
Der Erbe Slytherins
Vier Jahre später, im ungefähr letzten Drittel seines fünften Schuljahres hatte Tom nach langer Suche endlich die Wahrheit über seine Herkunft herausgefunden. All dies war kein einfaches Unterfangen gewesen und tatsächlich hatten sich die meisten Slytherins an ihre Drohung gehalten und kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Tom war das nur recht gewesen, er hatte kein Problem damit, alleine zu sein und er fokussierte sich ganz auf seine Belange und darauf, sich mit den Lehrern gutzustellen. Bei diesen war er außerordentlich beliebt, sodass er gemeinsam mit Pansy sogar zu einem Vertrauensschüler ernannt wurde. Die Mädchen aus den anderen Häusern schwärmten für ihn und er erhielt heimlich geschriebene Liebesbriefe. Dank seiner Legilimentikfähigkeiten konnte er jedoch schnell herausfinden, wer die Verfasserinnen waren und amüsierte sich insgeheim darüber. Viele Hufflepuff Mädchen hatten ihm durchaus süße Sachen geschrieben und auch irgendwie herausgefunden, welche Sorte Schokokugeln er am liebsten mochte, doch er konnte mit seinen Fangirls nicht viel anfangen. Sie kannten ihn nicht, sie verstanden ihn nicht und waren ihm auch in keiner Weise nützlich für seine Pläne oder Recherchearbeit. Jedoch hatte er, nachdem Dumbledore ihm keine seiner Fragen zu seinen Eltern hatte beantworten können, ein Ravenclaw Mädchen angeflirtet, damit sie ihm Informationen über alle Schüler besorgte, die jemals nach Hogwarts gegangen waren, in der Hoffnung, darunter den Namen seines Vaters zu finden. Nicht, dass es ihm wichtig gewesen wäre, dass Pansy, diese blöde Kuh, mit ihm sprach, nein, aber es ging ihm um Status.
Als Muggelgeborener hätte er keinen hohen Status in seinem Haus erlangen können und wäre niemals akzeptiert worden und in gewisser Weise wollte er schon auch irgendwo ein Zuhause haben, in dem er irgendwie zum inneren Kreis gehörte und kein Außenseiter oder Weirdo war. Nur dummerweise hatte er den Namen seines Vaters nirgendwo entdecken können, was bedeutete, dass sein Vater ein Muggel sein musste. Tom schämte sich dafür, weil er dann immer noch nicht geachtet war. Er erfüllte Pansys Bedingungen, welche sie im Namen aller Slytherins gestellt hatte, nicht. Es war eine Schande, dass diese blöde Kuh so viel zu sagen hatte und sich so viele Rechte herausnahm! Er war wohl oder übel dazu gezwungen, sie zufriedenzustellen. Konnte vielleicht wenigstens seine Mutter eine Hexe mit langer Ahnenreihe an magischen Vorfahren sein, damit es ihn zum Halbblut machte? Er hatte nicht aufgegeben und über seinen Zweitnamen schließlich herausgefunden, dass er zur Gaunt Familie gehörte und somit ein direkter Nachfahre Slytherins war. Dadurch war er auch näher in Kontakt mit Slytherins Ansichten über Muggel und Muggelgeborene gekommen.
Sein Vater, der ein Muggel war, hätte die ganze Zeit Gelegenheit dazu gehabt, ihn aus diesem Schandfleck namens Waisenhaus herauszuholen und hat diese Gelegenheit nicht genutzt. Und wenn es stimmte, was Pansy über Zauberer und Hexen sagte, dass es für fast alles irgendwelche Heilzauber gab, dann musste es so gewesen sein, dass seine Mutter nicht mehr leben wollte. Hatte etwa sein verdammter Muggelvater sie dadurch, dass er sie verlassen hatte, in den Selbstmord getrieben? Er hatte sich zudem über die Familiengeschichte seiner Mutter informiert. Die Familie der Gaunts war verarmt und hatte keinen guten Ruf, da sie offensichtlich, um ihren Parselmund zu erhalten und keine Muggelgeborenen in ihrer Familie zu haben, über Jahre hinweg Inzucht betrieben hatte und sich die Familienmitglieder äußerst seltsam verhielten. Seine Mutter Merope und sein Onkel Morfin sind außerdem nicht nach Hogwarts gegangen, damit sie nicht in Kontakt mit Muggelgeborenen kamen. Zudem hatte Tom herausgefunden, dass sein Großvater Marvolo, nachdem er benannt worden war, in Askaban verstorben war und Morfin wieder aus Askaban freigekommen war. Beide waren dorthin gekommen, weil sie auf seine Mutter eingeschlagen und sie beinahe getötet hätten, weil sie sich in seinen Vater verliebt hatte und außerdem hatte Morfin wohl auch seinen Vater mal verflucht, sodass dieser eine Nesselsucht in seinem Gesicht hatte, in der Hoffnung, dass Merope ihn dann hässlich fand. So war er dem Zaubereiministerium wohl aufgefallen und unter Beobachtung geraten, sodass diese dann noch eingreifen konnten, bevor Merope irgendetwas passieren konnte. Eigentlich freute Tom sich zwar, dass sein Onkel seinen Vater attackiert hatte, weil dieser seine Mutter ja ganz offensichtlich verlassen hatte. So gesehen konnte Tom kein Mitleid mit seinem Vater empfinden. Aber was bei ihm großen Groll gegen seinen Onkel ausgelöst hatte war, dass dieser seine Mutter attackiert hatte. Er musste unbedingt einen Weg finden, seine Mutter und sich sowohl an seinem Vater als auch an seinem Onkel zu rächen. Schließlich hätte auch sein Onkel nach ihm suchen und sich um ihn kümmern können, sobald er aus Askaban draußen war, doch das schien diesem nicht in den Sinn gekommen zu sein. Niemand hatte ihn vermisst und das schrie nach Rache.
Er sah vor sich, wie er seinen Vater umbringen würde und seinen Onkel dafür beschuldigen würde, sodass dieser wieder nach Askaban kam und dort bis zu seinem Tod verrotten würde. Diesen Punkt hatte er sich ganz nach oben auf seine Agenda gesetzt. Allerdings würde er wahrscheinlich erst zum Ende seiner Schullaufbahn dazu kommen, diesen Punkt umzusetzen, auch wenn dieser rein emotional gesehen natürlich der wichtigste Punkt auf seiner Liste war. Der zweite Punkt auf seiner Agenda war, nachdem er, wie schon erwähnt, über Slytherins Ansichten und unter anderem die Kammer des Schreckens erfahren hatte, seinen Ahnen stolz zu machen und seine Aufgabe als Erbe Slytherins zu erfüllen: Er würde den Basilisken, welcher in der geheimen Kammer eingesperrt war, auf die Muggelgeborenen loslassen, damit dieser Hogwarts von ihnen befreite. Er hasste nicht nur Muggel wie seinen Vater, der ihn verlassen hatte, seine ehemaligen Mitschüler, die Kinder und chronisch überforderten Erzieherinnen des Waisenhauses, sondern auch Muggelgeborene, weil sie praktisch aus dieser Welt kamen.
Zu allem Überfluss war auch die kleine Clarissa Benson eine muggelgeborene Hexe, also kannte er praktisch auch eine von ihnen und ärgerte sich, dass es nicht einfach einen klaren Cut zwischen der Welt der Muggel und der Welt der Zauberer geben konnte, sodass er sie alle nie wieder sehen musste. Clarissa war in das Haus Hufflepuff eingeteilt worden und Tom glaubte zu Anfang des Schuljahres, sich verhört haben zu müssen, als ihr Name aufgerufen worden war. Doch als er sie gesehen hatte, bestand für ihn kein Zweifel, dass es die kleine Clarissa aus dem Waisenhaus sein musste, die jedoch einen Wachstumsschub erhalten hatte. Sie ähnelte Amy sehr, bloß, dass sie eher schlaksig mit langen Armen und Beinen gebaut war und eher das ovale Gesicht ihrer Mutter geerbt hatte. Aber die dunkelgrauen Rehaugen und leicht skandinavischen Gesichtszüge zu hellen Haaren und golden schimmernder Haut hatten sie beide gemeinsam. Der dritte Punkt auf seiner Agenda war, durch die Morde an Schlammblütlern und seinem Vater Horkruxe zu erstellen, von denen er in der Abteilung für dunkle Magie gelesen hatte, um niemals sterben zu können, damit er nicht wie seine Mutter endete, falls doch einmal etwas mit heilenden Zaubern schiefgehen würde, oder er auffliegen würde, sodass er nach Askaban käme und dort elendig verenden könnte. Oder dass er sich Feinde machen würde, die ihn dann töteten. So musste er sich Sicherheit schaffen, für alle Fälle. Auf diese Pläne hatte er sich feste eingeschossen und seit die Slytherins wussten, dass er der Erbe ihres Hausgründers war, fraßen sie ihm praktisch aus den Händen.
