Lord Voldemort today

Harry Potter - J. K. Rowling
F/M
G
Lord Voldemort today
Summary
Diese Story ist ein Gedankenspiel, wie Lord Voldemort wohl wäre, wenn er heutzutage aufgewachsen wäre, welches eine meiner besten Freundinnen und ich uns gemeinsam ausgedacht haben (60% der Ideen kommen von ihr, ich habe sie nur für uns beide umgesetzt). Tom Marvolo Riddle ist ungefähr im Jahr 2003 oder so geboren und wurde über einen anonyme Geburt im Wool's Orphanage abgegeben. Bloß der Vorname seines Erzeugers und seines Großvaters sind ihm bekannt. Mit den anderen Kindern des Waisenhauses und seinen Mitschülern versteht er sich nicht sonderlich gut, da diese ihn als Weirdo abstempeln. Bloß Amy Benson, ihre jüngere Halbschwester Clarissa und sein Klassenkamerad Dennis Bishop bewundern ihn für seine Andersartigkeit. Doch dann wird er von Amy verraten und Dennis schlägt sich auf ihre Seite. Auf einem Trip ans Meer plant Tom grausame Rache. Danach ist er alleine, bis er auf einmal einen Besucher empfängt, der ihn auf eine mysteriöse magische Schule einlädt, auf der er nach einigen Jahren Myrtle Elizabeth Warren begegnet, die er als Knecht braucht. Allerdings begegnet er Amy nach einigen Jahren wieder und braucht sie ebenfalls als Knecht. Zum Ende hin stellt sich die Frage, welche der beiden er lieber mag.
All Chapters Forward

Vermissen

Die weiteren Tage im Wool’s verbrachte Voldemort wieder alleine und sann auf Rache, weil Clarissa einfach seine Gedanken gelesen hatte und Amy gegenüber behauptet hatte, er würde sie mehr mögen, als er sich eingestehen wollte. Außerdem widmete er sich dem Vorankommen seiner Pläne. Er las einige Bücher und baute seine Pläne für das Horkruxversteck in der Höhle weiter aus. Er recherchierte Zauber, mit denen er die Höhle sichern konnte und schrieb sich die Details für seine Pläne auf, darunter auch eine Liste an Büchern, in denen er nach einem Rezept für einen Zaubertrank suchen konnte, wie er ihn geplant hatte. Als der Tag seiner Abreise zu Ella immer näher rückte, nahm er die Kette an sich und machte sich auf den Weg zu Amys Zimmer. Er klopfte bei ihr an. Schritte näherten sich der Tür und Amy öffnete ihm. „Oh, du bist es…“, murmelte sie verunsichert und trat einen Schritt zur Seite, „Was verschafft mir die Ehre, obwohl ich ein Muggel bin?“ „Nun, ich bringe dir die Kette“, Voldemort überreichte ihr diese und versehentlich streiften sich ihre Finger. Amy ließ vor Schreck die Kette fallen und bückte sich, um diese aufzuheben.

„Sorry“, murmelte sie, „War keine Absicht. Ich werde gut darauf aufpassen.“ „Ja, das will ich schwer hoffen. Und dein Dienst beinhaltet noch etwas anderes. Ich habe Recherchearbeit zu einem Versteck betrieben und sobald ich siebzehn Jahre alt bin, nach Neujahr, werde ich zu dir apparieren und du wirst mich zu der Höhle begleiten, wo wir im Sommer waren. Wir werden die Kette dort gemeinsam verstecken und es gibt etwas, das ich an dir ausprobieren muss, bevor ich es anwende, ob es den gewünschten Effekt hat.“ „Bitte was?“, Amys Augen weiteten sich entsetzt, „Davon hast du mir nichts mitgeteilt! Bitte mach das nicht, nicht die Höhle, nicht schon wieder! Du hast mir versprochen, dass du mich nicht noch einmal so bestrafst und du hast gesagt, dass du das, was du aus Rache in der Höhle getan hattest, nicht mehr gut findest, oder war das etwa auch eine Lüge? Und bin ich dann etwa ein Versuchskaninchen für unerprobte Dinge? Das ist so gruselig, dabei könnte ich doch sterben! Warum hast du mir dann das Leben gerettet, wenn du Dinge vorhast, bei denen ich sterben könnte?“ „Also, Amylein, als du mich um die Wrigley’s gebeten hast, hast du mir versprochen, im Gegenzug für meine Hilfsbereitschaft und Fürsorge tust du alles, was ich will, also nehme ich dich beim Wort. Du wirst mir als Versuchskaninchen dienen, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass du dabei stirbst, davon abhängig, ob ich deinen Tod will oder nicht. Ich habe alles unter Kontrolle und eventuell überlege ich mir, ob ich dich am Leben lassen werde. Verstanden?“, sagte er. Amy legte den Kopf schief und dachte lange nach, bis sie offensichtlich erkannt haben musste, dass es für sie keinen Ausweg gab, also nickte sie ergeben. Sie legte sich die Kette um den Hals, verabschiedete sich und schloss die Tür. Voldemort ging davon.

Die Zeit bei Ella zu Hause war insofern angenehm, dass er zum allerersten Mal Zugang zur High Society der Muggel hatte und Komfort und Freizeitbeschäftigung genießen durfte, die er so früher nicht gehabt hatte. Außerdem war es ein recht braves Viertel im Gegensatz zum Stadtteil Londons, in dem das Wool’s Orphanage lag. Das Wool’s Orphanage befand sich in der Brick Lane und wenn er als Kind alleine oder gemeinsam mit Amy und Dennis durch London streifte, hatte er schon manche unangenehme Erfahrungen machen müssen, welche er ab liebsten in die allerhinterste Ecke seines Kopfes verbannte. Unschön, alles. Vivien und Jonathan kümmerten sich gut um sie und hatten sogar ein Programm organisiert, damit niemand sich langweilte und Tom Riddle sich nicht die ganze Zeit auf sein Gästezimmer zurückzog. Sie gingen mehrmals ins Kino, Jonathan ging mit Richard und Tom, Vivien ging mit den Mädchen, damit alle sich mit ihrem Geschmack berücksichtigt fühlten.

