
Chapter 2
Sirius saß im St.Mungos. Neben im, in einem hässlichen Krankenhausbett ein Junge, der um sein Leben kämpfte und wohl niemals wieder aufwachen würde. Sirius hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und starrte zu Boden. Seine Augen waren so ausgetrocknet, dass er physikalisch nicht mehr in der Lage war zu weinen. Er hatte die letzten Stunden - oder waren es vielleicht schon Tage? Wer wusste das schon... - damit verbracht neben diesem Bett zu sitzen und sich die Seele aus dem Leib zu weinen. Seine Augen waren inzwischen so rot, dass er befürchtete, sie würden nie wieder ihr normale Farbe annehmen, doch im gleichen Moment war ihm das total egal, denn er sah keinen Sinn darin "normal" auszusehen, wenn sein bester Freund tot war. Er sah, um genau zu sein in nichts mehr einen Sinn, seit er von Remus Unfall erfahren hatte. Und er machte sich so große Vorwürfe, weil er Remus erst fälschlicherweise beschuldigt hatte ihn zu ignorieren.
Ich bin so egoistisch, dachte er. Remus kämpft seit über einem Monat um sein Leben und ich habe nicht besseres zu tun, als ihm die Ohren vollzuheulen, weil ich mal wieder denke, dass sich alles nur um mich dreht.
Er schaute vom Boden auf und in Remus Gesicht. Es sah schlimm aus. Neue, tiefe Narben zogen sich durch die reine Haut. Sirius nahm Remus Hand und drückte sie einmal kurz. Es war das erste Mal, dass er sich traute Remus anzufassen. Vielleicht dachte er, dass es nicht real wäre, wenn er ihn nicht berühren würde. Doch Remus Hand war warm und lebendig und Sirius wollte nichts mehr, als dass diese Hand seine umschloss.
"Bitte wach wieder auf.", krächzte er. Seine Stimme war durch das Weinen und Schluchzen ziemlich angeschlagen. "Bitte, ich brauche dich. Wir alle brauchen dich. Bitte, Remus!"
Sirius schreckte auf und ließ Remus Hand los, als er die Tür hört. Hope Lupin trat ein, zwei Tassen Automatenkaffee in den Händen und setzte sich vorsichtig auf den Stuhl neben Sirius. Wortlos reichte sie ihm eine Tasse und nippte selbst an ihrem Getränk. Ihr Blick war starr auf die reglose Gestalt ihres Sohnes gerichtet. Sirius hatte noch nie so viel Schmerz im Gesicht einer Person gesehen. Es versetzte ihm einen kleinen Stich, dass seine biologische Mutter ihn niemals so ansehen würde. Im nächsten Moment fühlte er sich schlecht. Remus kämpfte um sein Leben und er dachte an sein eigenes.
Vorsichtig streckte er seine Finger nach Remus Hand aus und strich mit ihnen über den warmen Handrücken. Er registrierte aus dem Augenwinkel, dass Hope sich ein bisschen gerader hinsetze, aber Sirius war das egal. Für ihn war nur Remus wichtig. Und sein Überleben.
Er spürte Hopes Blick auf ihm, drehte sich aber nicht zu ihr, seinen Blick immer noch auf Remus Gesicht fixiert.
"Du liebst meinen Sohn, oder?"
Sirius wurde gleichzeitig heiß und kalt. Er war sich nicht so sicher, was Hope genau damit meinte. Und auch nicht, was seine Antwort sein würde.
"Er ist mein bester Freund. Einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben."
Hope legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Das war nicht was ich meinte, Sirius."
Erst jetzt schaute Besagter auf. Und ließ sich dann in die Arme der Mutter seines Geliebten fallen.
Auch wenn er sich nicht sicher war, wie sein Körper das Wasser aufbringen konnte, fing er wieder an zu weinen. Hope streichelte seinen Rücken und drückte ihm mütterliche Küsse auf den Kopf.
"Er wacht wieder auf, Siri. Da bin ich mir ganz sicher."
Für einen kurzen Moment tat Sirius so, als würde sie es wissen. Als könnte sie in die Zukunft sehen und genau wissen was passieren würde. Und ohne es zu bemerken überkam ihn die Müdigkeit, die von der Traurigkeit die letzten Stunden lang zurückgedrängt worden war und er schlief ein.
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"Weck ihn nicht, der arme Junge hat schon genug mitgemacht. Hast du nicht gehört, was Fleamont über seine Eltern erzählt hat? Er braucht Schlaf!"
"Ich weiß nur nicht genau, warum er das im Bett unseres Sohnes tun muss."
"Lyall. Erstens habe ich ihn da hingelegt und zweitens weiß du doch genau, wie wichtig ihm Remus ist."
"Was?"
"Sieh sie dir doch mal an. Überlegt, wie sie sich in der Gegenwart des anderen verhalten."
"Oh...OH!"
"Genau."
"Man, der arme Junge."
"Sag ich doch!"
Sirius nahm leise Stimmen war. Er war noch nicht ganz wach und sein Körper wollte auch nicht aufstehen. Er spürte Wärme. Angenehme Wärme und Geborgenheit. Er lag auf etwas. Auf etwas, dass sich in einem stetigen Rhythmus hob und senkte.
Sirius schreckte hoch. Er schlug die Augen auf und setzte sich panisch hin, den Blick verwirrt durch den Raum wandernd, indem er geschlafen hatte. Wo war er?
Es dauert kurz, bis die Erinnerungen wiederkamen. Die Erinnerungen an Remus und den Unfall. Ein weiterer Blick umher verriet ihm, dass er sich im St.Mungos befand. Um genau zu sein: In Remus Lupins Bett. Und er hatte bis gerade eben auf der Brust von Ebenjenem gelegen. Sirius Gesicht verfärbte sich rot. Obwohl sich außer ihm niemand im Raum befand, der bei Bewusstsein war, schämte er sich. Er war sich gar nicht sicher, wie er überhaupt in Remus Bett gekommen war.
