
Ellas Revanche
Das wirst du so dermaßen bereuen, Voldemort funkelte sie böse aus seinen dunklen Augen an. Ella, die das als Warnung durchaus ernstnahm, schützte sich sicherheitshalber mit einem Schutzzauber, wohlwissend, dass es auch Zauberer gab, die recht gut darin waren, ohne Zauberstab zu zaubern und weil Voldemort ein äußerst talentierter Zauberer war, blieb Ella sehr vorsichtig. „Ich werde gar nichts bereuen“, sie schniefte wieder leicht, bevor sie ihn mit hochrotem Kopf anschrie: „Was fällt dir eigentlich ein, so mit einer Lady umzugehen? So dermaßen taktlos, unsensibel und gewalttätig! Ich darf dich immer und überall kritisieren wie ich will! Es stimmt nun einmal, was ich sage. Du redest arrogant daher und du MACHST andere runter und verletzt sie dadurch! Wenn du willst, dass ich es in den Ferien mit dir aushalte, musst du gefälligst sensibler mit mir umgehen!“ Voldemort rollte mit den Augen. Bevor er dieses Schlammblut umbringen würde, würde er ihr vorher noch einmal dringend klarmachen, wo seiner Ansicht nach ihr Platz war. Und dass sie jedes Mal so herumschrie und flennte, raubte ihm echt den letzten Nerv. Auch das Weinen der kleinen Kinder im Waisenhaus, Clarissa Benson hatte ein gutes Beispiel dafür abgegeben und war nicht so schön still und gefügig wie ihre ältere Schwester Amy gewesen, hatte ihn schon aufgeregt. Aber Clarissa war mittlerweile wenigstens so halbwegs gereift, Ella benahm sich jedoch immer noch wie ein riesiges Kleinkind, was das Drama anbelangte. Ella schluchzte. „Das einzige, was dir dazu einfällt, ist mit den Augen zu rollen? Zumindest eine Erklärung, aber besser noch eine Entschuldigung, wäre schon angebracht gewesen!“ Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres T-Shirts über die Augen. Wie soll ich mich entschuldigen, wenn ich nicht sprechen kann, du Hillbilly? Und du machst dir ja nicht einmal die Mühe, in Gedanken mit mir zu kommunizieren. „Ja, ja, ganz toll, jetzt versuchst du, mir Schuldgefühle einzureden, aber du hast mich verletzt und ich bin ein sehr sensibler und emotionaler Mensch der zu seinen Gefühlen steht und sich ganz sicher nicht einreden lässt, sie wären in irgendeiner Form unberechtigt! Als ich dich zum ersten Mal getroffen habe, hätte ich nie im Leben gedacht, dass du so anstrengend bist!“ ER, der finstere Lord, war anstrengend? Sie wagte es ernsthaft, IHN als anstrengend zu bezeichnen, die Königin des Dramas? Nimm den Mund nicht zu voll, sprach er in ihren Kopf. Empört schnappte Ella nach Luft.
