Lord Voldemort today

Harry Potter - J. K. Rowling
F/M
G
Lord Voldemort today
Summary
Diese Story ist ein Gedankenspiel, wie Lord Voldemort wohl wäre, wenn er heutzutage aufgewachsen wäre, welches eine meiner besten Freundinnen und ich uns gemeinsam ausgedacht haben (60% der Ideen kommen von ihr, ich habe sie nur für uns beide umgesetzt). Tom Marvolo Riddle ist ungefähr im Jahr 2003 oder so geboren und wurde über einen anonyme Geburt im Wool's Orphanage abgegeben. Bloß der Vorname seines Erzeugers und seines Großvaters sind ihm bekannt. Mit den anderen Kindern des Waisenhauses und seinen Mitschülern versteht er sich nicht sonderlich gut, da diese ihn als Weirdo abstempeln. Bloß Amy Benson, ihre jüngere Halbschwester Clarissa und sein Klassenkamerad Dennis Bishop bewundern ihn für seine Andersartigkeit. Doch dann wird er von Amy verraten und Dennis schlägt sich auf ihre Seite. Auf einem Trip ans Meer plant Tom grausame Rache. Danach ist er alleine, bis er auf einmal einen Besucher empfängt, der ihn auf eine mysteriöse magische Schule einlädt, auf der er nach einigen Jahren Myrtle Elizabeth Warren begegnet, die er als Knecht braucht. Allerdings begegnet er Amy nach einigen Jahren wieder und braucht sie ebenfalls als Knecht. Zum Ende hin stellt sich die Frage, welche der beiden er lieber mag.
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Der Hogwarts Express

Endlich war es so weit und Mrs Cole hatte ihn am Bahnhof abgesetzt. „Mach’s gut Tom, ich hoffe, du sozialisierst dich ein wenig auf dem Internat und findest ein paar Freunde, die du auch gut behandelst. Bis zu den Sommerferien dann!“, verabschiedete sie ihn. „Ja, bis dann“, steif winkte Tom ihr zu und spannte den Kiefer an. Immer diese Leute, die mit Moralpredigten ankamen und auch noch Salz auf die Wunde streuten. Als ob es einzig und allein seine Schuld gewesen wäre, dass er keine Freunde gefunden hatte. Er war zwar nie der kontaktfreudigste Mensch gewesen, aber seit er sieben Jahre alt war und sich erste Anzeichen von Magie bei ihm gezeigt hatten, fanden ihn die anderen noch komischer, als sie es sowieso schon taten. Alleine auch schon, wie Mrs Cole von ihm als Baby gesprochen hatte und wie sie ihn zu so gefühlt zwanzig Ärzten geschleppt hatte, einfach nur, weil er so wenig auf sein Umfeld reagierte. Wie sollte er auch eine Beziehung zu Mrs Cole aufbauen? Für ihn war sie eine fremde Frau, es war nicht dasselbe, von einer Fremden als Baby im Arm gehalten zu werden, als wenn es die eigene Mutter getan hätte, welche ihn ausgetragen hatte und von welcher er die ganze Schwangerschaft über die Stimme gehört und die Emotionen nachempfunden hatte. In der Schule hatten sie gelernt, dass Babys unter anderem auch Stresshormone der Mutter abbekamen und auch selbst die Gefühle der Mutter zu spüren bekamen. Mrs Cole hingegen war eine Außenstehende, welche ihm nichts bedeutete. Und dieser Vorwurf, er würde seine Freunde nicht gut behandeln… Also während sie seine Freunde, beziehungsweise Verbündeten, waren, war er immer auf ihrer Seite gewesen. Klar, er war bossy und es musste sich meistens nach seinen Vorstellungen richten, aber sie waren halt nun einmal jünger und man musste das Alter ehren, es sei denn, die älteren waren Muggel. Seine Aggressionen richtete er nahezu ausschließlich gegen diejenigen, die er