
In dem Harry eher nach Hogwarts fährt, sich mit Sir Nicholas de Mimsy-Porpington oder auch Nick unterhält, und schließlich am Bahnsteig seine Freunde wiedersieht, außerdem gibt es ein Festessen und neue Schüler
Es stellte sich heraus, dass Severus schlechte Laune keineswegs abnahm und dass einer der Gründe dafür die Anstellung Lockharts war. Offensichtlich teilte er Harrys ersten Eindruck von dem Mann, außerdem wusste Harry sehr wohl, dass der andere seit Jahren gerne die Stelle in Verteidigung gegen die Dunklen Künste bekommen hätte. Ein weiterer Grund war ein Brief, der ausgerechnet von Lucius Malfoy stammte. Dracos Vater und Severus hatten seit mehreren Jahren ein recht angespanntes Verhältnis zueinander. Dieser Umstand sorgte unter anderem dafür, dass Severus Draco, dessen Pate er war, selten außerhalb seiner im letzten Jahr begonnenen Rolle als dessen Lehrer sah und Lucius wiederum öfter Steine in den Weg gelegt bekam, wenn er beispielsweise versuchte seine Zaubertrankvorräte aufzufüllen. Es war ein wenig so, als wären sie in einem milden aber nichtsdestotrotz anhaltendem geheimen Kalten Krieg miteinander. Was auch immer Inhalt des Briefs gewesen war, es musste Severus gründlich gereizt haben. Genug, um es weise erscheinen zu lassen, ihm aus dem Weg zu gehen, bis er vor Ende der Ferien bereits nach Hogwarts fuhr, um Vorbereitungen für das Schuljahr zu treffen. Etwas, das nicht viele der Lehrer taten, aber auf das zumindest der immer noch griesgrämige Severus großen Wert legte. Es gab wenige Dinge, die er ernster nahm, als seine Stelle als Hauslehrer und Professor für Zaubertrankkunde.
Überraschend kam für Harry allerdings, dass er dieses mal seinen Mitbewohner und Hauslehrer begleiten sollte. Remus hatte kurzfristig einen Auftrag von einem Verlag, für den er des öfteren arbeitete, bekommen, der ihn auf eine Recherchearbeit nach Frankreich schickte. Ihre Nachbarin Polly McGregor, die sonst schon ein paar mal eingesprungen war, wenn Severus und Remus beide außer Haus waren, war mit ihrer anderen Nachbarin Arabella Figg und all ihren Katzen auf einer Busrundreise durch Schottland für Squibs mit Interesse an der Zaubereigeschichte Nordbritanniens unterwegs. Sie hatten in einem Preisausschreiben des von ihnen gemeinsam abonnierten Monatsmagazins „Katzentipps für Katzensquibs“ gewonnen. Harry hatte die Vermutung, dass ihre Gewinnchancen aufgrund der doch sehr speziellen Zielgruppe des Hefts ziemlich erhöht gewesen waren. Kurzerhand beschlossen also Remus und Severus, dass Harry auch ein paar Wochen eher in Hogwarts sein würde. Eigentlich war es wahrscheinlich weder möglich noch üblich, dass Schüler in den Sommerferien in der Schule wohnten. Anscheinend war Dumbledore aber damit einverstanden, eine Ausnahme zu machen. Vielleicht weil der Schulleiter sonst Ziel von Severus' Missmut geworden wäre.
Bald flog Harrys Eule mit dieser Nachricht zu seinen drei engsten Freunden, die ihm kurz darauf antworteten. Draco und Hermine bedauerten, dass sie ihn erst in Hogwarts wiedersehen würden, aber Hermine schrieb, er könne die Möglichkeit nutzen, um das Schloss zu erkunden. Außerdem schienen beide bald ebenfalls Lockhart zu treffen, der sein Versprechen (seine Drohung) eingehalten hatte und erneut Autogramme geben würde.
Dracos Mutter schien zu den Leuten zu gehören, die ebenfalls Gefallen an dem Mann hatten, aber nach allem, was Harry über die Frau wusste, war sie dabei sicherlich dezent und unaufdringlich. Dennoch war sie laut Draco die treibende Kraft hinter seinem Besuch der Winkelgasse zum Autogrammstundentag. Harry war ein wenig überrascht darüber, dass Hermines Wahrnehmung des Lehrers sich von seiner eigenen, der Dracos (der Lockhart einen Aufschneider nannte) und der Millicents zu unterscheiden schien. Denn in ihrem Fall würde sie gehen, um Lockhart zu sehen, weil sie das für „eine gute Gelegenheit“ und „besondere Möglichkeit“ hielt. Sie schrieb nichts Schlechtes über ihn und hatte vor sich ein Autogramm zuzulegen.
Draco schrieb natürlich über den Artikel, der inzwischen erschienen war, mit den Fotos von Harry und Lockhart. Sein bester Freund fand die Sache recht lustig und Harry hatte eine böse Vorahnung, dass er von ihm in diesem Schuljahr mehrfach zu hören bekommen könnte, der „berühmte Harry Potter“ zu sein, der Umgang mit noch berühmteren Leuten wie Lockhart pflegte. Gleichzeitig hatte Harry aber auch die Gewissheit, dass der Unterricht mit dem blonden Lehrer nicht so schlimm werden konnte, wie der bei Quirrell (bevor, nachdem und während dieser Harry zu töten versuchte). Zumindest nicht mit seinem noch „viel blonderem“ besten Freund an der Seite. Dracos Worte, nicht Harrys. Die markanten hellblonden Haare, die oft aus der Masse hervorstachen, gehörte zu dem Stolz seines Freundes, aus Gründen, die wahrscheinlich nur dieser selbst nachvollziehen konnte. Viel hing wohl damit zusammen, dass Draco oft ein gesundes Selbstbewusstsein (bis hin zur leichten Selbstverliebtheit) vorweisen konnte. Harry überlegte, dass ein rothaariger Draco vielleicht sogar darauf bestehen würde „viel rothaariger“ als die rothaarigen Weasleys zu sein.
Am Abend vor ihrer Abreise packte Harry seine Schulbücher, seine Kleidung, die Schreibmaterialien und das Zaubererschachbrett von Draco, das dieser ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt und welches sie seither häufig vor allem während der ermüdenden Geschichte der Zauberei-Stunden verwendet hatten, in seine Tasche. Seinen Tarnumhang legte er sorgfältig gefaltet unter die anderen Dinge. Als Nachlass seines Vaters und äußerst seltenes Artefakt, war er ihm nicht nur eins seiner kostbarsten sondern auch nützlichsten Besitztümer. Die kleine Sammlung an Zutaten für Zaubertrankkunde, sowie die zehn Fläschchen mit „Notfalltränken“, die ihm Remus und Severus vor dem letzten Jahr mitgegeben hatten, packte er in eine Extratasche. Obwohl er im Grunde nur zwei von ihnen verwendet hatte, die Flasche mit einem Fleckenentferner, und den Munterkeitstrank, den er durchaus öfter hätte gebrauchen können, hatte Severus sorgfältig alle zehn überprüft und Harry geholfen, sie wieder aufzufüllen. Was eine der größten Gesten von Fürsorge war, die Harry von dem dunkelhaarigem Mann kannte. Vor allem, wenn er bedachte, wie schlecht gelaunt er dieser Tage war.
Jemand klopfte an Harrys Tür und dann kam Remus herein.
„Harry, wie steht es mit deinen Sachen, alles eingepackt?“, fragte er.
Harry nickte, „Ja, oder das heißt, fast. Ich schaue gerade noch, ob ich nichts vergessen habe.“
Hedwig war bereits vorausgeflogen und Harrys übrige Sachen waren teilweise bereits oder immer noch verpackt.
Remus setzte sich auf die Kante von Harrys Bett und sah ihn nachdenklich an.
„Ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht oder traurig darüber, dass du schon eher fahren musst, und dass ich dich diesmal leider nicht erst am 1. zum Zug bringen kann. Die Recherche in Frankreich kommt für mich recht unerwartet, aber es ist eine seltene und gute Gelegenheit und außerdem ein zwar recht arbeitsreicher aber auch ziemlich gut bezahlter Auftrag. Mit ein bisschen Glück kann ich bis Januar fertig werden und dann im Mai anfangen ein paar Reparaturen und Renovierungen zu beginnen. Nächstes Jahr im Sommer können wir vielleicht auch ein paar Möbel in deinem Zimmer austauschen. Du wirst langsam für dein Bett zu groß, denke ich, und ein paar neue Regale wären sicherlich auch ganz nützlich. Aber, nun, das ist natürlich alles noch eine Weile hin.“
Harry nickte und dachte an Dinge, die sich in ihrem Haus tun ließen. Nicht, dass es irgendwo größere Schäden gab, aber hier und da waren einige Möbel doch recht abgenutzt oder Farbe bereits verblichen und teilweise abgeblättert. Außerdem planten Severus und Remus schon seit längerem den Zaun zu erneuern und ein paar größere Anschaffungen für den Garten zu machen.
„Nun, was ich eigentlich sagen wollte, Harry, ich bin zwar sicher eine Weile verreist, aber Hedwig sollte mich finden können. Du kannst mir also gerne schreiben, auch wenn du irgendein Problem hast, bei dem ich dir helfen könnte. Eine Abkürzung zu einem der Räume, ein Thema im Unterricht, egal was. Ich werde dir auf jeden Fall versuchen zu antworten und mich auch sonst ein paar mal bei dir und Severus melden. An ihn kannst du dich natürlich auch wenden, im Fall der Fälle...“
„...wenn sich seine Laune ein wenig gebessert hat.“, ergänzte Harry den Gedanken. Ihm war klar, dass Remus sich immer noch Sorgen und wahrscheinlich auch (eher unbegründete) Vorwürfe machte wegen der Vorfälle im letzten Schuljahr. Sein Pate wusste, dass Harry meistens auf sich aufpassen konnte, aber Quirrells wiederholte Versuche Harry zu töten, die schließlich beinahe zu ihrem Ziel führten, hatten bei ihm ein bleibenden Eindruck hinterlassen.
