Ad infinitum

Harry Potter - J. K. Rowling
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Ad infinitum
Summary
Ein kleines Missgeschick ändert die bekannte Geschichte.Was passiert, wenn Dumbledore beschließt, dass ausgerechnet Severus Snape der Richtige ist, um Harry Potter in die Zaubererwelt einzuführen. Geheimnisse werden aufgedeckt, die anderenfalls vielleicht immer verborgen geblieben wären.
Note
Hey :)Schön, dass du da bist! Ich wünsche dir ganz viel Spaß beim Lesen.Ich versuche die Geschichte jeden Freitag zu updaten.Lasst mir gerne Lob, Kritik oder Wünsche in den Kommentaren. :)
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Ein Gespräch zwischen Kollegen

Severus Snape sah sich selbst als sehr geduldiger Mann. Doch nachdem er den ganzen Tag, dicht an die halbe Zauberergemeinschaft gedrängt, einem Kind, dass das Ebenbild einiger seiner Kindheitstraumata darstellte, beim Einkaufen helfen musste, war auch seine Geduld einmal am Ende. Er berichtete dem Schulleiter so ausführlich wie nötig von den Geschehnissen des Tages, lehnte die Einladung zum Essen ab und sippte nur ab und zu an einem Glas Whiskey. Der Schulleiter hingegen hatte sich von seinem Bruder, dem Wirt, auftischen lassen und mampfte genüsslich vor sich hin, während er Severus Bericht lauschte.
„Wundervoll.“
Dumbledore klatschte in seine Hände.
„Und wie hat sich unser guter Harry geschlagen?“
Severus hob die Augenbraue. Ihm war klar, dass er nur wegen Dumbledores Interesse an dem Jungen hier war. Hatte er doch die letzten Jahre keinen Report ablegen müssen.
„Hat er sich gut zurecht gefunden? Hat er sich mit seinen neuen Schulkammeraden gut verstanden?“
Dumbledore faltete seine Hände und sah Severus über seine Halbmondbrille an. Severus hatte schon lange die Vermutung, dass der Schulleiter so offensichtlich Legilimentik einsetzte, um seinem Gegenüber die Chance zu geben seine Auge abzuwenden. Vielleicht fühlte der alte Mann sich so besser, wenn er in den Kopf seiner Schüler und Angestellten eindrang – eine verquere Art der Zustimmung.
„Er ist arrogant. Verzogen. Er hat die Gruppe unnötig aufgehalten und kann keinen Anweisungen folgen“, sagte Severus und ließ einige Ausschnitte von Beispielen vor seinem inneren Auge erscheinen.
Dumbledore gluckste.
„Mein lieber Severus. Man sieht immer nur das was man sehen möchte. Und hat er vielleicht bereits Freunde gefunden?“
„Er kommt wohl ganz nach seinem Vater, lässt sich von allen Seiten verehren.“
Severus merkte, wie die Miene des Schulleiters verrutschte. Dumbledore war ein großartiger Okklumentiker, doch Severus kannte ihn inzwischen zu gut, um nicht die kleinen Veränderungen hinter der sorgsam gepflegten Maske des schrulligen Mannes zu sehen. Er ging die Szenen durch, die er ihm gezeigt hatte. Da. Die Kinder, wie sie tief unten in Gringotts mit vor Ehrfurcht geweiteten Augen Harry nachstarrten, der nach Anweisung des Kobolds einen riesigen Edelstein in mitten eines goldenen Dreiecks berührte. In dem Moment hatte er bereut, dass er den Umweg zugelassen hatte. Er hatte nur daran gedacht, dass Potters Ego vielleicht einige abgenutzte Schulutensilien gut tun würden und außerdem wollte er sich nicht mit dem Kobold anlegen. Aber die Kinder hatten natürlich überreagiert und Harry gleich dort eine imaginäre Krone auf sein Haupt gesetzt.
Severus hob seine Augenbraue leicht und Albus seufzte.
„Ihr wart im Potter Verließ“, stellte er sachlich fest.
Severus nickte.
„Du warst neugierig“, schloss er weiter.
