
Tony saß in seiner Werkstadt und bastelte an einem seiner Autos rum, als Jarvis ihn darüber informierte, dass eine unbekannte Nummer anrief. „Find heraus, wer es ist.“, bat Tony seine KI sofort. „Bei der Nummer handelt es sich um die Telefonnummer des Krankenhauses in Brooklyn. Soll ich den Anruf annehmen?“ Tony dachte kurz nach, bejahte aber letztendlich. Was, wenn Richard oder Mary etwas passiert war? Oder Rhodey?
„Guten Tag, bin ich mit Mr Anthony Stark verbunden?“, fragte eine Frauenstimme am Telefon. „Mit wem spreche ich?“, fragte der Mechaniker. „Oh, Entschuldigung. Mein Name ist Angela Meyer vom Queens Hospital. Es geht um Ihren Sohn.“ Tony, der grade einen Schluck seines Kaffees nahm, spuckte den Kaffee sofort wieder aus. „Wie bitte, Sohn? Ich habe keinen Sohn.“, sagte er sofort.
„Die Mutter, Monica Hart hat Sie als Vater angegeben, jedoch ist sie leider vor zwei Stunden an einer unerwarteten Komplikation nach der Geburt gestorben. Wenn Sie Zeit haben, würde ich Sie bitten zu kommen, damit besprochen werden kann, wie es mit dem Jungen weitergeht. Er ist ein paar Stunden alt.“ Tony atmete durch. Monica Hart, der Name war ihm durchaus bekannt. Seine Ex-Affäre.
„Ich... ich bin auf dem Weg.“, meinte Tony und beendete das Telefonat, bevor er Friday darum bat, Rhodey, Richard und Mary zu bitten, zum Krankenhaus zu kommen. „Colonel James Rhodes befindet sich derzeit in Deutschland, aber Mary und Richard sind informiert und treffen Sie im Krankenhaus.“
Tony stand vor dem Säuglingszimmer und sah zu den kleinen Babys, während er auf seine beiden besten Freunde wartete. Man hatte ihm mitgeteilt, dass er reingehen durfte um seinen Sohn zu sehen, aber er traute sich nicht. Er wusste nicht einmal, ob er seinen Sohn überhaupt sehen wollte, denn, wem machte er etwas vor? Er konnte auf keinen Fall für ein Kind sorgen.
„Ist alles in Ordnung, Tony?“, fragte Mary ihren besten Freund sofort besorgt. Sie war die Mama der kleinen Freundesgruppe, immer um jeden besorgt. Aber auch Richard, normalerweise die Ruhe selbst, schien sich Sorgen zu machen. Auch sein Blick zeigte, dass er definitiv besorgt war.
„Ich... Shit, wo fang ich an? Also, da drin liegt mein Sohn. Angeblicher Sohn. Seine Mutter, Monica Hart, ist bei der Geburt gestorben und ich soll jetzt...“ Tonys Blick glitt hinüber zu den Babys, er wusste, dass das Baby, um welches es hier ging, im nächstem Bett am Fenster lag und schlief. „Ich, keine Ahnung. Ich muss da rein.“ Plötzlich ergriff Tony eine Art Panik. Er musste seinen Sohn sehen, auch wenn er wusste, dass er ihn abgeben musste, aber er musste ihn sehen. Denn auch wenn er es nicht wirklich wahrhaben wollte, wusste er doch, dass es sich bei dem kleinen Baby, dem Neugeborenen, tatsächlich um sein Baby, seinen Sohn handelte.
„Wir warten hier.“, versicherte Richard seinen besten Freund aus seiner Kindheit. Tony lächelte die beiden dankbar an, bevor er einmal tief durchatmete und sich auf dem Weg in das Säuglingszimmer machte.
Es war wie eine unsichtbare Macht, die den Milliardär zu dem Jungen zog, er konnte sich ihr nicht entziehen, aber Tony war sich auch nicht sicher, ob er es wollte. Der vernünftige, rationale Teil in ihm sicherlich, doch der egoistische Teil in ihm wollte seinen Sohn wenigstens einmal sehen, ihn einmal halten, bevor er die Vernunft siegen ließ und den Krankenschwestern sagte, dass er ihn zur Adoption freigeben würde.
Tony stand am Bett und sah den kleinen Jungen einfach nur an.
Fuck... er... er sieht aus wie ich.
Tony konnte nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken, während er auf dieses kleine Wesen sah, besonders als das Baby seine babyblauen Augen öffnete und seinen Vater unbewusst anlächelte. In dem Moment wusste Tony, dass er verloren hatte, dass genau das eingetreten war, was er auf gar keinen Fall wollte. Er liebte seinen Sohn, er liebte ihn mehr als alles andere auf der Welt und er konnte ihn nicht abgeben. Aber gleichzeitig konnte er sich auch nicht alleine um ein Kind kümmern, nicht er.
„Ach, Sie sind der Vater des Jungens?“, fragte eine Frau, die den Raum betrat, offensichtlich eine Krankenschwester. Tony nickte abwesend, während er seinen Sohn einfach weiter ansah. „Nehmen Sie ihn ruhig hoch, in den Arm. Er braucht es, grade weil er seine Mama verloren hat, der Arme. Aber er hat ja zum Glück Sie. Er muss jetzt auch gefüttert werden, übernehmen Sie das?“
Tony überraschte sich selbst damit, dass er nickte. Hatte er grade wirklich zugestimmt einem Baby eine Flasche Milch zu geben? „Perfekt, ich gehe schnell die Flasche machen, nehmen Sie ihr Baby in der Zeit. Und ihre Freunde, die draußen stehen, dürfen gerne reinkommen. Ihr Kleiner – dem sie übrigens noch einen Namen geben müssen – ist momentan unser einziges Baby hier, daher ist das kein Problem!“
Die Frau verschwand wieder und Tony atmete einmal tief durch, bevor er den kleinen Jungen aus seinem Bettchen nahm. „Hey Kleiner.“, flüsterte er, während er den kleinen Jungen hielt. Peter kuschelte sich automatisch an den Mann, so als wüsste er, dass er bei seinem Vater war. Tony lächelte dem kleinen Jungen an, bevor er seinen Freunden draußen bedeutete, dass sie reinkommen dürfen.