Noch nie hatte Voldemort den Genuss gehabt, in ein Kino gehen zu können, da er sich praktisch gar nichts an Unterhaltung leisten konnte. Das Geld, das dem Wool’s Orphanage für jedes einzelne Kind zur Verfügung stand, beschränkte sich auf Essen, Kleidung, Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke und das war es auch schon. Glücklicherweise konnten sich seine Klassenkameraden von seiner Muggelgrundschule auch nicht mehr leisten als er, weshalb er wenigstens nicht dafür gehänselt werden konnte. Doch nun konnte er tatsächlich auch einmal schönere Gegenden in der Muggelwelt erkunden. Außerdem schenkte Jonathan ihm tatsächlich, nachdem er voller Entsetzen sein uraltes Notfallhandy begutachtet hatte, sein altes I Phone, welches immer noch einwandfrei funktionierte und half ihm, dieses einzurichten. Sie nahmen einfach die Sim Karte vom Notfallhandy, da Tom natürlich noch nicht geschäftsfähig war, aber das Wool’s Orphanage einen Handyvertrag abgeschlossen hatte, sodass er diesen trotz des neuen Handys beibehalten konnte. Doch auch wenn das gesamte Umfeld vom Komfort her eindeutig besser war als das Wool’s Orphanage, so kam er mit Ella nicht einmal ansatzweise so gut klar wie damals mit Amy. Sie war sehr sensibel und gleich bei vielen kleinen Dingen pikiert und fing an, filmreif zu weinen. So armselig und irgendwie konnte Tom ihre, in seinen Augen übertriebene Emotionalität absolut nicht nachvollziehen.

Er dachte eher kalkulierend, zielstrebig, stur, fanatisch und judgy,  während sie so emotional war, schnell verletzt war, wenn man ihr nicht ausreichend Beachtung oder Zuneigung schenkte und sie deutete viele Dinge gleich als Beleidigung. Das einzige, was sie gemeinsam hatten, war ihr Misstrauen gegenüber anderen. Da ergänzten er und Amy sich echt besser, auch wenn Amy ein Muggel war und die Wut auf seinen Vater und sein damaliges Umfeld immer noch sehr groß war. Allerdings musste er zugeben, dass sein Hass auf die Muggelwelt auch dadurch beflügelt wurde, dass er in der Zauberwelt mehr Komfort erfuhr. Es gab gutes Essen, man hörte nicht andauernd Sirenen von der Polizei oder dem Krankenwagen und es gab keine Dealer, die Drogen der Klasse A an Partygäste in der Raucherecke verkauften. Außerdem besaß er in der Zauberwelt, seit er sich aufgrund seines Status als Halbblut von der Muggelwelt distanzieren konnte, Aufstiegschancen und wer, der arm und ohne elterliche Liebe aufgewachsen war, sehnte sich nicht nach einem Aufstieg?

Doch nun, als er in der Muggelwelt auch Zugang zu schönen Gegenden hatte und Vivien und Jonathan sich sehr viel Mühe gaben, ihn miteinzubinden und auch seine Wünsche und Vorlieben berücksichtigten, musste er zugeben, dass nicht die komplette Muggelwelt schlecht war und er eventuell auch einfach in so einer Art Blase gelebt hatte. Er hatte aufgrund seiner schlechten finanziellen Lage nie die Möglichkeit gehabt, am Leben der gesellschaftlichen Mittelschicht oder Oberschicht teilzunehmen und Kontakt zu funktionierenden Familien aufzubauen. Beziehungsweise Vivien, Jonathan und Richard waren eine funktionierende Familie. Er hatte durch Beobachtung feststellen müssen, dass in einigen ganz reichen Familien der Umgang miteinander auch wieder kälter war und alle nur mit geschäftlichen Dingen, ihrem Image und gesellschaftlichem Aufstieg, aber nicht miteinander beschäftigt waren. Als Vivien und Jonathan nämlich leider nach zwei Wochen abreisten, musste er feststellen, dass Ellas Eltern tatsächlich recht kalt waren und irgendwie erinnerte Ellas Vater ihn auch an das Bild, welches er von seinem Vater im Kopf hatte: Kalt und abweisend, hochnäsig bis zum geht nicht mehr und desinteressiert an seinem Kind. Also war er dementsprechend froh, als er dann wieder nach Hogwarts konnte. Allerdings vermisste er schon die Zeit, die er vor allem mit Jonathan und Richard verbracht hatte. Wie sehr beneidete er Richard um seinen aufmerksamen und interessierten Vater!

Womit hatte Richard das verdient und womit hatte er, Tom Riddle Junior aka Lord Voldemort es nicht verdient, einen liebenden Vater zu haben? Was war an ihm so falsch, dass er seinen beiden Eltern ganz offensichtlich am Allerwertesten vorbeiging? Was hatte er nicht, was andere Kinder hatten? Niemals würde er mit irgendjemandem darüber reden können, ohne an Image und Status zu verlieren. Für die Erzieherinnen am Wool’s war er doch nur ein Kind von unendlich vielen gewesen und dazu noch ein seltsames und unliebsames Kind. Und denen hätte er nie und nimmer die Genugtuung gegeben, zu sehen, dass ihn das verletzte. Die anderen Kinder waren nur unliebsame Konkurrenz und er musste sich seine Machtposition unter ihnen sichern. Hätte er in irgendeiner Form Verletzlichkeit oder Schwäche gezeigt, hätte ihn sicher keiner mehr respektiert, oder? Allerdings musste er auch an Amy denken, die ihm indirekt und sehr höflich angeboten hatte, dass er mit ihr über alles reden könnte, wenn er darauf Lust hätte. Aber mit ihr hatte er es sich ja nun gründlich vergeigt und im Gegensatz zu der Sache mit seinem Vater hatte er dazu aktiv einen Beitrag geleistet. Er hätte sie nicht einzig und alleine dafür ablehnen müssen, dass sie ein Muggel war.

