
In dem Harrys Aufenthalt im Krankenflügel kurz aber ereignisreich ist, Dumbledore selbst beunruhigt und Draco ein wenig seltsam scheint
Severus schwieg beharrlich, während er Harry vor sich her schwebend lassend, mit ihm durch das Schloss ging. Sie waren allein, weil die anderen noch auf dem Feld waren, wo Professor McGonagall für Ordnung sorgte. Genau wie Severus war sie mehr als gut darin, Schüler in Schach zu halten. Viele Schüler waren froh darüber, dass diese beiden eine jahrelange Rivalität pflegten, angesichts der Bedrohung, die sie gemeinsam für Regelbrecher und Unruhestifter darstellen könnten.
Colin Creevey war kurz nach Millicent und Hermine von den Tribünen hinunter gekommen. Sein „Harry, Harry“ war, Harrys Meinung nach, unpassend enthusiastisch gewesen. Zweifellos war Colin weiterhin ein Fan von ihm. Der Erstklässler wünschte sicher nicht, dass ihm etwas zustieß. Doch Harry konnte in dem Moment, als Colin in aufgeregt zu knipsen begann, nicht umhin zu bemerken, dass es dem Erstklässler nicht in den Sinn kam, dass das nicht das angemessene Verhalten sein könnte. Nicht, wenn jemand gerade von einem Klatscher getroffen worden war. Feingefühl war keine seiner Stärken.
Andererseits hatte der Erstklässler gute Aussichten auf eine spätere Karriere als Fotograf beim Tagespropheten mit einer solchen Einstellung. Sollte Pansy ihre Karriereplanung dahin gehend auslegen, als Journalistin zu arbeiten, konnte er für alle Personen, die ihr Interesse erlangten, nur hoffen, dass die beiden nicht einmal zusammenarbeiteten. Harry konnte Colin seine Art nicht ganz übel nehmen. Doch wem würde es schon gefallen, fotografiert zu werden, während er ohne jedes Gefühl in seinem Körper auf einem Quidditchfeld lag? Colin hatte zum Glück den Versuch, Severus gleich zu folgen, aufgegeben, nachdem Professor McGonagall hinzugekommen war. Gepresst zwischen mehrere Schüler, die fast sämtlich zwei Köpfe größer als er waren, und direkt hinter der Lehrerin hatte er mit seiner kleinen Hand leicht fanatisch gewunken, bis er aus Harrys Sichtfeld verschwunden war.
Harry hatte in dem immer noch bestehenden Jubel seitens der Slytherins (und weniger mutiger Ravenclaws, Hufflepuffs und Gryffindors) im Fortgehen bzw. sich Entfernen auch Marcus und Wood gehört, die den Sieg von Slytherin zum Anlass für einen Streit nahmen. Nicht, dass es den beiden schwer fiel, einen Anlass zu finden. Manchmal vermutete Harry, dass sie zu großen Gefallen daran hatten, sich zu beschimpfen. Auch die Stimme von Ron Weasley war ihm noch gegenwärtig, der etwas Abfälliges gesagt hatte, den jedoch ein kurzer Blick von Severus zurück zu ihm, zum vorläufigen Verstummen gebracht hatte.
Jetzt waren sie also fort von den anderen und Harry sah sich vor die Wahl gestellt Severus zu betrachten, und zu fühlen, wie mit jeder Sekunde das Unbehagen ein wenig in ihm wuchs, oder die Augen starr auf die grauen Steindecken über sich zu heften, die seine Gedanken freilich in ihrem ewigen Grau in Grau abschweifen ließen zu anderen Sorgen.
Wobei die geringsten Sorgen die unerledigten Hausarbeiten waren. Sie lagen im Gemeinschaftsraum der Slytherins auf dem Tisch, den er, Draco und Millicent für ihre Hausarbeiten nutzten, wenn sie nicht mit Hermine in der Bibliothek arbeiteten, und warteten darauf beendet zu werden. Unter ihnen waren der Aufsatz zum Trennzauber in Zauberkunst bis Mittwoch, zwei Seiten Pergament zur Anwendung und zu den Grenzen der Möglichkeiten des Zaubers, an den Hermine ihn sicher bei der nächsten Gelegenheit erinnern würde, und die fünfzehn Fuß Verwandlung von insektenartigen Lebewesen in kleine ähnliche Gegenstände und die Theorie der Gemeinsamkeit bis Dienstag, bei denen ihm noch gut acht Fuß fehlten.
Und dann war da noch der Aufsatz in Zaubertränke. Was ihn zurück zu Severus brachte. Er konnte wohl nicht darauf hoffen, dass dieser ihm den Aufsatz wegen der Verletzung erlassen konnte... Harrys Versuch sich mit Hausarbeiten von anderen Dingen abzulenken war nicht wirklich glücklich, wie er merkte, als sie endlich am Krankenflügel angelangten und Madam Pomfrey zu ihnen kam. Denn jetzt machte er sich erneut Sorgen darüber, dass Severus im Augenblick offenkundig nicht allzu gut gelaunt war.
„Man sollte derlei Dinge verbieten.“, sagte Madam Pomfrey, während Severus Harry in eins der Betten schweben ließ, nachdem er einen kurzen Reinigungszauber gesprochen hatte, der seine Quidditchkleidung säuberte, „Dieses Spiel allein... Es ist einfach nur unverantwortlich. Jedes Jahr werden Schüler verletzt. Jedes Jahr Knochenbrüche, Prellungen, Aufschürfungen, Erkältungen, blaue Flecken... Aber nein, natürlich kann keiner darauf verzichten, natürlich muss jedes Jahr das gleiche passieren...“
Sie redete weiter so vor sich hin, während Harry langsam die Augen schloss und öffnete. Seine Lider waren unwirklich schwer. Und ihre Stimme klang seltsam laut. Sie schien in seinem Kopf wider zu hallen. Der dunkelhaarige Junge nahm sich zum ersten Mal seit dem Fall zu Boden und dem Aufprall des Klatschers wirklich die Zeit, sich selbst wahrzunehmen.
Bis jetzt war er fast ein wenig vom Adrenalin, der Anspannung und dem leichten Schock betäubt gewesen, nun kehrte er langsam aus der Wolke in sich zurück und fühlte sich... nicht tot, aber auch nicht wirklich gut.
Wenn Hagrids großer schwarzer Monsterhund Fluffy beschließen würde, jemanden in eins seiner drei Mäuler zu nehmen und als riesigen Kauknochen zu verwenden und sich dann auf ihn drauf zusetzen, dann hätte der Körper betreffender unglücklicher Person vielleicht den Zustand, den Harrys Körper seinem Gefühl nach hatte. Sofern der Hund nicht beschloss den zerkauten jemand einfach zu zerbeißen und hinunter zu schlucken. Und letzteres musste jedem, der nicht Millicent oder Hagrid war, wahrscheinlicher erscheinen.
Harry stöhnte und das verärgerte schnelle Gebrabbel der Krankenschwester brach ab. Madam Pomfreys Gesicht kam in sein Blickfeld. Sie hatte ihn offensichtlich gehört. Und war bereit, ihm eine Standpauke zu halten.
