Lord Voldemort today

Harry Potter - J. K. Rowling
F/M
G
Lord Voldemort today
Summary
Diese Story ist ein Gedankenspiel, wie Lord Voldemort wohl wäre, wenn er heutzutage aufgewachsen wäre, welches eine meiner besten Freundinnen und ich uns gemeinsam ausgedacht haben (60% der Ideen kommen von ihr, ich habe sie nur für uns beide umgesetzt). Tom Marvolo Riddle ist ungefähr im Jahr 2003 oder so geboren und wurde über einen anonyme Geburt im Wool's Orphanage abgegeben. Bloß der Vorname seines Erzeugers und seines Großvaters sind ihm bekannt. Mit den anderen Kindern des Waisenhauses und seinen Mitschülern versteht er sich nicht sonderlich gut, da diese ihn als Weirdo abstempeln. Bloß Amy Benson, ihre jüngere Halbschwester Clarissa und sein Klassenkamerad Dennis Bishop bewundern ihn für seine Andersartigkeit. Doch dann wird er von Amy verraten und Dennis schlägt sich auf ihre Seite. Auf einem Trip ans Meer plant Tom grausame Rache. Danach ist er alleine, bis er auf einmal einen Besucher empfängt, der ihn auf eine mysteriöse magische Schule einlädt, auf der er nach einigen Jahren Myrtle Elizabeth Warren begegnet, die er als Knecht braucht. Allerdings begegnet er Amy nach einigen Jahren wieder und braucht sie ebenfalls als Knecht. Zum Ende hin stellt sich die Frage, welche der beiden er lieber mag.
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Geheimnisse

Voldemort hatte Ella mit einem Schockzauber belegt und alle gefährlichen Erinnerungen verändert. Allerdings konnte er die Zeit, die Ella mit den Recherchen verbracht hatte, nicht komplett mit anderen Erinnerungen überschreiben, weshalb Ella leider ein leichtes Blackout hatte. Hoffentlich würde ihr das nicht verdächtig vorkommen! Er musste echt höllisch aufpassen, vor ihr konnte und durfte er auf gar keinen Fall auch nur ansatzweise zeigen, wie er wirklich war. Er war echt viel zu unvorsichtig ihr gegenüber gewesen und hatte sie gewaltig unterschätzt. Sie war nicht nur verdammt ehrlich, dramatisch und provokativ, sondern hatte zusätzlich auch noch eine Wahnsinns Intuition. Die nächsten Tage verhielt er sich ihr gegenüber extrem freundlich und zuvorkommend und hoffte, dass sie keinen Verdacht schöpfte. Er hatte auch in ihren Erinnerungen gefunden, dass sie sich Notizen auf einem Block gemacht und Dorothy sie dabei beobachtet hatte. Er hatte auch diese Erinnerungen gelöscht, doch es war eine Schande, dass Dorothy es laut herausposaunt hatte und so die ganze Klasse und sogar Hagrid Bescheid wusste. Unmöglich konnte er jeden einzelnen von ihnen abpassen und die Erinnerung verändern! Sein Hass auf Ella wuchs. Sie war gefährlich und nervig. Wie gerne würde er sie inzwischen aus dem Weg räumen und abermals dachte er, wie gut er es damals doch mit der dummen, naiven, unterwürfigen, kleinen Amy gehabt hatte. Sie hatte alles für bare Münze genommen, was er ihr sagte und wenn nicht, dann hatte sie so viel Respekt vor ihm und seinen Powers, dass sie zumindest ihren Mund hielt. Stattdessen musste er sich nun mit Ella herumschlagen und nach dem Block suchen, bevor sie ihn fand, da dieser ihren Erinnerungen auf die Sprünge helfen könnte. Doch es war bereits zu spät.

„Na, war Tom erfreut darüber, dass du Besserung gelobt hast und alle seine Abneigungen und Trigger Themen auf dem Block notiert hast?“, spottete Dorothy, als sie und Olive Ella mal wieder begegneten. Ella, die leicht verwirrt war und sich irgendwie so fühlte, als würden ihr die Erinnerungen an ein paar Stunden fehlen, konnte nichts sagen. „Was für ein Block?“, fragte sie schließlich konfus, „Was für Notizen?“ „Anscheinend bist du doch zu dumm für Ravenclaw“, kicherte Olive, „Das hat JEDER mitbekommen und du hast selbst noch davon geredet.“ „Verarschen kann ich mich allein“, fauchte Ella empört, „Ist das jetzt wieder ein neuer Trick von euch oder was?“ Olives Miene wurde blass. „Ich glaub, die hat tatsächlich nen Blackout“, flüsterte sie Dorothy jedoch immer noch gut genug hörbar zu. Dann verschränkte sie die Arme. „Also gut… Ella… Wenn du uns nicht glaubst, dann sieh doch einfach mal in deiner Schultasche nach, oder sollen wir das übernehmen?“, säuselte sie zuckersüß. Moment einmal… OLIVE hatte sie Ella genannt? Das war schon so gut wie ein Versöhnungsangebot von ihrer Seite. Allerdings sagte Ellas Bauchgefühl, dass Olive den Block, falls da wichtige Informationen von der Zeit während ihres Blackouts draufstanden, auf gar keinen Fall zu sehen bekommen durfte. „Okay, ich glaube euch, aber ich möchte mich gerne erst einmal alleine vergewissern. Irgendwie bin ich euch glatt dankbar, dass ihr mich daran erinnert habt, weil ich hatte echt ein totales Blackout von ein paar Stunden und ich weiß überhaupt nicht, was ich da gemacht habe.“ Olives Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Lächeln. „Scheint, das war das erste Mal, dass du dich freust, mich zu sehen“, meinte sie spöttisch. Ella lag dazu auf den Lippen, dass Olive ja auch nicht ganz unschuldig an ihrem angespannten Verhältnis war, aber es gab Wichtigeres zu tun, als alten Groll zu pflegen. Wenn sie eine Sache von Tom gelernt hatte, dann war es, sich auf seine Ziele zu fokussieren und nicht von emotionalen Dingen ablenken zu lassen. Und ihr brannte es in den Fingern, irgendwelche Hinweise auf die verpassten Stunden zu ergattern. Also nickte sie nur und verabschiedete sich von Olive, bevor sie aufs Klo stürmte, um alleine sein zu können. In heller Aufregung durchwühlte sie ihre Schultasche und starrte auf ihren Block. Die vorderste Seite hatte jemand herausgerissen. Doch wer könnte es gewesen sein? Enttäuscht verließ sie die Klokabine und schaute in den Spiegel. Tränen rannen ihre Wange herunter. Sie hatte sich solche Hoffnungen gemacht und nun war jegliche Chance zerstört!