Remus verdrehte leicht die Augen und meinte dann: „Severus ist sicherlich immer noch verärgert darüber, dass Dumbledore Gilderoy Lockhart eingestellt hat. Aber du kannst mir glauben, dass er für dich und zumindest auch für Draco da ist, wenn ihr ihn braucht. Ihr gehört zu den wenigen Menschen, die einen Platz in seinem missmutigen Herz haben. Auch wenn dieses natürlich vermutlich zu den größten Teilen allein dem Wissen über Zaubertränke gehört...“
Mit diesen Worten stand Harrys Pate auf und schickte sich an, seinen Patensohn wieder sich selbst zu überlassen. Vor der Tür drehte er sich noch einmal um.
„Bevor ich es vergesse“, Remus zog einen Umschlag aus einer Tasche und reichte ihn an Harry, „das hier ist für dich und die anderen drei. Ein paar kleine Sprüche, die ihr ganz nützlich finden könntet, und die ihr bereits schaffen solltet. Die beiden letzten sind zwar ein wenig komplexer und ihr werdet möglicherweise eine Weile brauchen, wenn ihr sie beherrschen wollt, aber ich glaube, ihr werdet auch mit ihnen zurecht kommen. Und... mh... lass sie Severus nicht unbedingt sehen, ich vermute er würde sie nicht alle billigen...“ Er zwinkerte ihm zu, dann verließ er das Zimmer.
Harry öffnete den Umschlag vorerst nicht, er würde sich die Sprüche mit Millicent, Hermine und Draco gemeinsam ansehen, aber er ahnte, dass Remus sich Gedanken gemacht hatte, und die Sprüche sehr wahrscheinlich im Laufe des Jahres ihren Nutzen haben würden. So wie die Wärme- und Feuerzauber, die sie letztes Jahr im Winter von ihm bekommen hatten. Sein Pate wusste ziemlich gut, was man in Hogwarts gebrauchen konnte, war er doch ein ehemaliger Schüler und (wie Harry vermutete) zu seinen Zeiten auch bisweilen an einigen Ärger geraten.
Am Morgen verabschiedete sich Remus nur kurz von seinen beiden Mitbewohnern.
„Ich wünsche dir viel Freude im neuen Schuljahr.“, sagte er zu Harry bevor er ihn drückte, „Pass auf dich auf und schreib mir, ja?“
Dann wechselte er ein paar Worte mit Severus, bevor er als erster von ihnen das Haus verließ, um mit seinem eigenem kleinen Gepäck zu seinem Treffpunkt mit dem Zauberer, der ihn zu seinen Rechercheorten in Frankreich führen würde, zu apparieren.
Severus und Harry hingegen reisten per Flohnetzwerk mit ihrem Gepäck nach Hogsmead, dem kleinen Dorf in der Nähe von Hogwarts. Harry wäre lieber geflogen. Doch sein Mitbewohner fand das unsicher, überflüssig und unpraktisch. Zumindest mit Harrys Eulenkäfig, Koffer und dem Handgepäck, in dem Harry seine Messgeräte für Astronomie eingepackt hatte, und Severus' eigenem Gepäck. Sie mussten aufpassen, als sie ihren Kamin betraten, dessen gesicherten Anschluss an das Netzwerk Severus mit dem den Bewohnern Llanbedrs bekanntem Zauber öffnete, denn er war ein recht kleiner Kamin und wenn man nicht aufpasste und sich den Kopf anstieß, konnte ein darauffolgender Versprecher, schnell dafür sorgen, dass man anderswo landete, als man wollte. Sie kamen im Kamin eines Hauses am Ortseingang heraus, der den meisten Reisenden per Flohnetzwerk, die in das Dorf wollten, nicht aber zu dessen Bewohnern oder Übernachtungsgästen eines der Gasthäuser zählten, als zuverlässige Verbindung diente, auch wenn wenige sie nutzten. Harry hätte zwar gerne auch das Dorf ein wenig erkundet, doch erstens waren derzeit die meisten Geschäfte im Urlaub und zweitens bestand Severus darauf gleich weiter nach Hogwarts zu gehen. Von Hogsmead aus war der Weg zum Schloss nicht allzu weit. Zu Fuß brauchten sie knapp eine dreiviertel Stunde, wobei Severus das Gepäck mit einem Schwebezauber neben ihnen her in der Luft fliegen ließ.
So also fanden sie sich letztlich anderthalb Wochen vor Schulbeginn und Harry sich als einziger Schüler, der zu dieser Zeit im Schloss war, in Hogwarts wieder.
Außer ihnen waren nur ein paar der Lehrer im Schloss. So der Lehrer für Geschichte Professor Binns (der als Geist von Hogwarts das Schloss wahrscheinlich nie verließ) oder die Hauslehrerin von Gryffindor, stellvertretende Schulleiterin und Lehrerin in Verwandlung Professor McGonagall, die wie Severus ein gesteigertes Verantwortungsbewusstsein und einen hohen Anspruch an sich (und an andere, z.B. bedauernswerte Schüler) hatte. Nun, und es gab natürlich noch den Hausmeister Argus Filch (samt seiner Katze), der bereits wieder (oder immer noch) in Hogwarts durch die Gänge schlich. Möglicherweise hörte der Mann niemals damit auf die Flure zu durchwandern und darauf zu hoffen, Unruhestifter finden zu können und irgendwann auch foltern zu dürfen (laut Pansy Parkinson, die erstaunlich viel wusste, dafür, dass sie wie Harry erst ein Jahr in Hogwarts verbracht hatte, stellte er regelmäßig diesbezüglich Anträge an Dumbledore). Tatsächlich lief er Argus Filch gleich am ersten Tag entgegen und wurde von ihm misstrauisch beäugt, wie in der Hoffnung, ihn bestrafen zu können für eine Missetat, noch vor Schulbeginn. Es gab auch noch die anderen Geister von Hogwarts, den Kraken und das Meervolk im See (das Harry nur durch flüchtige verschwommene Blicke kannte), sowie Unmengen an Spinnen, Mäusen und anderen Kleintieren, die im Schloss ihr Dasein fristeten, aber irgendwie zählte das nicht ganz.
Auch der Wildhüter Hagrid, der nicht weit vom Schloss in seiner Hütte lebte, war bei sich zu Hause. Er hätte Harry zwar sicher zu sich eingeladen, aber wie die wenigen Lehrer war er damit beschäftigt Vorbereitungen für das Schuljahr und die Ankunft der Schüler zu treffen. Außerdem war Harry es gewohnt den riesenhaften Mann zusammen mit seinen Freunden zu besuchen. Es hätte sich seltsam angefühlt allein zu Hagrid zu gehen.
An den ersten beiden Tagen packte Harry den Großteil seiner Sachen in seinen Schrank im Schlafsaal, den er freilich erst einmal für sich alleine hatte bis seine Mitschüler eintrafen, und half Severus dabei ein paar Heiltränke zu brauen, um die Vorräte des Krankenflügels vor dem Schuljahr aufzustocken. Außerdem sahen sie nach einigen Pflanzen in den Gewächshäusern (die Kräutekundelehrerin Mrs Sprout war noch nicht wieder in Hogwarts, offenbar war sie außerhalb damit beschäftigt verschiedene Materialien für das nächste Schuljahr zu suchen).
Harrys Mitbewohner war innerhalb der Mauern des Schlosses sofort in seine Rolle als Hauslehrer geschlüpft und hatte wieder seine privaten Räume bezogen und inspizierte auch den Zustand der Schlafsäle von Slytherin und mit Harrys Hilfe den Gemeinschaftsraum, in dem sie auch ein Buch der Bibliothek fanden, das einer der Schüler im letzten Jahr wohl vergessen hatte wieder zurück zu bringen. Severus zeigte sich leicht verärgert, aber Harry versprach, das Buch zu Beginn des Jahres, wenn die Bibliothekarin Madam Pince die Bücherei wieder öffnen würde, selbst zurückzubringen (er ersparte damit einem ahnungslosem Mitschüler wahrscheinlich einiges).
Danach war Harry im Grunde sich selbst überlassen. Mit der Beschränkung, dass er viele Räume und Gänge nicht betreten durfte/konnte, zu Essenszeiten von Severus in dessen Zimmern erwartet wurde, keinen stören sollte und abends zu angemessener Zeit in dem Schlafsaal war.
Es war überraschend wie leer das Schloss ohne die Schüler war, aber auch wie sehr sich das Gebäude offenbar daran anpasste, dass es leer war. Harry fiel zum Beispiel auf, dass es Treppen gab, die sonst in andere Räume oder Etagen führten, die nun aber verschwunden waren oder sich so bewegt hatten, dass sie nirgendwohin führten. Auch im letzten Schuljahr waren Treppen, Wände, Türen und manchmal auch Böden in der Schule oft in Bewegung gewesen oder es gab bisweilen einen Trick, um sie zu finden, zum Beispiel einen festen Wochentag, an dem sie hierhin oder dorthin führten. Doch in den Ferien schienen die Regeln, denen einige unterlagen, fast alle außer Kraft gesetzt. Hogwarts versperrte offenbar absichtlich Orte, die keinen Nutzen hatten, wenn keiner da war, sie zu gebrauchen. Gleichzeitig war die Schule aber auch seltsam ruhig verglichen mit der sonst fast lebeweseartigen stetigen Regsamkeit und Launenhaftigkeit des Gebäudes. Ein wenig so, als würde Hogwarts schlafen, solange seine Schüler nicht da waren.
