
Snape
Der nächste Morgen brach früh an, und Draco erwachte mit einem Ruck. Der Raum war still, die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster und tauchten den Schlafsaal in ein weiches Licht. Draco setzte sich auf, rieb sich die Augen und blickte auf die anderen Betten. Einige der neuen Slytherins schliefen noch, während andere bereits die ersten Vorbereitungen für den Tag trafen.
Er stand auf und zog sich in aller Ruhe an. Das Uniformhemd kratzte etwas an seinem Nacken, aber er ignorierte es. Er war heute nicht hier, um sich mit den Kleinigkeiten des Lebens abzugeben. Heute stand etwas anderes an – der erste Unterricht bei Professor Snape. Es war eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude, die er in seiner Brust spürte. Er wusste, dass dieser Tag entscheidend für alles werden würde.
Als er in die große Halle trat, fühlte er sich wie ein Fremder inmitten der vertrauten Umgebung. Der Tisch der Slytherins war noch nicht so voll wie die anderen, doch er konnte die Blicke der älteren Schüler spüren. Die meisten von ihnen waren neugierig, einige schauten prüfend, andere mit einem leichten Hohn. Draco setzte sich in einer der hinteren Ecken und starrte auf sein Frühstück. Der Gedanke an Snape ließ seinen Magen zu einem Knoten werden.
„Gut geschlafen, Malfoy?“ hörte er eine Stimme hinter sich. Es war Blaise Zabini, der sich neben ihn setzte. „Nicht, dass es bei dir viel anderes gibt, außer der Stille der Nacht.“
Draco nickte abwesend, die Worte seines Hauskameraden hallten in seinem Kopf nach. In einem anderen Leben, einem anderen Jahr, hätte er die Bemerkung als Angriff verstanden. Doch nicht heute. Heute war alles anders. Heute würde er mit Snape reden können, und Snape würde wissen, dass er es ernst meinte.
„Ich bin gespannt auf den Unterricht heute“, sagte Draco, ohne Blaise wirklich anzusehen.
„Du bist doch nicht nervös, oder?“ Blaise lachte leise. „Snape ist nicht so schlimm, wenn du ihm nicht im Weg stehst.“
Draco schnaubte. „Ich hoffe, das geht schnell vorbei. Irgendwas in mir sagt, dass er an uns allen noch das meiste Interesse hat.“
Später als er mit Blaise und den anderen Slytherins in den Raum getreten war und auch Harry mit einigen anderen Gyffindors erspähte betrat Professor Snape den Raum. Der Professor war ein Mann von düsterer Präsenz, und sein Blick ließ keinen Raum für Unsicherheit. In dem Moment, als er durch die Tür trat, wurde es still. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
„Setzt euch“, sagte Snape, seine Stimme tief und bedrohlich. „Ihr seid hier, um zu lernen. Und glaubt mir, keiner von euch wird sich in meinen Unterricht bequem zurücklehnen.“
Draco setzte sich aufrechter hin und starrte auf den Tisch. Er wusste, dass die heutige Stunde für ihn der erste Schritt in eine neue Richtung war. Snape wäre der erste denn er vor seinem grausamen Schicksal bewahren musste, so wie auch so viele andere und dieses mal würde er es schaffen.
Der Unterricht begann.
Snape erklärte die Zubereitung eines einfachen Trankes, doch seine Aufmerksamkeit schien an den neuen Schülern zu haften. Als er in Dracos Richtung sah, war es, als ob die Zeit für einen Moment stillstand. Snape musterte ihn mit seinen durchdringenden Augen.
„Malfoy“, sagte er ruhig, doch in seiner Stimme lag etwas, das Draco sofort erkannte: ein Hauch von etwas Altem, etwas, das er mit dem Namen „Vater“ assoziierte, den bereits in seinem alten Leben hatte Draco in Snape mehr einen Vater gesehen, als Lucian je einer seien könnte. „Sieht so aus, als hätten Sie schon eine gewisse Vorstellung von Tränken. Hoffentlich enttäuschen Ihre Fähigkeiten nicht die Erwartungen welche an sie gestellt wurden .“
Draco hielt den Blick und nickte, ohne Snape's Stimme zu ignorieren. „Ich bin bereit, ich werde niemanden enttäuschen “, sagte er leise, seine Worte mehr für sich selbst als für Snape.
„Das werden wir sehen“, murmelte Snape, bevor er sich wieder dem Unterricht zuwandte.
In diesem Moment wusste Draco, dass dies der Beginn von etwas Bedeutendem war. Snape würde ihn zwar nur auf seine Fähigkeiten testen, doch er selbst, er würde sich auch auf seine Entschlossenheit testen, zu zeigen, dass er bereit war, alles zu tun, was nötig war, um sich als etwas anderes zu beweisen als das, was er einst war. Und diesmal würde er es schaffen.