Mary ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen. Die junge Frau liebte Kinder, doch konnte selber leider keine bekommen, weshalb sie es gar nicht abwarten konnte, ihren kleinen Neffen zu halten. Die Krankenschwester kam mit einer Flasche Milch wieder, die sie dem Vater in die Hand drückte. „Achten Sie darauf, dass er nicht zu schnell trinkt. Nach der Hälfte der Flasche und wenn die Flasche leer ist sollte er ein Bäuerchen machen . Legen Sie sich besser ein Tuch über die Schulter, wenn es so weit ist. Ja, ansonsten setzen sie sich am besten hin und denken Sie daran, den Kopf zu stützen.“, erklärte die Frau, bevor sie das Zimmer verließ.
Tony setzte sich mit seinem Sohn hin und begann, ihm die Flasche zu geben.
„Gott, er ist ja so niedlich.“, meinte Mary, nachdem sie das Baby ein paar Minuten angesehen hatte. Auch Richard konnte seiner Frau nur zustimmen. „Ich weiß. Scheiße, er sieht aus wie ich und... ich liebe ihn jetzt schon über alles, wirklich...“
„Also behältst du ihn?“, fragte Mary sofort, in der Hoffnung, dass sie einen Neffen zum verwöhnen bekommen würde. Tony sah sie unsicher an. „Ich... ich weiß es nicht. Ich liebe ihn wirklich, mehr als alles andere. Ich würde alles für ihn tun, aber... ihr kennt mich und meine Probleme. Ich kann kein Kind großziehen. Jetzt grade geht es, aber was, wenn meine Alkoholsucht mich wieder einholt? Wenn ich wieder irgendeine scheiße verzapfe? Wenn ich wie mein Vater werde?“, erklärte Tony seine Bedenken, bevor er nach dem Spucktuch griff, welches neben dem Bett seines Sohnes lag und es sich über die Schulter legte, bevor er dafür sorgte, dass sein Sohn sein Bäuerchen machte.
Tony hoffte darauf, dass seine Freunde ihm widersprachen, doch er wusste, dass dort nichts kommen würde. Er hatte Recht, er konnte sich nicht permanent um ein Baby kümmern. Oder ein Kleinkind, oder generell einen Menschen, er konnte ja grade mal auf sich selbst aufpassen und auch darin war er nicht wirklich gut.
Gleichzeitig wusste Tony aber auch, dass er daran kaputt gehen würde, wenn er seinen Sohn jetzt abgeben müsste, ohne die Gewissheit zu haben, ihn wiederzusehen.
Tony blieb den gesamten Tag bei seinem Sohn im Krankenhaus, Peter, wie er ihn in Gedanken schon nannte, denn er mochte den Namen Peter schon immer. Richard und Mary waren die meiste Zeit bei ihm in der Nähe, was Tony letztendlich auf die rettende Idee brachte.
„Ihr adoptiert ihn.“, sprach er seinen Gedanken aus. Tony war der Meinung, es wäre die beste Idee, die er je hatte. Richard und Mary waren seine besten Freunde (natürlich zusammen mit Rhodey) und wollten schon seit einiger Zeit ein Kind – wieso also nicht Peter? Auf diese Weise müsste er ihn nicht komplett abgeben, hätte aber nicht die volle Verantwortung.
„Das-das meinst du nicht ernst, Tony, oder?“, fragte Richard sofort, während Mary tatsächlich drüber nachdachte.
„Ich weiß, es ist viel, aber ich könnte euch natürlich unterstützen. Ich- ich kann einfach kein Vater sein, aber ich kann ihn auch nicht für immer abgeben, ich liebe ihn zu sehr dafür... Aber ihr, ihr würdet super Eltern abgeben. Ihr liebt Kinder und wollt selber welche... und ich, ich könnte einfach der... Onkel sein.“
Mary nickte, während Richard ihn noch skeptisch ansah. „Es... es wäre tatsächlich eine Möglichkeit.“, sagte letztendlich Mary. Auch sie hatte sich schon in den kleinen Menschen verliebt. Richard seufzte, während er sich tatsächlich langsam mit den Gedanken anzufreunden schien. Auch er hatte sich in das Baby verliebt und so konnte sich auch gleichzeitig endlich ihr Kinderwunsch erfüllen.
„Okay, du hast ja recht... Außerdem ist er das süßeste Baby, das ich je gesehen habe. Aber sein Zweitname lautet Benjamin!“
„Und als erster Name Peter?“
Mary und Richard nickten. „Peter Benjamin … Parker.“
„Mensch, Tony.“, sagte Richard als er das Penthouse des Milliardärs betrat. Der Geruch von Alkohol lag in der Luft, was zu dem Bild passte, was sich dem Wissenschaftler bot.
„Es tut mir leid... es... es ging einfach nicht mehr...“, nuschelte Tony. Richard seufzte und ging zu seinem Freund, der vor dem Sofa auf dem Boden saß und seine Haare raufte. „Geh deinen Rausch ausschlafen, Tones. Ich räum hier auf und sobald du ausgenüchtert bist, reden wir. Das geht so nicht weiter, Tony.“
Tony schüttelte den Kopf. „Es geht nicht. Ich kann das nicht...“, sagte Tony.
