
Chapter 4
“Ich habe gerade Salzstangen gegessen. Sie waren so lecker und salzig”, erklärt sie ihm, die Stimme beinahe verträumt.
“Okay, muss ich mir Sorgen machen?” fragt Jeremy, die Stirn runzelnd.
“Warum?” erwidert Uli, beinahe abwesend.
“Es ist spät. Wir sollten ins Bett”, schlägt Uli vor. “Du solltest vorher duschen. Du stinkst.”
Uli schloss für einen Moment die Augen und atmete tief ein, als sie an Eva dachte. Der zarte, aber auffällige Duft von Vanille hatte ihr sofort die Sinne vernebelt, als Eva neben ihr gesessen hatte. Dieser Duft war nicht nur angenehm, er war irgendwie beruhigend und doch zugleich aufregend. Uli konnte sich noch genau daran erinnern, wie er ihre Gedanken in einem Augenblick der Vertrautheit entführt hatte. Eva roch einfach gut, und dieser Geruch hatte etwas in ihr ausgelöst, das sie nicht ganz zuordnen konnte.
Am nächsten Morgen erschien jeder pünktlich zur Arbeit. Uli hatte bereits früh den Großhandel aufgesucht und sich mit allen Zutaten eingedeckt, um das Mittagessen vorzubereiten. In der Küche war sie ganz in ihrem Element, während sie die verschiedenen Gerichte aufstellte und anrührte. Eva war jedoch mit einem wichtigen Termin außerhalb des Hotels beschäftigt, und Jeremy war in den Zimmern unterwegs, um noch ein paar zusätzliche Arbeiten zu erledigen.
Eva kehrte gegen Mittag zurück, als das Essen bereits vorbei war. Das hatte sie etwas enttäuscht, aber sie wusste, dass Uli sicher dafür gesorgt hatte, dass noch etwas übrig blieb. Die Frau ist ja sonst nichts, dachte sie schmunzelnd, als sie das Büro betrat. Uli hatte in der Tat an sie gedacht und ihr etwas übriggelassen.
Uli klopfte kurz an die Tür von Evas Büro, bevor sie ohne eine Reaktion abzuwarten eintrat. Eva war noch in ein Telefonat vertieft, und ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie Uli bemerkte, die ohne Vorwarnung in der Tür stand. Uli hielt die Tupperdosen mit dem Essen hoch und grinste sie an, als wollte sie sagen: Du hast es ja fast geschafft, aber ich habe noch etwas für dich.
Eva verdrehte bei diesem Anblick mit einem Lächeln die Augen. Sie war gerade dabei, das Telefonat zu beenden und sich von der anderen Person zu verabschieden: „Ja, vielen Dank, ich komme dann nach Hamburg. Danke“, sagte sie mit einem professionellen Ton, bevor sie den Hörer auflegte.
„So, Frau Kersting“, begann Eva nun, während sie sich aufrichtete und dabei immer noch schmunzelte. „Du musst essen, Eva“, sagte Uli bestimmt und stellte die Tupperdosen auf den Tisch vor ihr, als ob es kein Entkommen gäbe.
„Ich muss nach Hause“, sagte Eva und warf Uli einen Blick zu, der mehr verriet als sie beabsichtigte.
Uli ließ sich jedoch nicht beirren. „Perfekt, nimmst du mich mit?“ fragte sie, dabei war das freche Grinsen auf ihrem Gesicht kaum zu übersehen.
Eva blinzelte überrascht, als sie die Frage hörte, und ihre Augen weiteten sich. „Ähm, und dein Mann?“, fragte sie, als ob sie diese Tatsache gerade erst realisierte.
„Der kommt erst später nach Hause. Er holt Ivy ab und bringt sie zum Training“, erklärte Uli mit einem Schulterzucken. „Dann muss ich nicht laufen. Es regnet sowieso, und da du jetzt eh nach Hause willst, kannst du mich auch mitnehmen“, fügte sie hinzu und grinste frech weiter, als hätte sie ihren eigenen Plan bereits fest in der Hand.
