Ad infinitum

Harry Potter - J. K. Rowling
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Ad infinitum
Summary
Ein kleines Missgeschick ändert die bekannte Geschichte.Was passiert, wenn Dumbledore beschließt, dass ausgerechnet Severus Snape der Richtige ist, um Harry Potter in die Zaubererwelt einzuführen. Geheimnisse werden aufgedeckt, die anderenfalls vielleicht immer verborgen geblieben wären.
Note
Hey :)Schön, dass du da bist! Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen.Ich versuche die Geschichte jeden Freitag zu updaten.Lasst mir gerne Lob, Kritik oder Wünsche in den Kommentaren. :)
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Unerwarteter Besuch

„Herein“, rief die vergnügte Stimme des Schulleiters.
Hagrid schob Harry in der Raum, als er sich nicht von selbst bewegte.
„Ah Harry, Hagrid. Schön euch zu sehen. Setzt euch. Setzt euch.“
Dumbledore wedelte mit seinem Zauberstab und einige der merkwürdigen, summenden Instrumente rückten zur Seite, um vier Sesseln Platz zu machen. Einer davon hatte die doppelte Größe und Hagrid ließ sich sofort darauf fallen. Er atmete schwer nach den vielen Treppen und klopfte mit einer seiner riesigen Pranken auf den quietschgelben Sessel neben sich. Harry folgte der Aufforderung.
„Zitronenbrausebonbon, Harry?“, fragte Dumbledore und bot ihm eine Schüssel an.
„Ähm… danke“, sagte Harry leise und nahm sich einen.
Dumbledore schien sehr vergnügt zu sein.
„Nun… Zunächst Harry muss ich mich entschuldigen, dass ich dich so lange habe warten lassen. Ich hoffe ihr beide hattet einen fabelhaften Tag? Gefällt dir Hogwarts, Harry?“, fragte der Schulleiter, als er es sich ebenfalls auf einem Sessel bequem machte.
Harry nickte begeistert.
„Ja, Sir. Hagrid hat mir ganz viel gezeigt und heute wollten wir eigentlich noch zum Quidditch Feld.“
Harry stockte etwas bei der Aussprache des Zauberersports.
„Aber am tollsten heute waren die Thestrale. Ich habe beim Füttern geholfen. Hagrid hat mich sogar auf einem sitzen lassen, aber das war ein bisschen gruselig, weil ich sie ja nicht sehen kann.“
Harry unterbrach sein nervöses Geplapper indem er sich den Bonbon in den Mund schob. Dumbledore hatte ihm sehr aufmerksam zugehört. Er warf Harry einen amüsierten Blick über seine Brillengläser zu, als dieser wegen der sauren Süßigkeit das Gesicht verzog. Hagrid rutschte etwas unsicher auf seinem Sessel umher.
„Harry hier hat’n Talent mit Tierwesen. Hätten ihn mal mit den Niffler sehen müssen. Waren ganz begeistert von ihm“, sagte Hagrid.
Albus gluckste in seinen Bart.
„Schön, schön, Harry. Wenn du dich in deinem dritten Jahr dafür entscheiden solltest Pflege magischer Geschöpfe zu studieren, dann wirst du deinen Schulkammeraden jetzt schon einiges voraus haben.“
Harrys Herz hüpfte etwas bei der Vorstellung. Er hatte eigentlich Sorge, dass er nicht mitkommen würde. Es gab so viel zu lernen und entdecken und die meisten Kinder wussten schon ihr ganzes Leben, dass sie Zauberer oder Hexen waren. Sie wussten daher sicher schon viel mehr über Magie und diese Welt, als er. Dumbledore schien seine Sorge zu spüren.
„Aber zunächst musst du die Grundlagen der Magie erlernen. Keine Sorge, Harry. Wir fangen hier ganz von vorn an. Alle Kinder dürfen ihre Zauberstäbe erst in der Schule nutzen. Es macht also gar keinen Unterschied, wo man aufgewachsen ist.“
Er lachte Harry aufmunternd zu.
„Warten wir noch auf jemanden Professor?“, fragte Harry, um die Aufmerksamkeit von Dumbledore auf etwas anderes zu lenken.
Er deutete auf den vierten Sessel.
