Ad infinitum

Harry Potter - J. K. Rowling
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Ad infinitum
Summary
Ein kleines Missgeschick ändert die bekannte Geschichte.Was passiert, wenn Dumbledore beschließt, dass ausgerechnet Severus Snape der Richtige ist, um Harry Potter in die Zaubererwelt einzuführen. Geheimnisse werden aufgedeckt, die anderenfalls vielleicht immer verborgen geblieben wären.
Note
Hey :)Schön, dass du da bist! Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen.Ich versuche die Geschichte jeden Freitag zu updaten.Lasst mir gerne Lob, Kritik oder Wünsche in den Kommentaren. :)
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Ein Gruß aus der Vergangenheit

Severus war in einen unruhigen Schlaf hinüber geglitten. Okklumentik erforderte ein hohes Maß an Konzentration. Er war einfach nur noch müde. Etwas schien ihn regelrecht in seine Träume zu ziehen. Severus, du wirst mich immer finden. Sein Nacken schmerzte. Ihm war entfernt bewusst, dass er lieber in sein Bett gehen sollte. Aber er war einfach zu müde. Er folgte dem Geruch von einem frühen Sommer. Regen und Erde und etwas blumiges. Lily lächelte ihn an und streckte ihm die Hand entgegen. Komm mit, Severus. Merkwürdig. Er folgte ihr einen Weg entlang, der so vertraut war. Er war so bekannt, obwohl er ihn noch nie zuvor gegangen war. Er war sich sogar ziemlich sicher, dass er ihn vor kurzen noch verzweifelt gesucht hatte. Ohne Erfolg. Dabei war er doch genau hier. Er konnte Lachen hören. Das Lachen eines Mannes. Er lachte.
„Hör auf, Sev. Du musst das hier ernst nehmen“, sagte eine Frauenstimme irritiert.
„Lily, wie soll ich das Ernst nehmen? Ein Weg zwischen Feldern aus Lilien im Regen. Was anderes ist dir nicht eingefallen?“
Ihr Gesicht tauchte vor ihm auf. Lilys verzog ihr Gesicht, als ob sie zu tiefst beleidigt wäre, musste aber gleich darauf lachen.
„Ich will dir doch nur mehr Trigger mitgeben. Olfaktorisch ist mir eben auf die schnelle nichts besseres als Lilien und Sommerregen eingefallen. Jetzt hör auf zu lachen, das ist nicht lustig!“
Severus gab ihr einen kleinen Knuff, aber nickte.
„Schon gut, aber ich sage dir, dass das sowieso überflüssig ist. Ich denke nicht so graphisch. Eher methodisch und organisiert.“
„Sagt derjenige, der sein eigenes Labyrinth aus Erinnerungen hat, durch das du visuell hindurch gehst.“
Er verdrehte die Augen.
„Gut, bis auf das.“
„Sev, dafür, dass du einer der besten Okklumentiker unserer Zeit sein sollst, weißt du überraschend wenig über dich selbst.“
Sie pausierte und legte ihre Hand auf seine.
„Ich wünschte wir hätten mehr Zeit.“
Severus nickte.
„Ja, ich auch.“
So verweilten sie kurze Zeit, beide durch ihre eigenen Gedanken eingenommen, bis Severus sich sanft von ihr los machte.
„Es wird Zeit.“
Sie nickte.
„Du musst mir versprechen, dass du wieder kommst“, sagte sie plötzlich.
„Du weißt, das kann ich nicht.“
Sie nickte nur, aber drang nicht weiter auf ihn ein. Sie wischte sich energisch eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Bist du bereit? Hast du die Box?“
Severus nickte und zog seinen Zauberstab. Er hielt ihn an seine Schläfe und ein dicker Faden silbrigen Lichts schien daran kleben zu bleiben. Er wurde immer länger und riss dann ab. Er ließ ihn in ein schlichtes Glasgefäß fallen, worin sich der Faden wie Flüssigkeit sammelte. Er legte das Gefäß sanft in eine schön verzierte Schatulle.