Eva zögerte einen Moment, als ob sie die Entscheidung noch abwägen musste. Ihr Blick fiel auf Uli, und sie konnte sich nicht ganz erklären, warum diese Bitte auf einmal so schwer zu beantworten war. „Okay, aber ich muss noch einkaufen. Das Bier ist alle…“, sagte sie schließlich, und ein Lächeln spielte auf ihren Lippen.
Uli lachte herzlich. „Das ist kein Problem. Die Sorte war sowieso nichts“, meinte sie.
Kurz darauf verließen sie zusammen das Hotel und machten sich auf den Weg zum Supermarkt. Eva fuhr den Wagen, während Uli sich zurücklehnte und die Landschaft betrachtete. In der kurzen Zeit, die sie unterwegs waren, spürte Eva, wie sich die Atmosphäre zwischen ihnen verändert hatte – etwas Leichtes, Unbeschwertes lag in der Luft.
Als sie im Supermarkt ankamen, nahm Eva schnell eine Kiste Bier und ein paar Süßigkeiten in den Einkaufswagen. Uli musterte den Wagen kritisch und konnte sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen. „Du lebst wirklich nicht gesund, Eva. Ich frage mich, wie du deine Figur halten kannst, bei dem, was du isst oder eben nicht isst“, sagte sie mit einem leichten Stirnrunzeln und einer Mischung aus Erstaunen und Belustigung.
Eva zuckte mit den Schultern und grinste. „Bier ist auch Nahrung“, murmelte sie in einem fast versöhnlichen Ton, als ob das alles einen bestimmten Sinn ergäbe. „Und ich habe momentan einfach keine Zeit zu kochen oder zu bestellen. Das war im Hotel viel einfacher“, fügte sie mit einem Hauch von Nostalgie hinzu, als sie an die Einfachheit des Hotelalltags dachte.
Uli lachte leise. „Vielleicht solltest du das mit dem Kochen doch mal wieder ausprobieren“, meinte sie, als sie Eva aus den Augenwinkeln musterte. Aber sie wusste, dass Eva im Moment wahrscheinlich keinen Kopf dafür hatte – sie war einfach zu sehr in ihrer eigenen Welt.
Uli zögerte einen Moment, als sie Eva ansah. Ihre Gedanken wirbelten umher, doch sie entschied sich schließlich, nichts zu sagen. Sie war sich unsicher, ob sie jetzt wirklich noch etwas hinzufügen sollte, also schloss sie den Gedanken ab und sah Eva einfach nur an.
„Und bevor du mir gleich wieder dein Essen andrehst, Uli“, begann Eva schließlich mit einem schiefen Lächeln, „ich habe keine Mikrowelle und kalte Nudeln sind nicht gerade lecker.“
Uli nickte und grinste. „Okay, du hast gewonnen“, sagte sie, als sie mit Eva zum Auto ging, um ihre Einkäufe zu verstauen. Eva startete den Wagen, und sie fuhren zusammen zur Wohnung.
„Ich mach dir das Essen bei uns warm, und du stellst das Bier kalt, okay?“, fragte Uli, die sich immer noch nicht sicher war, ob Eva vielleicht einfach ihre Ruhe haben wollte.
„Klar, mach ich“, antwortete Eva und stieg aus, um die Einkäufe zu verstauen. Sie ging dann in die Wohnung, packte das Bier in den Kühlschrank und zog sich einen bequemen Jogginganzug an. Ein kurzer Blick auf ihr iPad, und plötzlich stockte ihr der Atem. 118 Anfragen? Was ist denn hier los? fragte sie sich ungläubig. Das war wirklich nicht normal.
Gerade als sie versuchte, sich zu fassen, klopfte es an der Tür.
„Ist offen!“, rief Eva, während sie immer noch in ihrer App versunken war und die Anfragen durchging. Zu jung, zu jung, 18 Jahre? Ja, genau, könnte meine Tochter sein. Zu ungepflegt. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Uli mit ihrem Essen in der Hand hereinkam und es ihr vor die Nase hielt.
