem Purzelbaum über die Matten. Das Mädchen bleibt in der defensiven Haltung. Dieses Muster wiederholt sich mehrere Minuten lang, während Lee immer erschöpfter wird. Es kostet mich Überwindung das überhaupt zu denken aber ich finde ihre Strategie gut, sie ist Lee körperlich unterlegen also lässt sie ihn auspowern. Der Schweiß rinnt ihm in Strömen über den Körper, sein Atem wird schwer und unregelmäßig. Als er erneut auf sie zu stürmt, duckt sich Weaselette geschickt unter seiner Keule hindurch und tritt ihm die Beine weg.
Mit einem lauten Krachen schlägt Lee auf den Boden auf, ich höre wie ihm die Luft aus seinen Lungen gepresst wird. Weaselette erkennt das er nicht mehr genug Kraft hat um aufzustehen. Also legt sie in aller Seelenruhe ihren Speer neben sich, setzt sich auf seinen Brustkorb und greift schnell seine Handgelenke. Mit einem Ruck dreht sie seine Arme hinter Lees Rücken und kugelt dabei seine linke Schulter aus. Ich zucke bei seinem Schmerzensschrei zusammen. Ein teuflisches Grinsen klebt an Weaselettes Gesicht bevor sie ihre Fäuste hebt und beginnt, Lee brutal zu verprügeln. Den Speer hat sie dabei völlig vergessen, was vielleicht auch ganz gut ist.
Blut läuft über Lees Gesicht, als er schließlich keine Anstalten mehr macht, sich zu wehren aber Weaselette hört nicht auf. Weasley muss einschreiten und ruft mit scharfer Stimme:“ Ginny, es reicht! Du hast gewonnen!“
Weaselette strahlt triumphierend ihr Gesicht ist blutbespritzt als sie zu ihrem Bruder blickt. Doch Weasleys Gesicht bleibt ausdruckslos, fast kühl. Mit gezücktem Zauberstab schreitet er auf die beiden zu. Die Gewinnerin rutscht Von Lees geschundenen Körper herunter, steht schwer atmend auf, greift ihren Speer und verlässt den Ring.
Weasley kniet sich vor Lee hin und fängt an einige Zaubersprüche zu murmeln. Die sein Gesicht und die ausgerenkte Schulter heilen. Als er fertig ist hilft er ihm behutsam auf. Gemeinsam verlassen sie den Ring, wobei Lee sich schwer an Weasley lehnt, kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten.
„Ginny“, sagt Lee leise und nickt ihr anerkennend zu, bevor er sich, mit Weasleys Unterstützung auf eine Bank an der Wand sinken lässt.
„Okay, das habt ihr gut gemacht. Aber Lee, du solltest das nächste Mal vielleicht eine Waffe wählen, die besser zu deinem Körperbau passt – oder deinen Körper an die Waffe anpassen.“, erklärt Weasley sachlich. Lee nickt niedergeschlagen.
Ein Schauer läuft mir über den Rücken. „Das nächste Mal.“ Wir müssen das öfter machen. Scheiße! Ich habe so eine scheiß Angst. Bitte, lass mich nicht der Nächste sein. Bitte, großer Merlin.
Weasleys Blick wandert langsam über uns, seine eiskalten Augen bohren sich in jeden Einzelnen von uns, als wolle er unsere Gedanken lesen. Schließlich verkündet er mit einer Stimme, die den Raum erfüllt: „Die nächsten sind Luna und Colin. Viel Erfolg!“
Luna tänzelt sofort zu den Waffen, ihre Bewegungen sind leicht und anmutig, fast wie in einem Traum. Ohne zu zögern, greift sie sich einen filigranen Degen, dessen Griff aus glänzendem Silber besteht und sich in verschnörkelte Muster windet. Sie überprüft kurz die Balance der Waffe, indem sie sie ein paarmal in der Hand wiegt, und steigt dann mit erhobenem Kinn in den Ring. Ihr Blick ist ruhig und fokussiert, als würde sie sich in einer anderen Welt befinden.