„Das tun wir, Harry. Ich fürchte wir haben heute noch einige ernstere Themen zu besprechen und ich habe noch jemanden hinzu gebeten. Er müsste jeden Augenblick auftauchen.“
Der Schulleiter nickte zu seinem Kamin.
„Ist es Snape?“, fragte Harry abrupt
Dumbledore warf ihm einen durchdringenden Blick zu.
„Professor Snape, Harry. Möchtest du, dass er dabei ist?“
Harry schüttelte schnell den Kopf. Bevor er in die Not kam sich weiter erklären zu müssen, leuchteten die grünen Flammen im Kamin auf und ein Mann trat daraus hervor. Er sah etwas herunter gekommen aus. Sein Umhang hatte mehrere Flicken und war am Saum mit Ruß verschmutzt.
„Remus, Willkommen“, sagte der Schulleiter.
Hagrid war aufgesprungen und zog den Mann in eine Umarmung.
„Oh, schön dich zu sehen! Schön dich zu sehen“, rief er aus.
„Hagrid“, ächzte der Mann und befreite sich aus dem Griff des Riesen.
Harry fand, dass er eher dünn und kränklich aussah, aber er schien einiges an Kraft zu haben.
„Auch schön dich zu sehen“, sagte er.
Er stockte, als sein Blick auf Harry fiel. Seine Augen weiteten sich flüchtig, lächelte dann aber.
„Das ist Remus Lupin, Harry. Einer der besten Freunde deines Vaters.“
Mr. Lupin streckte Harry seine Hand entgegen.
„Schön dich kennen zu lernen, Harry. Nenn mich einfach Remus.“
„Hallo“, sagte Harry.
„Du fragst dich sicher, warum ich hier bin“, sagte er und setzte sich auf den freien Sessel gegenüber Harry.
Harry nickte unsicher. Wenn er in den letzten Tagen so viele Fragen gestellt hätte, wie in seinen Kopf geschossen waren, wäre sein Kopf heute sicher schon explodiert.
„Ich bin hier, damit wir mal ein bisschen plaudern können. James, dein Vater, hat mir immer gesagt, dass ich ein guter Zuhörer bin. Jedenfalls hoffe ich, dass wir uns gut verstehen und du dich wohl fühlst mit mir zu reden.“
Harry nickte erneut. Er verstand gar nichts, aber er war begierig darauf mehr Geschichten über seine Eltern zu erfahren.
„Aber zunächst haben wir noch einige Fragen an dich. Ist das okay für dich, Harry?“
Harry kam sich lächerlich vor, als er wieder nicht anderes als ein Nicken zu Stande brachte.
„Du musst nichts beantworten, was du nicht möchtest, Harry. Aber je mehr wir wissen, desto besser.“
„Hmm…?“
„Harry. Ich möchte nicht um die Situation herum reden. Wir müssen heraus finden, ob du wieder zu deiner Tante und deinem Onkel zurück gehen solltest, oder ob du in einer anderen Familie vielleicht besser aufgehoben wärst.“
Remus lehnte sich nach vorne und sah ihn ernst an.
Na toll, er hatte gewusst, dass Snape seine Erinnerungen gesehen hatte. Das war wieder das gleiche, wie damals mit der Schulkrankenschwester in der ersten Klasse, die Petunia in ihre Sprechstunde zitiert hatte. Sie fand Harry wäre zu dünn. Dafür hatte er eine Woche nur Brot und Wasser bekommen. Er würde sowas von vergessen können, dass er das Schlafzimmer behalten durfte.
„Möchtest du denn wieder zurück zu deinen Verwandten, Harry?“, fragte ihn der Schulleiter und Harry zuckte trotzig mit den Schultern. Remus warf Dumbledore einen kurzen Blick zu.
„Okay, Harry. Fürs Erste solltest du wissen, dass du noch eine Woche in Hogwarts bleiben musst, ganz egal was danach passieren soll. Dein kleiner Ausflug hat nämlich für ein bisschen Wirbel gesorgt und die Zauber, die dich dort schützen sind dabei etwas durcheinander geraten. Professor Dumbledore muss sie erst wieder aufbauen und das dauert ein wenig. Wir haben also keinen Zeitdruck. Wir müssen deshalb auch nicht sofort eine Entscheidung treffen, wenn du dir nicht sicher bist. Denk dran, es geht hier um dich und du hast das letzte Wort. Wenn dir die Entscheidung nicht gefällt, dann musst du das unbedingt sagen. Hast du bisher schon Fragen, Harry?“
„Was genau sind diese Schutzzauber?“, fragte er.