als seine Feinde ansah oder gegen die Verbündeten, die er als Verräter ansah. Nein, einzig und allein an ihm lag es sicher nicht, dass er immer irgendwie außenvor war und Lästergruppen hinter seinem Rücken erstellt wurden. Nun musste er also das Gleis Neundreiviertel suchen. Sonst verpasste er noch die Gelegenheit, endlich die schmutzigen Muggel zu verlassen. Er zeigte den Mittelfinger in Richtung Parkplatz, als er Mrs Coles Auto davonfahren sah und lief auf das Gleis Neun zu. Ein altbekannter schwarzlockiger Wuschelkopf zu einem mageren Körper zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Es war Harry! „Sieh einmal an, so sieht man sich wieder. Hattest du schöne restliche Ferien, Harry Potter?“, fragte Tom. Harrys Nachnamen spuckte er leicht verächtlich aus. Harry fuhr zu ihm herum. „Äh, ja, und du?“ „Bestens, sie waren bestens“, spottete Tom, „Kann der großartige, berühmte Harry Potter mir vielleicht sagen, wo das Gleis Neundreiviertel zu finden ist? Das ist nämlich eigentlich das Einzige, was ich von dir wissen will.“ „Weiß ich leider auch nicht. Was ist eigentlich dein Problem mit mir?“, erkundigte sich Harry, „Habe ich dir irgendetwas getan, dass du andauernd so aggressiv mir gegenüber bist?“ „Du existierst. Das genügt“, Tom ordnete sich die Haare und grinste von oben herab. Harry zuckte zusammen. Was für ein Opfer! „Wir sollten diese Familie im Auge behalten. Ich glaube, die wollen auch nach Hogwarts“, Harry deutete auf eine rothaarige Frau mit Sommersprossen, welche fünf Kinder hinter sich herschleppte. Ein älterer Junge, ein Zwillingspaar, einen Jungen ihres Alters, der groß und schlank war und eine kräftige Nase hatte und dann noch ein jüngeres Mädchen mit roten Haaren und weichen Gesichtszügen. Sie hatte wohl noch ein wenig Babyspeck an sich. Allesamt waren rothaarig und sommersprossig und redeten wild durcheinander. „Lass uns die Frau mal fragen“, ordnete Tom an und lief schnurstracks auf die Frau zu. „Entschuldigen sie, darf ich fragen, wie man auf das Gleis Neundreiviertel kommt?“ „Aber klar doch“, antwortete die Frau freundlich, „Seht ihr diese Absperrung zwischen Gleis Neun und Zehn? Die mit dem Fahrkartenschalter? Dort müsst ihr ganz schnell gegenrennen, ihr dürft nicht zögern und dann werdet ihr durchgelassen. Es ist ein magischer Durchgang.“ „Dankeschön“, Tom lächelte höflich, als er sich Harry zuwandte, wurde seine Miene jedoch wieder eiskalt. Er konnte ihn einfach nicht ausstehen.

Harry fühlte sich unwohl. Er konnte bei bestem Willen nicht verstehen, warum dieser Junge mit den schwarzen Haaren und den dunklen, kühlen Augen zu der blassen Haut, welcher wie die kühlere und perfektere Version seiner selbst aussah, ihn so sehr zu hassen schien. Traurig dachte er an seine Schulzeit in der Muggelwelt zurück. Nachdem seine Eltern von einem Drachen umgebracht worden waren, war er in der Muggelwelt bei seiner Tante und seinem angeheirateten Onkel aufgewachsen. Sein Cousin Dudley wurde andauernd bevorzugt und nutzte dies ihm gegenüber schamlos aus. Dudley mobbte ich die ganze Zeit an der Schule und Harry hatte inständig gehofft, dass dies in der Zauberwelt besser werden würde. Doch nachdem er Tom und den blonden Jungen mit dem spitzen Gesicht getroffen hatte, befürchtete er, dass alles genauso weitergehen würde wie bisher. Er wusste nicht, ob