„Du hast großes Glück gehabt, großes Glück. Kannst du ordentlich hören? Kannst du gut sehen?“
Harry nickte und bereute es sofort. Nicken tat weh. Madam Pomfrey schien zu wissen, dass er Schmerzen hatte, als er ihre Frage bejahte. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, wie Severus sich entfernte und dann auf einem Stuhl nahe bei ihm Platz nahm. Irgendwie hatte Harry den vagen Eindruck, dass die Krankenschwester natürlich sehr besorgt und verärgert war. Und sich Gedanken um seine Verletzungen machte. Aber möglicherweise auch überzeugt war, dass es ihm recht geschah, dass jetzt sein Nacken schmerzte.
„Du solltest wirklich nicht jedes Jahr wegen Verletzungen in den Krankensaal kommen.“, schalt sie.
Mühsam brachte Harry hervor: „Es kommt doch alles wieder in Ordnung, oder?“
Die Krankenschwester rümpfte die Nase und ihr Gesicht verzog sich zu einem unschönen Ausdruck, der allen vergönnt war, die ihr Missfallen erregt hatten. Vor allen Dingen Schüler, die nicht auf ihre körperliche Versehrtheit achteten. „Oh, du fühlst dich sicher gerade sehr schlecht, aber ich glaube, du hast keine wirklichen Schäden davongetragen. Wirklich ich weiß nicht, ob du einen sehr guten oder einen sehr schlechten Schutzengel hast. Jedes mal, wenn du wieder hierher kommst, bist du in wirklich schlechter Verfassung, aber immer bist du noch gut davongekommen. Jetzt magst du dich kurze Zeit elend fühlen. Aber morgen früh kannst du aber gleich gehen, um dich wieder einer neuen Gefahr auszusetzen. Ein paar deiner Knochen sind geprellt, aber das ist leicht wieder zu richten. Vor allem, da Severus dich sofort zu mir gebracht hat. Ein Glück nur, dass es zumindest ein paar Lehrer gibt, die genug Verstand haben, verletzte Schüler gleich zu mir zu bringen. Wenn es auch noch Schüler gäbe, die den Verstand hätten, sich von den Dingen, die sie verletzen auch fernzuhalten...“
Harry schielte wieder zu Severus, der auf dem Stuhl aussah wie eine große dunkle deplatzierte Fledermaus und mit einem Ausdruck hinüber sah, der dafür sorgte, dass Harrys Magen sich ein wenig so anfühlte, wie als ob er einen Zaubertrank getrunken hätte, den Neville an einem seiner nervösesten Tage gebraut hatte... mit Hilfe von Ron vielleicht, der sich bei der Wirkung des Trankes nicht ganz sicher war, ob er wollte, dass er Harry half oder ihn vergiftete... Seine schwarze Gestalt wirkte überaus missgelaunt.
Wahrscheinlich war, was Severus davon abhielt näher zu sein, finsterer zu gucken oder Harry nun, da er sicher in einem Bett lag, auszufragen oder ihm Vorwürfe zu machen, Madam Pomfreys kleine aber energische Gestalt und sein tiefer Stolz in Verbindung damit sich keine Blößen zu geben.
Während ihres Monologs ging Madam Pomfrey um Harrys Bett herum. „Ich muss deine Knochen heilen und sicherstellen, dass nichts gebrochen ist. Das wird kurz ein klein wenig schmerzhaft sein, aber es dauert nur einen Moment.“
Sie hob ihren Zauberstab, der mit einem Band an ihrem Arm befestigt gewesen war und murmelte ein paar Sprüche, zu leise, dass Harry sie verstehen konnte, die jedoch sofort Wirkung zeigten. Dort, wo sie ihn berührte verließen helle silbrige Bänder die Spitze des Stabes und schienen dann durch seine Kleidung direkt unter seine Haut zu fahren. Sie fühlten sich erst an wie kalte Nadeln, doch kurz darauf brannten sie und Harry spürte, wie sie an seine Knochen gelangten. Er biss die Zähne zusammen.
Sie hatte nicht untertrieben. Es war schmerzhaft. Doch dann merkte er langsam, wie sich eine angenehme Kühle in seinem Körper bildete und schließlich vor allem Erschöpfung zurück ließ. Ansonsten fühlte er sich deutlich besser. Er überlegte, dass Madam Pomfrey eine ziemlich eindrucksvolle Heilerin war. Und er und die anderen Schüler sie möglicherweise manchmal ein wenig unterschätzten.
Die Krankenschwester trat einen Schritt zurück. Nickte stumm zu sich selbst und meinte: „Bleibe bitte ein paar Sekunden still liegen, damit du dir nicht wieder Schaden zufügst. Das ist ein einfacher und effizienter Zauber, aber er darf nicht gestört werden, solange er noch nachwirkt.“
Dann tat sie sich an, fortzugehen, wohl um geeignete Tränke oder ähnliches zu holen und Harry fühlte, wie ihm mulmig wurde, da Severus sich zu regen begann, offensichtlich in der Absicht seinen Schüler selbst in die Mangel zu nehmen, sobald die Krankenschwester außer Reichweite war. Ein Ruf von einem braunhaarigem Mädchen, das mit einer Reihe von Mitschülern in den Krankensaal hinein lief und sofort von der fortgehenden Madam Pomfrey missbilligend angeschaut wurde, rettete Harry.
„Harry!“, rief Hermine, die als erste bei seinem Bett ankam und sich weder um seinen Paten noch um die Krankenschwester kümmerte, „Ist alles in Ordnung? Wir haben kaum sehen können, wie es um dich steht. Professor Snape, hat dich fortgebracht und Professor McGongall hat uns zur Seite befohlen... Und oh, wir haben uns solche Sorgen gemacht! Dieser Klatscher... Madam Hooch brauchte die Hilfe von zwei Spielern, um ihn wieder in die Kiste zu bringen... selbst nachdem er dich getroffen hat...“
Währenddessen sagte Adrian Pucey: „Fantastisch, Harry. Die Gryffindors haben ganz schön aus der Wäsche geguckt, als du den Schnatz gefangen hast, natürlich habe ich mir ein wenig Sorgen gemacht, als der Klatscher dich getroffen hat, aber wir haben gewonnen...“ Irgendwie erinnerte er Harry in diesem Augenblick an Oliver Wood.
Neben Hermine schaute Millicent Harry prüfend an, ließ ihren Blick kurz über Severus wandern, der sich wieder darauf besonnen hatte, einfach sitzen zu bleiben und dann zurück zu ihrem Freund. Ihr Gesichtsausdruck blieb ruhig, während Hermine neben ihr voller Sorgen war und die anderen Begeisterung oder auch Bedauern ausdrückten, schwieg sie. Anscheinend hatte sie beschlossen, dass es Harry soweit gut ging. Wahrscheinlich, weil sie wusste, dass Severus sonst kaum so gefasst gewesen wäre. Wobei ein nicht gefasster Severus wahrscheinlich immer noch stoisch genug sein konnte, um sich keinerlei Unsicherheit anmerken zu lassen. Der Mann würde wahrscheinlich jedem gegenüber vehement verneinen, dass Harrys Wohlbefinden ihn beeinflussen konnte. Millicent schien jedenfalls zu schlussfolgern, dass Harry mit wenigen Verletzungen davon gekommen war und es keinen Grund gab Fragen zu stellen oder Kommentare abzugeben.
Hinter den beiden standen neben Adrian mehrere weitere Slytherins, teils besorgt, teils immer noch aufgeregt, euphorisch und durchwühlt von dem Spiel und dessen Ausgang. Auch ein paar Gryffindors waren da. In der Gruppe waren Neville und Theo, die sich bemühten, nicht aufzufallen. Da sie beide sehr gut darin waren, und Harry jetzt ohnehin im Mittelpunkt stand, fiel es ihnen wahrscheinlich nicht schwer.