Trotzig schnäuzte sie ihre Nase und stampfte mit dem Fuß auf. Das gab es einfach nicht, das gab es nicht! Wer könnte diese Seite herausgerissen haben? Mit Muggelgewalt? Klar war, dass diese Person in Eile gewesen sein musste, als sie an ihren Sachen war. Sie musste unbedingt jemanden fragen, ob jemand nur kurz an ihren Schulsachen war. Schnell und voller Tatendrang stürmte sie hinaus auf den Gang und begegnete Ron und Hermione. Nicht die beiden! Ron zog eine Grimasse, als er sie mal wieder weinen sah und raunte Hermione etwas zu. Hermione grinste leicht. Ella war jedoch trotzdem auf ihr Wissen angewiesen. „He, ihr zwei, ich hab eine Frage“, schluchzte sie, „Könnt ihr mir sagen, ob vielleicht vorher jemand an meiner Schultasche gewesen ist? Eine wichtige Notiz wurde aus meinem Block herausgerissen!“ Ron runzelte die Stirn. „Ich glaub tatsächlich, ich habe Malfoy mal kurz vor deinem Klassenzimmer gesehen, ich habe mich gewundert, warum er alleine unterwegs ist. Tatsächlich hatte er einen Block in der Hand.“ „Malfoy…“, murmelte sie, „Der Verräter…“ „Wieso, seid ihr befreundet?“, fragte Hermione mit zweifelndem Blick und Ella schlug sich die Hand vor den Mund. Sie hatte in ihrer Impulsivität Malfoys und ihr Geheimnis ausgeplaudert! „Die ist ernsthaft mit Malfoy befreundet!“, kopfschüttelnd und ohne ein weiteres Wort mit ihr zu wechseln liefen Hermione und Ron davon. „Dankeschön, ihr Blödmänner!“, rief Ella ihnen mit tränenüberströmtem Gesicht hinterher. Was war denn nun mit denen los? Malfoy erzählte ihr immer, dass sie gemein zu ihm waren und nicht umgekehrt und weil Ron häufig Witze auf ihre Kosten machte und ihre Gefühle im Gegensatz zu Malfoy nie ernstnahm, war sie sofort auf Malfoys Seite gewesen. Auch, weil Draco sich immerhin recht häufig, wenn auch heimlich, mit ihr abgab. Aber nun fragte sie sich, warum er ihr einfach eine Möglichkeit zerstörte, ihre Erinnerungen wiederzufinden. Sie musste ihn zur Rede stellen! Allerdings wusste sie nicht, wo er jetzt Unterricht hatte. Sie hätte Ron und Hermione nachlaufen müssen! Oder aber sie musste an die typischen Treffpunkte gehen, an denen sie sich mit Malfoy traf. Meistens trafen Draco und sie sich vor dem Jungsklo oder vor dem Mädchenklo im zweiten Stock, vor dem sie jedoch gerade war. Also beschloss sie, Draco vor dem Jungsklo zu suchen, ehe die Pause vorbei war. Tatsächlich kam er gerade mit Crabbe und Goyle heraus. Von wegen nur Mädchen gingen zu zweit aufs Klo!