Severus wollte es bestreiten. Aber ihm war klar, dass das keinen Sinn hatte. Natürlich wollte er sich nicht mit dem Kobold anlegen, aber wenn er ganz ehrlich zu sich war, wollte er wissen was von Lily noch auf dieser Welt geblieben war. Auch er hatte gedacht, dass die meisten Gegenstände von ihr und ihrem Mann zerstört, geklaut oder zu Gunsten des Ordens verkauft worden waren. Er wollte wissen, was sie zurück gelassen hatte. Und sobald die Tür geöffnet war, hatte er nur noch Augen für ihre Gegenstände gehabt. Ein Schminktisch, der exakt so, wie er in ihrem Haus gestanden hatte dort hin gebracht worden war. Die Bürste lag darauf, einige vereinzelte Schmuckstücke. Ein Haufen von Büchern daneben. Über kein bestimmtes Thema. Sogar einige Romane. In diesem Moment hatte er sich nichts mehr gewünscht, als aufzustehen und Potter in das Verließ zu folgen. Durch die Bücher zu gehen. Noch einmal in ihnen zu lesen. Er hatte es nicht geschafft aufzustehen. Er war dort sitzen geblieben und hatte von weitem zugeschaut, wie Potter anstelle von ihm durch die Sachen wühlte. Wieder einmal.
„Ich kann das nicht gut heißen. Die Verließe sind kein Ort für Kinder. Sie beherbergen alte und gefährliche Artefakte. Du bist dir deines Versprechens hoffentlich noch bewusst, das du mir und dem Jungen gegeben hast, Severus?“
Darauf hatte er gewartet, seitdem er den Treffpunkt für den heutigen Abend erfahren hatte. Ausgerechnet hier. In diesem Raum in dem die Prophezeiung gemacht worden war und er den größten Fehler seines Lebens getan hatte. Dachte Albus wirklich, dass er noch immer so leicht, emotional zu beeinflussen war? Sollte er in dem Glauben bleiben. Er wandte seinen Blick ab.
„Severus“, sagte Dumbledore, „Gerade jetzt ist es wichtiger denn je. Voldemort ist aktiv geworden und der Junge braucht unseren Schutz.“
Severus würde nicht nachfragen, noch nicht. Er wusste, dass es eine Falle war. Severus war lange genug ein Spion gewesen, um zu wissen, wann seine Loyalitäten geprüft wurden. Außerdem wusste er nicht ob das Grauen oder die Faszination aufgrund dieser wagen Information über Voldemort siegen würde.
„Für Lily“, sagte Dumbledore eindringlicher.
„Schluss. Ich stehe zu meinem Wort und ich habe nichts getan, was dich daran zweifeln lassen sollte!“
Knall.
Severus stand und hatte seinen Zauberstab auf den Eindringling gerichtet, bevor er realisierte was passiert war. Die Tür zu dem Raum im Eberkopf lag am Boden und Hagrid stand mit erhobener Faust davor. Es hatte den Anschein, als ob er selbst erschrocken von seiner Kraft wäre.
„Professor Dumbledore, Sir. Entschuldigung. Ich habe gerade einen Brief von Harry bekommen, Sir!“
Hagrid schnaufte aufgeregt und wedelte mit einem zerknitterten Pergament. Severus ließ seinen Zauberstab wieder sinken, nahm seinen Platz wieder ein und beobachtete den Schulleiter. Ein weiteres Spiel des Mannes?
„Ich konnte Sie nirgendwo finden und ich glaube er steckt in Schwierigkeiten, Sir.“
„Schon gut, Hagrid. Jetzt beruhige dich erst einmal“, sagte Dumbledore.
Er winkte den Riesen hinein und ließ sich den Brief aushändigen. Er sah lächerlich aus. Mit grünem Buntstift waren riesige Buchstaben darauf gekritzelt. Der Junge machte Hagrids Handschrift alle Ehre. Dumbledores Augen verschmälerten sich und er zog ein goldenes Artefakt aus seinem Umhang. Es war eine Art Taschenuhr mit zu vielen Zeigern, um die Planeten kreisten. Kein Gegenstand, den Severus kannte. Doch Dumbledore schien der Anblick des Ziffernblatts zu alarmieren.
„Severus, du hast den Jungen nicht ins Haus gebracht?“
Weshalb hätte er das tun sollen? Die wenigen Meter hatte der Goldjunge schon ohne ihn gehen können. Sein Schweigen war Dumbledore scheinbar genug.
„Wir müssen ihn sofort finden. Hagrid, du hältst die Stellung im Tropfenden Kessel und benachrichtigst uns sofort, wenn er dort auftauchen sollte. Severus und ich gehen nach Surrey.“
Na wunderbar. Als ob er seinen Babysitterdienst heute nicht schon zu Genüge erfüllt hatte. Albus warf ihm einen warnenden Blick zu und Severus erhob sich erneut. Doch nicht ohne zuvor den letzten Schluck seines Whiskeys zu nehmen. Mit einem Knall verschwand der alte Mann und Severus tat es ihm gleich.

Er materialisierte sich in der Muggelsiedlung in der Harry Potter lebte. Die Häuser waren ordentlich aneinander gereiht und die Vorgärten penibel gepflegt. Die Sonne war hier bereits untergangen und hinter akkurat zugezogenen Gardinen konnte man die Bewohner erahnen, die auf die Bildschirme ihrer Fernseher starrten. Alle angepasst. Nur nicht aus der Reihe fallen. Kein Ort an dem sich Severus gerne aufhielt. Schon gar nicht drei mal an einem Tag. Der Schulleiter hatte bereits seinen Zauberstab gezückt.
