Die letzten Briefe

Harry Potter - J. K. Rowling
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Die letzten Briefe
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Die letzten Briefe

Remus,

wir haben gerade mal seit gestern Ferien und ich vermisse euch schon. Dich.

Meine Mutter hat mich während der 24 Stunden in denen ich in diesem Loch feststecke schon drei Mal angeschrien und Regulus hat mich komplett ignoriert. Ich gebe ihm nicht die Schuld, es ist dieser Drache, der ihm einredet, dass ich ein "schlechter Umgang" bin.

In zwei Wochen gehe ich zu James. Ich hoffe, dich dort auch zu sehen.

Wie war denn dein erster Tag ohne deinen supertollen, wunderschönen und perfekten besten Freund, der sich zufällig in einen Hund verwandeln kann?

Dein Sirius. <3

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Liebster Sirius,

ich langweile mich hier auch zu Tode. Meine Hausaufgaben sind schon alle erledigt und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.

Morgen ist Vollmond.

Ich hasse die Vollmonde ohne euch, sie sind immer schlimmer, wenn ihr nicht da seid.

Vielleicht werde ich auch zu James gehen, ich muss aber zum Vollmond in der fünften Woche dann wieder nach Hause, denn James hat, meines Wissens nach keine Kelleranlage, in der man ein Monster einsperren kann. Ich habe wirklich Angst. Es ist kein normaler Vollmond sondern Blutmond und ich weiß nicht ob und inwiefern sich das auf meine Verwandlung auswirken wird.

Ich vermisse euch. Vor allem natürlich meinen arroganten, planlosen, eingebildeten besten Freund, der sich zufällig in einen Hund verwandeln kann.

Das mit Regulus tut mir leid. Ich hasse deinen Mutter, by the way.

Ich hoffe dir geht's gut.

Remus

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Hallöchen Monny,

Entschuldigung, dass ich erst jetzt schreibe, ich hoffe du bist mir nicht böse, aber meine Mutter hatte meine Eule konfisziert, weil ich ein paar Leuten geschrieben hatte und ich musste warten, bis ich in die Winkelgasse konnte um meine Post zu verschicken. Die Frau geht mir so auf die Nerven, du würdest es gar nicht glauben!

Wie geht es dir denn? Hast du den Vollmond gut überstanden?

Es tut mir so leid, dass ich nicht da sein konnte, aber meine Eltern würden mich dich niemals besuchen lassen. Der einzige Grund, dass sie mich zu James lassen ist, weil die Potters Reinblüter sind und steinreich.

Ich hoffe wir sehen und in einer Woche.

Dein Sirius

P.S. Bitte hör auf dich selbst als Monster zu bezeichnen. Du bist kein Monster, sondern mein Monny. Dankeschön.

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Hey Monny.

Du hast mir auf meinen letzten Brief nicht geantwortet, deshalb nehme ich an, dass er verloren gegangen ist und schreibe dir jetzt einen Neuen.

Am Montag gehe ich zu Jamsie. Nur noch 6 Tage, ich freu mich so!

Ich glaube, ich hatte dich in meinem letzten Brief gefragt, wie es dir noch dem Vollmond erging. Und das würde ich ganz gerne immer noch wissen.

Mom hat mir meine Eule wiedergegeben, deswegen kann ich wieder öfter schreiben.

Kommst du zu James mit? Du hast mir immer noch nicht geantwortet.....

Naja, ich hoffe mal wir sehen uns bald.

Dein, eine Antwort abwartender Sirius.

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Moony.

Du hast mir schon wieder nicht geantwortet! Dabei habe ich dieses Mal meine persönliche Eule losgeschickt und deshalb hätte der Brief eigentlich ankommen sollen.

Wie dem auch sei, in vier Tagen gehe ich zu James.

Orion ist heute am Esstisch total ausgerastet, als ich ihm erzählt habe, dass einige meiner Freunde queer sind. Er hat einen Kerzenständer umgeschmissen und einen Teppich in Brand gesetzt. Wie soll ich ihm denn bei diesem Verhalten erzählen, dass ich selbst queer bin? Ich möchte nicht, dass sie schon wieder irgendwelche Flüche an mir ausprobieren, ich hätte gerne mal Sommerferien, aus denen ich nicht mit Narben zurückkomme. Wie soll ich dich denn dieses Jahr als Casanova von Gryffindor ablösen, wenn ich blaue Flecken habe. Obwohl....deine Narben gehören definitiv zu deinem Charme...vielleicht sollte ich mir auch welche zulegen. War natürlich nur ein Spaß.