Er schwang die Beines aus dem Bett und stellte seine Füße auf den kalten Steinboden. Ich hasse Krankenhäuser, dachte er, während er sich seine Schuhe anzog. Bevor er seinen Pulli wieder anziehen konnte, den ihm offensichtlich jemand ausgezogen hatte, damit er nicht im Bett vor Hitze starb, traten die Lupins durch die Tür. Als sie ihn sah, lächelte Hope ihn an und schloss ihn in ihre Arme. Lyall hielt sich zurück, lächelte Sirius aber auch freundlich zu.
"Hast du gut geschlafen?", fragte Hope überschwänglich und mit einem Lächeln im Gesicht, dass Sirius von sich selbst kannte, wenn er Marlene auf Dorcas ansprach. Es war mehr ein verschmitztes Grinsen, aber ihre Augen leuchteten so hell und ehrlich, dass Sirius nicht mal den Gedanken wagte, dass sie Hintergedanken haben könnte. Ein kleiner Stich fuhr ihm durch die Brust angesichts des Gedanken, wie sehr andere Eltern ihr Kinder zu lieben schienen.
"Ähm ja.", antwortete er verlegen und kratzte sich hinterm Kopf. "Wie bin ich denn ... in Remus Bett gekommen?"
Hopes Lächeln wurde noch ein bisschen breiter und Sirius befürchtete schon sie würde sich etwas zerren.
In diesem Moment kam Sirius wieder in den Sinn, was er Lyall und Hope hatte sagen hören, als er für ein paar Sekunden in einem halb-schlafendem Zustand gewesen war. Er stolperte fast über den Nachttisch, als er versuchte sich seinen Pulli schnell über den Kopf zu ziehen und gleichzeitig möglichst viel Platz zwischen Remus und sich zu bringen.
"Ähm...ich....was...?", Sirius könnte sich selber Ohrfeigen, dass er so dumm herumstammelte.
"Tut mir leid.", brachte Sirius unter einiger Anstrengung heraus. "Dass ich im Bett ihres Lupin...ähm ich meine...meines...ihres Moony....nein...meines Sohnes..."
Sirius schloss die Augen und atmete einmal tief ein und aus.
"Es tut mir aufrichtig leid, dass ich im Bett ihres Sohnes geschlafen habe und jetzt auch noch zu allem übel hier so rumstammle.", er schenke den Beiden ein nervöses Grinsen und spielte mit dem Saum seines braunen Pullis herum. Warte mal, dachte Sirius ich hab doch gestern einen schwarzen Pulli angehabt.
Und mit einem leisen Aufschrei quittierte Sirius die Erkenntnis, dass er offensichtlich nicht seinen eigenen Pulli, sondern einen von Remus anhatte. Er kannte diesen Pulli sogar! Es war einer von Remus Liebsten!
Hektisch schaute sich Sirius nach seinem eigenen Pulli um. Hope schien seine Panik zu bemerken und legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
"Schätzchen, ich habe deine Kleider bei uns Zuhause gewaschen. Der Pulli ist für dich. Und abgesehen davon habe ich dich in Remus Bett gelegt."
Sirius entging Hopes Zwinkern nicht. Auch Lyall hatte ein wissendes Grinsen im Gesicht. Natürlich könnte Sirius sich jetzt einreden, dass er einfach nur zu viel in die Reaktionen der Lupins hineininterpretieren, aber um ehrlich zu sein hatte er sich in den letzten drei Minuten so offensichtlich verhalten, dass selbst Peter erkennen würde....ja...was denn eigentlich? Was war es, dass Hope und Lyall in ihm erkannt hatten. Und wie konnte Sirius dieses Gefühl in seiner Brust definieren? Er hatte noch nie aktiv darüber nachgedacht, ob er für Remus vielleicht mehr empfand. Doch als er ihm nicht zurück geschrieben hatte, war Sirius am Boden zerstört gewesen. Und als sie vor der Tür der Lupin gestanden hatten, war Sirius eindeutig klar geworden, dass eine Zurückweisung von Remus Lupin ein Albtraum wäre. Schlimmer war eigentlich nur der Gedanke, dass Monny etwas schlimmes passieren könnte. Sein Blick wanderte zum Krankenbett hinüber und glitt über Remus Gesicht. Die Stupsnase, die Narbe an der Lippe, dann die geschlossenen Augen und die Narbe über der Nase.
Wenn ich so recht drüber nachdenke, lebe ich gerade meinen schlimmsten Albtraum.
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Sirius saß schon wieder an Remus Bett. Die letzten Tage, war er jeden Morgen mit Flohpulver ins St.Mungos gereist und war erst am späten Abend wieder verschwunden nur um ins Bett zu gehen und am nächsten Tag genauso weiterzumachen. Wenn er am Krankenbett saß tat er nichts. Nichts außer Remus anschauen und sich an all die schönen Dinge erinnern, die sie zusammen erlebt hatten. Ab und zu redete er mit Hope oder Lyall. Manchmal kam auch James für ein paar Stunden vorbei. Doch die meiste Zeit saß er allein da. Remus persönliche Heilerin wollte bei ihrem Vorgesetzten durchsetzen, dass Sirius ein Bett im St.Mungos neben Remus bekam. Auch wenn sie Sirius nie direkt darauf ansprach, vermutete Sirius, dass sie glaube er und Remus wären zusammen. Er merkte es an diesem Blick, den Leute abbekamen, die um geliebte Leute trauerten. Er kriegte diese Blicke auch von allen anderen, mit Ausnahme von Hope und Lyall. Bei ihnen versuchte Sirius immer ganz strakt diese Blicke nicht ebenfalls zu schicken. Mitleid. Er hasse dieses Gefühl. Es brachte nichts. Er macht einen nicht glücklicher oder lässt einem Raum sich eine Lösung auszudenken. Sirius empfand es lediglich als lästig und selbstsüchtig.