Remus lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Nun Harry. Du weißt ja, dass du in der Zaubererwelt sehr bekannt bist.“
Er nahm sich einen Augenblick, um sich eine Bestätigung einzuholen und Harry nickte scheu.
„Du weißt auch von dem Mann, der für den Tod deiner Eltern verantwortlich ist?“
„Voldemort?“, fragte Harry.
Hagrid ließ ein kurzes Keuchen hören, Dumbledore lehnte sich in seinen Sessel nach vorn und sah Harry über die Spitzen seiner gefalteten Hände an. Selbst Remus schien kurz aus der Fassung gebracht, fing sich aber schneller.
„Ja, Voldemort. Die meisten seiner Gefolgsleute sitzen inzwischen im Gefängnis, aber es ist möglich, dass sich noch Wenige in Freiheit befinden und den Tod ihres Meisters rächen wollen. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber wir wollen trotzdem sicher gehen, dass dir nichts zustoßen kann.“
„Hagrid meinte, dass Voldemort vielleicht gar nicht tot ist.“
„Davon gehen manche Zauberer aus, aber darüber brauchst du dir keine Sorgen machen, Harry. Auch für diesen unwahrscheinlichen Fall würde diese Zauber dich schützen.“
Dumbledore schien etwas hinzufügen zu wollen, doch Remus brachte ihn mit einem erneuten Blick zum Schweigen. Der alte Mann schien ein bisschen in sich zusammen zu fallen, als ob ihn irgendetwas in Remus Blick verletzt hätte. Auch wenn Harry ein bisschen Mitleid für ihn empfand, musste er zugeben, dass er Remus ziemlich cool fand. Er sah so unscheinbar aus und dann konnte er diesen mächtigen Zauberer einfach so mit einem Blick einschüchtern. Remus musste ziemlich mächtig sein.
„Ist es okay für dich Harry, wenn du erst ein mal noch hier in Hogwarts bleibst?“
Harry nickte enthusiastisch.
„Darf ich dann mit Hagrid die anderen Tiere anschaun? Und das Quidditch Feld?“
Remus lächelte ihn freudig an.
„Wenn Hagrid nichts dagegen hat?“
„Klar Harry, kann ne helfende Hand immer gebrauchen.“
„Ach und Harry, wir können dir heute deine Sachen aus dem Haus deines Onkels und deiner Tante bringen, wenn du möchtest. Deine Familie ist momentan an einem anderen sicheren Ort untergebracht. Wenn du uns sagst was du brauchst, können wir es dir aber holen. Fällt dir gleich etwas ein, was du haben willst?“
„Hmm.. nein. Ich brauch eigentlich nichts, danke. Ich hab alles in meinem Koffer und die Hauselfen waschen jeden Tag meine Klamotten.“
Er deutete begeistert auf das schwarze Hemd, dass Professor Snape für ihn geschrumpft hatte. Dazu trug er heute eine rote Hose aus dem Potter Verließ. Zunächst dachte Harry, dass sie viel zu groß sein würde, aber die meisten Kleidungsstücke, die er eingepackt hatte passten sich magisch an seine Körperform an. Wenn Petunia gewusst hätte, dass Harry diese Klamotten besaß, hätte sie sich nicht so viel ärgern müssen. Obwohl ihm bei dem Gedanken schauderte mit dieser knalligen Hose in seine alte Schule zu gehen.
„Du hast kein Spielzeug, oder Bücher, die du gerne hättest? Es wäre wirklich kein Umstand, Harry.“
Harry schüttelte vehement den Kopf.
„Kein Kuscheltier?“, sagte Remus mit verschwörerischer Stimme.
Harry musste lachen.