Vor allem Malfoy, Pansy, Blaise, Crabbe und Goyle sahen ihn auf einmal als ihren besten Freund und Anführer ihrer Gang an. Wie schnell man aufsteigen konnte, solange man berühmte Verwandtschaft hatte! Um seiner selbst willen hingegen, war Tom noch nie gemocht worden. Auch bei den Muggeln hegte Tom gewisse Zweifel, ob Amy selbst zu Anfang wirklich mit ihm befreundet sein wollte, weil sie ihn als Person mochte, oder ob sie seine Nähe einfach nur gesucht hatte, weil sie auf ihn stand. Muggel waren seiner Ansicht nach wie die Tiere einfach nur instinktgesteuert und Muggelgeborene ebenfalls. Schlimm genug, dass ihn alle Schüler und Lehrer anfangs für einen solchen gehalten hatten! Tom streifte wieder einmal mit seinen Anhängern durch die Gänge, als er die kleine Clarissa schon von weiter Ferne mit ihrer Hufflepuff Uniform sah. Malfoy und er grinsten sich zu. „Hallo Schlammblut“, rief Malfoy durch den Gang und Clarissa zuckte zusammen. Toms Mundwinkel kräuselten sich. „Was könnten wir denn heute wieder Schönes mit dir anstellen?“, Crabbe rieb sich die Hände, während Goyle schon einmal seinen Zauberstab hervorholte. „Impedimenta!“, rief er und Clarissa erstarrte prompt in der Bewegung. „Expelliarmus“, sagte Malfoy und Clarissas Zauberstab flog ihm in die Hand. Tom nahm ihm diesen ab, er wollte nicht, dass man die Zauber auf seinen Zauberstab zurückführen konnte. Er musste sich unbedingt sein Image als Musterschüler bewahren. „Levicorpus“, rief Tom und Clarissa wurde durch ihren eigenen Zauberstab attackiert und kopfüber in der Luft aufgehängt. Ihr Rock rutschte herunter und man konnte ihre zitronengelbe Unterhose sehen. „Gnade“, winselte Clarissa, „Mir ist schwindelig, bitte lasst mich wieder runter! Ich hab Höhenangst.“ „Ach echt, war mir nicht bewusst“, spottete Tom, „Ne, natürlich wusste ich das, deswegen mache ich es ja.“ Die anderen Slytherins lachten schallend. „Was habe ich dir getan?“, schluchzte Clarissa, „Bitte, das ist nicht witzig.“ „Für dich vielleicht nicht, Schlammblut“, grinste Malfoy, „Für uns sehr wohl. Zeit, die Überlegenen zu respektieren.“ Tom genoss es, dass er jetzt nicht mehr derjenige war, der ganz unten in der Hierarchie stand und er nun Personen hatte, über die er sich erheben konnte. Er brauchte es eben für sein Ego und das Gefühl von Macht verlieh ihm eine tiefe Genugtuung. „Erinnerst du dich noch daran, dass du Amy von unserem kleinen Deal erzählt hast, obwohl es unser Geheimnis bleiben sollte?“ „Das… Es tut mir leid… Das ist doch schon ewig her und Amy hat auch dichtgehalten und es hat keine Konsequenzen für dich gegeben, oder? Also zumindest musstest du die Spielsachen nicht wegen Amy zurückgeben. Sie hat mir gesagt, sie hat sich nicht getraut, dich damit zu konfrontieren.“ „Und woher wusste Dumbledore davon?“ Tom wusste zwar, dass er es nicht von Clarissa wissen konnte und es wahrscheinlich durch Legilimentik oder so herausgefunden haben musste, aber Tom wollte Clarissa einreden, sie habe es verdient, so von ihm behandelt zu werden. „Nicht von Amy, das schwöre ich dir.“ „Ts, ts“, Tom lachte, „Du sollst nicht schwören, hat Mrs Sweeney nicht gesagt, das stammt vom Bösen. Dafür, dass du so ein böses Mädchen bist, musst du erst recht bestraft werden. Oder?“ Er schaute seine Anhänger an. „Absolut“, grinste Pansy hämisch, „Furunculus!“ Über Clarissas hübsches Gesicht verteilten sich lauter eklige Eiterbeulen. Clarissa schluchzte. „Oh, Mimimimimi!“, Goyle wischte sich eine imaginäre Träne ab und lachte dreckig. „Kommt, wir gehen!“, nickte Tom ihnen zu, „Silencio!“ Mit diesem Zauber sorgte er dafür, dass Clarissa stumm war und nicht schreien konnte, sodass sie solange kopfüber hängen musste, bis jemand direkt unter ihr vorbeilief und sie dadurch entdeckte. Dann warf er ihren Zauberstab auf den Boden und lief voller Genugtuung davon.
„Sag mal spinnst du?“, fuhr ihn eine altbekannte Stimme an. Hermione war aufgetaucht. „Ihr habt es aber auch nötig, eine arme, kleine Erstjahresschülerin fertigzumachen, ihr solltet euch schämen. Und Tom… Das hätte ich nicht von dir gedacht, du bist doch Vertrauensschüler! Und alle Lehrer lieben dich. Außerdem sind wir doch gemeinsam im Slug Club!“ „Niemand hat nach deiner Meinung gefragt, du wertloses Schlammblut!“, drohend baute sich Malfoy vor ihr auf. Hermione war jedoch Beleidigungen aus seinem Munde bezüglich ihrer Herkunft gewohnt. Schade, dass sie nicht mehr weinte, so wie beim ersten Mal, als Draco sie auf diese Weise beleidigt hatte. Hermione zog ihren Zauberstab hervor. „Liberacorpus!“, sie ließ Clarissa wieder zu Boden sinken. Tom versuchte gerade, Crabbe und Goyle in Gedanken dazu zu bringen, Hermione zu attackieren, doch bevor diese einen Fluch auf sie loslassen konnten, hatte diese bereits den Fluchabwehrzauber angewendet. Dann wandte sie sich Clarissa zu, die wahrhaftig bemitleidenswert aussah, mit ihren angeschwollenen Eiterbeulen und große Schmerzen zu haben schien, was Tom sehr erfreute, und sagte: „Finite Incantatem!“ Dies stoppte die Flüche, welche sie vorher an Clarissa angewendet hatten. „Dankeschön, du bist eine echte Heldin!“, murmelte Clarissa und umarmte Hermione. „Wie rührend, dass sich die Schlammblütler so gerne haben!“, die Stimme von Blaise triefte vor Spott. „Tom, du müsstest doch eigentlich am besten wissen, wie es sich anfühlt, wegen seiner Herkunft ausgegrenzt zu werden, oder? Warst du nicht bis vor einem halben Jahr selbst offiziell noch ein Muggelgeborener?“, fauchte Hermione ihn an, „Es ist sowas von ungerecht und armselig, das dann an einem armen, kleinen wehrlosen Mädchen rauszulassen, was man selbst ganz sicher nicht toll fand.“ Das hatte gesessen. Heiße Wut ergriff Tom und mit einem arroganten Gesichtsausdruck gab er zurück: „Ich wusste schon immer, dass ich etwas Besonderes bin und ganz sicher kein Schlammblut bin so wie ihr. Ich sage nur: Parsel. Aber davon verstehst du ja kein Wort, du Hillbilly.“ Hermione wurde blass. „Du… du hast einen Parselmund… Das… Das haben doch… doch nur böse Zauberer…“ „Sie hat Angst“, spottete Malfoy, „Du siehst so süß aus, wenn du ängstlich bist, Schlammblut. Sollen wir sie einweihen? Bald werden alle Schlammblütler sterben! Der Erbe Slytherins wird Hogwarts von allen Unwürdigen befreien.“ Die letzten Sätze raunte er mit Grabesstimme, bevor alle Slytherins in lautes Gelächter ausbrachen und die beiden muggelgeborenen Hexen im Gang stehen ließen. Zufrieden lächelnd sah Tom sich noch einmal um und beobachtete mit tiefster Genugtuung, wie sich die beiden zitternd aneinander klammerten und mit den Tränen kämpften. Allerdings hätte er ein großes Problem, wenn Hermione es weitersagen würde und außerdem war Hermione leider kein Niemand. Er musste so schnell wie möglich ihre Erinnerungen verändern!
