Ad infinitum

Harry Potter - J. K. Rowling
F/F
F/M
M/M
G
Ad infinitum
Summary
Ein kleines Missgeschick ändert die bekannte Geschichte.Was passiert, wenn Dumbledore beschließt, dass ausgerechnet Severus Snape der Richtige ist, um Harry Potter in die Zaubererwelt einzuführen. Geheimnisse werden aufgedeckt, die anderenfalls vielleicht immer verborgen geblieben wären.
Note
Hey :)Schön, dass du da bist! Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen.Ich versuche die Geschichte jeden Freitag zu updaten.Lasst mir gerne Lob, Kritik oder Wünsche in den Kommentaren. :)
All Chapters Forward

Tee und Felsenkekse

Harry musste feststellen, dass ihm Hagrid frisch gebackenen Kekse nicht schmeckten. Aber er war hungrig, also aß er sie trotzdem.  Schließlich war er von ganz oben im Schloss wieder alle Stufen hinunter gelaufen und das abermals neben einem Mann, dessen Beine – dieses Mal tatsächlich – so lang waren, wie Harry groß war. Dumbledore schien ja ganz nett zu sein, aber ein Schulleiterbüro sollte Harrys Meinung nach erreichbarer für die Schüler sein. Harry saß inzwischen am Fenster von Hagrids Hütte und starrte zum Schloss hinauf. Dort brannten vereinzelt Lichter, doch größten Teils lag es in Dunkelheit, was es ein bisschen gruselig wirken ließ. Nicht zum ersten Mal lief ihm ein Schauer über den Rücken. Das Gebäude hatte etwas eindrucksvolles an sich, was nicht allein mit seiner massiven Größe zusammen hing.

„Und morgen können wir zur Eulerei gehen. Dort ist Hedwig gerade hingeflogen. Schlauer Vogel. Ein schönen Namen hast du da gefunden, Harry. Du weißt aber, dass dein Hedwig ein Männchen ist, oder? Das erkennt man dran, dass er ganz weiß ist. Weibliche Schneeeulen haben dunkle Musterungen. Aber Hedwig passt trotzdem“, unterbrach Hagrid sein Grübeln.

Darüber hatte Harry eigentlich gar nicht nachgedacht. Ihm hatte einfach der Name gefallen und es freute ihn, dass Hagrid ihm zustimmte.

„Schneeulen sind sehr loyal und auch tagsüber aktiv. Ganz anders, als die meisten Eulen. Deshalb sind sie so beliebt zum Post zustellen. Werden weniger schnell müde. Aber sind auch selten. Hab in Hogwarts noch keine vor deinem Hedwig gesehen.“

Hagrid brabbelte schon seitdem sie das Schulleiterbüro verlassen hatten und ließ sich nicht davon stören, dass Harry oft nichts zum Gespräch beizutragen zu hatte. Er war zu müde und versuchte einfach so viele Informationen zu behalten, wie möglich. Er hatte schon über die Häuser von Hogwarts gelernt und die Professoren. Aber Hagrids Lieblingsthema waren Geschöpfe, das merkte Harry spätestens, als sie die Ländereien betraten. Er tunkte seinen Felsenkeks in seinen Tee. Wenn er sie beißen könnte, wären sie vermutlich nicht mal so schlecht. Hagrids riesiger Hund Fang legte sich seufzend zu seinen Füßen ab.

„Hagrid?“, unterbrach Harry den Riesen vorsichtig.

„Hmmm?“

„Du warst doch mit meinen Eltern befreundet oder? Kannst du mir was über sie erzählen?“

Hagrid sah ihn besorgt an.

„Schon gut“, sagte Harry sofort, damit Hagrid nicht antworten musste, „Ich dachte nur… Weißt du, ich weiß fast gar nichts über sie und hier kannten sie so viele. Tante Petunia hat nicht viel über meine Mom geredet und ich glaube sie kannte meinen Vater gar nicht, vor … du weißt schon dem Unfall.“

„Unfall?“, donnerte Hagrid unerwartet und Harry ließ vor Schreck seinen Keks fallen. Fang beschwerte sich lautstark. Er blickte alarmiert umher, schnappte sich den Keks und trottete auf seine Decke am anderen Ende der Hütte.

„Unfall, Unfall? Was meinst’n damit Harry?“

Harry machte sich ganz klein. Der Riese sah fürchterlich bedrohlich aus und Harry hatte scheinbar etwas ganz falsches gesagt.

„Wie meine Eltern gestorben…“

Harry brachte den Satz nicht zu Ende.

„Aber diene Eltern sind doch nicht bei einem Unfall gestorben! Jetzt mal langsam mit den jungen Hippogreifen. Du willst mir sagen, dass du – HARRY POTTER – deine eigene Geschichte nicht kennst?“

Harry schwieg. Hagrid wandte sich von ihm ab und griff nach seinem Humpen Tee. Er nahm einen Schluck, sichtlich um Fassung bemüht.