Harry sah sich nach Draco um, von dem er selten erlebte, dass er ruhig und unauffällig war, oder keinerlei beizutragen hatte, allein seine blonden Haare ließen ihn überall hervorstechen. Millicent schien zu wissen, dass er nach ihm Ausschau hielt, denn sie erklärte, während Hermine Harry umarmte und gleichzeitig jubelte, dass es ihm gut ging und dass er das Spiel gewonnen hatte (auch wenn sie auch ihr eigenes Haus angefeuert hatte): „Draco ist noch vorm Schloss... Ron Weasley hat ein paar Bemerkungen darüber gemacht, wie du den Schnatz gefangen hast und McGonagall hat sie auseinander gezogen.“ Er konnte seiner Freundin an den Augen ablesen, dass es noch mehr gab, dass sie sagen könnte, auch Dinge, über die sie gerne reden wollte, dass sie jedoch der Meinung war, dass jetzt und hier nicht der richtige Ort dafür war.
Dass Draco auf Ron einging war zwar nicht ungewöhnlich aber auch nichts, das er erwartet hätte. Auch wenn er vielleicht nicht jedem so erscheinen mochte, hatte Harrys blonder Freund eigentlich eine bemerkenswerte Selbstbeherrschung. Auch weil auf Provokationen zu reagieren laut Draco selbst allenfalls angreifbar machte. Harry kam nicht zum ersten mal der Gedanke, dass die letzte Zeit seinen Freund sehr unter Druck zu setzen schien. Ob Ron wusste, dass der Slytherin gerade angespannt war oder ob er einfach nur aus Gewohnheit oder Ärger heraus wieder gezeigt hatte, dass es ihm manchmal an Feingefühl fehlte, es wunderte Harry bei allem nicht, dass es zu einem Streit zwischen den beiden hatte kommen können. Andererseits war Ron ohnehin ein wunder Punkt für Draco. Die beiden waren einander einfach wie Hund und Katz. Wobei Draco wahrscheinlich die Katze war.
„Und Flint und Wood streiten auch wieder einmal.“, sagte Miles Bletchley, der sich wie der Rest der Spieler noch nicht umgezogen hatte und Dreckspuren auf dem Boden hinterließ, die Madam Pomfrey (oder sehr viel schlimmer Filch) sicher später mit großem Missfallen bemerken würde.„Fühlst du dich gut, Harry?“, äußerte sich Neville.
„Dein Fang war brillant...“, sagte Fred, George?, sein Zwilling ergänzte: „...willst du nicht doch zu uns kommen? Du bist so herrlich unberechenbar...“ - „... du könntest uns helfen Oliver richtig in den Wahnsinn zu treiben.“ Sie schienen sich Wood voll euphorischer Verwirrung und enthusiastischer Energie durch Harry bestärkt sehr amüsant vorzustellen.
Auch Ginny Weasley war gekommen, sie stand neben ihren Brüdern. Sie sah schockiert, bleich und beunruhigt aus, schien aber erleichtert zu sehen, dass Harry bei Bewusstsein war. Sie wich seinem Blick aus und Harry war sie kurz Neville und Theo ähnlich. Er fragte sich, ob sie inzwischen Anschluss unter den Slytherins ihrer Klassenstufe gefunden hatte. Und befürchtete, dass dies nicht der Fall war.
Die anderen redeten und fragten also und Harry nickte oder schwieg, denn es war nicht wirklich leicht ihnen allen zuzuhören, geschweige denn ihnen allen zu antworten. Und in mehreren Fällen wusste Harry sowieso nicht, was er hätte antworten können. Es gab weniges, was so chaotisch war, wie ein Haufen von Slytherins und Gryffindors, die durcheinander sprachen. Andererseits kam es natürlich äußerst selten vor, dass Schüler der beiden Häuser einen gemeinsamen Krankenbesuch machten und in größerer Runde zusammen kamen, ohne miteinander zu streiten. Es gab zwar viele Slytherins die Wert darauf legten, sich angemessen zu verhalten, doch das hieß nicht, dass es keine Rivalität zwischen den Häusern gab, die für viele jede Art von gegenseitiger Missachtung rechtfertigte.
Harry wollte gerne noch mit seinen Freunden und Mitspielern reden, doch Madam Pomfrey ließ ihm und den anderen nur allzu wenig Zeit. Kaum, dass Millicent, Hermine, Slytherins und Gryffindors, sein Bett umrundet hatten, kam die Krankenschwester zurück und scheuchte die ganze Gesellschaft hinaus, noch bevor Draco zu ihnen hatte stoßen können. Sie machte sehr deutlich, dass ihr Patient Ruhe bräuchte und sie keinen mehr zu ihm lassen würde. Außerdem verärgerte es sie offensichtlich sehr, dass ein paar der Slytherins beschlossen hatten, eine spontane Siegesfeier im Krankensaal zu veranstalten. Sie untermauerte die Idee, bevor auch nur einer etwas zu Trinken oder zu Essen hervorholen konnte.
Erstaunlich folgsam verließ die Gruppe den Krankenflügel. Allein Severus blieb stur auf dem Stuhl sitzen, sein Blick wanderte den Mitschülern Harrys hinterher, blieb an Hermine und Millicent hängen und wanderte dann zurück zu dem Jungen im Krankenbett. Doch Madam Pomfrey sah den Lehrer tadelnd an und zu Harrys Überraschung erhob sich da auch Severus, in aller Würde und ohne jede Unterwürfigkeit. Harry war klar, dass Dracos Pate die Krankenschwester zwar sicher nicht fürchtete aber respektierte, genauso, wie er respektierte, dass sie im Krankenflügel diejenige war, die das Sagen hatte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es viele Lehrer an Hogwarts gab, die von sich behaupten konnten, Severus' Respekt zu haben.
„Harry“, sagte er knapp im Gehen, der lange weite Umhang um ihn schien ihn bedrohlich und gewohnt fledermausartig zu machen, „es ist... gut, dass du dir nicht dauerhaftere und ernstere Verletzungen zugezogen hast. Ich hätte es deinem Paten ungern mitgeteilt, dass du schwer verletzt worden bist.“
Harry wusste nicht, ob er über die Sorge, die der Mann ihm gegenüber empfand (nicht nur, weil Remus Harrys Wohlergehen am Herzen lag) froh oder über den wachsamen Blick und die Dunkelheit in Severus' Augen besorgt sein sollte. Er nickte auch ihm zu, dann rauschte Dracos Pate davon wie ein dunkles Phantom. Oder ein fleischgewordener Geist.
Madam Pomfrey trat an sein Bett und zwischen Harry und die Tür und so zwischen ihn und Severus sich entfernenden Rücken. In der Hand hielt sie ein kleines grünes Fläschchen, das den Eindruck erweckte einen Inhalt zu haben, der nicht allzu gut schmecken konnte. Sie murmelte erneut etwas über Verantwortungslosigkeiten, dann wandte sie sich an Harry. „Mach bitte den Mund auf.“ Sie tropfte mit einer Pipette ein wenig des Tranks in der Flasche in seinen Mund und Harry war sich ziemlich sicher, dass es sich um einen der Tränke handelte, die Severus zu Beginn des Schuljahres gebraut hatte, dessen Einnahme Schmerzen dämpfte und die Heilung beschleunigte. Die Medizin war bitter, kalt und leicht säuerlich.