Die Große Halle war zwar einer der Räume, der offen war, aber keiner der Anwesenden nutzte sie wirklich. Harry selbst aß zusammen mit Severus in den Kerkern in dessen Privaträumen und er vermutete, dass es die anderen ebenso hielten. Im Winter war es hier meist eher ungemütlich und Harry erinnerte sich noch gut an die Kälte im letzten Jahr, doch jetzt, wo es immer noch sommerlich warm war, waren die Kerker angenehm kühl und Severus Räume wie auch Harrys Schlafsaal waren gut beleuchtet durch Lampen, Lichtkugeln und Sonnenstrahlen im Fall des Schlafsaals, der ein Stück über dem See lag, den man durch das Fenster hindurch blau und grün schimmern sah.
Harry saß auf einer der steinernen Fensterbänke in der zweiten Etage und direkt über dem Wasser des Sees bei angelehntem Fenster und las in dem Buch, das ihm Draco vor ein paar Wochen zum Geburtstag geschickt hatte, als ihn das Erscheinen eines der Geister der Schlosses, der direkt durch ihn hindurch schwebte und ihn erschauern ließ, derart überraschte, dass er das Buch beinahe fallen ließ. Er brauchte einen Augenblick um sich zu sammeln, doch er erkannte den Geist von Gryffindor, der ihn entschuldigend ansah.
„Entschuldigen Sie, junger Potter.“, sagte er in einem freundlichem Ton. „Ich vergaß, dass ja dieses Jahr bereits ein Schüler im Schloss ist und habe nicht aufgepasst, wohin ich schwebe. Ich habe mich Ihnen nie vorgestellt, oder?“
Harry schüttelte den Kopf. „Ich wusste wie Sie heißen, mein Freund Draco hat es mir einmal gesagt, denke ich, aber ich habe es leider vergessen. Sie sind der Geist von Gryffindor nicht wahr?“
Der Geist neigte leicht den Kopf und kurz sah es aus, als würde dieser kippen und zu einer Seite hinunterfallen, dann sagte er: „Sir Nicholas de Mimsy-Porpington. Viele nennen mich einfach Nick. Und ja, ich bin der Geist von unseren tapferen Löwen.“
Die Gryffindors hatten zwar den Löwen zum Wappentier, aber irgendwie war sich Harry nicht bei allen von ihnen sicher, wie sehr es zu ihnen passte. Vielleicht ging es dem Hut, der sie in ihre Häuser einteilte, bei seiner Auswahl manchmal mehr um verborgene Qualitäten.
„Sie sitzen oft am Tisch zwischen den Schüler, wenn ich mich recht erinnere.“, sagte Harry, „In unserem Haus gibt es ein paar Leute, die meinen, es wäre schön, wenn wir auch einen Geist hätten, der sich unter uns mischt. Aber ehrlich gesagt, ich zumindest brauche nicht den Blutigen Baron bei jedem Essen neben mir zu haben...“
„Ah ja. Der Baron ist nicht der geselligste unter uns. Oft wortkarg und furchteinflößend. Sehr autoritär, er ist wahrscheinlich der einzige, der Peeves im Schach halten kann.“
„Das ist der Vorteil daran, dass er unser Hausgeist ist“, stimmte Harry zu und dachte an den Schülern und Lehrern oft nicht unbedingt harmlose Streiche spielenden Poltergeist, „Peeves lässt die meisten Schüler aus Slytherin in Ruhe, weil er nicht weiß, ob der Blutige Baron ihn nicht bestraft, wenn er Mitglieder seines Hauses ärgert.“
„Mh. Ich frage mich, ob er damit recht hat.“, erwiderte Nicholas.
Harry zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Aber im Zweifelsfalle fänden wir einen Weg ihn uns vom Hals zu schaffen. Außerdem weiß auch Peeves nicht, ob der Baron sich einmischen würde, oder nicht... und solange er daran glaubt und keiner der Möglichkeit widerspricht...“
Nick betrachtete ihn nachdenklich. „Nun, ich kann nicht sagen, dass es dumm ist, es einfach bei einer stummen Drohung zu belassen. Und ich schätzte, egal was der Baron denkt, er wird nichts tun, solange Peeves nichts tut. Er mischt sich nicht ein, wenn er nicht sehr interessiert an einem Thema ist oder eine Krise ihn persönlich betrifft. Aber wenn er eine Meinung auf einer unserer Versammlungen hat oder Peeves ihn verärgert, weiß er sich durchzusetzen.“
„Haltet ihr denn oft Versammlungen ab?“, erkundigte sich Harry neugierig. Er hörte zum ersten mal davon, dass die Geister etwas in der Art taten. Andererseits schien es durchaus plausibel. Schließlich taten sie sicherlich alle irgendetwas, wenn sie gerade nicht in der Großen Halle bei Mahlzeiten auftauchten oder nachts durch Gänge spukten.
„Ah, nun. Nicht allzu häufig. Im Normalfall nur wenn Peeves' Benehmen einmal Überhand nimmt oder ein wichtiger Anlass besteht. Manchmal auch bei schulischen geisterischen Anliegen größeren Ausmaßes. Im Augenblick passiert natürlich noch weniger, schließlich sind noch Ferien und Peeves ist nicht einmal im Schloss. Ihm ist es zu langweilig hier, wenn keine Schüler da sind. Aber die Graue Dame und der Blutige Baron halten sich ohnehin meist abseits, Professor Binns ist offiziell Teil des Lehrkorps und gehört nicht wirklich zu uns dazu. Die Maulende Myrte ist nicht an uns anderen Geistern interessiert und der Baron würde sie wahrscheinlich nicht an einem Geisterrat teilhaben lassen. Dann gibt es noch die drei Geister im 3. Stock, keiner weiß so wirklich wer sie sind und sie lassen sich zwar hier und da blicken, mischen sich aber selten ein. Die restlichen Geister haben entweder kein Interesse an Hogwarts und allen Angelegenheiten hier oder sind allenfalls an gelegentlichen Gesprächen über Neuigkeiten oder alte Zeiten interessiert. “
„Naja. Es stimmt der Blutige Baron erscheint wirklich so, als hat er meistens wenig mit anderen Geistern zu tun. Und die Graue Dame... ist das der Geist, der manchmal am Ravenclawtisch sitzt? Ich habe sie nicht oft gesehen...“
„Ja. Sie ist noch schweigsamer als der Baron. Manchmal klagt sie leise in einem der Türme und spukt nachts in den oberen Etagen. Ansonsten hält sie sich zurück.“
Harry fiel noch etwas ein. „Und die Maulende Myrte?“
„Sie haben noch nicht von ihr gehört? Ein junges Mädchen. Spukt in den Klos im 2. Stock. Wenn sie einen schlechten Tag hat, kann keiner die Toiletten benutzen. Der Hausmeister hat mehrfach gefordert das zu unterbinden, aber wenn man sich einmischt verschlimmert sich die Lage immer nur. Also lassen wir sie in Ruhe. Und die Schülerinnen hier wissen oft schnell Bescheid.“
Nun, kein Wunder, dass er nicht von diesem Geist wissen konnte, wenn sie in einem Mädchenklo spukte. Vielleicht sollte er Hermine und Millicent einmal danach fragen.
Nick wirkte nachdenklich, als ginge ihm etwas durch den Kopf, dann fragte er: „Wer von uns Geistern, würden Sie sagen, ist gruslig?“
„Der Baron, natürlich.“, sagte Harry verwundert und sich fragend worauf der Geist hinauswollte, der daraufhin das Gesicht verzog.
„Ich bin nicht wirklich furchteinflößend, oder?“
„Äh... nun. Nein? Aber das muss nicht viel bedeuten“, fuhr Harry schnell fort, „Sehen Sie im letzten Jahr, als ich mit den anderen Erstklässlern hier ankam, haben sich viele auch vor Ihnen erschrocken.“
Doch Nicholas neigte nur leicht den Kopf. „Der Blutige Baron ist zweifellos von uns allen am furchterregendsten. Da haben Sie natürlich recht. Ich bin nicht wirklich ein allzu erschreckender Geist. Manchmal wünschte ich mir nur einen Teil seiner einschüchternden Aura... Sie verstehen, junger Potter, für einen Geist ist es zwar gut und schön, wenn ihn Leute unterhaltsam finden oder in ihre Gespräche miteinbeziehen, aber es liegt eine gewisse Würde darin gleichzeitig respektiert zu werden und möglicherweise auch Furcht einzujagen. Erst vor kurzem habe ich eine Diskussion darüber mit dem Fetten Mönch, Sie wissen doch der Hausgeist von Hufflepuff, geführt. Er meinte natürlich, heutzutage ein grusliger Geist zu sein sei nicht so wichtig wie für uns in unseren Rollen als Hausgeister unsere Häuser zu repräsentieren und zu unterstützen, aber... nun, mich stört es doch ein wenig. Was meinen Sie dazu?“
„Hm. Ich weiß nicht. Ich habe mich selten mit solchen Fragen beschäftigt. Ich bin kein Geist, also bin ich mir nicht sicher, wie wichtig diese Dinge sind. Aber ich finde es schön, mich mit Ihnen zu unterhalten. Das ist meiner Meinung nach auch von Bedeutung. Ich würde mich nicht trauen länger mit dem Blutigen Baron zu sprechen. Und wie gesagt, einige in Slytherin hätten auch gern einen Geist wie Sie.“
Nick lächelte und nickte. „Sie haben recht. Nun, es hat mich gefreut Sie kennenzulernen. Ich mache mich dann wieder auf den Weg.“
Damit verabschiedete er sich und ließ Harry wieder mit seinem Buch zurück.
Als der Hogwartsexpress an dem Gleis einfuhr, wartete Harry bereits neben Hagrid, der eine Laterne in der Hand neben ihm stand und die Erstklässler dieses Jahres zum See führen würde. Harry war froh, dass er dieses Jahr nicht über den See kommen musste, denn es war recht kühl und seit vorgestern war es abends am und sicherlich vor allem auf dem See wieder kälter und auch leicht windig. Stattdessen würden sie in einer der Kutschen, die Hagrid Harry bereits auf ihrem Weg zu den Gleisen gezeigt hatte, als sie einen kleinen Umweg machten, damit der Wildhüter kurz nach den unsichtbaren Wesen schauen konnte, die die Schüler in den Kutschen zum Schloss bringen würden. Der riesenhafte Mann konnte die Tiere im Gegensatz zu Harry sehen.