„Hier, dein Essen“, sagte Uli und legte es ab.
„Danke“, sagte Eva und legte das iPad zur Seite. Ihre Augen trafen Ulis, und sie spürte, dass sie etwas mehr Nähe wollte. Uli setzte sich neben sie, schien jedoch zu zögern, bevor sie Eva mit einer Frage anblickte.
„Darf ich?“, fragte Uli und griff nach dem iPad, bevor Eva antworten konnte.
Eva blickte sie nervös an. „Ist das nicht etwas privat?“, fragte sie, unsicher, was Uli mit ihren Nachrichten anfangen wollte.
Uli schüttelte den Kopf, ihre Augen funkelten. „Ich lese ja keine Nachrichten“, erklärte sie, während sie das iPad in den Händen hielt. „OH“, sagte sie dann plötzlich laut und starrte auf den Bildschirm.
Eva nickte, ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Ja, das ist…“, begann sie, doch Uli unterbrach sie mit einem frechen Stupser in die Hüfte.
„Da ist jemand begehrt“, sagte sie mit einem leichten Schmunzeln, als sie die Fotos durchscrollte.
„Mh“, murmelte Uli und fuhr mit dem Finger über das Display. „Okay, wow, 18? Ist das nicht etwas… jung?“, fragte sie dann, als sie die Altersangabe der Frau sah.
Eva starrte sie entsetzt an. „Seh ich aus, als würde ich auf Kinder stehen?“, fragte sie empört. „Ab 30 geht es, obwohl das schon sehr jung ist. 40 wäre besser. Aber in der heutigen Zeit darf man ja keine Ansprüche mehr stellen.“
Uli korrigierte sie mit einem Grinsen. „Und du hast sehr hohe…“
Eva lachte und rollte mit den Augen. „Willst du noch ein Bier?“ fragte sie und stand auf, um Uli ein Bier zu holen, während sie sich selbst eine Cola einschenkte.
„Total entspannend, sich Frauen anzusehen“, flüsterte Uli, als sie weiter durch die Profile scrollte und die Fotos der Frauen betrachtete. „Die hier sieht doch nett aus“, sagte sie und zeigte auf eine der Frauen.
„Ich bin zwar selbst blond, aber steh halt überhaupt nicht auf blond. Und auch nicht auf so viel Make-up oder lange Nägel“, erklärte sie mit einer Mischung aus Ablehnung und Belustigung, als sie das Bild einer weiteren Frau betrachtete.
„Da kommen die Ansprüche wieder durch“, sagte Eva lachend, während sie das Bier an Uli übergab.
Uli lachte mit. „Versteh ich total“, sagte sie, und ihre Augen funkelten, als sie noch mehr Profile ansah.
Eva beobachtete Uli dabei und dachte nach. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, warum sie immer wieder zu ihr hinüberschaute. Vielleicht lag es daran, dass Uli so offen war, so charmant. Eva konnte nicht leugnen, dass Uli etwas hatte, das sie anzog. Es waren nicht nur ihre frechen Bemerkungen oder das Lächeln, sondern auch ihre Züge, wie das Grübchen, das sich an ihren Lippen bildete, wenn sie lachte. Es war etwas an ihr, das Eva faszinierte und das sie immer wieder in ihren Bann zog.
„Wir reden sehr viel über mich“, sagte Eva plötzlich und legte das iPad beiseite. „Was ist denn mit dir? Bist du glücklich?“ Ihre Stimme hatte einen Hauch von Neugier, aber auch etwas, das nach echtem Interesse klang.
Uli lachte und schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das sollte ich nicht mit unserer Chefin besprechen“, erwiderte sie mit einem verschmitzten Lächeln.
Eva sah sie ernst an. Ihr Blick war ruhig und durchdringend, als wollte sie mehr erfahren, als nur eine flapsige Antwort. „Dann solltest du als meine Angestellte auch eigentlich nicht hier sitzen, oder?“ fragte sie. „Und du sitzt jetzt schon den zweiten Tag hier auf meinem Sofa.“
Uli seufzte tief und verschränkte die Arme. „Also gut, du hast mich überzeugt“, sagte sie. „Ich bin zufrieden, sagen wir mal so. Besser geht immer, schlechter aber auch“, fügte sie dann hinzu und wirkte ein wenig nachdenklich.