„Äh… Draco…“, diesmal war es ihr egal, dass sie ihm versprochen hatte, ihre Freundschaft geheim zu halten. Er schuldete ihr ihre Erinnerungen! Er hatte etwas genommen, was ihr hätte helfen können und dazu hatte er kein Recht! Malfoy fuhr herum und entdeckte sie. „Was will das Schlammblut von dir?“, wollte Crabbe wissen, „Soll ich sie plattmachen?“ „Ein Jäger verschwendet seine Zeit nicht mit Kaninchen, Crabbe, trag meine Sachen zum Klassenzimmer, ich muss in der Bibliothek vor dem Unterricht noch ein Buch zurückgeben, ich hole es heraus“, er kramte kurz in der Tasche, die er bereits Crabbe überreicht hatte, holte ein Buch hervor und lief in Richtung Bibliothek davon. Crabbe und Goyle starrten Ella finster an. „Lauft los!“, knurrte Draco, der sich noch einmal umgedreht hatte, „Ich will meine Sachen schon ausgepackt auf meinem Platz liegen haben, wenn ich wieder zurück bin.“ Finster dreinblickend liefen Crabbe und Goyle davon und ließen Ella stehen. Das war knapp gewesen! Und super raffiniert von Malfoy. Er war ein Genie! Ella atmete tief durch, wartete, bis Crabbe und Goyle außer Sichtweite waren und folgte Malfoy in die Bibliothek. Er hatte gerade das Buch zurückgegeben, als sie eintrat. Er nickte ihr zu. „Warum zur Hölle wolltest du so dringend mit mir sprechen, dass du es vor Crabbe und Goyle versucht hast? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich den Respekt meiner Freunde, meiner Eltern und generell aller verliere, wenn du das tust. Was war so wichtig, dass du gegen unseren Deal verstoßen hast?“, zischte er ihr zu. „Ich… Ich habe erfahren, dass du mir etwas weggenommen hast. Ron und Hermione haben gesehen, dass du aus meinem Block ein Blatt herausgerissen hast. Warum?“, sie sah aus ihren großen blauen Augen zu ihm herauf, welche durch ihre Brille noch riesiger aussahen. Malfoy sah verdammt gut aus, Verräter hin oder her. Allerdings war er in ihren Augen dennoch weniger attraktiv als Tom, da sie definitiv nicht auf blonde Haare stand. Aber diese schönen eleganten Gesichtszüge und dunklen Augenbrauen zu den hellgrauen Augen… Der Slytherin Eisprinz schlechthin. „Lass uns hier herübersitzen, ich erkläre dir das“, ordnete er an und sie folgte ihm. „Also. Es ist zu deinem eigenen Besten, denn das, was du über Tom herausgefunden hast, war gefährliches Wissen. Ich will nicht, dass du deine Erinnerung wiedererlangst, auch wenn ich davon ausgehen musste, dass du alles in deiner Macht stehende tun wirst, um dein Blackout, welches kein Zufall ist, wieder mit Erinnerungen zu füllen. Ich will dir nur zwei Ratschläge geben, lass mich ausreden“, sagte er, als Ella ihren Mund öffnete, um eine Zwischenfrage zu stellen, „Erstens: Tom ist nicht so nett, wie er tut. Behalte das im Hinterkopf. Zweitens: Versuche nicht, irgendwie herauszufinden, was ich damit meine. Lass Tom einfach in Ruhe und dränge ihn nicht dazu, etwas Persönliches von sich zu erzählen. Drittens: Spioniere keinem von unserer Clique nach und belausche keine Gespräche von uns. Viertens: Versuche auf gar keinen Fall, irgendwie an die Liste zu kommen, ich habe sie unwiederbringlich zerstört. Und wenn dich jemand danach fragt, sag einfach, du weißt von nichts. Erst recht, wenn Tom dich danach fragt. Und wenn er dich danach fragt, verschließe auf jeden Fall deinen Geist ganz feste, denn er darf nichts, aber auch gar nichts von unserem Gespräch hier erfahren. Das war alles. Jetzt kannst du Fragen stellen, falls du noch welche haben solltest.“ „Danke, Draco, auch wenn ich es leider nicht zu schätzen weiß, weil ich die Zusammenhänge nicht kenne“, bedankte sich Ella und Draco zog eine leichte Grimasse. „War zu erwarten“, murmelte er mürrisch vor sich hin, „Undank ist der Welten Lohn.“ „Darf ich fragen, ob es dann überhaupt sicher ist, Tom zu mir nach Hause einzuladen, wenn er so viele dunkle Geheimnisse hat?“, wollte Ella wissen. Denn tatsächlich kamen ihr langsam Zweifel auf, wenn auch nur leichte, ob es wirklich so klug war, einen anderen Schüler, den man kaum kannte, drei Wochen lang bei sich wohnen zu lassen, nur, weil er der Erste war, der einen vor den Mobber verteidigt hatte. „Ich denke, es ist auf jeden Fall sicherer, Toms Willen zu erfüllen, als es nicht zu tun“, riet Malfoy ihr, „Solange du einen Nutzen für ihn hast, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er dein Feind wird, geringer.“ „Ph, sehr beruhigend!“, schnaubte Ella, „Danke für deinen Rat. Was wäre ich nur ohne dich?“ „Tot“, sagte Malfoy mit solch einem Ernst in seiner Stimme, dass Ella leicht erschauderte.

Tom machte sich im Laufe der Zeit auch daran, Ellas Sachen zu durchforsten und hatte feststellen müssen, dass ihm jemand zuvorgekommen war. Als er Malfoy davon erzählt hatte, hatte dieser ihm gesteckt, dass er die Seite zerstört hatte, damit Ella ihre Erinnerungen nicht wiederbekam, jedoch hatte Malfoy ihm andere Beweggründe dafür erzählt als Ella. Außerdem hatte Malfoy ihm auch nicht mitgeteilt, dass er Ella vor ihm gewarnt hatte und so war Tom relativ zufrieden und hatte das Gefühl, Ella immer noch perfekt unter Kontrolle zu haben. Dann waren endlich Ferien und er fuhr zuerst zurück ins Waisenhaus. Zu seinem großen Ärger wurde er gemeinsam mit Clarissa von Mrs Cole abgeholt. Mrs Sweeney war gestorben, was Tom aka Voldemort nicht sonderlich leid tat. Eher im Gegenteil. Allerdings war noch eine Sache neu. Bei den Muggeln war in der globalisierten Welt eine Pandemie ausgebrochen, nämlich Corona. Sobald Mrs Cole sie am Bahnhof in Empfang nahm, händigte sie ihnen FFP2 Masken aus. Ihre Miene war sehr bleich. „Hallo, ihr zwei, nehmt bitte die Masken und steigt ein, Clarissa, ich habe dir eine sehr traurige Mitteilung zu machen. Leider konnte man euch an Hogwarts nicht erreichen und du hast auch keine Eule geschickt.“ Voldemort schwieg, grinste jedoch unter seiner Maske einmal hämisch in Clarissas Richtung. Hauptsache, ihr passierte etwas Schlechtes, das war das Einzige, was zählte! Einerseits ärgerte er sich, dass er eine Maske tragen musste, andererseits wollte er nicht sterben, bevor er seinen ersten Horkrux machen konnte, weshalb der Egoismus und die Angst vor einem möglichen schweren Corona Verlauf größer waren. Zauberer und Hexen wiesen zwar anscheinend eine recht große Immunität gegenüber klassischen Muggelkrankheiten auf, aber sicher war sicher. Er ging kein unnötiges Risiko ein. Clarissa kniff die Augen zusammen und setzte sich nach hinten. Er ebenfalls, jedoch rückten beide soweit es ging voneinander ab. „Es geht um Amy“, fing Mrs Cole an, „Sie hat seit einer halben Woche Corona und ihr Zustand verschlimmert sich immer mehr. Sie muss vielleicht demnächst ins Krankenhaus, falls sich das nicht bessern sollte. Sie bekommt kaum noch Luft und hat richtig extremen Husten.“ Clarissa stiegen die Tränen in die Augen. „Nein, bitte nicht! Ich habe Amy dieses Jahr fast gar nicht gesehen weil mein erstes Jahr an Hogwarts ist und die letzten Jahre auch nicht, weil sie ja ans Sportinternat gegangen ist. Sie darf nicht sterben, wir hatten nur so eine kurze Zeit zusammen!“