„Es geht und du kannst das... wenn nicht für dich, dann für Peter... Und jetzt schlaf deinen beschissenen Rausch aus.“
Das Wort Peter sorgte dafür, dass Tony wie ausgewechselt war. „Scheiße...“, murmelte Tony. Die Enttäuschung von sich selbst tropfte beinahe aus seiner Stimme. „Wir kriegen das hin...“, versprach Richard ihm nochmal, während er seinem besten Freund aufhalf. Tony torkelte in Richtung seines Schlafzimmers. Richard sah ihm hinterher, bereit ihm wieder aufzuhelfen, sollte er hinfallen, doch er schaffte es (überraschenderweise) ohne einen solchen Unfall. Das Wort Peter schien ihn tatsächlich zumindest ein wenig auszunüchtern.
Langsam begann Richard, das von Tony erschaffene Chaos aufzuräumen. Er schüttete den gesamten Alkohol aus und entsorgte die Flaschen und kehrte die Scherben von zerbrochenen Flaschen zusammen. Danach ging er nach seinem besten Freund sehen, der tief und fest schlief.
Tony wurde am nächsten Morgen wach, als sich ein kleiner Mensch auf ihn schmiss. „Aufwachen, Onkel Tony!“, hörte er die Stimme seines Sohnes Neffens. Klar, immerhin würde niemand anderes es sich trauen, Tony Stark so zu wecken, besonders, wenn der Mann auch noch einen heftigen Kater hatte. „Pete? Was machst du denn hier?“, fragte Tony leise, immer noch mit geschlossenen Augen. Er traute sich nicht, sie zu öffnen, da er wusste, dass die Kopfschmerzen, die er ohnehin schon hatte, sich nochmal um ein vielfaches steigern würden.
„Daddy sagt, du musst auf mich aufpassen. Ich bin krank.“ Wie um es zu beweisen, begann Peter heftig zu husten. Langsam öffnete Tony seine Augen um nach dem kleinen Jungen zu sehen. Tony ignorierte das schmerzende Hämmern in seinem Kopf und sah stattdessen besorgt auf den Jungen, welcher auf ihm lag und definitiv krank war. Wie von selbst legte er eine Hand auf seine Stirn und erschrak, als er fühlte, wie heiß die Stirn des Kindes war.
„Ist Richard noch hier?“, fragte Tony den Jungen. „Daddy ist in der Küche. Er hat gesagt ich soll dich wecken gehen.“ Der Milliardär seufzte. „Ich muss mal kurz mit deinem … Dad reden. Bleibst du so lange hier?“
Peter sah ihn an. „Wenn wir nachher König der Löwen schauen.“ Tony grinste. „Aber natürlich, Bambi.“ Peter rollte sich von seinem Onkel runter und legte sich unter die Decke, wo er ziemlich sofort wieder einschlief. Tony lächelte und drückte dem Jungen einen Kuss auf die Stirn, bevor er leise und langsam aufstand, um in die Küche zu gehen.
„Morgen, Richie-Stichie.“, grüßte Tony seinen besten Freund. Dieser verdrehte die Augen. „Guten Morgen, Tonylein. Schläft Pete wieder?“ Tony nickte. „Gut... Könntest du heute auf ihn aufpassen? Ich weiß, dir geht es wahrscheinlich nicht gut, aber dadurch, dass er krank ist kann er nicht in den Kindergarten und ich will ihn auch ungern mit einer Babysitterin alleine lassen, wo er krank ist. Aber alle anderen sind arbeiten, also...“
„Kein Problem. Wenn ich jetzt eine Ibu einwerfen kann und endlich eine Tasse Kaffee bekomme.“ Richard stellte sofort die Kaffeemaschine an, bevor er eine Tablette aus dem Schrank raus kramte. „Danke.“
„Also dann, ich muss los. Pass auf Peter auf, benimm dich. Ich komm ihn heute Abend abholen, aber wenn was ist, ruf an. Und morgen Abend reden wir über gestern.“ Tony seufzte. Am liebsten würde er den gestrigen Tag einfach vergessen, doch er wusste, dass er es nicht konnte. Nicht durfte. Er musste sein Alkoholproblem endlich in den Griff bekommen.
„Ich krieg das hin, Rich. Bis später.“ Richard lächelte seinen besten Freund an, bevor er das Penthouse verließ. Tony versuchte sich in der Zeit am Frühstück und dachte sich, er könnte Pancakes machen. Die natürlich verbrannten. Also bestellte er beim Lieblingsfrühstücksrestaurant der beiden.
Als das Essen eine halbe Stunde später ankam, entschied Tony sich, dass es Zeit wurde, Peter wieder zu wecken. „Petey-Pie, Zeit aufzustehen. Ich hab Frühstück gemacht.“ Peter verzog das Gesicht, bevor er die Augen öffnete. „Du hast Frühstück gemacht?“, sagte Peter beinahe schon sarkastisch, auch wenn er das noch gar nicht so wirklich verstehen konnte.
Er hat definitiv meinen Sarkasmus geerbt... Scheiße.
Tony konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. „Na gut, ich hab Pancakes bestellt. Aber dein Kakao ist selber gemacht!“ Peter setzte sich sofort auf und streckte seine kleinen Arme nach seinem Onkel aus. „Will nicht laufen.“, meinte Peter, bevor er gähnte. Tony seufzte. Peter war schon vier und sollte eigentlich nicht mehr rumgetragen werden. Und außerdem war er krank und Tony offiziell nur der Onkel. Der Mann nahm den kleinen Jungen auf den Arm.