Ein paar Wochen nach dem Streit mit Hermione und Clarissa wollte Tom sich gerade auf den Weg zum Mädchenklo machen, um seine Drohung wahrzumachen. Endlich hatte er nach mühsamer Recherche und Denkarbeit herausgefunden, wo die Kammer des Schreckens versteckt sein musste. Glücklicherweise hatte er Hermione noch ein paar Stunden nach ihrem Streit alleine erwischt und ihre Erinnerungen verändern können. Dass Clarissa den Mund halten würde, dessen war er sich sicher. Es war also alles geregelt, sodass er ungestört seinen Plänen nachgehen konnte. Außerdem hatte er ihre Gedanken überprüft, ob sie schon dazu gekommen war, es jemandem zu erzählen, doch offensichtlich war das nicht der Fall. Er lief durch den Gang und schaute sich regelmäßig nach links und rechts um. Nein, niemand war zu sehen. Sehr gut! Es wäre schließlich allzu peinlich für ihn, dabei erwischt zu werden, als Junge das Mädchenklo zu betreten und innerlich verfluchte er seinen geliebten und bewunderten Vorfahren Salazar Slytherin dafür, solch ein unwürdiges Versteck für seine geheime Kammer auserwählt zu haben. Voll aufgeregter Vorfreude ging er auf die Tür zu und öffnete diese mit einem Ruck, doch diese stieß auf einen Widerstand und ein Mädchen stieß einen spitzen Schrei aus. Verdammt! Er war erwischt worden! Er musterte sie. Sie hatte zwei dunkle, lange, tief gebundene Zöpfe und hielt sich schmerzerfüllt ihren Kopf und ihre Schultern bebten, so als würde sie weinen. So schlimm konnte doch dieser kleine Zusammenstoß nicht sein, sie sollte sich mal nicht so anstellen! Irgendwie kam ihm dieses Mädchen bekannt vor und er erinnerte sich daran, dass er sie schon einmal im Hogwarts Express gesehen hatte. Sie hatte in seinem Abteil gesessen und sich mit dem Namen Ella vorgestellt, doch jeder nannte sie bei ihrem ersten Namen Myrtle. Er hatte die anderen Schüler häufig über sie lästern hören wie hässlich sie sei und alles. Das konnte er zwar nicht bestätigen, aber sie schien den anderen Leuten zu glauben und weinte jedes Mal, wenn jemand auch nur ein böses Wort über sie verlor. Mit seiner Annahme, dass sie wahrscheinlich weinte, lag er richtig, denn als sie sich langsam zu ihm herumdrehte, rannen bereits Bäche von Tränen ihre runden Pausbäckchen herunter und ihre kleine, stupsige Nase lief. „Was machst du hier, hier ist doch das Mädchenklo, oder weißt du das nicht? Moment mal… du bist doch Tom, mit dem ich im selben Abteil gesessen habe… Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Ich dachte, du magst mich nicht und meidest mich vielleicht deshalb, so wie alle anderen. Aber was machst du hier?“ „Tut mir leid, Ella, und entschuldige bitte vielmals dafür, dass ich dich mit der Tür gestoßen habe“, sagte er und suchte in seinem Kopf fieberhaft nach einer Ausrede, warum er auf das Mädchenklo gehen wollte, „Äh, die Sache ist die, ich habe dich vorher weinen sehen und weil dir niemand gefolgt ist, habe ich gedacht, sehe ich einmal nach dem Rechten, Mädchenklo hin oder her.“ Oh Gott, er schämte sich so sehr dafür. Wäre er in einem Paralleluniversum wirklich aus tiefstem Herzen so nett und fürsorglich gegenüber einem Schlammblut gewesen, hätte er sein Ich aus dem imaginären Paralleluniversum schon längst mit dem Todesfluch belegt. Aber er musste so tun, als würde er sich wirklich um sie sorgen, auch wenn sie seiner Ansicht nach sterben sollte. „Du erinnerst dich an mich? Und an meinen Spitznamen, den ich lieber mag?“, sie wischte sich über die verweinten Augen, „Wie nett von dir, dass du mir helfen willst, denn sonst interessiert sich echt niemand dafür, wie es mir geht.“ „Natürlich erinnere ich mich an dich“, sagte er charmant und reichte ihr ein Taschentuch, zufällig hatte er eine Packung bei sich. „Kein Ding übrigens. Ich helfe dir immer gerne.“
Nein, natürlich nicht. Was man nicht alles dafür hinnahm, sein Image als verantwortungsbewusster Musterschüler zu wahren. Zumindest vor Leuten, bei denen er sich nicht sicher war, ob sie ihn vielleicht verpetzen könnten. Wie könnte ich dieses weinerliche kleine Schlammblut auch nur vergessen?, dachte er abfällig, doch er durfte sich seinen Hass auf Muggelgeborene nicht anmerken lassen. Zumindest nicht vor ihr, denn so viel Drama, wie sie über alles Mögliche machte, würde er sofort auffliegen. Doch auch Ella würde er bald los sein, schließlich wollte er nun den Basilisken auf alle Muggelgeborenen loslassen. Das Problem war nur, dass er sie schlecht jetzt schon umbringen konnte, weil das sonst zu viel Aufsehen erregen würde, bevor der Basilisk alle Muggelgeborenen erwischt hätte. Nein, er musste es so machen, wie Eric Harris es mit Brooks Brown gemacht hatte: Ella wegschicken, obwohl sie auch ganz oben auf seiner Liste mit Leuten stand, die er gerne umbringen würde. Nichts Persönliches natürlich, aber Ella gehörte aufgrund ihrer Herkunft eben zu seiner Zielgruppe und er würde ganz sicher keine Ausnahmen machen. Er schämte sich für einen kurzen Moment, dass er sich einen Muggelamokläufer in puncto Strategie zum Vorbild nahm, aber diese Strategie hatte ja bei Harris und Klebold zum Erfolg geführt, der Amoklauf hatte funktioniert, ging durch die Medien und die beiden hatten viele Trittbrettfahrer und Columbine Fangirls, vor allem auf Tumblr, und zahlreiche Anhänger könnte er selbst auch nur zu gut gebrauchen. „Sehr nett von dir, dass du mir ein Taschentuch gibst so wie damals im Zug“, sagte Ella und schnäuzte sich einmal kräftig die Nase.
Tom erinnerte sich daran zurück, wie er zu Anfang des dritten Schuljahres auf der Suche nach einem leeren Abteil gewesen war. Zuerst dachte er, eines gefunden zu haben, da von seiner Seite aus die Bank gegenüber leer ausgesehen hatte, als er neben sich auf einmal ein Schniefen gehört hatte. Erschrocken hatte er sich umgedreht und Ella erblickt, die zusammengekauert auf der Sitzbank saß. Sie hatte noch elegante Muggelkleidung in dunklen Farbtönen an, trotz der heißen Temperaturen, wahrscheinlich um schlanker zu wirken, denn sie war ein wenig mollig. Ihre Haare waren zu dem Zeitpunkt nicht einmal schulterlang und zu zwei leicht abstehenden Zöpfen gebunden. Ihr Pony fiel ihr in die Stirn und zwei wellige Strähnen umrahmten ihr damals noch bleiches Gesicht mit halbwegs reiner Haut, auf der zu dem Zeitpunkt nur vereinzelte Pickel an der Schläfe, der Wange und am Kinn erkennbar waren. Ihre aktuell extrem stark ausgeprägte Akne hatte sie erst ein paar Monate später in der Form entwickelt. Genervt hatte Tom seinen Koffer mit dem Reducio Zauber verkleinert und auf seinen Schoß genommen. Sie unterbrach ihr Schluchzen und sah überrascht auf. „Was?“, fragte Tom verärgert, denn er wollte einfach nur alleine sein. „Das ist ja cool, ich wusste gar nicht, dass man sowas mit Magie machen kann.“ Tom winkte ab. „Mit Magie kann man so gut wie alles machen. Bist du muggelgeboren?“ „Was ist das?“, wollte sie wissen. „Aha, das sagt alles, du bist muggelgeboren“, knurrte Tom und zog ein Buch aus seiner Tasche. Das Mädchen neben ihm schluchzte weiter und ihre Nase lief. Tom konnte sich nicht konzentrieren und genervt reichte er ihr eine Packung Taschentücher. Dass Mädchen offener weinten als Jungen, war für ihn nichts Neues, bei denen war das offensichtlich tolerierter, aber diese Schülerin, die er zuvor noch nie gesehen hatte und die dem Alter nach zu urteilen eine der neuen Erstjahresschüler sein musste, war echt verschärft. „Dankeschön“, sie schnäuzte sich geräuschvoll die Nase, „Wie heißt du eigentlich?“ „Tom Marvolo Riddle“, stellte er sich mit gereiztem Unterton vor und regte sich auf, dass er eine höfliche Fassade bewahren musste, obwohl er eigentlich nur alleine sein und lesen wollte. „Ah, cool, ich bin Ella. Eigentlich Myrtle Elizabeth Warren, aber eine Myrte ist eine Pflanze und Elizabeth klingt mir zu förmlich“, stellte sie sich nach Toms Geschmack viel zu ausschweifend vor und Tom nickte nur.
„Freut mich“, erwiderte er knapp und schlug das Buch auf. Ella schniefte weiter, zog aber schließlich auch ein Buch aus der Tasche. Sie las Die drei ???. Tom war leicht überrascht, wie unbefangen sie ein Muggelbuch im Hogwarts Express las und wie wenig sie sich für ihre Herkunft schämte. Er selbst las ja ein schulisches Buch über bekannte Zauberer und Hexen. Er war sich ja zu dem Zeitpunkt seiner edlen Herkunft noch nicht bewusst gewesen, hatte aber so gut wie möglich versucht, nicht wie ein Muggelgeborener zu wirken. Doch offensichtlich konnte sich Ella nicht wirklich mit ihrem Buch ablenken, denn ihre Schultern bebten immer noch und Tränen tropften auf ihre Buchseiten. Voller Wut über die Störung seiner Aktivitäten hatte Tom sein Buch wieder zurückgepackt und sich zu ihr herumgedreht. „Was ist überhaupt dein Problem?“, wollte er wissen. Sie hob ihren Kopf und wimmerte erneut dramatisch. Was in drei Teufels Namen ging mit diesem Mädchen falsch? „Womit soll ich anfangen?“, fragte sie, „Mein Vater hat mir gesagt, er freut sich, dass ich endlich weg bin und nun anderen mit meinen dämlichen magischen Streichen auf die Nerven falle, obwohl ich all die Dinge, die in meiner Nähe passiert sind, niemals absichtlich getan habe. Er hat sich dafür geschämt, dass ich eine Hexe bin, musst du wissen, und er mochte meine ein Jahr ältere Schwester Maddy immer lieber als mich, weil sie erstens schöner und schlanker ist und zweitens einfach ein normaler Mensch ist.“ „Muggel“, korrigierte Tom sie, „Sei doch froh, dass du nicht gewöhnlich bist. Außerdem ist es absolut armselig, als Muggel stolz darauf zu sein, was man ist. Muggel sind Zauberern und Hexen unterlegen. Was für Streiche übrigens?“ Bevor Ella antworten konnte, war eine Frau mit einem Lebensmittelwagen an ihrem Abteil angekommen. „Möchte jemand von euch etwas zu essen haben? Es gibt Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen, Schokokugeln, Schokofrösche…“ „Oh ja, gerne hätte ich einen Schokofrosch und eine Schokokugel“, schniefte Ella. „Ich hätte gerne einen Schokofrosch und vier Schokokugeln“, bestellte Tom und beide bezahlten jeweils. „Wiedersehen, schönen Tag noch“, sagte Ella mit matter Stimme. „Danke gleichfalls, auf Wiedersehen“, verabschiedete sich die Frau, „Ist eigentlich alles in Ordnung bei dir?“ „Eigentlich nicht, aber ich möchte gerade nicht darüber reden“, gab Ella zurück und aß die Schokokugel.