er diesen Jungen hassen, fürchten oder bewundern sollte. Er versuchte, ihn unauffällig zu mustern. Tom war wohlproportioniert, hatte eine schöne Jawline und jedes seiner Haare fiel perfekt. Sein Haar war leicht seitlich gescheitelt und sein Pony fiel ihm in Wellen in die Stirn. Wie gerne wäre Harry so gewesen, wie dieser Junge. So rein optisch, nicht charakterlich natürlich, denn Toms Charakter fand Harry absolut widerlich und abstoßend. Wenn Harrys Haare so gewesen wären, wie die von Tom, was hätte es Onkel Vernon erfreut! Und die mandelförmigen dunkelgrauen Augen passten so gut zu seinem blassen Teint. Bestimmt musste Tom viele Verehrerinnen haben! Und mit Sicherheit war Tom an seiner alten Schule total angesagt gewesen, mit der finsteren Art von Glamour, die ihn umgab. „Was schaust du mich so an, Harry? Verliebst du dich etwa?“ „Nein!“, fuhr Harry Tom an, „Ich habe mich nur gerade gefragt, warum DU mich die ganze Zeit so böse anschaust, das nervt mich.“ „Na dann bin ich ja beruhigt, genau das war mein Ziel. Und nun lebe wohl, denn ich will den Hogwarts Express nicht verpassen. Viel Spaß noch in der Muggelwelt!“ „Natürlich komme ich auch mit!“, Harry nahm Anlauf und zog sein Gepäck hinterher. Seine Eule Hedwig krächzte empört über sein schnelles Tempo. „Den Gefallen, dass du ohne mich nach Hogwarts fährst, kann ich dir nämlich leider nicht tun!“ Er rannte durch die Absperrung und folgte Tom in den Wagen. Er schaute sich in den Abteilen um und sah den rothaarigen Jungen seines Alters alleine in einem Abteil sitzen. „Darf ich mich zu dir setzen?“, wollte Harry wissen. „Ja klar“, gab der Junge zurück, „Ich heiße übrigens Ron Weasley.“ „Cool, ich heiße Harry James Potter.“ Rons Mund klappte einmal auf und wieder zu. „Du bist der berühmte Harry Potter, der den Angriff durch einen Drachen überlebt hatte und wegen dem Tod seiner Eltern überall in der Zauberwelt verboten wurde, Drachen zu halten? Freut mich, dich kennenzulernen!“

Tom hatte versucht, ein Abteil zu finden, in welchem er alleine sitzen konnte und nach langem Suchen war es ihm glücklicherweise gelungen. Andere fragten sich zwar schon häufig, warum er sich immer so sehr isolierte und von sich aus keinen Kontakt zu anderen suchte, aber wieso sollte er das auch tun? Er hatte seine Eltern verloren, bevor er irgendwie eine Bindung zu ihnen hätte aufbauen können und Mrs Cole war zwar schon durchaus bemüht, sich so gut wie sie konnte um die Kinder zu kümmern, aber es hatte halt eben einfach in seinem Fall nicht ausgereicht. Nehmen wir einfach einmal an, er wäre in einer normalen Familie aufgewachsen. Vater, Mutter und zwei Kinder, so, wie es heutzutage sehr verbreitet ist. Die Mutter wäre Zuhause geblieben, solange er klein und auf intensive Betreuung angewiesen war und hätte sich um ihn und vielleicht sein Geschwisterkind gekümmert, falls er das zweite Kind gewesen wäre. Die Aufmerksamkeit hätte abwechselnd beiden Kindern gegolten und abends wäre der Vater nach Hause gekommen und Tom und sein Geschwisterkind hätten ihm lautstark und durcheinander davon erzählt, was sie alles so am Tag gemacht hätten und ihm ihre Bastelwerke oder neuen Errungenschaften gezeigt. Tom hätte ihm stolz demonstriert, wie gut er Basketball spielen konnte und sein Vater hätte ihm angeboten, am Sonntag gemeinsam eine Runde auf