Der Goldene Faden

Harry Potter - J. K. Rowling
G
Der Goldene Faden
Summary
In dieser alternativen Harry-Potter-Geschichte wird Harry durch einen magischen Unfall in die Vergangenheit katapultiert – in ein Hogwarts, das er nicht kennt, voller Rätsel und dunkler Geheimnisse.Mit mysteriösen neuen Kräften und einem Gedächtnis, das ihn in den Wahnsinn zu treiben droht, muss Harry einen Weg finden, sich in einer Welt zurechtzufinden, in der die Regeln der Zeit nicht mehr gelten.Doch je mehr er über die gefährlichen Geheimnisse des Schlosses erfährt, desto klarer wird ihm:Seine Anwesenheit hier ist kein Zufall.Und seine Entscheidungen könnten die gesamte Zukunft für immer verändern.
Note
Autorenhinweis:Ich besitze Harry Potter nicht und verdiene kein Geld mit diesem Werk. Alle Charaktere und Schauplätze gehören J.K. Rowling und ihren jeweiligen Verlagen.Diese Geschichte ist inspiriert von verschiedenen Zeitreise- und alternativen Zeitlinien-Fanfictions, die ich auf dieser Plattform und anderen gefunden habe. Ich werde sie nicht alle auflisten, aber ich möchte allen talentierten Autoren danken, die mit ihren großartigen Ideen und Inspirationen dazu beigetragen haben, diese Geschichte zu formen!Dies ist die deutsche Version, die englische ist ebenfalls auf meinem Account zu finden.https://archiveofourown.org/works/63466930/chapters/162623872
All Chapters Forward

Der Fremde am See

Kälte.

Das war das Erste, was Harry wahrnahm. Nicht den dumpfen Schmerz, der sich wie eine zweite Haut um seine erschöpften Glieder legte, nicht das feuchte Gewicht der nassen Roben, die an ihm klebten, und auch nicht das ferne Murmeln von Stimmen, das sich in den Nebelschwaden verlor. Es war die Kälte, tief und durchdringend, eine unnatürliche Kälte, die nicht nur auf seiner Haut lag, sondern in ihn hineinkroch, bis in seine Knochen, bis in sein Blut. Eine Kälte, die nicht bloß frösteln ließ, sondern sich anfühlte wie eine Erinnerung, die mit jeder Sekunde tiefer ins Fleisch schnitt.

Er lag auf dem Boden. Die Erde war feucht, speicherte die Nässe der Nacht in ihren dunklen Wurzeln, und unter seinen Fingerspitzen fühlte sich das Gras weich und kühl an, wie die Berührung von etwas Lebendigem. Als er sich rührte, zuckte ein Schmerz durch seinen Körper, ein stechendes, elektrisierendes Ziehen, als hätten seine Muskeln zu lange in Stille verharrt, als müsste er sich erst wieder daran erinnern, wie Bewegung funktionierte.

Sein Verstand war träge, seine Gedanken schwer und dickflüssig, als wären sie in Melasse getaucht. Kein klarer Gedanke formte sich, nur vage Empfindungen, nur Bruchstücke von etwas, das sich anfühlte, als wäre es einst ein Ganzes gewesen.

Langsam, vorsichtig, zog er Luft in seine Lungen. Die Kälte biss in seine Kehle, trug den Geruch von feuchter Erde, von modrigem Seetang und etwas anderem – etwas Klarem, Frischem, wie die ersten Stunden eines Morgens, bevor die Welt erwacht und die Luft mit dem Lärm des Tages erfüllt wird.

Sein Puls beschleunigte sich.

Wo bin ich?

Der Gedanke war da, aber er schien nicht zu ihm zu gehören. Wie ein Echo, das durch leere Räume hallte. Eine Erinnerung, die nicht ganz seine eigene war.

Er zwang seine Augen auf.

Die Welt lag in gedämpften Grautönen vor ihm, unwirklich und fern, als wäre sie nur ein Traum, aus dem er jeden Moment erwachen könnte. Der Himmel war eine endlose Fläche aus träge ziehenden Wolken, und hinter dem Nebel ragten dunkle Baumstämme auf, ihre Äste nackt und verzweigt wie zerbrochene Finger. Die Luft war feucht, schwer von Wasser, und irgendwo in der Nähe klatschte das Geräusch sanfter Wellen gegen ein Ufer.

Ein See.

Seine Finger krallten sich ins feuchte Gras.

Mit dieser Erkenntnis kam ein Gefühl – ein Ziehen in der Brust, ein Zucken an den Rändern seines Bewusstseins, als wäre da etwas, das er wissen sollte. Etwas, das auf der Zunge lag, das nur einen Gedanken entfernt war, und doch entglitt es ihm immer wieder, so wie Sandkörner durch gespreizte Finger rinnen.

Warum kommt mir das bekannt vor?

Sein Atem ging flacher. Da war eine Lücke.

Nein—
Da war nur Leere.