„Morgen früh solltest du dich besser fühlen.“, sagte Madam Pomfrey. Sie reichte ihm seinen Schlafanzug, den sie wohl aus seinem Schlafsaal herbei gezaubert hatte und legte auf einen weiteren Stuhl frische Kleidung für den nächsten Tag. „Schaffst du es, dich selbst umzuziehen, oder brauchst du Hilfe? Versuch am besten einmal deine Arme zu bewegen.“, fragte sie.
Er folgte dem Rat und spürte deutlich die Veränderung. „Ich denke, ich schaffe es alleine.“
„Sehr gut. Dann überlasse ich dich jetzt dir selbst. Am besten ziehst du dich um und legst dich dann gleich schlafen.“ Aus einer Tasche holte sie ein kleines Fläschchen und stellte es auf seinen Nachttisch, dann öffnete sie ein Fach, holte ein Glas hervor und platzierte es daneben.
„Aguamenti.“, sagte sie und füllte das Glas mit Wasser. „Falls du heute Nacht aufwachen und noch einmal Schmerzen haben solltest, nimm am besten von diesem Linderungstrank. Solltest du irgend eine Art von stärkeren Beschwerden haben, kannst du mich herbeirufen. Ich werde sofort durch einen Zauber informiert, wenn ein Patient hier nach mir ruft.“ Dann verabschiedete sie sich und ließ Harry allein zurück.
Sie hatte recht, dachte er, als die Krankenschwester fortging, er hatte wirklich Glück gehabt. Aber er wüsste wirklich nur allzu gerne, wie es dazu gekommen war, dass er überhaupt in diese Lage gerieten war. Wer hatte den Klatscher verflucht? Und wie?, fragte er sich, während er aus den von Severus gesäuberten Spielerkleidern stieg und dann ohne größere Schwierigkeiten die Sachen gegen seinen Schlafanzug wechselte.
Er wusste sicher, dass die Quidditchbälle, die in Hogwarts für die Spiele benutzt wurden, nicht einfach durch Schüler (oder Lehrer) verhext wurden konnten. Auch der Klatscher war eigentlich zu so großen Teilen magieabweisend und geschützt gegen Fremdeinwirkungen, dass er nicht hätte verflucht sein dürfen. Draco hatte ihm einmal erzählt, dass die internationalen Quidditchverbände derart wachsam gegenüber Betrug und Manipulation waren, dass im allgemeinen alle Bälle schon bei ihrer Herstellung geschützt wurden.
Harry konnte sich schwer vorstellen, dass es ein Zufall war, dass ein Klatscher auf ihn gehetzt wurde, nachdem Mrs. Norris versteinert worden war und man ihn (oder einen seiner Freunde) für den Erben einer geheimen Kammer hielt und verdächtigte. Er versuchte noch einen Sinn in der ganzen Sache zu finden, während er sich, mehr oder minder, aber doch zumindest ausreichend bettfertig wieder hinlegte. Da begann der Trank zu wirken und die Gedankengänge entglitten ihm, als er ihn einen traumlosen Schlaf hinüber ging und seine Augen zufielen.
Der Schlaf sollte nicht bis zum nächsten Morgen anhalten. Harry wachte im Dunkeln auf, weil ihm das Atmen schwer fiel. Kurz fehlte ihm jede Orientierung, dann wurde ihm klar, wo er sich befand und dass es nun schon Nacht sein musste. Nur einen Moment lang fürchtete er, doch noch einen Schaden von dem Spiel davongetragen zu haben, dann fand er eine andere Ursache für sein Unwohlsein. Ein Gewicht hob sich von seinem Brustkorb und verlagerte sich auf seinen Bauch und nun fühlte er, wie Luft seine Lungen wieder ungehindert füllte. Das Gewicht verließ seinen Körper vollends und Harrys Augen, die in der Finsternis und ohne Brille fast nichts erkannten, konnten gerade so einen Schemen wahrnehmen, der sich von ihm fortbewegte. Das riss ihn vollends aus der Müdigkeit, er richtete sich mit einem Ruck auf und griff ohne zu überlegen blind nach seinem Zauberstab, den seine Hand tatsächlich sofort auf dem Nachttisch neben seiner Brille fand.
„Lumos.“, flüsterte er. Obwohl er in Alarmbereitschaft versetzt worden war, schaffte er es dabei leise zu bleiben. Sein Instinkt sagte ihm, dass es vielleicht nicht ratsam war, einen Tumult zu veranstalten, solange er die Lage nicht kannte.
Der Lichtzauber verschaffte Harry ein klareres Bild, brachte allerdings vor allem Verwirrung. Im Schein seines Zauberstabes fand er zwei große helle Augen, fledermausartige Ohren und einen Ausdruck großer Bekümmertheit, wenige Zentimeter von seinem eigenem Gesicht entfernt. Im Zwielicht sah die Gestalt unwirklich und geisterhaft aus. „Dobby?“
Der Hauself sah ihn schockiert und voll tiefem inneren Unglück an. „Harry Potter, Sir. Sie sind aufgewacht, Sir...“
„Was... was machst du hier?“, fragte Harry. Dobby wirkte wie jemand, den man bei etwas Verbotenem ertappt hatte. In seiner kleinen lang-fingrigen Hand bemerkte Harry einen Lappen, eine Nässe auf seiner Stirn ließ ihn vermuten, dass der Elf seine Stirn abgetupft hatte. Er fühlte sich an einen Tag erinnert, an dem er krank gewesen war und Remus ihm feuchte Wickel gemacht hatte. Sein Pate hatte stundenlang an seinem Bett gesessen und über ihn gewacht. Dobby musste ihm hatte helfen und sichergehen wollen, dass es Harry gut ging. Er hatte gewusst, dass Harry im Krankenflügel war, und war nach Hogwarts gekommen.
Und gewusst hatte er es, weil... Schuld lag in Dobbys Augen und Harry kam ein gewisser Verdacht. Er war kein misstrauischer Mensch. Er glaubte auch nicht, dass der Hauself ihm etwas Böses wollte, nicht wirklich zumindest, aber Dobby hatte ihn gewarnt und gebeten, Hogwarts zu verlassen. Hatte darauf beharrt, dass er fortging. Auch wenn er Harry nicht schaden zu wollen schien, war der Hauself überzeugt davon, dass Harry die Schule verlassen müsste. Möglicherweise so überzeugt, dass ihm dazu viele Mittel recht waren. Offenbar hatten Harry und Draco ihn unterschätzt.
Harry erinnerte sich außerdem an zwei Dinge, die er von Remus über Hauselfen gehört hatte. 1. Hauselfen neigten zu großer Treue. Wobei diese Treue oft durch ihre Herren ausgenutzt wurde, aber ursprünglich vor allem den Zielen und Überzeugungen der Hauselfen selbst galt. Das hieß, sie nutzten jede ihnen gebotene nicht ausdrücklich verbotene Möglichkeit, um zu erreichen, was sie erreichen wollten oder was ihnen zu erreichen befohlen wurde. Die meisten Zauberer dachten Hauselfen täten nur, was ihnen gesagt wurde zu tun, doch sie vergaßen dabei, dass jeder von ihnen in der Lage war, auch das zu tun, was ihnen nicht untersagt wurde. 2. Die Magie, die Hauselfen besaßen, ähnelte denen der Kobolde, war aber doch einzigartig und war einer anderen Natur als die der Hexen und Zauberer. Sie wirkte auf einer anderen Ebene, weswegen viele Sprüche der Hexen und Zauberer sie anders beeinflussten.