Vielleicht könnte er ja versuchen, mit ihr über seine Vergangenheit mit seinem Vater zu sprechen und ihr auch von dem Mord an ihm erzählen? Nein, kam gar nicht infrage! Sie würde ihn dann nie wieder so sehen wie zuvor! Er hatte so viele Probleme. Einerseits gab es zwar so viele seelische Verletzungen, die er durch das Gefühl, nicht gewollt zu sein erlitten hatte und irgendwie sehnte er sich insgeheim schon danach, von irgendwem gewollt zu sein und angenommen zu werden, wie er wirklich war – mit all seinen Schwächen, welche er sonst so geschickt hinter seiner Arroganz und seinem Ehrgeiz, in allem der Beste sein zu wollen, verbarg. Andererseits sahen doch alle nur, was sie sehen wollten und niemand würde ihn jemals so akzeptieren, wie er war! Es würde solch ein großer Imageverlust sein, wenn er sich irgendwem anvertrauen würde! Bei den Slytherins galt auch die Devise, dass ein richtiger Slytherin sich alleine durch seine Probleme kämpfte. So Personen wie Malfoy würden sich nur über ihn lustig machen, würde er ihnen anvertrauen, dass nicht einmal so schmutzige Geschöpfe wie Muggel ihn wollten und außerdem hatte er den Respekt der Slytherins ja auch erst seit knapp einem Jahr, seit sie ihn nicht mehr für ein Schlammblut hielten und er bei ihren Hasstiraden mitmachte, beziehungsweise diese sogar anführte. Nirgendwo gehörte er dazu, so wie er wirklich war. Mit seinen echten Gefühlen. Die einzige Person, bei der er eventuell Chancen haben könnte, so akzeptiert zu werden, wie er war, war Amy. Irgendwie vermisste er sie, jetzt, wo er nicht mehr in ihrer Nähe war. Er vermisste ihre Rücksichtnahme, ihre Anerkennung, ihren Duft, ihren warmen Körper, er vermisste irgendwie alles an ihr. Also beschloss er, seinen Stolz mal für einen Moment abzulegen und ihr einen Brief zu schreiben, da er gerade irgendwie in einer unglücklichen Phase war, weil alles wieder hochgekocht war.

Hallo Amy,

wie geht es dir?

Er überlegte, was er danach schreiben könnte. Einerseits fiel es ihm irgendwie leichter, persönliche Dinge aufzuschreiben, wenn er Amy nicht ins Gesicht sah. Andererseits könnte sie die schriftlichen Dinge auch gegen ihn verwenden. Er würde nicht gleich zu viel Persönliches mitteilen, beschloss er. Zuerst einmal würde er ihr ein paar Fragen stellen.

Hast du dich an deiner neuen Schule gut eingelebt? Ich wollte noch einmal mit dir reden…

Es war nicht in Ordnung von mir, dich zu hassen, nur weil du nicht zaubern kannst.

Das fiel ihm nach wie vor am schwersten zu schreiben, aber nachdem er ein angenehmeres Muggelumfeld gehabt hatte, hatte er realisiert, dass nicht zwangsweise alle Muggel schlecht, kriminell oder tot sein mussten, wenn sie zu schwach waren, sich in der Machtstruktur zu behaupten und dass auch nicht alle reinblütigen Zauberer und Hexen charakterlich unbedingt besser sein mussten als Muggel. Sie waren halt nur im Vergleich zu seinem Umfeld bei den Muggeln das geringere Übel gewesen.

Eigentlich bist du ein nettes Mädchen und kannst nichts dafür, was mir durch meinen

Vater und die ganzen erbärmlichen Bedingungen in unserer Straße und den umliegenden

Wohnsiedlungen mein ganzes Leben lang angetan worden ist.

Viele Grüße,

Er zögerte. Wie sollte er unterschreiben? Denselben Namen wie sein Vater und gefühlte zwanzig andere Personen zu tragen fand er unangenehm. Früher hatte er seinen Namen einfach nur ungerne gemocht, weil so gefühlt sobald er in den Park ging irgendwo „Tom“ gerufen wurde und sich gleich der halbe Park, ihm inklusive, angesprochen fühlte. Aber seit er seine wahre Familiengeschichte erfahren hatte, hasste er seinen Namen, weil er nicht wie der verdammte Hund heißen wollte, der ihn einfach nicht haben wollte. Natürlich könnte er mit „Lord Voldemort“ unterschreiben, aber das war ja eigentlich auch sein Pseudonym für seine Todesser Aktivitäten. Nach langem Überlegen unterschrieb er mit „Tommy“ und fügte noch eine Erklärung hinzu.

Tommy (PS: Lord Voldemort ist ja mein Pseudonym für meine Todesser Aktivitäten und jetzt gerade weiß ich irgendwie nicht mehr, ob ich diese wirklich noch fortführen möchte. Allerdings will ich auch nicht Tom genannt werden, weil mein Vater genauso hieß. Aber du hast mich immer Tommy genannt, weil wir Freunde waren und das ist das, was mich von meinem Vater unterscheidet. Ich bezweifle, dass so ein Hund wie er jemals irgendwelche Freunde hatte.)

Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen Umschlag, welchen er zur Eulerei brachte. Auf dem Weg begegnete er Pansy. „Oh, das ist ja das erste Mal, dass ich dich einen Brief verschicken sehe. Wem schreibst du denn?  Doch wohl nicht etwa einem Muggel?“, fragte sie misstrauisch. „Unfug“, knurrte er, „Und stelle deinem Lord keine Fragen!“ Als Pansy verschwunden war, schickte er die Eule zum Wool’s, wo Amy nun auch während ihrer Schulzeit wohnte, seit sie nicht mehr aufs Sportinternat ging. Den ganzen Tag über war er gespannt auf ihre Antwort, auch wenn er selbst nicht wusste, weshalb. Doch es kam keine Antwort. Er beschloss, sich nicht abhängig zu machen. Wenn Amy es nicht für nötig hielt, ihm zurückzuschreiben, dann sollte sie es eben nicht tun, dann war sie halt doch nur ein blöder Muggel und auch nicht besser als sein wertloser Vater. Es waren eben doch die meisten Muggel gleich! Voller Wut machte er sich auf den Weg zum Schlafsaal und war extrem schlecht gelaunt. Unterwegs war er extrem streng zu den jüngeren Schülern, die noch immer in den Gängen herumstreunten, obwohl es bald Schlafenszeit war. Und als er sich endlich umgezogen und ins Bett gelegt hatte, konnte er lange Zeit nicht einschlafen.

Warum schrieb Amy nicht zurück? War sie wirklich ausnahmsweise mal so wütend auf ihn? Allerdings sah es Amy gar nicht ähnlich, dass sie einen dann einfach eiskalt ignorierte. Normalerweise hatte sie dann immer indirekte Andeutungen gemacht, dass sie beleidigt war. „Was ist los?“, wisperte Malfoy, „Hast du Ärger mit irgendjemandem, wenn ich fragen darf? Pansy hat mir erzählt, dass du einen Brief losgeschickt hast. Hat das irgendetwas damit zu tun? Sollen wir jemanden für dich umbringen?“ „Ich schätze deine Bereitschaft zum Mord, aber wenn überhaupt würde ich das selbst übernehmen, diese Person gehört mir“, raunte er, „Und keine Fragen mehr, es sind auch noch andere Personen im Schlafsaal außer uns.“ „In Ordnung. Gute Nacht“, flüsterte Malfoy und drehte sich zur Seite. Tom schlief nach einer Weile auch ein, trotz der heißen Wut, die immer noch in ihm brodelte. Einfach typisch für Muggel, einen zu ignorieren, wenn sie keine Lust auf einen hatten!