Peter schlang die Arme um Tonys Hals und hielt sich fest, während er seinen Kopf an die Schulter seines Onkels legte. „Bist du noch müde, Kumpel?“, fragte Tony den kranken Jungen sofort, worauf dieser nickte. „Okay, wie wäre es, wenn wir jetzt Frühstücken und uns dann zusammen auf die Couch legen und schauen König der Löwen. Alle drei Teile.“ Heftig nickte Peter. Tony lächelte. Er wusste genau, wie er Peter rumkriegen konnte.
Gemeinsam frühstückten die beiden ihre Pancakes, bevor die beiden es sich gemeinsam auf dem Sofa bequem machten. Tony hatte sich auf der Couch ausgestreckt und Peter war auf ihn gekrabbelt. Der kleine Junge hatte seinen Kopf auf Tonys Brust gelegt und sein Gesicht dem Fernseher zugewandt, auf dem nun König der Löwen lief. Peter sah zufrieden aus, auch wenn er immer wieder husten musste, aber wenn Peter zufrieden war, ging es auch Tony gut.
Lächelnd drückte Tony Peter einen Kuss auf die braunen, nach Apfel riechenden Locken und nicht zum ersten Mal dankte Tony dem Gott, dem Schicksal oder wem auch immer, dass der oder diejenige ihm Peter in sein Leben gebracht hatte. Dass er trotz seiner Unmengen Probleme diesen wunderbaren, perfekten, unschuldigen Menschen in seinem Leben haben durfte.
Zwei Wochen später sollte Tony erneut auf Peter aufpassen, diesmal aber für eine ganze Woche, da Mary und Richard auf eine Dienstreise nach Europa mussten. Dafür war Rhodey wieder in der Stadt und unterstützte Tony mit dem Jungen, worauf Peter sich unglaublich freute. Was ist besser als ein Onkel, der auf einen aufpasst? Zwei Onkel!
„Onkel Tony! Onkel Rhodey!“, rief Peter, als der Junge gemeinsam mit seinen Eltern das Penthouse betrat und auf seine Onkel zu rannte. „Petey-Pie!“, rief Tony erfreut, als er Peter sah. Sofort bückte er sich und öffnete seine Arme, bereit für die berühmte Umarmung seines Neffens. „Mein Gott, bist du etwa schon wieder gewachsen? Ich hab dich doch erst vor zwei Wochen gesehen!“
„Ja, das war SOOOO lang! Ich hab dich vermisst!“ Tonys Herz schmolz bei den Worten des Kindes in seinen Armen. „Och, Bambino. Ich hab dich auch vermisst.“ Tony drückte Peter noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er die Umarmung langsam löste, damit Peter auch seinen anderen Onkel begrüßen konnte. „Bekommt dein Lieblingsonkel auch eine Umarmung?“, fragte Rhodey sofort. „Natürlich, Onkel Rhodey. Aber Onkel Tony ist mein Lieblingsonkel!“ Tony konnte sich ein Lachen kaum verkneifen.
„Peter!“, meinten Mary und Richard streng. „Ihr habt gesagt, ich darf nicht lügen.“ Peter umarmte Rhodey, der ihm das nicht übel zu nehmen schien, denn erstens, man konnte Peter sowieso nichts übel nehmen und zweitens, war es klar, dass Tony seine Nummer eins war, immerhin waren die beiden ein Herz und eine Seele und sich unfassbar ähnlich. Es wunderte das US-Airforce Mitglied, dass noch nicht aufgeflogen war, dass Tony Peters leiblicher Vater war.
„Du kommst aber direkt danach auf Platz zwei, gemeinsam mit Onkel Ben!“ Rhodey grinste. „Das ist schön, Lieblingsneffe!“ Rhodey ließ den Jungen wieder los. „Gehst du mit Onkel Rhodey deine Sachen in dein Zimmer bringen?“, fragte Mary, worauf Peter heftig nickte und seinen Rucksack nahm. Rhodey nahm die große Reisetasche, die daneben lag.
„Also dann, Peter muss spätestens um halb zehn im Kindergarten sein und um zwölf Uhr abgeholt werden. Er muss Frühstück mit in den Kindergarten bringen und darf jeden Freitag ein Spielzeug mitnehmen, an keinen anderen Tag! Und denk dran, spätestens neun Uhr ins Bett und nach sechs Uhr abends keinen Zucker mehr!“ Tony nickte. „Keine Sorge, ich bekomme das hin. Und Rhodey ist im Notfall auch noch hier.“
In dem Moment kamen Rhodey und Peter wieder. „Also dann, wir müssen langsam los.“, sagte Mary. Peter sah sofort traurig aus. „Müsst ihr wirklich weg?“, fragte er, bevor er einmal schluchzte. Mary bückte sich zu ihrem Sohn hinunter. „Ja, Baby. Müssen wir. Aber du hast sicher viel Spaß bei Onkel Tony und Onkel Rhodey. Und wir telefonieren jeden Tag!“ Peter lief zu seiner Mama und schluchzte in ihren Armen. Tony brach es das Herz. Er hasste es, den Jungen weinen zu sehen und er wusste, dass er nachher alles machen würde, um ihn wieder glücklich zu machen. „Ich werde dich vermissen, Mommy.“, hörte Tony den kleinen Jungen flüstern. „Ich werd dich auch vermissen, Baby.“ Richard bückte sich und schlang seine Arme um seine kleine Familie. „Wir werden dich beide vermissen, Pete.“
Die Verabschiedung zog sich noch ein paar Minuten, da auch Rhodey und Tony sich unbedingt ordentlich von ihren besten Freunden verabschieden wollten, doch irgendwann verließen die beiden das Penthouse. Peter, der auf Tonys Arm war, winkte seinen Eltern nach, während ihm noch ein paar einzelne Tränen die Wangen hinunterliefen.