Lily warf ihm ein letztes Lächeln zu und hob auf sein Kopfnicken ihren eigenen Zauberstab.
„Obliviate.“
Severus sah sie weiterhin an, doch sein Blick war glasig. Er konnte sie nicht mehr sehen. Als es um ihn herum schien durch dichten Nebel verdeckt zu sein.
„Wenn du mich suchst, wirst du mich immer finden“, begann Lily leise zu sprechen. Es klang, als ob sie ihm eine Geschichte erzählte. Vielleicht ein Gedicht.
„In deinem Kopf gibt es einen Weg. Wenn du mich von ganzem Herzen sucht, kannst du diesen Weg gehen und ich werde am Ende auf dich warten. An den Rändern der Straße werden dich Lilien zu mir begleiten. Es regnet hier immer leicht, du kannst es riechen. Du kannst die Tropfen hören und spüren. Wenn du bereit bist, wirst du in deinen Träumen auf diesen Weg stoßen. Du musst den Weg alleine gehen, denn niemand anderes kann mich finden. Du bist der beste Freund, den ich mir je hätte wünschen können, Severus. Danke.“
Severus schlug seine Augen auf und rang nach Luft. Lily hatte ihn obliviiert. Sie hatten so vertraut gewirkt. So, wie sie vor dem Streit gewesen waren. Er versuchte die Erinnerung wieder zu finden. Er glaubte wage etwas fühlen zu können. Weit weg und er konnte ihr nicht näher kommen. Ein Bild eines kleinen Hauses am Ende eines langen Weges schoss ihm in den Kopf. Doch der Weg wurde nicht kürzer. Er versuchte es nicht weiter. Er hatte die Erinnerungen an den Traum und er wusste, wo er den Rest wieder finden konnte. Denn die Schatulle, die er gerade gesehen hatte war mit dem Wappen der Prince geschmückt und wie es der Zufall wollte, hatte er sie erst vor kurzem gesehen. Im Safe von Harry Potter. Er warf sich seinen Umhang über und zögerte. Er fühlte sich immer noch gerädert. Also schluckte er einen Ausnüchterungstrank und alles um ihn herum schien plötzlich wieder scharf zu werden. Er hasste den Effekt. Man merkte die Auswirkungen des Alkohols nie gänzlich, bis sie dann auf einmal verschwanden. Sein Magen war leer, er konnte in seinem stickigen Raum nur schlecht atmen und der Druck hinter seinen Augen kündigte eine baldige Migräne an. Er nahm sich einen weiteren Augenblick, um seine Okklumentikbarrieren sorgfältig zu errichten und sie mehrfach zu überprüfen. Er würde zum ersten Mal nach dem Desaster mit Dumbledore in die Öffentlichkeit gehen. Er nahm sich eine Handvoll Flohpulver aus dem alten Kessel am Kaminsims.
Wenige Minuten später stand er vor dem Verließ von Potter. Es war wenig los und die Kobolde hatten nichts dagegen einzuwenden, dass er ohne Potter hier war. Lily hatte ihm scheinbar die ausdrückliche Berechtigung gegeben.
Er dankte dem Kobold, der sich höflich zum Karren zurück zog. Vorsichtig trat er ein und sah sich um. Fast sofort fiel sein Blick auf die Schatulle. Sie war so platziert, dass man sie nicht übersehen konnte, außer natürlich man war Harry Potter.
Severus wirkte einen schnellen Diagnostikzauber und als er nichts ungewöhnliches ergab, hob er die Schatulle achtsam auf. Er legte seinen Zeigefinger auf das Emblem und es begann zu leuchten. Mit einem leisen Klicken sprang der Deckel auf. Im Inneren lagen zwei gefüllte Glasviolen. Eine davon hatte er in seinem Traum selbst gefüllt. Die Flüssigkeit in der Zweiten schien sich leicht zu bewegen. Verschiedene Silbertöne gingen ineinander über und bildeten Muster.
