Serpent’s Gambit

Harry Potter - J. K. Rowling
M/M
G
Serpent’s Gambit
Summary
Nach den Ereignissen des Sommers 1995 bekommt Harry Potter eine unglückliche Nachricht: Umbridge besteht darauf, dass er sein Haus wechselt. Nun muss Harry nicht nur mit den Kommenden Ereignissen bezüglich Lord Voldemort zurechtkommen, sondern auch seine Streitigkeiten mit Draco Malfoy und die Plötzliche Freundschaft mit Theodore Nott verarbeiten. Und als wäre das nicht genug, stellen sich nun auch seine zwei besten Freunde gegen ihn.-Dies ist eine längere Fanfiction. Mit der Zeit wird geplant, diese auch auf Englisch zu übersetzen.
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Chapter 6

Der Slytherin-Gemeinschaftsraum lag in gedämpftem Licht. Das Kaminfeuer brannte nur noch schwach, tauchte den Raum in flackernde Schatten und ließ die grünen Wandteppiche lebendig wirken. Fast alle waren bereits in ihren Schlafsälen verschwunden. Nur Harry und Theodore saßen noch auf dem langen, dunklen Ledersofa, jeder mit einem Buch auf dem Schoß – wobei Harry mehr auf die tanzenden Flammen als auf die Seiten starrte.

Vier Wochen. Vier Wochen in Slytherin.

Vier Wochen, in denen er gelernt hatte, dass nicht jeder in diesem Haus ein Feind sein musste. Dass Blaise eigentlich ziemlich schlagfertig war, Daphne eine Vorliebe für Rätsel hatte, und Pansy, wenn sie wollte, wirklich witzig sein konnte. Und Theodore… nun, Theodore war der Einzige, mit dem sich die Gespräche wirklich echt anfühlten. Sie sprachen sich mit Vornamen an, ohne dass es komisch wirkte, saßen zusammen im Unterricht und unterhielten sich, ohne, dass es in einer Streiterei endete und auf irgendeine absurde Art und Weise hatte Harry das Gefühl, Theo würde ihn wirklich verstehen können.

Harry schloss sein Buch, drehte es langsam in den Händen und warf einen Blick zu Theodore, der mit seinen langen Fingern nachdenklich auf die Seiten seines eigenen Buches tippte.

„Theo?“

„Hm?“ Theodore blätterte um, ohne wirklich aufzusehen.

Harry zögerte einen Moment, dann sagte er leise: „Wie stehen die anderen eigentlich zu… ihm?“

Theodore hielt inne. Seine Finger erstarrten, bevor er sein Buch langsam zuklappte. Er drehte den Kopf zu Harry, seine Augen wirkten im schwachen Licht noch dunkler.
„Zu Voldemort?“ fragte er, als wolle er sichergehen, dass er richtig gehört hatte.

Harry nickte.

Theodore atmete leise aus und lehnte sich zurück, legte einen Arm locker auf die Sofalehne.

„Kommt drauf an, wen du fragst,“ sagte er schließlich. „Malfoy? Der wurde mit dieser Ideologie großgezogen. Reinblut-Denken, Familienstolz, der ganze Kram. Ich glaube nicht mal, dass er wirklich darüber nachdenkt – es ist einfach die Welt, in der er aufgewachsen ist.“

Harry presste die Lippen zusammen. Das war nicht überraschend.

„Blaise?“ fragte er.

Theodore schnaubte leise. „Blaise interessiert sich für Blaise. Solange Voldemort ihn nicht direkt betrifft, ist es ihm egal.“

Harry ließ sich das durch den Kopf gehen. „Und Pansy?“

„Sie tut so, als würde sie alles unterstützen, was Malfoy sagt,“ meinte Theodore mit einem kleinen, trockenen Lächeln. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie es wirklich glaubt oder ob sie es einfach leichter findet, sich anzupassen.“

„Und du?“ fragte Harry schließlich, leise.