Das Schuljahr begann und Remus wachte nicht auf
Alle in der Schule machten sich sorgen, aber Remus wachte nicht auf.
Die Marauders spielten Snape in der ersten Woche einen Prank, aber Remus wachte nicht auf.
Er wachte nicht auf, als die Marauders sich offiziell auflösten.
Er wachte nicht auf, als Lily sich mit James verabredete.
Der Vollmond kam und ging dreimal, drei Nächte, in denen die Heiler um Remus Überleben kämpften und er nur um Haaresbreite überlebte.
Er wachte nicht auf, als Lily und James zusammenkamen.
Und auch nicht, als Regulus das erste Mal wieder mit Sirius sprach.
Er wachte nicht an dem Tag auf, als Effie und Fleamont Sirius anboten ihn zu adoptieren.
Und schließlich lebten sich alle ein. Niemand vergaß Remus, und es gab keinen Tag, an dem sie ihn nicht vermissten, aber seine Abwesenheit wurde zur Normalität.
Für alle, außer für Sirius.
Er ging immer noch in manchen unruhigen Nächten zu Remus Bett hinüber nur um dann feststellen, dass es leer war. Er fragte manchmal in leere Räume hinein, ob Remus ihm folgen würde oder sah sich nach ihm um, wenn sie nur zu dritt die große Halle zum Unterricht verließen. Es war merkwürdig, und Sirius vertraute sich in dieser Angelegenheit niemandem an, aber es fühlte sich an, als wäre Remus immer noch präsent. Als würde sein Geist genau neben ihm stehen.
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Sirius starrte schon seit fünf Minuten auf seinen Kalender. Heute war der vierte Vollmond, seit sie wieder in Hogwarts waren. Heute Nacht würde er wieder die ganze Zeit weinend wach liegen mit der Frage im Kopf, ob er morgen aufwachen würde, und keinen besten Freund mehr hatte.
Er fiel diese Nacht in einen unruhigen Schlaf. Sirius hatte schon den ganzen Tag so ein merkwürdiges Gefühl gehabt. Am Anfang fühlte es sich eher so an, als hätte er etwas wichtiges vergessen aber inzwischen war es so, als würde jemand ihm mit einem Hammer gegen die Schädelinnenwand schlagen, so als wolle es raus.
Schon nach drei Stunden wachte Sirius wieder auf. Es war gerade mal Mitternacht. Sirius saß kurz in seinem Bett und dachte über den Traum nach, den er gerade gehabt hatte. In seinem Traum waren er und Remus in der Nacht über eine Wiese laufen und hatten fangen gespielt. Allerdings nicht in ihrer menschlichen Gestalt, sondern Remus als Wolf und er als Hund.
Und in diesem Moment fiel es Sirius wie Schuppen von den Augen. Diese Sache, die ihn über den Tag hinweg belastet hatte und an die er sich schon die ganze Zeit versucht hatte zu erinnern.
Ohne lange nachzudenken schritt er zu James Bett hinüber und rüttelte seinen Bruder wach.
James wachte auf und schaute Sirius wütend an.
"Pads, ich habe gerade geschlafen und hatte einen süßen Traum von der schönsten Frau der Welt, kannst du mich bitte in Ruhe lassen?"
"Mir ist es gerade scheißegal, ob du deinen Traum über Lily weiterführen kannst! Es geht um Moony!", erklärte er aufgeregt und James setzte sich, jetzt langsam aufwachend auf.
"Wie kann man eine Person, aus einem Koma erwecken?", frage Sirius.
"Pads, wenn wir das wüssten, wäre Monny jetzt hier!"
Sirius ignorierte diese Aussage und beantwortete die Frage selbst: "Wenn die Person am nächsten an ihrem alltäglichen Leben ist, also in einem Moment, indem sie besonders verletzlich ist!"
James sah immer noch verwirrt aus.
"Wann ist Moony am verletzlichsten?", frage Sirius.
"Ähm.", stammelte James. "Vielleicht wenn er, ...."
Doch Sirius unterbrach ihn.
"Wenn Vollmond ist und er sich verwandeln muss!"
James schien es immer noch nicht so wirklich zu verstehen.
"Und wann ist Vollmond?", frage Sirius und erwartete diesmal keine Antwort denn er beantwortete die Frage direkt selbst. "Heute!"
"Und an welchen Vollmonden hat Remus die meiste Kontrolle über den Wolf? Bei welchen Vollmonden hat er also die größte Chance aus eigener Kraft wieder aufzuwachen?"
Nun schien es auch in James Gehirn 'klick' zu machen.
"Wenn wir da sind!", hauchte er und Sirius nickte eifrig.
Sie mussten sich nicht absprechen. James schwang die Beine aus dem Bett und machte sich daran Peter wachzurütteln, während Sirius aus seiner Schublade die kleine, silberne Schatulle mit Flohpulver kramte. Während James Peter noch den Plan erklärte, stürzte Sirius schon die Treppe zum Gemeinschaftssaal herunter und stellte erleichtert fest, dass das Feuer noch brannte.
Peter und James folgten ihm jetzt auf den Fuße. Peter sah immer noch verschlafen aus, aber mindestens genauso entschlossen wie James.
Sirius warf das Pulver in die Flammen, die sich kurz darauf grün färbten. Die Jungen tauschten einen letzten Blick aus. Sie wussten, es ging um alles oder nichts. Um ein Leben mit Moony oder ohne Monny. Sirius Herz schmerzte für einen Moment wegen des Gedankens, dass sie versagen könnten. Dann aber pumpte das Adrenalin so schnell durch seine Adern, dass es alle schlechten und guten Gedanken mit sich rissen, in einer Welle aus Gryffindor-Mut. Nie hatte er ihn so sehr gespürt wie in diesem Moment, nicht einmal als er von zuhause abgehauen war.
