
Kapitel 15
Kapitel 15
Tony
„Ich nehme deine Einladung an Sterblicher“, gab Freya eine Antwort mit der Tony nun nicht wirklich gerechnet hatte. Ein wenig verwirrt, aber nach außen hin ganz der Playboy, den jeder von Tony Stark erwartete, abgesehen von der Tatsache, dass er noch immer ein halbes Dutzend Kinder im Schlepptau hatte. Tony fürhte die blonde Zauberin zurück zu der Eisdiele, die er wahrscheinlich sein Leben lang nicht mehr würde aufsuchen können, ohne an seltsame außerirdische Magie erinnert zu werden. Wieder ein Punkt auf seiner Liste von Orten und Dingen, die es zu meiden galt. Dazu gehörten im Moment der Central Park, riesige Stoffhasen und das gesamte Land Afghanistan.
Freya musterte den Mann hinter der Theke mit genauso viel Verachtung wie zuvor Tony und der Milliardär konnte den Kerl nur dazu beglückwünschen, trotz der zugegebenermaßen leicht beängstigend wirkenden Frau die Ruhe zu bewahren und weiter Eis zu verkaufen. Allerdings konnte es auch durchaus sein, dass der Mann im Laufe seines Verkäuferlebens in New York schon seltsamere Dinge gesehen hatte als eine Blondine im Mittelalteroutfit mit violetten Augen. Wahrscheinlich gab es die sogar in Kontaktlinsenform.
„Was darf es denn für die Lady sein?“, fragte der Kerl und erntete damit ein Raubtierlächeln von Freya, das Tony so gar nicht gefallen wollte. Nicht eben galant, aber mit den besten Wünschen für den unwissenden Eisverkäufer mischte Tony sich ein und reichte Freya wenig später eine Waffel mit Mango und Joghurteis. Freya probierte die Süßigkeit eher zögernd, doch anscheinend war sie nicht direkt entsetzt. Tony erinnerte sich noch zu gut an die ersten Wochen mit Loki. Der Lügengott hatte bei jeder ihm unbekannten Speise zunächst vermutet, dass der eine oder andere Avenger es auf sein Leben abgesehen hatte. Nur die ständige Vorkosterei von Tony und Thor hatte ihn mit viel Zeit und Mühe davon kuriert.
Ohne jede Verbindung zu JARVIS hatte Tony keine Möglichkeit herauszufinden, ob die ansässigen Gottheiten, und derzeit seine einzige Verstärkung, bereits wusste, dass die Göttin, die für die derzeitigen Schwierigkeiten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schuld war, gerade mit Tony vor einer Eisdiele stand und feststellte ob sie Mangos mochte. Allerdings kam Tony nicht dazu eine seiner immer waghalsiger werdenden Ideen in die Tat umzusetzen, als in einer grünen Rauchwolke, die wie Tony wusste nicht mehr als ein billiger Showeffekt war, der Gott des Chaos höchst selbst in Erscheinung trat.
„Na endlich“, knurrte Freya halblaut und Tony fühlte sich extrem an einen schmollenden Teenager erinnert. Allerdings hatte er auch nie so ganz begriffen in wie weit die deutlich höhere Lebenserwartung der Asen ihr Verhältnis zu Kindheit und Jugend beeinflusste. Loki war schließlich nach menschlichen Maßstäben uralt, hatte, wenn man den Legenden schenken durfte, einen ganzen Stall voll Kinder und dennoch hatte sein Angriff auf New York viel zu viele Anzeichen eines kindischen Wutanfalls als dass Tony das so einfach hätte übergehen können.
„Freya. Welch Freude dich wiederzusehen“, begrüßte der Trickster die Blondine und Tony war sich zu etwa sechzig Prozent sicher, dass die Erscheinung vor ihm nur genau das war. Eine Illusion, Schließlich war Loki genau dafür berühmt. Auf der anderen Seite konnte es natürlich auch sein, dass Freya sich dessen ebenfalls bewusst war und er dementsprechend auf eine Illusion verzichtete hatte und doch in Persona erschienen war. Tony bekam schon Kopfschmerzen wenn er nur darüber nachdachte. Zumindest hatte Loki wieder einmal seine komplette Ledermontur angelegt. Vom Helm einmal abgesehen.
