
Kapitel 6
Kapitel 6
Tony
„Sir. Eine, von Dr. Cho abgesegnete, medizinische Hilfskraft wäre bereit die nötigen Proben zu nehmen.“, informierte JARVIS seinen Erfinder und Tony zuckte allein beim Gedanken an Nadeln und Krankenhäuser schon zusammen.
„Danke Jarv.“, antwortete er abwesend. „Okay Kids. Ich brauche einen Freiwilligen. Wir versuchen rauszukriegen wie genau wir in diesem Schlamassel gelandet sind, aber dafür brauchen wir ein wenig Blut. Irgendwer interessiert?“ Tony fragte einfach ohne groß darüber nachzudenken. Loki vergrub sein Gesicht in den Händen und schüttelte gleichzeitig den Kopf.
„Tut das weh?“, fragte Clint und ließ sich wieder gegen Tonys Seite fallen, als hätte er beschlossen, dass der Mann in die Kategorie vertrauenswürdiger Erwachsener fallen würde.
„Nicht sehr.“, antwortete Tony so ehrlich wie es ihm bei seiner eigenen Abneigung gegen derartige Tests möglich war.
„Ich mach es.“, meldete sich Steve zu Tonys milder Überraschung auf einmal zu Wort, obwohl Bucky aussah als würde er seinem Freund am liebsten den Mund verbieten. Steve zuckte die Schultern als Tony ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Wäre ja nicht das erste Mal das jemand an mein Blut will.“, erklärte er und Tony begann sich ernsthaft zu fragen, wie viele Male Steve Rogers wohl schon ein Versuchskaninchen gewesen war bevor Project Rebirth ihn auf der Liste geradezu nach ganz oben katapultiert hatte.
„In Ordnung Champ. Dann lass uns gehen.“, beschloss Tony die Vergangenheit ruhen zu lassen und erhob sich. Er streckte Steve eine Hand hin, doch der Junge warf ihm nur einen Blick zu, der ihm deutlich zeigte, dass Steve ihm nicht weiter traute als er ihn ohne Serum werfen könnte und Tony steckte seine Hand zurück in seine Hosentasche.
„Ich komme mit.“, stellte Bucky fest, sobald sein bester Freund sich von seinem Platz auf dem Sofa erhob und warf Tony einen Blick zu, der dem Winter Soldier alle Ehre gemacht hätte. Der Tüftler zwinkerte dem misstrauischen Jungen nur zu und machte sich mit den beiden Mini-Soldaten auf den Weg zur Krankenstation des Turms.
Der Fahrstuhl schien die beiden ein wenig zu irritieren, doch als er sich dann in Bewegung setzte, konnte Tony ein mildes Lächeln auf Steves Gesicht ausmachen, das so ganz anders war als der verkniffene Ausdruck, den der Junge bisher zur Schau getragen hatte, dass es ihm glatt die Sprache verschlug. Das Steve ein angenehmes Lächeln hatte, wenn er nicht gerade mit seiner berühmten Captain-America-ist-nicht-beeindruckt-Miene herumlief, die Tonys Meinung nach auch dazu benutzt werden konnte Milch sauer werden zu lassen, war dem Erfinder schon mehrmals aufgefallen. Nicht dass dieses Lächeln jemals an ihn gerichtet gewesen wäre. Nein das nun nicht, aber er hatte es schon gelegentlich gesehen wenn der Captain sich mit Sam oder Nat beschäftigte und seit Bucky Teil der Turm-Familie war, konnte man sich vor Caps Engelslächeln kaum mehr retten.
Auf der Krankenstation angekommen, brauchte Tony einen Moment um die mild lächelnde Frau im weißen Kittel zu bemerken, die neben einem der ihm so verhassten Krankenbetten stand und ganz offensichtlich auf irgendjemanden wartete.
Hätte es in seinem Leben nicht bereits genug heiße Rotschöpfe gegeben, wären ihm mit Sicherheit die Augen herausgefallen. So begnügte er sich damit festzustellen, dass diese Assistentin nicht das war, was er von Dr. Cho erwartet hätte, die ihre Angestellten stets nach dem Verstand und nicht nach dem Aussehen wählte. Dennoch, meine Fresse, gab es hier irgendwo ein Nest? Wenn alle Krankenschwestern so aussehen würden wie diese, wäre Tony viel eher dazu zu bewegen sich nach der einen oder anderen Mission durchchecken zu lassen.