Tom öffnete die Tüte von dem Schokofrosch und Ella quiekte entsetzt auf, als auf einmal ein Frosch heraussprang. „Der lebt ja“, rief sie panisch. „Tut er nicht“, knurrte Tom, fing ihn ein und aß ihn auf, „Der ist verzaubert. Du musst nur schnell sein und ihn einfangen, damit er nicht schmilzt, ehe du ihn isst. Außerdem ist immer ein Sammelkärtchen von einem berühmten Zauberer dabei.“ Tom erhaschte einen Blick auf das Kärtchen in seiner Tüte und seine Miene verfinsterte sich prompt. „Dumbledore“, knurrte er, nahm das Kärtchen und zerriss es in winzige Papierfetzen. „Oh, du magst ihn nicht besonders?“, erkundigte sich Ella. Musste diese blöde Erstjahresschülerin so viele dumme Fragen stellen? Was gingen sie überhaupt seine Privatsachen an? Sie erzählte auch zu viel dummes Zeug, fand Tom. Dadurch, dass er auf ihre Frage nicht einging, entstand eine unangenehme Pause. Ella öffnete in der Zeit ihren Schokofrosch und fing diesen geschickt ein, bevor sie ihn aß. „Ich hab Salazar Slytherin als Karte“, teilte sie Tom mit, „Wenn du ihn noch nicht in deiner Sammlung hast und Dumbledore nicht magst, kann ich ihn dir gerne schenken.“ Überrascht hob Tom die Augenbrauen. Irgendwie erinnerte sie ihn mit ihrer Großzügigkeit gegenüber Fremden ein wenig an Amy. Einfach armselig und verzweifelt, aber er profitierte natürlich davon und Slytherin hatte er tatsächlich noch nicht in seiner Kartensammlung, obwohl er gerne seinen Hausgründer und, wie er später herausfand, Vorfahren in seiner Sammlung gehabt hätte. „Oh ja, da sage ich nicht nein“, Tom streckte die Hand nach der Karte aus, „Er ist der Gründer von meinem Hogwarts Haus.“ „Ah, cool, du bist also in Slytherin. Ich weiß um ehrlich zu sein noch nicht, in welches Haus ich kommen soll. So gefühlt bin ich ein Nichtsnutz und habe gar keine Qualitäten, wie meine Familie und mein ganzes soziales Umfeld mich immer haben spüren lassen“, klagte sie und Tom war wieder endgenervt, was für ein Lappen sie war. „Dann geh doch nach Hufflepuff, wenn du keine Qualitäten hast!“, zischte er, „Die nehmen JEDEN, selbst die größten Lappen!“ Tom wusste nicht, warum er ihr gegenüber nicht die Rolle eines armen, aber fleißigen und motivierten, stets freundlichen Musterschülers aus dem Waisenhaus spielte, so wie er es vor seinen Lehrern und anderen Mitschülern, welche ihn flüchtig kannten, tat und stattdessen die hasserfüllte Kratzbürste zum Vorschein kommen ließ, die er, freundlich ausgedrückt, tatsächlich war. Durch ihr nerviges Jammern und ihre Gefühlsduselei provozierte sie ihn aufs Äußerste. Ella war bei seiner Aussage zusammengezuckt und hatte wieder angefangen, hemmungslos zu weinen und irgendwie genoss Tom auch das große Leid, welches er ihr durch solche kleinen Unfreundlichkeiten zufügen konnte. Doch er konnte es sich nicht leisten, sie offensichtlich zu mobben. „Tut mir leid“, schob er hinterher, „Ich mag nur dieses Haus nicht besonders, ich weiß auch nicht so recht, warum. Ich bin der Ansicht, die Leute darin sind einfach irgendwie zu nett, mögen jeden, egal, wie dumm und unqualifiziert diese Personen sind und schauen einen immer mit diesem naiven, leicht dümmlichen Dackelblick an, sodass man ihnen am liebsten ins Gesicht schlagen will…“ Auf einmal bekam Ella einen Lachflash.
„Was?“, fauchte Tom, „Das war ernst gemeint!“ „Tschuldigung“, kicherte Ella und Tränen flossen vor Lachen aus ihren Augen, „Aber du hast einfach so eine direkte und erfrischende Art an dir…“ Das konnte doch nicht wahr sein! Die unberechenbaren Stimmungsschwankungen dieses Mädchens machten ihn wahnsinnig. Im einen Moment ging die Welt unter und kaum ließ er mal eine Hasstirade los, welche wirklich aus tiefstem Herzen kam, schien sie das ganz offensichtlich lustig zu finden. Die tickte doch nicht mehr ganz sauber! So durchgeknallt, wie sie war, konnte nur ein Haus in Frage kommen: Ravenclaw. Irgendwie waren so gefühlt fast alle Ravenclaw Schüler hochintelligente Nerds mit irgendwelchen komischen Ticks, welche Rowena Ravenclaw ganz offensichtlich als Originalität abstempelte. Und wahrscheinlich trugen die Streiche, die sie gespielt haben musste, wohl auch dazu bei… „Was für Streiche hast du eigentlich gespielt?“, dieser Punkt interessierte Tom wirklich, denn er selbst hatte seine Magie nur zu gerne zum Schaden anderer eingesetzt, wenn ihm etwas nicht passte und vielleicht war diese Geistesgestörte ja eine Gleichgesinnte. „Das waren keine Streiche“, niedergeschlagen senkte sie ihren Blick, „Ich habe meine Magie nur einfach nicht unter Kontrolle gehabt. Ich war immer schon von uns Schwestern die Uncoolere, weil ich kleiner und dicker war. Und weil wir nur exakt dreizehn Monate auseinander sind, fällt das natürlich total auf. Sie war im Kindergarten und in der Grundschule total beliebt, ich war immer nur die Fettkuh. Dann, kurz nachdem ich sieben Jahre alt geworden war, passierte etwas Seltsames. Im Sportunterricht haben sich die anderen mal wieder über mich lustig gemacht, als ich eine Übung nicht hinbekommen habe, mein T-Shirt verrutscht ist und sie meinen Bauch gesehen haben. Dann habe ich noch eine schlechte Note kassiert und musste weinen. Ich bin also in die Umkleide aufs Klo gestürmt und auf einmal haben alle Wasserhähne gesponnen und ich wusste nicht warum. Außerdem ist wohl ein Rohr in der Dusche geplatzt und die ganze Dusche war überschwemmt. Weil ich die einzige in der Umkleide war, wurde mir die Schuld dafür gegeben, obwohl das wirklich keine Absicht war. Ich habe das nicht gewollt. Und dann… Dann bin ich von der Schule geflogen… Und Zuhause sind wegen der Enttäuschung von meiner Seite und weil mein Vater mich verprügelt hat auch solche Sachen passiert...“ Sie wimmerte erneut dramatisch und Tom ärgerte sich, dass er keinen Zauber kannte, der wie eine Beruhigungsspritze wirkte, denn vor ihm saß definitiv eine Irre. Er konnte ihre Denkweise und das ganze Drama, welches sie veranstaltete, überhaupt nicht nachvollziehen. „Warum weinst du, das mit den Wasserhähnen war doch eine tolle Aktion, hätte ich sogar voller Absicht getan, wenn nicht sogar etwas Besseres, was den Leuten, die mich provoziert haben, Schaden zufügt und nicht einfach nur die Dusche und Umkleide überschwemmt“, sagte er.
Ellas Mund klappte auf vor Entrüstung, dann rief sie: „Niemals hätte ich sowas freiwillig getan, höchstens, um mich zu ertränken, aber so weit hatte ich damals in der Grundschule noch nicht gedacht, ich wusste nicht, wie ich mein äußerst trauriges und sinnloses Leben beenden sollte! Nie habe ich ein stabiles Umfeld mit Freunden gehabt! Niemand liebt mich! Und hier in Hogwarts wird es sicher auch nicht besser. Vorher, das habe ich dir noch gar nicht erzählt, hat ein Mädchen am Bahnhof gesagt, dass sie mich extrem hässlich findet, meine Brille mir so gar nicht steht und dass sie hofft, dass ich nicht zu den neuen Erstjahresschülern gehöre wie sie und weder in ihr Haus noch in ihre Klasse komme. Ich glaube, sie heißt Olive, ihre Freundin hat sie so genannt.“ „Aha“, machte Tom und stopfte sich eine seiner vernachlässigten Schokokugeln in den Mund. „Findest du, sie hat recht?“, fragte Ella mit traurigem Blick. „Was? Nein! Ich verstehe einfach nur nicht, was du für ein Drama über solche Kleinigkeiten machst. Dann sag ihr ins Gesicht, sie sieht auch ohne Brille bescheuert aus, meine Güte!“, knurrte Tom und damit war das Gespräch für den Rest der Fahrt beendet gewesen. Ella hatte weiterhin vor sich hin geweint und ein wenig darüber geklagt, sie wisse nicht, wie man sich zu Wehr setze und habe Angst, dass sie sonst niemand mehr mögen würde, wenn sie irgendetwas sagte, aber Tom dachte bei sich, es möge sie sicher auch jetzt schon keiner und er zweifelte, ob sich das mit ihrer dramatischen und anstrengenden Art jemals ändern würde. Und Tom hatte Recht behalten. Sie war bis zu ihrem dritten Schuljahr immer noch alleine.