„Okay Kumpel, worauf hast du Lust?“, fragte Rhodey seinen Neffen, der auf dem Sofa saß und schmollte. Peter zuckte mit den Schultern. Er wollte gar nichts machen. Er wollte nur, dass seine Eltern wieder bei ihm waren. „Lego?“ Peter schüttelte den Kopf. „Einen Film gucken?“ Erneutes Kopfschütteln. „In den Park gehen? Mit Autos spielen? Eis essen gehen?“ Immer wieder schüttelte Peter den Kopf, bis er Tony aus dem Augenwinkel sah und aufstand, um zu ihm zu laufen. Seine kleinen Arme schlangen sich um die Beine des Mannes. Tony strich sanft durch die braunen Locken des Jungens. „Wenn du mich kurz loslässt, kann ich dich auch umarmen.“ Peter löste sich sofort Tony, der sich bückte um den Jungen zu umarmen. Rhodey sah ein wenig neidisch zu Tony, denn, auch wenn er es niemals zugeben würde, auch er hätte am liebsten so ein inniges Verhältnis zu seinen Neffen.
„Also dann, was hältst du davon, wenn wir Pizza bestellen und dann noch einen Film gucken, bevor du ins Bett gehst?“, schlug Tony vor. Peter nickte, worauf Tony seine KI anwies, das übliche für die drei zu bestellen. „Die Pizza wird in einer halben Stunde geliefert.“, teilte Jarvis den drei Personen mit.
Nach dem Essen zogen die drei Jungs sich ihre bequemen Klamotten an und setzten sich aufs Sofa. Rhodey hatte ein Sofa für sich alleine, während Peter sich zusammen mit Tony auf das andere legte um sich nah an seinen Onkel zu kuscheln. „Also dann, Kleiner. Welcher Film?“ Peter überlegte einige Sekunden. „Monster AG!“
„Also dann Jarvis, du hast den Chef gehört.“ Sofort ging der Fernseher an und spielte den gewünschten Pixar-Film ab. Peter schaffte es grade mal bis zum ersten Auftritt von Boo, bevor er halb auf Tony liegend einschlief.
„Manchmal bin ich wirklich neidisch. Peter liebt dich so sehr.“, sagte Rhodey, der seinen besten Freund und seinen Neffen einige Sekunden beobachtet hatte. Tony, der die ganze Zeit auf Peter gesehen hatte und sanft mit dessen Haaren spielte, wandte sich an Rhodey. „Ach was, Peter liebt dich genauso sehr wie mich.“ Der Colonel schüttelte aber den Kopf.
„Du und Peter, ihr habt eine besondere Verbindung. Vielleicht weiß er tief im Inneren... du weißt schon. Und das ist auch richtig so und trotzdem bin ich manchmal neidisch...“ Tony lächelte traurig und kam nicht drum herum, sich zu fragen, was wohl wäre, wenn er sich damals nicht dafür entschieden hätte, dass Mary und Richard Peter adoptieren können, wenn er ihn selbst aufgenommen hätte. Aber dann dachte er wieder an all die Fehler, die er in den letzten vier Jahren begannen hatte und wusste, dass es die einzig richtige Entscheidung war. Peter war glücklich und sicher, das war die Hauptsache.
„Ich glaub, ich bring den kleinen Teddybären mal ins Bett und leg mich danach selber hin.“, meinte Tony irgendwann kurze Zeit später. „Was, Tony Stark geht freiwillig schlafen?“ Der Milliardär grinste seinen besten Freund an. „Ja, es geschehen noch Wunder. Aber ich muss morgen früh aufstehen um alles geschafft zu kriegen. Peter, den Prototyp von der Barbia-2 bauen und meine neue Assistentin kommt morgen auch zum ersten Mal.“ Rhodey nickte. „Du weißt, dass ich Peter aber auch übernehmen kann, oder?“ Tony nickte. „Ja, ich weiß, aber... ich will das alleine schaffen, einmal in meinem Leben Verantwortung zeigen.“ So etwas ähnliches wie ein Vater für meinen Sohn sein... Rhodey verstand genau was er wollte. „Alles klar. Hast du was dagegen, wenn ich noch ein wenig meine Serie schaue?“, fragte Rhodey, auch wenn er die Antwort schon kannte. Wieso sollte Tony etwas dagegen haben? „Klar, mach ruhig. Aber nicht so laut, okay?“
Tony war grade eingeschlafen, als er vom Öffnen der Tür wieder wach wurde. „Psssht, Hasi. Wir müssen leise sein. Wir wollen doch Onkel Tony nicht wecken.“, hörte Tony den kleinen Jungen flüstern. Der Erwachsene konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und entschied sich, sich erstmal schlafend zu stellen. Peter klang nicht traurig oder verängstigt, also schien es ihm nicht schlecht zu gehen. Er hörte, wie Peter auf das Bett zulief und hineinkletterte. „Hasi, du musst leise sein. Wir wollen Onkel Tony nicht wecken!“, schimpfte Peter nochmal mit seinem beigen Stoffhasen, den er kurz nach seiner Geburt von Tony bekommen hatte und ohne den er seitdem nicht schlafen konnte.