Sie fing an, bitterlich zu weinen. Genervt sah Voldemort aus dem Fenster. Er würde die Ferien so gut es ging nur auf seinem Zimmer verbringen, damit er sich ja kein Corona einfing, bevor er seinen ersten Horkrux gemacht hatte und nur rausgehen, um zu essen und um seinen Vater umzubringen. Das mit Amy interessierte ihn nicht sonderlich, zumindest wollte er es sich nicht eingestehen, dass er eventuell traurig darüber sein könnte, dass ein Muggel stirbt. Aber ganz tief drinnen hatte er irgendwie das Gefühl, dass das zwischen Amy und ihm noch geklärt werden müsste und sie nicht einfach die Erde verlassen könnte, ohne, dass sie sich wieder vertrugen. Auch wenn er sich immer schon geschworen hatte, dass Amy wirklich, aber auch wirklich NUR ein Fangirl von ihm war und es absolut verdient hatte, grausam bestraft zu werden, sobald sie ihn nicht mehr anhimmelte, so war er über den Verlust ihrer Zuneigung irgendwie doch nicht so ganz hinweg. Auch wenn er auch immer wieder betonte, wie egal ihm andere waren und dass er alleine am stärksten und unabhängigsten war und dass Liebe schwach machte, irgendwie war die Zeit, die er mit Amy verbracht hatte, schon eine tolle Zeit gewesen, definitiv. Aber dieses unbewusste Gefühl drang nie in sein Bewusstsein vor und er warf der am Boden zerstörten Clarissa einfach nur einen geringschätzigen Blick zu. Du armseliges, schwaches Mädchen. Liebe tut nur weh. Jeder muss sterben, nur die besten sterben nie, sagte er in ihrem Kopf und zornig fuhr Clarissa zu ihm herum und ihre Hände krallten sich in der Luft zusammen, als würde sie jemanden erwürgen. Allerdings konnte sie nichts sagen, ohne dass Mrs Cole sie als verrückt, streitsüchtig oder beides abstempeln würde. Clarissa schüttelte nur resigniert den Kopf. Warum bist du nur so herzlos, ich dachte, du warst mit Amy mal eine Zeit lang besser befreundet, als ich mit ihr befreundet war. Was soll das, jetzt mal ernsthaft? Du bist so gefühlskalt, du bist einfach ein PSYCHOPATH!, dachte sie sich. Pass auf deine Gedanken auf!, schoss Voldemort ihr mit einem mordlüsternen Blick zu. Äh nein, sehe ich nicht ein, warum ich das tun sollte. Ich sollte das wenn überhaupt sagen, das, was du mir in Gedanken an den Kopf geworfen hast, war viel schlimmer als das, was ich entgegnet habe, wütend schaute Clarissa ihn an, Ich verschließe jetzt meinen Geist, ich habe keinen Bock mehr, mit dir zu reden! Clarissa verschränkte ihre Arme und schloss genervt die Augen, ab und zu schluchzte sie. Mrs Cole blickte kurz zu ihr nach hinten. „Mir geht das auch sehr nahe, ich habe Amy seit sie sechs Jahre alt ist aufwachsen sehen und dass es nun vielleicht vorbei sein wird…“, Mrs Coles Stimme versagte.