„Homenum revelio. Vier Personen auf dem Grundstück“, flüsterte er.
Alle vollzählig. Warum war Severus hier? Die Lichter in Nummer vier waren bereits ausgeschaltet, was wohl bedeutete, dass die Einwohner schon in ihren Betten lagen. Seine Zeit war sicher besser mit einem guten Buch und Wein verbracht. Und doch beunruhigte ihn irgendetwas im Benehmen des alten Mannes. Dumbledore verhielt sich oft sprunghaft, leichtsinnig, aber nie nervös. Severus griff in seinem Umhang nach seinem Zauberstab.
„Die Schutzzauber sind außer Kraft gesetzt und Harry hat Hagrid einen Brief geschickt in dem er ihm mitteilte, dass seine Familie nicht anwesend war, um ihn ins Haus zu lassen“, sagte Dumbledore mit einem erneuten Blick auf das Artefakt.
„Welche Schutzzauber lagen auf dem Grundstück?“, fragte Severus.
„Sehr mächtige, alte Magie. Nur, wenn Harry nicht mehr Teil der Familie wäre, könnten sie gebrochen werden, Severus“, sagte Dumbledore eindringlich.
Severus verstand was Dumbledore andeutete und zog seinen Stab mit dunkler Miene. Es war möglich, dass es keine Familie mehr gab, zu der Potter gehören konnte. In seinen Gedanken ging er die Todesser durch, die sich noch auf freiem Fuß befanden. Keiner so töricht, um den Jungen ohne ihren Meister anzugreifen. Doch Dumbledore hatte noch vor wenigen Minuten angedeutet, dass er Informationen zu Voldemort hatte.
„Ich gehe um das Haus herum und nehme den Hintereingang.“
„Sei vorsichtig, Severus. Denke an deine Tarnung, falls es notwendig sein sollte.“
Severus hatte all die Jahre gewusst, dass dieser Tag kommen konnte. Dass er wieder in den Dienst des Dunklen Lords zurück kehren müsste. Severus nahm sich einen Augenblick, um seine Okklumentikbarriere zu festigen. Er benötigte einen kühlen Kopf. Stumm wirkte er einen Desillusionierungs-Zauber auf sich selbst und verschmolz mit den Schatten. Severus Sinne waren aufs Äußerste geschärft. Das Gras war durch die Sommerhitze ausgetrocknet und knirschte unter seinen Sohlen unangenehm laut. Ein leises Rascheln. Er trat um die Ecke. Dort. Etwas bewegte sich an der Hintertür. Der Umriss bewegte sich. Erneut ein Rascheln. Im letzten Licht konnte er einen Umriss eines sitzenden Menschen erkennen. Den Rücken ihm zugewandt lehnte er an der Hauswand. Um seine Schultern war ein Zaubererumhang mit goldenen Stickereien. Severus richtete seinen Zauberstab aus. Silencio. Der Spruch traf den Zauberer unbemerkt. Er richtete sich auf.
„Haben Sie sich vielleicht im Haus gerirrt?“, schnarrte er und der Zauberer vor ihm ließ etwas lautstark fallen.
Lumos.
Potter starrte Severus panisch an. Seinen Mund in einem stummen Schrei geöffnet. Er fasste sich an die Kehle und schien vorn über zu fallen. Doch sobald er den Boden erreichte, flog ein Buch auf ihn zu und dann der geschrumpfte Koffer. Severus wich beidem aus und sah, wie Potter versuchte davon zu rennen. Der lange Mantel verhedderte sich dabei um seine Beine und er fiel der länge nach hin. Direkt vor Dumbledore, der alarmiert um die andere Hausseite gekommen war. Wenn Severus jetzt noch Zweifel daran gehabt hätte, dass Potter seinen Eltern nach Gryffindor folgen würde, wären sie spätestens jetzt restlos ausgeräumt.
„Bring den Jungen nach Hogwarts und gebe Hagrid bescheid, wenn alles geklärt ist“, Albus warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu. Stelle sicher, dass es wirklich Potter ist, sagte sein Blick.
„Ich übernehme das Haus. Verstärkung ist unterwegs.“
Severus wartete nicht ab um zu erfahren, wer diese Verstärkung sein sollte. Er packte den Jungen am Arm und apparierte nach Hogsmeade vor dem Eberkopf. Er hob seine Zauber auf und richtete seinen Stab auf den Jungen, der sich vornübergebeugt lautstark übergab.

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