dem Sportplatz zu spielen. Doch die Realität sah anders aus und das hinterließ ihre Spuren. Mrs Cole, Mrs Sweeney und ständig wechselnde Auszubildende oder Personen, die ihr Sozialpraktikum leisten wollten, mussten sich um nahezu vierzig Kinder kümmern und waren ständig überarbeitet, vor allem Mrs Cole, die immer noch die Hauptverantwortliche war. Somit hatte er praktisch nicht einmal ein Zehntel der Aufmerksamkeit erhalten, die sonst ein jedes andere Kind von seinen Eltern erhielt. Gut, es gab auch Großfamilien, aber in denen passten teilweise auch die älteren Geschwister auf die jüngeren auf und es herrschte eine gewisse Verbundenheit zwischen ihnen vor, was im Waisenhaus jedoch leider nicht der Fall war. Dunkel erinnerte sich Tom an die Erzählungen von Mrs Cole, wie Billy Stubbs, als Tom selbst drei Jahre alt gewesen war, ins Waisenhaus gekommen war und Tom äußerst tollpatschig, wie viele andere Kleinkinder, im Spielezimmer umhergelaufen war. Billy hatte alleine einen Turm aus Bauklötzen gebaut und Tom war über einen Bauklotz gestolpert, welchen er übersehen hatte und auf Billys Turm gefallen. Schon seit dem Zeitpunkt war die Feindschaft zwischen ihnen geschlossen. Billy hatte daraufhin einen Trotzanfall in einem äußerst unnormalen Ausmaß und schlug Tom ein paarmal feste auf den Rücken und auf den Hinterkopf. Tom jedoch weinte nicht, sondern erstarrte leicht überrascht, drehte sich um und biss Billy Stubbs blitzschnell in die Hand. Und diese wollte Tom auch nicht so schnell freigeben. Als Mrs Cole den beißwütigen Dreijährigen endlich mal von Billy gelöst hatte, sah man tiefe Beißabdrücke in seiner Hand und die, an welchen Toms Eckzähne gewesen waren, bluteten sogar. Im Nachhinein betrachtet ekelte sich Tom extrem darüber, jemals das Blut eines Muggels in seinem Mund gehabt zu haben und dazu gezwungen gewesen sein zu müssen, Muggelgewalt anzuwenden, doch damals hatte er es eben nicht besser wissen können, seine magischen Kräfte waren noch nicht erwacht und er war leider nur ein gewöhnliches Kind unter Muggeln gewesen. Grauenhaft! Wie viel besser ging es ihm nun. Aber jedenfalls zurück zur nicht vorhandenen geschwisterlichen Solidarität zwischen den Waisenkindern. Trotz der Bemühungen von Mrs Cole kam die Atmosphäre in dem maßlos überfüllten Kinderheim der einer Familie leider nicht einmal ansatzweise nahe. Und Tom gehörte zu den vereinzelten Kindern, die ihr ganzes Leben seit ihrer Geburt an diesem trostlosen Ort verbringen mussten, ohne eine Bezugsperson und ohne eine Vaterfigur als männliches Vorbild, da nur äußerst selten männliche Azubis vorbeikamen. Durch diese enorme Orientierungslosigkeit und mangelnde Aufmerksamkeit als Baby und Kleinkind, hatte er so eine Art toxische Autonomie entwickelt, dass er grundsätzlich lieber alleine war und die Nähe zu anderen nicht einmal zuließ, weil er seit er das Licht der Welt erblickt hatte, praktisch ohne die zuverlässige Zuwendung anderer leben musste. Zudem hatte es ihn schon immer geschmerzt, von klein auf nur ein kleines Kind von unendlich vielen zu sein und niemandem etwas zu bedeuten, zumindest niemand Relevantem. Was nützte es ihm, wenn ihm alle Mädchen seiner Klasse und aus den Klassen darunter schöne Augen machten? Diese konnten ihm auch nicht den Rückhalt geben, den ihm eine Familie hätte geben können.

