Das sinkende Schiff

Hotel Mondial (TV)
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Das sinkende Schiff
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Chapter 5

„Eva“, begann Uli, „mir ging deine Frage nicht aus dem Kopf. Ob ich glücklich bin…“ Sie seufzte. „Ich hatte grade Sex.“

Eva zog überrascht eine Augenbraue hoch. Ihr Blick verriet eine Mischung aus Verwunderung und Abwehr. „Willst du dich setzen?“ fragte sie, dabei ungläubig, dass Uli zu so später Stunde noch zu ihr kam.

„Ja, ins Bett ist auch okay. Du lagst ja offensichtlich schon“, sagte Uli und sah Eva direkt an.

Eva starrte sie nun völlig fassungslos an. „Du willst in mein Bett?“

„Eva, ob ich dir das auf dem Sofa oder im Bett erzähle, wo ist der Unterschied? Und es ist echt frisch bei dir“, sagte Uli, während sie bereits in Richtung des Bettes ging.

Eva lachte kurz und verdrehte die Augen. „Nein, du bist einfach nur barfuß hochgelaufen. Natürlich hast du kalte Füße.“

Uli ließ sich dann ins Bett fallen, während Eva sich noch einmal skeptisch umsah. „Ausnahmsweise ins Bett. Danach verlieren wir da nie wieder ein Wort drüber.“

„Dann erzähl mir mal, was los ist“, forderte Eva sie auf, während sie sich zurücklehnte und darauf wartete, dass Uli weitersprach.

„Lass aber den Teil mit dem Sex bitte weg, das geht mich nichts an“, fügte Eva hinzu und legte sich bequem zurück.

Uli nickte. Sie wollte sich nicht unnötig rechtfertigen. Sie wusste, dass Eva ihr nicht vorwerfen würde, wie sie ihr Leben lebte. Also begann sie zu erzählen.

„Ich habe nachgedacht“, begann Uli, „und festgestellt, dass ich einfach nicht glücklich bin. Weißt du, es begann schon, als ich Ivy bekommen habe. Ich habe mein Leben lang alles so geplant, aber dann hat sich alles verändert. Die Verantwortung, der Alltag – alles fühlt sich plötzlich wie ein langer, nicht enden wollender Tunnel an.“ Sie seufzte.

Eva hörte ihr aufmerksam zu. Sie ließ Uli einfach reden, ohne sie zu unterbrechen. Uli erzählte weiter, dass sie sich immer mehr von ihren Freunden entfernt hatte, besonders nach der Geburt von Ivy. Sie hatte kaum noch Kontakte, nur noch diejenigen, die sie gemeinsam mit Jeremy hatte. Sie fühlte sich isoliert, ohne jemanden, dem sie wirklich vertrauen konnte – bis jetzt, bis zu diesem Moment, in dem sie sich Eva anvertrauen konnte.

„Ich weiß nicht, was ich will, Eva“, sagte Uli schließlich und schaute ihr gegenüber. „Ich liebe Jeremy, aber irgendwie fühle ich mich eingesperrt in diesem Leben. Es ist, als ob ich nichts anderes mehr bin als Mutter und Hausfrau. Und ich habe Angst, dass ich das ganze Leben an mir vorbeiziehen lasse.“

Eva nickte, während sie still in Gedanken versank. Sie verstand, was Uli durchmachte, auch wenn ihre eigenen Erfahrungen vielleicht anders waren. Manchmal schien es, als ob die Menschen alles richtig machten, aber tief im Inneren spürten sie eine Leere, die nicht zu füllen war.

Uli sprach weiter, immer mehr Details preisgebend, und es schien, als ob sie nicht wusste, wo sie anfangen und wo sie aufhören sollte. Eva ließ sie einfach reden. Sie war ruhig, ihr Blick aufmerksam, und es war offensichtlich, dass Uli ihre Erleichterung spürte, einfach alles aussprechen zu können, ohne bewertet zu werden.

Für Uli war es befreiend, sich jemanden anzuvertrauen. Sie hatte nicht nur Jeremy, sondern auch eine andere Seite ihres Lebens, die sie nie wirklich geteilt hatte. Und das war etwas Neues. Ein kleines Stück Freiheit, das sie so dringend brauchte.

Am Ende des Gesprächs war die Nacht schon weit fortgeschritten. Uli war erschöpft, aber auch irgendwie erleichtert. Sie hatte eine Last abgeworfen, die sie lange mit sich herumgetragen hatte. Und auch wenn sie noch keine Antworten hatte, wusste sie, dass sie nun nicht mehr alleine mit ihren Gedanken war.

Eva sah Uli nachdenklich an. „Es tut mir leid, dass du dich so fühlst“, sagte sie leise. „Aber du bist nicht allein. Ich bin froh, dass du mir das erzählt hast.“

„Danke, Eva“, sagt Uli, nachdem sie alles, was sie bedrückt hat, endlich losgeworden ist. Ihre Stimme klingt befreit, aber auch ein wenig erschöpft.