Peter legte sich unter die Decke und kuschelte sich an Tonys Rücken. Der Mann drehte sich um. „Was ist los, Pete?“, fragte er letztendlich. „Ich bin aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen. Kann ich bei dir schlafen?“ Tony nickte sofort. „Natürlich, Kleiner.“ „Und Hasi auch? Auch wenn er dich geweckt hat?“, fragte Peter und hielt das Kuscheltier demonstrativ hoch. „Ja, auch Hasi darf hier schlafen.“ Peter lächelte und kuschelte sich in die Arme von Tony, der ihm einen Kuss auf seine Locken gab. „Schlaf gut, Kleiner.“, flüsterte Tony ihm zu. „Ich hab dich lieb, Onkel Tony.“, flüsterte Peter, bevor er einschlief. Tony drückte ihm noch einen Kuss auf den Kopf. „Ich hab dich auch lieb, Kleiner. So so so sehr.“, flüsterte Tony, bevor auch er wieder einschlief, diesmal so fest, dass er nicht mitbekam, wie Rhodey die Schlafzimmertür öffnete um nach ihm zu sehen (immerhin war er praktisch Tonys Bruder und er wusste, dass Tony immer mal wieder Probleme beim Schlafen hatte) und er bekam auch nicht mit, wie Rhodey Jarvis darum bat, von Tony und Peter ein Bild zu machen.
Die Woche verging wie im Flug. Peter hatte mit seinen drei Onkeln und seiner Tante eine kleine Willkommen-zurück-Party organisiert. Rhodey fuhr zum Flughafen um die beiden abzuholen, während May, Ben und Tony gemeinsam mit Peter im Penthouse blieben.
„Sir, ich habe grade von einem Flugzeugabsturz erfahren. Meinen Recherchen zu folge handelt es sich dabei um die Maschine, mit der Mr und Ms Parker geflogen sind. Es wird noch nach Überlebenden gesucht.“, sagte Jarvis. Peter hatte davon zum Glück nicht wirklich viel mitbekommen, die Erwachsenen dafür umso mehr. „Jarvis, schicke alle Infos, die du finden kannst an mein Handy!“, befahl er seiner KI, bevor er sein Handy rausholte um die verschiedenen Artikel zu lesen. „Flugzeugabsturz in Pennsylvania, Ursache bisher unbekannt. Es wird nach Überlebenden gesucht, die Wahrscheinlichkeit ist aber unwahrscheinlich. Ich hab hier eine Nummer, die man Anrufen kann um nach Angehörigen zu fragen...“, erzählte Tony so leise wie möglich. May und Ben schluckten. „Okay, May und ich gehen ins Nebenzimmer und rufen da an. Pass du auch Peter auf und versuch dir nichts anmerken zu lassen.“ Tony nickte und schluckte.
Die Stimmung war deutlich angespannt und jeder der Erwachsenen wusste wohl, dass die Chancen, dass Mary und Richard noch lebten gegen null tendierten. Tony hatte das Bedürfnis zur Flasche zu greifen, die Nachricht einfach zu vergessen, doch das konnte er Peter nicht antun. Er musste für Peter jetzt stark bleiben. „Onkel Tony, spielst du mit mir Auto?“, fragte der Junge unschuldig. Tony nickte, bevor er einmal tief durchatmete. Er musste ruhig bleiben, sich zusammenreißen – für Peter.
„Sie haben sie gefunden.“, meinten May und Ben, als sie nach einer Stunde aus dem Nebenzimmer kamen. Tony saß mit Peter auf dem Boden. Die beiden hatten mit Hilfe von Hologrammen eine Rennbahn aufgebaut, in denen sie um die Wette fuhren. „Ich hab schon wieder gewonnen!“, freute Peter sich. Tony achtete jedoch nicht groß auf Peter sondern schaute zu seinen Freunden, die traurig den Kopf schüttelten. Bens Augen waren rot und seine Wangen waren definitiv nass von den Tränen, die er geweint hatte. May schien sich noch im Griff zu haben, aber auch aus ihren Augen sprach die Trauer. Mary und Richard waren tot.
Und was tat Tony? Das was er am besten konnte – seine Gefühle ignorieren, seine kalte Fassade aufbauen. May und Ben bemerkten dies natürlich beide, doch sie ließen ihn zumindest vorerst. Bei Peter war das schon anders. Er drehte sich um und fragte sich, was mit den Erwachsenen los war. Sein Blick ging zu allererst zu Tony. Schnell ging er zu ihm und nahm in in den Arm. Tony ließ es geschehen, schlang die Arme um den kleinen Menschen – den Menschen, den er so sehr liebte – und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Danach ging Peter auch zu May und Ben und sie alle konnten sich nur fragen, womit sie so einen unschuldigen und süßen Jungen in ihren Leben verdient hatten – und womit Peter es verdient hatte, seine Eltern zu verlieren.
Nach dem Tod seiner Eltern kam Peter zu May und Ben. Eigentlich war geplant, dass Peter bei Tony blieb, doch sein Alkoholproblem hatte ihn immer wieder eingeholt. Trotzdem liebte Peter seinen Onkel Tony immer noch sehr, auch wenn er mittlerweile sieben Jahre alt war und nicht immer alles, was Tony tat, gut hieß.
Mit der Zeit hatte Tony es aber geschafft, sein Alkoholproblem einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Er trank nur noch, wenn er auf einer Party war – Alkohol war im Penthouse strengstens verboten! Es war zwar noch nicht perfekt und das Ziel war es, dass Tony endlich komplett vom Alkohol davon kam, aber es war immerhin schonmal ein Schritt in die richtige Richtung.
Grund für diesen Sinneswandel war Peter, der spontan nach der Schule zu Tony gehen wollte, der jedoch mal wieder dem Alkohol verfallen war. Er hatte die erste Flasche Wein getrunken und wollte nun zum Whiskey übergehen, als Peter aus dem Aufzug kam.
„Onkel Tony, was machst du da?“, fragte Peter seinen Onkel. Tony sah geschockt zu dem siebenjährigen Jungen. Gott, hatte der Milliardär sich in dem Moment gehasst. Tony wollte niemals, dass Peter ihn in diesem Zustand sah. Peter hatte ihn angebettelt, dass Tony mit dem Alkohol aufhörte und Tony hatte ihm hoch und heilig versprochen, dass er hart dran arbeiten würde – und ein Versprechen gegenüber Peter würde er auf keinen Fall brechen!