„JARVIS, wen haben wir denn da?“, fragte Tony lahm und sah wie das Lächeln der unbekannten Frau breiter wurde, während Steve die Augen verdrehte und Bucky ihm einen Blick zuwarf, der nur zu deutlich zum Ausdruck brachte, was er von Tonys Flirtverhalten hielt.
„Ich bin Jean Grey. Ich schreibe meine Doktorarbeit bei Dr. Cho und sie hat mich gebeten hier ein paar Proben zu nehmen.“, stellte die bezaubernde Rothaarige sich vor bevor JARVIS Tony eine Antwort geben konnte.
„Hi, ich bin Bucky und das hier ist Steve.“, übernahm Bucky das Reden als sowohl sein bester Freund als auch der einzig andere Erwachsene im Raum sich lieber damit beschäftigten diese Jean anzustarren.
„Schön dich kennen zu lernen. Ich nehme dann an, sie sind Mr. Stark?“, erwiderte die junge Ärztin und klopfte aufmunternd auf das Bett neben sich. Steve nahm die Einladung an, ohne auch nur einen Ton zu sagen und krempelte schon seinen Ärmel hoch bevor Jean ihm irgendwelche Anweisungen geben konnte.
„Tony.“, korrigierte Tony die Ärztin mit einiger Verspätung und sah zu wie Steve die Augen zukniff und blind nach Buckys Hand suchte. „Ganz ruhig Kleiner. Ich hasse es auch wenn mir jemand eine Nadel in den Arm stecken will, aber immerhin ist sie kein Vampir, oder Justin Hammer. Ich sag euch, der Kerl kann einem vielleicht auf die Nerven gehen.“, plapperte Tony los und immerhin verdrehte Steve nun die Augen und teilte einen amüsierten Blick mit Bucky, auch wenn Tony sich beinahe sicher war, dass der Junge sich eher über ihn lustig machte als seinem wirren Gerede zu folgen.
„Drück hier drauf.“, ließ sich da Jean wieder vernehmen und stellte eine Reihe von Blutröhrchen beiseite.
„Hier ich als nächstes.“, meldete sich Bucky und streckte Jean den Arm entgegen. Die lächelte den Jungen an, der einen bezaubernden Rotton annahm, für den Tony den erwachsenen Bucky bis in alle Ewigkeit aufgezogen hätte und machte sich wieder an die Arbeit. Tony gesellte sich lieber zu Steve, der auf den Wattebausch in seiner Armbeuge drückte und ein ganz klein wenig grün um die Nase aussah.
„Hey Champ. Bist du schon zu alt für Belohnungen, oder soll ich nach dem geheimen Süßigkeiten-Vorrat suchen gehen, den Pepper hier versteckt hat?“, versuchte Tony einmal mehr einen Zugang zu dem blonden Jungen zu finden, der ihn bisher ständig abgeblockt hatte. Steve lächelte schief und schüttelte den Kopf.
„Machen Sie sich mal keine Umstände.“, sagte er dann und nahm den Wattebausch von seinem Arm um nachzusehen ob es schon aufgehört hatte zu bluten. Hatte es nicht. Wieder drückte er fest auf seinen Arm und Tony wusste nicht so recht, was er hier eigentlich machte. Kinder waren nicht wirklich seine starke Seite und mit Steve hatte er ohnehin immer das Gefühl nichts richtig machen zu können.
„Also nicht bestechlich hm?“, stellte er dann fest und überlegte weiter was er noch tun könnte um den argwöhnischen Gesichtsausdruck los zu werden, den Steve schon den ganzen Tag spazieren trug.
„Nicht mit Süßigkeiten nein.“, antwortete Steve und Tony lächelte beinahe, allein schon aufgrund der Tatsache, dass Steve sich auf das Geplauder einließ.
„Womit denn dann?“, fragte Tony ehrlich interessiert. Ihn selbst hatten als Kind Süßigkeiten genauso wenig gereizt doch er bezweifelte irgendwie, dass sich Steve für einen Tag in der Werkstatt begeistern lassen würde. Oder für eine Spritztour mit einem der Sportflitzer, die noch immer in seiner Garage vor sich hin staubten.
„Wie wäre es mit Antworten?“, schlug Steve vor und Tony schluckte bevor er beschloss, das Risiko einzugehen.