Colin hingegen bleibt einen Moment unschlüssig stehen. Seine Augen wandern über die Waffen, und man sieht ihm die Unsicherheit an. Während Luna bereits in Kampfposition wartet, mit leicht gebeugten Knien und einer eleganten Wachsamkeit, zögert er immer noch. Nach einer gefühlten Minute entscheidet er sich schließlich für ein Kurzschwert, dessen robuste, aber handliche Klinge aus dunklem Stahl gefertigt ist. Der Griff besteht aus schwarzem Leder, das sich angenehm anfühlen soll, doch Colin scheint nicht ganz zufrieden zu sein.
Mit einem tiefen Atemzug steigt auch er in den Ring und stellt sich auf die gegenüberliegende Seite. Seine Haltung wirkt angespannt, doch seine Hände umklammern den Griff des Schwerts fest. Luna lächelt leicht, fast verträumt, doch in ihren Augen liegt eine unerwartete Härte. Sie richtet den Degen auf ihn und nimmt eine feine, aber stabile Angriffsposition ein.
Weasley beobachtet die beiden aufmerksam und hebt seine Hand. „Bereitmachen! Auf drei! Eins, zwei, drei – GO!“
Zunächst passiert nichts – die beiden stehen einfach nur in gedruckter Kampfhaltung voreinander. Luna sieht Colin verträumt an, doch in ihren hellen Augen liegt eine unübersehbare Härte.
Colin beginnt langsam, sich mit Kreuzschritten an Luna heranzupirschen. Sie spiegelt seine Bewegungen. Somit laufen die beiden im Kreis um einander ohne ihren Blick voneinander abzuwenden. Plötzlich macht Luna einen Satz nach vorne. Ich zucke zusammen – dass hatte ich nicht erwartet. Doch Colin reagiert blitzschnell, weicht mit einem Satz nach hinten aus und dreht sich von der scharfen Klinge ihres Degens weg.
Wieder beginnen sie, sich zu umkreisen. Dann schießt plötzlich Colin nach vorne und greift Lunas Handgelenk, um sie an sich zu ziehen. Luna versucht mit dem Degen zuzustoßen. Doch Colin verbiegt seinen Körper nach hinten, sodass ihr Schlag ins Leere geht. Mit einer erstaunlichen Kraft holt Colin aus und schlägt ihr den Degen aus der Hand. Er fängt an sie mit dem Kurzschwert zu attackieren.
Luna duckt sich unter seinem kraftvollen Schlag und Tritt ihm die Beine weg. Colin schlägt auf dem Boden auf, doch Luna reagiert zu langsam – oder sie will den Kampf absichtlich in die Länge ziehen, denn sie lässt zu dass Colin sich wieder vom Boden aufrappelt.
Wie eine Ballerina springt Luna vor und versucht Colin in die Seite zu treten. Doch er dreht sich in einer schwungvollen Bewegung aus ihrer Reichweite und Holt mit seinem Schwert aus. Er trifft sie in ihrem Oberarm. Luna keucht vor Schmerz und stolpert rückwärts die ihre linke Hand umklammert ihren jetzt Blutgetränkten Ärmel ihres Oberteils. Wir halten alle den Atem an. Weasley will schon einschreiten, doch Luna hebt eine Hand, um ihm zu bedeuten, dass es ihr gut geht und er bleiben soll.
Sie steht wieder auf und geht erneut in Kampfhaltung. Colin nickt ihr zu, wirft sein Schwert weg und nimmt ebenfalls seine Kampfposition ein. Beide greifen gleichzeitig an. Luna zielt mit einem Tritt in Colins Magengrube aber er kann noch rechtzeitig ausweichen. Er attackiert sie mit Schlägen, die Luna geschickt abwehrt, bis er nahe genug ist, um ihre Schulter und ihren unteren Rücken zu umfassen. Mit einem gezielten Tritt zwischen ihre Kniekehlen bringt er sie zu Fall und wirft sie sich über seine Schulter.
Luna landet leicht wie eine Feder auf dem Boden und zieht Colin mit sich. Die beiden Rollen über den Boden bis Luna die Oberhand gewinnt und versucht, ihm ins Gesicht zu schlagen. Colin aber blockt ihre Angriffe ab und dreht die Situation zu seinem Vorteil. Schließlich drückt er Luna fest an sich, steht auf und wirft sie mit einem krachen gegen eine der Glaswände. Er läuft auf sie zu wir ein Raubtier und beginnt sie zu würgen.