Sein Blick wanderte über den Hauself. Er sah nicht gut aus. Nicht nur wegen der Traurigkeit in seinen Augen. Er wirkte kränklich. Die Hände des Elfen waren verbunden. Und Harry hatte die ungute Vermutung, dass dahinter eine der Bestrafungen steckte, die der Elf sich selbst gegeben hatte. Er erinnerte sich gut daran, wie er und Draco ihn bei seinem Besuch in ihrem Schlafsaal davon hatten abhalten müssen, sich den Kopf einzuschlagen. Wahrscheinlich hatte Dracos Anweisung an den Elfen sich nicht selbst zu verletzen, ihn nicht davon abgehalten es doch zu tun. Dobby unterstand im Grunde Dracos Vater, daher bedeuteten Dracos Worte an ihn weniger. Aber keine Strafe hatte den Hauselfen davon abgehalten zu tun, was auch immer er getan hatte und nicht hatte tun sollen. Wie zum Beispiel Harry aus Hogwarts zu bringen.
Harry mochte sich nicht für den Gedanken, und er mochte es nicht, ihn auszusprechen, dennoch seufzte er gedanklich und sagte zu Dobby: „Der Klatscher... das warst du, nicht wahr?“
Der Hauself zuckte zusammen, wie als hätte Harry ihn geschlagen. Seine Augen wanderten beunruhigt hin und her. Dann schüttelte er nervös den Kopf, wie um die unangenehme Wahrheit zu verneinen.
„Dobby. Du hast gesagt, ich soll Hogwarts verlassen.“, sagte Harry beschwichtigend und senkte langsam seinen Zauberstab, bis der Lumoszauber nur noch sanft von der Bettkante her Licht spendete. „Und ich bin sicher, du hast es gut gemeint.“, er sprach leise und beruhigend weiter, auch wenn er verärgert war. Laut oder wütend zu werden, wäre allenfalls kontraproduktiv. „Ich habe gedacht, du hättest die Idee aufgegeben, aber dann wären wir beide kaum hier. Es ist nicht möglich, dass du weißt, dass ich im Krankenflügel bin, wenn du nicht erfahren hast, dass ich verletzt wurde. Und du hast davon erfahren, weil du von dem Klatscher gewusst hast.“
Dobbys große Augen wurden größer und Harry bemühte sich seine Hände, die er auf die Arme des Elfen gelegt hatte, leicht ohne jeden Druck, um ihn davon abzuhalten, den nächsten Gegenstand zu suchen, um ihn sich gegen den eigenen Kopf zu schlagen oder davon zu fliehen, er war sich nicht sicher, was wahrscheinlicher war, ruhig zu halten, „Aber wer hätte dir davon erzählt? Es ist schwer für einen Zauberer oder eine Hexe einen Klatscher zu beeinflussen, der zudem unter dem Schutz von Abwehrzaubern steht. Aber deine Magie funktioniert anders. Dich hält auch kein Zauber davon ab, durch Magie direkt hierher und in das Schloss zu kommen. Ich glaube nicht, dass jemand dir befohlen hat, den Klatscher zu verhexen. Dracos Vater kann mich wahrscheinlich nicht besonders leiden, aber ich bin für ihn kaum wichtig genug, um dich zu schicken mich zu verletzen. Oder umzubringen. Er hat keinen guten Grund. Und Dracos Mutter noch weniger. Draco erst recht nicht. Also hast du eigenständig gehandelt. Und dich dafür bestraft, weil du es nicht durftest. Oder weil du dich schuldig gefühlt hast...“
Als er seine Erklärung beendet hatte, bemühte sich Harry möglichst verständnisvoll dreinzuschauen. Und musste Dobby nun doch etwas fester halten. Der Elf war sichtlich weiter und weiter während Harrys Worten zusammengeklappt.
„Es war notwendig, Sir. Dobby wollte Sie niemals umbringen, verletzen, ja. Er dachte, Sie würden die Schule vielleicht doch verlassen. Es hat ihm nichts ausgemacht, dass er sich dafür die Ohren lang ziehen und die Hände in der Herdklappe einklemmen musste. Dobby darf nicht, Dobby kann nicht zulassen, dass Sie hier bleiben.“
Harry fühlte sich elend. Er wollte nicht, dass Dobby sich selbst verletzen musste. Er wollte nicht, dass sich der Hauself schlecht fühlte, weil er ihn verletzt hatte, aber er wollte ganz sicher genauso wenig, dass Dobby ihn in Unfälle verwickelte, damit er aus Hogwarts fortging. Weil es in Hogwarts gefährlich war. Weil...
Es kam ihm vor, als sei es unwirklich still, länger als es sicherlich eigentlich war.
„Dobby, der Grund, warum du willst, dass ich Hogwarts verlasse, hat es etwas mit der Kammer des Schreckens zu tun? Weißt du, dass eine Katze angegriffen und versteinert wurde? Ist es das? Dobby! Weißt du, wer dahinter steckt?“ Erneut zuckte der Elf zusammen, diesmal noch heftiger.
„Bitte fragen Sie nicht, Sir. Fragen Sie nicht weiter. Dobby kann Ihnen nichts erzählen, Harry Potter, Sir, er darf nichts erzählen...“
„Hat Dracos Vater etwas mit der Sache zu tun? Weiß er, was hier vorgeht?“
Der Elf schüttelte den Kopf. „Der Herr ist, der Herr würde, er...“
Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Harry war nicht schnell genug. Mit einem Satz war der Elf zum Nachttisch gesprungen und schlug sich den Kopf gegen den Tisch. „Böser Dobby, böser Dobby.“ Das Geräusch, das sein Kopf machte klang beunruhigend, hallte in dem Zimmer wieder und ließ Harry fast selbst die Zähne zusammenbeißen in einer Art verbundenem Phantomschmerz.
„Dobby, Dobby, beruhige dich!“ Er versuchte den Elfen davon abzubringen, sich seinen Kopf zu zertrümmern (auch wenn er sicherlich vielem standhielt und Hauselfen allgemein weniger anfällig für dauerhafte Verletzungen waren als Menschen, war Dobbys Verhalten sicherlich nicht gesund für seinen Körper, geschweige denn seine mentale Verfassung). Doch der Hauself war nun vollkommen außer sich geraten. Einen Augenblick lang wünschte sich Harry, er könne ihm wirklich befehlen, aufzuhören, so wie Draco, auch wenn er sich für den Gedanken schämte, da er ganz sicher nicht der „Herr“ von einem Hauselfen sein wollte, oder von irgendjemandem.
Ein plötzliches Geräusch in der Nähe unterbrach sie endlich. Dobby hörte auf. Und Harry war ein bisschen erleichtert und gleichzeitig beunruhigt. Es war nur kurz eine Erlösung. Dann wurden Schritte hörbar und aus der Erleichterung wurde Sorge. Harry blieb keine Zeit zu reagieren, da sagte der Elf abrupt „Dobby muss gehen.“ und löste sich vor seinen Augen in Nichts auf, bevor die Tür zum Krankenflügel aufging und Harry gerade noch Zeit hatte, seinen Zauberstab unter das Kopfkissen zu legen und den Lichtzauber zu beenden.
Madam Pomfrey musste die Unruhe im Krankenflügel gespürt haben, dachte sich Harry, als er eine Silhouette im Türrahmen zum Gang hin erkannte, aus dem nun wieder Licht auf die Krankenbetten fiel. Wahrscheinlich waren er und Dobby nicht gerade leise gewesen.