Unter den Violen lag ein Brief. In kursiver Schrift war sein Name darauf geschrieben. Lilys Schrift. Plötzlich spürte er den harten Boden unter seinen Knien. Die Welt begann um ihn herum zu verschwimmen. Sein Kartenhaus drohte einzustürzen. Seine Hände zitterten, als er den Brief vorsichtig hervor zog. Es war mindestens zehn Jahre her, dass sie ihn in der Hand gehabt hatte und dennoch konnte er nicht anders, als daran zu riechen. Er bildete sich ein noch einen Hauch ihres Parfüms daran riechen zu können. Er drehte ihn um und brach das Siegel. Potters Wappen.

Lieber Sev,
ich schreibe dir diesen Brief in der Hoffnung, dass du ihn niemals lesen wirst. Seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben ist inzwischen schon über ein Jahr vergangen. Albus hat mir erzählt, dass du deinen Weg zurück zu uns auch ohne mich gefunden hast. Und ich dachte ich wäre etwas besonderes! Ein bisschen enttäuscht bin ich schon, dass du so leicht rum zu bekommen bist, dass es selbst Albus schafft! Nein, Severus. Ich freue mich wirklich und ich hoffe, dass ich dir das auch bald selbst sagen kann. Das letzte Jahr war ein auf und ab und ich wünschte so sehr, dass ich dir davon erzählen könnte. Ich habe dir Erinnerungen davon aufgehoben. Leider kann ich jetzt damit nicht mehr weiter machen. Albus meint, dass es nach dem Angriff auf das Potter Anwesen zu unsicher für uns wird zwischen unseren gesicherten Häusern umher zu reisen und hat uns eine dauerhafte Bleibe gesucht. James hat sein Stadthaus noch vor unserer Hochzeit verkauft und das Anwesen ist fast auf die Grundmauern abgebrannt. Das Haus in das wir jetzt also gehen werden gehört Albus. Er ist dort aufgewachsen. Vielleicht gibt es dort noch einige Dinge zu entdecken. Viel wird es sonst dort nicht zu tun geben. Wir werden unter dem Fidelius Zauber von der Außenwelt abgeschnitten sein. Anfangs soll nur der Geheimniswahrer und wir wissen, wo wir wohnen. James wollte selbst der Geheimniswahrer sein, aber Albus befürchtet, dass Voldemort unser Versteck trotzdem finden könnte und sie uns dann nicht helfen können. Ich glaube, dass er es James auch einfach nicht zutraut so lange die Füße still zu halten und versteckt zu bleiben. Albus hat sogar selbst angeboten der Geheimniswahrer zu sein, aber davon wollte James natürlich nichts wissen. Du weißt ja, wie er ist. Selbst wenn sich jeder gegenseitig verdächtigt, kann James einfach nicht anders, als allen zu vertrauen. Er glaubt dass du derjenige bist, der Informationen dursickern lässt. Aber Albus sagt, du bekommst keine Informationen über uns, was ihn nur noch misstrauischer macht. Übrigens eines der Lieblingsthemen des Ordens: Raten, was Severus Snape in Austausch für Informationen bekommt. Meine Tipp war ja, dass du einfach ein guter Mensch bist, aber das ist natürlich viel zu langweilig. Alice glaubt, dass du unsterblich in mich verliebt bist – wenn sie wüsste. Frank und James denken sich jeden Tag eine neue Geschichte aus. Heute tauschst du angeblich gegen Einhornblut, damit du einen Trank erfinden kannst, der dich unsterblich macht – so etwas kommt raus, wenn man Männer zu lange einsperrt. Wir haben hier alle Hände voll zu tun, besonders mit Harry und dem kleinen Neville. James darf bei keinen Außeneinsätzen dabei sein und kann auch so wenig helfen. Er hat oft die Kinder, wenn ich beim Brauen helfe. (Ich wünschte ich hätte deine Notizen, Sev!) Alice hat es irgendwie geschafft, dass sie Albus ab und zu begleiten