Der goldene Helm mit den Hörnern hatte ihm eine schier endlose Anzahl von blöden Sprüchen von Tonys Seite eingebracht und irgendwann hatte er schlicht darauf verzichtet ihn noch von seinem Platz auf dem Fensterbrett in seinem Zimmer zu nehmen.
„Loki. Wie ich sehe bequemst du dich doch noch nach den deinen zu sehen. Aber du hast dich ja noch nie groß um diejenigen unter deinem Schutz geschert“, erwiderte Freya und hätte Tony den Lügengott weniger lang und gut gekannt wäre ihm sicher entgangen wie sich seine Augen für den Bruchteil einer Sekunde verengten.
„Was willst du?“, fragte er schlicht und ließ seinen Blick über die versammelte Kinderschar wandern.
„Oh von dir will ich nichts mein Lieber“, schnurrte Freya und Tony konnte den Sarkasmus beinahe in der Luft schmecken bevor er zusammenzuckte, weil sich die mit lila Klauen bewährte Hand der Göttin auf seinen Arm gelegt hatte. „Anthony war so gut mir einen Handel anzubieten und ich bin sicher du wirst bereit sein, eine angemessene Gegenleistung zu erbringen“, fuhr sie fort und Tonys Gedanken rasten durch alles, was er in der letzten halben Stunde gesagt hatte und das Freya als Handel hätte auslegen können. Dann schoss ihm etwas anderes durch den Kopf und er hoffte nur, dass sein Telefon noch in Nats Tasche war.
„JARVIS Han-Solo-Protokoll“, flüsterte er und hoffte, dass die AI ihn hörte.
„Was nun dein Team angeht. Ich bin froh dir deinen Wunsch erfüllen zu können“, fuhr Freya fort, die Tony entweder nicht gehört hatte, oder schlicht und ergreifend ignorierte.
Ein Fingerschnipsen. Mehr war nicht nötig und mit einem Mal befanden sich definitiv zu viele Avengers auf dem Gehsteig vor der Eisdiele. Ein Wedeln von Lokis Hand sorgte immerhin dafür, dass es keine Fotos von halbnackten Avengers geben würde. Tony hatte Bruce nicht schnell genug losgelassen und fand sich nun Arm in Arm mit einem zunehmend grüner aussehenden Doktor wieder.
„Allerdings gehe ich davon aus, dass dir klar war, dass alles seinen Preis hat. Von daher wirst du nun ihren Platz in meinem Plan einnehmen“, zischte die violette Stimme in Tonys Ohr. Tony hatte noch Zeit sich zu fragen, weshalb er den Eindruck hatte, dass ausgerechnet Freyas Stimme violett war, bevor das seltsamste Gefühl, das er jemals gehabt hatte durch seinen Kopf fuhr und alles in einem gleißend gelben Licht erstrahlte bevor Tony schwarz vor Augen wurde.
Pepper
Die letzten beiden Tage waren für Pepper der reine Horror gewesen. Nicht nur, dass sie sich gezwungen sah einem Haufen von alten, sexistischen Kerlen begreiflich zu machen, dass ein ARK-Reaktor sowohl sicher als auch rentabel war, nebenbei hatte sie auch das nagende Gefühl, dass sie eigentlich anderswo mehr gebraucht wurde.
Sie hatte mit Tony eine Reihe von SMS ausgetauscht, wie sie es immer taten wenn sie mehr als einen Bundesstaat voneinander entfernt waren. Zu Beginn ihrer Beziehung hatte Pepper noch darauf bestanden, dass Tony sie anrief wenn irgendetwas passierte. Das hatte sie allerdings schnell bereut. Es war nicht so, dass Tony ihr auf die Nerven ging, aber aus irgendwelchen kosmischen Gründen schafften die Avengers es eigentlich immer genau dann die Welt zu retten, wenn sie gerade im Flugzeug saß, keinen Empfang hatte, oder ein Meeting unmöglich verlassen konnte.