Tom holte ein Buch aus seinem zerschlissenen Rucksack, welchen er schon seit der ersten Klasse besaß und begann, zu lesen, auch wenn er dieses Buch schon tausende Male durchgelesen hatte. Das Buch hieß Der Junge aus London und irgendwie mochte Tom dieses Buch, auch wenn es sich um einen Muggeljungen handelte, aber egal. Irgendwie konnte er sich gut mit diesem Jungen identifizieren, weil dieser auch ohne elterliche Liebe aufgewachsen war und sich zu Anfang sehr schwer damit tat, Kontakt zu den anderen Kindern herzustellen. Er war still und verschlossen, aber für Toms Geschmack zu schüchtern, bescheiden und zu sehr Opfer. Aber in vielen Punkten konnte er ihn schon gut verstehen. Gerade hatte er ein paar Seiten durchgelesen, als auf einmal ein Mädchen mit buschigen Haaren, karamellfarbener Haut und dunkelbraunen Augen hereinplatzte. „Hallo, ich bin Hermione Granger, hast du zufällig Nevilles Kröte gesehen?“ „Nein und ich will jetzt weiterlesen!“, knurrte Tom. „Du hast dich ja nicht einmal umgesehen“, kurzerhand nahm ihm Hermione das Buch aus der Hand. „Ist die Kröte hier irgendwo in deinem Abteil? Interessantes Buch übrigens, aber für meinen Geschmack zu traurig und düster. Ich verstehe nicht, wie man so etwas mehr als einmal lesen kann, oder liest du es zum ersten Mal? Auch wenn ich es für gut halte, sich selbst seine Meinung zu Themen zu bilden, so muss ich doch die Empfehlung aussprechen, das Buch nicht weiterzulesen, da die Mutter des Jungen im Laufe der Zeit sehr gewalttätig wird und der Junge…“ „Ist mir bereits bekannt und jetzt gib mir das Buch zurück!“, zischte Tom verärgert, „Die Kröte ist nicht hier und jetzt verlasse sofort mein Abteil.“ „Das hier ist nicht alleine DEIN Abteil, es steht allen zu, die nach Hogwarts eingeladen worden sind“, korrigierte ihn Hermione mit herrischer Stimme. „Geh weg!“, rief Tom aufgebracht und deutete mit dem Kinn zur Tür, „Ich wiederhole mich nur ungerne. Such die Kröte woanders. Vielleicht findest du sie ja, wenn du in den Spiegel guckst.“ Hermione schnaubte beleidigt, drehte sich um und warf die Haare zurück. Was für eine Zicke! Amys Freundinnen waren Tom ja schon sehr unsympathisch gewesen, aber dieses Mädchen war noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Hoffentlich kam sie nicht in sein Haus! Genervt und voller Hassgefühle gegenüber Hermione steckte Tom seine Nase wieder in sein Buch. Glücklicherweise verlief die restliche Fahrt ungestört und wie Tom nachher mitbekam, war Hermione offensichtlich Harry und dem rothaarigen Jungen, welcher Ron Weasley hieß, auf die Nerven gegangen anstatt ihm. Tom freute sich, dass Harry es abbekommen hatte und nicht er.

Aufgeregt setzte er sich in eines der Boote, welches die Schüler nach Hogwarts fuhr und beobachtete beeindruckt das große, elegant aussehende Schloss mit den hohen Türmen. Hogwarts sah aus, wie ein Märchenschloss und Tom freute sich, dass dies nun sein neues Zuhause sein würde. In welches Hogwarts Haus er wohl kommen mochte? Ungeduldig wartete er, bis das Boot endlich das Ufer erreichte und er mitsamt den anderen Schülern in das Gebäude hineingeführt wurde. Es hingen Gemälde an der Wand, die sich bewegten und reagierten, einander besuchten und vieles mehr. Tom kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und tief in sich spürte er, dass er schon immer in diese Welt gehört hatte anstatt in dieses schäbige Waisenhaus mit chronisch überforderten, wechselnden oder einfach nur gemeinen Erzieherinnen. Sie liefen auf die große Halle zu und als sie diese betraten, entdeckte er einen braunen Lederhut auf einem dreibeinigen Hocker, welcher einen Gesichtsausdruck hatte und anfing, ein Lied zu singen.

Ihr denkt, ich bin ein alter Hut,
mein Aussehen ist auch gar nicht gut.
Dafür bin ich der schlauste aller Hüte,
und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte!
Alle Zylinder und schicken Kappen
sind gegen mich doch nur Jammerlappen!
Ich weiß in Hogwarts am besten Bescheid
und bin für jeden Schädel bereit.
Setzt mich nur auf, ich sag euch genau,
wohin ihr gehört - denn ich bin schlau.
Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut,
denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut.
In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu,
man hilft dem andern, wo man kann, und hat vor Arbeit keine Scheu.
Bist du geschwind im Denken, gelehrsam auch und weise,
dann machst du dich nach Ravenclaw, so wett ich, auf die Reise.
In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden,
doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.
Nun los, so setzt mich auf, nur Mut,
habt nur Vertrauen zum Sprechenden Hut!

