Requiem of a broken bird

Harry Potter - J. K. Rowling
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Requiem of a broken bird
Summary
Draco soll hingerichtet werde, doch das Schicksal hat andere Pläne für ihn. Findet er vielleicht endlich den frieden denn er schon so lange gesucht hat?
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Askaban

Draco schleppte sich erschöpft durch die dunklen und bedrückenden Gänge von Askaban. Die Luft war schwer, durchzogen von einem modrigen Geruch, der wie ein bleierner Mantel auf seinen Schultern lastete. Die engen Korridore waren von Zellen gesäumt, deren Insassen dumpfe Schatten in der Dämmerung waren. Todesser wie er, Menschen, die sich auf den falschen Pfad begeben hatten, blind dem Dunklen Lord gefolgt waren und nun den Preis dafür zahlten.
Doch für die meisten war die Strafe nicht lang gewesen. Dracos Vater gehörte zu denjenigen, die bereits ihr Ende gefunden hatten. Der Kuss der Dementoren hatte Lucius Malfoy ins Jenseits geschickt, sein Geist auf immer ausgelöscht, damit er nie wieder jemanden verletzen könnte. Dasselbe Schicksal erwartete Draco nun. Bitterkeit überkam ihn, als er den Wachmann vor sich entlang des steinigen Wegs folgte. Bald würde auch er in den Raum gebracht werden, in dem seine Hinrichtung bevorstand.
Der großäugige Draco Malfoy, einstige Verkörperung von Stolz und Arroganz, war nun nur noch ein Schatten seines früheren Selbst. Sein Herz schlug dumpf in seiner Brust, und die Worte der Wachleute schienen wie durch Wasser zu ihm zu dringen. „Wir haben uns heute hier versammelt, um die Hinrichtung des Todessers Draco Malfoy unter der Aufsicht des Ministeriums zu vollziehen.“ Die Stimme des Richters hallte durch den Raum, voller kühler Autorität. Draco schnaubte leise.
Das hier war nichts anderes als eine Show für die sogenannten Gerechten. Diejenigen, die sich als Verteidiger der Moral und des Guten sahen, hatten kein Problem damit, ihre Feinde zu töten, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch warum sollte er sich darüber aufregen? In wenigen Minuten würde er tot sein. Seine Gedanken trieben ziellos umher. Während er den Kopf in den Nacken legte, starrte er an die schmutzige Decke des Raumes. Was würde er dafür geben, noch ein letztes Mal die Sterne am Himmel zu sehen – um zu wissen, dass seine Mutter auf ihn wartete. Seine Mutter, ja, aber sein Vater? Draco verspürte nur Gleichgültigkeit bei diesem Gedanken.
„Haben Sie noch letzte Worte, Angeklagter Malfoy?“ Die Stimme des Richters war kalt und unbarmherzig. Draco lächelte zynisch. Wie leicht es diesen Menschen fiel, ein Kind zu töten. Denn das war er doch immer noch: ein Kind, geformt von der Hand seines Vaters und einer Welt, die ihm keine Wahl gelassen hatte. Seine Gedanken wanderten zu seinen Freunden, die dasselbe Schicksal wie er ereilt hatte. Auch sie waren von ihren Eltern in dieses Leben gedrängt worden und zahlten nun den Preis.
Er richtete sich auf, hob den Kopf und sprach mit fester Stimme: „Ich habe nie getötet. Aber an euren Händen klebt das Blut von Kindern. Ihr nennt euch Gerechte? Tötet mich, aber lebt mit dem Wissen, was ihr getan habt.“ Er blickte kalt in die Runde, obwohl die Gesichter im Schatten verborgen waren. Eine schwere Stille lag in der Luft, bevor der Richter mit ungerührter Stimme das Urteil verkündete: „So sei es.“
Draco spürte die kühlende Präsenz des Dementors, der langsam auf ihn zukam. Mit jedem Schritt wurde die Kälte intensiver, kroch in seine Glieder und lähmte ihn. So fühlt es sich also an zu sterben, dachte er, während seine Augenlider schwerer wurden. Seine Sinne vergingen, sein Geist löste sich auf. Und doch, in diesen letzten Momenten, verspürte er eine seltsame Ruhe. Endlich würde er frei sein von der Last seines Lebens, von den Erwartungen, den Fehlern, dem Schmerz. Aber eine einzige Frage nagte noch an ihm: Hatte er jemals wirklich gelebt?

Es war kalt. Wo war er hier? Langsam öffnete Draco die Augen. Um ihn herum war nur Schwärze. Er stand auf einem festen Boden, aber der Raum selbst schien unendlich zu sein, ein endloses Nichts. War das das Jenseits? Er hatte gehofft, seine Mutter wiederzusehen, doch er war allein. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, als plötzlich eine Stimme durch die Leere hallte: „Stopp! Lasst mich in Ruhe! Ich will, dass ihr weggeht! Lasst mich endlich in Frieden!“
Draco drehte sich in Richtung der Stimme. Vor ihm stand ein Junge – klein, verängstigt. Er hatte blondes Haar, und seine Gesichtszüge … sie waren die seinen. Draco stockte der Atem. Dieser Junge war er selbst, wie er mit elf Jahren ausgesehen hatte. Seine Hogwarts-Uniform schien ihm fast zu groß, und in seinen Augen lag eine Angst, die Draco nur zu gut kannte.
„Mach, dass er aufhört! Bitte … mach, dass es aufhört,“ flüsterte der Junge und sackte auf die Knie. Seine Worte waren ein leises Flehen, und Draco konnte die Wut, die in ihm aufstieg, nicht unterdrücken.
„Was ist los?“ fragte Draco und kniete sich langsam hin. Das Kind vor ihm war ein Spiegelbild seiner eigenen zerbrochenen Seele, ein Relikt aus einer Zeit, in der er noch Hoffnung gehabt hatte. „Alles wird gut. Ich bin hier.“
Doch der Junge schüttelte den Kopf, Tränen liefen ihm übers Gesicht. „Bitte, ich will nicht zurück. Bitte zwing mich nicht dazu, wieder zurückzugehen. Ich habe Angst. Ich will einfach hier bleiben. Kannst du nicht für mich gehen? Bitte …“
Draco’s Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Die Verzweiflung in der Stimme des Jungen war fast unerträglich. Konnte er diesen Wunsch erfüllen? Für ihn zurückkehren, in eine Welt, die nur Schmerz und Tod kannte? Doch als er in die Augen des Jungen blickte, wusste er, dass er keine Wahl hatte. Er konnte dieses Kind nicht weiter leiden lassen.
„Gut,“ sagte Draco sanft. „Ich werde für dich zurückkehren. Aber ich möchte, dass du mir etwas versprichst. Finde Frieden hier. Das ist alles, was ich mir wünsche.“
Der Junge nickte zögernd, und ein Hauch von Ruhe legte sich auf seine Züge. „Danke,“ flüsterte er, bevor er begann, sich in Nichts aufzulösen. Draco spürte, wie die Dunkelheit ihn wieder einzuhüllte, doch dieses Mal war da ein Zug, ein Sog, der ihn fortzog. Es war, als würde er in einen Strudel hineingezogen, unaufhaltsam. Ehe er sich versehen konnte, wurde er zurück ins Leben gerissen – oder zumindest in etwas, das Leben näher war als diese Leere.

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