"St.Mungos", sagte Sirius laut und deutlich, als er als erster durch die Flammen trat.
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Sie waren in einem der Kamine rausgekommen, die für Notfälle belegt waren und während James und Peter der jungen Heilerin, die ihnen direkt entgegengekommen war versuchten zu vermitteln, was der Plan war, entwischte Sirius ihr und stürzte auf die Treppe zu. Er wusste, dass sie Remus für die Verwandlung in einen schalldichten Raum im Keller sperrten. Der Vollmond hielt nicht mehr lange an. Er konnte nur hoffen, dass es noch nicht zu spät war. Dass er Remus noch retten konnte.
Während er die Treppen hinunterstürzte kam ihm eine Heilerin entgegen, doch er hatte keine Zeit sich zu erklären und rammte sie zur Seite um an ihr vorbeizukommen. Er hörte sie rufen, ignorierte sie aber.
Er kam außer Atmen im untersten Stock an. Doch er machte keinen Halt. Hier unten befand sich ein Labyrinth aus gleich aussehenden Gängen und er wusste nicht, wo sie Remus festhielten. Aber er wusste, dass die Tür bewacht werden musste, Hope hatte sich darüber beschwert, weil sie fand, dass ihr Sohn wie ein Gefangener behandelt wurde. Deshalb rannte Sirius durch die Gänge und hielt nach Menschen ausschau. Da er nicht potenziell von irgendeiner Heilkraft ausgeknockt werden wollte, wenn sie ihn kommen sahen verwandelte er sich in den Hund.
Nun konnte er auch besser wahrnehmen wo sich Menschen aufhielten und wo nicht. Er erkannte den Geruch von Menschen in einem Gang und jagte hinter. Einmal bog er noch um die Ecke, dann entdeckte er die Tür. Sie wurde tatsächlich von zwei Heilern bewacht.
Einer schlief. Den anderen erkannte der Hund.
Schnell verwandelte er sich zurück und schritt auf den erschrockenen Heiler zu. Er hatte zu den Leuten gehört, die Remus behandelt hatten und war immer nett zu Sirius gewesen.
"Ich habe eine Idee, wie wir Remus wecken können.", flüsterte er, um den schlafenden Heiler nicht zu wecken. Noch immer in Schock, rühre sich Remus Heiler nicht.
Sirius trat einen Schritt auf die Tür zu und schaute durch das Glasfenster. Offensichtlich Panzerglas. Aber der Raum war leer. Vielleicht nur eine Falle, damit niemand den richtigen Aufenthaltsort von Monny herausfinden kann, dachte Sirius, aber plötzlich fuhr eine Kralle über das Glas und Sirius stolperte zurück. Als er das nächste mal wieder ans Fenster trat sah er den Wolf im großen Zimmer Kreise ziehen und die Tür wütend anstarren.
Er drehte sich schnell zu dem Heiler um, der geschockt und sprachlos neben ihm stand.
"Wie komme ich da rein, ohne dass er da raus kommt?", herrschte Sirius ihn an und deutete hektisch auf die Tür.
Der Heiler wurde so weiß wie seine Uniform.
"Ich muss dich darüber informieren, dass niemand da rein oder raus darf und ich muss..."
Sirius schnitt ihm das Wort ab.
"Ich werde so oder so da rein gehen. Ich frage dich nur ob es eine sichere Alternative zu meinem dummen und gefährlichen Plan gibt." Während er sprach zog er seinen Zauberstab aus der Hose und richtete ihn auf die Tür. Der Pfleger wurde noch weißer im Gesicht, wenn das überhaupt noch möglich war.
"Du bist ein Animagi?", fragte der Heiler und verzog dabei seine Stirn nachdenklich.
"Ja. Wieso?"
"Ich könnte dich als Tier durch die Tür zaubern. Ist mit Tieren sicherer und einfacher als mit Menschen, aber es birgt trotzdem ein gewisses Risiko..."
"Ist mir egal, mach es! Ich weiß was ich tue! Ich war schon oft bei ihm, als er verwandelt war. Ich denke ich kann ihn aufwecken, wenn er in dieser Form ist."
Der Heiler sah ihn unsicher an.
"Bitte.", flehte Sirius. "Er ist ... alles für mich."
Sirius wusste, dass es stimmte. Auch wenn er es vorher noch nie ausgesprochen hatte. Bei jeder anderen Person hätte er gezögert so etwas durchzuziehen. Bei seinem Moony hatte er nicht mal über das Risiko nachgedacht.
Doch er schien den Heiler überzeugt zu haben. Dieser richtete seinen Zauberstab nämlich auf Sirius und murmelte etwas davon, dass ihm diese Aktion seinen Job kosten würde. Sirius entschied, dass es Zeit wäre sich wieder in den Hund zu verwandeln.
Der Hund stand vor der eisernen Tür und konnte den Wolf riechen. Vor ihm stand ein vertrauter Mensch, der den Zauberstab auf ihn richtete. Der Hund hatte keine Angst, er spürte, dass der Mensch ihm nichts böses wollte, er würde ihm helfen zum Wolf zu kommen.
Der Mensch hob den Zauberstab und eine Kraft ließ alles um ihn herum schwarz werden.
Als der Hund das nächste Mal blinzelte, konnte er den Geruch des Wolfes so stark wahrnehmen wie lange nicht mehr. Er befand sich in einem großen, dunklen Raum. Er hörte einen Atem und bewegte sich vorsichtig in Richtung des anderen Lebewesens. Der Wolf war ihm überlegen, dass wusste er. Er stand in der Hierarchie über ihm, aber trotzdem musste der Hund den Wolf jetzt retten. Doch er und der Wolf hatten sich lange nicht mehr gesehen. Der Hund wusste nicht, wie der andere auf ihn reagieren würde. Noch hatte der Wolf nicht angegriffen, das war ein gutes Zeichen.