Eifersüchtig verschränkte Voldemort die Arme. Wenn er sterben würde, was natürlich niemals passieren würde, aber egal, würde ihn keiner vermissen. Er konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie Mrs Cole klar und deutlich hinter seinem Rücken gesagt hatte, dass alle froh waren, dass er wegging. Und ihn hatte Mrs Cole seit er Baby war aufwachsen sehen und das einzige was ihr dazu einfiel war, dass er schon als Baby so komisch war. Hinter ihrem Rücken zeigte er ihr den Mittelfinger. Wütend funkelte Clarissa, die das alles gesehen hatte, ihn an und vergaß ganz, dass sie ganz offiziell keinen Bock darauf hatte, mit ihm zu reden. Das war so dermaßen deplatziert! Was hast du dir dabei gedacht?, schoss sie ihm in Gedanken zu. Dass Mrs Cole von Amy netter spricht als von mir, obwohl das unfair ist, schoss Voldemort zurück. „Hmpf“, grummelte Clarissa und tat daraufhin so, als würde sie schlafen, weil sie sich wahrscheinlich nicht traute, einen Streit mit ihm vom Zaun zu brechen, weil er ihr das alles sonst mit seinen Slytherin Freunden zehn- bis zwanzigfach zurückzahlen würde. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren sie endlich am Wool’s Orphanage angekommen und entdeckten auch einen Krankenwagen, der davorstand. Clarissa schrie auf und rannte auf die Auszubildende zu, welche am Eingang stand. „Ist es wegen Amy?“, kreischte sie panisch und nahm ihre Maske ab, um sich die Nase zu schnäuzen. Die Auszubildende nickte schwach. „Nein!“, schrie Clarissa, brach in Tränen raus und rannte in blinder Verzweiflung auf den Krankenwagen zu. „Halt sie fest, sie weiß nicht, was sie tut, sie darf da nicht rein!“, rief die Auszubildende, die gerade mal ein paar Jahre älter als Voldemort selbst war, ihm zu. Lächerlich, dass so eine dahergelaufene, drei bis vier Jahre ältere Muggelfrau sich anmaßte, ihm, dem finsteren Lord, Befehle zu erteilen. Aber wie er bei Dumbledore aus Erfahrung gelernt hatte, war es sehr schlecht, es sich mit Autoritäten zu verscherzen. Also nahm er Clarissa am Arm und hielt sie fest. Anstatt sich wütend loszumachen, blieb sie schluchzend stehen und wischte sich über das Gesicht. Langsam drehte sie sich zu ihm herüber. „Was ist los, bist du gar nicht traurig? Ihr wart doch mal beste Freunde.“ „Beste Freunde ist leicht übertrieben und die Betonung liegt auf waren. Wir sind es nämlich nicht mehr und werden es auch nie wieder sein, wobei sie ja wahrscheinlich eh bald unter der Erde liegen wird“, knurrte er leise, „Sie hat mich an Lexy verraten und hat sich nie für mich positioniert. Hat einfach feige die Lästergruppe verlassen, aber auch erst, nachdem ich es herausgefunden habe und deshalb nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte. Sonst wäre sie mit Sicherheit liebend gerne dringeblieben.“

„Das stimmt überhaupt nicht!“, widersprach Clarissa, „Sie HAT genau am Ende der Sommerferien, nachdem wir wieder vom Meer zurückwaren in die Chats geguckt und als Lexy sie konfrontiert hat, warum sie es gewagt hat, rauszugehen, hat Amy ihr in einer Audio Message klipp und klar gesagt, dass sie nicht damit einverstanden war, dass eine Lästergruppe über dich existiert und dass sich Lexy mit dem ganzen Cyberbully Zeug echt strafbar macht. Außerdem hat sie auch schon davor gesagt, dass sie nicht in diese Lästergruppen rein will und wenn dir das nicht reicht, was hätte sie sonst tun sollen, außer die zu verlassen? Zur Polizei gehen sollen? Alleine?“ „Darum geht es nicht, es geht mir darum, dass sie die erst verlassen hat, als ich es herausgefunden hatte und dass sie nicht einmal auf die Idee gekommen ist, mir sofort davon zu erzählen, dann rauszugehen und dass sie dann nicht mit mir gemeinsam Lexy und alle Mitglieder der Lästergruppe bestraft hat.“ „Wow, wie soll sie sich mit lauter älteren Jungs anlegen, die die Lästergruppe über dich gegründet haben? Schließlich war die über dich größtenteils von deinen Klassenkameraden ins Leben gerufen worden, wenn ich mich nicht irre, und die Gruppe über Maisie war dir doch schnurzpiepegal, dir geht es immer nur um dich, so wie jetzt auch! Außerdem hatte sie Angst, dass Lexy alle ihre Freundinnen gegen sie aufhetzt. Du hast Recht, sie hat ihre Freundinnen und ihr eigenes Seelenheil dir vorgezogen. Aber willst du wissen, warum? Ihre Freundinnen haben sie gemocht, bevor Lexy dazukam, bei dir konnte sie sich nie sicher sein, ob du sie wirklich magst. Zu ihrem Geburtstag hast du es nie für nötig gehalten, zu kommen, obwohl sie dich jedes Mal eingeladen hat, weil du ihre Mädels nicht mochtest, obwohl es IHR Geburtstag war, da hättest du, wenn du Amy wirklich gemocht hättest, auch mal ihr zuliebe die Mädels ignorieren können. Aber es musste sich immer nach deinem Willen richten. Lexy hat im Chat Amy außerdem unter die Nase gerieben, wie wenig du Amy magst, als es um Basketball ging. Du und Dennis habt euren Vorteil als ältere Jungs immer ausgekostet. Hättet ihr sie wirklich gemocht, dann hättet ihr ihr auch ein bisschen mehr das Gefühl gegeben, ein gleichwertiger Teil eurer Clique zu sein und Spiele gemeinsam gespielt, bei denen sie mitspielen kann. Die Mädchen haben das getan und bei denen hat Amy sich halt gemocht gefühlt.“ Die konnte ihn mal! Das Schlammblut wagte zu widersprechen und ihn dann auch noch mit Dutzenden an Vorwürfen zu überhäufen! „In der Schule mache ich dich fertig!“, drohte er deshalb. Drohungen funktionierten immer und wenn die nicht wirkten, müsste er mit ihr eben das machen, was er mit Amy und Dennis in der Höhle getan hatte. „Gut, ich verlasse Hogwarts. Ihr wollt uns hier schließlich eh nicht haben. Dann hast du nichts gegen mich in der Hand um mir zu drohen, denn hier im Waisenhaus in der Muggelwelt bin ich um einiges beliebter als du, würde ich mal sagen. Zurecht.“

