Das sinkende Schiff

Hotel Mondial (TV)
F/F
F/M
G
Das sinkende Schiff
All Chapters Forward

Chapter 7

Als sie den Raum betritt, fällt ihr Blick sofort auf Eva, die erschöpft im Bett liegt. Ihre Augen sind geschlossen, ihr Gesicht wirkt blass und angespannt. Uli hält einen Moment inne, bevor sie das Essen, das sie mitgebracht hat, leise auf den Küchentisch stellt. Fast lautlos geht sie ins Schlafzimmer, jeder Schritt bedacht.

Am Bettrand lässt sie sich nieder, vorsichtig, als wolle sie die Stille nicht brechen. Ihre Hand zittert leicht, als sie Eva sanft die Haare aus dem Gesicht streicht. Die weiche Haut ihrer Stirn fühlt sich kühl unter ihren Fingerspitzen an.

Ein leises „Mhm?“ dringt an ihre Ohren, kaum mehr als ein Hauch. Eva blinzelt und öffnet langsam die Augen. Ihre müden, glasigen Blicke treffen auf Ulis, und für einen Moment sieht es so aus, als müsse Eva begreifen, dass sie wirklich da ist.
„Du bist’s“, flüstert sie schließlich, ihre Stimme brüchig vom Schlaf. Ihre Hand hebt die Bettdecke ein Stück an, ein stilles Willkommen.

Uli zögert nur kurz, dann schiebt sie sich behutsam unter die Decke und kuschelt sich dicht an Eva. Die Wärme ihrer Körper verschmilzt, und sie hört, wie Eva ein tiefes, fast unmerkliches Seufzen ausstößt. Evas Kopf sinkt in den Bogen von Ulis Nacken, ihre Bewegungen träge, fast schwer. Ulis Finger gleiten wie von selbst über ihren Arm, als wolle sie diese Verbindung noch intensiver spüren, Trost spenden, ohne ein einziges Wort zu verlieren.

„Eva?“ flüstert Uli schließlich, als sie die Anspannung in ihrem Atem spürt. „Was ist los?“

„Migräne“, kommt die leise Antwort, rau und voller Erschöpfung. „Es zieht vom Nacken hoch.“
Uli nickt kaum merklich, ihre Lippen berühren fast Evas Schläfe. „Lass mich dir helfen“, sagt sie sanft und hebt Evas Kopf vorsichtig an, um ihr Raum zu geben, sich zur Seite zu drehen.

Eva folgt langsam, fast widerwillig, und Uli beginnt mit zarten, bedächtigen Bewegungen ihren Nacken zu massieren. Ihre Daumen tasten sich in sanften Kreisen über die verspannten Muskeln, immer wieder innehaltend, um Eva nicht wehzutun. Sie spürt die Anspannung, die sich hart unter ihrer Haut wölbt, und arbeitet behutsam dagegen an, während Eva leise aufstöhnt.

Zwischendurch beugt sich Uli vor, ihre Lippen finden Evas Nacken für einen flüchtigen Kuss. Es ist eine liebevolle Geste, die Wärme und Nähe überträgt, eine stumme Botschaft: Ich bin hier.

Nach einer Weile dreht sich Eva langsam zu ihr um. Ihre Augen sind immer noch müde, doch etwas Weicheres, Zärtlicheres mischt sich in ihren Blick. Für einen Augenblick scheint die Welt um sie herum stillzustehen, alles andere verblasst.

Uli beugt sich vor, langsam, vorsichtig, und ihre Lippen finden Evas. Der Kuss ist sanft, wie eine Berührung aus Licht, ein stilles Versprechen. Eva schließt die Augen, lässt sich in Ulis Zärtlichkeit fallen, und für einen Moment spürt Uli, wie die Anspannung in Evas Körper nachlässt. Nur die Wärme, nur die Nähe bleibt, so tief, dass keine Worte sie fassen könnten.