Peter verbrachte beinahe jedes Wochenende bei Tony, so auch dieses, vor der großen Präsentation der Jericho in Afghanistan. Es war Sonntag und er wollte Peter wieder zu May und Ben bringen, bevor er zum Flugplatz fahren würde, wo seine Maschine schon auf ihn wartete.
„Musst du wirklich gehen?“, fragte Peter, als es beinahe Zeit war, das Penthouse zu verlassen. „Muss ich leider, Kleiner. Ich würde am liebsten auch hierbleiben.“, versicherte Tony ihm. „Kannst du dann wenigstens mit dem Auto fahren?“ Auf einmal verstand Tony, worum es Peter hauptsächlich ging. Der Flugzeugabsturz seiner Eltern.
„Ich verspreche dir, dass ich wieder zurückkomme, Tesoro.“ Peter sah ihn an. „Kleiner Finger Schwur?“ Tony lächelte und hielt ihm seinen Finger hin. „Kleiner Finger Schwur.“ Hätte er geahnt, dass es ihn drei Monate kosten würde zurück zu kommen, hätte er es jedoch womöglich nicht versprochen.
Peter saß in seinem Zimmer und kuschelte mit Hasi, den er schon als Baby von Onkel Tony bekommen hatte. „Peter?“, rief Ben, doch der Junge reagierte nicht einmal. Sie wollten ihm nur wieder sagen, dass er akzeptieren musste, dass Tony tot war – doch das konnte und wollte er nicht, er hatte es ihm geschworen!
„Peter? Onkel Rhodey hat Tony gefunden! Er lebt, sie sind auf dem Weg nach Hause.“ Peters Kopf schoss nach oben. „Onkel Tony ist auf den Weg nach Hause? Onkel Ben, wir müssen sofort zum Flugplatz und ihn abholen!“ Peter sprang auf und Ben lächelte. „Ms Potts und Happy stehen schon unten und warten auf dich.“
Peter lächelte wieder, zum ersten Mal seit drei Monaten. „Kommst du nicht mit?“ Ben schüttelte den Kopf. „Ich muss gleich arbeiten.“ Peter nickte, bevor er seinen Onkel umarmte. „Tschüss, Onkel Ben. Hab dich lieb.“ Ben lächelte. Peter schien sofort so viel glücklicher zu sein und wer konnte es ihm verübeln? Es waren harte drei Monate für sie alle. „Ich hab dich auch lieb, Pete.“
Peter lief aus der Wohnung und sprang sofort in den schwarzen Audi. „Hey Happy, hallo Ms Potts.“, grüßte er die beiden Personen im Auto, bevor die losfuhren. Happy war wie immer nicht wirklich gesprächig und auch Ms Potts schaffte es nur ein paar Worte mit ihm zu wechseln, ansonsten musste sie sich immer wieder um ihre Arbeit kümmern. Aber das kümmerte Peter nicht die Bohne. Er dachte die ganze Zeit daran, wie er seinen Onkel ENDLICH wieder umarmen würde.
Peter stand neben Pepper auf dem Flugplatz und sah zu, wie das Flugzeug landete. „Woah!“, rief er aus. Der Siebenjährige war wirklich beeindruckt von dem Bild, doch das war vergessen, als die Rampe aufging und Tony aus dem Flugzeug trat. „Onkel Tony!“, rief Peter und lief zu ihm. Das Gesicht des Milliardärs hellte sich sofort auf, als er sah, dass Peter da war. Tony bückte sich, damit er seinen Neffen ordentlich umarmen konnte. Das brauchte er jetzt unbedingt. „Ich hab dich vermisst.“, meinte Peter, bevor er zu schluchzen begann.
„Baby, nicht weinen. Ich hab dich auch vermisst, Bambino. Aber ich hab dir doch versprochen, dass ich wiederkomme.“ Tony vergrub sein Gesicht in die braunen Locken des Kindes. „Ich dachte... ich dachte, du hättest dein Versprechen gebrochen. Ich dachte... dachte du wärst...“ Tonys Herz zerbrach. „Bambino, ich würde niemals ein Versprechen brechen.“ Peter löste sich langsam von ihm. „Ich hab dich lieb, Onkel Tony!“ Tony lächelte. „Ich hab dich auch lieb, Petey-Pie. So sehr.“
„Boss, ich habe hier etwas gefunden, was sie interessieren könnte.“, hörte er Friday sagen. Tony arbeitete in seinem Labor. „Aha und was?“
„Vor einigen Wochen ist ein neuer Held in Queens aufgetaucht. Ich habe dessen Körperbau und Bewegungsabläufe analysiert und kann mit 99 prozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich bei dem selbsternannten Spider-Man um Mr Parker handelt.“
Tonys Atem stockte. „Wie bitte? Zeig mir Videos von Spider-Man.“ Einige Videos tauchten auf, sodass Tony nun dabei zusah, wie Spider-Man – eindeutig Peter, denn die Klamotten hatte er ihm erst vor ein paar Wochen gekauft – von hohen Gebäuden sprang und erst im letzten Moment ein Netz abschoss, womit er sich fing.
„Scheiße, der Junge will mich doch verarschen!“, rief Tony panisch aus. Angst und Wut floßen durch Tonys Adern. „Fri, ist Spider-Man grade unterwegs?“
„Spider-Man befindet momentan auf dem Dach des Gebäudes Ecke 86th Straße in Queens.“ Tony nickte. „Alles klar, Fri, Anzug bereit machen, ich glaube, Iron Man muss Spider-Man einmal einen Besuch abstatten. Fünf Minuten später machte Tony in seinem Iron Man Anzug sich auf dem Weg zu Spider-Man.