„Interessant. Aber dann will ich auch ein paar Antworten von dir. Einverstanden?“ Steve schien einen Moment lang zu überlegen und warf einen Blick in Richtung Bucky, der noch immer dabei war sich schüchtern mit Jean zu unterhalten, die inzwischen einen Wattebausch auf seinen Arm drückte und ein Blutröhrchen schwenkte.
„Ok.“, sagte Steve dann und hielt Tonys Blick mit seinen verblüffend blauen Augen fest.
„Schön, aber ich fang an.“, kam Tony dem kleinen Strategen zuvor und schloss die erste Frage an, die ihm in den Sinn kam. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“ Steve stutzte und überlegte eine Weile.
„Grün.“, sagte er dann, was wiederum Tony stutzen ließ.
„So wie Lokis T-Shirt?“ Steve schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase.
„Nein. Heller. Eher Grasgrün. Meine Mum hatte früher ein Kräuterbeet hinterm Haus. Ich mochte die Farben und den Geruch. Aber im letzten Winter sind die ganzen Pflanzen erfroren.“ Tony lauschte gespannt und fragte sich wie sehr sich die Welt, die Steve gewohnt war tatsächlich von der unterschied, in der er jetzt zu leben gezwungen war.
„Vielleicht könnten wir ein paar Kräuter auf dem Dach ziehen. JARVIS was meinst du?“, schlug Tony vor und meinte zu sehen wie Steves Augen ein wenig zu leuchten begannen.
„Natürlich Sir. Soll ich die nötigen Bestellungen machen?“, antwortete der Computer-Butler und Tony warf Steve einen fragenden Blick zu, der dem Boden zunickte.
„Jepp. Überrasch mich.“, bestätigte Tony und dachte über seine nächste Frage nach, als Steve ihm zuvor kam.
„Und was ist Ihre Lieblingsfarbe?“, fragte er zurück und sah Tony ehrlich interessiert an.
„Ich wünschte, du würdest mich duzen.“, murmelte Tony, dann kam er auf seine eigentliche Antwort zurück. „Rot.“, sagte er. „Wobei Gold auch schön ist. Was glaubst du weswegen meine Anzüge Rotgolden sind?“ Tony stockte als ihm auffiel, dass Klein-Steve keine Ahnung hatte welche Farbe die Iron-Man-Anzüge hatten, noch das selbige überhaupt existierten.
„Anzüge?“, fragte Steve auch prompt nach und Tony seufzte.
„Wenn ihr zwei nachher mit in meine Werkstatt kommt, kann ich sie dir zeigen.“ Steve überlegte eine ganze Weile, was er auf diesen Vorschlag erwidern sollte, als Bucky sich wieder in die Unterhaltung einschaltete.
„Werkstatt? So mit schwebenden Autos und Laserkanonen?“ Tony sah die leuchtenden Augen des Jungen, der ihn bisher nur mit Misstrauen oder kaum verhohlener Verachtung bedacht hatte und musste unwillkürlich über die kindliche Begeisterung schmunzeln.
„Autos ja. Aber leider keine fliegenden. Den einzigen funktionierenden Prototyp hat ein guter Freund bei einer Wette gewonnen und ich bin relativ sicher, dass die gute Lola jetzt irgendwo in einem dunklen Lagerraum steht und Rost ansetzt.“ Tonys Gedanken wanderten automatisch zu Agent und dessen Rolle bei Lokis erstem Besuch im Stark-Tower. Dann jedoch riss er sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf die beiden Jungs und die etwas unsicher wirkende Ärztin.
„Übrigens Ms. Wie war noch ihr Name? Sie können gehen. Wir kommen hier sicher allein zurecht. Nicht wahr JARVIS?“, wandte sich Tony an die eine Person im Raum, die hier seiner Meinung nach nicht allzu viel verloren hatte. Die nickte nur zwinkerte Bucky noch einmal zu und verschwand so schnell wie sie gekommen war. Tony schaute ihr noch einen Moment lang mit dem nagenden Gefühl hinterher irgendetwas übersehen zu haben, doch die zwei Reihen Blutröhrchen waren vollständig und JARVIS hätte den Rotschopf mit Sicherheit nicht ohne Backgroundcheck in den Turm gelassen.