„Nein, wirklich nicht. Ich habe alles hier, was ich brauche.“
„Gut, wenn du das sagst. Du kannst jederzeit fragen, wenn dir etwas einfällt. Wir können für dich auch neue Dinge mit der Eulenpost bestellen. Ach und wie schmeckt dir das Essen, Harry? Madam Pomfrey hat erzählt, dass sie eine Hauselfe auf dich los gelassen hat?“
Remus gluckste.
„Ja. Topsy. Sie ist total lieb und kann super kochen, aber sie sagt, dass sie nicht alles alleine kocht. Sie sagt, dass es ganz viele Hauselfen hier in Hogwarts gibt. Stimmt das?“
Remus nickte nachdenklich.
„Und verträgst du alles gut? Ist dir manchmal schlecht? Das Essen hier kann etwas anders sein, als im Süden.“
„Ein bisschen. Es ist einfach so viel. Ich glaube Topsy meint es nur gut, aber ich brauche gar nicht so viel.“
„Aber du isst es trotzdem?“, vergewisserte sich Remus.
Harry nickte pflichtbewusst.
„Ja, ich will nicht, dass Madam Pomfrey böse wird“, sagte er dann kleinlaut.
Remus schmunzelte.
„Madam Pomfrey kann manchmal ein wenig angsteinflößend sein, nicht? Ich kann mich noch erinnern. Einmal hat sie deinen Vater eine solche Standpauke gehalten, als er zum dritten Mal in einer Woche mit einer Quidditchverletzung zu ihr gekommen ist. Er hat es dann bestimmt ein Monat lang geschafft nicht in den Krankenflügel zu müssen. Ich denke das war wohl sein Rekord aus seiner ganzen Schulzeit.“
Harry sah ihn mit großen Augen an und Hagrid gluckste bei der Erinnerung.
„Aber sie meint es nur gut, Harry. Du brauchst keine Angst vor ihr haben. Iss einfach so viel du kannst und sie wird dir nicht böse sein.“
Wie aufs Stichwort tauchten Kekse zwischen ihnen auf und Harry musste lachen. Das war sicher Topsys Werk. Wenn die Elfe ihre Aufgabe weiterhin so ernst nahm, würde Harry am Ende des Schuljahres in Dudleys Klamotten passen.
Remus lächelte und griff sich einen Keks.
„Nun gut, das wären die wichtigsten Dinge geklärt. Erzähl doch mal, wie war dein Sommer bisher?“
„Super spannend. Ich war in der Winkelgasse und habe ganz viel von den Ländereien gesehen.“
„Und bevor du deinen Hogwarts Brief bekommen hast?“
„Davor?“
Harry nahm sich ebenfalls einen Keks.
„Ja, du hast doch auch schon Muggel Ferien, oder? Hast du dich viel mit Freunden getroffen?“
„Ich war viel draußen im Garten und habe meiner Tante im Haus geholfen. Ferien sind eher immer ein bisschen langweilig.“
Harry biss in den Keks.
„Machst du das öfter? Bei der Hausarbeit helfen?“
Harry nickte nur.
„Fleißig. Ist dein Cousin da auch so fleißig wie du?“
Harry stellte sich Dudley beim Abspülen oder Kochen vor und musste bei dem absurden Gedanken lachen.
„Nein, der spielt eigentlich den ganzen Tag nur Videospiele oder ist unterwegs“, sagte Harry.
„Magst du auch Videospiele?“
„Nicht so meins“, murmelte Harry.
Ihm wurde das Gespräch langsam unangenehm.
„Hast du einen schönen Sommer?“, fragte Harry, bevor ihn Remus weiter ausfragen konnte.
„Bisher kann ich nicht klagen. Ich habe viele Ausflüge gemacht. War in ganz Europa unterwegs.“
„Cool“, sagte Harry.
„Ich war an Dudleys Geburtstag im Zoo.“
„Das klingt toll. Hat es dir gefallen?“
„Sehr.“
Er musste an den Zwischenfall mit der Schlange denken und die Woche Schrank, die er deshalb bekommen hatte.
Dumbledore ließ sich in seinen Sessel zurück sinken. Die ganze Zeit hatte er etwas merkwürdig am Rand gesessen und Harry angestarrt. Vielleicht wurde man einfach komisch, wenn man so alt und mächtig war. Er nickte Remus zu, der erneut in seinen Keks biss. Seine Zähne knirschten dabei ganz unangenehm und Harry fragte sich, ob er wohl einen von Hagrids Felsenkeksen erwischt hatte.