Er erklärte ihm, dass er eine bestimmte Bedingung erfüllte, die ihm dies erlaubte. Aber er ging nicht weiter darauf ein und Harry war zwar neugierig, doch ihm schien, dass Hagrid nicht in der Stimmung war, darüber zu reden. Zumindest schien es ihn leicht traurig zu machen. Falls er sich nicht ganz täuschte, würden Hermine oder Millicent, deren Wissen über alles Lebendige (abgesehen von Pflanzen und Pilzen), ihm nicht nur sagen können, um was es sich bei den unsichtbaren Tieren handelte, sondern auch alle möglichen Fakten liefern, falls er das Thema anschnitt (Hermine) oder genauer nachfragte (Millicent). Auf jeden Fall war er sich sicher (angesichts der Schinkenteile die Hagrid an die Luft verfüttert hatte), dass es Fleischfresser waren. Und dass sie möglicherweise nicht ungefährlich sein könnten, da Hagrid darauf bestand, dass sie es wären. Doch auch nicht so gefährlich, dass Dumbeldore nicht zulassen konnte, dass sie die Schüler transportierten.
Hagrid hob eine Hand vor die Augen und sah die Gleise hinunter. „Ich glaub, der Zug kommt.“
Er folgte dem Blick und kniff die eigenen Augen zusammen. In der bereits dunkel werdenden Entfernung schien sich eine graue Wolke zu nähern, unter ihr schien die Finsternis leicht rötlich zu glänzen. Tatsächlich näherte sich der Hogwarts Express in schnellem Tempo, es dauerte kaum Sekunden, bis Harry die große rot-schwarze Lokomotive deutlich erkennen konnte.
„Okay, Harry.“, sagte Hagrid, „Ich geh mal zur Mitte un' fang an die Erstklässler einzusammeln. Wenn du hier vorne bleibst, kannst du deine Freunde gleich seh'n, wenn sie aussteigen, nich wahr? Licht hast du, oder?“
Harry hob seinen Zauberstab und ließ mit einem „Lumos“ einen Licht an seiner Spitze entstehen.
„Gut, gut. Dann seh'n wir uns in der Halle. Un' du, Hermine, Draco und Millicent, ihr seid natürlich eingeladen mich die Woche ma' zu besuchen. Fang freut sich schon auf euch.“
Fang war der große Hund von Hagrid, der aussah, als wäre er sehr gefährlich, aber eines der wenigen Wesen war, die Hagrid harmlos nannte, und die es, mehr oder weniger, auch waren. Außerdem hatte Millicent im letzten Jahr einen Narren an ihm gefressen. Ihre Philosophie bezüglich liebenswerter Tiere war der Hagrids sehr ähnlich.
„Ich werde daran denken.“, versprach Harry, dann ging Hagrid und begann den ankommenden Schülern im Zug, der nun zum Halt gekommen war „Erstklässler, Erstklässler, hierher!“ zuzurufen.
Fast noch schneller als der Hogwarts Express die Entfernung zurückgelegt hatte, in der sie ihn erst gerade eben erspäht hatten, strömten nun unzählige Mitschüler Harrys, Hufflepuffs, Gryffindors, Ravenclaws, Slytherins und gerade zum ersten mal nach Hogwarts kommende Erstklässler auf den Steig. Fast alle trugen die vorgeschriebenen Schulumhänge, ein paar hatten auch Schals in den Farben ihrer Häuser umgebunden, um sich vor dem kalten Abendwind zu schützen, aber es gab auch vereinzelte Schüler, die entweder vergessen hatten sich umzuziehen, oder denen es zu spät eingefallen war.
Die jüngeren sammelten sich in Gruppen, die allerjüngsten schauten zu Hagrid, ein paar ältere warfen Harry Blicke zu und gingen bereits weiter, weil sie als Dritt-, Viert-, Fünft-, Sechst- und Siebtklässler bereits den Weg zu den Kutschen kannten. Die acht Vertrauensschüler der Schule, je eine Schülerin und ein Schüler, standen abseits, wiesen den Weg und riefen zur Ordnung auf. Oder taten zumindest so, als ob sie es tun würden. Harry hatte den Eindruck, dass allenfalls zwei oder drei von ihnen wirklich bei der Sache waren.
Die beiden Vertrauensschüler mit grünen Schals schienen auf jeden Fall wenig Interesse an ihrer Aufgabe zu haben. Harry erkannte Gemma Farley, die einen Sommerschal mit silbernem Muster, trug, mit dem Abzeichen an ihrem Umhang spielte und sich mit dem anderen Vertrauensschüler von Slytherin leise über irgendetwas unterhielt und ab und zu gelangweilt zu den Schülern blickte, die vor ihnen umher wuselten. Auch der Hufflepuffvertrauensschüler war im Gespräch, er redete auf den Vertrauensschüler von Ravenclaw ein und machte dabei weit ausholende Gesten.
Einzig der rothaarige verantwortliche Schüler von Gryffindor zeigte sich äußerst enthusiastisch. So enthusiastisch, dass er wahrscheinlich für fast alle übrigen Vertrauensschüler kompensierte. Sein Abzeichen glänzte so sehr, dass es vermutlich im Dunkeln leuchten könnte, seine Haltung war aufrecht, seine Stimme stark und fest und alles an ihm sprach: Sehet, ich verrichte wichtige Arbeit. Percy Weasley war in seinem Element. Er war Vertrauensschüler und jeder Zweitklässler, der verzweifelt nach dem Weg suchte, jeder Anrempler in der Menge, jedes verlorengehende Haustier und jeder nicht ordentlich angezogene Schüler war in seinem Blickfeld. Außerdem hatte jemand seine Haare, die bei ihm als einem der wenigen unter einem vorschriftsmäßigen von fast jedem Schüler Hogwarts als albern befundenem Spitzhut hervorschauten, am Hinterkopf leuchtend neongrün gefärbt.
Harrys Blick wanderte ein Stück zur Seite, wo zwei weitere Weasleys hinter ihrem Bruder standen und grinsten. Fred und George hatten sichtlich Freude daran, dass Percy nicht klar war, wie es um seine Haare stand. Sie bemerkten Harry und deutete auf die grüne Farbe. Freds (oder George, die beiden Zwillinge auseinanderzuhalten gelang nur ihnen selbst) formte mit den Lippen das Wort „fluoreszierend“ und sein Zwilling ergänzte ebenso lautlos „nicht abwaschbar“. Dann zwinkerten sie und wandten sich wieder zu Percy anscheinend versuchend, ihn in ein Gespräch zu verwickeln.
Die nächsten vertrauten Gesichter, die er erspähte, waren die von Theo und Blaise, die ein Stück von einander entfernt durch die langsam kleiner werdende Masse gingen. Neben Theo sah er außerdem Neville, der Harry sah, an Theos Ärmel zupfte und dann mit ihm gemeinsam zu ihm hinüberkam.
Seine freundliche aber leicht nervöse Miene und die umhersuchenden Augen, ließen Harry vermuten, dass Neville bereits irgendetwas suchte, das er verloren hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit seine fluchtfreudige Kröte Trevor. Aber da diese immer unbeschadet auftauchte und er nicht glaubte, dass jemand sie aus versehen zertreten konnte (Trevor war schnell, wenn er wollte), war Harry sich sicher, dass sich dieses Problem von selbst klären würde.
„H-Harry.“, begrüßte ihn Neville leicht stotternd und Theo wiederholte etwas leiser, dafür aber fester.
„Hey Theo, hey Neville.“
„Wartest du auf Draco, Hermine und Millicent?“, fragte Theodore.
Harry nickte.
„Du hast eine Woche Ferien hier verbracht, nicht wahr?“, erkundigte sich nun Neville.
„Mein Pate hat einen Auftrag in Frankreich bekommen und Sev fährt jedes Jahr eher hierher.“, erläuterte Harry.
Nevilles Blick wurde furchtsam als er „Sev“ sagte, wohl bei der Vorstellung an Severus Snape den absolut zuverlässig Neville angsteinflößenden Schülerschreck und dem Versuch „Sev“ und den Lehrer, den er am meisten fürchtete in eine Person zu vereinigen.
„Dein Pate, das war der Mann in Gringotts, oder?“, erkundigte sich Theo. Harry war es ein wenig, als merke er, was Neville durch den Kopf ging. Und als wüsste er instinktiv davon abzulenken.
„Remus, ja. Einer der Verläge, für die er oft arbeitet, hat ihm aufgetragen Recherchen zu modernen experimentellen französischen Zaubersprüchen zu machen und für eine Korrektur eines Buches ein paar Pflanzen in Frankreich zu analysieren und die Richtigkeit aller Fakten zu bestätigen.“
Für Neville erläuterte er: „Milli und ich haben Theo vor ein paar Wochen in Gringotts getroffen, als wir dort die Schulsachen geholt haben. Habt ihr schon irgendwen anders gesehen? Ich habe bisher nur euch zwei und Blaise bemerkt. Und Percy und die Zwillinge.“
„Percy ist schwer zu übersehen...“, murmelte Neville.
„Seit wann hat er die Farbe am Hinterkopf?“
„Die beiden andere Weasleys haben ihm das gleich bei der Abfahrt verpasst, als sie in den Zug einstiegen.“, sagte Theo und lächelte ein wenig, „Ich war auch gerade dabei einzusteigen. Sie haben großen Spaß daran, oder nicht?“
Sie wurden unterbrochen als drei weitere Schüler auf sie zu kamen.
„Harry!“, rief Draco, dessen Haare im Dunkeln nicht ganz an Percys derzeitige Farbe heranreichten, aber doch auffällig hell hervorstachen. Mit ein paar Schritten war er bei ihnen und grinste Harry dann an. In seiner Hand hatte er ein längliches Paket, ein wenig größer als er selbst.