„Na dann auf zur Werkstatt.“, frohlockte Tony und führte die beiden Kinder zurück zum Aufzug, nachdem er die Proben nach JARVIS Anweisungen in eine Maschine gestellt hatte, von der er noch nicht einmal den Namen wusste. Nicht zum ersten Mal wünschte er sich Bruce in alter Frische zurück.
Bucky
Als Stevie sich freiwillig als Versuchskaninchen für Stark meldete, blieb Bucky fast das Herz stehen. Auch wenn er sich in all den Jahren, die er seinen besten Freund inzwischen kannte eigentlich daran hätte gewöhnen können, dass Steve immer derjenige sein würde, der sich in jeden Schlamassel stürzte, er hatte es nicht. Es kam jedes Mal wieder wie ein Schlag ins Genick wenn Steve den Helden spielte. Selbst dann wenn niemand in der Nähe war, der gerettet werden müsste, nahm Steve es immer noch mit jedem Bully auf, der ihm in die Quere kam. Und dass obwohl es selbst Mädchen in ihrer Klasse gab, die größer und kräftiger waren als Steve, der stets so aussah als könnte ihn der nächste Windstoß umwerfen. Was auch mehr als einmal passiert war, allerdings eher in Form von Pneumonie, oder Bronchitis, die Steve genauso auf den Fersen waren, wie die Jungs, die seine Pausenbrote stahlen.
Bucky tat was er konnte um Steve zu beschützen, doch da der es nicht lassen konnte der Gefahr praktisch hinterherzurennen, waren seine Erfolge eher bescheiden. Seit er in diesem verrückten Turm aufgewacht war, hatte Bucky gebangt, wann Steve eine Gelegenheit finden würde um etwas Dummes zu tun. Dass Stark ihm diese Gelegenheit nun auf dem silbernen Tablett präsentierte, brachte dem Mann bei Bucky definitiv keine Bonuspunkte ein.
Natürlich blieb Bucky an Steves Seite. Nicht einmal dieser seltsame Kerl, der sich offenbar für einen Zauberer hielt, hätte Bucky davon abhalten können und klugerweise hatte Stark auch keinen Versuch unternommen ihn daran zu hindern. Wieder eine Information, die Bucky in seinem Hinterkopf zu dem Stapel an Dingen legte, die ihm hier spanisch vorkamen.
Irgendetwas verschwiegen die beiden Erwachsenen, dass konnte Bucky praktisch riechen. Er wusste nur nicht was. Keiner der beiden hatte sich die Mühe gemacht den Kindern zu erklären, wie sie in dieser Lage gelandet waren und auch der Kommentar mit dem Datum schien Stark eher aus Versehen herausgerutscht zu sein. Bucky glaubte nicht an Magie, aber er las alles an Science-Fiction, was ihm unter die Finger kam. Eine Angewohnheit für die Steve ihn gnadenlos neckte, wann immer er dazu kam. Wenn das hier einer dieser Romane gewesen wäre, würde Bucky wetten, dass hier irgendeine Art von Zeitreise passiert war. Allerdings hatte er nicht die geringste Ahnung weshalb irgendwer und erst recht nicht Stark, oder Loki einen Grund haben sollten, einen Haufen Kinder in die Zukunft zu bringen um mit ihnen zu frühstücken.
Wenn überhaupt hätte Bucky einen Haufen seltsame Experimente erwartet. Allerdings war es ja durchaus möglich, dass Stark genau das jetzt mit Stevie vorhatte. Buckys Gefühl sprach zwar dagegen, aber er war lieber ein wenig übervorsichtig als später zu bereuen, dass er irgendwem vertraut hatte. Bucky war realistisch genug um zu wissen, dass er wahrscheinlich keine Chance gegen Stark haben dürfte. Auch wenn der eher klein geraten war, unter dem schlabbrigen Shirt verbargen sich mehr Muskeln als Bucky geheuer waren. Wenn überhaupt hatte er nur eine Chance Steve und sich selbst hier herauszuschlagen wenn er schnell und gewitzt war.
Der Fahrstuhl irritierte Bucky im ersten Moment ganz schön. Nicht nur, dass niemand darin stand um ihn zu bedienen, es gab auch keine Musik. Dafür wieder diese Stimme, die zuvor schon aus Starks Gimmick gekommen war. Bucky konnte das kleine viereckige Kästchen, dass der Erfinder sich gelegentlich ans Ohr hielt als sei es eine Art Walkie-Talkie nicht einordnen. Das und der verstörend flache Fernseher im Wohnzimmer hatten Bucky mehr als alles andere davon überzeugt, dass er nicht mehr in dem New York war, das er kannte.