Tom verzog leicht sein Gesicht. Das war Earrape Musik! Er selbst bevorzugte ja eher Techno und Goth Rock, wie zum Beispiel Sisters of mercy oder so. Was er auch liebte war Rammstein, auch wenn er Amy immer dazu hatte überreden müssen, ihm die Übersetzung der Songtexte herauszusuchen, damit er sich diese abschreiben konnte und wusste, worum es in den Songs ging. Vor allem der Song Ich tu dir weh war einfach so herrlich grausam und ganz nach seinem Geschmack. Dagegen konnte der sprechende Hut bei bestem Willen mit seinen armseligen Texten nicht anstinken. Auch wenn diese Bands aus Muggeln bestanden, man konnte sich doch immer noch die Rosinen herauspicken, oder? Auch wenn die Zeit in der Muggelwelt alles andere als angenehm für ihn gewesen war und er den Status als Weirdo hatte, so konnte er sich doch immer noch an ihrer Grausamkeit erfreuen, oder? Gedankenverloren reihte sich Tom in die Schlange ein und wartete, bis sein Name aufgerufen wurde. Nur bei den Schülern, die ihm besonders lästig vorgekommen waren, hörte er zu, in der Hoffnung, dass er nicht im selben Haus landete wie sie. „Hermione Granger“, rief der Hut. Tom wartete gespannt ab, während der Hut Hermione über die Augen rutschte und überlegte. „Gryffindor!“, rief der Hut. Interessant, dann wusste Tom auf jeden Fall schon einmal, in welches Haus er auf gar keinen Fall wollte. Allerdings verwunderte ihn auch ein wenig, dass dieses besserwisserische Mädchen nach Gryffindor kam. Gehörten die Streber nicht nach Ravenclaw? Die Gryffindors klatschten und Tom wunderte sich, wie lange die Freude darüber wohl anhalten mochte, dass dieses Mädchen in ihr Haus gehörte. Wahrscheinlich würde sie ihnen bereits nach wenigen Tagen extrem auf die Nerven gehen, sodass sie keiner mehr mochte!

Nach einer Ewigkeit, in der Tom fast eingeschlafen wäre, wurde der blonde Zwillingsbruder von Elsa aufgerufen, welcher Draco Malfoy hieß. Noch ehe man ihm den Hut aufsetzen konnte, rief dieser bereits: „Slytherin!“ Tom hoffte inständig, dass er nicht mit dieser Quasselstrippe in ein Haus kam, sein Nervensystem hatte immer noch bleibende Schäden nach dem Zusammentreffen mit Malfoy erlitten. Doch in welches Haus sollte er dann kommen? Seiner Ansicht nach kamen nach Gryffindor nur so Leute, die freiwillig auf Selbstmordmission gingen. Praktisch die Suicide Squad. Risikobereite Personen, die ausführten, anstatt still und heimlich die Fäden zu ziehen. Nach Hufflepuff gehörten seiner Ansicht nach nur Lappen, er hatte schon immer auf Treue und Hilfsbereitschaft gepfiffen, es umgekehrt aber von anderen im Übermaß erwartet. Vielleicht könnte er ja ein paar Hufflepuffs dazu manipulieren, ihm zu dienen. Ravenclaw käme für ihn vielleicht noch am ehesten in Frage, er hielt sich schließlich für besonders schlau, ohne es rein objektiv gesehen zu sein. (Sorry, aber all seine Pläne waren meiner Ansicht nach so schlecht durchdacht, kurzsichtig und einzig und allein aus dem gekränkten Ego heraus. Könnte ich zwar selbst nicht besser und würde es auch nicht wollen, ich bin eine Hufflepuff, aber egal. Tom: Ich brauche noch ein paar Horkruxe und du scheinst ein willkommenes Opfer für mich zu sein.) Tom fokussierte sich auf Harry. In welches Haus dieser wohl kam? Als Harry endlich aufgerufen wurde, sah er, wie Harry vor sich hin flüsterte. Tom konnte einigermaßen gut Lippen lesen und er sah, dass Harry murmelte: „Bitte nicht Slytherin, bitte nicht Slytherin.“ Wahrscheinlich hatte Malfoy ihn genauso sehr vergrault wie Tom. Tom grinste in sich hinein. „Gryffindor!