Nun wollte Tom also seine Aufgabe als Erbe Slytherins ausführen und Ella war ihm im Weg, weil sie wieder einmal ein großes Drama veranstaltete. Er musste sie wegschicken. „Du kannst gerne die ganze Packung Taschentücher haben, wenn du magst, du wirst sie sicher gebrauchen können. Kann man dir noch irgendwie helfen, oder musst du jetzt gerade wirklich auf Toilette?“ „Nein, eigentlich nicht, es ist nur so demütigend vor seinen Feinden zu weinen und ihnen zu zeigen, wie viel Erfolg sie damit hatten, einem so richtig eins reinzuwürgen. Deshalb wollte ich mich verstecken. Olive Hornby hat sich mal wieder über meine Brille lustig gemacht und mir gesagt, dass sie mich hässlich aussehen lässt. Und heute Morgen hat mich ihre Freundin Dorothy, die, wie du sicher weißt, in meine Stufe geht und im Haus Slytherin wohnt, als schmutziges kleines Schlammblut beschimpft. Ich hatte recht damit, als ich im Zug prophezeit habe, dass ich wahrscheinlich keine Freunde finden würde. Niemand mag mich. Alle machen was gemeinsam und nie bin ich eingeladen. Ich will entweder Hogwarts verlassen oder sterben. Schließlich mag mein Vater mich auch nicht und ich bin immer von den verschiedenen Muggelschulen verwiesen worden, sodass ich auch als Grundschulkind nie Freunde finden konnte. Am besten ertränke ich mich einfach im Klo.“ Ihr Körper bebte und zitterte unter den tiefen Schluchzern und man merkte, wie ihr langsam die Kraft ausging. Nicht schon wieder diese alte Leier von: „Niemand mag mich, mein Leben ist sinnlos, ich bringe mich jetzt um.“! Selbst wenn Tom sich auch manchmal unendlich einsam und ungeliebt fühlte, konnte er ihre Schlussfolgerungen, die sie daraus zog, bei bestem Willen nicht nachvollziehen. Niemals würde er auf die Idee kommen, sich selbst, dem finsteren Lord und zukünftigen mächtigsten Zauberer der Welt irgendetwas anzutun, nein, im Gegenteil. Er würde über Leichen gehen, damit er gottgleich für immer leben könnte und niemand dazu in der Lage wäre, ihn umzubringen. Klar, sein Vater mochte ihn auch nicht und hatte ihn nie anerkannt, aber anstatt das negative Bild, das sein Vater offensichtlich von ihm haben musste, anzunehmen, war Tom auf Rache aus. Auch er hatte in Hogwarts keine Freunde gehabt und ganz objektiv betrachtet hatte er immer noch keine. Seine Slytherin Clique waren Anhänger, die mit ihm seinen Hass auf Muggelgeborene teilten, aber wirklich befreundet, in dem Sinne, dass sie ihn dafür mochten, was für eine Person er war, waren sie nicht. Aber Tom fragte sich, ob man ihn überhaupt dafür mögen konnte, was für eine Person er wirklich war, weil seine Eltern ihn ganz offensichtlich nicht geliebt haben und die anderen auch nur das Image von ihm mochten. Seine Anhänger mochten sein Image als Anführer und die Mädchen, die einen Crush auf ihn hatten, mochten sein gutes Aussehen und seine aufgesetzte höfliche Fassade. Möglicherweise war ein Grund dafür, dass seine Genugtuung bei Ellas Leid nicht so groß war, wie bei seinen restlichen Feinden, dass er irgendwie seine eigene verletzliche Seite in ihr erkannte, obwohl sie offiziell zu seiner Zielgruppe gehörte. Vielleicht aber auch, weil sie eine zu einfache Beute war, die nicht wirklich kämpfte, sondern einfach schon im Voraus aufgab. Die Gegner, die er gerne auf diese Art und Weise am Boden gesehen hätte, waren Gegner, die in irgendeiner Form gekämpft hatten und bei denen er auch ein bisschen Anstrengung unternehmen musste, um sie an diesen Punkt zu bringen, nur noch wimmernd am Boden zu liegen und keine Gegenwehr mehr zu leisten, wie zum Beispiel Amy Benson.
Außerdem reizte es ihn, wenn seine Gegner um Gnade bettelten, um am Leben bleiben zu dürfen oder von Folter verschont zu bleiben und Ella wollte einfach gleich schon sterben. Und seltsamerweise wollte er ihr ausgerechnet dann diesen Wunsch nicht erfüllen. Sie war einfach ein langweiliges Opfer für ihn. Also beschloss er, da sie nicht wirklich auf Toilette musste, sie irgendwie dazu zu bringen, ihm das Feld zu räumen. „Lass das, Ella. Du solltest nicht über Selbstmord nachdenken. Wie viel Genugtuung gibst du dann bitteschön deinen Feinden, wenn du dich umbringst oder still und heimlich verziehst? Ich schlage vor, du gehst in die Küche, fragst die Köchin, ob sie dir einen heißen Kakao macht, setzt dich damit in die Bibliothek und wartest, bis ich Zeit dazu habe, zu dir zu kommen und in Ruhe mit dir zu reden. Hört sich das nach einem Plan an?“ Ella dachte nach und atmete immer noch leicht ruckartig, wurde jedoch nicht mehr von so heftigen Schluchzern geschüttelt. Sie nickte schwach. „Sehr gut“, er strich ihr leicht über ihre weiche, runde Wange, „Man sieht sich.“ Sie erstarrte vor Erstaunen, dass er sie gerade berührt hatte und errötete leicht. „Ja, bis später“, hauchte sie und lief in Richtung Küche davon. Die war er los! Er wartete ab, bis sie verschwunden war, um sich dann in aller Ruhe dem Basilisken zu widmen, als er auf einmal Mädchen den Gang entlangkommen hörte. Solch ein Mist! Bestimmt wollten sie aufs Klo gehen und dann würde er auffliegen. Dann musste er seinen genialen Plan wohl leider aufschieben, aber früher oder später würden alle Muggelgeborenen dran sein, das schwor er sich. Weil er tatsächlich gerade nicht wusste, was er stattdessen tun sollte, beschloss er, Ella nicht länger warten zu lassen und in die Bibliothek zu gehen. Leider hatte er schon alle Recherchen sowohl zu seinem Stammbaum mütterlicherseits und seinem Onkel Morfin Gaunt, als auch den theoretischen Teil seines Planes, alle Muggelgeborenen Schüler zu töten, bereits durchgeführt und es fehlte bei allem bloß noch die praktische Umsetzung, an welcher er leider, leider gehindert worden war, durch unglückliche Zufälle. Und weil ihm kein Mord gelungen war, konnte er auch kein Horkrux erstellen, welches er sich so sehnlichst gewünscht hätte. Verdammter Mist! Und dass er dann auch noch die Zeit, die es totzuschlagen galt, mit einer Muggelgeborenen verbringen musste, war eine Demütigung schlechthin für ihn, den Erben Slytherins und Jahrgangsbesten neben Hermione Granger. Auch das schmerzte ungemein, dass er sich diesen Platz ausgerechnet mit einer Muggelgeborenen teilen musste. Sie stahlen ihnen die Magie! Wütend ballte er die Fäuste. Als er die Bibliothek betrat, saß Ella bereits dort und nippte an ihrem heißen Kakao. „Hallo Ella“, grüßte er sie, „Nun habe ich Zeit für dich. Wir können also reden.“ Sie blickte ihn bewundernd an. Er sieht so unfassbar göttlich aus, nicht einmal die bestmöglich operierten Kunden meines Vaters kommen an sein perfektes Äußeres heran. Ich glaube, ich träume, dass sich so ganz plötzlich der schönste Junge aus ganz Hogwarts mit mir, der hässlichen, fetten, pickeligen, trübseligen Myrtle abgibt, dachte sie sich.