„Die beste Medizin“, flüstert Eva mit verträumter Stimme, als sie sich enger an Uli schmiegt. Ein zufriedenes Lächeln legt sich auf ihre Lippen, bevor sie langsam in einen erholsamen Schlaf gleitet.

Uli spürt Evas Atem, ruhig und gleichmäßig, und streicht sanft über ihren Rücken. Doch plötzlich murmelt Eva verschlafen: „Mit mir ist heute aber nichts anzufangen. Tut mir leid.“
„Alles gut, Eva. Nähe ist auch ausreichend“, erwidert Uli, ihre Stimme leise und warm, während sie sich etwas dichter an Eva schmiegt. Diese lächelt matt und legt ihre Hand auf Ulis Hüfte, zieht sie enger an sich, als wolle sie die Welt draußen für einen Moment vergessen.

„Du musst gleich gehen, bevor jemand etwas merkt“, flüstert Eva schließlich dicht an ihrem Ohr, ihre Stimme eindringlich, aber voller Zärtlichkeit. Uli hält kurz inne, spürt die Schwere hinter diesen Worten, nickt jedoch leicht.

Bevor sie sich endgültig löst, streichelt Eva ihr zärtlich den Rücken und murmelt: „Ich komme morgen auch wieder arbeiten. Ich muss noch einiges vorbereiten und die Baustelle kontrollieren.“ Ihre Worte sind entschlossen, aber Uli erkennt die Müdigkeit dahinter.

„Ich komme morgen auch wieder“, antwortet Uli sanft und zieht Eva noch einmal in eine feste Umarmung. „Darf ich morgen wiederkommen, Eva? Ich finde es schön, Zeit mit dir zu verbringen. Ich muss nicht aufpassen, was ich sage, und du hörst mir immer zu.“
Eva sieht sie mit einem warmen Lächeln an, ihre Augen glitzern in der Dämmerung des Raumes. „Du darfst immer kommen, wann du möchtest. Du hast einen Schlüssel. Fühl dich wie zuhause.“ Sie hält kurz inne, dann fügt sie hinzu: „Ich fühl mich zwar nicht wie zuhause, aber vielleicht kannst du es. Und jetzt los, geh.“

Ein bittersüßes Gefühl steigt in Uli auf, als sie sich widerwillig löst. Sie spürt die Wärme der gemeinsamen Momente noch in sich, als sie leise die Wohnung verlässt und nach unten geht.

In ihrer eigenen Wohnung angekommen, wirft sie die Jacke ab und beginnt ohne große Überlegung, den Haushalt in Angriff zu nehmen. Sie räumt auf, startet die Waschmaschine und schrubbt das Badezimmer. Laut Musik dröhnt aus den Lautsprechern und trägt sie in eine andere Welt, während ihre Gedanken noch bei Eva verweilen. Jeder Handgriff wirkt wie ein Mechanismus, der sie antreibt, während die Unordnung langsam verschwindet.

In ihrer guten Laune wirbelt sie durch die Räume, bis sie plötzlich innehält. Jeremy steht im Türrahmen und beobachtet sie.
„Mein Gott, schleich dich doch nicht so an!“ ruft sie erschrocken, doch ihr Gesicht hellt sich mit einem Lachen auf.
„Sorry“, entgegnet Jeremy grinsend, bevor er seine schmutzigen Klamotten achtlos auf den frisch geputzten Boden wirft. „Ich geh duschen.“

Uli sieht ihm fassungslos nach, während er verschwindet, ohne sich um das Chaos zu kümmern, das er hinterlässt. „Ist doch zum Kotzen“, murmelt sie, während sie die Klamotten erneut aufhebt und wegräumt.

„Ivy, Essen ist in der Mikrowelle!“ ruft sie laut durch die Wohnung, bevor sie sich selbst wieder beschäftigt. Doch ihre Gedanken schweifen ab. „Ich würde gerne mal wieder auf ein Konzert gehen“, sagt sie schließlich zu Jeremy, als er aus dem Badezimmer kommt.