Wie gehts dir?

Sirius.

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Monns,

du schreibst mir immer noch nicht... habe ich was falsch gemacht?

Morgen gehe ich zu James und ich hoffe, dass du auch da sein wirst.

Bitte.

Sirius.

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Remus,

bitte sag mir, was ich falsch gemacht habe! Du antwortest mir seit über einer Woche nicht.

Ich brauch dich.

Jetzt mehr denn je.

Ich habe mich mit meiner Eltern gestritten, es war furchtbar. Wir haben uns heftig angeschrien, ich weiß gar nicht mehr warum und aus dem Eifer des Gefechts heraus habe ich mich geoutet. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen. Für einen kurzen Moment hätte ich fast lachen können.

Doch dann ist Walpurga ganz nah an mich herangetreten und hat geflüstert: "Von diesem Moment an, bist du nicht mehr unser Sohn." Dann hat sie ihren Zauberstab gehoben und einer Zauber ausgesprochen, der so eine starke Druckwelle auslöste, dass ich durch das Fenster im Flur nach draußen auf die Straße geflogen bin. Aus dem zweiten Stock! Bevor Walpurga noch einen Zauber aussprechen konnte bin ich zu James appariert. Ich hatte noch nie solche Angst in meinem Leben, wie als sie da zwei Stöcke über mir am Fenster stand und ihren Zauberstab hob. Ihre Augen waren so kalt. Ich kann dir nicht genau sagen warum, aber ich wusste, dass sie mich mit dem nächsten Zauber umbringen würde. Ihre lagen diese zwei kleinen Worte auf der Zunge, das habe ich genau gesehen!

James hat sich ganz schön erschrocken, als ich da vor seiner Tür stand. Ich sah bestimmt ziemlich fertig aus.

Seitdem bin ich bei den Potters und kuriere mich aus.

Fleamont und Effi haben alle meine Sachen von meinen Eltern geholt, keine Ahnung ob sie mir Walburga und Orion in einen Kampf geraten sind, aber auf jeden Fall sahen sie ziemlich fertig aus.

Bitte sag mir wie es dir geht.

Sirius

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Monny,

ich bin jetzt seit fünf Tagen bei den Potters und du hast mir immer noch nicht zurückgeschrieben.

Was habe ich getan, dass du mir nicht mehr schreibst?

Ich weiß, ich kriege manchmal nicht mit, wenn ich jemanden verletzte, aber warum ignoriert du auch noch James?

Auch Peter sagt du hättest ihm nicht zurückgeschrieben.

Bitte, melde dich.

Sirius.

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Remus.

Acht tage bei den Potters und immer noch kein Brief von dir. Ich habe auch Hope und Lyall geschrieben, aber sie antworten mir nicht.

Wenn dir was passiert wäre, dann hätten sie uns doch Bescheid gesagt, oder?

Was haben wir getan?

Dein Sirius.

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Lupin,

bin ich dir wirklich so egal, dass du dich nach allem was ich dir erzählt habe und unserer jahrelangen Freundschaft nicht mal mehr dazu herablässt mir zurückzuschreiben?

Ich tue quasi nichts anderes als auf Briefe zu warten, die nicht ankommen.

Gestern habe ich bei dir zuhause angerufen. Ich weiß, dass du zuhause bist, denn deine Mutter ist rangegangen. Als ich ihr sagte wer ich bin hat sie aufgelegt.

Was habe ich getan, dass selbst deine Eltern mich ignorieren?

Ist das dein Ernst?

Sirius.

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Remus.

Ich kann nicht mehr.

Ich bin seit über zwei Wochen bei den Potters und ich brauche dich. Du kannst doch nicht einfach so verschwinden und dich nicht melden!

Bedeutet dir unsere Freundschaft nichts?

Bedeute ich dir nichts?

Sirius.

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Lupin,

ich kann es nicht fassen, dass du uns immer noch ignorierst.