Er lächelte zufrieden, dass sie ihn bewunderte, auch wenn er sich niemals auf solch eine ekelhafte, widerliche Muggelgeborene wie sie einlassen würde, selbst wenn sie irgendwie niedlich war. Einseitige Liebe verlieh einem so unfassbar viel Macht und das war das, was ihn mit Zufriedenheit erfüllte. Sie würde emotional von ihm abhängig sein und er könnte mit ihr machen, was er wollte. „Danke, Tom“, murmelte sie. „Kein Ding“, winkte er ab, „Geht es dir wieder etwas besser?“ „Naja, ich habe mich beruhigt, aber ich kann einfach nicht ohne Freunde leben. Nie hat mich jemand gemocht und wenn ich sterben würde, würde mich ganz sicher niemand vermissen“, klagte sie, „Mein Vater ist froh, die rufschädigende Hexe endlich los zu sein, meiner Mutter, die Sekretärin ist und praktisch die ganze Zeit irgendwie für so Geschäftsmänner Verwaltungsaufgaben erledigt, bin ich sowieso egal. Außerdem hat sie ab und zu auch Affären mit denen, wie ich durch Maddy erfahren durfte. Die einzige, die ich vermisse und die mich vielleicht auch vermissen würde, wäre meine Schwester Maddy, aber wobei… Sie hat so viele Freundinnen aus angesagten Kreisen, wieso sollte sie dann um eine Hexe trauern? Und das Blöde ist, die Hexen akzeptieren mich ja nicht einmal als richtige Hexe, weil meine Eltern Muggel sind. Nirgendwo gehöre ich dazu!“ Tom regte sich schon wieder über ihr trübseliges, pessimistisches Gejammer und ihre ewige Opferhaltung auf. „Wozu brauchst du Freunde? Die Macht in einer Beziehung hat der, dem sie egal ist“, knurrte er. „Hast du das aus Ghosts of Girlfriends Past von Connor Meads Onkel geklaut?”, wollte sie wissen. „Habe ich nicht“, erwiderte Tom mit vernichtendem Blick, „Ich habe es schlicht und ergreifend nicht nötig, Sprüche zu klauen, ich bin EINZIGARTIG. Sowas Bescheuertes schaue ich mir übrigens gar nicht an, auch wenn dieser Film empfohlen war. Ist es vielleicht denkbar, dass ein paar Leute dieselben Ideen und Lebensgrundsätze haben wie ich und sich diese wenn überhaupt von mir abgeschaut oder unabhängig von mir entwickelt haben? Wäre dir Olive Hornby egal und würdest du nicht insgeheim hoffen, dass du doch noch irgendwann zu den Auserwählten in ihrem Freundeskreis gehören dürftest, hättest du ihr längst schon das gesagt, was sie verdient hätte. Geh verdammt nochmal zu ihr hin und sag ihr: ‚Ja, wow, du siehst auch ohne Brille hässlich aus!‘, das ist doch echt nicht schwer, solange sie dir nichts bedeutet. Und deine ewige Opferhaltung geht mir so dermaßen auf den Geist, dann ändere was, wenn dir dein Leben nicht gefällt!“ Ella zuckte zusammen und ihre Tränen versiegten. „Hilfst du mir dabei? Und was soll ich sagen, wenn mich Dorothy als Schlammblut bezeichnet? Ich weiß manchmal auch gar nicht, was ich erwidern soll, weil sie eigentlich Recht mit allem haben, was sie sagen!“ Bezüglich der Sache mit dem Schlammblut konnte Tom ihr nur zu gut zustimmen, weshalb er auf diese Frage bewusst nicht einging.
Zudem war es tatsächlich auch ein Punkt, zu dem ihm selbst nichts eingefallen wäre. Er hasste diese Episode aus seinem Leben, in der er in einem Muggelwaisenhaus aufgewachsen war und er schämte sich tatsächlich auch an Hogwarts dafür und war so froh gewesen, als er sich endlich von dieser Seite seiner selbst distanzieren konnte. Bis dahin hingegen war ihm diese mangelnde Zugehörigkeit, die Muggelgeborene hatten, sehr wohl bekannt gewesen, nur hätte er sich selbst niemals zugestanden, andere zu brauchen. Die Macht in einer Beziehung hat der, dem sie egal ist, also musste er es nur schaffen, dass die anderen ihm nicht wichtig waren, indem er jegliche Gefühle für sie unterdrückte, denn Macht war das, was er wollte. Nach langem Überlegen antwortete er Ella: „Vielleicht kann ich dir tatsächlich helfen, sollten wir beide mal gemeinsam Olive Hornby begegnen. Solltest du ihr alleine begegnen, rate ich dir jedoch, nicht zu schweigen und auch irgendetwas Gemeines rauszuhauen. Außerdem, wenn du findest, dass andere mit dem, was sie zu dir sagen, Recht haben, dann such einfach irgendetwas an ihnen heraus, womit du sie mobben kannst. Habe ich ja durch diesen Spruch im Endeffekt auch getan. Würdest du ihr sagen, sie sehe auch ohne Brille hässlich aus, was ja auch stimmt, hast du in keinster Weise behauptet, du fändest deine Brille schön. Du hast nur den Fokus auf ihre Makel gelegt, um von deinen empfundenen Makeln abzulenken.“ Ellas Gesicht hellte sich auf. „Stimmt“, sagte sie erfreut und lächelte ihn an, „Du bist so ein Genie, Tom.“ Tom lächelte geschmeichelt. Endlich erkannte jemand seine Großartigkeit an und mochte ihn auch, obwohl er gemein war, nein, besser noch: Sie mochte ihn DAFÜR, dass er gemein war. Allerdings schien sie ihn auch nicht nur für irgendwelche Ideologien zu bewundern, sondern einfach dafür, wie er als Privatperson agierte, denn mit seinen Anhängern hatte er nie über private Dinge gesprochen. Es spielte sich alles auf rein politischer Ebene ab. „Ich weiß“, sagte Tom arrogant und Ella lächelte. Dann wurde sie ernst. „Aber ich habe dir so viel von mir selbst erzählt und weiß noch gar nichts über dich. Was passiert denn gerade so in deinem Leben, wenn du es mir erzählen möchtest?“, aufmerksam sah sie ihn an. Tom schluckte. Diese Frage kam jetzt unerwartet. Er mochte es, Personen auszuhorchen, aber hasste es wie die Pest, wenn man ihn auf sein nicht gerade gut laufendes Privatleben ansprach. Also musste eine Lüge her. „Ach, ich habe gerade viel zu tun, so als Vertrauensschüler und musste mich auch gut auf die ZAG – Zwischenprüfungen vorbereiten, wie läuft es schulisch bei dir so?“ „Naja, ich sollte auch mal wieder anfangen, zu lernen, schätze ich. Bei dir werden es dann die letzten ZAG – Prüfungen sein, oder? Welche Wahlfächer belegst du nächstes Schuljahr? Was sind so deine besten Fächer?“, erkundigte sich Ella. „Wahrscheinlich Zaubertränke und Verteidigung gegen die dunklen Künste. Ich bin aber in allen Fächern recht gut“, gab Tom ein wenig an. „Oh, cool, das freut mich für dich“, gab Ella zurück, „Ich bin zwar auch relativ gut in der Schule, aber bei mir ist das sehr motivationsabhängig und jetzt gerade war ich nicht sonderlich motiviert, muss ich sagen. Oh, apropos Motivation… ich sollte mich langsam auf den Weg zum Unterricht machen. War echt lieb von dir, dass du als Vertrauensschüler dir die Zeit für mich genommen hast, obwohl du sicherlich viel Wichtigeres zu tun hattest.“ Ja, das mit dem Basilisken, auch wenn es definitiv nicht zu seinen Aufgaben als Vertrauensschüler gehörte, war auf jeden Fall wichtiger gewesen als ihr nervtötendes Gespräch, aber gut. „Kein Ding“, log Tom erneut knallhart, „Soll ich dich noch zum Unterrichtsraum begleiten? Wegen Olive und so?“
„Oh, ja, stimmt, vor der bangt es mir echt, das wäre total lieb und aufmerksam von dir“, sagte Ella. „Mache ich gerne, ist schließlich mein Job als Vertrauensschüler, wenn sich die Vertrauensschüler von Ravenclaw schon nicht um das Wohl ihrer Kleinen kümmern!“, gab Tom zurück, „Wir müssen uns jetzt aber auch echt beeilen, ich muss schließlich auch noch in den Unterricht, auch wenn Mr Slughorn vielleicht ein Auge zudrücken wird, wenn ich ihm sage, dass ich mich noch um eine weinende Drittjahresschülerin gekümmert habe. Wir sollten auch den Kakaobecher in der Küche abgeben.“ „Stimmt“, Ella stand auf und nahm den Kakaobecher mit. Tom lief voraus und sie folgte ihm. Er sah sich immer wieder um, ob sie mit ihm Schritt halten konnte, natürlich nur, um den höflichen Schein zu wahren, nicht, weil sie ihm in irgendeiner Form wichtig gewesen wäre oder so. Seinetwegen hätte das Schlammblut verrecken können. Es ging ihm einzig und allein um Strategie, auch wenn sie rein objektiv betrachtet schon nett und süß sein konnte, wenn sie wollte. Aber das konnte Amy ja auch und im Nachhinein betrachtet ärgerte sich Tom darüber, dass er nicht noch schlimmere Sachen mit der dummen Ziege angestellt hatte. Tatsächlich, in den letzten Jahren im Waisenhaus hatte sich vieles verändert. Leider war er dazu gezwungen, die Sommerferien an diesem unseligen Ort zu verbringen. Dennis war adoptiert worden, Lissy ebenfalls, Chris hatte die Schule abgebrochen und eine Ausbildung zum Metzger angefangen und verdiente bereits genug Geld, sich eine eigene kleine Wohnung leisten zu können. Ansonsten waren jedoch alle Kinder, die er kannte noch da und einige neue, jüngere Kinder waren hinzugekommen. Amy hatte sich zu einer extrem attraktiven Cheerleaderin entwickelt und aufgrund ihrer nach wie vor geringen Körpergröße die Position des Flyers eingenommen. Ihr leichter Pony war herausgewachsen und ihre mittlerweile eher sandfarbenen Haare rahmten in zwei etwa kinnlangen Strähnen ihr Modelgesicht ein. Nach dem Vorfall mit der Höhle war Amy sehr still und in sich gekehrt gewesen, hatte bis jetzt bereits zwei gescheiterte Beziehungen hinter sich und zog sich die meiste Zeit über zurück. Dennoch beneidete Tom Amy um ihren Prep Status, welchen sie aufgrund ihrer Attraktivität und ihres sportlichen Talents in der Muggelwelt hatte und er hätte ihr gerne alles ruiniert. Und dass Clarissa jetzt einfach auch nach Hogwarts ging und diese, von seinem Vorfahren mitgegründete Schule einfach mit ihrer Anwesenheit beschmutzte, ließ seinen Hass auf Muggel und Muggelgeborene um ein Vielfaches in die Höhe schießen. „Warte, Tom, ich bin nicht so schnell“, keuchte Ella. Jetzt hatte er doch glatt das kleine Schlammblut vergessen! (Nicht meine Meinung! Tom: Hör auf mit deiner Zensur, blöde Hufflepuff Schülerin. Ich: Bla bla.) „Dann beeil dich mal, Slughorn wird mir zwar vielleicht verzeihen, aber wie sieht es bei dir aus? Wen hast du?“, wollte Tom wissen. „Ich hab Professor Flitwick“, informierte ihn Ella, „Aber auch wenn er sehr gutmütig ist, will ich das natürlich nicht ausnutzen.“ Sie schloss zu Tom auf und sie gaben den Kakaobecher der Köchin ab. Daraufhin eilten sie gemeinsam zum Unterrichtsraum, in den Ella musste. Olive in ihrer Gryffindor Uniform und Dorothy tuschelten und sahen sie ungläubig an.