„Harry, was hältst du davon, wenn du mich hinunter zum Quidditch Feld begleitest? Ich war schon ewig nicht mehr dort.“
„Hast du gespielt?“
„Nein, das war nicht gerade meine Stärke. Dein Vater war der Starspieler unseres Jahrgangs. Wenn du möchtest kann ich dir gerne ein bisschen darüber erzählen?“
„Das wäre toll.“
Remus stand auf.
„Wir haben denke ich das wichtigste besprochen. Ich werde Harry in etwa einer Stunde wieder bei Hagrid absetzen und komme dann wieder bei dir vorbei, Albus. Hast du etwas dagegen einzuwenden?“
„Nicht im mindesten. Habt einen schönen Spaziergang und nehmt euch noch Kekse.“
Ganz begeistert davon, dass Remus es geschafft hatte, dass er nicht über Tante und Onkel mit dem Schulleiter reden musste, sprang Harry auf und folgte ihm aus dem Büro hinaus.
Remus nahm die Stufen langsam und Harry hatte endlich einmal keine Schwierigkeiten mitzukommen. Ob er extra langsam für ihn ging, oder hatte er vielleicht Probleme beim Gehen?
„Irgendwann gewöhnt man sich an die Stufen“, sagte Remus.
„Der Gryffindor Gemeinschaftsraum liegt auch in einem Turm. Allerdings ist das ständige auf und ab bei mir jetzt schon einige Jahre her. Wenn du dir die Lauferei sparen willst, Harry, dann solltest du dich nach Hufflepuff sortieren lassen. Oder Slytherin.“
„Slytherin?“, fragte Harry überrascht.
„Ja. Die Slytherins haben ihren Gemeinschaftsraum unten in den Kerkern und die Hufflepuffs neben den Küchen.“
Er zwinkerte ihm verschwörerisch zu.
„Hagrid hat gesagt, dass in Hufflepuff eine Menge Flaschen sind und dass Voldemort in Slytherin war.“
„Hat er das gesagt? Nun, wir haben alle unsere Vorurteile. Du musst wissen, dass du bisher fast nur mit Gryffindors zu tun hattest und wir sind nicht gerade dafür bekannt zu denken, bevor wir sprechen.“
Er warf Harry einen ernsten Blick zu.
„Dein Haus kann nicht bestimmen, wer du bist Harry. Es gibt nicht nur vier Arten von Menschen. Bei der Auswahl wird berücksichtigt, ob du bestimmte Fähigkeiten und Werte besitzt, die die Gründer von Hogwarts schätzten. Wenn ja, dann wird ihr Haus für dich in Betracht gezogen. Du kannst loyal sein, aber auch mutig. Sehr strebsam und ehrgeizig.“
„Mom und Dad waren beide Gryffindor oder?“
„Das waren sie. Das heißt aber nicht, dass du unbedingt auch ein Gryffindor werden musst, Harry.“
„Aber was ist, wenn ich in Slytherin lande?“, fragte Harry mit großen Augen.
„Salazar Slytherin schätze an seinen Schülern vor allem Ehrgeiz, Intelligenz und Gerissenheit. Daher hat es viele Schüler dort hin gebracht, die außergewöhnliche Dinge tun würden. Sowohl von der Seite des Lichts, als auch auf der Seite der Dunkelheit. Aber Slytherins haben einen starken Zusammenhalt. Brüderlichkeit, noch ein Fähigkeit, die Slytherin schätzte. Sie unterstützen sich gegenseitig in ihren Ambitionen. Ich bin mir sicher, dass deine Eltern stolz auf dich wären, wenn du zu diesen außergewöhnlichen Schülern gehören würdest.“
„Und was ist mit Hufflepuff? Warum sagt Hagrid, dass es da nur Flaschen gibt?“
Remus lachte sanft.