Eva war irritiert. „Wovon genau sprichst du?“ Ihre Miene verriet, dass sie sich nicht ganz sicher war, was Uli gerade meinte.
„Ich rede von der Beziehung, nicht vom Sex“, sagte Uli mit einem leichten Lächeln. „Das würde zu weit gehen.“
Eva nickte und blickte einen Moment nachdenklich auf das iPad. Sie legte ihre Hand auf die Beine, während sie sich zurücklehnte. „Erzähl mir mehr, Uli“, forderte sie dann, ihre Stimme war ruhig und gleichzeitig einladend. Ihre Augen fixierten Ulis Gesicht, und sie konnte sich nicht ganz von ihren Lippen abwenden.
Uli begann zu erzählen, wie sie Jeremy kennengelernt hatte und dass er ihr erster und einziger Mann war. „Oh“, entglitt es Eva, überrascht, was sie hörte.
Uli lachte, als sie Evas Gesicht sah. „Sehr überrascht, was?“
Eva schmunzelte und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte sie dann ernst, „du hast einfach eine Entscheidung im Leben getroffen, die sich für dich richtig angefühlt hat. Und dann hast du diesen Mann geheiratet.“
Uli nickte, und für einen Moment war es still, bevor sie sich ein weiteres Bier holte und einen Schluck nahm. Sie beobachtete Eva aus den Augenwinkeln und fragte dann: „Und du, Eva? Warst du nie an so einem Punkt?“
Die Frage ließ die Stimmung im Raum merklich kippen. Ein Gefühl der Spannung legte sich über sie, als Eva für einen Moment die Worte suchte. Sie sah auf ihr iPad und sprach dann leise: „Doch, ich war mal an so einem Punkt. Ich dachte, diesen Menschen könnte ich mein Leben lang lieben.“ Sie machte eine Pause und atmete tief ein, als sie sich an die Vergangenheit erinnerte. „Doch ich hatte mich geirrt.“
Eva nahm das iPad wieder in die Hand und versuchte, sich abzulenken. „Sollen wir weiter gucken?“ fragte sie, um das Thema zu wechseln. Sie scrollte durch ihre Nachrichten, als Uli sich plötzlich etwas enger an sie setzte. Ihre Arme berührten sich, und Uli nahm wieder den Duft von Vanille wahr, der sie in den Bann zog.
Sie blickte auf das iPad, als Eva eine Nachricht öffnete. Beide starrten gleichzeitig auf den Bildschirm, ihre Blicke trafen sich, und dann sahen sie wieder ungläubig auf das Bild, das sich vor ihnen ausbreitete.
„Oh Gott!“, rief Uli aus und stieß sich fast von der Couch. „Waaarum fotografiert man sich dabei?!“
Eva war kurz sprachlos und dann brach es aus ihr heraus: „Und wieso zum Teufel eine GURKE?!“
Uli kicherte und schüttelte den Kopf. „Oh mein Gott, das ist genug Internet für heute“, sagte sie lachend, als sie sich zurücklehnte und sich nicht mehr beruhigen konnte.
Beide starrten sich an und fingen an zu lachen, immer noch schockiert, aber auch amüsiert über das, was sie gesehen hatten. „Unglaublich, was in manchen Köpfen vor sich geht“, sagte Eva, während sie immer noch lachte.
„Wie alt war die Gute?“, fragte Uli mit einem Schmunzeln, als sie immer noch auf den Bildschirm starrte.
Eva öffnete das Profil und starrte ungläubig auf die Zahl: „42.“ Sie schüttelte den Kopf. „Da kann man sich eigentlich denken, dass man weiß, was man verschickt“, sagte sie mit einem trockenen Lächeln. „Also ich würde niemals auf diese Idee kommen.“ Sie blickte zu Eva. „Und ich bin nur ein Jahr älter.“
Uli lachte leise. „Mhm“, sagte Eva, ihre Stimme schien in Gedanken zu versinken. „Was machen wir jetzt?“
„Ich muss morgen nach Hamburg“, erzählte Eva. „Und du?“ fragte Eva neugierig.