Voldemort ballte sie Faust, mit der anderen Hand quetschte er Clarissas Handgelenk. „Wenn du unbedingt einen Obscurus entwickeln willst, dann immer gerne… Um so Leute wie dich ist es definitiv nicht schade.“ „Weißt du was, Tom Riddle, du kannst mich mal. Meine Schwester ist todkrank und du hast nichts Besseres zu tun als auf einem Fehler herumzureiten, den sie aus Angst, Verzweiflung und Feigheit und nicht aus reiner Böswilligkeit gemacht hat. Wie viele Fehler hast du gemacht, hm? Und dazu noch mit voller Absicht. Soll ich mal von dem ganzen Spielzeug reden, das du mir abgezockt hast? Und von Billy Stubbs Hasen?“ „Du wagst es, Schlammblut? Sobald meine Gang mal nicht da ist…“ „Ja, nicht? Schon traurig, dass du als Sechzehnjähriger eine arme Elfjährige kollektiv mit deinen Kumpels fertigmachen musst. Hm… An irgendwen erinnert mich das… Hast du das nicht auch noch zu Chris gesagt, als du Amy vor ihm verteidigt hast? Was habe ich dich damals bewundert, damals warst du mein Held, Tommy. Schade, dass du das jetzt nicht mehr bist.“ „Das wäre ein Grund gewesen, dass Amy sich für mich entscheidet anstatt für ihre Mädels, die doch sowieso alle aus irgendwelchen Gründen Lexy in den Hintern gekrochen sind!“, schlug Voldemort sie mit ihren eigenen Waffen. Inzwischen interessierte es die beiden Streitenden nicht mehr, ob jemand zuhörte oder nicht. „Äh ja, einerseits, aber hast du sie nicht nachher weggeschubst, als sie von dir getröstet werden wollte? Eventuell hätte sie schon zumindest ein paar aufmunternde Worte gebraucht, nachdem Chris ihre Grenzen so massiv überschritten hat!“ „Oh, du machst einen auf Therapeutin, du, die damals die Königin der Insensibilität war?“, höhnte Voldemort. „Ich war ein verdammtes Grundschulkind, aber es tut mir leid, dass ich damals so schlecht zu dir war, das habe ich nicht mit böser Absicht getan. Hätte ich es besser gewusst, hätte ich dich freundlicher behandelt“, sie streckte ihm die Hand zur Entschuldigung hin und Voldemort war sehr überrascht, wie leicht es Clarissa fiel, vor allen Leuten einen Fehler zuzugeben, sogar vor ihrem Erzfeind. Für ihn wäre das die Demütigung schlechthin gewesen, vor einem seiner Feinde zuzugeben, dass er der Schuldige war. Irgendwie gewann er einen Funken Respekt vor Clarissa.

Sie war jünger und irgendwie doch reifer als er und das fuchste ihn. Charakterlich hatte sich echt was getan bei ihr und sie war nicht mehr das maulende Kleinkind, was sie früher einmal war. Er hingegen, musste er zugeben, auch wenn es sehr gegen seinen Stolz ging, war immer noch derselbe, zerstörerisch veranlagte Junge mit Freude daran, seine Feinde zu quälen. Er hatte sich sogar eher noch verschärft. Zögerlich ergriff er Clarissas Hand. „Entschuldigung angenommen. Ich bin ein gnädiger Lord.“ „Gnädiger Lord? Wie darf ich das verstehen?“, Clarissa hatte eine Augenbraue hochgezogen. Immer diese Fragen! „Du darfst das überhaupt nicht verstehen!“, knurrte er. „Okay, akzeptiert“, Clarissa machte ihren Arm los und suchte nach dem Krankenwagen. „Einfach davongefahren, unser heftiger Streit hat uns total abgelenkt“, schniefte sie, „Aber ich denke, das war längst schon einmal fällig zwischen uns. Und auch, dass ich für Amy Partei ergreife. Amy hat nämlich echt auch unter der Einseitigkeit eurer Freundschaft ziemlich gelitten.“ „Ach ja, woher weißt du das alles, wenn ich fragen darf? Amy war nicht gerade daran interessiert, mit dir Zeit zu verbringen, oder?“, spottete Voldemort. „Schon mal was von Legilimentik gehört?“, grinste Clarissa, obwohl sie eigentlich immer noch weinte, „Außerdem haben wir uns auch ein wenig mehr angefreundet als wir älter waren. Wir sind ja immer noch Halbschwestern. Zudem war es auch ein bisschen meine Schuld, dass Amy wenig Interesse an mir hatte, als wir klein waren. Ich habe sie immer an den Haaren gezogen und sie musste sich trotzdem um mich kümmern, als wir Zuhause gewohnt haben, obwohl sie zu meiner Geburt erst vier Jahre alt war, da hatte das auch sowas Verpflichtendes an sich. ‚Kümmer dich um das kleine Monster, das dich immer foltert.‘“ Voldemort grinste. „Aber worüber reden wir überhaupt, wir reden die ganze Zeit immer über den Stress, den du vor JAHREN mit Amy hattest, dabei geht es ihr richtig schlecht und… und… vielleicht… sehen… sehen wir sie nie wieder!“ Clarissa brach erneut in Tränen aus. „Ich sehe sie nie wieder, du schon!“