New York war da nur der Anfang in einer langen Kette von verpassten Anrufen gewesen und auch wenn Tony es ausgezeichnet versteckte, wusste Pepper doch, dass es ihm wehtat wenn er auf ihrer Mailbox landete. Genauso wie es sie verrückt machte wenn sie ihn zurückrief und nur an JARVIS weitergeleitet wurde.
Also waren die beiden zum Schreiben übergegangen. Eine SMS zu lesen, war selbst in den hektischsten Konferenzen möglich. Pepper musste nur dafür sorgen, dass es so aussah als stünde der Text in irgendeiner Form mit dem Thema ihres Vortrags in Verbindung. Ein oder zwei Mal hatte es ihr sogar Gelegenheiten eröffnet, die sie sonst verpasst hätte.
Der einzige große Nachteil daran war die Tatsache, dass Pepper Tonys Stimme nicht zu hören bekam. Allerdings wog der Vorteil erst von den lebensbedrohlichen Situationen in denen Tony sich befunden hatte zu erfahren wenn er sie bereits überlebt hatte das irgendwie auf.
Pepper hatte keine Ahnung wie die Frauen es früher ausgehalten hatten ihre Männer in den Krieg ziehen zu sehen, ohne zu wissen ob sie jemals zurückkehren würde. Sie wurde schon ganz krank vor Sorge wenn sie zufällig auf irgendeinem Fernsehbildschirm sah wie Iron Man wieder einmal in ein zusammenbrechendes Hochhaus flog, oder sich in irgendwelche abenteuerlichen Situationen mit dem Monster der Woche brachte.
Sie stieg gerade in die Maschine, die sie zurück nach New York bringen würde, wo sie mit etwas Glück diesmal ein paar Stunden mit ihrem Freund würde verbringen können, ohne dass irgendwelche Aliens, Magier oder sonstige Verrückte ihr einen Strich durch die Rechnung machen konnten, als ihr Handy klingelte.
Noch waren die üblichen Botschaften mit der Aufforderung alle elektrischen Geräte abzustellen nicht erklungen, also schaute Pepper nach, wer sie da anrief.
Es war Tonys Nummer. Allerdings keine SMS sondern eine Videonachricht. Plötzlich hatte Pepper ein Gefühl im Magen, das ihr so gar nicht gefiel. Mit einem tiefen Atemzug öffnete sie die Nachricht und wartete ungeduldig bis ihr Telefon sich endlich dazu durchrang sie zu laden.
Auf dem kleinen Bildschirm war Tony so gestochen scharf zu sehen wie es nur ein Stark Phone hinbekam. Tony lächelte in die Kamera und nahm eine Hand von seiner eigens designten Computertastatur bevor er sich nervös durch die Haare fuhr und dann zurück in die Kamera blickte.
„Dreh nicht durch Pep. Das hier ist so was wie eine Sicherheitsvorkehrung. Nur für den Fall der Fälle, dass New York kein Einzelfall bleibt“, fing er an. Pepper schluckte und hatte das Gefühl, dass sie nicht wissen wollte, wann genau Tony auf die Idee gekommen war diese Videonachricht für sie aufzuzeichnen. Denn dass es sich um eine Aufzeichnung handelte, konnte sie allein schon an dem Licht des ARK-Reaktors sehen, der durch Tonys T-Shirt schimmerte. „Gott ich kann so was nicht. Pep ich...“ Tony stockte und fuhr sich noch mal durchs Haar. „Wer hätte gedacht, dass ich dem alten Herrn mal so ähnlich werde, was Jarv“, murmelte er, dann räusperte er sich und sah wieder direkt in die Kamera, direkt in Peppers Augen. „Ich liebe dich. Nur für den Fall. Ich liebe dich.“ Tonys dunkle Augen schimmerten und noch bevor JARVIS das Video beenden konnte, hatte Pepper schon Tonys Nummer gewählt.
Fortsetzung folgt…