Uli sah sie überrascht an. „Was denn da? Oder geschäftlich?“
„Ja, genau. Drück mir die Daumen“, sagte Eva und grinste. „Und wenn’s klappt, kriegst du morgen Abend Champagner.“
„Ach, ich soll morgen Abend wiederkommen?“ fragte Uli mit einem Lächeln.
„Wenn du nichts Besseres vor hast, du kennst ja den Weg“, sagte Eva schelmisch. „Oder weißt du was? Ich vertraue dir und gebe dir meinen Ersatzschlüssel. Ist ja praktisch, wenn ich meinen mal vergesse. Dann muss ich nicht bis ins Büro.“
Uli starrte sie für einen Moment an, dann stand Eva auf, holte den Schlüssel aus der Küche und hielt ihn Uli vor die Nase. „Okay…“, murmelte Uli und griff nach dem Schlüssel. Ihre Blicke trafen sich und verharrten für einen Moment.
„Klopf bitte trotzdem vorher an, bevor du reinkommst“, sagte Eva dann und lachte.
Uli schmunzelte, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. „Nicht, dass ich dich mit einer Gurke erwische, meinst du?“
Eva lachte ebenfalls. „Das wird niemals passieren. Das verspreche ich dir.“
„Ich muss jetzt gehen, Eva. Meine Tochter kommt gleich nach Hause und Jeremy… der weiß nicht, dass du hier wohnst. Ich denke, das ist besser so“, sagte Uli schließlich und stand auf.
„Okay, dann bis morgen Abend?“, fragte Eva, als sie sich wieder hinsetzte.
„Bis morgen, Eva“, antwortete Uli und sah ihr noch einen Moment lang tief in die Augen, bevor sie die Wohnung verließ. Eva sah ihr hinterher, dann nahm sie wieder das iPad in die Hand und legte sich ins Bett. Der Film, den sie startete, war zwar nicht das, was sie sich wirklich gewünscht hatte, aber es war beruhigend.
Uli stand unterdessen unten in der Küche und machte den Abwasch. Jeremy war in der Dusche, und Ivy lag bereits im Bett, vertieft in ein Buch. Der Alltag war zurückgekehrt, aber in Ulis Kopf blieb eine Frage zurück. War sie glücklich?
Als der Abwasch erledigt war, legte sich Uli schließlich ins Bett zu Jeremy. Sie kuschelten sich zusammen, haben Sex nach langer Zeit mal wieder. Die Nähe tat gut, und für einen Moment schien alles wieder in Ordnung. Doch als sie die Augen schloss, stellte Uli sich die Frage, die sie schon lange beschäftigt hatte: Bin ich glücklich?
Es war schön. Es war befriedigend, aber Uli fragte sich immer wieder, ob sie all das wirklich glücklich machte. Ihr Leben hatte sich zu einem festen Rhythmus entwickelt, einem Plan, den sie tagtäglich befolgten. Drei Mal die Woche Fußball für Jeremy, zweimal die Woche ins Gym, und am Wochenende war meist auch etwas mit Ivy, wobei Jeremy sie begleitete. Und Uli? Sie kümmerte sich um den Haushalt und das Kochen. Aber das war nicht das, was sie sich erträumt hatte. Es erfüllte sie nicht.
In dieser Nacht, um 23 Uhr, stand sie auf, nahm den Schlüssel und entschloss sich, zu Eva zu gehen. Im Schlafanzug machte sie sich auf den Weg und klopfte leise an die Tür. Eva seufzte und dachte, es müssten wieder irgendwelche Idioten sein, die um diese Zeit noch vor ihrer Tür standen. Als sie das Schloss hörte, sprang sie schnell auf.
„Was ist denn hier los?“, fragte Eva, noch sichtlich überrascht von der ungewohnten Störung.