“, rief der Hut. Dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit kam Tom an die Reihe. Würdevoll schritt er auf den Hut zu, wenn auch unter leicht verächtlichen Blicken der Schüler am Slytherin Tisch, wahrscheinlich wegen seines gebrauchten Umhangs. Unfassbar neugierig setzte er sich auf den Stuhl und wartete, bis man ihm den Hut über den Kopf stülpte. Dieser rutschte ihm über die Augen und es wurde dunkel. „Hm… Ich erkenne sehr viel Fleiß, wie ein Hufflepuff“, begann der Hut. „Nein, dahin gehen nur Lappen“, dachte sich Tom, „Die viel arbeiten, aber für nichts und vor allem eher für andere als für sich selbst. Einfach Opfer.“ „Hm, du scheinst sehr stolz zu sein und nur arbeiten zu wollen, wenn es dir etwas bringt. Du bist stolz und eigenwillig wie ein Gryffindor, aber der Rest passt nicht. Ravenclaw… Hm, Rowena legte Wert auf Weisheit, Intelligenz und Originalität. Einerseits bist du zwar sehr speziell, um nicht zu sagen sonderbar, aber die ersten beiden Eigenschaften sind nur schwach bei dir ausgeprägt. (Tom: Ich habe dir gesagt, wenn du diese Stelle in meine Biografie mit reinnimmst, bist du tot! Ich: Sorry, hab dir nicht zugehört.) Aber ich erkenne ganz viel Ehrgeiz und magisches Talent. Außerdem kannst du mit Schlangen sprechen. Ich würde sagen, du kommst nach Slytherin.“

„Zu Malfoy? Ich hasse diese Labertasche, ich kann ihn bis auf den Tod nicht ausstehen!“ „Das ist ein richtiger Slytherin! Du machst aus deiner Abneigung keinen Hehl und bist sehr streitbar“, sagte der Hut in Gedanken, bevor er rief: „Slytherin!“ Tom spannte den Kiefer an, während der Applaus am Slytherin Tisch nur äußerst spärlich ausfiel. Er setzte sich neben ein Mädchen mit dunklem Pagenschnitt, welche Pansy hieß, wenn er sich richtig erinnerte. Sie rückte leicht von ihm ab. „Ich will nicht neben einem Schlammblut sitzen“, nörgelte sie. Tom zog eine Augenbraue hoch. „Bitte was? Wie hast du mich gerade genannt?“ „Sag bloß, du weißt nicht, was das ist“, sie rümpfte die Nase, „Er kennt nicht einmal die abwertende Bezeichnung für Zauberer und Hexen seiner Art.“ Alle um sie herum lachten. „Wirst du wohl aufhören, dich über mich lustig zu machen?“, fuhr Tom sie an und runzelte die Stirn. Hätte Dumbledore ihm nicht im Voraus solch eine scharfe Moralpredigt gehalten und würde er jetzt nicht gerade so prüfend zu Tom herüberschauen, hätte Tom dieses Mädchen schon längst so gefoltert, wie er es mit der kleinen Amy getan hatte. „Den Gefallen kann ich dir leider nicht tun“, grinste ihn die Hexe an und Malfoy lachte. „Mir scheint, ich muss dich mal ein wenig darüber aufklären, was ein Schlammblut ist. Du erinnerst dich doch mit Sicherheit noch an unser äußerst nettes Gespräch in Madame Malcolms Laden, oder? In welchem ich ausdrücklich gesagt habe, dass Zauberer und Hexen, deren Eltern Muggel sind, hier nicht erwünscht sind? Das sind Schlammblütler!“ „Ach ja? Woher wollt ihr wissen, ob meine Eltern Muggel sind oder nicht?“ „Der Nachname. Noch nie habe ich den Nachnamen Riddle hier gehört“, sagte Malfoy spöttisch. „Und?“, Tom hob arrogant die Augenbrauen. Was dieser blöde Malfoy konnte, konnte er selbst schon lange. „Schon einmal daran gedacht, dass vielleicht meine Oma väterlicherseits eine Hexe sein könnte, den Namen ihres Mannes angenommen hat und es einfach eine Generation übersprungen hat? Und weißt du überhaupt, ob mein Vater nicht schon hier auf der Schule war?“