„Nimm DU den Mund nicht zu voll!“, fauchte sie, „Ansonsten kannst du die ganzen Ferien im Waisenhaus verbringen mit deinem lieben Billy Stubbs!“ Er ist nicht MEIN Billy Stubbs!, dachte Voldemort erzürnt, allerdings musste er sich irgendwie wieder mit Ella gutstellen, wobei sie ihm mit der Zeit noch mehr auf die Nerven ging als alle Muggel aus dem Waisenhaus zusammen. Da war die kleine Amy mit ihrer Earrape Musik und ihrem ständigen Bewegungsdrang noch viel erträglicher gewesen, Zickenfreundinnen hin oder her. Amy war meistens leise, weinte selten laut, ihr standen höchstens ein paar Tränen in den Augen oder liefen ihre Wange herunter, sie tat, was man wollte, widersprach nie… Aber manchmal realisierte man erst, wie gut man es hatte, wenn es einem schlechter ging. Ella war das komplette Gegenteil von Amy. Sie hatte Feuer, rastete aus, wenn man sie ungerecht behandelte und sagte immer geradeheraus was sie dachte. Und es hatte Konsequenzen, wenn man ihre Bedürfnisse und Gefühle nicht respektierte. Ella warf wütend ihre langen, dunkelbraunen, fast schwarzen Haare zurück. „Ich werde jetzt jedenfalls gehen. Und ich werde dir raten, dass du mich nicht verfluchst, nachdem ich dich befreit habe, denn sonst würde das früher oder später auffallen. Ich mag zwar nicht so beliebt sein, wie du es unverdienterweise bist, aber spätestens wenn ich bei den strengsten Lehrern im Unterricht fehle, wird man mich vermissen. Außerdem kannst du eventuell noch zu mir nach Hause kommen, wenn du die nächsten Tage versuchen wirst, nett zu mir zu sein und mich mit Respekt und Feingefühl zu behandeln.“ Voldemort ärgerte sich maßlos. Was für eine anspruchsvolle, arrogante, von sich selbst überzeugte Diva! Warum fing sie nicht bei sich selbst an, anstatt ihm Arroganz vorzuwerfen, bei ihm war das doch keine Arroganz sondern Selbstbewusstsein! Arroganz war für ihn Selbstüberschätzung und eine übersteigerte Vorstellung der eigenen Wichtigkeit. Also praktisch das, was bei Ella der Fall war. Sie hatte nur wenig magisches Talent und einzig und allein durch ihn hatte sie sich für die Prüfungen verbessert, weil ER sie wieder motiviert und abgefragt hatte und sie war außerdem ein wertloses Schlammblut, zumindest seiner Ansicht nach und DESHALB waren in seinen Augen ihre Ansprüche Arroganz, weil sie nicht ihrem tatsächlichen Wert entsprachen. Seine Ansprüche und seine Selbsteinschätzung hingegen sah er als völlig legitim an, schließlich war er erstens der Nachfahre Slytherins und zweitens fanden ihn auch alle anderen von seiner Leistung, seinem Image und seinem Aussehen her brillant, bis auf ein paar blöde Gryffindors vielleicht, aber die waren auch Schmutz in seinen Augen. Während er immer noch vor sich hin grollte, befreite ihn Ella und rollte seinen Zauberstab weit weg in eine Ecke, bevor sie schnellstmöglich durch die Tür davonrannte. Sie war definitiv nicht naiv und dumm, sie schien ihn zu fürchten. Und das sollte sie auch, wenn sie wusste, was gut für sie war!
Die nächsten Tage lang grübelte Ella lange über Tom Riddle nach. Zuallererst einmal war sie extrem zornig und enttäuscht, dass der einst so nette, charmante Vertrauensschüler auf einmal so aggressiv wurde. Allerdings war es in den meisten Geschichten der Drei ??? so, dass diejenigen, welche auf den ersten Blick am nettesten wirkten, am bösesten waren. Sie überdachte noch einmal die Situation. Die Stimmung war schlechter geworden, sobald sie ihn kritisiert hatte, aber so richtig gekippt war sie erst, als sie auch noch Fragen gestellt hatte. Er hatte hundertprozentig etwas zu verbergen, so viel war sicher, sonst hätte er nie und nimmer so hart auf ihre Fragen reagiert und hätte auch sonst viel mehr Privates von sich erzählt. Während sie ihm von Anfang an ihr Herz ausgeschüttet hatte, hatte er ihr so gut wie gar keine Dinge über sich selbst erzählt und bei ihren ersten Kennenlernfragen hatte er das Thema sofort wieder auf Schulisches gelenkt. Klar, ihm war mal etwas über seinen Muggelvater herausgerutscht und er hatte erwähnt, dass er die Kinder aus dem Waisenhaus nicht leiden konnte – wow. Aber ansonsten wusste sie gar nichts über ihn, was er und seine Freunde so trieben. Draco sprach zwar häufiger mal mit