„Dann geh doch“, antwortet er, ohne aufzublicken oder echtes Interesse zu zeigen.

Uli verdreht die Augen. Wow, welche Begeisterung, denkt sie trocken. Sie hört das Tropfen der Dusche, als er sich noch das Handtuch um die Hüften schlingt.

„Geh doch mit der Nachbarin“, schlägt er beiläufig vor, während er sich durch die Haare fährt.
„Meinst du wirklich?“ fragt Uli zögerlich, unsicher über den Vorschlag.
„Ja, warum nicht? Wenn ihr euch versteht, muss ich mir das nicht antun“, sagt er und zuckt mit den Schultern, bevor er wieder verschwindet.

„Ich frag sie morgen nach der Arbeit mal. Du bist ja sowieso mit Ivy beim Fußball“, antwortet Uli mehr zu sich selbst, ihre Gedanken schon bei möglichen Gesprächen mit der Nachbarin.
„Ach, stimmt“, sagt Jeremy beiläufig, bevor er noch anmerkt: „Danach geh ich mit den Jungs was trinken. Warte nicht auf mich.“

Uli spürt, wie sich eine leise Enttäuschung in ihr breitmacht, doch sie schüttelt den Gedanken ab. Stattdessen sehnt sie sich nach Momenten wie denen bei Eva – ehrlich, warm, ohne Distanz.

Am nächsten Morgen geht Uli ihrer gewohnten Routine nach. Sie fährt zum Großhandel, um für die Belegschaft einzukaufen. Während sie durch die Gänge streift, wandern ihre Gedanken bereits zum Mittagessen. „Heute gibt’s Pasta, klassisch mit Bolognese“, denkt sie zufrieden, während sie die Zutaten sorgfältig auswählt.

Auf dem Weg zur Rezeption erinnert sie sich daran, dass Eva heute im Hotel ist. Ein leises Lächeln huscht über ihre Lippen, doch die Nachricht, dass Eva schlecht gelaunt sein soll, dämpft ihre Vorfreude. „Alles dauert ihr zu lange“, murmelt Uli in Gedanken, als sie durch die Flure geht. Sie hört Evas Stimme aus einem der Gänge hallen, laut, energisch, vor Frust aufgeladen.

„Kann doch nicht sein, nur weil ich eine Frau bin!“ flucht Eva, ihre Schritte eilig, die schlechte Laune wie eine Wolke um sie. Der Tag hat für sie mit Unzufriedenheit begonnen, und er scheint sich nicht bessern zu wollen.

Weitere Hiobsbotschaften belasten ihre ohnehin angespannte Stimmung: Mehrere Mitarbeiter haben ihre Kündigungen eingereicht. „Das ist doch nicht wahr“, sagt Eva leise zu sich selbst, während sie einen Termin mit dem Notar und der Bank organisiert, um den Kauf des Hotels endlich abzuschließen. Die vielen Baustellen – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne – machen ihr zu schaffen, doch sie gibt nicht auf. Sie hat große Pläne für das Hotel: ökologische Effizienz, Nachhaltigkeit, ein modernes Konzept. Doch der Druck zerrt an ihr.

„Essen!“ ruft jemand laut aus dem Flur. Eva zuckt zusammen, doch der Gedanke an eine Pause klingt verlockend. „Essen klingt gut“, denkt sie erschöpft, steht auf und macht sich auf den Weg zum Konferenzraum.

Dort angekommen, sieht sie die Mitarbeiter bereits versammelt, die Stimmung gedämpft, aber konzentriert. Uli steht etwas abseits, scheinbar ruhig, doch Eva spürt ihre Präsenz sofort. Ihre Blicke treffen sich für einen Moment, und ohne Worte versteht Eva, dass Uli sie in die Küche ruft.