„Tom, was machst du da mit dem Schlammblut?“, fragte Dorothy, „Du bist doch ein Halbblut und gehörst zu uns!“ „Ich wüsste nicht, was dich meine Privatangelegenheiten angehen, Dorothy und solche Fragen hat man einem Vertrauensschüler nicht zu stellen. Habe ich mich da deutlich genug ausgedrückt?“, konterte Tom und verabscheute sich selbst dafür, aber er konnte sich keinen rassistischen Ausrutscher vor versammelter Schülerschaft erlauben und außerdem sollten die jüngeren Slytherins noch nichts von seinen Plänen, welche er gemeinsam mit seinen Verbündeten ausheckte, erfahren. „Ich bin Drittjahresschülerin und deine Aufgabe ist lediglich, die Erstjahresschüler zu betreuen!“, Dorothy kniff ihre Lippen zusammen. „Offensichtlich hat man dir, als du Erstjahresschülerin warst, kein Benehmen beigebracht, weshalb ich das jetzt leider nachholen muss, tut mir leid“, gab Tom zurück, „Ich habe Ella gefunden, nachdem ihr beide sie beleidigt habt und das, was ihr zu Ella gesagt habt, geht gar nicht und man kann für solch ein Betragen Hauspunkte abziehen, habt ihr mich verstanden?“ „Ach, kann sich die fette Myrtle nicht selbst verteidigen? Muss sie sich dann bei dem nächstbesten, für sie viel zu attraktiven Vertrauensschüler ausheulen?“, spottete Olive. Tom sah, wie Ella erneut die Tränen in die Augen schossen. Sag selbst etwas. Meinetwegen sage ich es dir auch in Gedanken vor: ‚Ich halte es für unter meiner Würde, mit Kreaturen wie dir persönlich zu sprechen, Olive. Und eine richtige Frau hat Kurven, mit Knochen spielen bloß die Hunde.‘ Sag schon!, schoss Tom ihr in Gedanken zu. Ängstlich spannte Ella sich an. Sie schien sich das offensichtlich nicht zu trauen. Hilfesuchend sah sie zu Tom. Mach, überleg nicht so lange, das tun nur Loser!, forderte Tom sie auf und sie fasste sich schließlich ein Herz. „Ich halte es für unter meiner Würde, mit einer Kreatur wie dir persönlich zu sprechen“, stieß sie hervor, „Und eine richtige Frau hat Kurven, mit Knochen spielen bloß die Hunde.“ „Armselig. Hast du so lange gebraucht, um dir das zu überlegen?“, spottete Olive, „In der Zeit hätte ich eine Kaffeepause einlegen können. Wusstest du übrigens, dass Kaffee schlank macht? Kann ich dir nur empfehlen. Und du, die nie einen Freund abbekommt, hast mir gar nichts zu sagen. Eine Umfrage hat ergeben, dass die Dudes schlanke Mädchen mit schmaler Taille bevorzugen. Und du bist einfach nur ein pickeliger Schwabbelkuchen.“ Irgendwie erinnerte Olive Tom mit ihrer ganzen Art an Lexy, weshalb er kurzerhand seine Hassgefühle, die er für Lexy empfand, auch auf Olive übertrug. „Nein, aber wahrscheinlich hat Ella viel Überwindung dazu gebraucht, sich auf dein niederes Niveau herab zu begeben. So geht man einfach nicht mit anderen um, hast du mich verstanden? Ansonsten muss ich es leider Professor McGonagall mitteilen, wie sehr du dich danebenbenimmst und dir werden Hauspunkte abgezogen. Dann kannst du allen Gryffindors erklären, wie es dazu kam. Wo doch bald feststehen soll, welches Haus das Beste von diesem Jahr ist. Willst du das? Ich glaube nicht, dass es dich sonderlich beliebt machen würde, stimmt’s oder habe ich Recht?“ Olive schwieg und sah zu Boden. „Geht doch!“, freute sich Tom, „Und nun lass Ella in Ruhe, ja?“ Er wandte sich Ella zu. „Komm ansonsten zu mir oder sage es meinetwegen auch Hermione oder Ron, die können dann Olive zurechtweisen.“ Olive kicherte. „Ron und Hermione hassen Myrtle.“ „Mein Name ist Ella! Ich hasse meinen ersten Namen! Und das habe ich schon oft genug gesagt! Ansonsten nenne ich dich bei einem Namen, der dir nicht gefällt. Wie wäre es mit Livy?“ „Ach, jetzt auf einmal, wo Tom neben dir steht, wirst du m…“ Tom warf ihr einen drohenden Blick zu. „Denk an die Hauspunkte“, knurrte er, „Ansonsten wird Slytherin dieses Jahr die Nase vorne haben, was ich natürlich sehr befürworte.“ „Juhu, ich auch“, rief Dorothy begeistert, woraufhin ein heftiger Streit zwischen Olive und Dorothy entbrannte.
Tom grinste. So einfach konnte man Freundinnen zu Feindinnen machen und Zwietracht säen. Auch Ellas Mundwinkel kräuselten sich zu einem Lächeln. „Also dann, ich schätze, du hast deine Ruhe. Oh, da kommt Mr Flitwick, viel Spaß dir und einen entspannten Unterricht!“, verabschiedete er sich von Ella. „Dankeschön, Tom, dir auch einen schönen Unterricht und grüß Professor Slughorn von mir!“ „Mach ich“, mit großen Schritten eilte er zum Klassenzimmer, in dem er Unterricht hatte. Die Tür war bereits verschlossen und möglichst leise trat er ein, um den Unterricht nicht zu stören, doch Professor Slughorn hatte ihn trotzdem bemerkt. „Hallo Tom, wo bist du geblieben?“, erkundigte sich Professor Slughorn überrascht. „Entschuldigen sie vielmals, Sir, ich bin aufgehalten worden. Einer jüngeren Schülerin ging es nicht gut und ich habe es als meine Aufgabe als Vertrauensschüler gesehen, mich um sie zu kümmern.“ „Oh, das ist aber nett von dir, dafür habe ich natürlich Verständnis. Ihr bekommt drei zusätzliche Hauspunkte für dieses soziale Engagement. Du bist der Partner von Harry Potter für heute, wir brauen einen Abschwelltrank.“ Er wies in Harrys Richtung, Harry war der einzige, der gerade alleine war. Das durfte echt nicht wahr sein! Da hätte er sich lieber noch zwei weitere Tage lang um Ella gekümmert, als mit Harry zusammenzuarbeiten. Tom hatte mit aller Kraft vermieden, Zeit mit Harry zu verbringen, weil er Harry nach wie vor nicht ausstehen konnte und Harry auch immer wieder mit anderen Slytherins aneinandergeraten war. In Bezug auf Malfoy konnte Tom es zwar durchaus nachvollziehen, dass Harry Konflikte mit ihm hatte. Als Tom offiziell noch als Muggelgeborener galt, hatte er Malfoy schließlich von seiner ekligsten Seite erlebt. Trotzdem übertraf nichts die Feindschaft zwischen Tom und Harry, welche seit sie den Tropfenden Kessel betreten hatten, beschlossen war. „Ich habe mir gedacht, heute arbeiten meine besten Schüler mal zusammen“, sagte Slughorn stolz lächelnd, „Beide von euch sind höchst vielversprechend, auch wenn Harry auf mich eine Spur zu desinteressiert wirkt. Aber vielleicht ändert sich das, wenn ihr beiden euch zusammentut, ich erkenne da sehr viel Potential.“ Tom zog leicht eine Augenbraue hoch. „Ja, glaube ich auch“, gab er mit leicht ironischem Unterton zurück und stellte sich Harry gegenüber. „Welche Zutaten hast du bereits hinzugefügt, wie kann ich mich einbringen?“, erkundigte er sich bei Harry. „Ich habe bereits die Menge der Zutaten erfragt und das Silber mit dem Wasser vermengt, vielleicht könntest du noch die Gänseblümchenwurzeln zerkleinern“, informierte ihn Harry. Beide waren ein wenig älter und klüger geworden und ließen sich die Abneigung, die sie gegeneinander verspürten, nicht mehr so offen vor allen anmerken. Allerdings waren sie auch weit entfernt davon, Freunde zu werden. Konzentriert kümmerte sich Tom um die Zerkleinerung der Gänseblümchenwurzeln und gab diese in die silberne Flüssigkeit. Dann rührte Harry zweimal im Uhrzeigersinn und einmal gegen den Uhrzeigersinn um. „Hast du die Pufferfischaugen? Die müssten wir nach und nach hinzugeben, während ich das dreimal wiederhole“, ordnete Harry an. „Ich weiß das alles“, gab Tom mit einem herablassenden Lächeln zurück, holte bei Slughorn die Pufferfischaugen ab und gab diese nach und nach hinzu, während Harry umrührte. Dann mussten sie zwanzig Minuten lang warten, bis der Trank fertig gekocht war.