ihr, einmal hatte er mit ihr über seinen Vater geredet und ein anderes Mal hatte er ihr erzählt, dass Tom wohl irgendeinen fiesen Plan hatte, den er selbst zwar auf den ersten Blick gut fand, aber dass ihm zunehmend unwohl bei der ganzen Sache wurde, je realer der Plan und seine Umsetzung wurden. Was genau das für ein Plan war, wollte Draco ihr jedoch auch nicht sagen, aber er war ihr dankbar für ihr Verständnis und sie hatten sich häufiger mal getroffen. Außerdem hatte Tom ihr gesagt, dass er lieber Lord Voldemort genannt werden wollte… LORD! Wer, bitteschön, der ganz richtig im Kopf war, wollte freiwillig von seinen Freunden als Lord bezeichnet werden? Ihrer Ansicht nach waren auch die Adeligen nicht ganz richtig im Kopf, zumindest diejenigen, die den Adel erfunden hatten. Gut, das englische Königshaus heutzutage hat halt eben einfach noch Tradition und diejenigen, die den Adelstitel trugen, wurden halt eben hineingeboren, aber wer ist dann früher einfach hingegangen und hat gesagt: „So, ich bin jetzt eben mal euer König, weil Gott mich ausgewählt hat! All meine Nachkommen werden auch eure Könige sein!“ Wer, um Himmels Willen, besaß solch eine Arroganz? Nein, mit der Zeit bekam Ella immer mehr das Gefühl, dass mit Tom Riddle irgendetwas nicht stimmte und wenn Tom aka Lord Voldemort sich dachte, er hätte sie durch seine Gewalt ihr gegenüber eingeschüchtert, da hatte er sich geirrt! Er hatte Ella erst recht neugierig gemacht, herauszufinden, was nun wirklich hinter seiner Fassade als Musterschüler steckte.
I wanna solve the riddle of Tom Riddle, dachte sie sich und lief beschwingt lächelnd durch den Gang. „Was hast du so gute Laune?“, Olive Hornby zog eine ihrer perfekt geformten Augenbrauen hoch. Ella schossen zuerst die Tränen in die Augen, weil sie wusste, dass Olive wahrscheinlich irgendetwas Gemeines hinzufügen würde, doch nachdem Tom sie anfangs so erfolgreich verteidigt hatte, beschloss sie, die paar guten Sachen, die Tom ihr beigebracht hatte, für sich zu nutzen und sagte: „Weil ich deine Hackfresse bis jetzt noch nicht gesehen habe.“ Olive blieb der Mund offen stehen, dann wurde sie so rot wie ihre Gryffindor Uniform. „Nimm dich jetzt nicht so wichtig, nur, weil Tom Riddle dich einmal verteidigt hat, was er sicher nur aus Mitleid getan hat!“ „Denk an die Hauspunkte“, säuselte Ella. „Ja und?“, keifte Olive, „Dafür, dass du mir auf eine normale Frage hin geantwortet hast, ich hätte eine Hackfresse, kann man dir doch sicher auch Hauspunkte abziehen, oder?“ „Jeder weiß, dass du gemein zu mir bist und dass diese Frage aus deinem Munde nur böse gemeint sein kann. Außerdem macht der Ton die Musik. Und wie oft hast du schon mein Aussehen beleidigt? Wer austeilt, muss auch einstecken können. Tschüs, Livy!“, Ella lief ohne sie zu beachten weiter, als ihr Blick auf Malfoy, Crabbe und Goyle fiel und ihr ein Einfall kam. Wenn sie ihre Ermittlungen bezüglich zu Tom Riddle starten wollte, wäre Malfoy eine perfekte Informationsquelle. Sie müsste unbedingt wieder mit ihm reden! Auch wenn er ihr von dem einen Plan beim letzten Mal nichts erzählen wollte, musste es nicht zwingend heißen, dass er ihr zu anderen Fragen bezüglich zu Tom Riddle nichts sagen würde! Nur leider konnte sie ihn schlecht ansprechen, wenn seine Kumpels dabei waren, er wollte nämlich nicht, dass diese von seinen Gesprächen mit ihr Bescheid wussten. Also musste sie wohl oder übel erst in den Unterricht über die Pflege von magischen Geschöpfen gehen, bevor sie es versuchen könnte, Malfoy alleine abzupassen. Also lief sie nach draußen, wo sich bereits alle Schüler versammelt hatten, um zum verbotenen Wald zu gehen. Ella passte jedoch im Unterricht nicht gut auf und trottete den anderen hinterher, während sie nachdachte. Sie würde erst einmal alle Dinge, die sie über Tom wusste auf einen Zettel schreiben und Malfoy bitten, dass sie alles mitschreiben durfte, was er ihr an zusätzlichen Informationen lieferte. Ella zog einen Block aus ihrer Umhängetasche und schrieb auf, während Hagrid gerade irgendetwas über Hippogreifs erklärte. Hagrid lobte, dass sie sich Notizen machte, naiverweise nahm er an, es ginge um den Unterricht und Ella ärgerte sich, dass nun alle auf sie schauten.