In der Küche angekommen, stellen sich die beiden so, dass sie genug Abstand halten, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch die Spannung zwischen ihnen ist greifbar, wie eine unsichtbare Linie, die sie gleichzeitig trennt und verbindet.

„Ich koche später für dich, wenn du willst“, sagt Uli schließlich, ihre Stimme leise, fast zögerlich. „Jeremy ist den ganzen Tag weg, und Ivy muss um neun schlafen.“

Eva lächelt flüchtig und greift sich an den Bauch. „Okay, aber ich habe jetzt schon Hunger.“
„Du hast gestern nichts gegessen, oder?“ fragt Uli sanft, ihre Stimme voller Sorge.

„Nein“, antwortet Eva, ihre Stimme klingt fast entschuldigend. „Die Stromleitung sollte wohl nächste Woche fertig sein“, sagt sie plötzlich, als ein Mitarbeiter vorbeikommt. „Frau Kersting meinen sie, dann können wir das Restaurant wieder öffnen und wie gewohnt weitermachen.“

„Ich denke, Schönen Feierabend gleich“, sagt Uli, blickt ihr kurz in die Augen und erwidert dann ernst: „Danke. Ich hoffe, ich werde pünktlich abgeholt.“ Ihre Augen suchen Evas Blick, als wolle sie sicherstellen, dass sie das gleiche denkt.

„Das hoffe ich für Sie auch“, sagt Eva, ein leises Lächeln huscht über ihre Lippen.

Eva verlässt die Küche, um in ihr Büro zu gehen. Sie packt ihre Sachen zusammen, ordnet die verstreuten Unterlagen und wirft einen letzten Blick auf das Büro, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist. Dann geht sie zur Rezeption, wo sie Raik einen schnellen Blick zuwirft, der gerade mit den letzten Aufgaben beschäftigt ist.

„Also ich bin dann mal weg“, sagt Eva und nickt Raik zu. Er schließt täglich das Hotel ab, wenn alle gegangen sind. Eva ist froh, dass sie heute nicht bis zum Ende bleiben muss.

Uli folgt ihr bis zum Parkplatz. Beide tauschen einen kurzen Blick, der alles aussagt: Es fühlt sich fast verboten an, aber auch aufregend. Eva spürt ein leichtes Kribbeln, das nicht nur von der Situation, sondern auch von der Nähe zu Uli herrührt.

„Es fühlt sich verboten an, aber aufregend“, murmelt Uli, ihre Stimme fast ein Flüstern.

Eva lacht leise und nickt dann. „Wann kommt deine Tochter nach Hause?“ fragt sie neugierig.

„Die müsste gegen halb acht zuhause sein“, antwortet Uli und schaut auf die Uhr. „Wir haben also noch viel Zeit gemeinsam, wenn du möchtest.“

„Lass mich duschen, und danach habe ich ganz viel Zeit“, sagt Eva und grinst. „In Ordnung, ich muss auch duschen und unser Essen vorbereiten“, erwidert Uli.

„Weißt du was? Wir bestellen was zu essen. Das geht schneller, und wir haben noch einiges zu besprechen“, schlägt Eva vor.

„Haben wir das?“ fragt Uli unsicher, ihre Augen leicht fragend.

„Ja, privat und geschäftlich“, sagt Eva und sieht sie dabei direkt an, als wolle sie bestätigen, dass auch dieser Teil des Gesprächs wichtig ist.

„Okay, Chefin, ich bin gespannt“, sagt Uli mit einem Hauch von Belustigung in ihrer Stimme.

Die beiden gehen in ihre Wohnungen. Eva wirft die Ordner auf den Tisch im Wohnzimmer, schmeißt ihre Tasche daneben und zieht sich dann rasch um, bevor sie ins Bad geht.