„Helga Hufflepuff schätzte Loyalität, Treue, einen guten Sinn für Gerechtigkeit und dass man keine Scheu vor harter Arbeit hat. Hufflepuffs werden häufig unterschätzt, weil man ihnen eher diese sanftmütigen Eigenschaften zuschreibt. Aber du solltest dich niemals mit einem Dachs anlegen. Es ist gut möglich, dass du dann den ganzen wütenden Dachsbau am Hals hast und man sieht sie nicht mal kommen!“
Er erzählte Harry eine Geschichte über seinen Vater und einen anderen Freund, die wegen eines dummen Streiches ein Jahr lang von dem gesamten Haus Hufflepuff verfolgt worden waren. Harry kicherte, als Remus beschrieb, wie jemand ihre Haare einen ganzen Monat lang rosa gefärbt hatte und Madam Pomfrey sich geweigert hatte, es rückgängig zu machen.
„Das hab ich auch mal versehentlich mit meinem Cousin gemacht“, sagte Harry.
„Tatsächlich?“
„Ja und einmal habe ich die Perücke von meinem Lehrer blau gefärbt.“
„Wie kam es denn da zu?“
„Ich weiß gar nicht mehr genau. Sie haben mich geärgert. Ich wollte es nicht. Es ist aber einfach so passiert. Tante Petunia musste zum Rektor und dann war es gar nicht mehr so lustig. Auch wenn natürlich niemand wusste, wie das passieren konnte.“
„Das ist typisch für junge Zauberer. Manchmal können wir unsere Magie nicht kontrollieren und sie macht sich einfach ein bisschen selbstständig, wenn wir sehr wütend oder traurig sind. Du scheinst die Natur deines Vaters zu haben, wenn sie ausgerechnet Haare umfärbt. Erzähl, was ist dir sonst noch so passiert?“
Harry überlegte. Sie waren inzwischen auf den Ländereien und in der Ferne konnte er die Ringe des Quidditchfeldes erkennen.
„Einmal mochte ich meine neue Frisur nicht und habe meine Haare über Nacht nachwachsen lassen. Und einmal bin ich auf das Schuldach teleportiert glaube ich.“
„Teleportiert?“
„Ja, ich war unten bei den Mülltonnen und wollte dahinter springen, aber dann bin ich einfach oben auf dem Schulgebäude gewesen.“
„Ah, das nennen wir Apparieren, Harry. Es zu kontrollieren lernt man erst, wenn man volljährig ist. Es ist sehr schwierig. Was war das letzte, was dir passiert ist?“
Harry überlegte.
„Als wir im Zoo waren, habe ich versehentlich das Glas von einem Schlangengehege verschwinden lassen und mein Cousin ist rein gefallen. Aber ich wusste, dass die Schlange ihm nichts tun würde. Ich wollte ihn nicht verletzen oder so“, beeilte sich Harry zu sagen.
„Natürlich nicht.“
Sie gingen einige Augenblicke schweigend weiter.
„Was meintest du damit, dass du wusstest, dass die Schlange ihm nichts tun würde?“, fragte Remus schließlich.
Harry zuckte die Schultern.
„Ich weiß nicht. Alle sind total ausgeflippt und hatten Angst vor ihr. Sie war auch ziemlich groß, aber sie war sehr nett. Ich glaube sie wollte nach Brasilien.“
Harry bemerkte, wie sich Remus etwas versteifte.
„Ich wollte wirklich nicht, dass Dudley etwas passiert. Es war ein Versehen.“
„Harry, mach dir keine Sorgen. Ich weiß, dass du ihm nichts bösen wolltest. Deine unkontrollierte Magie ist nichts ungewöhnliches. Ich nehme an, dein Cousin hat dich vor dem Vorfall geärgert?“
„Ja, er hat mich geschubst.“
„Siehst du. Deine Magie hat dich nur verteidigt. Und du meintest, dass die Schlange dir etwas gesagt hat?“
Harry nickte.
„Hmm…“, machte Remus.
„Ist das merkwürdig? Ich kann auch nur mit Schlangen reden, andere Tiere verstehe ich nicht.“
Harry war besorgt.
„Es ist nicht merkwürdig. Es ist eine Gabe, die nur wenige Zauberer haben. Man nennt die Sprache der Schlangen auch Parsel. Salazar Slytherin war zum Beispiel ein Parselmund.“
„Du meinst ich habe eine andere Sprache gesprochen, aber wo habe ich die denn gelernt?“
„Das ist eine gute Frage.“
Remus betrachtete ihn nachdenklich.