Tom Marvolo Riddle
- Abgrundtiefer Hass auf seinen Muggelvater
- Hasst Muggel aus dem Waisenhaus, insbesondere Billy Stubbs, hat ihn bereits als Kleinkind gebissen, nachdem Billy ihn geschlagen hatte -> Beginn Feindschaft?!
- Arrogant, will etwas Besonderes sein und hält recht wenig von den anderen Zauberern und Hexen
- Macht vorneherum einen auf netten, verantwortungsbewussten, hilfsbereiten Vertrauensschüler
- Reagiert hochallergisch auf Fragen und Kritik
- Steht offensichtlich auf BDSM
- Will als Lord Voldemort angeredet werden -> Bedeutung von Voldemort recherchieren
- Kann Gedanken lesen -> gefährlicher Gegner, immer Okklumentik anwenden, nicht anmerken lassen, dass ich ihn ausspionieren will
Ella ließ ihren Stift sinken. Irgendwie wollte sie noch etwas zu ihrer Liste hinzufügen und hatte ein ganz flaues Gefühl im Magen, aber sie wusste nicht, was genau es war. Aber als Ravenclaw hatte sie eine unfassbar gute Intuition und irgendetwas war da, da war sie sich hundertprozentig sicher. Als sie vor ein paar Tagen einfach ohnmächtig und ohne Erinnerungen vor einem Cocktail aufgewacht war. Gut, vielleicht war sie tatsächlich alleine gewesen, vielleicht aber auch nicht. Sollten zukünftig in Tom Riddles Gegenwart noch mehr Blackouts dieser Art passieren, würde sie auf jeden Fall auch diesbezüglich ermitteln. Und sie müsste sich vorsichtshalber Notizen zu allem machen, was sie über Riddle erfahren würde. „Das ist nicht zum Unterricht!“, Dorothy spähte über ihre Schulter. Ella zuckte zusammen und drückte den Block an ihre Brust, doch Dorothy schien schon einen Blick darauf erhascht zu haben. „Das ist über Tom Riddle!“, rief sie und lachte laut, „Offensichtlich eine Faktenliste. Was schreibst du denn da über ihn?“ Sie begann, am Block zu zerren. Ella hätte heulen können vor Wut und Verzweiflung und ihr schossen auch bereits die Tränen in die Augen. Wenn Tom das nur erfahren würde, dann wäre sie tot! „Geht dich gar nichts an! Geh weg!“, schrie sie und riss sich los. Alle anderen Schüler kicherten auch und Hagrid sah sie leicht verärgert an. „Es ist hier Unterricht! Hört auf, zu kämpfen und geht auseinander! Ihr könnt später über Tom Riddle streiten!“ „Ich werde ihm sagen, dass du etwas über ihn schreibst, auch wenn ich nur gelesen habe, dass er einen abgrundtiefen Hass auf seinen Muggelvater haben soll! Ich frage mich, warum du seine Privatsachen mitten im Unterricht aufschreibst!“, prüfend sah Dorothy Ella an. Fieberhaft versuchte Ella, sich eine Ausrede zu überlegen. „Ich… Ich…“, stotterte sie. Verdammt, ihr musste etwas einfallen! „Ich habe vorher mit ihm geredet und dummerweise habe ich ein Thema angesprochen, was ihm missfiel. Deshalb schreibe ich mir alle Dinge auf, die er hasst, damit ich ihn nicht noch einmal versehentlich darauf anspreche!“, sprudelte sie schließlich hervor. Diese Ausrede war so halbwegs gelungen. „Dachte ich mir doch, dass du früher oder später sogar Tom gegen dich aufbringst“, grinste Dorothy herablassend. „Ach halt doch den Mund und misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein!“, echauffierte sich Ella. „Schluss jetzt!“, rief Hagrid, „Es ist immer noch Unterricht!“ Endlich schwiegen die beiden Schülerinnen. Nach dem Unterricht suchte Ella Malfoy, doch sie sah ihn zusammen mit Tom. So ein Mist! Die beiden waren in ein Gespräch vertieft und machten sehr ernste Mienen, Toms Gesichtsausdruck war herrisch und verärgert. Interessant… Offensichtlich schienen die beiden gerade unterschiedlicher Meinung zu etwas zu sein! Sie musste herausfinden, worum es ging.