Unter der Dusche lässt sie das heiße Wasser auf ihren Körper prasseln und schäumt sich ein. Sie schließt die Augen und lässt sich von dem warmen Wasser entspannen. Doch während sie sich rasiert, schneidet sie sich an einer Stelle. „Mist“, flucht sie leise und sieht auf die kleine Wunde. „Und dann auch noch da“, murmelt sie, als ob die Situation gerade noch schlimmer wird. Doch sie atmet tief durch und denkt sich: Kaum auffällig, Eva. Vielleicht kommt es ja auch gar nicht so weit, aber vorbereitet will ich trotzdem sein.
Sie trimmt den Rest und lässt die Mitte einfach stehen. Das wird schon okay sein. Oder sollte sie doch alles wegschneiden? Eva zögert, ihr Blick haftet auf den unsauberen Kanten. Einen Moment lang hält sie inne, dann entscheidet sie sich. Besser so lassen, bevor sie sich noch mehr schneidet.

Uli hat in diesem Moment denselben Gedanken. Sie steht unter der Dusche, riecht an Ivys Duschgel, das nach Erdbeere duftet. „Mhm, Erdbeere. Könnte gut sein“, denkt sie und schäumt sich ein. Doch auch ihre Gedanken schweifen ab, sie fühlt sich gleichermaßen aufgeregt und gespannt auf das, was noch kommen könnte.

Uli steht vor ihrem Kleiderschrank und fährt sich durch die Haare. Passende Unterwäsche zu finden, ist gar nicht so leicht, denkt sie genervt. Schwarz geht immer, oder? Oder doch Rot? Aber Rot passt nur, wenn ich den BH weglasse. Sie seufzt, schüttelt den Kopf und greift stattdessen nach ihrem Jogginganzug. Das ist eh entspannter. Es ist nur Eva.

Trotz dieser Gedanken klopft ihr Herz ein wenig schneller, als sie sich auf den Weg macht.

An der Tür klopft sie nicht. Eva weiß, dass sie kommt. Und als sie eintritt, findet sie Eva, wie erwartet, im Wohnzimmer, wo sie gerade Kissen aufschüttelt. Der Raum ist gemütlich, überall stehen Kerzen, und auf dem Tisch liegt ein halb gelesenes Buch.

„Hey“, sagt Eva, ohne aufzuschauen. Sie wirkt gelassen, aber ihre Hände bleiben einen Moment zu lange auf dem Kissen liegen, als sie Uli erblickt. Beide tragen Jogginganzüge, beide ungeschminkt – doch Evas Selbstbewusstsein lässt sie dennoch unnahbar wirken.

Uli hingegen bleibt unsicher in der Mitte des Raums stehen. Ihre Hände fummeln am Saum ihres Pullovers, sie weicht Evas Blick aus.

„Setz dich“, sagt Eva schließlich und sieht sie herausfordernd an. „Ich beiße nicht.“

Langsam geht Uli zum Sofa und setzt sich – erst ein wenig entfernt, dann, als ob sie es sich anders überlegt, direkt neben Eva. Ihre Knie berühren sich leicht, eine zufällige Berührung, die sich aber sofort bemerkbar macht. Uli spürt, wie ihre Haut zu prickeln beginnt.

Eva lächelt und mustert sie. „Wo ist denn die große Klappe geblieben, hm?“

Ulis Kopf schnellt herum. „Die ist unten und passt auf.“

Eva lacht leise. „Ahh, da ist sie ja. Gestern warst du aber gar nicht so schüchtern, als du in mein Bett gekrochen bist.“

„Du warst krank, Eva.“ Uli errötet und zieht den Kopf ein. „Und jetzt lass bitte das Thema.“

„Wie du willst“, sagt Eva mit einem breiten Grinsen, das verrät, dass sie sich über den Moment köstlich amüsiert. „Dann reden wir jetzt über etwas anderes. Als Erstes: Wir bestellen Essen. Was möchtest du?“

„Pizza“, antwortet Uli knapp und zieht das Tablet heran, das Eva ihr reicht.