Die Augen des Hundes hatten sich so weit an die Dunkelheit gewöhnt, dass er einige Meter von sich entfernt eine Silhouette entdeckte. Der Atem des Wolfs ging schneller als gewöhnlich. Er war eindeutig verletzt, der Hund konnte das Blut riechen.
Seine Beschützerinstinkte wurden geweckt. Sein Wolf war verletzt! Er sollte ihn doch beschützen!
Die Vorsicht vergessend lief er schneller auf den Wolf zu. Ein Fehler, denn nur einen Augenblick später wurde er mit voller Wucht durch den Raum geschleudert. Bevor er sich aufrappeln konnte war der Wolf auch schon über ihm und und hob die Pranke. Der Hund versuchte zu entwischen doch die Krallen des Wolfes hatten ihn schon am Bein erwischt. Ein Schmerz zuckte durch sein Bein und der Hund brach winselnd und jaulend auf dem Boden zusammen. Er spürte das warme Blut aus seinem Bein fliehen und der Schmerz betäubte für ein paar Sekunden alles um ihn herum. Er zwang sich dazu wieder die Augen zu öffnen. Der Wolf hatte sich wieder um einige Meter entfernt, knurrte aber immer noch gefährlich und war darauf vorbereitet wieder anzugreifen.
Die Wut staute sich im Hund an. Er wusste, dass er eigentlich sanft mit dem Wolf umgehen wollte, aber er wusste nicht mehr wieso.
Der Hund sprang, einem Adrenalin Impuls folgend auf den Wolf zu und tackelte ihn zu Boden. Sie rangen für ein paar Sekunden, dann landete der Hund wieder in den Fängen des Wolfes. Er winselte und schaute zum Wolf auf. In den Augen des Wolfes spiegelte sich nur Wut wieder. Und plötzlich fand sich ein einzelner Gedanke in seinem Kopf.
Rette Moony!
Der Hund schaute dem Wolf fest in die Augen. Er konnte sich winden wie er wollte, er würde sich nicht befreien können und deswegen würde ihn nur Mitleid retten. Sie hielten lange Augenkontakt. Und dann zeigte sich in den Augen des Wolfes eine Regung. Er schien ihn zu erkennen. Die Wut verflog und der Wolf senkte seine Nase um den Hund zu beschnüffeln. Er winselte als er ihn erkannte. Der Wolf ließ ihn los und der Hund brauchte sehr viel Selbstbeherrschung um sich nicht in eine Ecke zurückzuziehen und seine Wunden zu lecken, jetzt da die Gefahr vorbei war. Stattdessen lag der Hund still und ließ sich vom Wolf beschnüffeln. Umso länger er dalag, umso ruhiger wurde der Wolf. Als die Nase des Wolfes an seine Wunde stieß winselte der Hund. Der Wolf wandte sich erschrocken vom Hund ab und schaute ihn an. Er schien das erste Mal überhaupt zu bemerken, dass der Hund verletzt war. Der Wolf war wie ausgewechselt. Und der Hund wusste auch wieso. Er wirkte menschlicher.
Der Wolf tapste hinter den Hund und ließ sich nieder. Er kuschelte sich an ihn und der Hund nahm seine ruhiger werdenden Atemzüge wahr. Obwohl er vor kurzer Zeit noch von diesem Tier angegriffen worden war wusste er, dass er sich entspannen konnte. In diesem Moment kam auch seine Müdigkeit und Erschöpfung über ihn und er schlief ein.
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Sirius erwachte als eine Tür geräuschvoll aufgerissen wurde und ein Stimmengewirr in den Raum schwall. Er öffnete langsam ein Augenlid und schloss es gleich wieder weil er von hellem Licht geblendet wurde.
"Sirius!"
Er erkannte diese Stimme. Eindeutig James. Sirius versuchte wieder seine Augen zu öffnen, dieses Mal gelang es ihm. Ihm blieben ein paar Sekunden um sich zu orientieren. Er lag auf dem kalten Steinboden in seiner menschlichen Form, also hatte er sich im Schlaf zurückverwandelt und er spürte, dass sich an eine warme Gestalt von hinten an ihn presste. Er hatte es gerade geschafft sich aufzusetzen, als James ihn stürmisch umarmte.
"Alles in Ordnung?", fragte James und da bemerkte Sirius auch zum ersten Mal den brennenden Schmerz, der sich durch sein Bein zog. Er schielte an sich herunter, musste aber direkt wieder wegschauen, denn sein Bein war von tiefen, fleischigen Schnitten durchzogen. Er keuchte kurz und lenkte somit James' Aufmerksamkeit auf sein Bein.
"Bist du verrückt?", hörte er eine wütende Stimme. In der Tür war Hope Lupin erschienen, neben ihr Euphemia Potter. Beide hatten die Hände in die Hüften gestemmt und funkelten Sirius wütend an. Ihre Ehemänner hielten sich zurück, vermutlich aus Angst. Sirius zuckte zusammen und kniff die Augen zu.
Ihm wurde kälter und kälter, als Hope sich ihm näherte. James Mutter war an der Tür stehen geblieben. Er wusste was jetzt kam. Sirius hatte es bei seiner Mutter oft genug erlebt. Hope beugte sich mit immer noch wütendem Gesichtsausdruck zu ihm runter. Sirius zuckte zusammen und wäre gerne ein paar Meter weg gekrabbelt, aber Remus feste Umarmung hielt ihn an Ort und Stelle.
Doch entgegen seiner Annahme verfluchte Hope ihn nicht oder schlug ihn oder schrie ihn auch nur an. Sie streichelte liebevoll über seine Wange und ihr Gesichtsausdruck wandelte sich von wütend zu besorgt.
"Was hast du dir dabei gedacht?", fragte sie leise.
Ja, was hatte er sich dabei gedacht? Sirius müdes Gehirn brauchte ein paar Momente um sich daran zu erinnern, warum er nochmal hier war und warum sich der niedlichste Werwolf der Welt an seinen Rücken presste.