Am nächsten Morgen, im Zaubertränke Unterricht wurde er wieder mit Harry Potter eingeteilt, der zu seinem großen Ärger immer noch auf Hogwarts ging, trotz des unbrechbaren Schwurs, der in der Nähe seines Hauses stattgefunden hatte. Aber dieses Potter Miststück wurde ja auch immerzu bevorzugt! Riddles Hass wuchs erneut ins Unermessliche und es fiel ihm schwer, fürs Image halbwegs freundlich zu Potter zu sein, damit es nach wie vor so aussah, als wäre es Harrys Schuld, dass die beiden nicht miteinander klarkamen. Für Riddles Geschmack verging die Zeit viel zu langsam und innerlich verfluchte er Slughorn dafür, dass dieser so besessen von der Idee war, seine zwei Lieblingsschüler zu einem Team zu machen. Merkte er denn gar nicht, dass diese sich trotz der Tatsache, dass sie entfernte Cousins waren, absolut nicht ausstehen konnten? „Da müssen drei Augen rein, nicht vier“, korrigierte Tom Harry mit eiskalter Stimme, „Sonst explodiert der Trank.“ „Tut mir leid“, murmelte Harry. Verdammt, wie lange musste er noch mit diesem Lappen zusammenarbeiten? Er blickte auf die Uhr. Zwanzig Minuten noch!

Auch wenn der Tod das war, was er am meisten fürchtete, freundete er sich allmählich mit dem Gedanken an, sich begraben zu gehen, sollte er noch ewig mit Harry zusammenarbeiten müssen! Als die zwanzig Minuten endlich vorübergegangen waren und Slughorn seine beiden Lieblingsschüler mal wieder über den grünen Klee gelobt und ihnen eine glorreiche Zukunft prophezeit hatte, verließ Riddle mit schnellen Schritten den Unterrichtsraum. „Warte bitte auf mich“, Malfoy war ihm gefolgt, „Ich habe etwas für dich, was dich vielleicht ein wenig aufmuntern könnte, nach dieser schrecklichen Stunde mit Potter.“ Tom fuhr herum. „Was soll das sein?“, knurrte er und seine Augen leuchteten rot auf. „Naja, Pansy und ich waren heute Morgen bei der Eulerei, weil Pansy einen Brief von ihrer Mutter erwartet hat und ich sie begleitet habe. Es ist auch etwas für dich angekommen“, Malfoy zog einen Brief hervor, auf dem in recht krakeliger Handschrift Für Tommy geschrieben stand. Ohne Zweifel war das Amys Handschrift. Sie hatte ihm doch noch geantwortet. Er fragte sich manchmal, wie Amy einerseits so ordentliche Manga Zeichnungen anfertigen, aber gleichzeitig so dermaßen hässlich schreiben konnte. „Gib her“, er riss Malfoy den Briefumschlag aus der Hand, „Ist was Geschäftliches.“ „Soso“, Malfoy grinste spöttisch, „Ich gehe mal zu Pansy, bis später dann.“ Tom eilte zur Jungstoilette und schloss sich in eine freie Kabine ein, damit auch ja niemand über seine Schulter spähen konnte, wenn er den Brief eines Muggels las. Dann öffnete er diesen.

Hey,

 

erst einmal tut es mir leid, dass ich so spät schreibe, ich bin leider erst spät abends zurückgekommen

und habe direkt nach der Schule gleich zum Abendessen gehen müssen,

sodass ich die Eule vor meinem Fenster erst um neun Uhr abends entdeckt habe.

Sie musste leider echt lange warten, was mir auch sehr leid für sie tut, aber ich

hatte noch ein Gespräch mit meiner Mathe Lehrerin bezüglich meiner schlechten mündlichen

Mitarbeit und meiner schlampigen Heftführung.

So gesehen also kein guter Start an der neuen Schule.

 

Allerdings gibt es eine gute, wenn auch gleichzeitig irgendwie schlimme

Nachricht, von der ich dachte, sie könnte dich eventuell interessieren:

Lexy ist nicht mehr an der Schule, weil sie aufgrund zu schlechter

Leistung abgebrochen hat und nun Prostituierte geworden ist. Irgendwie tut es mir trotzdem leid

für sie, obwohl es für mich natürlich einen Vorteil darstellt, weil ich sie dann nicht mehr sehen muss.

 

 Tatsächlich sind fast alle, die mit uns in die Grundschule gegangen sind, entweder

Dealer, Mafiosi, Stripperinnen oder Prostituierte geworden.

Nur noch wenige bekannte Gesichter sind an der Schule, aber ich fürchte, ich werde

die Schule auch nicht schaffen. Welchen Beruf ich also ergreifen werde, steht in den Sternen.

Tut mir leid, falls das jetzt etwas lang geworden ist… Und wie geht es dir? Wie läuft es so in

deinem sechsten Jahr an Hogwarts? Hattest du einen guten Start? Übrigens, zu deiner

Entschuldigung… Ich kann verstehen, dass du Muggel hasst, wenn du in solch einem schlimmen

Umfeld dein ganzes Leben verbracht hast und dann woanders hinkommst, wo es dir besser geht,

aber Muggel unfancy sind. Ich bin nicht mehr sauer auf dich. Darf ich aber fragen, was zu

der Änderung deiner Standpunkte geführt hat?

 

Alles Liebe,

deine Amy <3

 