Es ist die fünfte Ferienwoche und morgen ist Vollmond. Ich mache mir Sorgen um dich, aber anderseits kann ich nicht verstehen, warum du mich so verletzen muss.

Habe gestern nochmal bei dir angerufen. Diesmal ist dein Vater rangegangen. Er hat gesagt, dass du mich nicht sprechen kannst. Kannst oder Willst du nicht?

Warum ist dir das alles egal?

Hör auf mich zu ignorieren!

Viel Glück beim Vollmond.

Sirius

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Remus,

Es ist jetzt drei Tage nach Vollmond.

Effi hat gesagt ich soll einfach bei dir vorbeikommen. Und das kündige ich hiermit an. In zwei Tagen kommen James und ich dich besuchen. Ob du willst oder nicht. Wage es nicht dich an dem Tag aus dem Haus zu stehlen.

Ich finde dich eh.

Und dann kannst du mir vielleicht endlich mal erzählen, was ich falsch gemacht habe.

Viele liebe Grüße, Sirius.

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Sirius kam mit langer Mine die Treppe hinunter und setzte sich zu den Potters an den Küchentisch. Effi, James Mutter trank einer gut riechenden Tee und Fleamont, James Vater setzte Sirius eine Tasse Kaffee vor die Nase.

"Ich habe ihm geschrieben", seufzte der junge Black und nippte an dem heißen Getränk.

James legte ihm unterstützend eine Hand auf den Rücken und streichelte ihn.

"Wir werden bestimmt rausfinden, was los ist."

"Das hoffe ich."

Sirius würde es niemals offen zugeben, aber dass Remus, sein Moony ihn ignorierte, hatte fast noch mehr wehgetan als die Sache mit seinen Eltern.

Natürlich hatten Walpurga und Orion ihm über die Jahre viel mehr Schmerz und Leid zugefügt als Remus, aber Sirius hatte ziemlich schnell realisiert, dass diese Menschen nicht seine Familie sein konnten. Familie hatten sich lieb. Und Leute die sich lieb hatten, taten sich nicht gegenseitig weh.

Remus, James, Peter, Marls, Dorcas, Mary und Lily waren seine Familie. Die Gryffindors waren seine Familie. Nicht die Blacks. Und deshalb fühlte es sich viel schlimmer an, wenn Remus ihn verstoß, als wenn seine biologischen Eltern es taten.

"Blut ist dicker als Wasser." Das Blut einer Blutsbrüderschaft wiegt mehr als das Fruchtwasser der Familie, in die man hineingeboren wurde. Sirius Familie waren die Marauders! Er hatte sich diese Familie selbst ausgesucht! Und die wahre Bedeutung des Zitates herauszufinden, dass seine Familie mehr als einmal dafür verwendet hatte klar zu machen, dass ihm seine biologisch Familie wichtiger sein sollte als seine Freunde, bereitete ihm Genugtuung.

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James, Sirius und Fleamont näherten sich dem kleinen walisischen Dorf, in dem Remus Familie lebte. Sie waren auf einen nahen Berg apperiert und genossen einen kleinen Spaziergang in das Tal, bei dem sie die wunderschöne Landschaft von Wales bewunderten konnten und ihren Plan ein letztes Mal durchgingen.

Erstens: Ganz freundlich am Haus der Lupins Klingeln und darum bitten mit Remus reden zu dürfen. Falls die Lupins sie nicht rein lassen würden, würde sich James in einem Gebüsch verstecken und auf das Zeichen der anderen Beiden in den Garten der Lupins laufen um ein Stein an Remus Fenster zu werfen.

Zweitens: Remus aufsuchen und ihn zur Rede stellen. Ihn nicht vom Thema abkommen lassen oder in Selbstmitleid oder Selbstzweifel versinken lassen. James würde diese Phase des Plan übernehmen, denn Sirius zitterte den ganzen Weg zum Haus schon so sehr, dass er befürchtete sofort in Tränen auszubrechen.

Drittens: Entschuldigen. So oft wie es sein musste. Nicht erklären und rechtfertigen, sondern einfach nur Entschuldigen. Denn Remus war offensichtlich verletzt und egal ob die Marauders das, was auch immer sie getan hätten absichtlich getan hatten oder nicht, er verdiente eine Entschuldigung.