Als ihm der Plan wieder einfiel, denn sie ausgeheckt hatten, drehte er sich sofort zu Remus um. Und direkt wieder zurück, denn der junge Werwolf war unbekleidet. Aber Sirius konnte sich darüber jetzt keine Gedanken machen. Er strich seinem Moony über die Wange und zog ihm die Haar aus dem Mund, auf denen er rum kaute. Er sah beim Schlafen so friedlich aus...
"Moony.", flüsterte er. "Moony, ich bin es. Dein Padfoot. Bitte wach auf. Du schaffst das, ich hab es gesehen. Du hast mich wiedererkannt. Nun komm auch bitte wieder zu mir zurück."
Jeder im Raum schien den Atem anzuhalten. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Sirius Blick war starr auf das Gesicht seines besten Freundes gerichtet und beobachtete jede Regung ganz genau. Er nahm Remus Hand in seine und drückte sie liebevoll.
Und dann passierte es! Ein leichtes, kaum bemerkbares Zucken durchfuhr Remus Körper. Sirius schluchzte, als er spürte, wie Moony seine Hand drückte. Und es war nur im Bruchteil einer Sekunde, aber er sah, wie sich Remus Augen kurz öffneten. Für einen kleinen Augenblick funkelte ihn dieses wunderschöne Grün zum ersten Mal seit Monaten an. Und ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen des Werwolfs, bevor er wieder ohnmächtig wurde.
Die Heiler kamen angerannt und kümmerten sich um Remus aber die Stimmung im Raum hatte sich komplett verändert. James ließ einen hohen Freudenschrei aus und umarmte die erste Person, die er packen konnte, in diesem Fall eine arme Heilerin, die mit James Zuneigung komplett überfordert zu sein schien. Hope neben ihm brach in ein hysterisches Schluchzen und gleichzeitig Lachen aus und sprang auf um um ihrem Mann in die Arme zu fallen und den Heilern zusammen mit ihm aus dem Raum zu folgen um ihren Sohn zu beobachten. Fleamont Potter drückte den armen Peter, der neben ihm stand halb tot. Daher kam also James unproblematisches Verhalten mit dem Körperkontakt zu Fremden. Und Effie stürzte durch den Raum und nahm Sirius in den Arm. Er hätte weinen können, denn er hatte noch nie eine so mütterliche Umarmung erhalten.
"Ich bin so stolz auf dich, Siri. Du machst mich zur stolzesten Mama der Welt."
Tja, und nach diesem Satz war es auch um Sirius geschehen und er erholte sich eine Stunde lang nicht von seinem Heulkrampf, der nur ab und zu von rotzigen Lachern unterbrochen wurde, da James ununterbrochen unlustige Witze riss. Aber heute hätte er vermutlich auch über einen Witz von Schniefelus gelacht, so glücklich war er.
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Remus Ober-Heilerin verhing für 48 Stunden ein Besuchsverbot für Remus, mit Ausnahme seiner Eltern natürlich. Sirius verbrachte alle 48 Stunden im Krankenhaus. Wenn er mal rausgeworfen wurde, weil er den anderen Heilern und Heilerinnen auf die Nerven ging begab er sich in die Wohnung gegenüber vom Krankenhaus. Dort wohnte der junge Heiler, der ihn durch die Tür gezaubert hatte und der jetzt tatsächlich seinen Job verloren hatte. Er schien es aber nicht zu bereuen. Er meinte, er freue sich, dass er geholfen hatte einem Menschen das Leben zu retten, auch wenn er dafür sämtliche Regeln gebrochen hatte und deklarierte, dass er lieber die Welt bereisen wollte als Heiler zu werden.
Remus wachte nach 27 Stunden das erste Mal wieder auf, blieb aber nur für einige Minuten wach. Genug Zeit für seinen Vater ihm zu erzählen, was in den letzten Wochen passiert war. Danach schlief er wieder ein.
Nach weiteren zehn Stunden wachte er für einige Stunden auf, aber keiner der Marauders durfte zu ihm rein.
Als die 48-Stunden-Grenze erreicht war, und auch die Marauders ihn besuchen durften schlief Remus wieder. Das störte sie nicht. Sie setzten sich an sein Bett, unterhielten sich, spielten Karten und versuchten ihren Freund nicht aufzuwecken und trotzdem bei ihm zu sein. Sirius hatte seine Hand ganz natürlich auf Remus gelegt und wollte sie schon wegziehen, als er seinen Fehler bemerkte, aber die warme, lebendige Hand von Remus hielt ihn an Ort und Stelle. Er wachte nicht auf, aber er hielt Sirius trotzdem fest. Und da musste Sirius wieder ein kleines bisschen weinen.
Um 10 Uhr abends kam Professor McGonagall die Jungen besuchen. Sie schimpfte mit ihnen allen, vor allem Sirius, weil sie sich unerlaubt von dem Schulgelände entfernt und sich in Gefahr begeben hatten. Sie konfiszierte Sirius Flohpulver, verbot ihnen für den Rest des Schuljahres Hogsmeade zu besuchen und verdonnerte sie alle zu zwei Monaten Nachsitzen, Sirius sogar zu drei. Dann verkündetes sie, dass sie sie jetzt wieder zurück zur Schule mitnehmen würde. Peter und James murrten und auch Sirius ließ den Kopf hängen, als er seine sieben Sachen packte und Anstalten machte den anderen aus dem Raum folgte. Er warf dem immer noch schlafenden Remus einen letzten Blick zu.
"Mr. Black, ich würde sie bitten hier zu bleiben. Ein Bett wird gerade für sie organisiert."
Sirius sah sie verblüfft an. Und dann machte sie etwas, dass ihn bis in alle Ewigkeiten schocken würde. Sie zwinkerte!
"Jemand muss doch auf Mr.Lupin aufpassen."