„Cave inimicum!“, murmelte sie, denn in dieser Angelegenheit waren Tom und Draco ihre Feinde, die sie belauschen musste, ohne dass diese sie hören oder sehen konnten. Und alle anderen sollten sie auch nicht sehen, denn sonst könnten diese ihre Anwesenheit verraten, wenn sie ihren Namen rufen sollten. Sie folgte ihnen. „… keine weiteren Todesser Sessions mehr“, sagte Tom, „Bei dem, was ich in den ersten drei Wochen in den Ferien vorhabe, in denen ich nicht bei Ella bin, brauche ich eure Hilfe nicht. Meinen Vater kann ich so gerade noch alleine töten. Den Todesfluch habe ich ja bereits herausgefunden. Und das mit dem Basilisken müssen wir verschieben, wenn es bei Ella erträglicher ist als im Waisenhaus, dann brauche ich sie noch und ich bin mir nicht sicher, ob der Basilisk beim Töten der Schlammblütler Ausnahmen macht.“ Ella gefror das Blut in den Adern. Er wollte Muggelgeborene TÖTEN? Dann… Dann war ja alles nur gespielt, als er sie vor Dorothy verteidigt hatte! In Wahrheit war er noch radikaler als alle anderen! Sie fing an, zu weinen. Er konnte sie zwar nicht hören, doch in ihrer Unachtsamkeit, verursacht durch ihre tiefe Enttäuschung, hatte sie ein paar Leute angerempelt. „Hilfe, ich glaube, ich bin gerade in eine unsichtbare Person hineingelaufen!“, rief Hannah Abbott, die Vertrauensschülerin von Hufflepuff. Alle fuhren herum. Mist, Mist, Mist! Ella hatte sich verraten. Hannah tastete sich vorwärts und Ella versuchte, ihr auszuweichen, war jedoch eingekreist und stieß volle Kanne gegen Malfoy, welcher sie am Arm packte, unwissentlich, dass sie es war, eine Freundin von ihm, denn sonst hätte er ihr eventuell geholfen, abzuhauen. Doch er zog seinen Zauberstab und rief: „Finite incantatem!“ Ella wurde sichtbar und Tränen liefen ihre Wangen herunter. Entsetzen und Angst zeichneten sich für einen kurzen Moment auf Malfoys Gesicht ab, bevor er wieder eine gleichgültige Miene aufsetzte und fragend zu Tom herüberschaute. Toms Miene war wie versteinert und abschätzend sah er Ella an. Nachdem er eine Weile lang überlegt hatte, sagte er zu allen Umstehenden: „Es ist ja nichts passiert, ihr könnt schon einmal gehen, wir klären das.“ Hilfesuchend blickte Ella zu Hannah, doch diese war schon weitergeeilt, um irgendwelchen Verpflichtungen nachzugehen. Solch ein Anfängerfehler, als Detektivin einfach den Emotionen nachzugehen, anstatt sich auf den Fall zu konzentrieren! Die Drei ??? schafften es meistens, ihre Emotionen in Krisenmomenten beiseitezuschieben und ihr hätte das doch auch gelingen müssen! Nun war sie alleine mit jemandem, den sie für nett gehalten hatte, der aber mehrere Morde plante. Sie hatte absolut richtig gelegen mit ihrem Verdacht, doch das nützte ihr jetzt auch nichts mehr. Und Malfoy würde ihr mit Sicherheit auch keine große Hilfe sein, weil er ein echter Feigling sein konnte und Tom treu ergeben war. Die Lage war aussichtslos. Mit Tränen in den Augen und voller Angst schaute sie zu Tom hoch, der mit einem fiesen Grinsen zu ihr herabsah. „Du kommst dann mal schön mit uns mit, in den Raum der Wünsche, wir werden ein nettes kleines Gespräch haben, oder?“, fragte er rhetorisch.