„Rate mal was...“, begann der blonde Junge und Hermine, die mit Millicent bei ihnen angekommen war, verdrehte die Augen. „Was denkst du, was hier drin ist?“
Es war nicht allzu schwer. „Ein Besen?“
„Ja, natürlich. Das ist leicht.“
Theodore meldete sich zu Wort: „Der Nimbus Zweitausendeins, habe ich recht?“ Seine Augen begannen zu leuchten.
Draco nickte stolz, aber auch ein wenig darüber enttäuscht darüber, dass Theo sofort wusste, um was für einen Besen es sich handelte.
Harrys Wissen über Besen war beschränkt, aber er wusste, dass es der neuste Besen war. Und dass er im Augenblick schwer zu bekommen war. Wichtiger aber war...
„Wir werden zusammen Quidditch spielen!“
„Erst kommen die Auswahlspiele.“, warf Hermine ein, doch Draco winkte ab: „Das wird kein Problem. Nicht nur weil ich ein Genie bin. Auch weil ich trainiert habe. Ich weiß, dass ich dieses Jahr ein Jäger werde.“
„Ja, ja.“, murmelte Millicent. Dann nickte sie den drei anderen Jungen zu. „Theo, Neville, Harry.“
Sie begrüßten einander kurz, danach meinte Harry mit einen Blick auf den leerer werdenden Bahnsteig: „Gehen wir. Es ist nicht weit.“
„Und wie war deine Woche als einziger Schüler Hogwarts so?“, fragte Draco, während sie zu sechst den Weg zu den Kutschen entlanggehen, den die Vorausgehenden nun bereits gründlich geebnet hatten.
„Still.“, erwiderte Harry, „Auch interessant. Ich habe mich mit dem Geist von Gryffindor unterhalten und mit Sev die Zaubertränke für den Krankenflügel zubereitet. Ansonsten habe ich nicht wirklich viel erlebt. Die Bücherei hatte noch zu und Fliegen durfte ich leider nicht vor Beginn des Schuljahrs. Aber es ist spannend, dass in den Sommerferien viele Räume und Treppen im Schloss nicht zugänglich sind.“
„Wirklich?“, meldete sich Hermine, „Interessant. Ich frage mich, wie genau dies möglich gemacht wird. Wir sollten ein wenig über die Magie von Hogwarts im Unterricht lernen. In „Eine Geschichte von Hogwarts“ geht die Autorin zwar auf viele der Phänomenen ein, liefert aber nicht für alle eine Erklärung ab, und dann denke ich, die Schule hat einige Geheimnisse, die bisher nicht einmal gelüftet wurden...“
Sie kamen bei den Kutschen an und Theo und Neville gaben gleichzeitig einen leisen überraschten Laut von sich.
Sie wandten sich zu ihnen um, um zu fragen, was los sei, als ihnen eine ältere Schülerin von den Kutschen aus entgegen kam und sie prüfend anschaute. Ihr Erscheinen war überraschend, ebenso ihre recht auffällige Bekleidung, vor allem aber die Zigarette, die sie in einer Hand hielt. Sie war sehr wahrscheinlich muggelstämmig, denn wenige Zauberer rauchten Zigaretten, und sicherlich hatte sie nicht die Erlaubnis dazu überhaupt zu rauchen. Sie hatte dunkle schwarze Haare und trug einen Zopf mit drei silbernen Bändern darin auf der linken Seite. Ihre Schuluniform hatte sie offenbar nur der Form halber an, darunter trug sie einen dunkelblauen langen Rock und ein schwarzes Oberteil. Außerdem hatte sie einen blauen Schal um, wie ihn viele Ravenclaws besaßen.
„Emily Fairmeadow.“, stellte sie sich vor. „Also. Wer von euch sieht etwas?“, fragte sie und blickte sie an, nur um gleich darauf auf Neville und Theo zu zeigen, „Du und... du, nicht wahr? Ihr anderen seht nichts, nein?“
Harry ging auf, dass es um die unsichtbaren Wesen ging, die die Kutschen bewegten.
„Was genau sind sie?“, erkundigte sich Theo, der aussah, als sei ihm nicht ganz wohl.
„Thestrale. Wenn ihr aus Zaubererfamilien kommt, habt ihr sicher von schon ihnen gehört. Keine Sorge. Sie tun nichts. Die hier sind schon seit Jahren für die Kutschen verantwortlich. Gab nie Zwischenfälle. Nur erschrocken haben sich ein paar Schüler. Ich mich übrigens auch, als ich sie zum ersten mal gesehen habe.“, Emily fuhr fort, „Zum Verständnis für euch vier, die beiden hier können vor den Kutschen etwas sehen, was ihr nicht sehen könnt. Das ist in Ordnung. Dumbledore hat mich hierher geschickt, um Schülern, die die Thestrale sehen, die Sache zu erklären, damit keiner in Panik verfällt. Das machen wir jedes Jahr, nur für den Fall. So und da ich euch das nun erklärt habe: Macht euch besser auf den Weg, ihr seit spät dran, denke ich.“
Damit wandte sie sich um, und ging selbst zurück zu den Kutschen. „Ach ja, bevor ich es vergesse... Kommt noch wer, oder sind nun noch die Vertrauensschüler übrig? Dann muss ich die hier“, sie deutete mit dem Kinn auf ihre Zigarette, „nämlich loswerden. Diese Typen sind fast alle total zimperlich mit dem Rauchen.“
„Es müssten noch ein paar kommen.“, antwortete Hermine, es wirkte leicht widerwillig.
„Seltsame Schülerin“, meinte sie, als sie zu sechst in eine Kutsche gestiegen waren. Sie passten gerade gut hinein.
Harry stimmte ihr zu.
„Was war das, was sie in der Hand hatte?“, erkundigte sich Theodore.
„Weißt du nicht, was eine Zigarette ist?“
„Zauberer rauchen oft keine Zigaretten, Hermine“, erläuterte Harry und erklärte ihr, dass die Zigarette im Gegensatz zur Pfeife in der Zaubererwelt eher unbekannt war.
Woraufhin Hermine Theo und auch Draco und Neville, die ebenfalls nichts von diesen mysteriösen Dingern wusste, einen langen Vortrag über Zigaretten, ihr Schädlichkeit und die Verfärbungen, die das Rauchen von ihnen bei Zähnen hervorrufen konnte, hielt. Als Tochter von Zahnärzten, die sicherlich Hermines Wissensdurst auch mit Fakten über Drogen und ihre Folgen und Wirkungen gestillt hatten (wenn sie sich nicht selbst informiert hatte), hatte sie einiges dazu zu sagen. Auch dazu, dass Emily wirklich... ungewöhnlich war.
Deswegen ging keiner weiter auf die Thestrale ein und darauf, was genau Neville und Theo sahen. Ob unbewusst oder bewusst sorgte Hermine mit ihrer langen Rede zwar möglicherweise (wie bei ihren Erklärungen im letzten Jahr zu Beginn des Jahres darüber, was genau ihrer Eltern in ihrem Beruf taten) für ein paar Albträume oder Verwirrungen, aber Harry dachte bei sich, dass es möglicherweise gut sei, das Thema Thestrale erst einmal ruhen zu lassen, weil er sich an Hagrid erinnerte und daran, wie wenig begeistert Theo von ihrem Anblick gewesen zu sein schien.
Sie kamen kurz vorm Eingang der Schule zum Stehen. Draco fluchte leise, als er beim Aussteigen Schwierigkeiten bekam, weil die Kutschen zwar dafür gedacht waren Gruppen von mehreren Schülern nicht aber ihre Besen zu transportieren, und der blonde Slytherin sich irgendwie verklemmte, aber dann schafften er (und der immer noch eingepackte Besen) es sicher aus der Kutsche, die augenblicklich wieder zurückfuhr.
„Muggleartefakte sind gruslig...“, murmelten Theo und Neville gleichermaßen. Hermine hatte es geschafft Lungenkrebs äußerst bildhaft zu beschreiben und eine ziemliche Schauergeschichte über einen Kettenraucher erzählt. In der Zaubererwelt rauchten zwar einige Pfeife, aber die Pfeifen und auch der Tabak unterschieden sich von dem der Muggel und durch Rauchen verursachten Lungenkrebs kannten wenige Zauberer.
Währenddessen meinte Millicent zu Draco: „Wenn du dich beschwerst und Angst hast, dass er dreckig wird, warum hast du den Besen dann mitgenommen?“ Der Blonde grummelte irgendetwas. Offenbar war auch er von dieser Idee nicht mehr allzu begeistert. Dann tippte er den Besen an und dieser flog, immer noch verpackt, über den See durch das Fenster in den Schlafsaal, den er Harry und vier der anderen Slytherins in ihrem Jahrgang sich teilten.
„Automatische Ortssuche!“, ließ sich Theo vernehmen, dessen Laune eine 180°-Wende von Schrecken über Hermines ausführliche Erklärungen (die einem Zauberer ohne Erfahrungen mit der Medizin der Muggelwelt obendrein teilweise sehr unverständlich sein mussten) zu Begeisterung machte. Bis sie durch das im Dunkeln hell leuchtende halb geöffnete Eichenportal der Schule durch den kurzen Gang in der Großen Halle ankamen, unterhielt er sie nun wiederum leise und zurückhaltend aber ausdauernd mit Fakten und Daten über Dracos Besen. Er verstummte jedoch als sie sich den bereits in der Halle sitzenden und redenden anderen Schülern und den Lehrern näherten.
Sie waren wirklich spät dran, denn fast alle Plätze waren bereits besetzt und die Halle war bereits gefüllt mit Menschen. Auf den Tischen über denen die schwebenden Kerzen die Halle erleuchteten, standen bereits leere Teller, Gläser und Platten, die sich bald mit Essen füllen würden, bereitAußer ihnen konnten höchstens noch ein paar mehr als ein Dutzend Schüler, die Vertrauensschüler, die zurückgeblieben waren, um zu überprüfen, dass alle den Zug verließen, und Professor McGonagall fehlen, die wahrscheinlich noch mit der Begrüßung der Erstklässler beschäftigt war. Hagrid saß bereits am Lehrertisch, also mussten die neuen Schüler bereits im Schloss sein und in dem kleinen Raum in der Nähe warten.