Theodore sah ihn einen Moment lang an. Sein Gesicht war wie immer ruhig, fast ausdruckslos, doch in seinen Augen lag etwas Nachdenkliches.

„Ich habe keinen Vater mehr, falls du das meinst,“ sagte er dann.

Harry blinzelte. Er hatte nie viel über Theodores Familie gehört, aber Gerüchte gab es genug. Dass sein Vater ein Todesser gewesen war. Dass er nach dem ersten Krieg ins Gefängnis kam und dort starb.

„Tut mir leid,“ sagte Harry ehrlich.

Theodore zuckte leicht mit den Schultern. „Ich kannte ihn kaum. Aber er hat diese Dinge geglaubt, das weiß ich.“

Harry lehnte sich ein Stück vor. „Und du?“

Theodore musterte ihn schweigend, sein Blick schwerer als sonst. Dann sagte er langsam:
„Ich glaube, dass Macht gefährlich ist. Und dass manche Leute bereit sind, alles zu tun, um sie zu bekommen. Aber ich glaube nicht an Blutreinheit. Oder daran, dass irgendjemand das Recht hat, über andere zu bestimmen, nur weil er es kann.“

Harry hielt den Blickkontakt. „Also glaubst du nicht an das, was Voldemort tut?“

Theodore schüttelte den Kopf. „Nein.“

Eine angenehme Stille breitete sich zwischen ihnen aus.

Harry spürte, wie sich etwas in ihm lockerte. Es war seltsam, aber obwohl er mit Ron und Hermine über Voldemort gesprochen hatte, hatte dieses Gespräch mit Theodore sich anders angefühlt. Irgendwie… ehrlicher.

„Gut,“ sagte er schließlich und lehnte sich zurück. „Dann habe ich zumindest einen Verbündeten hier unten.“

Theodore hob eine Augenbraue, dann zog er ein schmales Lächeln auf seine Lippen. „Vielleicht sogar zwei, wenn Blaise sich davon profitieren sieht.“

Harry lachte leise.

Draußen schlug die Uhr in der Ferne zwölf Mal.

„Wir sollten schlafen gehen,“ sagte Theodore und stand auf.

Harry nickte, aber als sie Richtung Schlafsäle gingen, konnte er nicht anders, als sich zu fragen, wie viele von ihnen hier unten dieselben Gedanken hatten – aber einfach niemals darüber sprachen.

Die Kerker waren still. Nur das gelegentliche Tropfen von Wasser irgendwo in der Ferne durchbrach die gespenstische Stille der Slytherin-Schlafsäle.

Harry lag auf dem Rücken in seinem Bett, die Vorhänge zugezogen, die Decke über sich, doch Schlaf war keine Option. Sein Atem ging unruhig, Schweiß klebte an seinem Nacken, und sein Herz pochte noch immer viel zu schnell.

Der Traum war wieder da gewesen.

Nicht nur Bilder. Nicht nur vage Erinnerungsfetzen, die mit dem Erwachen verblassten. Nein – es war gewesen, als hätte er selbst dort gestanden, mit Voldemorts kalter Stimme in seinem Kopf, mit dem brennenden Schmerz in seiner Narbe, mit den Schreien, die in der Dunkelheit widerhallten.

Er hatte eine Tür gesehen. Eine Tür, die er schon früher in seinen Träumen gesehen hatte. Das Ministerium. Das Mysteriums-Department. Voldemorts Ziel.
Er wischte sich mit zitternden Fingern über die Stirn, versuchte sich zu beruhigen, doch es war sinnlos. Der Traum fühlte sich zu real an.

Harry setzte sich langsam auf und schob die Vorhänge seines Bettes zur Seite. Der Schlafsaal lag im Halbdunkel, nur das matte Licht der Fackeln im Gang vor der Tür warf schwache Streifen auf den kalten Steinboden.

Draco schlief tief und fest, sein Atem gleichmäßig. Blaise lag auf der Seite, eine Hand unter seinem Kopf, kaum ein Laut kam von ihm. Sie wirkten… friedlich. Unberührt von dem, was sich draußen in der Welt zusammenbraute.