„Hä, als ob du niemals sterben wirst!“, Clarissa schnäuzte sich die Nase. „Ich werde niemals sterben. Es gibt so manche magischen Möglichkeiten, von denen du kleines dummes Mädchen keine Ahnung hast und auch niemals haben wirst.“ „Magische Möglichkeiten…“, murmelte Clarissa, „Magische Möglichkeiten, das ist es!“ „Was ist es?“, Voldemort runzelte die Stirn. Clarissas Gesicht hatte sich merklich aufgehellt. Vielleicht gibt es ja einen Zaubertrank gegen Atemwegserkrankungen. Meinst du, du könntest Amy einen brauen? Bitte, rette sie, auch wenn du ihr immer noch nicht verziehen hast. Bitte! Du hast dann auch einen gut bei uns! Meinetwegen verlasse ich dann Hogwarts und die gesamte magische Welt und du hast deine Ruhe vor mir. Keine muggelgeborene Hexe mehr, sprach sie in Gedanken zu ihm. Voldemort dachte nach. Gib mir einen Tag Bedenkzeit, über die Bedingungen. Und du sollst Hogwarts nicht verlassen. Schließlich wollte er nicht, dass die Muggelgeborenen flohen, sondern er wollte sie tot. Aber das hielt er mithilfe von Okklumentik vor ihr geheim. Diese Magiediebin! Hatte einfach auch dieselbe Sonderfähigkeit wie er! Was war, wenn sein Onkel eine Prostituierte aufgesucht hatte? Schließlich hatten nur wenige Zauberer und Hexen diese Fähigkeit und sie lag auch häufiger mal in der Familie. Hoffentlich hatte Morfin es nicht mit Mrs Benson getrieben, nein, sie musste es von jemand anderem haben. „Es war kein Morfin unter Mamas Freiern, wenn jemand solch einen wenig geläufigen Namen, zumindest unter Muggeln, gehabt hätte, dann hätte ich mir das gemerkt. Hab nämlich mal den Versuch gestartet, meinen Dad zu finden, was ein sehr erfolgloses Unterfangen war. Um sich Crack leisten zu können, muss Mama es ungefähr mit 25 Männern am Tag treiben. Habe beim Zuhälter die Liste an Freiern aus den gesamten drei Monaten, welche für meine Zeugung infrage gekommen wären, geklaut und dort war kein Morfin drauf. Wer von diesen ganzen Männern mein Vater sein könnte, ich hab keine Ahnung.“ „Auch kein Mr Gaunt mit falschem Vornamen? Schließlich waren alles Muggelhasser in der Familie Gaunt. Bis auf meine Mutter offensichtlich, aber der hat das kein Glück gebracht.“ „Tut mir leid. Hat dein Vater sie verlassen?“ „Keine Fragen!“ „Ok, sorry. Jedenfalls zu deiner Frage… Auch kein Mr Gaunt, nein, ich bin nicht deine Cousine und das sollte dich freuen, du magst mich schließlich nicht. Meine Fähigkeiten muss ich von jemand anderem haben.“ „Warum sollte mich das freuen? Wärst du ein Halbblut, könntest du dich meinem Club anschließen.“ „Aha, daher weht der Wind also. Hätte ich eine andere Herkunft, wäre ich rein menschlich gesehen in Ordnung. Mann, bist du oberflächlich!“ „Du wagst es, den finsteren Lord als oberflächlich zu bezeichnen?“

„Lauf vor der Wahrheit nicht davon. Außerdem könnte ich auch ein Halbblut sein, ohne deine Cousine zu sein. Gibt ja auch noch andere Legilimentiker. Eventuell hat Dumbledore Mamas Dienste in Anspruch genommen“, sagte Clarissa frech. Voldemort brach in lautes Gelächter aus. „Dumbledore geht zu einer Muggelprostituierten, ich kann nicht mehr, die Vorstellung ist zu wild… Du musst in unseren Club, unbedingt, Dumbledores Feinde sind meine Freunde.“ „Wieso, vielleicht ist er ja mein Papa, ich muss nochmal auf die Liste schauen, denn der Name ist aus Muggelsicht, denke ich, nicht so komisch wie der Name Morfin Gaunt. Hab auch nicht jeden der ganzen Freier in Erinnerung.“ „Naja, noch besser, es wäre eine Demütigung, ihn mithilfe seiner eigenen Tochter zu zerstören.“ „Tommy, was um Himmels Willen hast du vor?“, fragte Clarissa. „Sage ich dir, wenn du eine Todesserin wirst.“ „Was ist das? Isst man dort so lange, bis man stirbt, wie in dem Film La Grande Bouffe? Also wenn das Todesser sind, dann bin ich dabei!“ „Äh nein, das ist nicht so ganz Sinn und Zweck unserer Gemeinschaft…“, sagte Voldemort, „Unsere Gemeinschaft ist gegen Muggel und Muggelgeborene und für das ewige Leben, allerdings nur für mich. Immer noch Interesse, uns beizutreten? Die Gemeinschaft ist allerdings geheim und wenn du das weitersagst, bist du tot. Verstanden?“ „Du glaubst also jetzt felsenfest, dass ich nicht muggelgeboren sein kann, weil ich eine Sonderfähigkeit habe, die du auch hast und die deiner Ansicht nach nur Reinblütler und Halbblütler haben können? Was, wenn ich doch muggelgeboren bin, macht mich das dann zu einer schlechteren Person? Ich finde es schon ein bisschen gruselig, wie anders du mich auf einmal behandelst, seit du an meiner Herkunft zweifelst!“, Clarissa legte die Stirn in Falten. „Egal, ab jetzt bist du einfach für mich Dumbledores inoffizielle Tochter, ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“ Clarissa ging davon. Sie drehte sich noch einmal um. „Bitte wärst du dann so lieb und sagst mir, wenn du dir das mit Amy überlegt hast? Nach dem Tag Bedenkzeit? Weißt du, selbst wenn ich Halbblut sein sollte, mag ich meine Muggelverwandtschaft immer noch recht gerne. Amy ist immer noch meine Schwester und als sie noch mit dir befreundet war, zumindest von ihrer Seite aus, hat sie dich wirklich sehr geliebt.“ Dann lief sie weiter.