Tom sah sich um und erhaschte Dracos Blick. Hat das mit dem Basilisken geklappt, mein finsterer Lord? Perfekte Ausrede übrigens, hat uns sogar noch Hauspunkte eingebracht, Draco grinste leicht. Tom war hin und hergerissen. Einerseits wollte er vor seinem Anhänger nicht an Glaubwürdigkeit verlieren, weshalb es für ihn undenkbar war, zuzugeben, dass er von einem kleinen Schlammblut daran gehindert worden war. Andererseits… Früher oder später würde Malfoy es sowieso nicht erfahren, es sei denn, Tom beeilte sich, den Basilisken so zeitnah freizulassen, dass es nicht auffiel, dass es ihm an diesem Tag nicht gelungen war. Er wägte alle Möglichkeiten ab und beschloss, Draco hinzuhalten. Ich informiere dich später genauer, jetzt ist der falsche Zeitpunkt dafür, schoss er Draco in Gedanken zu. Dracos Grinsen wurde breiter und er zeigte ihm einen erhobenen Daumen. Harry runzelte leicht die Stirn. „Was ist los?“, fragte Tom, „Du scheinst ganz offensichtlich ein Problem mit uns zu haben, gehe ich recht in der Annahme?“ Slughorn ging gerade an ihnen vorbei. „Du hast ein Problem mit Tom?“, erkundigte er sich, „Dabei seid ihr beide doch meine besten Schüler. Gleich und gleich gesellt sich gerne, dachte ich immer.“ „Dachte ich auch“, Tom schlug die Augen leicht nieder, in der Hoffnung, dass Harry als der Böse dastand. Harry kniff die Augen zusammen. „Ich habe nichts gesagt“, meinte Harry kühl, „Der Trank ist fertig.“ „Sehr gut sieht das aus, sehr gut, ihr beiden solltet öfters zusammenarbeiten!“, lobte Slughorn die beiden, „Harrys und Toms Trank ist als erstes fertig geworden und das Musterbeispiel. Genau so soll ein Abschwelltrank aussehen!“ Tom wand sich innerlich, bewahrte jedoch nach außen hin Fassung. So sehr ihm das Lob vor allen anderen zusagte, so sehr missfiel es ihm, dass Harry und er wahrscheinlich zukünftig immer gemeinsame Sache machen mussten. Teilweise schätzte er Harry zwar als guten Mitarbeiter, aber er kam mit Harrys Art einfach nicht klar und war immer noch neidisch auf ihn. Du Ärmster musst mit Potter zusammenarbeiten. Das stelle ich mir echt schrecklich vor. Notfalls beiße ich dir zuliebe in den sauren Apfel, mein finsterer Lord, sagte Goyle zu ihm in Gedanken. Ich schätze deine Aufopferung und deinen Willen zum Gehorsam, aber nur ich persönlich darf Potter fertigmachen, antwortete Tom scharf. Alles klar, viel Vergnügen dabei, mein finsterer Lord, wünschte ihm Goyle, Du schaffst es sicher, ihn dabei immer so richtig zu mobben. – Worauf du Gift nehmen kannst, gab Tom zurück. Nach der Stunde bei Professor Slughorn lief Tom gefolgt von seinen Anhängern in den siebten Stock und ging dreimal vor dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten auf und ab. Niemand war zu sehen. Tom beschwor den Raum der Wünsche herauf und eine Tür zu einem großen Raum mit einem langen, gedeckten Tisch mit einem Thron am Ende erschien. Tom und seine Anhänger verschwanden durch die Tür und niemand konnte sie mehr sehen. Tom setzte sich auf den prunkvollen Thron am Ende des Tisches und die anderen nahmen auf den einfachen Sitzen Platz. „Was ist nun, Lord Voldemort?“, erkundigte sich Malfoy ungeduldig, welcher sich dreisterweise einfach zu Toms Rechten platziert hatte, „Ist der Basilisk bereits auf der Jagd nach den Schlammblütlern? Sind Hermione und Clarissa schon tot?“ „Frag nicht so dumm, ich entscheide!“, fuhr Tom ihn an, „Ich habe gesagt, ich teile euch das zu einem anderen Zeitpunkt mit. Mir ist tatsächlich etwas dazwischen gekommen, da war ein kleines Schlammblut auf dem Klo und ich bin nicht dazu gekommen, den Basilisken freizulassen. Wir müssen das zu einem anderen Zeitpunkt versuchen. Ziel ist, möglichst viele von ihnen zu töten und hätte ich den Basilisken freigelassen, während sie da war und sie wäre sofort gestorben, hätte der Basilisk nicht so viele von ihnen erwischen können. Wir müssen strategisch vorgehen. Der Basilisk soll vor allem HEIMLICH erst einmal durch die Rohre an verschiedene Orte in Hogwarts gelangen und gleich mehrere Muggelgeborene auf einmal töten und nicht gleich direkt großes Aufsehen erregen, wenn er nur die Kammer des Schreckens verlässt. Habt ihr mich verstanden? Ich werde mir einen neuen Plan überlegen, wie wir gemeinsam die Kammer des Schreckens öffnen werden. Ihr werdet nämlich vorher sichergehen, dass sich niemand in der Umgebung aufhält. Pansy wird vorher auf Toilette gehen und dafür sorgen, dass sich niemand Außenstehendes, der nicht zu uns gehört, auf der Toilette aufhält.“ Malfoy kratzte sich am Kinn. „Ergibt Sinn. Wann sollen wir das tun?“ „Wenn ich es euch sage und nicht einen Moment eher, haben wir uns verstanden?“, fuhr Tom ihn an, „Die Sitzung ist beendet. Wir können den Raum verlassen und uns wieder auf den Weg zum Unterricht machen, ehe wir zu spät kommen.“ Er stand auf und die anderen folgten ihm widerstandslos.
Auf dem Gang begegnete er nach einer Weile überraschenderweise wieder Ella. „Äh, Tom, hast du kurz Zeit?“, wollte sie wissen. „Gerade ist es ungünstig, tut mir leid. Aber wenn du magst, können wir uns nach dem Mittagessen kurz unterhalten, wenn es sich nicht bis dahin erledigt haben sollte. Bis später dann!“ Er winkte ihr kurz zu und hasste sich gleichzeitig dafür. „Woher kennst du die, ist sie das Schlammblut, was dich bei den Plänen gestört hat?“, Pansy rümpfte verächtlich die Nase, „Was für eine Zwergin. Bleich wie ein Gespenst, stumpfe Haare und dazu hat sie auch noch Pickel am Kinn!“ „Genau die ist es“, knurrte Tom, sobald sie außer Hörweite waren, „Und sie hat keine Freunde an Hogwarts. Sie ist so ein Opfer und nur weil ich sie einmal aus Pflichtgefühl und fürs Image als Vertrauensschüler verteidigen musste, rennt sie mir jetzt hinterher. Sie hat mich total über ihren Muggelvater vollgejammert, der sie ganz offensichtlich nicht mag, und ihre Mutter, die Sekretärin ist und ständig Affären mit reichen Geschäftsmännern hat. Sie hat mir alle ihre Probleme erzählt und ich denke, sie liebt mich, weil ich ihr geduldig zugehört habe, was wahrscheinlich bei ihrem ewigen Geplärre sonst keiner tut. Dabei gibt es nichts Langweiligeres, als den Problemen eines vierzehnjährigen Mädchens zuzuhören. Und dazu noch, wenn sie ein Schlammblut ist. Übrigens heult sie auch die ganze Zeit darüber herum, dass man sie dafür mobbt und möchte deshalb Selbstmord begehen. Dann muss ich da wenigstens mit dem Basilisken nicht mehr nachhelfen. Gut, wenn sie mir den undankbaren Job abnimmt. So gerne ich sie tot sehen will, so ungerne mache ich mir selbst die Hände schmutzig, das könnte schließlich negative Konsequenzen für uns und unsere Zukunft haben. Erst, wenn unsereins die Zauberwelt regiert, werde ich meine wahren Gedanken und Ansichten offenbaren.“ Pansy lachte gehässig bei jeder gemeinen Sache, welche Tom über Ella sagte. Tom hingegen fühlte sich irgendwie seltsam, nachdem er einfach die Privatangelegenheiten von Ella ausgeplaudert hatte und Pansy sich darüber lustig machte. Nicht, weil er Ella mochte, nein, ganz sicher nicht, aber einige ihrer Probleme betrafen auch ihn und wenn Pansy bei ihr darüber lachte, würde sie es bei ihm sicher genauso tun. Er musste sich auf jeden Fall vorsehen, dass sie nichts von seinen Schwächen erfahren würde.