Nachdem er sich den Brief durchgelesen hatte, war er überraschenderweise total erleichtert, dass es solch einen banalen Grund für die Verspätung ihrer Antwort gegeben hatte. Der Brief war auf jeden Fall auch sehr informativ gewesen und er war hochgradig amüsiert darüber, dass seine Rivalin an der Schule und viele weitere ehemalige Klassenkameraden ganz offensichtlich in die Kriminalität abgestürzt sind. Verdient! Außerdem war es für ihn bei Lexy auch keine große Überraschung gewesen, dass sie nun Prostituierte war, so wie sie sich bereits damals mit zwölf Jahren gekleidet und gegeben hatte. Das passte zu ihr! Er war außerdem erleichtert, dass Amy ihm verziehen hatte und er beschloss, ihr nach dem Unterricht in der Mittagspause eine Antwort zu schreiben. Als er wieder in den Unterricht ging, sahen ihn seine Todesser vielsagend an. „Was gab es so brisantes Geschäftliches?“, erkundigte sich Pansy, „Hast du einen Deal mit dem Zaubereiministerium oder ist es eventuell doch etwas Privates? Hast du eine reinblütige Hexe am Start, wenn ja, sieht sie gut aus?“ „Auf jeden Fall besser als du“, knurrte er, voller Wut darüber, dass sie ihm Fragen stellte, die sie absolut nichts angingen. Pansy rutschte ihr Lächeln aus dem Gesicht und sie schnaubte beleidigt. „Na da bin ich ja mal gespannt!“, sagte sie verächtlich, „Diese Dame würde ich gerne kennenlernen. Vielleicht als Tanzpartnerin beim Weihnachtsball?“ Sie grinste süffisant. Verdammt! Da hatte er sich ordentlich verkalkuliert. Nur ungerne würde er irgendeine Hexe, zu der er keinen näheren Kontakt hatte, als seine Freundin ausgeben und irgendwie fühlte es sich auch falsch gegenüber Amy an, hinter ihrem Rücken noch ein weiteres Mädchen am Start zu haben. Sie war gerade für ihn da, als es ihm schlecht ging und da würde er ganz sicher nicht Kontakt zu einer ihm völlig fremden Hexe aufnehmen. Zudem wurde er für seinen Geschmack schon von viel zu vielen Mädchen belästigt. Ella zum Beispiel bildete sich nun ein, sie wären offensichtlich so gut wie ein Paar und die ganze Zeit lief sie ihm hinterher und klagte, dass er nur so wenig zu ihr kam, dafür, dass sie immerhin die halben Ferien miteinander verbracht hatten. Wie könnte er sie nur abwimmeln? Glücklicherweise kam nun die Muggelkundelehrerin herein und ihm blieb eine Antwort erspart. Normalerweise hasste er dieses Fach und ebenso ihre tolerante Einstellung gegenüber Muggeln, dass diese gleichwertig und ähnlich im Wesen wie Zauberer und Hexen seien.

Er hatte ihr bereits in Gedanken viele qualvolle Todesarten an den Hals gewünscht, doch mittlerweile war er Muggeln gegenüber ein wenig neutraler eingestellt, seit Vivien und Jonathan so eine angenehme, familiäre Atmosphäre hergestellt hatten und er auch individuelle Aufmerksamkeit und Wertschätzung seitens der Erwachsenen erhalten hatte. Außerdem war Amy echt nett zu ihm und wieso sollte er sie hassen? Sie war nicht sein Vater. Er überlegte während des Unterrichts, was er Amy auf ihren Brief antworten könnte. Ein wenig Sorgen machte er sich schon, dass sie eventuell auch Prostituierte oder Stripperin werden könnte, sollte sie die Schule nicht schaffen. Dann würde sie etwas mit anderen Männern haben als mit ihm und das müsste er auf jeden Fall verhindern! Er müsste dafür sorgen, dass sie die Schule zu Ende machen konnte und einen guten Beruf erlangen würde. Er wusste von dem Denkanregungszaubertrank und nichts für ungut, Amy würde den recht gut gebrauchen können, so wenig wie sie im Unterricht mitdachte und dementsprechend auch keine guten mündlichen Leistungen brachte. Er würde ihr eventuell welchen mitsenden. Und sie hatte ihn nach seinem Wohlbefinden gefragt, er könnte ihr also auch von seinen Problemen erzählen. Eventuell. Außerdem könnte er dann auch ihre Frage beantworten, was zur Änderung seiner Haltung gegenüber Muggeln geführt hat. Nachdem er sich die wichtigsten Dinge überlegt hatte, beschloss er, sich ab und zu noch zu melden, weil er über Muggel natürlich gut Bescheid wusste, beziehungsweise über das Leben in Armutsvierteln mit Drogenmissbrauch, Prostitution, Gang Revierkämpfen, Clan Rivalitäten, jugendlichen Drogentoten und so weiter, aber naja. Es ging schließlich nicht nur um Bonzen, von dessen Welt er nur wenig mitbekommen hatte, sondern auch viel um Allgemeinwissen und damit konnte er gut punkten. Er wurde für seine Antworten gelobt und brachte dem Hause Slytherin viele Hauspunkte ein, doch Hermione und Harry meldeten sich auch die ganze Zeit, weshalb Gryffindor auch immer mehr aufholte. Ärgerlich! Gryffindor dürfte auf gar keinen Fall gewinnen so wie letztes Jahr! Dieses Jahr musste Slytherin wieder gewinnen, dafür würde er sorgen!

Zu dumm, dass er seine Gedanken an Amy verschwendet hatte, aber für ihn war die Vorstellung unerträglich, dass seine… seine Freundin, auch wenn er es sich erst seit kurzem eingestand, dass sie für ihn mehr als nur ein Fangirl oder Knecht war, in die Prostitution abrutschen könnte und etwas mit anderen Männern haben könnte. Er müsste dringend etwas unternehmen, denn auch wenn Amy wegen ihrer Mutter Prostitution noch so sehr ablehnte, wer die elfte Klasse nicht schaffte, besaß keinen GCSE Abschluss und wenn sie keinen Beruf erlernen könnte und auf der Straße landen würde, wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie von einem Zuhälter angelockt werden würde und auf den Strich ginge. Er müsste ihr unbedingt den Trank brauen und mitsenden, damit sie ihren Abschluss schaffte. Er konnte es gar nicht erwarten, bis die Mittagspause endlich anfing!