darf, wenn es einen kniffligen Fluch zu brechen gibt, bei dem er Hilfe benötigt. Frank hilft manchmal im Ministerium aus. Aber beide haben auch eine vollständige Aurorenausbildung. James hat nie gelernt, wie man sich richtig verteidigt und er ist so ein Sturkopf, dass er sich sicher nur selbst in Gefahr bringen würde. Außerdem hat Albus die Sorge, dass wir ein wahrscheinlicheres Ziel sind, als die Longbottoms. Aber James ist wirklich toll mit Harry. Er ist ein wundervoller Vater für ihn. Sie sehen sich so ähnlich (Ich sag doch ich brauche deine Notizen!) und Harry beginnt sich sogar schon so zu verhalten, wie James. Er kann inzwischen besser fliegen, als laufen! Wenn es möglich ist kommen Sirius, Remus und Peter vorbei, um ihn aufzuheitern. Sirius prahlt natürlich mit seinen Kämpfen, aber er trinkt viel mehr und verschwindet in der Nacht – armer Remus. Er ist einfach nur still. Albus hat ihn zu den Werwölfen geschickt, aber ich glaube er kommt dort nicht sonderlich gut zurecht. Er redet nie darüber. Peter ist einfach noch nervöser, als er es sowieso schon immer war. Er hilft aus, wo er kann. Organisiert und überbringt Nachrichten. Fleißiger, als er jemals in Hogwarts war.
Ich weiß gar nicht, weshalb ich dir das alles schreibe Severus. Ich wünschte du wärst auch bei uns und könntest Harry kennen lernen. Aber ich weiß, dass es dafür noch zu früh ist. Dass es nicht sicher wäre, wenn du dich jetzt schon erinnern könntest. Ich verwahre die Schatulle in unserem Safe in Gringotts. Mit all den Informationen fühlt es sich einfach zu unsicher an, sie weiter mit mir herum zu tragen und im Safe-Haus würde man sie vermutlich nicht finden, falls doch etwas schief gehen sollte...

Ich denke, da du diesen Brief liest, sollte ich dir noch folgendes sagen:
Ich liebe dich, Severus. Ich weiß, dass du dir Vorwürfe machst, aber es ist nicht deine Schuld. Du hast noch viele wichtige Dinge, die in dieser Welt auf dich warten. Du darfst nicht in dir selbst versinken. Ich werde vermutlich nicht mehr hier sein, um dir heraus zu helfen. Du musst stark sein. Für unseren Sohn. Für Harry. Ich verlange nicht von dir, dass du sein Vater wirst, das liegt bei dir und hoffentlich auch bei James – bitte vertragt euch, ja? Ich wünsche mir aber, dass er dich kennen lernt und du ihm hilfst, wo es in deiner Macht steht. Die Erinnerungen habe ich für dich aufgehoben, aber vielleicht zeigst du ihm ja irgendwann ein paar davon.
In Liebe Lily

Severus war auf den Boden gesunken und strich über die letzten Zeilen. Sie waren von Lily und sie hatte ihm wahrhaftig verziehen. Es war nicht nur ein Traum gewesen. All die Jahre hatte er geglaubt, dass sie ihn verstoßen hatte. Severus stand abrupt auf und verstaute die Schatulle vorsichtig in seinem Umhang. Das war keine Angelegenheit über die er jetzt nachdenken durfte. Er ging zurück zu dem Kobold, ließ den Safe schließen. Auf dem Weg zur Eingangshalle murmelte er komplizierte Arithmantikformeln vor sich hin, um seinen Kopf vom Denken abzuhalten. Er bezahlte dem Kobold wortlos die überteuerten zehn Sickel für das Flohpulver und warf es in den Kamin.
„Albus Dumbledores Büro, Hogwarts. Dringend“, sagte er.
Er war froh, dass sich zu dieser Tageszeit nur noch vereinzelte Kobolde in der Eingangshalle aufhielten.
Es dauerte einen kurzen Moment, dann sprangen die grünen Flammen ins Leben und Severus trat durch sie hindurch in das Büro des Schulleiters.

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