Ein kalter Kloß bildete sich in seinem Magen. Sein Verstand tastete nach Antworten, aber fand nichts. Kein Bild, kein Name, kein Faden, an dem er ziehen konnte, um das Geflecht seiner Erinnerungen zu entwirren.

Er wusste nicht, wie er hierhergekommen war.
Er wusste nicht, wo hier war.
Er wusste nicht einmal, wer er war.

Das Gefühl des Unbehagens kroch seine Wirbelsäule hinauf.

Dies war nicht normal.
Dies war nicht richtig.

Er schluckte hart, zwang seine Arme, sich zu bewegen, seine Muskeln, sich zu spannen, obwohl sie sich anfühlten, als würden sie ihm nicht gehorchen. Schwerfällig stemmte er sich auf die Ellenbogen. Sein Kopf pochte, sein Körper zitterte.

Und dann sah er sie.

Nicht weit entfernt, durch die schwebenden Nebelschleier, standen sie – eine Gruppe von Gestalten, deren Umrisse sich unscharf gegen das trübe Licht des Morgens abzeichneten. Ihre Roben waren dunkel, ihre Gesichter bleich in der blassen Helligkeit. Kinder. Jugendliche. Jünger als er? Vielleicht dreizehn, vielleicht vierzehn?

Sie starrten ihn an.

Sein Puls stockte.

Er sollte sie erkennen. Ihre Gesichter, ihre Kleidung, irgendetwas. Doch da war nichts, kein Funken des Vertrauten, nur das leere, klaffende Loch in seinem Bewusstsein.

Einer der Jungen trat vor. Groß, scharf geschnittene Züge, dunkle Locken, die im feuchten Wind tanzten. Sein Griff um den Zauberstab war angespannt, seine Haltung vorsichtig, als würde er jeden Moment mit einem Angriff rechnen.

„Ich habe ihn noch nie gesehen“, sagte er langsam, die Stirn misstrauisch gerunzelt. „Ist er ein Schüler? Er muss doch einer sein, oder?“

Etwas in Harrys Magen zog sich zusammen.

Ein Mädchen neben dem Jungen zögerte. Ihre Hände umklammerten den Stoff ihrer Robe, als könnte sie sich daran festhalten.
„Wir sollten einen Professor holen“, murmelte sie, und ihr Blick huschte nervös zwischen Harry und dem Jungen hin und her.

Der Junge überlegte nur kurz, dann nickte er.
„Geh.“

Das Mädchen drehte sich um und rannte los, ihre Schritte schnell und leise auf dem feuchten Boden.

Harrys Atem stockte.

Ein Schloss.

Dort, hinter ihr, ragte es aus dem Nebel. Hoch, dunkel, seine Türme wie gezackte Zähne in den Himmel gerichtet, seine steinernen Mauern alt und voller Geschichte. Warme Lichter brannten hinter fernen Fenstern, schienen fremd und doch einladend, und die gewaltigen Holztore wirkten wie die Pforten zu einer anderen Welt.

Er kannte diesen Ort.

Sein ganzer Körper erstarrte.

Er wusste nicht, wie.
Er wusste nicht, warum.
Aber es war da – ein Wissen, das nicht greifbar war, das an den Rändern seines Verstandes lauerte, unerreichbar und doch bedrückend nah.

Als er versuchte, danach zu greifen, glitt es ihm durch die Finger wie Wasser.

Er sollte sich hier sicher fühlen.

Aber das tat er nicht.

Etwas war nicht richtig.
Etwas fehlte.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten.

Dann – Schritte.

Eine neue Gestalt näherte sich.

Professor Galatea Merrythought trat mit jener stillen Autorität auf, die nur jene besaßen, die zu viel gesehen hatten.

Ihre Roben raschelten über das Gras, und mit einer einzigen Bewegung ihres Zauberstabs ließ sie ein kühles Licht über Harrys Körper gleiten. Es fühlte sich an wie ein Hauch von Magie, ein unsichtbarer Faden, der über seine Haut strich und etwas in ihm zum Klingen brachte.

Sie runzelte leicht die Stirn.
„Er ist nicht verflucht“, murmelte sie, ihre Stimme weicher als erwartet, mit etwas Unaussprechlichem darin. „Aber er ist kein Schüler…“

Harry blinzelte benommen zu ihr auf.

Er sah es erst, als sein Blick sich klärte – ein feiner goldener Schimmer, der ihre Silhouette umgab, wie ein Nachbild, das nicht ganz in diese Welt gehörte.

Die Magie.

Seine Finger zuckten gegen den Boden.

Seine Kehle war trocken, als er endlich seine Stimme fand.
„Wo bin ich?“

Merrythoughts Augen verengten sich leicht.

„Hogwarts“, sagte sie.

Harrys Herzschlag stockte.

Der Name war eine Antwort.

Doch keine, die ihm etwas bedeutete.

Forward
Sign in to leave a review.