Sie trennten sich und Neville und Hermine gingen zum Gryffindortisch, während Harry mit den anderen drei den Haustisch von Slytherin ansteuerte. Ein paar Schüler sahen bei ihrem Ankommen neugierig auf, doch die meisten kannten die Gruppe vom Sehen und wunderte sich auch nicht, dass zwei Gryffindors in Begleitung von vier Slytherins ankamen.
Theo ging zu Blaise, der ihm links neben sich einen Platz freigehalten hatte, Harry, Draco und Millicent nahmen zu dritt an seiner rechten Platz. Am Gryffindortisch setzten Hermine und Neville sich gegenüber von Ron Weasley, der sie kurz ansah, aber kein Gespräch mit ihnen begann. Ron ging zwar in denselben Jahrgang, aber er verstand sich nicht wirklich gut mit den beiden, geschweige denn mit Harry, Draco oder Millicent, da er der Meinung war, dass Slytherins und Gryffindors sich voneinander fern halten sollten. Schließlich waren Slytherins fast alle schleimig und fies und zukünftige Dunkle Zauberer. Außerdem pflegten Dracos und Rons Vater eine ausdauernde gegenseitige Verachtung bis hin zu leichtem Hass miteinander.
„Ihr seid spät dran.“, bemerkte Blaise, der von einer Zeitschrift aufblickte, in der er zuvor geblättert hatte.
„Die Besten kommen zum Schluss.“, erklärte Draco. „Mal sehen, wie die Auswahlzeremonie ist, wenn man nur zusieht... Ich hoffe wir bekommen ein paar vielversprechende Erstklässler.“
„Sev meinte das auch. Allerdings sagte er „Ich hoffe doch nicht alle, die dieses Jahr nach Slytherin kommen, sind Versager und hoffnungslose Fälle“.“
Sie schauten hoch zum Lehrertisch, an dem Severus mit saurer Miene durch die Gegend sah. Vor allem an dem blonden Haaren von Gilderoy Lockhart, der in einem aquamarinblauem Umhang an seiner Seite saß, blieb sein Blick mehrfach hängen.
„Er sieht aus, als wolle er jemanden umbringen...“, murmelte Theo.
„So ist er schon seit Mitte August.“, erwiderte Harry, „Ich glaube, der Grund, dass er noch niemanden umgebracht hat ist, dass er sich nur noch nicht entschieden, wen er zuerst umbringt. Und welches Gift er dazu verwendet.“
„Es sieht aus, als wäre der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste weit oben auf Onkel Sevs Liste...“, erwiderte Draco.
„Gilderoy Lockhart?“, fragte Blaise, „Meine Mum nervt mich schon den halben Sommer mit ihm.“ Er verdrehte die Augen. „Sie ist gerade erst wieder verheiratet. Das ist schon genug.“
Bevor sie ihr Gespräch weiterführen konnten, wurde es mit einem mal still, als die großen Flügeltüren, die inzwischen wohl von den Vertrauensschülern und den letzten Nachkommenden verschlossen worden waren, aufschwangen und Professor McGonagall herein schritt, gefolgt von einer Schlange vorwiegend nervöser unruhiger Erstklässler. Nur ein paar von ihnen wirkten so, als wären sie vollkommen gefasst und nicht von ihrer Ankunft in Hogwarts überwältigt. Harry konnte die Nervosität zumindest gut nachempfinden. Wenige neue Schüler wussten, was sie in Hogwarts erwartete, sicherlich noch weniger diejenigen, die gerade erst von ihren Fähigkeiten als Zauberer oder Hexe erfahren hatten. Es war auch ein ungeschriebenes Gesetz, dass Geschwister oder Eltern, die bereits von der Auswahlzeremonie oder der Fahrt über den See wussten, dies ihren jüngeren Nachfolgern nicht anvertrauten.
Sie schwiegen, während die kleinen neuen Schüler und die Hauslehrerin von Gryffindor zum Lehrertisch gingen, wo Professor McGonagall die Erstklässler anwies, sich in einer Reihe aufzustellen und dann den einfachen Stuhl holte, ihn vor den Tisch stellte und dann den alten Spitzhut, den sie danach hervorholte auf ihn legte. Diesmal wusste Harry freilich, was von statten ging und war nicht überrascht, als sich die Krempe des Hutes kurz darauf öffnete und der Hut ein Lied zu singen begann. Doch er sah wie einige Erstklässler voller Verwunderung den Spitzhut betrachteten.
Es war nicht das gleiche Lied wie in Harrys erstem Jahr, doch im Großen und Ganzem war es dem letzten sehr ähnlich. Der Hut beschrieb die vier Häuser, sang auch von den Gründern von Hogwarts, die ihnen ihre Namen verliehen hatten, erzählte vom ritterlichem Mut der Gryffindors, dem treuen Fleiß und der Bodenständigkeit der Hufflepuffs, den flinken Intellekt und der Scharfsinnigkeit der Ravenclaws und schließlich der gerissenen Spitzfindigkeit und silbernen Zunge der Slytherins. Die neuen Schüler entspannten sich zunehmend, als sie hörten, dass sie nur den Hut aufzusetzen brauchten. Und Harry und sicherlich auch viele seiner Mitschüler bedachten die Zeilen des Liedes und der Qualitäten ihrer eigenen Häuser. Nicht zum ersten mal bemerkte Harry die Ähnlichkeiten zwischen ihnen, die sie einander näherten, und gleichzeitig die feinen Unterschiede, die sie doch trennten.
„...setzt mich auf, dass ich nach euren Qualitäten euch mag zu trennen und eure Häuser nun benennen.“, endete der Hut seinen Gesang und alle Schüler klatschten für ihn und die neuen Schüler, bis der Spitzhut nach Verneigungen zu jedem Tisch still wurde und ruhig auf dem Stuhl liegen blieb.
Professor McGonagall holte die lange Liste der Erstklässler hervor. Sie wandte sich an die Erstklässler, um ihnen kurz erneut zu sagen, was sie zu tun hatten, dann begann sie ihre Namen der Reihe nach aufzurufen.
„Ahearne, Evan“, war der erste neue Schüler. Ein kleiner Junge mit mausgrauen Haaren ging zu dem Hut, setzte ihn auf und keine Minute später wurde er zum „RAVENCLAW!“ ernannt.
Die Ravenclaws klatschten laut und begeistert und winkten den neuen Schüler zu ihrem Tisch, während auch die anderen Tische in den Applaus einfielen und Evan so in Hogwarts willkommen hießen.
„Almquist, Astrid“, die ihrem Namen nach sicherlich Verwandte in Schweden oder Norwegen hatte, folgte und gesellte sich zu den sie gleich freudig zu sich rufenden Hufflepuffs. Harry sah den Fetten Mönch, der ihr zulächelte und sich neben ihr niederließ und auf der langen Bank schwebte. Von allen Hausgeistern kam er Harry immer am gemütlichsten und freundlichsten vor.
„Arling, Iole“ schließlich kam zu ihnen nach Slytherin. Gemma Farley rückte und machte ihr Platz. Der Blutige Baron, der am Ende des Tisches bei ein paar Siebtklässlern war, tat es dem Fetten Mönch nicht gleich und schwebte zu ihr und Harry war sich fast sicher zu sehen, dass Iole darüber erleichtert schien.
Es folgte ein weiterer Ravenclaw (Batts, Samuel) und die erste Schülerin, die dieses Jahr nach Gryffindor kam (Baudelaire, Sandrine). Wie im letzten Jahr Hermine und Neville begrüßte dieses Jahr auch sie der begeisterte Percy. In seiner Nähe grinsten Fred und George. Der neongrüne Fleck war immer noch deutlich zu sehen.
Nach „Blackburn, Petra“ (Hufflepuff) kam mit „Breckenridge, Isla“ die zweite Slytherinschülerin des Jahres. Der ihr zumindest dem Namen nach möglicherweise verwandte Roy ging nach Hufflepuff und für Harry stellte sich eine gewisse Routine ein. Er klatschte für „Brincklebas, Maurice“ und „Buchanan, Lynne“ (beide Gryffindors), für „Breen, Marvin“ und „Brown, Steven“ (zwei weitere Hufflepuffs), für „Clearwater, Walburga“ („RAVENCLAW“) und „Colquhoun, Mathilde“, die sich neben Iole an seinen eigenen Tisch setzte. Ein sehr enthusiastischer „Creevey, Colin“ stürmte zum Gryffindortisch nachdem Combs, Sophie nach Ravenclaw kam. Harry lauschte den vielen Namen über „Draper, Bruno“; „Easom, Gordon“ und „Fairbairne, Quigley“;er sah, wie „Faorclough, Batholomew“, der sich Iole und Mathilde ebenso anschloss wie „Frye, Piper“, bei der Nennung seines vollen Namens das Gesicht verzog und sich die leeren Plätze aller Tische langsam mit „Garnett, Theodora“, „Grame, Leslie“, „Horsfall, Kilian“, „Ingledew, Alexandra“, „Jonker, Sebastian“, „Miller, Deborah“, „O'Brien, Lisa“, „Predergast, Josepa“, „Scrivnor, Jules“ und vielen vielen weiteren füllten. Inzwischen war die anfängliche Stille mehreren Gesprächen (die meisten davon leise und verhalten, doch teilweise auch durchaus hörbar, vor allem am Tisch der Gryffindors, wo Fred und George offenbar mit neuen und alten Schülern Anspielungen über Percys neue Frisur austauschten, sicherlich ohne dass dieser begriff, worum es ging).
Blaise erzählte Theo von seinem neuen Stiefvater, Pansy, die ein wenig weiter vom Lehrertisch entfernt saß, unterhielt sich mit Gemma, Iole, Mathilde und Daphne Greengras, die in Harrys Jahrgang war.