Luna tritt und schlägt um sich, doch Colin hält sie fest im Griff. Ihre Lippen beginnen sich blau zu färben, wir alle sind wie erstarrt. Doch dann lockert Colin seinen Griff, nimmt sie in die Arme und lässt sie erschöpft zusammenbrechen.
Ich bin von dem Kampf beeindruckt. Das war wunderschön wie ein gefährlicher Tanz. Ihre Bewegungen waren so schnell aber fließend, sie ergänzten sich bei jeder Bewegung. Einfach wunderschön.
Weasley eilt herbei. „Sehr gut gemacht, ihr beiden. Colin hat gewonnen.“
Er geht schnell in den Ring und kniet sich neben den beiden nieder. Er zieht die erschöpfte Luna behutsam von Colin herunter und überprüft ihren Puls und murmelt einige Zaubersprüche. Weißes Licht umhüllt sie. In Lunas Lippen und Wangen kehrt wieder Farbe zurück. Doch ihre Augen bleiben geschlossen. Weasley verabreicht ihr geübt drei Tränke, einen Blutbildungstrank, einen schmerzlindernden Trank und einen blauen Stärkungstrank. Schließlich hebt er sie auf seine Arme und trägt sie aus den Ring. Colin folgt ihnen schweigend.
Plötzlich taucht Granger auf und stürmt mit besorgtem Ausdruck auf ihre Freundin zu. Ihre braunen Augen sind weit aufgerissen, und ihre Bewegungen verraten eine Mischung aus Eile und Panik. „Was ist passiert?“ fragt sie geschäftig, ihre Stimme zittert leicht, auch wenn sie versucht, ruhig zu wirken.
Weasley sieht sie an, seine sonst so kalten Züge zeigen einen Hauch von Mitgefühl. Mit einer Spur von Wärme in seiner Stimme antwortet er: „Eine Gehirnerschütterung, eine Stichverletzung am rechten Oberarm, und sie wurde gewürgt. Ich habe sie so gut es geht aus der Lebensgefahr geholt.“
Granger presst die Lippen zusammen, und ihre Stirn legt sich in sorgenvolle Falten. Ihre Augen huschen über Lunas blasses Gesicht, bevor sie wieder zu Weasley aufschaut. „Okay, danke. Ich werde mich um sie kümmern. Gib sie mir.“ Ihre Stimme klingt fest, entschlossen, und sie streckt energisch die Arme nach Luna aus.
Weasley zögert einen Moment, als ob er sicherstellen will, dass Granger die Situation wirklich unter Kontrolle hat, bevor er das bewusstlose Mädchen behutsam in ihre Arme legt. Granger zieht Luna fest an sich, hält sie so, als würde sie sie beschützen wollen, und dreht sich dann auf dem Absatz um. Ihre Bewegungen sind schnell und präzise, sie verschwendet keinen Augenblick und verlässt den Trainingsraum, ihre Schritte hallen dumpf über den Boden. Ohne ein weiteres Wort verschwindet sie in einem kleinen Nebenraum, vermutlich dem Heiler Zimmer, dessen Tür sie mit einem leisen Knall hinter sich schließt.
Weasley lässt den Moment der Stille nicht lange andauern. Er klatscht laut in die Hände, und das scharfe Geräusch bringt uns alle zurück in die Realität. „Das war ein interessanter Kampf. Colin, weiter so,“ sagt er mit einer Stimme, die wieder nüchtern und geschäftsmäßig klingt. Doch darin schwingt auch ein Hauch von Anerkennung mit, der Colin verlegen aussehen lässt.
Weasley lässt seinen Blick eindringlich über uns gleiten, seine eiskalten Augen verharren kurz auf mir. Es fühlt sich an, als könnte er durch mich hindurchsehen, als ob er meinen inneren Aufruhr bemerken würde. Dann verkündet er mit fester Stimme: „Die nächsten sind Fred und Draco!“
Mir rutscht das Herz in die Hose. Meine Hände werden feucht, und mein Atem stockt. Scheiße!