„Such dir was aus“, sagt Eva, während sie aufsteht. „Bestell mir irgendwas, meine Daten sind gespeichert.“

Uli nickt, schaut aber kaum aufs Tablet. Stattdessen beobachtet sie aus dem Augenwinkel, wie Eva zur Küche geht. Ihre Bewegungen sind fließend, fast schon absichtlich entspannt. Sie greift nach einer Rotweinflasche, die Uli mitgebracht hat, und zieht sie mit einem leisen Plopp auf.

Eva denkt insgeheim: Vielleicht wird sie lockerer mit ein bisschen Wein. Zwei Weingläser, die sie aus dem Büro mitgenommen hat, stellt sie bereit und kehrt zurück ins Wohnzimmer.

Als sie das Glas reicht, hebt Uli den Blick. Ihr Lächeln trifft Eva mitten ins Herz. Es ist warm, ehrlich – und es lässt Eva für einen Moment die Fassung verlieren.

„Und du trinkst sogar Wein mit mir? Das ist mir eine Ehre“, sagt Uli leise, mit einem Anflug von Ironie, doch ihre Stimme ist weich.

Eva setzt sich zurück neben sie, ihre Finger streifen kurz Ulis Arm. „Also“, beginnt Eva, „ich wollte eigentlich mit dir über die Arbeit sprechen.“

Bevor Uli etwas erwidern kann, greift Eva nach dem Tablet und scrollt durch ein paar Dateien. „Wir brauchen eine neue Karte. Regional, nachhaltig, aber exklusiver. Das ganze Hotel wird umstrukturiert. Ökologisch, nachhaltig, bezahlbar.“

Uli runzelt die Stirn, nimmt einen Schluck Wein und blickt Eva an. „Meinst du, wir schaffen das?“

Eva legt das Tablet beiseite und dreht sich zu ihr. „Wir?“

„Ja, du bist die Chefin des Hotels, und ich die der Hotelküche. Also… wir.“

Evas Augen blitzen amüsiert auf. „Wieso klingt das gerade wie ein Heiratsantrag?“

Uli hebt eine Augenbraue, ihre Schüchternheit scheint für einen Moment verschwunden. „Vielleicht, weil es sich so anfühlt?“

Eva lacht leise, schüttelt den Kopf und lehnt sich zurück. „Keine Sorge, es ist rein geschäftlich. Aber ohne dich geht es nicht. Du bist das Herz – und ohne Herz kann niemand überleben. Nicht ich, und auch nicht das Hotel.“

Die Worte hängen einen Moment in der Luft. Uli nippt erneut an ihrem Glas, ein warmes Gefühl breitet sich in ihrer Brust aus – ob vom Wein oder von Eva, weiß sie nicht.

Schließlich stellt sie das Glas ab und sagt trocken: „Na gut. Aber nur, wenn ich die Gerichte aussuchen darf.“

Eva lacht laut auf, hebt ihr Glas und prostet ihr zu. „Abgemacht.“

„Okay, aber die Karte werde ich größtenteils selbst entscheiden“, sagt Uli bestimmt und sieht Eva fest in die Augen. „Ich weiß, was die Leute wollen. Und du kümmerst dich um die Zahlen.“

Eva schmunzelt. „Deal.“ Sie streckt ihre Hand aus, aber bevor Uli einschlagen kann, klingelt es an der Tür.

„Ah, das Essen! Perfektes Timing.“

Eva holt die Pizzen und stellt die Kartons auf den kleinen Wohnzimmertisch. Doch als sie sich zu Uli umdreht, bleibt sie mitten in der Bewegung stehen. Uli sitzt wie angewurzelt da, ihre Hände ruhen steif auf ihren Knien, der Blick nervös.