Sirius Wangen taten weh, weil er so breit lächeln musste.
Die Professorin sah sich verstohlen um, dass auch ja niemand zuhörte, dann flüsterte die Sirius zu: "Also wenn es nach mir gehen würde und nicht nach den Schulregeln, würde ich ihnen für ihren unglaublichen Mut und ihre Aufopferungsbereitschaft für einen Freund alle Hauspunkte der Welt geben. Aber sie werden sich wohl mit 50 begnügen müssen."
Und mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um, zog ihren karierten Umhang (ganz ehrlich, jemand sollte mit der Frau mal einkaufen gehen) hinter sich her und bugsierte James und Peter aus dem Zimmer. Sie ließen Sirius alleine zurück. Obwohl....nicht alleine. Der junge Black drehte sich um und setzte sich wieder auf seinen Stuhl um Remus für die nächsten 20 Minuten verliebt anzustarren, bis eine Heilerin das Zimmer betrat und ein Bett heraufbeschwor, indem Sirius diese Nacht schlafen konnte. Sie kontrollierte noch einmal Remus Blutwerte und verband Sirius Bein neu, dass dadurch, dass es eine magische Verletzung war nur auf natürliche Weise heilen konnte. Während dieser ganzen Prozedur wandte Sirius den Blick nicht von seinem Angebeteten ab. Sein Gehirn ratterte. Was sollte er zu ihm sagen, wenn er aufwachte? Er wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, wollte nach den letzten Monaten aber auch nicht lange warten und Moony endlich seine Liebe gestehen. Er versuchte sich nicht zu viele Gedanken darüber zu machen, wie Remus darauf reagieren könnte.
Die Heilerin zwang ihn schlafen zu gehen. Sie drohte ihm sogar mit einen Schlaftrunk. Das überzeugte ihn, denn er wollte nicht verschlafen, wie Remus morgen aufwachen würde. Deshalb begnügte er sich damit Remus aus ein paar Metern Entfernung und durch die Dunkelheit hinweg anzustarren. Er beobachtete wie sich dessen Brustkorb hob und senkte. Es beruhigte ihn und kurz darauf schlief Sirius selbst ein. Allerdings nur für ein paar Stunden.
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"Siri? ... Pads, bist du wach?"
Eine leise Stimme weckte Sirius aus seinem Schlaf. Er kannte diese Stimme. Es war eine Stimme, die er schon lange nicht mehr gehört hatte, aber er kannte sie definitiv.
"Monny? Bist du es?"
"Gibt es noch andere Leute, mit denen wir in einem Raum schlafen, von denen ich nichts weiß?"
Innerhalb von Sekunden hatte sich Sirius aus dem Bett geschwungen (böser Fehler, denn wegen seines Eisenmangels wurde ihm schwarz vor Augen und er kippte fast um) und war zu Remus Bett hinübergelaufen.
Und dort lag er. Hellwach, bei Bewusstsein und Sirius anlächelnd.
Sirius konnte nicht anders als zu weinen. Er ließ sich auf dem Besucherstuhl nieder, vergrub das Gesicht in seinen Händen und weinte hemmungslos. Ab und zu schaute er zu einem dezent verwirrten und verstörten Remus auf und lächelte ihn. Es dauerte drei Minuten, bis Sirius es schaffte einen sinnvollen Satz zu formulieren.
"Ich bin so froh, dass du wieder wach bist."
Sirius konnte den Blick nicht mehr von dem jungen Lupin lassen. Er musste sich vergewissern, dass es Remus gut ging. Er konnte nicht aufhören zu lächeln, weil Moony wieder aufgewacht war. Sein Moony war zu ihm zurückgekehrt.
Wieder einmal ohne nachzudenken legte Sirius seine Hand auf Remus warme Finger und drücke sie kurz. Bevor er sich wieder zurückziehen konnte, umfasste Remus Sirius Hand mit seiner eigenen und grinste ihn von unten herauf an.
Remus setzte sich vorsichtig auf.
"Geht's dir gut?", frage Sirius.
"Ja.", antwortete Remus. "Nur ein paar Schnitte. Und dir?"
"Alles paletti.", antwortete Sirius. Er hatte immer noch nicht so ganz realisiert, was gerade passiert war.
Remus brach die immer unangenehmer werdende Stille.
"Ich bin froh, dass du meine Nachrichten erhalten hast."
Sirius Kopf schnappte hoch.
"Was für Nachrichten?"
"Die Träume und so... ich habe Legilimentik benutzt um in deinen Kopf einzudringen und dir Hinweise zu geben, wie du mich aufwecken könntest."
"Ich wusste es!", rief Sirius triumphierend aus. "Aber warum musstest du unbedingt in meinen Kopf eindringen?" Er mochte sich gar nichts ausmalen, was Remus jetzt alles über ihn wusste...
"Tut mir leid, aber du warst am einfachsten zu erreichen. Unsere mentale Verbindung ist einfach am stärksten. Außerdem hast du am meisten an mich gedacht. Hast mich am meisten vermisst."
Bei diesen Worten wurde Sirius rot und schaute auf ihre verschlungenen Hände. Das sorgte allerdings nicht gerade dafür, dass sich sein Herzschlag beruhigte.
"Ich weiß, es ist vielleicht nicht der beste Moment um darüber zu reden..", fuhr der junge Werwolf fort. "...aber ich muss einfach mal eine Sache klarstellen." Sirius lief es kalt den Rücken hinunter. Das klang irgendwie nicht gut. "Ich habe alles gehört."
Sirius Verwirrung war ihm eindeutig ins Gesicht geschrieben, denn Remus fühlte sich gezwungen zu elaborieren.