„War das vielleicht auch so ein versehentlicher Ausbruch von Magie?“
„Könnte sein“, sagte Remus, aber schüttelte leicht den Kopf.
„Was ist danach geschehen?“
„Ähm… Die haben den ganzen Zoo geräumt, aber die Schlange haben sie nicht gefunden.“
„Und als du daheim warst?“
Harry tappte sich nervös gegen sein Bein.
„Naja, Tante Petunia fand es gar nicht gut und Onkel Vernon dachte ich hätte das absichtlich gemacht.“
„Haben sie dich dafür bestraft?“
Harry blieb stehen. Er verstand endlich, was Remus da versuchte.
„Warum frägst du das?“
„Tut mir leid, Harry. Ich wollte dich nicht dazu drängen darüber zu reden.“
„Es gibt nichts zu reden.“
„Doch Harry, das gibt es. Aber du musst nicht sofort darüber reden, was dir die Dursleys angetan haben. Wir wissen genug, um zu verhindern, dass du wieder dort hin zurück musst.“
„Was meinst du damit?“
Harrys Stimme war hart, doch in seine Augen waren Tränen gestiegen.
„Lass mir dir nur eine Frage stellen, wenn du sie mit Ja beantworten kannst, müssen wir nie wieder über dieses Thema reden. Okay?“
Harry nickte. Er traute seiner Stimme nicht.
„Willst du für deine Sommerferien lieber zurück zu den Dursleys, als hier in Hogwarts zu bleiben.“
Harry schwieg. Die Frage war unfair. Das alles war unfair. Remus wartete noch einige Augenblicke schweigend. Dann nickte er.
„Ich werte das als ein Nein. Wir müssen trotzdem nicht mehr darüber reden, wenn du es nicht willst.“
Remus ging wieder los und kurzem Zögern folgte ihm Harry.
„Ich weiß wir kennen uns erst seit heute, aber ich war einer der besten Freunde deines Vaters. Es tut mir leid, dass ich nicht früher da sein konnte für dich, aber ab jetzt kannst du immer auf meine Unterstützung zählen. Das bedeutet auch, dass ich nicht zulassen werde, dass du jemals wieder zu diesen wiederwertigen Muggeln geschickt wirst.“
Remus Stimme klang auf einmal sehr bedrohlich. Harry musste dabei an Ripper, den Hund von Tante Magda, denken, als der ihn durch das Haus gejagt hatte.
„Aber jetzt will ich mal sehen, ob du dein Talent für Quidditch von deinem Vater geerbt hast.“
Und Harry hatte. Remus hatte heimlich den Besenschuppen auf gezaubert und ihnen zwei alte Schulbesen heraus geholt. Sie drehten Runden um das Feld, Remus warf ihm Quaffel zu und erklärte ihm die Regeln des Spieles. Er war begeistert von Harrys Flugkünsten, doch als er durch das Lob angestachelt immer waghalsigere Manöver hinlegte, brach er die Flugstunde lachend ab.
„Komm runter, Harry. Ich will dich nicht schon bevor das Schuljahr begonnen hat zu Madam Pomfrey bringen müssen.“
Harry landete sanft neben ihm. Seine Wangen waren gerötet. Noch nie hatte er sich so toll gefühlt. Das Fliegen kam so natürlich zu ihm, als ob er es schon jahrelang gelernt hatte.
„Ha, du hast doch Angst vor ihr!“, rief Harry und brachte Remus damit zum lachen.
Auf dem Rückweg zu Hagrids Hütte erzählte ihm Remus von einem kleinen Besen, den Harry als Baby von seinem Paten geschenkt bekommen hatte. Er verglich das Fliegen mit Fahrradfahren, was Harry allerdings nichts sagte, weshalb er stattdessen nach seinem Paten fragte. Daraufhin wechselte Remus sehr schnell das Thema. Harry fragte nicht nach.
In Hagrids Hütte warteten zwei Portionen Essen auf ihn und eine wütende Elfe. Doch nach dem Fliegen freute sich Harry sogar richtig auf das Essen und Remus verabschiedete sich und versprach bald wieder zu Besuch zu kommen. Er würde eine Eule senden. Harry freute sich schon jetzt auf seine erste Post.

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