Würde sie bemerken, dass der Hauself hier gewesen war? Und wenn ja, was würde das für ihn bedeuten? Konnte Harry bestraft werden? Würde Dobby bestraft werden?
Doch die Krankenschwester schenkte ihm keine Beachtung. Stattdessen drehte sie dem Türbogen den Rücken zu und sprach zu jemandem im Gang.
„...ein Glück nur, dass Sie ihn gefunden haben und nicht einer der Schüler. Ich kann mir gar nicht vorstellen...“
Zwei weitere Stimmen erwiderten etwas, dann kamen auch ihre Besitzer. Sie waren für den Jungen im Bett weniger gut zu erkennen, ohne Brille und im Halbschatten waren sie verschwommen, doch er erkannte, dass es zwei Männer waren. Sie trugen etwas zwischen sich, achtsam durch die offene Tür durch und zu dem leeren Bett neben dem von Harry. Vorsichtig legten sie es auf das Bett.
Die Panik, die Harry überkam, als er ausmachte, was sie da trugen, ließ ihn die Worte, die gewechselt wurden fast vollständig überhören. Zudem erkannte Harry jetzt, wer die Personen waren. Ausgerechnet Professor Dumbledore und Severus hatten den Krankenflügel betreten. Und das, was sie da getragen hatten, was nun dort in einem Bett neben ihm lag, verhieß nichts Gutes.
„...habe ihn im Korridor gesehen, als ich mir noch eine Tasse Tee holen wollte...“, sagte Dumbledore. „Ein Glück, wenn man bedenkt, was hätte passieren können. Und dass keiner der Schüler ihn gefunden hat.“
„Zweifellos.“, murrte Severus. „Man sollte meinen, Schüler wüssten es besser als nachts alleine herumzugehen. Der Junge wollte offensichtlich Ha- Potter besuchen. Närrischer Gryffindor.“, selbst der Ernst der Lage schien den Hauslehrer nicht davon abzuhalten Harry gegenüber seinen Kollegen nur als Potter zu bezeichnen.
„Ja, aber meine Güte, was...“, ließ sich wieder Madam Pomfrey vernehmen.
„Das würde ich auch gerne wissen.“
„Albus, glauben Sie, dass es vielleicht wirklich... ich meine, das sollte nicht möglich sein, aber...“
Der Schulleiter nickte fast unmerklich und Harry sah Sorge in seinem Blick. Schnell schaute er fort. Er hatte das Gefühl, dass Dumbledore seine Augen auf ihm spüren würde. Er wollte wirklich nicht, dass die drei Erwachsenen mitbekamen, dass er wach war.
Professor Dumbledores Hand reichte zum Bett und nahm einen Gegenstand hoch, der offenbar in Colins Händen gelegen hatte. Seine Kamera, wurde Harry klar. Was auch sonst? Er konnte sich erinnern, das er Colin eigentlich nie ohne sie gesehen hatte.
„Meinen Sie, er hat seinen Angreifer vielleicht fotografieren können?“, mutmaßte Madam Pomfrey. Der Schulleiter antwortete nicht, sondern hantierte an dem Gegenstand in seinen Händen herum. Es zischte leise in der Dunkelheit, dann konnte Harry sehen, wie sich die drei Erwachsenen über Dumbledores Hände beugten.
„Daraus lässt sich zweifellos überhaupt gar nichts mehr ablesen.“, sagte Severus kühl und ohne jedes Gefühl in seiner Stimme. Harry konnte nicht einschätzen, was er gerade dachte.
„Es ist alles geschmolzen.“, stellte Madam Pomfrey fest.
„Aber wer könnte dafür verantwortlich sein?“, fragte sie.
Wie es die Art des Schulleiters war, sagte Dumbledore etwas, das wohl nicht nur Harry keine wirklichen Antworten lieferte, allenfalls weitere Fragen. „Nicht wer.“, meinte der Mann, „Wie?“ „Professor.“, schnarrte Severus, vielleicht war es weniger Unruhe als vielmehr Gereiztheit, vielleicht war es Unruhe und die Gereiztheit war der Grund dafür, dass Severus sich unwohl fühlte, „Wenn Sie andeuten wollen...“ - „Severus.“, erwiderte der Schulleiter knapp, höflich, aber kühl und es reichte, um den anderen verstummen zu lassen. „Es liegt mir fern Anschuldigungen zu machen. Doch unabhängig davon befinden wir uns in einer Situation, die wir kaum einfach ignorieren können.“
Dieser Satz bestätigte Harrys Vermutung endgültig. Ihm drehte sich der Magen um. Colin Creevey war versteinert worden. Mrs. Norris war kein Einzelfall geblieben. Er konnte sich nicht ausmalen, was das für Folgen haben würde, außer der einen, dass die Unruhe unter seinen Mitschülern nun neue Nahrung finden und das Misstrauen ihm und seinen Freunden gegenüber wachsen würde. Auch wenn er selbst im Krankenflügel gewesen war und die drei anderen in ihren Betten gewesen zu sein schwören würden, waren sie doch immer noch mit einer versteinerten Katze gesehen und in Pansys Stolz der ersten Schülerzeitung am Tatort verewigt wurden.
Irgendwie musste Harry ein Magnet für schlechte Ereignisse sein.
Als Harry zum nächsten Mal erwachte, war er beinahe verwundert, dass er es geschafft hatte zu schlafen. Hätte er seinen Tarnumhang gehabt, wenig hätte ihn wohl davon abgehalten, sofort nachdem die Lehrer gegangen waren zu seinen Freunden zu gehen. Es war wahrscheinlich ein Glück, dass er ihn nicht gehabt hatte... Im Nachhinein überlegte Harry, dass seine Freunde leise aufzuwecken oder unbemerkt in den Schlafsaal zu kommen (und wie wäre er überhaupt zu Hermine gelangt?) in der leichten Panik, die ihn überkommen hatte, nicht besonders gut gelungen wäre. Nicht auszudenken, wenn ihn zu allem Überfluss auch noch Filch, oder gar Severus, beim Herumschleichen nach der Nachtruhe entdeckt hätte.
Nachdem er sich angezogen hatte, kam Madam Pomfrey zu seinem Bett und sprach einen Zauber, der wohl dazu diente zu überprüfen, wie es um Harrys Gesundheit stand. „Mh...“, murmelte Madam Pomfrey, „es scheint alles in Ordnung zu sein. Du kannst zum Frühstück gehen.“ Offenbar war Harry zu ihrer Zufriedenheit wieder hergestellt. Er spähte zu dem Bett neben sich. Colin war nun nicht mehr zu sehen. Die Vorhänge um das Bett waren zugezogen, aber das war auch alles, das noch auf die nächtliche Unruhe hindeutete. Madam Pomfrey schien auch keinerlei Beweggründe zu haben, das belegte Bett Harry gegenüber zu erklären. Es war deutlich, dass sie nicht darüber sprechen würde und Harry befand, dass es sinnvoller war, nicht zu fragen.
Er nickte der Krankenschwester zu und fing sich einen letzten Tadel von ihr ein, als er wohl ein wenig zu schnell aus dem Krankensaal hastete. Aber darauf zu achten, langsam zu laufen, war wirklich nicht seine größte Priorität. Er bremste zwar leicht ab, auf den Gängen zu rennen wäre sicher eine gute Möglichkeit für Filch eine Strafe zu verhängen, ging aber auf dem kürzesten Weg zur Großen Halle.