In der Mittagspause machte er sich auf die Suche nach den Zutaten, nachdem er gegessen hatte, und fing mit dem Brauen des Trankes an. Er bereitete mehrere Fläschchen zu, als auf einmal Ella vorbeikam. „Da bist du ja, Tom, warum bist du in den Pausen nie zu mir gekommen?“, fragte sie vorwurfsvoll. „Ich habe zu tun“, knurrte er, „Wie du sicher siehst.“ Ella verzog traurig ihr Gesicht. „Ausreden“, schniefte sie, „Alles nur Ausreden dafür, dass du mich nicht magst. Lüg mich doch nicht an!“ Wie armselig! Tom war extrem genervt. „Unfug“, knurrte er, „Störe mich jetzt nicht beim Brauen des Denkanregungszaubertranks, eine Bekannte von mir schafft sonst ihren Schulabschluss nicht!“ Er titulierte Amy bewusst als Bekannte, damit Ella ihm keine Szene machte, was sicher der Fall gewesen wäre, wenn er Amy als Freundin bezeichnet hätte. Beleidigt lief Ella davon und er war so verärgert, dass es ihm schwerfiel, sich auf den Trank zu konzentrieren und tatsächlich ruinierte er diese Portion des Zaubertranks. Solch eine nervige Dramaqueen! Das war alles nur ihre Schuld! Wut kochte in ihm hoch und er wünschte, er hätte damals den Basilisken auf sie losgelassen. Nun müsste er noch einmal eine Portion machen, damit Amy genug Hirnschmalz für die nächsten Wochen hatte, weil sie Toms Meinung nach wirklich, offen gesagt, schulisch betrachtet dumm wie Stroh war. Amy war zwar nett, eine talentierte Turnerin, Tänzerin und Cheerleaderin gewesen und konnte extrem gut Manga Figuren zeichnen, aber sie dachte nicht sehr weit und hatte bereits in der Grundschule in den meisten Fächern die Note D gehabt, bloß in Sport, Religion und Kunst hatte sie A oder B. Jeder hatte halt eben seine Stärken und Schwächen und er würde ihr helfen, ihre Schwächen auszugleichen. Als er endlich genügend Fläschchen von dem Trank zubereitet hatte und die Mittagspause auch wieder fast vorbei war, fing er an, einen Brief dazu zu schreiben, welchen er nach dem Nachmittagsunterricht zusammen mit den Tränken zur Eulerei bringen würde.

Liebe Amy,

 

es freut mich, von dir zu hören. Bezüglich deines Schulabschlusses brauchst du dir keine

Sorgen zu machen – mithilfe dieses Trankes solltest du auf jeden Fall dieses Schuljahr

und dementsprechend den GCSE schaffen, da dieser Trank die Denkleistung verbessert.

Was die Heftführung anbetrifft, kann ich dir leider nicht mit Zauberei helfen…

Ich fürchte, du musst einfach lernen, die Arbeitsblätter ordentlich in einen Ordner zu heften

und nicht durcheinander in dein Heft zu legen, sodass sie alle wieder herausfallen.

Mir geht es halbwegs gut, zumindest, was den Start in die Schule anbetrifft, danke der Nachfrage.

Es gibt allerdings ein paar Dinge, über die ich gerne mit dir reden würde.

 

Wenn du diese weitersagen solltest, wende ich den Todesfluch an dir an und

versenke deine Leiche im See, sodass diese niemand findet, höchstens nach vielen

Jahren. Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes todernst.

Du weißt, dass ich mit meiner Legilimentik alles überprüfen kann.

Das, was ich dir anvertrauen werde, hat auch etwas damit zu tun, dass ich meine Einstellung

gegenüber Muggeln ein wenig (!) verändert habe.

 

Wie du sicher weißt, war ich drei Wochen lang bei Ella, in den ersten zwei Wochen haben

ihre Stiefcousine Vivien und Viviens Ehemann Jonathan sich um uns gekümmert, weil

Ellas Eltern unterwegs waren. Und die Welt war so gefühlt eine ganz andere…

Ihr Viertel war nicht so kriminell und voller Drogentoten, so wie die Orte, an denen

wir als Kinder unterwegs waren.

 

Es gab funktionierende Familien, Vivien und Jonathan haben sich so gut um uns

gekümmert und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, nicht nur

ein Kind von hunderten zu sein und dazu noch ein komisches und lästiges, sondern

sie sind individuell auf die Wünsche von jedem von uns eingegangen. War irgendwie ganz

anders als im Wool’s und ich habe realisiert, dass nicht alle Teile der Muggelwelt nur

schreckliche und dreckige Orte mit noch schrecklicheren und dreckigeren Menschen sind,

sondern dass es auch angenehme Orte gibt, an denen ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, auch

den Erwachsenen etwas zu bedeuten.

 

Und damit kommen wir auch schon zu meinem Problem:

Sie haben einen Sohn namens Richard und ich bin so neidisch auf ihn. Womit hat er das alles

verdient und ich nicht? Was stimmt nicht mit mir, dass mein Vater, der sogar noch wohlhabender

war als Ellas Familie und der der reiche Besitzer eines Landguts mit einem Herrenhaus war, was wirklich

einem Schloss ähnelt und der dementsprechend finanziell mehr als in der Lage dazu war, für mich zu sorgen,

mir das nicht bieten wollte? Wenn er schon keine Lust auf mich hatte, hätte ich ihm dann nicht wenigstens so

wichtig sein können, dass er die Gnade dazu besitzt, mich bei ihm wohnen zu lassen und eine Nanny für mich sorgen

zu lassen?

 

Schließlich hätte er sich ein Kindermädchen locker leisten können, das wäre echt nicht zu viel verlangt

gewesen, wenn er meine Mutter schon in den Tod treibt, indem er sie einfach sitzen lässt. Aber offensichtlich schien

ich ihm so egal oder sogar verhasst zu sein, dass er nicht einmal eine Nanny einstellen wollte und er mich stattdessen

in einem Elendsviertel verkommen lässt, so als wäre ich Dreck, obwohl er derjenige ist, der Dreck ist.

Höchstwahrscheinlich hat er meine Mutter verlassen, als er herausgefunden hat, dass sie eine Hexe ist,

so muss es gewesen sein und wahrscheinlich wollte er mich deshalb gar nicht einmal im Haus haben.

Ich weiß ja, wie Muggel sind, oder soll ich sagen sein können, wenn sie erfahren, dass jemand zaubern kann.

 

Mir hat man ja angedichtet, ich würde Stimmen hören, nur, weil ich die Fähigkeit besitze, mit Schlangen

zu sprechen, da es in unserer Familie liegt, das zu können.

Das waren meine schlimmsten Probleme und wenn du nur ein dummes Wort dazu sagst oder den Brief

herumzeigst, bist du tot und liegst unten auf dem Grund eines Sees oder meinetwegen Flusses, ein paar

Fische knabbern an dir und nach und nach verrottest du und man findet deine Knochen.

Wenn dir diese Aussicht schrecklich vorkommt, dann sag es einfach nicht weiter und verliere nicht den

Respekt vor deinem dunklen Lord, nur, weil du seine Schwachstellen kennst.