„Da fällt mir ein“, meinte Harry zu Draco und Millicent, „Bevor ich es vergesse, Hagrid hat uns und Hermine eingeladen, demnächst einmal vorbei zu kommen. Fang freut sich wohl schon auf uns.“ „Hm-mh.“, ließ Draco seine gemäßigte Begeisterung verlauten, während Millicent erfreut schien bei der Aussicht Fang wiederzusehen.
„Lovegood, Luna“ saß eine ganze Weile lang auf dem Stuhl und sprach wahrscheinlich länger mit dem Hut, sie überraschte einige, als sie ihm schließlich sogar zum Abschied winkte, bevor sie zum Tisch der Ravenclaws ging. Auch „Thymeyer, Ariana“ machte dem Spitzhut offenbar einige Gedanke, bevor sie ebenfalls nach Ravenclaw kam. Bei vielen anderen jedoch dauerte es nicht lange, bis er Hut eine Entscheidung fällte.
Als sie bei W angelangten und die Anzahl der Erstklässler merklich gesunken war, kam „Weasley, Ginevra“ und mit ihren roten Haaren war sie eindeutig die Schwester der anderen vier anderen anwesenden Weasleys, die am Gryffindortisch sicher auf lauschten. Harry erinnerte sich, sie ein paar mal mit dem Rest der Familie gesehen zu haben, zu Beginn und Ende des letzten Schuljahrs und in Flourish & Blotts als er dort zum ersten mal seine Schulbücher gekauft hatte.
„Ein weiterer Weasley?“, meinte Blaise, „Wie viele gibt es denn noch?“
„Ich glaube, sie ist die jüngste.“, erwiderte Harry.
Draco sah nicht begeistert aus. „Das stimmt. Ich habe sie und die anderen Weasleys getroffen, als meine Eltern und ich Schulbücher einkaufen waren, weil nicht nur meine Mutter sondern auch ihre offenbar ein Autogramm von Lockhart wollte.“ Er verzog das Gesicht. „Vater hat mich und Mutter den Großteil der Einkäufe allein erledigen lassen, weil er irgendein wichtiges eigenes Anliegen in der Nocturngasse hatte.“, und bei dieser Aussage runzelte er die Stirn, während Harry sich ins Gedächtnis zu rufen versuchte, was es mit dieser Einkaufsstraße in der Nähe der Winkelgasse auf sich hatte, er glaubte sich zu erinnern, dass sie zumindest keinen guten Ruf hatte, „Aber in die Buchhandlung ist er dann doch gekommen und hat sich gleich mit Arthur Weasley mitten in Flourish & Blotts zu streiten begonnen, sogar mit ihm geprügelt hat er sich.“
„Davon hast du gar nicht geschrieben...“, erwiderte Harry.
„Natürlich nicht. So toll ist das nicht, wenn dein Vater auf den Vater von einem Mitschüler losgeht. Und sich absolut würdelos benimmt. So ein Reporter vom Tagespropheten wollte sogar darüber in der Zeitung berichten. Ich bin froh, dass er es nicht getan hat... Ich schätze, ich kann möglicherweise Vater dafür dankbar sein, dass er im Nachhinein doch auf seinen Ruf geachtet hat und wahrscheinlich verhindert hat, dass er negative Schlagzeilen macht. Nur dass es natürlich nicht einmal etwas über ihn zu berichten gegeben hätte, wenn er nicht beschlossen hätte, Arthur Weasley zu reizen. Jedenfalls war das Ganze irgendwie peinlich.“
„Na, wenn der Tagesprophet über Mr Weasley und deinen Vater berichtet hätte, hättest du vielleicht nicht versucht mich damit aufzuziehen, dass ich mit Lockhart in der Zeitung erschienen bin...“
„Das dauert ganz schön lange.“, ließ sich Millicent vernehmen. Tatsächlich saß Ginevra immer noch auf dem Stuhl und der Hut schwieg.
„Seltsam. Ich dachte, sie kommt sofort nach Gryffindor.“, meinte auch Draco. „Bei den älteren Zaubererfamilien steckt der Hut fast immer jedes Mitglied in das gleiche Haus. Und die Weasleys sind immer Gryffindors.“
Drei Minuten vergingen. Am Gryffindortisch wirkten die Weasleys ebenso verwundert wie sicherlich viele Schüler, die wie Draco aus größeren Zaubererfamilien kamen und wussten, dass der Name Weasley stets mit dem des Hauses Gryffindor zusammenfiel. Nach fünf Minuten schien selbst Professor McGonagall leicht überrascht ob der Dauer, die die jüngste Weasley nun schon auf dem Stuhl verbracht hatte. Auf dem Stuhl bewegte die kleine rothaarige Erstklässlerin stumm die Lippen, wohl weil sie noch mit dem Hut argumentierte. An einigen Tischen wurde es merklich unruhig, denn schließlich sollte die Auswahl bald zum Ende kommen und das Festessen beginnen. Eine lange Wartezeit war zu Beginn und Mitte der Auswahlzeremonien schwer, doch fast am Ende war die Aufmerksamkeit schon lange fast bei jedem bereits Sitzendem dem stummen Harren auf den letzten Schüler und der Ungeduld gewichen.
Schließlich aber öffnete sich die Krempe des Hutes und er rief laut: „SLYTHERIN!“
Percy Weasley sprang auf, die Zwillinge schienen äußerst überrascht und Ron sagte irgendetwas, das Harry nicht hörte. Kurz gab es einen kleinen Tumult, doch Professor McGonagall, die sich schnell wieder fasste, sah streng zu den Reihen der Schüler und es wurde leiser.
Ginevra war röter im Gesicht als ihre Haare, als sie zu ihrem Tisch hinüberkam und wirkte verunsichert und auch verlegen, womöglich ob der Dauer ihrer Auswahl, womöglich ob deren Ergebnis. Sie setzte sich auf den freien Platz ganz am Ende und schaute stumm auf den leeren Teller vor sich, schien aber mit ihren Gedanken gänzlich anderswo zu sein.
„Also das habe ich nicht erwartet...“, murmelte Draco, „Ich glaube, sogar Onkel Sev ist verwundert. Er hat tatsächlich aufgehört Leute mit Blicken zu töten.“
Harry sah hoch zu Dracos Paten und musste ihm zustimmen. Irgendwie war es einerseits komisch, Severus überrascht zu sehen, und andererseits beruhigend, dass der dunkelhaarige hagere Mann ein wenig von seiner Verärgerung durch diese Überraschung für den Moment vergessen zu haben schien. Dennoch war sich Harry fast sicher, dass bald ein paar der Erstklässler in ihrer ersten Stunde Zaubertränke ihren ersten schulischen Albtraum in Hogwarts erleben könnten.
Die restlichen fünf Schüler (sie hatten in diesem Jahr außergewöhnlich viele Erstklässler, deren Namen mit W begannen), wurden zwar wieder einstimmig beklatscht, aber die Aufmerksamkeit vieler war nun nicht nur wegen der Dauer der Zeremonie und dem Warten auf das Essen offensichtlich woanders.
„Zubata, Olive“ war schließlich die letzte und der Hut ließ das „GRIFFINDOR!“, das viele bei „Weasley, Ginevra“ erwartet hatten, hören um schließlich zu schweigen und von Professor McGonagall samt Stuhl beiseite geschafft zu werden.
Albus Dumbledore erhob sich und sah auf alle Schüler hinab. Wie immer funkelten die Augen hinter der halbmondförmigen Brille scharfsinnig und freundlich. Obwohl Harry sich nie sicher war, was der Schulleiter wirklich dachte. Dumbledore schien einfach und oft etwas seltsam, aber er hatte eine Tiefe an sich, die möglicherweise nur er selbst verstand. Und, wenn Harry richtig lag, wusste er meist mehr als alle anderen Anwesenden im Schloss, vor allem, wenn etwas geschah, dass keiner so recht verstand oder vorausahnte.
„Willkommen zu diesem Jahr in Hogwarts.“, er legte eine Pause ein, „Und guten Appetit euch allen.“
Er setzte sich und augenblicklich füllten sich die leeren Platten auf den Tischen mit Speisen und Krügen mit Getränken. Die neuen Schüler staunten sicherlich nicht schlecht, die älteren jedoch kannten das Prozedere und begannen damit, sich von den Platten zu bedienen. Harry nahm von den Klößen und von der Schüssel mit gemischtem Gemüse, während Draco sich Spaghetti und Bolognese auftat und Millicent von allem ein wenig zusammenmischte. Das Endergebnis auf ihrem Teller sah leicht beunruhigend aus, doch sie störte sich offensichtlich nicht daran.
„Nun, eine Weasley in Slytherin, das ist schon etwas Neues.“, sagte Draco während sie zu essen begannen.
„Der Hut hat wahrscheinlich seine Gründe, oder nicht? Bei mir dachten sicher auch nicht viele, dass ich hier lande.“, erwiderte Harry und nahm einen Schluck vom Kürbispunsch, der so gut schmeckte, wie er ihn in Erinnerung hatte.
„Du schon, wenn ich mich recht erinnere...“
„Naja. Ich wusste nicht wirklich, wohin ich kommen würde. Und der Hut hat mich mit entscheiden lassen.“
„Vielleicht hat der Hut auch ihr die Wahl gelassen?“, meinte Millicent, bevor sie ein weiteres Stück Fleisch von einer der Platten nahm, die neben einer kleinen Platte mit Pfefferminzbonbons stand, wie Harry sie auch letztes Jahr gesehen hatte
„Kann sein. Vielleicht meinte er, sie wäre zwar gut in Gryffindor aufgehoben, könnte aber auch nach Slytherin gehen und sie wollte nicht in das Haus, in dem schon alle ihre Brüder sind.“, erwiderte Harry. Er und auch Millicent gehörten zu den Schülern, bei denen der Hut mehrere Häuser in Betracht gezogen hatte, bis er sich für eines entschied. Im Gegensatz zu Draco, der den Hut nur sehr kurz aufhatte, bevor ein Slytherin wurde. Wie in der Familie der Weasleys war es auch in seiner Familie üblich, dass die Mitglieder fast alle im gleichen Haus landeten und dass der Hut nie lange zu seiner Entscheidung brauchte.