Er war früh dran. Bisher waren die meisten Tische nur spärlich mit ein paar Frühaufstehern besetzt. An Sonntagen schliefen einige Schüler länger, mehr noch nach einem Quidditchspiel. Frühstücken konnte man bereits eher, wenn man wollte, das Essen blieb eine ganze Weile auf den Tischen und es gab, wie Harry wusste, durchaus ein paar Schüler, die auch wussten, sich nach den Mahlzeiten etwas zu beschaffen. Harry hatte gerade die erste größere Schar eintreffender Schüler erwischt und mischte sich sogleich unter sie.
Auf den ersten Blick sah er noch keinen der Slytherin- und Gryffindorspieler. Aber zu seiner Erleichterung bemerkte er dafür zwei wohlvertraute dichte Haarschöpfe am Tisch seines Hauses. Auch so waren seine beiden Freundinnen unverkennbar, denn es gab sicher in der Regel wenig Schüler, die an einem Sonntag schon beim Frühstück einen Stapel von Büchern vor sich liegen hatten. Arry war froh, dass ihn niemand beachtete, als er schnell zu dem Platz an Hermines und Millicents Seite lief. Die Wolke aus Schläfrigkeit, die in der Halle lag, ließ gerade mal ein, zwei der frühen Schüler aufblicken. Am Haus der Hufflepuffs war Harrys Eintreffen ein Glück für einen der Zweitklässler, den er geradeso davor bewahrte, mit seinem Kopf auf den Tisch zu fallen, als er ihn aus seinem Sekundenschlaf riss.
Harry sah zum Lehrertisch und bemerkte, dass Severus, Professor Dumbledore, Professor McGonagall und Professor Flitwick fehlten. Außerdem ein paar Lehrer, die er nicht mit Namen kannte. Die Besitzer der wenigen besetzten Plätze sahen fast alle ernst und unruhig aus. Also mussten die Lehrer bereits eine Besprechung gehabt haben. Das war nicht verwunderlich. Wenn der Schulleiter selbst beunruhigt war, dann war er eindeutig jemand, der keine Zeit verschwendete, um Maßnahmen zu treffen. So seltsam Dumbledore sein konnte, sicher konnte man sich darauf verlassen, dass es ihm ernst wurde, wenn es um das Wohl seiner Schule und deren Bewohner ging. Wie schon in der Nacht fühlte Harry sich mulmig.
Allein Lockhart war, wie immer, das Ebenbild unangebrachten Verhaltens. Gekleidet in einen hellgrünen Umhang sah er aus, als gäbe es nichts auf der Welt, das irgendwem Sorgen bereiten könnte. Leider wusste Harry nur zu gut, dass die zur Schau gestellte Zuversicht des Mannes in sich selbst bisher nicht ein einziges Mal angebracht gewesen war.
„Harry.“, grüßte Hermine, während er sich neben sie setzte, „Geht es dir wieder besser? Hör mal, ich habe gestern noch ein wenig gelesen, Windebald Wimmers „Wege zum Wandel“ und mir fiel etwas ein zu deinem Aufsatz bei Professor Sprout, du hattest doch letzte Woche erwähnt...“
Sie brach ab, als sie sein Gesicht sah. „Ist alles in Ordnung?“
Millicent, die augenscheinlich damit beschäftigt gewesen war, mit Johannisbeermarmelade die Silhouette einer Katze, oder zumindest eines katzenähnlichen Wesens, auf ihren Toast zu klecksen, schaute auf. „Irgendetwas ist passiert.“, stellte sie fest.
Harry nickte und senkte seine Stimme. Auch wenn niemand in ihrer Nähe saß oder ihnen Beachtung zu schenken schien, wollte er nicht, dass irgendwer sie zufällig hörte. „Gestern Nacht sind Sev, Professor McGonagall, Professor Dumbledore und Madam Pomfrey in den Krankensaal gekommen. Es...“, er flüsterte noch ein wenig leiser, „...es hat einen weiteren Angriff gegeben. Und diesmal ist ein Schüler versteinert worden. Ich denke nicht, dass es wieder eine Nachricht gegeben hat, aber ich habe gesehen, wie sie Colin im Bett neben mir abgelegt haben. Heute früh waren die Vorhänge um das Bett zugezogen, aber ich habe sie miteinander darüber reden hören, er hatte seine Kamera dabei... er... er wollte wohl zu mir, mich heimlich besuchen, um Fotos zu machen. Er lag da wie eine Statue.“
Hermine riss ihre Hand vor ihren Mund. „Oh mein...“, sie blickte sich um und sah zum Lehrertisch, „...ich hatte mich gefragt, ob es nicht irgendeine ernste Besprechung gegeben hat, weil so viele Lehrer noch nicht da sind und selbst Professor Sprout irgendwie besorgt wirkt, aber ich dachte nicht...“
Millicent hingegen verzog das Gesicht. „Eine Katze und ein Erstklässler? Was sind das nur für Feiglinge, die dafür verantwortlich sind?“
„Harry, das ist übel. Ich meine, jeder hat gesehen, wie Colin von dir gestern Fotos gemacht hast, als du auf dem Feld lagst und genug Leute haben mitbekommen, dass du dagegen warst und dann werden sicher viele bemerkt haben, dass er auch für die Fotos in Pansys Zeitung verantwortlich war...“ Hermines Gesicht war nun sehr bleich. „Wir müssen etwas unternehmen... Ich glaube, dass wir vielleicht in einem der Bücher in der Bibliothek einen Anhaltspunkt finden können, dazu womit wir es überhaupt zu tun haben und dazu, wie sich die Sache lösen lässt...“, murmelte sie, „Am besten gehen wir nachher gleich noch einmal und schauen nach.“
„Wo ist eigentlich Draco? Habt ihr ihn heute schon gesehen?“, fragte Harry. Er bemerkte nämlich wie Pansy, die sich gegenüber von Hermine auf die Bank gesetzt hatte, neugierig zu ihnen hinüber sah. Dass sie mitbekam, wie sie sich über Colin unterhielten, fehlte gerade noch. Und er fühlte plötzlich einen kleinen Stich, als ihm klar wurde, dass es sie vielleicht nicht unberührt lassen würde, wenn sie erfuhr, was dem kleinen Erstklässler zugestoßen war. Er hatte ein schlechtes Gewissen, auch wenn er sich sicher war keinen Grund dafür haben zu müssen.
Doch er fragte nach seinem blonden Freund nicht nur, um das Thema zu wechseln. Ihm kam nämlich die Sache mit Dobby in den Sinn. Er war sich sicher, dass der Elf etwas wusste, das er nicht zu sagen vermochte. Er blickte zu den Schülern, die jetzt nach und nach durch die großen geöffneten Türen kamen. Um sie herum füllten sich die leeren Plätze, doch platinblonde Haare bemerkte er keine. Er musste unbedingt mit seinem Freund reden.