Harry schwang vorsichtig die Beine aus dem Bett und stand auf. Die Kälte des Steins kroch ihm sofort in die Füße, aber das war ihm egal. Er musste raus.

So leise wie möglich griff er nach seinem Umhang, schlich zur Tür und schob sie langsam auf. Ein leises Knarren ließ ihn innehalten, doch niemand rührte sich.

Er glitt hinaus in den kalten Gang und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.

Vielleicht würde ein Spaziergang helfen. Vielleicht würde er dann die Bilder aus seinem Kopf bekommen.

Der Slytherin-Gemeinschaftsraum lag in gedämpftem Licht. Das Kaminfeuer war fast heruntergebrannt, die letzten Flammen züngelten schwach über die Holzscheite und warfen lange Schatten über die mitternachtsgrünen Wände. Die Möbel standen leer – fast alle Slytherins waren längst in ihren Betten verschwunden.

Fast alle.

Harry hielt inne, als er eine Gestalt auf einem der großen, dunklen Sessel entdeckte. Lange Beine lässig über die Armlehne geworfen, ein Buch auf dem Schoß, das er offenbar schon länger nicht mehr las – Theodore Nott.

„Ich dachte du wolltest schlafen?“ fragte Harry leise.

Theodore zuckte kaum merklich mit den Schultern, ohne den Blick vom Feuer zu nehmen. „Schlafen ist überbewertet.“

Harry ließ sich neben ihm auf das Sofa sinken und rieb sich müde das Gesicht. Er hatte gehofft, dass ein Spaziergang ihn beruhigen würde, doch stattdessen fühlte er sich rastloser als zuvor.

„Was hält dich wach?“ fragte Theodore schließlich.

Harry zögerte. Sagte man einfach: Albträume von Voldemort? Dunkle Gedanken, die nicht verschwinden?

„Zu viele Gedanken,“ sagte er stattdessen ausweichend.

Theodore warf ihm einen langen, prüfenden Blick zu, als wüsste er genau, dass Harry ihm nicht die ganze Wahrheit sagte. Aber er fragte nicht weiter.

„Hm.“ Er schloss sein Buch und legte es beiseite. „Kenn ich.“

Harry lehnte sich tiefer in das Sofa, ließ seinen Kopf gegen die Rückenlehne sinken.

„Und? Was geht dir so durch den Kopf?“ fragte er schließlich.

Theodore schwieg einen Moment. Dann sagte er leise: „Manchmal einfach… alles. Manchmal gar nichts. Es verschwimmt.“

Harry verstand das Gefühl nur zu gut.

Eine Weile saßen sie einfach nur da, während das Feuer knisterte und die Schatten über die Wände tanzten.

Dann sagte Theodore unvermittelt: „Es ist komisch, weißt du?“

„Was?“

Theodore drehte den Kopf leicht zur Seite, musterte Harry aus den Augenwinkeln. „Dass du hier bist. Dass du dich nicht fehl am Platz fühlst.“ Harry atmete langsam aus. „Hätte ich vor ein paar Monaten auch nicht gedacht.“

„Und jetzt?“

Harry zuckte mit den Schultern. „Jetzt… ist es nicht so schlimm, wie ich dachte.“

Ein kleines Lächeln huschte über Theodores Lippen. „Tja, wir Slytherins sind eben nicht alle so furchtbar.“

„Manche sind sogar schwer in Ordnung,“ sagte Harry mit einem schiefen Grinsen.

Theodore musterte ihn einen Moment – und dann, fast unscheinbar, sagte er: „Du auch, Potter.“

Harry wusste nicht genau warum, aber es fühlte sich an, als hätte das Gespräch eine unsichtbare Grenze überschritten. Das Feuer knisterte in Hintergrund und das gedämpfte Licht vom Gemeinschaftsraum hüllte ihn in eine wärmende Umarmung. Irgendwie beschlich ihn immer mehr das Gefühl, dass er wirklich hier hergehörte.

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