„Wer weiß.“, beendete Harry das Gespräch, „Kannst du mir mal von dem Blumenkohl da vorn geben, Milli?“
Sie unterhielten sich ein wenig über die Ferien und über die Zugfahrt, bei der Theo Neville geholfen hatte Trevor zu suchen und Draco Hermine fünfmal im Zaubererschach geschlagen hatte. Ihr lag Schach einfach weniger. Danach hatte Draco wiederum gegen sie in einem Quiz aus Millicents einer Zeitschrift verloren, dass Fragen über bekannte Persönlichkeiten der Zaubererwelt stellte. Zwar war Dracos Wissen in Zaubereigeschichte recht umfassend auch über wichtige heutige Zauberer, aber nicht so groß wie das von Hermine, die wahrscheinlich mehr als die Hälfte aller Bücher der Schulbibliothek, zu denen sie Zugang hatte, zu dem Thema gelesen hatte.
Nach dem Essen verschwanden die Speisen und Reste und wurden glich darauf durch den Nachtisch ersetzt. Und nachdem Pudding, Kuchen, Torten, Grieß, Obst, Eiskrem und Strudel ebenfalls verspeist worden waren, leerten sich die Tische erneut und erneut erhob sich Dumbledore am Lehrertisch, nachdem er ein Gespräch mit Professor McGonagall mit ein paar kurzen letzten Worten beendet hatte.
„So, nun da das Essen vorüber ist, muss ich euch noch ein wenig mit ein paar kurzen Ankündigungen aufhalten, bevor ihr alle zu Bett gehen könnt. Zunächst: Ich hoffe, es hat euch allen geschmeckt.“ Ein paar der Schüler murmelten zustimmend. „Wie jedes Jahr möchte ich die Erstklässler und auch einige ältere Schüler darauf hinweisen, dass der Verbotene Wald auf unseren Ländereien seinen Namen trägt, weil sein Betreten verboten ist, nicht weil es besser klingt als nur „der Wald“. Mr Filch, der Hausmeister, weist außerdem darauf hin, dass in den Pausen auf den Gängen zu zaubern ebenso nicht erlaubt ist und ich möchte ergänzen, dass alle Schüler sich an die Regeln der Schule halten mögen, insbesondere die Nachtruhe.“ Kurz wanderte sein Blick zu einigen bekannten Gryffindors, dann auch zu Draco, Harry und Millicent, die gemeinsam mit Hermine zwar nicht dauernd nachts unterwegs gewesen waren, aber doch aufgrund verschiedener Umstände mehrfach nach der Nachtruhe im letzten Jahr noch in den Gängen gewesen waren. Wenn auch nur Draco, Harry, Neville und Ron, der versucht hatte den ersten beiden hinterher zu spionieren, dabei erwischt worden waren. Dumbledore hatte Harry auch einmal persönlich angetroffen und wusste sicherlich auch um jeden einzelnen anderen Schüler, der nachts nicht in seinem oder ihrem Bett gewesen war. Der Schulleiter selbst hatte jedoch nie darüber verlauten lassen.
„In der zweiten Woche findet die Quidditch-Auswahl statt, die Kapitäne der Mannschaften werden bald Nachrichten dazu an den Schwarzen Brettern ihrer Häuser anbringen und sicherlich ihre eigenen Erklärungen liefern, ansonsten ist wie immer Madam Hooch verantwortlich für neue und alte Spieler, die sich auch bezüglich der Auswahl an sie wenden mögen.“
Draco zwinkerte Harry zu und kurz sah auch Marcus Flint, der Kapitän der Slytherins, der ein paar Schüler entfernt saß, zu ihnen hinüber.
„Zuletzt möchte ich noch den neuen Lehrer im Fach für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen“, Dumbledore nickte zu Lockhart hinüber. „für welchen Posten Gilderoy Lockhart dieses Jahr zuständig sein wird.“
Der Angesprochene stand auf, machte eine leichte Verbeugung und schenkte allen Schülern ein Lächeln, bei dem seine Zähne blitzten. Mehrere Schülerinnen tuschelten und einige seufzten sogar.
„Schwer das nicht schon zu wissen, bei seiner Ankündigung für die Zeitung und bei den Unmengen Bücher von ihm auf der Liste...“, murmelte Blaise.
„Zuletzt, liebe Schüler und liebe Kollegen: Die Schulhymne!“, rief Dumbledore enthusiastisch und winkte kurz mit seinem Zauberstab woraufhin ein langer goldener Faden aus ihm hervortrat und den Liedtext zu bilden begann. „Jeder singt nach seiner Lieblingsmelodie!“
Nachdem das letzte Gebrumme, Gemurmel und Gesinge verstummt war (es war nicht weniger vielfältig als im Vorjahr und mehrere Lehrer zeigten oben an ihrem Tisch auch nicht weniger wenig Begeisterung für die Sache), war das Festessen beendet und die Vertrauensschüler standen als erste auf, um alle Häuser zu ihren Gemeinschaftsräumen zu führen. Percy wirkte Harrys Meinung nach, als würde er mit sich ringen, und als wäre sein erster Impuls gewesen, zum Lehrertisch zu gehen und zu fragen, wie es sein konnte, dass seine Schwester nach Slytherin kam, aber er war (bei aller seiner Einbildung auf seine Stellung als Vertrauensschüler) zu pflichtbewusst, um darüber seine Aufgabe zu vergessen. Ginevra Weasley war schnell aufgestanden und Harry hatte sie bereits aus den Augen verloren, sie musste als eine der ersten gegangen sein. Hermine und Neville sah er nicht, sie waren vielleicht ebenfalls bereits fort und auf dem Weg zum Gryffindorturm.
„Kommt, gehen wir.“, sagte Harry zu Theo, Blaise, Draco und Millicent, „Ich weiß das Passwort, wir müssen also nicht noch auf einen Vertrauensschüler warten.“
„Praktisch.“, meinte Draco und „Gut. Ich hatte vor, Sev zu grüßen, aber ich glaube, er hat echt schlechte Laune, also mache ich das lieber morgen.“
Sie gingen in ihrer eigenen kleinen Gruppe die Gänge und den Weg in die Kerker hinunter. Im Vorbeigehen hörten sie mehrfach Getuschel über Lockhart (fast jede Schülerin hatte offenbar einen Narren an ihm gefressen), den Unterricht dieses Jahr, vergessene Hausaufgaben über die Ferien und manches mal auch Anmerkungen über neue Schüler, vor allem die Auswahl der jungen Weasley.
Weil sie eine wenig benutzte Abkürzung nahmen, kamen sie zum ersten mal an diesem Tag sehr schnell an. Der Gemeinschaftsraum war leer, die wenigen Schüler, die vor ihnen angekommen waren, waren bereits in ihren Schlafsälen und das Wasser des Sees, das durch die dicke Glasscheibe, die ihn vom Raum trennte, zu sehen war, war dunkel und still und warf nur noch wenige silbrige Schatten an die Wände.
Millicent trennte sich von ihnen und ging zu den Mädchenschlafsälen, Harry, Draco, Theo und Blaise liefen zu ihrem eigenen Schlafsaal. Crabbe und Goyle, die anderen beiden Jungen in ihrem Raum, waren noch nicht da, dafür war das Gepäck von allen (außer dem von Harry natürlich) inzwischen angekommen. Harry half Draco dabei das Nötigste aus seinem Koffer in seinen Schrank einzusortieren, während die anderen drei es ihnen gleichtaten und ihre eigenen Sachen auspackten, dabei erzählte Draco Harry von dem Treffen seiner Familie und den Weasleys. Außerdem las Harry zwischen den Zeilen, dass sein Freund in den Ferien ein leicht angespanntes Verhältnis mit seinem Vater gehabt hatte. Lucius Malfoy schien nämlich nicht allzu begeistert darüber, mit wem sein Sohn befreundet war und dass Draco bei mehreren Mahlzeiten darauf bestand, die selbstgemachte Tasse von Millicent zu benutzen. Ihre gemeinsame Freundin hatte letztes Jahr zu Weihnachten Harry, Draco und Hermine je eine Tasse geschenkt, die sie in den Farben der Häuser bemalt hatte, genau wie die, die sie sich selbst gemacht hatte. Schon in den Ferien damals hatte Draco seinen Vater damit geärgert, dass er die neue doch recht originelle (und leicht klobige) Tasse verwendete anstatt des feinen Porzellangeschirrs, das bei Malfoys gang und gäbe war. Anschließend gingen sie kurz ins Bad und machten sich bettfertig. Danach spielten sie im Pyjama auf Harrys Bett eine Partie Zaubererschach, bei der Harry nach einem Fehler von Draco die Oberhand bekam und letztlich gewann. Währenddessen stapelte Theodore Unmengen an Zeitschriften (zweifellos alles Hefte über Besen) auf seinen Nachttisch wie eine kleine Barrikade und Blaise gab seinen eigenen Versuch, seine Sachen ordentlich unterzubringen auf, nahm Kleidung für drei Tage aus dem Koffer und legte sie einfach auf eins der beiden Bretter im Schrank und begann damit ein Buch zu lesen.
Schließlich kamen auch Crabbe und Goyle, die knapp grüßten, wobei sich Harry da nicht ganz sicher war, da Goyle ein Grunzen von sich gab, das auch alles mögliche sein könnte und sich vielleicht nicht an einen der Anwesenden richtete. Sie brauchten nur fünf Minuten, um sich umzuziehen und hinzulegen. Harry stellte das Schachbrett auf seinen Nachttisch und Draco ging in sein eigenes Bett und wünschte ihm eine gute Nacht. Dann erlosch das Licht.