
Hogwarts im Chaos
Die Zugfahrt nach Hogwarts verlief fast reibungslos. Da Harry, Hermine und Ron – aufgehalten durch McGonagall – den Zug relativ spät betraten, mussten sie sich das Abtei mit drei Erstklässlern teilen, die aus dem Staunen kaum raus kamen, als sie von Harrys Blitznarbe erfuhren.
„Und die ist vom dunklen Lord?“, fragte ein Mädchen mit großen Augen.
„Ja.“, antwortete Harry genervt.
„Wie hat er das gemacht?“ kam die nächste Frage vom Jungen neben ihr.
„Hat mich mit nem Stein beworfen.“ Die drei Kinder sahen ihn gutgläubig an. Harry verdrehte die Augen. „Das warn Witz.“ Unsicher begannen die Kinder zu lachen.
Hermine stieß ihm bei dieser ungehobelten Antwort mit dem Ellenbogen in die Seite. „Halt die Klappe, du Rüpel. Ich mach das.“, raunte sie ihm zu. Harry verschränkte bockig die Arme und sah aus dem Fenster.
„Wisst ihr, die Narbe hat er von einem Todesfluch. Denn der dunkle Lord wollte ihn töten.“ Erschrocken zogen die Kinder den Atem ein. „Aber keine Sorge, das hat er nicht.“ Die Kinder atmeten erleichtert wieder aus.
„Stattdessen hat Voldemort seine Eltern getötet!“ Der Schrecken war zurück in den Gesichtern. Eins der Kinder begann zu weinen.
„Gut gemacht, Hermine. Lass mich mal.“, sagte Ron, bevor er in seiner Tasche kramte. „Hier, Kinder. Wollt ihr vielleicht Krümel von den Keksen, die meine Mam mir ein Jahr vor meinem ersten Jahr gebacken hat?“ Der Schrecken wandelte sich zu Ekel beim Anblick der Tüte mit leicht grünlichem Inhalt, die Ron aus seiner Tasche zog. Angewidert standen die drei Kinder auf und verließen das Abtei. Einer der Jungen sagte „Fresh D sagt, Äpfel sind gesund!“, bevor er Ron vors Schienenbein trat. „Ihr seid voll blöd!“, rief das Mädchen noch, dann waren die Erstklässler verschwunden.
Überrascht sah Hermine ihnen hinterher. „Waren wir damals auch so?“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Ron das Schienenbein, während Harry nur mit den Schultern zuckte. „Keine Ahnung, Hauptsache, sie nerven nicht mehr.“
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In Hogwarts angekommen war die Hölle los. Am Bahnsteig waren dieses Jahr erstaunlich viele Erstklässler, die alle nach und nach von Hagrid eingesammelt wurden. Und auch im Schloss wurde es nicht besser. Scheinbar hatte sich niemand darum gekümmert, dass die neuen Schüler sich in Reih und Glied aufstellten. Sie liefen überall herum, obwohl sie doch eigentlich vor der großen Halle warten sollten. Harry, Ron und Hermine wollten sich gerade an ihren angestammten Platz in der großen Halle setzen, aber da saßen schon drei bekannte Gesichter.
„Na was wollt ihr denn hier?“, fragte Harry empört. „Weg mit euch, los!“, versuchte er die drei Erstklässler wie lästige Fliegen zu verscheuchen. Doch die drei rührten sich kein Stück. „Wir wollen alle drei nach Griffindor!“, eröffnete der Junge, der Ron vors Schienenbein getreten hatte.
„Es ist mir egal, was ihr wollt! Das ist mein Platz!“, nörgelte Harry weiter. „Verschwindet!“
Derweil sah Hermine sich suchend um. War denn kein Lehrer in der Nähe, der die Erstklässler zusammen halten konnte? Doch alle Lehrkräfte saßen bereits hinten an ihren angestammten Plätzen am Lehrertisch, als Dumbledore herein schlurfte. „Hallo! Ich bins, euer Fresh D! Heute ist es wieder an der Zeit, euch zu einem neuen- Harry? Harry! Was machst du da?“
Harry, der immer noch mit den Erstklässlern diskutierte, sah auf. Alle starrten ihn an. „Die sitzen auf meinem Platz! Ich-“
„Junge, jetzt sei nicht albern! Mein Platz, dein Platz, es ist genug Platz für alle da! Und jetzt setz dich!“ Ärgerlich setzte Harry sich ans Ende des langen Tisches und auch Hermine und Ron suchten sich andere Plätze. Dumbledore setzte seine Rede fort, die nicht besonders eloquent war. Er stockte kurz, als es um die Hauszuteilung der Erstklässler ging. „Minerva? Minerva! Bring den Hut!“ Nichts bewegte sich. Der Saal war still. Irgendjemand hustete. Flittwick hatte Erbarmen und flüsterte Dumbledore etwas zu. „Aha. Ahja. Hm.“ kommentierte Dumbledore, der bestimmt nicht wieder sein Hörgerät ausgeschaltet hatte. „Wir überspringen den lästigen Teil, denn so, wie ich das sehen kann-“, er rückte seine schmutzige Brille zurecht und sah angestrengt hindurch. „sitzt ihr ja schon alle irgendwo an einem Tisch!“
Dumbledore klatschte in die Hände und die vorher neutrale Uniform der Erstklässler verwandelte sich in die Hausfarbe des Tisches, an dem sie saßen. Ein Raunen ging durch den Saal. Harry ballte die Fäuste und sein Kopf wurde rot. Die Erstklässler, die ihn noch geärgert hatten, freuten sich diebisch und streckten ihm die Zunge raus.
Dumbledore ließ sich von all dem nicht beirren. „Möge das Festmahl beginnen!“ Wieder klatschte er und die leeren Teller auf den Tischen füllten sich. Doch Harry war der Appetit vergangen. Er wollte nur eines – Rache.