„Diese Dursleys. Ich werd sie…“, grummelte er kaum hörbar.

„Harry, ich weiß nicht, ob ich der Richtige bin, um dir das zu erzählen“, sagte er nach einer Weile.

„Was erzählen?“

„Schon gut, schon gut.“

Hagrid seufzte.

„Einer muss es ja tun…“

Er zog einen der riesigen Sessel zu Harry ans Fenster und begann zu erzählen. So lernte Harry den wahren Grund, weshalb er bei Tante und Onkel aufgewachsen war und von dem bösen Mann Voldemort, dessen Name Hagrid kaum aussprechen wollte. Er erzählte, dass dieser Mann Harry als Baby nicht töten konnte, genau wie in diesem Märchen und dass er deshalb berühmt war. Es gab keinen Namensvetter, keinen Peter Parker, von dem die Comichefte handelten. Diese Geschichten wurde den Zaubererkindern über ihn erzählt. Harry sollte eine Art Superheld sein, der den schlimmsten Zauberer vertrieben hatte und das schon als Baby. Dabei war er, doch nur ein ganz normaler Junge, der seinen Tag mit Hausarbeit oder in der Schule verbrachte.

„Weißt du, deine Eltern waren wundervolle Menschen, Harry“, sagte Hagrid nachdem er mit der Geschichte fertig war.

„Die Zauberer sind nicht immer freundlich zu Leuten, die anders sind. Aber sie waren immer nett zu mir.“

„Du bist ja auch nett“, sagte Harry, was Hagrid zum lachen brachte.

„Danke, Harry. Aber manche Zauberer mögen mich einfach nicht, weil ich bin was ich bin.“

„Weil du so groß bist?“

Hagrid gluckste in seinen Bart.

„Weil ich so groß bin. Verstehst du das, Harry?“

Er schüttelte den Kopf.

„Nein, verstehe ich nicht.“

Hagrid reichte ihm eine selbstgestrickte Decke, in die sich Harry einmummelte. Er war so furchtbar müde und überwältigt von all den neuen Eindrücken.

„Waren Mom und Dad auch in Hogwarts?“, fragte er schläfrig.

„Natürlich. Haben mich oft hier besucht. Besonders dein Vater. War’n ganz schöner Rumtreiber, sag ich dir.“

Harry lauschte den Abenteuern seines Vaters und den Erzählungen über die Intelligenz seiner Mutter. Sie hatten vor einiger Zeit genau hier gelebt. Hier, wo Harry gerade war. Irgendwann übermannte ihn die Anstrengung des Tages und die Geschichten gingen in Träume über.

~ ~ ~

Harry erwachte, als ihm die Sonne ins Gesicht schien. Er rieb sich seine Augen und tastete nach seiner Brille. Wo war er? Er fand sie auf einem Nachttisch und die Welt um ihn herum wurde scharf.

„Guten Morgen, Sir!“, rief eine schrille Stimme und Harry wäre beinahe aus dem Bett gefallen.

„Topsy wollte Sie nicht erschrecken, Sir“, quietschte die Stimme.

Harry richtete sich auf und sah umher. Er lag in einem kleinen Raum. Er war nur spärlich mit Möbeln ausgestattet. Neben dem Bett und den Nachttisch gab es nur noch einen wackelig aussehenden Stuhl und einen großen Schrank, der die gegenüberliegende Wand einnahm. Zwei Türen zu seiner linken führten in anliegende Räume. Neben ihm stand sein Koffer. Sein Umhang und seine Klamotten feinsäuberlich gefaltet darauf. Schnell sah er an sich herab. Er trug einen Pyjama, den er nie zuvor gesehen hatte. An seinem Bettende stand eine kleine Kreatur. Sie hatte riesige Kulleraugen und noch größere Ohren, die von ihrem Kopf abstanden.

„Wo bin ich?, fragte Harry.

„Sir, ist in Hogwarts. In der Gästekammer, Sir.“

Hogwarts. Die Eindrücke des letzten Tages kamen wieder auf ihn eingeprasselt. Der Ausflug in die Winkelgasse. Die Geschichte seiner Eltern. Seine Geschichte.

„Geht es Sir gut?“, fragte die Kreatur besorgt.

„Ja, danke“, krächzte Harry, „Wer bist du?“

Harry wollte eigentlich fragen, was die Kreatur war, aber nach der Rede von Hagrid, wollte er nicht einer dieser taktlosen Zauberer werden, von denen er erzählt hatte.