„Nein!“, schrie Ella, „Hil….“ Bevor sie um Hilfe schreien konnte, hatte Malfoy ohne das Wort laut auszusprechen ihre Stimme weggezaubert. Solch ein Verräter! Offensichtlich musste sie zu emotional gewesen sein, um ihre Gedanken vor Tom verbergen zu können, denn seelenruhig sagte er: „Malfoy ist kein Verräter, er ist ein sehr treuer Todesser und war schon IMMER auf meiner Seite. Er ist mit mir befreundet und nicht mit dir, Ella.“ Tom umfasste ihren anderen Arm und die beiden führten sie wie eine Verbrecherin ab. Unterwegs begegneten sie Snape. „Hallo, ihr zwei. Was macht ihr da mit Myrtle?“ „Sie hat Experimente betrieben, ist unsichtbar durch den Gang gelaufen und mit Schülern zusammengekracht. Wir konnten sie erwischen und als Vertrauensschüler werde ich ein ernstes Wort mit ihr reden müssen, Sir“, sagte Tom höflich und Ella funkelte ihn böse und gleichzeitig verzweifelt und mit Tränen in den Augen an. Er war solch ein hinterhältiges Miststück! Und mit Malfoy würde sie auch nie wieder ein Wort wechseln, das schwor sie sich. „Ja, sie hat definitiv Strafe verdient, offensichtlich ist sie als Muggelgeborene mit unseren Regeln hier noch nicht so vertraut, nehme ich an. Da ist es sehr vorbildlich von dir, ihr klarzumachen, dass man nicht einfach so fahrlässig Experimente mit Magie betreibt und dann auch noch zum Spaß unsichtbar andere Schüler anrempelt. Viel Erfolg euch beiden! Und du, Myrtle, lernst hoffentlich daraus!“ Ella hätte vor Wut aufheulen können, wäre ihre Stimme nicht weggezaubert worden! Welch eine Schande und Demütigung für ihre Detektivehre! Abgeführt von den Verbrechern und dann sah es vor den Autoritätspersonen und angeblichen Verfechtern von Anstand und Moral so aus, als ob sie die Böse wäre. Und was sollte dieser Seitenhieb gegen ihre Herkunft? Als ob das etwas damit zu tun hätte! Sie sträubte sich, mitzulaufen und trat Tom voller Wut in die Kniekehle. Tom lachte nur. „Keine Muggelgewalt an einer magischen Schule!“, feixte er und zog sie vorwärts. Ella machte sich extra schwer, indem sie ihr Gewicht nach hinten verlagerte, doch dadurch, dass Riddle und Malfoy sie gnadenlos an den Armen weiterzerrten, fiel sie einfach nur auf den Hintern, als sie sich weigerte, zu laufen. Die beiden Jungen lachten. „Das muss wehgetan haben!“, spottete Malfoy, „Aber ich helfe dir auf!“ Er beugte sich tief zu ihr herab, sodass Riddle nicht sehen konnte, dass er etwas sagte und flüsterte so leise, dass sie fast nur an seinen Lippen ablesen konnte, was er sagte: „Ich tu nur so, als wäre ich auf seiner Seite. Ich versuche, dir irgendwie zu helfen.“ Dann umfasste er ihre Handgelenke und zog sie nach oben. „Lauf weiter!“, ordnete er an und Ella gehorchte. Er schien hoffentlich zu wissen, was er da tat. Schritt für Schritt gingen sie die vielen Treppen bis zum siebten Stock und Tom öffnete den Raum der Wünsche. Der Raum war ein Verlies. In der Mitte stand ein Stuhl. Ella wurde mulmig zumute. Sie ließ ihren Blick schweifen und erschrak. Am liebsten hätte sie laut geschrien, doch das war ja leider nicht möglich. In der Ecke lag ein spitzer Dolch. „Lord Voldemort? Was machen wir jetzt mit ihr?“, Malfoy rieb sich fies grinsend die Hände, „Darf ich den Vorschlag äußern, dass wir ihr zwei Möglichkeiten geben? Entweder, sie kooperiert und lässt sich von dir ihre Erinnerung verändern, dass sie deine Pläne nicht mehr kennt, oder aber, du fährst mit deinen ursprünglichen Ideen fort?“ Das war eine nette Überlegung von Malfoy, dass er ihr einen Ausweg ließ. Hoffentlich stimmte Tom dem zu! „Dein Vorschlag ist sehr gnädig und auf jeden Fall eine Überlegung wert. Tatsächlich wäre es auch für mich die einfachere Lösung. Falls sie aber unkooperativ sein sollte und ihren Geist mit Okklumentik verschließen sollte, dann kenne ich keine Gnade. Du solltest gehen!“ Malfoy ging und Tom schubste sie in den Raum und schloss die Tür. „Finite incantatem!“, er gab ihr ihre Stimme wieder.