 

Voldemort war recht nachdenklich. Genau wegen seiner aktuellen Erkenntnisse brauchte er die Bedenkzeit. Es hatte ihn verwirrt, das Gespräch mit Clarissa. Er musste seine Ansichten bezüglich der Muggel auch noch einmal überdenken. Er hasste seinen Vater und er würde ihn töten, so viel stand fest. Aber was war mit Amy? Irgendwie war Clarissas Erklärung mit Amys Sicht der Dinge noch einmal eine völlig neue Art und Weise, das Ganze zu betrachten. Er hatte es nie so gesehen. Er hatte immer nur seine Sicht gesehen und er, der finstere Lord, machte keine Fehler, grundsätzlich nicht. Doch Clarissa… Sie hatte Fehler zugegeben, als sei es etwas völlig Selbstverständliches. In ihm hatte man immer nur die negativen Seiten gesehen und er hatte seit er klein war immer nur Ablehnung und Vernachlässigung erfahren. Fehler vor anderen zuzugeben wäre dann noch eine zusätzliche Erniedrigung gewesen, schließlich hätten sie dann auch einen Grund gehabt, ihn abzulehnen. Aber Clarissa hatte einen Fehler vor ihm, ihrem schlimmsten Mobber zugegeben und sich sogar bei ihm entschuldigt, was zwar aus seiner Sicht auch ihre Pflicht war, aber dass sie der so freiwillig nachkam? Andere musste er immer dazu zwingen, ihm Recht zu geben. Eventuell hatte Amy auch verletzte Gefühle gehabt… Er erinnerte sich daran zurück, wie Amy völlig aufgelöst war, nachdem Chris sie begrapscht hatte. Sie war neun Jahre alt gewesen und hatte mit Sicherheit noch nicht so weit gedacht wie ein Fünfzehnjähriger. Und er, Voldemort, war der einzige in der Nähe, bei dem sie sich hätte ausheulen können. Tom schubste sie weg. „Hör auf. Ich will jetzt essen!“ Voldemort sah diese Szene wieder ganz deutlich vor sich. Und Amys gekränkten Blick. Ganz hauchfein in seinem Unterbewusstsein regte sich der Gedanke, wie die Ereignisse verlaufen wären, hätte er Amy gegenüber mehr Zuneigung gezeigt und ihr zumindest einmal kurz über den Kopf gestrichen und sie auf später vertröstet, wenn er fertig gegessen hatte. Hätte Amy ihn dann ihren Zicken vorgezogen? Oder wenn er sich zumindest ihr zuliebe einmal H2O – Just add water und Miraculous angesehen hätte, so wie sie zu seinem Geburtstag einen DC Film gekauft und mit ihm angesehen hatte? Wenn er sich ein bisschen für sie als Person interessiert hätte und sie nicht als Dienerin angesehen hätte? Er erinnerte sich daran, wie sie ihm zu seinem Geburtstag Cake Pops gemacht hatte. Nicht teuer, die Sachen hatten sie im Wool’s da und er hätte ihr auch gemeinsam mit Mrs Cole etwas backen können, meinetwegen Meerjungfrauenmuffins oder anderen Tussikram. Er hasste zwar alle Erwachsenen aus dem Wool’s Orphanage, weil sie ihn komisch fanden, aber Amy hatte schließlich Toiletten geputzt, damit er ein Geschenk hatte. Als sie noch mit dir befreundet war, zumindest von ihrer Seite aus, hat sie dich wirklich sehr geliebt. Geliebt… Was war Liebe überhaupt, außer dass sie einen schwach und verletzlich machte und einen unüberlegt handeln ließ, so wie das alles bei seiner Mutter der Fall gewesen sein musste? Voldemort konnte mit dieser Aussage von Clarissa herzlich wenig anfangen. Es verwirrte ihn. Aber er wollte Amy irgendwie nicht einfach dem Tod überlassen, bis das geklärt war. Er musste einige Dinge herausfinden. Und er würde seinen Vater nach wie vor umbringen. Dieser Hund hatte sein Leben zerstört. Er hatte ihn einfach zurückgelassen und sich nie für ihn interessiert. Auf YouTube hatten ein paar seiner Mitschüler mal ein Video von Eminem gesehen, wie dieser über seinen abwesenden Vater gesprochen hatte. Eminem hatte gesagt, es gibt keine Entschuldigung für die Abwesenheit seines Vaters. Eminem selbst hätte, wenn irgendwo Kinder von ihm waren, egal, ob er Geld gehabt hätte oder nicht und egal, wo die Mutter mit den Kindern hin ist, alles unternommen, um die Kinder zu finden. Und so sah Voldemort das auch. Es gab keine Entschuldigung für das Fernbleiben seines Vaters und egal, was dieser Dreckskerl sich für eine Ausrede überlegen würde, er wäre tot. Voldemort plante also, was er die nächsten Tage tun würde: An diesem Tag würde er in seinem Zaubertrankbuch nach einem Trank gegen Atemwegserkrankungen suchen, in der Hoffnung, dass dieser auch gegen das neuartige Coronavirus wirksam sein würde. Dann würde er sich an das Brauen des Trankes machen und je nachdem, wann er fertig war, am nächsten oder übernächsten Tag den Trank zu Amy bringen. Und einen Tag, nachdem er bei Amy war, würde er sich dann aufmachen nach Little Hangleton, um zuerst Morfin einen Besuch abzustatten und danach mit Morfins Zauberstab seinen Vater umzubringen und die ganze Schuld auf Morfin zu schieben. Doppelte Rache. Und er würde dann endlich seinen ersten Horkrux machen.

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