„Ich habe ihn ganz früh getroffen, als ich im Gemeinschaftsraum nach Helena gesehen habe.“, meinte Millicent, „Er hat gesagt, er wolle noch schnell zur Eulerei.“
„Ja, aber wozu das denn?“, fragte Hermine und sah ihre Freundin verwirrt an, „Die Eulen sind doch ohnehin gleich hier?“
Millicent zuckte mit den Schultern. „Ich hab ihn nicht gefragt. Ich denke mir, er hat seine Gründe.“
Sie musste recht haben. Aber Harry merkte, dass ihm etwas an der Sache nicht gefiel. Vor dem Quidditchspiel noch, hatte er da nicht gedacht, dass irgendetwas mit Draco anders war und er sich seltsam verhielt? Natürlich hatte er den Gedanken in diesem Moment beiseite geschoben, wenn Draco ein Problem hatte, über das er nicht sprechen wollte oder konnte, dann würden sie auf ihn warten. Aber jetzt schien ihm, dass sie, was immer auch Draco beschäftigte, nicht ignorieren konnten. Andererseits war da die Sache mit dem Spiel, Dobby, Mrs. Norris, die Gerüchte um die Kammer und nun auch noch Colin.
Er fühlte Hermines Hand auf seinem Arm und ihm wurde bewusst, dass er wohl kurz in Gedanken versunken gewesen sein musste. „Harry. Ich weiß, ich habe eben gesagt“, sie linste zu Pansy und fuhr leiser fort, „dass die Lage übel ist und zurecht, aber, wir überlegen uns etwas.“
„Ich... natürlich.“, sagte er. Er hatte schon wieder begonnen, zu versuchen weitere Sorgen für sich zu behalten. Er wusste, dass er auf seine Freunde zählen konnte. Natürlich, konnte er das. Ihm wurde klar, dass er Hermine und Millicent auch von Dobby berichten sollte. Außerdem spürte er auf einmal, dass er wirklich Hunger hatte. Mit leerem Magen hat man mehr Sorgen, sagte Remus manchmal. Er sollte nicht in Panik geraten. Damit half er niemanden.
Er goss sich eben ein Glas mit Orangensaft ein und wollte Dobby zur Sprache bringen, da ertönte das magisch verstärkte Geräusch eines Löffels, der gegen ein Glas geschlagen wurde. Harry folgte dem Klang und bemerkte am nun gefüllten Lehrertisch Professor McGonagall und Professor Dumbledore, die beide aufgestanden waren. Er war nicht der einzige. Um ihn herum verstummten die Schüler, die geredet hatten und die, die gegessen hatten, sahen auf.
Die Augen des Schulleiters wirkten müde hinter den halbmondförmigen Gläsern seiner Brille, aber entschlossen. Als er zu sprechen anhob, fühlte Harry, wie jemand neben ihm auf den freien Platz schlüpfte. Er wandte den Kopf und sah Draco, der leicht verwirrt zum Lehrertisch sah. Er würde später mit ihm sprechen müssen.
„Ich unterbreche das Frühstück nur ungern.“, sagte Dumbledore, sobald er die Aufmerksamkeit der Schüler erlangt und die letzten Spätkommer Platz genommen hatten, „Doch ich muss eine kleine Ankündigung machen.“
Wie immer war der Blick des Schulleiters, den er auf seine Schüler richtete, freundlich. Nichts deutete mehr auf die Sorge hin. „Wegen ein paar dringlicher Angelegenheiten muss der Unterricht morgen leicht verändert werden.“ Er zwinkerte. „Professor Flitwick, Professor McGonagall und Professor Snape werden voraussichtlich verhindert sein und baten mich Ihnen allen mitzuteilen, dass ihre zeitweilige Abwesenheit im Unterrichtsraum nicht bedeutet, dass der Unterricht ausfällt, oder dass Sie sich“, seine Augen wanderten zu der Hauslehrerin der Gryffindors, deren Miene streng war, „unangemessen verhalten können. Es wird Sie jedoch alle sicherlich freuen zu hören, dass es Ihnen morgen nach Erledigung der Aufgaben, die Sie in den entsprechenden Unterrichtsräumen für Sie vorfinden werden, frei steht die übrige Zeit nach Ihrem eigenem Gutdünken zu nutzen. Sofern Sie sich dabei nicht allzu sehr über die Schulregeln hinwegsetzen.“
Damit setzte ich der Schulleiter wieder und Harry fühlte sich irgendwie erleichtert, weil Dumbledore nicht laut den neuen Angriff angekündigt hatte. Andererseits war ihm klar, dass die Neuigkeit nicht lange unentdeckt bleiben würde.
„Das ist doch einfach mies“, meinte Draco, „Ausgerechnet Montag haben wir zuerst Kräuterkunde... Wenn schon die anderen drei Hauslehrer ausfallen, warum nicht auch Sprout? Und McGonagall hat mir gestern zu allem Überfluss auch noch Strafarbeit aufgebrummt, wegen dem Schafskopf Weasley. Wette, dass sie vielleicht ihren Unterricht ausfallen lässt, aber nicht vergisst mich und Rotschopf am Abend zu sich zu zitieren und uns zu irgendeiner blöden Arbeit zu verdonnern, die mir meine freie Zeit stiehlt.“
„Professor Sprout und Professor McGonagall.“ korrigierte Hermine.
„Seltsam.“, meinte Pansy über den Tisch hinweg, „Was meint ihr, wie kann es sein, dass gleich drei Lehrer weg sind?“
„Keine Ahnung.“, sagte Harry knapp, auch wenn das nicht ganz stimmte.
„Sev sieht nicht glücklich aus.“, bemerkte sein blonder Freund. Und Harry stimmte ihm zu, es verwunderte ihn freilich nicht.
„Ha. Das tut er selten.“, sagte Pansy nur und wandte sich ihrem Frühstück zu.
Hermine sah zu ihr hinüber dann erst zu Millicent und danach zu Harry und Draco. „Ich glaube, wir sollten am besten den Tag nutzen, um ein paar der Hausarbeiten nachzuholen, durch das Training und das Spiel habt ihr beide noch einiges bis Montag zu tun...“, stellte sie fest.
„Aber zumindest Sev wird ja nicht einmal da sein, um die Arbeiten einzusammeln...“
„Er ist euer Hauslehrer. Ich denke kaum, dass es ihm nicht möglich ist, Hausaufgaben einzusammeln, nur weil er keine Zeit für seinen Unterricht hat. Professor Dumbledore hat schließlich nur gesagt, dass er und die anderen beiden verhindert sein werden, was nicht heißt, dass sie morgen nicht im Schloss sein werden.“
Vielleicht war die Angelegenheit, die die drei Lehrer beschäftigen würde, so wurde Harry klar, Nachforschungen anzustellen. McGonagall und Flitwick kannten sich mit Verzauberungen und Verwandlungen aus und Severus war schließlich der Hausleiter des Hauses, dem die Kammer des Schreckens zugehörig sein müsste.
Auch Draco schien einen Schluss gemacht zu haben. „Meint ihr“, fragte er, „sie versuchen die Kammer zu finden? Aber warum...“
Harry sah ihn vielsagend an und sein Freund schien zu begreifen. Der Blonde wirkte irgendwie, als sei er nicht ganz bei der Sache. Gefühle und Gedanken huschten über sein Gesicht, doch was ihn auch zusätzlich beschäftigte, er hatte wohl beschlossen, nicht darauf einzugehen.
„Mh. Ich vermute, du hast recht, Hermine. Ich denke wir sollten am besten nach dem Frühstück einen guten Ort finden, um die Aufgaben fertig zu machen. Also, es wäre ganz nett, wenn du noch einmal über meinen Aufsatz lesen könntest... Ihr habt doch den gleichen Aufsatz aufbekommen, nicht wahr? Und da ihr schon eher Verwandlung habt, hast du doch deinen sicher schon beendet..."