Viertens: Remus überzeugen für die letzten Tage noch mit ihnen zu den Potters zu kommen und den Rest des Sommers dort zu verbringen.

Als die drei Zauberer sich dem Haus näherten stellten sie erleichtert fest, dass sich vor den Fenstern Gestalten bewegten. Hätte ja auch sein können, dass niemand zuhause war.

Sirius war vor drei Jahren schonmal in den Ferien bei den Lupins gewesen und stelle fest, dass sich das Haus in der Zeit nicht verändert hatte. Keine große Verwunderung, denn genau wie Remus waren seine Eltern keine Fans von großer Veränderungen. Sei lebten lieber alle in ihrer sicheren Bubble und vegetierten vor sich hin. Oft war es eine körperliche Herausforderung, für die anderen Marauders Remus aus seiner Comfort-Zone heraus zu bringen und dafür zu sorgen, dass er auch mal was Aufregendes erlebte. Der Gedanke an die ganzen Abenteuer, die sie zusammen erlebten hatten versetzte Sirius einen Stich.

Er wusste, dass diese Stiche, die er von Remus Ablehnung und der Angst bekam, dass Remus gleich die Tür öffnen und verkünden würde, dass er nie wieder etwas mit Sirius zu tun haben wollte, mehr weh taten, oder eher anders waren als die Stiche, die er bekam wenn er über dieselbe Situation mit seinen anderen Freunden nachdachte. Nicht unbedingt schmerzvoller, aber schmerzvoll auf eine andere Weise. Und während Sirius so vor der Tür der Lupins stand dachte er zum ersten, und denkbar schlechtesten Zeitpunkt daran, dass er für Remus eventuell anders empfinden könnte, als für seine anderen Freunde.

Fleamont klopfte.

Erst hörte man es hinter der Tür rumpeln, dann wurde sie vorsichtig geöffnet.

Im Türrahmen stand Lyall Lupin. Und er sah fürchterlich aus. Seine Haare waren viel länger, als Sirius sie bei seinem letzten Besuch gesehen hatte, sie waren ungekämmt, Lyall war unrasiert und trug schmutzige Kleider, die aussahen wie ein Schlafanzug. Er blickte die Drei aus müden Augen, mit riesigen Augenringen ungläubig an. Sein Blick lag vor allem auf Sirius. Er sah so erwartungsvoll aus, dass der junge Black sich dazu gezwungen fühlte etwas zu sagen.

"Wir wollen mit Remus sprechen." Er war froh, dass er den Satz so oft geübt hatte, denn bei Lyalls Anblick hätte er normalerweise kein Wort rausbekommen.

Lyall sah aus ,als würde er gleich in Tränen ausbrechen und rieb sich nervös den Handrücken.

"Ihr....ihr", seine Stimme zitterte. "Ihr wisst doch genau, dass ihr ihn nicht sehen könnt."

Obwohl Sirius sich vorgenommen hatte ruhig zu bleiben und das Reden jemand anderem zu überlassen, brannten in ihm bei diesem Satz alle Sicherungen durch.

"Nein, wir wissen nicht warum er nicht mit uns reden will! Er hat uns einfach ignoriert! Einfach aufgehört zurückzuschreiben!"

Stille.

Dann erhob Lyall wieder seine zittrige Stimme.

"Hat...hat es euch niemand erzählt?"

Offensichtlich waren die Blicke der drei Antwort genug.

"Remus hat sich nicht aktiv dafür entschieden euch nicht zu antworten. Er ... er hat sich schwer verletzt."

In Sirius Gehirn stellten sich alle Alarmglocken an.

"Beim Blutmond vor ein paar Wochen hat sich Remus so schwer verletzt, dass die Heiler im St.Mungos ihn in ein magisches Koma versetzen mussten. Und deswegen ist er beim letzten Vollmond gar nicht bei Bewusstsein gewesen und die Verwandlung ist noch schlimmer abgelaufen als sonst.", fuhr Lyall fort. Er sah Sirius jetzt direkt an. "Es tut mir leid Siri, aber die Ärzte sagen...", er musste schlucken und eine einzelne Träne lief ihm über die Wange. "...dass er vermutlich nicht mehr aufwachen wird."

Und das war der Moment, indem Sirius Blacks Welt unwiderruflich zusammenbrach.

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