 

Gruß, Tommy

 

Tom fühlte sich irgendwie kraftlos und ausgelaugt, nachdem alle seine wunden Punkte noch einmal hochgekocht waren und er fröstelte leicht, aber andererseits fühlte er sich auch irgendwie befreit, so als hätte er alle unschönen Erinnerungen vorher in einen Schrank gepackt, diesen immer mehr befüllt und immer fester zugedrückt, bis dieser irgendwann aufging und er sich dazu entschloss, all seinen Inhalt aus dem Fenster zu werfen. Nun hatte er in seiner Seele aufgeräumt und er fühlte sich auch nicht mehr so alleine mit seinen Problemen. Hoffentlich würde Amy ihn verstehen! Ansonsten würde er sich grausam rächen und mit seinen Plänen fortfahren, die Muggelwelt zu erobern und alle Muggel entweder zu töten oder zu versklaven. Er rollte den Brief zusammen, verkleinerte ihn vorübergehend mit dem Reducio-Zauber, sodass dieser in seine Hosentasche passte und niemand ihn unbefugt lesen konnte. Die Tränke versteckte er vorübergehend im Raum der Wünsche. Dann ging er in den Unterricht und setzte sich zu Malfoy, Crabbe und Goyle. Alles in Ordnung, mein Lord?, kommunizierte Malfoy mit ihm über ihre Gedanken, Irgendwie wirkst du so abwesend. Heckst du neue grausame Pläne aus, die wir gemeinsam durchführen sollen? – Vielleicht. Meine Ferien waren aber einfach anstrengend und ich bin bis jetzt noch nicht erholt. Du weißt, wie schmutzig es in der Muggelwelt ist. Wenn man die ganze Zeit von Dreck umgeben ist, muss man sich erst einmal wieder erholen. Außerdem bin ich endlich dazu gekommen, meinen Vater und seine Eltern umzubringen und dadurch meine Blutslinie zu bereinigen, antwortete Riddle. Er würde sich keine Blöße vor Malfoy geben, auch wenn das mit dem Dreck echt gemein gegenüber Personen wie Vivien, Jonathan und Amy war.  So fleißig und tatkräftig, wie man dich kennt, mein dunkler Lord, meinte Malfoy anerkennend. Exakt, gab Riddle zurück und fuhr sich durch die schwarzen Haare. Das war gerade noch einmal gut gegangen, hoffentlich würden Malfoy und Parkinson ihn nicht weiterhin mit Fragen löchern, so wie sie es in letzter Zeit ständig taten. Allerdings durfte er sie nicht so behandeln, wie er es bei Ella getan hatte, er konnte zurzeit keine Feinde gebrauchen, sondern Verbündete.

 

Am nächsten Morgen war Amys Antwort eingetroffen.

 

Lieber Tommy,

 

ich danke dir auf jeden Fall für die Tränke, die du mir geschickt hast, ist echt süß und nett von dir.

Aber das mit der Leiche musste echt nicht sein…

Niemals würde ich deine Geheimnisse weiterverraten, das weißt du. Auch bei der Sache mit Lexy,

bei der ich wirklich nicht loyal gewesen bin, habe ich nie irgendetwas über dich gesagt oder so.

Ich kann verstehen, dass du nach der Sache mit Vivien und Jonathan zwiespältige Gefühle hast…

Einerseits stelle ich es mir schön vor, in harmonischere Kreise zu kommen, andererseits sieht man

dann natürlich auch schmerzhaft, was man die ganze Zeit heimlich vermisst hat.

 

Es tut mir leid, was dein Vater dir angetan hat und ich danke dir für dein Vertrauen, dass du mir

diese schlimmen Dinge erzählt hast, die dein Vater getan hat. Darf ich fragen, ob du Genaueres über

die Trennungsgründe deiner Eltern herausfinden konntest? Jedenfalls bin ich der Ansicht, dass das alles nicht

an dir liegt, Tommy. Entweder dein Vater war ein absolutes Miststück oder vielleicht hatte er irgendwie richtig

großen Streit mit deiner Mutter, habe ich überlegt, dass er seinen Hass auf sie auf dich übertragen haben könnte…

 

Aber lass dir von mir sagen, du kannst absolut nichts dafür und ich kann jetzt auch viel besser verstehen, warum du

häufig so ablehnend gegenüber anderen warst, besonders bei Muggeln. Ich weiß nicht, ob es hilfreich ist, was ich dir

sage, aber auch wenn die Eltern die erste Beziehung und Begegnung im Leben und somit auch die prägendste sind,

es gibt so viele andere Menschen, die dich wollen und mögen. Ich liebe dich und wir hatten als Kinder den

Umständen entsprechend, würde ich mal sagen, eine gute Zeit zusammen, bis wir uns zerstritten haben, weil ich

so egoistisch gehandelt habe und Beliebtheit bevorzugt habe, anstatt wirklich eine loyale Freundin zu sein.

 

Ich muss aber auch sagen, dass meine Kindheit mich da auch geprägt hat, mit meiner Mutter und allem, dass

ich die Liebe, die ich Zuhause nie hatte, bei vielen Freunden gesucht habe. Will das nicht rechtfertigen oder so,

aber als Kind habe ich nicht so reflektiert gedacht und sehr bedürfnisorientiert gehandelt,

muss ich zu meiner Schande gestehen. Ich hoffe, wir können unsere Freundschaft oder

Beziehung noch einmal auf Reset setzen und so tun, als wäre das alles nicht passiert.

Ich hoffe, dass meine Antwort nicht dumm war und dass keine Fische an meiner

Leiche knabbern werden.

 

Alles Liebe,

deine Amy <3

 

Tom war sehr überrascht darüber, dass sie ihn so gut verstand und irgendwie stellte er fest, dass es für ihn viel befriedigender und erfüllender war, wenn er sich einfach fallenlassen konnte und jemandem seine Schwächen anvertrauen konnte, als die ganze Zeit nach Macht und Kontrolle suchen zu müssen. Irgendwie fühlte er so eine innere Gelöstheit und auch gewissermaßen Geborgenheit, da er nun mit seinen Gefühlen, die er sonst immer unterdrückte, damit sie ihm nicht zur Last wurden, nicht mehr alleine war. Er las sich den Brief mehrmals durch. Jedenfalls bin ich der Ansicht, dass das alles nicht an dir liegt, Tommy. Es tat so gut, diese Worte aus dem Munde einer anderen Person zu hören. Natürlich hatte er sich immer wieder selbst für sein Ego gesagt, dass sein Vater wertloser Dreck war und alle anderen Muggel auch und dass er etwas Besonderes und so etwas wie ein Gott und die Muggel einfach nur neidisch seien, aber ganz tief drinnen hatte er sich immer mal wieder gefragt, was an ihm so schlimm war, dass sein Vater es ganz offensichtlich so unvorstellbar fand, ihn aufzuziehen oder eine Nanny für ihn zu organisieren. Er schämte sich und hatte immer Angst gehabt, von allen auch genauso abgelehnt zu werden, was bei Mrs Cole und Mrs Sweeney ja auch der Fall gewesen war, aber Amy hatte ihm gesagt, dass er nicht schuld daran war. Ihre Theorie ergab sogar Sinn. Er wusste schließlich nicht, was genau der Trennungsgrund seiner Eltern gewesen war und wie beide damals jeweils so drauf gewesen waren. Aber wo er ganz anderer Meinung war, war der Punkt, dass viele andere ihn wollten oder liebten, denn das stimmte seiner Ansicht nach nicht und es war ihm oberflächlich auch immer recht egal gewesen.