Uli lächelt sanft, ihre Hand berührt beruhigend Eva’s Schulter. „Du bist wirklich wichtig für mich, Eva.“

Ein flüchtiges Lächeln schleicht sich über Uli’s Gesicht, doch in ihren Augen liegt mehr als nur Erleichterung. Trotz der Müdigkeit, die in ihr schlummert – es ist schließlich schon 2 Uhr nachts – funkeln ihre Augen, als sie Eva ansieht.

„Ich geh jetzt ins Bett, Eva. Danke“, murmelt sie und dreht sich langsam um.

Uli hastet die Treppe hinunter, ihre Gedanken noch immer im Wirbel der Emotionen, die sie gerade mit Eva geteilt hat. Es fühlt sich merkwürdig an, so viel von sich preisgegeben zu haben. Sie schlüpft unter die Decke, doch der Schlaf will sich nicht einstellen. Ihr Herz schlägt noch immer schneller, als sie an das Gespräch denkt, an das Vertrauen, das sie gewagt hat.

Und auch Eva ist von dieser Nacht verändert. In ihrer Erinnerung hallt das Bild von Uli nach, die starke, selbstbewusste Frau, die plötzlich zerbrechlich geworden ist. Die Frau, die sich ihr anvertraut hat, ihre Ängste und Unsicherheiten preisgegeben hat – ein Anblick, der Eva noch lange beschäftigen wird.

Der Wecker klingelt um 6 Uhr. Es ist ein neuer Tag, und Eva hat viel zu tun. Sie macht sich auf den Weg nach Hamburg, zu ihren Chefs. Währenddessen läuft alles auf der Baustelle wie am Schnürchen – Uli kocht für das Team, und Raik hält alles im Griff.

Am Nachmittag kehrt Eva erschöpft ins Hotel zurück. Sie will sicherstellen, dass alles in Ordnung ist, bevor sie nach Hause fährt. Ihre Pflanzen warten immer noch in ihrem Zimmer, und sie muss sich beeilen, bevor sie vertrocknen.

Sie betritt ihre Wohnung und merkt sofort den angenehmen Duft im Flur. Ein Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. Schnell geht sie nach oben, stellt ihre Pflanzen ab und geht sofort unter die Dusche.

Es tut gut, den Schweiß des Arbeitstages abwaschen zu können. Ein warmes Bad wäre ihr lieber gewesen, aber sie seufzt und denkt: Man kann nicht alles haben.

Nachdem sie sich erfrischt hat, zieht sie ihren gemütlichen Jogginganzug an und kuschelt sich auf das Sofa. Sie arbeitet ein paar E-Mails ab, als es an der Tür klopft.

„Jaaa?“ ruft Eva, ohne aufzusehen.
„Mach auf!“ ruft Uli zurück.

Eva springt auf und öffnet die Tür. Vor ihr steht Uli, mit einem Teller dampfendem Essen und einem Flaschenöffner in der Hand.

„Danke“, sagt Eva, ihr Herz schlägt schneller. Das hätte sie wirklich vergessen!

„Das hast du für alle gekocht?“ fragt Eva skeptisch, als sie den Teller betrachtet. „Das ist doch ein teures Baustellenessen.“
Uli lacht. „Ne, Eva, sowas koche ich zu Hause. Ein Eintopf – ich dachte, das wäre nicht dein Ding. Und für Ivy war es auch nichts. Also hab ich euch das mitgebracht.“

Evas Herz schlägt einen Takt schneller, als sie hört, dass Uli extra für sie gekocht hat.

„Und was ist mit Champagner?“, fragt Uli, mit einem schelmischen Lächeln.
„Eva grinst frech, den öffnen wir gleich. Oder holst du ihn aus dem Kühlschrank?“ Eva lacht und winkt Uli ins Wohnzimmer. „Fühl dich wie zu Hause.“

Eva stellt das Geschirr auf den Tisch und startet Musik auf ihrem iPad.
„Du hast immer noch keine Gläser für Sekt oder Wein, Eva“, stellt Uli fest und zieht die Augenbrauen hoch.

„Ich trinke das auch eigentlich nicht“, erwidert Eva, während sie die Flasche Champagner nimmt und vorsichtig versucht, sie zu öffnen. Doch der Korken knallt gegen die Wand, und der Schaum spritzt heraus.

„Hat eher weniger geklappt, mhm“, sagt Eva, mit einem schiefen Lächeln.
„Einmal mit Profis zusammenarbeiten… wäre schön“, seufzt Uli und lacht.

Eva verzieht das Gesicht. „Toll, jetzt klebt alles.“
Uli steht auf, nimmt ihr die Flasche ab und füllt zwei Gläser. Sie reicht Eva eines, und sie stoßen an.

Beide setzen sich auf das Sofa und sehen sich einen Moment lang an.
„Was gibt’s denn zu feiern?“ fragt Uli unsicher.

Eva schaut sie ernst an und sagt mit einem Lächeln, das ihre Augen zum Strahlen bringt: „Vor dir sitzt deine Chefin. Das gibt es zu feiern.“

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