Immerhin hatte der Blick aus dem Fenster ihm bestätigt, dass sie immer noch in New York waren. Nicht dass er die Skyline jemals aus einer solchen Höhe gesehen hatte, aber es gab doch das eine oder andere Gebäude, das er wiedererkannte.
Die Fahrstuhltüren öffneten sich und Bucky suchte sofort nach den besten Fluchtwegen und Versteckmöglichkeiten. Letztere natürlich möglichst von der Sorte, die Erwachsene immer übersahen. Leider war da nicht allzu viel zu sehen.
Abgesehen davon wurde Buckys Blick beinahe sofort von der fremden Person im Raum angezogen. Die Ärztin war rothaarig, hübsch und Bucky hatte sofort das Gefühl, dass er bei ihr besser auf der Hut war. Nicht so wie bei den älteren Jungs, die ihm neulich hinter dem Schulhof aufgelauert hatten, weil er Steve in einer Schlägerei beigestanden hatte, die offenbar mehrere kleine Brüder miteinbezogen hatte. Bucky hatte daraus gelernt, dass „ich sag’s meinem großen Bruder“ nicht unbedingt eine leere Drohung sein musste, und dass es besser war den Mund zu halten wenn man offensichtlich der Unterlegene in einer Rauferei war. Nein diese Ärztin brachte eine Alarmglocke in ihm zum Klingen, die er nicht recht einordnen konnte.
Tony begrüßte die Frau etwas unbeholfen und Bucky verdrehte die Augen. Von jemandem, der von einer solchen Gigolo-Ausstrahlung wie Tony umgeben war, hätte Bucky da schon mehr erwartet. Nicht dass er gut im Flirten gewesen wäre, was allerdings daran lag, dass er keinen Sinn darin sah. Egal was Steves Mum behauptete, die immer wieder sagte, dass Bucky ein Charmeur war. Nur weil er es hin und wieder schaffte dem Kerl am Kiosk ein kostenloses Comicheft abzuschwatzen, war er noch lange nicht charmant.
Bucky ließ die Ärztin nicht aus den Augen und bemerkte lange vor Tony, dass irgendetwas an ihr nicht ganz normal war. Trotzdem ließ er zu, dass sie Stevie Blut abnahm. Bei den unzähligen Gelegenheiten während denen Bucky schon gesehen hatte wie diverse Leute Nadeln in Steves Arm gesteckt hatten, hatte Bucky ein gewisses Gespür dafür entwickelt, ob derjenige wusste was er tat, oder nicht. Das war jedes Mal lustig wenn ein neuer Schwung Medizinstudenten, oder Schwesternschülerinnen bei Mrs. Rogers lernten.
Der Rotschopf wusste genau was sie tat. Hauptsächlich deswegen bot Bucky seinen eigenen Arm an, nachdem sie mit Steve fertig war, doch ein ganz klein wenig auch deshalb, weil er nicht hinter seinem besten Freund zurückstehen mochte, der wie üblich nicht einmal gezuckt hatte als die Nadel sich in seine Vene bohrte.
Von dem Gespräch zwischen Steve und Stark bekam er nicht viel mit, weil er damit beschäftigt war der Ärztin ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Die schien allerdings genau zu wissen, was er da tat und blockte sein Schnüffeln mit einem wissenden Lächeln ab.
Erst als Stark vorschlug in seine Werkstatt zu gehen wurde Bucky hellhörig. Nicht weil er Stark böse Absichten unterstellte, sondern weil er Werkstätten mehr mochte als Science-Fiction-Geschichten und das wollte schon etwas heißen. Der alte Tüftler, der einige Querstraßen von Buckys Zuhause entfernt alles reparierte was man ihn brachte, obwohl er sich eigentlich auf Automobile spezialisiert hatte, versüßte Bucky manchmal den Nachmittag indem er ihn bei seiner Arbeit helfen ließ.
Die Aussicht auf eine Werkstatt aus der Zukunft sprach Bucky auf einer Ebene an, die er nicht genauer betrachten wollte, doch seine Fantasie lief gerade auf Hochtouren und dass Stark tatsächlich ein fliegendes Auto gehabt zu haben schien, zumindest wenn er seinen Kommentar richtig gedeutet hatte, feuerte sie nur noch mehr an.