"Ich lag zwar im Koma und konnte nicht mit euch kommunizieren, aber ich konnte alles hören. Ich konnte alles hören, was du gesagt hast. Was du zu mir am Anfang gesagt hast und über die Monate hinweg und auch vor zwei Tagen. Also dieses ganze "Ich brauche dich" und so..." Remus hatte seine Hand Sirius entzogen und kratzte sich verlegen im Nacken. Seine Wangen waren von Schamesröte geziert. "Ich konnte auch alles fühlen, weißt du. Deshalb habe ich es immer gemerkt, wenn du meine Hand gehalten oder in meinem Bett geschlafen hast." Sirius Herz drohte ihm inzwischen aus der Brust zu springen. "Und ich habe auch deine Unterhaltungen mit meinen Eltern gehört. Um genau zu sein war meine Mama auch gestern hier und hat mir erzählt wie besonders besorgt du um mich warst. Und was du für mich getan hast."
Sirius wusste nicht, was er sagen sollte. Remus wirkte verunsichert, weil Sirius gar nicht reagierte, aber er redete trotzdem weiter.
"Was ich eigentlich sagen will ist ... stop mich, wenn ich das hier falsch interpretiere. Ich höre sofort auf, wenn du das willst."
Sirius Gehirn schaltete immer noch nicht.
Remus bewegte seine Finger langsam auf Sirius zu. Sie berührten zart Sirius Gesicht. Fuhren über seine Wangenknochen zu seinen Lippen. Dort fuhr er sanft seinen Finger über die Unterlippe, bevor seine beiden Hände Sirius Gesicht leicht anhoben. In diesem Moment schien Remus die Geduld zu verlieren, denn es dauerte kein Wimpernschlag lang, bis er seine Lippen auf Sirius Lippen presste. Es war nur ganz kurz, dann zog er sich wieder zurück, ließ die Hände aber an Ort und stelle und betrachtet Sirius abwartend.
Jetzt schaltete Sirius Gehirn.
Er umfasste ebenfalls Remus Gesicht mit seinen Händen und lehnte sich hastig vor um Remus wieder zu küssen. Leider hatte er nicht bedacht, dass er auf einem Stuhl saß und Remus auf dem Bett. Der Stuhl rutschte unter ihm weg und Sirius kippte nach vorne, sodass er seine Stirn gegen Remus Kinn schlug und in dessen Schoß fiel.
Remus brach in hysterisches Gelächter aus und half dem jungen Black aufs Bett.
Es war Sirius nicht einmal peinlich. Viel zu sehr war er von Remus fasziniert. Er hatte ihn schon seit so vielen Monaten nicht mehr lachen gehört.
Remus schien dieser Blick aufzufallen.
"Was?", fragte er leise und schaute zu Sirius hinunter.
"Mir ist nur gerade aufgefallen, wie sehr ich deine Lache vermisst habe."
Remus starrte ihn einen Moment nur an, wurde dann knallrot und schaute verlegen weg.
"Es heißt: Ich habe dein Lachen vermisst. Nicht deine Lache. Das ist falsch."
Sirius rollte zwar mit den Augen, konnte aber nicht aufhören zu grinsen.
"Und das ist das erste Mal, dass du mich verbessert hast."
"Gott Pads, du bist so kitschig!"
"Wenn du mich nachdenken lässt, fallen mir bestimmt noch ganz viele Sachen ein, die du zum ersten Mal nach Monaten machen könntest."
"Nee, kein Bock.", flüsterte Remus grinsend. "Mir fällt da eher eine Sache ein, die ich gerne zum zweiten Mal machen würde."
Und ohne weitere Erklärungen bewegte er seine Hände zu Sirius Nacken und zog ihn zu sich hoch um ihm wieder seine Lippen auf den Mund zu pressen. Und dieses mal ließ sich Sirius auch dazu herab zurück zu küssen. In dem Kuss steckte mehr über Monate und Jahre angestaute Liebe und tiefer Schmerz, als Sirius jemals in Worte hätte fassen können.
In einer kleinen Atempause (, denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier immer noch von Pads und Monns reden und natürlich wurde der Kuss sehr bald ziemlich wild,) machte Sirius noch einmal den Mund auf.
"Weißt du, auf was ich mich richtig freue?", fragte er und grinste den ziemlich verwuschelt aussehenden Remus verschmitzt an.
"Darauf dein ganzes Leben mit mir zu verbringen, weil du mich liebst und ich dich auch liebe?", fragte dieser.
"Ja, darauf auch, aber ich meinte was anderes. Ich freue mich darauf morgen Hopes Gesicht zu sehen.
...
Warte mal, hast du gerade gesagt, dass du mich liebst?"
"Gott, Sirius du bist unmöglich!" Und somit zog Remus ihn in einen weiten feurigen Kuss.
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Sie bekamen den Moment, indem Hope sie entdeckte übrigens gar nicht mit. Hope Lupin war, wie ihr Sohn Frühaufsteherin und lugte deswegen schon vor sieben Uhr morgens in das Krankenzimmer ihres Sohnes und entdeckte dort die beiden Jungen. Remus hatte seine Arme fest und Sirius geschlungen und Sirius seinen Kopf in Remus Brust vergraben. Die Gesichter der Beiden nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ein leichtes Lächeln auf den Lippen, sahen sie friedlicher aus als jemals sonst in ihrem Leben.
Nein, Hope weckte die Jungen nicht. Sie begnügte sich damit Sirius Eltern und Geschwistern zu schreiben und ihnen allen die erfreuliche Nachricht zu überbringen. Die Potters heulten und umarmten sich vor Freude (wer hätte es anders erwartet), James führte mitten in der großen Halle einen Freudentanz auf und zerquetschte den armen Professor Flitwick fast (ebenfalls vorhersehbar) und Regulus lächelte bei dieser Nachricht zum ersten Mal seit Tagen. Er ging noch in der selben Stunde zu James und bat ihn auch im Hause Potter unterkommen zu können. Wenn Sirius glücklich werden konnte, konnte er es auch.
Der Meinung war auch Sirius.
Wenn ich so darüber nachdenke, lebe ich gerade meinen Traum.