Malfoy grübelte. „Also, bei der ersten Möglichkeit wärst du dennoch ein Schlammblut, weil dein Vater dann ein Squib gewesen wäre. Bei der zweiten Möglichkeit bin ich mir nicht so sicher… So genau weiß ich auch nicht, ob dein Vater auf Hogwarts war oder nicht, ich kenne auch nicht alle Schüler auswendig, erst recht nicht die aus der Steinzeit.“ Tom lachte. Malfoy kniff die Augen zusammen. „Und was ist mit deiner Mutter?“, fragte er und Tom erstarrte. Die Möglichkeit, dass seine Mutter eine Hexe sein könnte, war für ihn immer noch unvorstellbar oder er wollte sie nicht wahrhaben, weil wenn sie sich mithilfe von Magie hätte retten können, aber es gar nicht tun wollte und ihn einfach aus eigenem Willen im Stich gelassen hätte, würde das sein äußerst brüchiges Selbstbewusstsein zu sehr ankratzen. „Die ist tot und über die weiß ich absolut gar nichts!“, blaffte Tom, „Hab ich erstens schon gesagt und zweitens kann ich ja wohl schlecht wissen, ob sie eine Hexe ist, wenn ich ihren Namen nicht kenne.“ „Wie alt war sie denn?“ „Ungefähr so alt wie Mrs Cole zu dem Zeitpunkt, mit siebzehn war sie schwanger und mit achtzehn hat sie mich bekommen und ist dann gestorben. Aber eigentlich geht dich das gar nichts an.“ „Bestimmt war sie keine Hexe“, lachte Pansy, „Zauberer und Hexen können über hundert Jahre alt werden und es gibt eigentlich gegen alles Mögliche irgendeinen heilenden Zauber. Außerdem gibt es auch Verhütungszauber, weshalb Zauberer und Hexen in der Regel nur gewollte Kinder bekommen, was ich bezweifle, dass das bei deiner Mutter der Fall war. Mit siebzehn ist man meistens weder in der Muggelwelt noch an Hogwarts mit der Schule oder Ausbildung fertig! Hat mein Vater im Muggelkunde Unterricht gelernt. Du solltest also herausfinden, ob dein Vater nach Hogwarts gegangen ist, oder nicht. Ansonsten bist du nämlich ein widerwärtiges Schlammblut und niemand möchte dich in diesem Haus haben. Was der edle Slytherin wohl dazu sagen würde, wenn ein kleines, wertloses Schlammblut in seinem Haus lebt?“ Pansy würgte. „Ich glaube, er würde sich im Grab herumdrehen. Versuche deshalb, so schnell wie möglich herauszufinden, ob dein Vater einer von uns ist. Erst, nachdem du uns bewiesen hast, dass du kein Schlammblut bist, rede ich wieder mit dir.“ Tom schnaubte leicht amüsiert, obwohl diese Hexe ihm die düstersten Fantasien bescherte. Solche Aggressionen, wie er sie gegen diese Hexe verspürte, hatte er nicht einmal gegen Amy verspürt und das mochte etwas heißen.  „Du denkst, es wäre mir wichtig, dass du mit mir redest? Du bist mir, verdammt nochmal, egal!“ Pansy ignorierte ihn. Einerseits war Tom es gewohnt, alleine zu sein, er kannte es von klein auf nicht anders. Andererseits hätte er sich schon gewünscht, unter seinesgleichen angesehen zu sein und akzeptiert zu werden. Doch sowohl in der Muggelwelt als auch in der Zauberwelt schien er zu keiner Gruppe dazuzugehören und nirgendwo so recht erwünscht zu sein. Er schaute langsam herüber zu den anderen Tischen. Dort wurden die neuen Schüler freudig aufgenommen und Tom fragte sich ernsthaft, womit diese es verdient hatten, besser behandelt zu werden als er. Deshalb hatte er sich von dem Tag an feste vorgenommen, seine Herkunft zu recherchieren, um in seinem Haus auch so gut anzukommen und einen hohen Status zu erlangen. Er würde es allen beweisen, dass er, Tom Marvolo Riddle, ein würdiger und mächtiger Zauberer war und seinen Platz im Hause Slytherin sehr wohl verdient hatte.

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