 

Hallo, Amy,

 

Dankeschön für deine Antwort.

Nein, deine Leiche wird nicht von Fischen angeknabbert, deine Antwort war nämlich nicht dumm.

Konnten die Tränke dir in der Schule helfen?

Eine Sache, die ich aber nicht so sehe wie du ist, dass viele mich wollen oder lieben würden…

Die ganzen Mädchen, die einen Crush auf mich haben, lieben mein Aussehen, sie mögen nicht

MICH, sie haben noch nie ein Wort mit mir gewechselt…

Und die Todesser, die praktisch meine „Freunde“ sind, mögen meine Ahnenreihe und nicht MICH.

Und in der Muggelwelt hatte ich bis auf dich und Dennis nie Freunde. Sogar Mrs Cole hat gesagt, dass sich ALLE freuen,

dass ich endlich nach Hogwarts abhaue und nicht einmal dort mögen mich die Leute wirklich als Person.

 

Er zweifelte, ob er das wirklich so schreiben und wirklich so sehr sein Herz ausschütten sollte. Jetzt klang er schon genauso armselig wie Ella! Allerdings hatte er sich, nachdem er in dem einen Brief bereits, wenn auch mit einer beigefügten Drohung, seine größten Sorgen geschildert und Amy Verständnis gezeigt hatte, irgendwie so herrlich befreit gefühlt und er beschloss, das so stehen zu lassen, aber nicht mehr dazuzuschreiben. Denn Amy war schon immer beliebt und ein richtiger Prep gewesen, weshalb er sich vor ihr für seine Unbeliebtheit umso mehr schämte. Also beschloss er, noch einmal die Drohschiene zu verwenden.

Wenn du dich in irgendeiner Form darüber lustig machen solltest, weil du ja Miss Megabeliebt bist,

dann töte ich dich nicht nur, sondern foltere dich auch vorher.

Du weißt, wozu ich fähig bin.

 

Tommy

 

-

 

Hi, Tommy,

 

warum zur Hölle sollte ich mich darüber lustig machen, kannst du mir das mal sagen?

Wenn ich ehrlich bin, bist du mir sympathischer, wenn du so offen redest, beziehungsweise

schreibst, was dich wirklich bewegt und deine Motivation für deine Taten ist, als wenn du

mir die ganze Zeit sagst, ich sei wertloser Schmutz oder mich Miss Megabeliebt nennst.

 

Zu der Sache, dass dich niemand mögen würde… Als Erzieherin sollte man niemals so

über Kinder sprechen, finde ich. Beim Waisenhaus hatte ich das Gefühl, viele hatten Angst

vor dir, weil du natürlich, wenn irgendjemand dir blöd kam, der Person ziemlich einen reinwürgen

konntest, mit deiner Magie. An der Schule hatte ich das Gefühl, dass die Leute, die ich kannte, bis auf Lexy,

eigentlich nicht wirklich etwas gegen dich hatten.

 

Meine „Zickenfreundinnen“ habe ich nie etwas Negatives über dich sagen hören

und Lexy hatte halt was gegen dich, weil sie mit ein paar deiner Klassenkameraden

befreundet war, die irgendwie Streit mit dir hatten oder so. Also ich schätze nicht,

dass du wirklich allen so verhasst warst. Ich habe das Gefühl, die meisten, die jetzt nicht mit deinen

Feinden wie Billy, Chris oder so befreundet waren und deshalb auch keinen Streit mit dir hatten,

waren dir gegenüber relativ neutral eingestellt, manche, die Chris nicht leiden konnten, fanden es sogar

recht cool, dass du ihm Bauchschmerzen beschert hast.

 

Zu den Mädchen, die einen Crush auf dich haben… Ich bin der Ansicht, das Aussehen ist nur so etwas,

was durchaus auch der „Startschuss“ für etwas Ernstes sein kann. Wenn ich zum Beispiel in einen Raum

komme, der voller Personen ist, die ich nicht kenne, fühle ich mich schon unterbewusst anfangs von

denen angezogen, die irgendwie cool, fancy, schön oder interessant aussehen und gehe dann natürlich schon

vielleicht erst einmal auf diese Personen zu. Und dann, wenn man sich kennenlernt, kann man auf jeden

Fall auch eine weniger oberflächliche Beziehung aufbauen, finde ich. Vielleicht waren diese Mädchen

auch ehrlich daran interessiert, nicht nur deinen Sexappeal zu bewundern, sondern dich auch als

Person kennenzulernen.

 

Deine Todesser hingegen wirken auf mich echt wie Fake Freunde…

Aber den Dingen nach zu urteilen, die Clarissa mir so erzählt hat, ist es glaube ich auch recht

schwer, im Hause Slytherin Freunde zu finden, die dich NICHT aufgrund deiner Ahnenreihe beurteilen.

Hast du vielleicht in Erwägung gezogen, ein paar Interhouse Friendships aufzubauen, also nur, wenn du

das möchtest? Ich kann dir da nicht reinreden, ich denke, es ist deine Entscheidung, mit wem du dich

anfreunden möchtest. Ich kann nur überlegen, wie ich da handeln würde…

Ich hoffe, es war hilfreich, was ich dir dazu geschrieben habe…

 

Apropos hilfreich, die Zaubertränke, die du mir geschickt hast, haben wirklich sehr geholfen, beziehungsweise

tun es immer noch. Alle Lehrer sind ganz entsetzt darüber, dass ich auf einmal was Richtiges sage und nehmen

mir jedes Mal vor dem Unterricht das Handy weg, weil sie zuerst den Verdacht hatten, dass ich heimlich

unter dem Tisch google oder so… Machen tatsächlich viele Schüler.

 

Bye und bitte schick mir nicht in jedem Brief zwanzig Drohungen, das ist so unnötig…

Deine Amy <3

 

PS: Warum unterschreibst du nie mit Herz? :-(  Stattdessen schickst du mir immer Morddrohungen…

 

Forward
Sign in to leave a review.