
Chapter 10
Henry sah, wie die Schüler und Schülerinnen die große Halle verließen. Er bemerkte den fragenden Blick von Harry, den er auch schon bei Sirius, Remus und Percy gesehen hatte. Morgan seufzte und machte sich auf den Weg zu seinem Zimmer. In seinem langen Leben hatte er sich oft die eine Frage gestellt: Er trug für die Außenwelt eine Maske des guten Menschen. Henry erinnerte sich an die Worte, die Crowley einmal zu ihm gesagt hatte:
„Wir alle tragen Masken, um vor anderen etwas zu verbergen, was nicht jeder sehen soll. Wenn wir diese Masken jedoch nicht abnehmen und uns auch vor den Menschen verstecken, die wir lieben, werden wir einen sehr hohen Preis dafür bezahlen müssen. Denn keine Maske hält ewig.
Achte darauf, was du tust, denn Liebe zeigt, was du bist.
Wir alle tragen Masken, und es kommt der Zeitpunkt, an dem wir sie nicht mehr abnehmen können, ohne dabei Stücke unserer Haut mit abzutrennen.“
Keiner stirbt direkt als Kopie; irgendwo tief in uns bleibt immer noch die „alte“ Persönlichkeit.
Henry hatte sich zu lange aus der Welt zurückgezogen. Er hatte einen hohen Preis für die Entscheidung, nichts zu tun, bezahlt – seine Frau Abigail und seinen Sohn Abraham. Morgan trat in seine Räumlichkeiten und ließ sich in einen alten Ohrensessel fallen. Er dachte über sein ganzes Leben nach, über die letzten elf Jahre und darüber, was er getan hatte. Er ging engagiert und interessiert seiner Arbeit nach. Henry unterrichtete gern und kümmerte sich um seine Schüler, auch wenn ständig Sorgen ihn plagten und die Härten seines Lebens ihn desillusioniert hatten. Morgan hatte gelernt, dass, wenn das Leben einem einen Schlag versetzte, man wieder aufstehen musste. Sein Leben hatte immer auf einem harten Realitätscheck bestanden.
Irgendwann wird die Vergangenheit einen einholen. Henry fühlte sich in letzter Zeit sehr allein. Er hätte gern Remus, Sirius, sein jüngeres Ich mit seiner Familie oder die Addams um sich gehabt. Er hatte diese verdammte Zeitreise gemacht und trug die Folgen dafür in seiner Verantwortung. Henry sank tiefer in seinen Sessel und legte den Kopf in den Nacken. „Moment, ich war nicht bereit für dieses Gespräch. Er war nie bereit für dieses Gespräch.“
Er erinnerte sich an das, was sein Sohn Abe ihm oft gesagt hatte: „Mögest du in interessanten Zeiten leben.“ Wenn ihm alles zu viel wurde, konnte er immer noch seine Eltern um Hilfe bitten. Seine Mutter, die Engel Aziraphale, und sein Vater, Crowley. Er konnte seine Eltern an den Wochenenden im Buchladen besuchen. Sie könnten zusammen essen gehen. Er öffnete ein Fenster in seinem Raum und verwandelte sich in eine Schneeeule, die ein paar Runden über das Schloss drehte.