Eva atmet tief durch. „Was ist los, Uli? Du sitzt da wie ein Fragezeichen.“

Uli ringt die Hände und schaut verlegen zu Boden. „Ich… ich bin schüchtern.“

Eva lacht laut, ein herzhaftes, ehrliches Lachen, das den Raum füllt. „Das bist du nicht. Du bist nur unsicher und hast Angst, etwas falsch zu machen.“ Sie beugt sich näher zu Uli, ihre Stimme wird weicher. „Bleib locker. Wir machen nichts, was du nicht willst. Und jetzt iss deine Pizza, bevor sie kalt wird.“

Eva schnappt sich ein Stück und nimmt einen Bissen. „Mmmh, Gemüsepizza. Da kennt jemand meinen Geschmack.“

Uli grinst und lehnt sich ein wenig zurück. „Du isst täglich bei mir. Natürlich kenne ich deinen Geschmack – und deine Essgewohnheiten. Eigentlich kenne ich sehr viel von dir.“

Eva hebt eine Augenbraue. „Ach ja? Erzähl.“

„Zum Beispiel: Am besten spricht man dich vor sieben Uhr morgens gar nicht erst an. Frühstück bedeutet für dich Espresso und ein Croissant. Dann bist du schnell im Bad, danach sitzt du im Büro und arbeitest. Gegen halb eins kommst du runter fürs Mittagessen, und wenn es gut läuft, bist du um 18 Uhr wieder da – zum Abendessen. Bier oder Cola Zero magst du am liebsten.“

Eva starrt sie an, fast schon geschockt. „Das ist wirklich meine Routine. Aber ganz interessant, dass du sogar über die Toilettengänge Bescheid zu wissen scheinst.“

Uli lacht verlegen. „Eva, Espresso… was soll ich dazu sagen?“

Eva schüttelt den Kopf und grinst. „Lass es dir schmecken.“ Sie macht den Fernseher an, damit die Stille nicht zu drückend wird, und lehnt sich entspannt zurück, während sie isst. Doch ihre Augen wandern immer wieder zu Uli, die ruhig neben ihr sitzt, das Weinglas in der Hand.

Nach einer Weile stellt Eva ihre Pizza beiseite und beobachtet sie genauer. Uli wirkt nachdenklich, fast ein bisschen unsicher, doch da ist auch diese Wärme in ihrem Blick. Eva beugt sich ein wenig vor und flüstert: „Komm näher.“

Uli sieht überrascht auf, dann stellt sie ihr Weinglas langsam ab. Ihre Hände zittern leicht, als sie vorsichtig Evas Hand nimmt und mit den Fingern darüberstreicht.

Eva lächelt sanft, greift nach der kuscheligen Decke und legt sie über die beiden. Behutsam zieht sie Uli in ihre Arme, sodass deren Kopf an ihrer Schulter ruht. Eva streichelt sanft über Ulis Arm, ihre Berührung zärtlich und beruhigend.

„Noch hast du nichts Verbotenes getan, Uli“, sagt Eva leise, fast flüsternd. „Dein Gewissen ist noch rein. Abgesehen davon, dass wir uns geküsst haben.“

Uli hebt den Kopf und sieht Eva direkt an. Ihre Augen glitzern. „Ich weiß, Eva.“ Sie macht eine kurze Pause, dann fragt sie: „Was machen eigentlich deine Mädels? Darf ich gucken?“ Sie greift nach dem iPad auf dem Tisch.

Eva schnappt es ihr aus der Hand, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen, und legt es wieder weg. „Es gibt keine Mädels.“

„Oh?“ Uli hebt die Augenbrauen.

Eva beugt sich zu ihr, ihre Stimme wird rauer. „Es gibt nur eine Frau, die ich begehre.“

Bevor Uli etwas erwidern kann, zieht Eva sie an sich und küsst sie fest. Für einen Moment ist Uli irritiert, doch dann erwidert sie den Kuss, ihre Hände wandern unsicher zu Evas Taille.

„Bin ich diese Frau?“ flüstert Uli schließlich, ihre Lippen noch immer nahe an Evas.

Forward
Sign in to leave a review.