„Lord Voldemort“, schluchzte sie, „Ist das alles wahr? Du nutzt mich nur aus und willst auch noch alle anderen Muggelgeborenen an dieser Schule töten, obwohl sie dir nichts getan haben?“ „Sie haben mir was getan. Sie sind an allem schuld! Muggel sind Schmutz und wenn ihre Kinder an unsere Schule kommen und Kinder mit den wertvollen Reinblütlern machen, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Squib herauskommt, also praktisch ein Muggel, viel größer. Ich will keine Muggel hier haben. Muggel sind das Letzte, genauso wie mein Vater, Mrs Cole und alle anderen, die jemals beim Waisenhaus gearbeitet haben. Mrs Cole hat immer über mich gelästert und alle anderen Mitarbeiter auch! Und Amy Benson, diese kleine Verräterin! Und Dennis, der einfach wegen Billys blödem Hasen auf Amys Seite war. Und kennst du Clarissa Benson, Amys Halbschwester? Die ist ein Schlammblut und geht sogar hier auf die Schule. Aber bald wird das nicht mehr der Fall sein, dafür werde ich sorgen. Und du, du wirst mir dabei nicht im Weg stehen!“ Ella weinte. „Oh, mimimimimi“, äffte Tom aka Voldemort sie nach, „Jetzt weinst du wieder, davon wird das auch nicht besser.“ Er lachte hoch und irre. „Ich habe dir vertraut, zumindest anfangs“, Ellas Stimme überschlug sich, „Ich dachte, du wärst wie ich und mich würde mal endlich jemand verstehen. Wir können beide unsere Väter nicht leiden, wir können beide gewisse Schuldirektoren nicht leiden, weil sie uns hassen… Ich habe dich geliebt.“ „Oh, jetzt wirst du aber dramatisch“, Tom grinste spöttisch, „Schon armselig, wie sehr du nach Liebe suchst, dass du so naiv bist, einfach jemandem zu vertrauen, den du nicht einmal kennst. Dass du gleich all deine Geheimnisse jemandem im Zugabteil anvertraust und ich dich nur einmal verteidigen muss und schon kriechst du mir in den Hintern. Ich bin kein bisschen wie du. Ich bin bei weitem nicht so ein Opfer.“ Ella schwieg. „Und du willst also jetzt meine Erinnerungen an das löschen, ja?“, fragte sie nach einigen Minuten Pause, „Ich will das aber nicht vergessen, ich will nicht, dass du mich dann einfach freundlich lächelnd weiterhin an der Nase herumführst. Ich hab mir so viel Mühe gegeben und so viel über dich herausgefunden…“ „Mir kommen die Tränen“, höhnte Voldemort, „Es ist natürlich absolut deine Entscheidung. Ich bin ein gnädiger Lord, musst du wissen, aber wenn du meine Gnade nicht willst und stattdessen unter Qualen sterben willst, dafür aber mit all deinen Erinnerungen über mich und meine schmutzigen kleinen Geheimnisse, dann soll es so sein. Mir tut nur Malfoy leid, der sich so sehr dafür eingesetzt hat, dass ich dir einen Ausweg ermögliche. Er wird schwer enttäuscht sein. Petrificus totalus!“
