
Schatten über Hogwarts
Die Ankunft in Hogwarts war wie ein Befreiungsschlag für Draco. Als sie das Schloss betraten, spürte er, wie sich die Anspannung der Sommerferien von ihm löste. Die großen Hallen, die verzauberte Decke der Großen Halle, die flackernden Kerzen – all das fühlte sich mehr nach Heimat an als Malfoy Manor es je getan hatte.
Die Begrüßungszeremonie verlief wie gewohnt. Dumbledore hielt eine Rede, in der er alle Schüler willkommen hieß und auf die üblichen Schulregeln hinwies, wobei Filch wie immer missbilligend die Arme verschränkte. Doch eine Neuigkeit erregte die Aufmerksamkeit aller: Der neue Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
"Professor Gilderoy Lockhart!" rief Dumbledore aus.
Der Saal brach in Applaus aus, besonders die Mädchen. Draco verzog das Gesicht. "Oh großartig", murmelte er leise zu Blaise, der sich ein Lachen nicht verkneifen konnte.
"Ich wette, Hermine wird ihn lieben", flüsterte Blaise grinsend, woraufhin Draco verstohlen zu Harry schaute. Dieser verdrehte ebenfalls die Augen und erwiderte Dracos Blick mit einem genervten Schmunzeln.
Der Abend verging schnell, und bald darauf begann der normale Schulalltag – oder zumindest das, was in Hogwarts als normal galt.
Die Wochen vergingen, und Hogwarts wurde zunehmend von Gerüchten beherrscht. Schüler flüsterten in den Fluren über dunkle Mächte, über Bedrohungen, die sich anbahnten. Dann geschah es.
"Die Kammer des Schreckens wurde geöffnet. Feinde des Erben, nehmt euch in Acht."
Die Worte prangten in blutroten Buchstaben an der Wand, während Mrs. Norris, Filchs Katze, wie versteinert daneben lag.
Die Schüler drängten sich um die Stelle, Gemurmel und Schock hallten durch den Gang. Draco war unter den Ersten, die die Szene erblickten. Neben ihm stand Blaise mit gerunzelter Stirn, während Harry, Ron und Hermine sich ihren Weg durch die Menge bahnten.
"Was zur Hölle…" Blaise brach ab, als er auf die Wand starrte.
"Die Kammer des Schreckens", murmelte Draco. Seine Finger kribbelten. Er kannte die Legende. Jeder reinblütige Zauberer kannte sie. Doch die Tatsache, dass sie tatsächlich geöffnet wurde, ließ ihn innerlich frösteln.
Plötzlich wurde es still. Eine raue Stimme hallte durch den Gang.
"Was ist hier los?"
Snape schritt durch die Menge, gefolgt von Dumbledore, McGonagall und Filch, der mit aufgerissenen Augen auf seine verfluchte Katze zeigte.
Harry wurde sofort verdächtigt. Natürlich. Es musste immer Harry sein.
Doch bevor Snape etwas sagen konnte, trat Draco vor. "Das macht keinen Sinn", sagte er laut. Alle drehten sich zu ihm um. "Warum sollte Potter so etwas tun? Jeder weiß, dass er keine Ahnung hat, was die Kammer des Schreckens überhaupt ist."
Ein Raunen ging durch die Menge. Snape musterte Draco mit scharfem Blick, als hätte er nicht erwartet, dass ein Malfoy ausgerechnet Harry verteidigte.
Harrys Augen trafen für einen Moment Dracos, und in ihnen lag etwas… Überraschung. Vielleicht sogar Dankbarkeit.
Doch das war erst der Anfang, denn auch die nächsten Wochen waren von Unruhen geprägt. Schüler wurden versteinert aufgefunden, und die Angst wuchs. Draco wusste, dass es nicht Harry war, aber er wusste auch, dass Harry sich in Gefahr bringen würde, um das Rätsel zu lösen.
Eines Abends saß Draco in der Bibliothek und blätterte in einem alten Buch über die Legenden von Slytherin. Blaise war bei ihm, doch er war mehr mit einem Schachspiel gegen sich selbst beschäftigt.
Dann tauchte Harry auf.
"Malfoy."
Draco blickte auf. "Potter."
Harry trat näher, zögernd. "Du weißt etwas, oder?"
Draco seufzte und klappte sein Buch zu. "Ich weiß nur, dass das hier kein Zufall ist."
Das an sich war schließlich keine Lüge, in seinem vorherigen Leben hatte Draco nie wirklich herausgefunden wer es gewesen war der die Kammer des Schreckens geöffnet hatte, nur das Harry wie immer siegreich aus der Konfrontation herausgegangen war.
Blaise hob eine Augenbraue. "Du meinst, du hast eine Ahnung, wer dahintersteckt?"
Draco sah zwischen ihnen hin und her. "Noch nicht. Aber wir müssen einen Schritt voraus sein."
Harry musterte ihn. "Warum hilfst du mir eigentlich?"
Draco hielt seinem Blick stand. "Weil ich nicht zulassen werde, dass du dich wieder in eine Falle begibst."
Für einen Moment herrschte Stille. Dann lächelte Harry – ein echtes, ehrliches Lächeln.
"Na schön", sagte er leise. "Dann klären wir das zusammen."
Draco wusste, dass das erst der Anfang war.