„Mein Name ist Topsy, Sir. Topsy wartet bis Sir aufwacht und bringt ihm dann Essen. Topsy kann alles kochen, aber grummeliger Master Dumbledore sagt, Sir darf nur ein Porridge mit Früchten essen. Topsy bringt Sir sofort sein Porridge. Topsy könnte etwas Honig hinein machen, wenn Sir möchte, davon hat Master Dumbledore nichts gesagt. Mag Sir Honig?“

Harry versuchte sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen.

„Honig? Ja, mag ich“, sagte er.

Ein lauter Plopp und Topsy war weg. Einfach verschwunden. Das war merkwürdig. Es klopfte an der Tür.

„Ähm… Ja?“, sagte Harry.

„Ach gut, du bist wach. Mein Name ist Madam Pomfrey. Ich bin die Heilerin hier in Hogwarts. Kein Grund zur Beunruhigung, soweit ich sehen konnte, bist du gesundheitlich in guter Verfassung. Die Herren Professoren haben dir gestern wohl nur zu viel an einem Tag zugemutet.“

Die Frau rümpfte etwas die Nase.

„Du bist nicht aufgewacht, als sie dich hier hoch gebracht haben, da haben sie mich vorsichtshalber dazu geholt. Du hast zusätzlich zum Stress gestern vermutlich zu wenig gegessen, deshalb warst du so müde. Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig bei Heranwachsenden.“

Sie warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.

„Ich habe dir einen Essensplan zusammengestellt und die Hauselfe, die gerade da war, wird dir deine Mahlzeiten bringen. Bis das Schuljahr anfängt wirst du fünf kleine Portionen am Tag bekommen. Außerdem nimmst du jeden Morgen eine von diesen.“

Sie hob eine kleine Flasche mit rotem Inhalt nach oben und stellte sie auf seinen Nachttisch.

„Das hilft uns dabei die wichtigsten Nährstoffe in dich zu bekommen. Hast du noch Fragen?“

Auf Harrys Nachttisch tauchte eine Schüssel Porridge auf. Er schüttelte den Kopf.

„Gut, dann iss. Wenn du fertig bist, kannst du dich im Bad frisch machen“, sie deutete auf eine Tür.

„Danach kannst du Topsy Bescheid geben. Sie kann dich zu Hagrid bringen. Er will dir heute einiges zeigen, habe ich gehört. Ich habe leider andere Verpflichtungen, aber falls es dir nicht gut gehen sollte, komme ich sofort zurück. Zögere nicht danach zu fragen.“

Sie wartete ab, bis er nickte und drückte ihm die Schüssel in die Hand.

„Und nur, weil ich nicht in Hogwarts bin, heißt das nicht, dass ich nicht erfahren werde, wenn du nicht isst.“

Sie warf ihm noch einen strengen Blick zu und verließ das Zimmer. Also aß Harry und schluckte die merkwürdige Flüssigkeit, die etwas unangenehm metallisch schmeckte. Harry duschte und genoss es, dass er so viel warmes Wasser wie er wollte verbrauchen konnte. Erst als seine Finger ganz schrumpelig wurden, stellte er es wieder ab. Er würfelte sich Kleidung zusammen, die er aus dem Verließ seiner Eltern mitgenommen hatte. Seine eigene lag ja immer noch bei den Dursleys, aber diese hier gefiel ihm sowieso viel besser, auch wenn sie etwas viel rot beinhaltete. Eine Stunde später lief Harry mit Hagrid über die Ländereien und ließ sich alles über Hauselfen erzählen. Hagrid hatte es sich scheinbar zur persönlichen Aufgabe gemacht Harry alles über die Zaubererwelt zu erzählen. Harry genoss die Sonne und die Geschichten und fragte sich, wann Dumbledore kommen würde und ihn wieder zurück zu den Dursleys brachte. Oder in ein Kinderheim. Oder sonst wo hin. Doch der Tag verging, Topsy brachte Harry Essen, bis er fast platzte und er lachte mit Hagrid und sie erzählten sich gegenseitig Geschichten, ohne dass ihnen etwas oder jemand dazwischen kam. Erst am nächsten Morgen bekam er die Nachricht, dass Professor Dumbledore ihn zum Tee sprechen wollte. Vormittags merkte Hagrid, dass Harry etwas betrübt war und setzte alles daran ihn aufzuheitern. Spätestens ab dem Zeitpunkt, als er Harry die Niffler Babys zeigte, die er für die Viertklässler züchtete und eines davon an dem goldenen Saum von Harrys Umhang zu knabbern begann, konnte er kein Trübsal mehr blasen. Doch als Hagrid ihn in den siebten Stock begleitete schlug ihm das Herz bis zum Hals. Er hatte so viele Fragen, die er Dumbledore stellen wollte. Aber er hatte auch Angst vor den Antworten, die er bekommen könnte.

Forward
Sign in to leave a review.