Ella konnte den Ganzkörperklammerfluch nicht abwehren und versteinerte. Voldemort versuchte, in ihre Gedanken einzudringen, doch mit aller Kraft verschloss sie ihren Geist. Sie war mit Sicherheit kindisch und es war eine dumme Aktion, aber sie war so stolz auf all das, was sie mithilfe ihrer Detektiv Skills herausgefunden hatte, dass sie das Wissen auf gar keinen Fall verlieren wollte. Was war mit allen muggelgeborenen Schülern? Die waren in Gefahr! Und sie, Ella, hatte herausgefunden, wer ihr potentieller Mörder war, weshalb sie auch die Verantwortung dafür trug, dass diese Tat verhindert wurde. Tom aka Voldemort war krank, er war ein fanatischer Muggelhasser und aus dem Hass auf Muggel rührte natürlich auch der Hass auf Muggelgeborene. Würde sie wirklich ohne dieses Wissen weiterleben wollen? Zwar lebendig sein, aber glauben, Tom Riddle wäre ein netter, liebenswürdiger und verantwortungsbewusster Musterschüler, ihn nach Hause einladen, nachdem er wahrscheinlich schon seinen Vater umgebracht hatte? Weiterhin einen Crush auf ihn haben, obwohl er ihr gegenüber nur so tat? Oder wollte sie nicht lieber für die Wahrheit sterben und als rachsüchtiger Geist wiederkehren und ihm das Leben zur Hölle machen? „Noch habe ich es nett versucht!“, knurrte Voldemort, „Aber deine Okklumentik ist echt gut und dein Wille zu sterben scheint stark zu sein. Nun gut, wenn ich den Zauberstab nutze, weiß jeder, dass ich dich getötet habe, also höre dir meinen Plan an.“ Er wünschte sich Latexhandschuhe herbei und streifte sich diese über. „Jeder weiß, dass deine psychische Gesundheit nicht so stabil ist und der Plan ist folgender: Ich werde dir den Dolch ins Herz rammen, mit Handschuhen natürlich, und dann werde ich deine Hände um den Dolch schließen, sodass es wie Selbstmord aussieht. Schließlich hast du ja so viele Gründe, dich umzubringen.“ Er legte die versteinerte Ella auf den Boden. Ella konnte sich nicht wehren, ihr liefen nur stumm die Tränen über ihr Gesicht. Voldemort holte den Dolch aus der Ecke, legte sich auf sie und hielt ihr den Dolch unters Kinn. Die Spitze pikste unangenehm und außerdem erdrückte er sie fast mit seinem Gewicht. Irgendwie wünschte Ella sich fast, sie würde noch glauben, dass er sie liebte, so nahe, wie sie sich jetzt kamen und so schön, wie sein Gesicht aussah. „Willst du immer noch sterben?“, knurrte er, „Stell dir einfach mal vor, ich verfehle dein Herz und muss mehrmals zustechen, die Rippen liegen zu eng und der Dolch kommt nicht durch… Wie angenehm wäre es, einfach alles zu vergessen und dann vielleicht ein oder zwei Jahre später innerhalb einer Sekunde kurz und schmerzlos von einem Basilisken getötet zu werden? Nur ein Blick in die gelben Augen und du bist weg.“ Der Dolch pikste tiefer. Ellas Hirn ratterte. Voldemort erhob sich und holte mit dem Dolch aus. Ella sah in Zeitlupe, wie dieser sich auf ihre Brust zubewegte, sie war unfähig, sich zu schützen. Keinen Arm konnte sie vor ihr Herz halten, sie konnte sich nicht zur Seite drehen. Nicht!!!, dachte Ella verzweifelt als sie über die Schmerzen nachdachte, Ich kooperiere. Bitte lösch mein Gedächtnis. „Jetzt auf einmal doch“, lachte Voldemort, „Offensichtlich bist du vernünftiger, als ich dachte.“ Er warf das Messer weg. Dann beugte er sich zu ihr herab und sah ihr direkt in die Augen. Und das letzte, was Ella vorerst sah, waren seine dunkelgrau umrandeten Augen, die in der Mitte einen leichten, dunklen Blaustich hatten.