„Hallo, Spider-Man.“, meinte Tony, als er hinter dem Jungen landete. Peter zuckte zusammen, bevor er sich umdrehte und zusah, wie Tony Stark aus dem Anzug trat. „Oh, hallo Onk- ähm, Mr Stark. Was machst- machen Sie denn hier?“
„Och, meine herzallerliebste künstliche Intelligenz hat mir mitgeteilt, dass ein neuer Superheld durch Queens schwingt und ich dachte mir, ich statte dem mal einen Besuch ab. Besonders, weil mir dieser Superheld nahe steht, nicht war?“
Peter im Spider-Man-Anzug schluckte. Fuck. „Das- nein. Ich kenne...“, begann Peter, doch Tony unterbrach ihn. „Das kannst du wem anders erzählen, Peter. Willst du mich eigentlich verarschen? Du springst hier in einem Pyjama durch Queens, ohne Schutz, ohne alles. Wirklich, Peter?“ Der Junge zog seine Maske aus, damit er ordentlich sprechen konnte, damit Tony sehen konnte, wie wütend er grade war. Das Verstecken hatte vor Tony ja sowieso keinen Sinn.
„Das stimmt doch gar nicht. Ich passe auf und der Anzug ist gut!“ Tony schnaubte. „Ja ist klar. Pete, ich hab beinahe einen Herzinfarkt bekommen, als ich Videos davon gesehen habe, wie du von Gebäuden springst. Das ist bestimmt nicht 'aufpassen'! Und dein Anzug ist ein Pulli und eine Jogginghose, die du zusammengenäht hast, mehr nicht. Für Halloween sicherlich gut, aber nicht für die Scheiße, die du hier verzapfst!“, erklärte Tony.
„Scheiße? Ich versuche hier den Menschen zu helfen und das nennst du Scheiße?“ Tony seufzte. „Dass du Menschen helfen willst ist toll, aber doch nicht in einem Schlafanzug indem du von Gebäuden springst. Wenn du helfen willst, hilf alten Frauen über die Straße oder trag denen die Einkäufe nach Hause. Aber bitte, spring nicht mehr vor einen Bus.“
„Aber es wären möglicherweise Menschen gestorben, hätte ich es nicht getan!“, schrie Peter, der knallrot im Gesicht war. „Ach, und was, wenn du gestorben wärst?“, rief Tony aufgebracht mit Panik in der Stimme. Wenn Peter sterben würde, das würde Tony nicht schaffen.
„Lieber ich als andere.“, sagte Peter und sorgte mit dieser Aussage dafür, dass Tony blass wie eine Wand wurde. Tony ging zu Peter und zog ihn in seine Arme. „Sag so etwas nie, nie wieder. Nie wieder. Du bist genauso wichtig wie alle anderen. Und für mich bist du der wichtigste Mensch der Welt, okay? Du bist doch il mio piccolo. Was soll ich denn ohne dich machen?“
„Ich hätte es doch verdient. Ich bin Schuld, dass Ben tot ist. Es ist meine Schuld!“ Peter begann zu weinen, worauf Tony den Jungen an sich drückte. Scheiße, der Junge gab sich die Schuld am Tod von Ben... „Ich war dabei, als Ben erschossen wurde. Ben hat sich vor mich gestellt, als der Räuber die Pistole auf mich gerichtet hat. Er ist gestorben um mich zu schützen.“ Peter schluchzte immer heftiger, was Tonys Herz in Millionen kleinste Splitter zerspringen ließ. Wieso hatte Peter niemandem erzählt, dass er dabei war? Sie alle wussten nur, dass er ihn gefunden hat.
„Okay erstens, wieso hast du uns das nicht gesagt? Scheiße, Pete. Du bist bestimmt nicht schuld an Bens tot!“, versuchte Tony dem Teenager klarzumachen. „Doch bin ich! Er ist tot weil er mich beschützen wollte! Ich hatte meine Kräfte schon, ich hätte ihn davon abhalten können.“ Tony drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. „Ich würde es genauso wie Ben machen, Tesoro. Und May, Rhodey, Pepper, wahrscheinlich auch Happy. Und weißt du auch wieso? Weil wir dich lieben. Wir alle würden uns sofort für dich opfern und da kannst du nichts gegen tun.“ Tony drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Und Pete, du bist vierzehn. Ein Kind. Da ist es ganz bestimmt nicht deine Aufgabe, Kräfte hin oder her.“ Tony strich dem Jungen durch die Locken, da er wusste, dass es ihn immer beruhigte.
„Du bist nicht enttäuscht von mir?“, fragte Peter. „Nein, du könntest mich gar nicht enttäuschen, Kleiner. Aber du musst mir eins versprechen. Rede mit mir. Du kannst nicht alles für dich behalten. Das frisst dich auf.“ Peter nickte. „Ich versprechs.“
„Gut, also dann. Die Regeln für Spider-Boy.“, begann Tony. Peter stöhnte auf. „Es heißt Spider-Man, Onkel Tony!“ Genannter grinste. „Also gut, Spider-Man. Kein Spider-Man mehr, bis wir dir zusammen einen richtigen, ordentlichen Anzug gebastelt haben! Es wird eine Sperrstunde geben, wenn du dich jemals verletzen solltest, kommst du SOFORT zu mir. Schule geht vor. Alles andere klären wir mit May. Sie ist noch auf der Arbeit, oder?“ Peter nickte. „Bis ihre Schicht vorbei ist, fahren wir zum Tower, okay? Happy ist schon auf dem Weg.“
Circa ein Jahr später stürmte MJ aufgebracht in der Schule auf ihre besten Freunde Peter und Ned zu. „Ich muss adoptiert sein, ich bin mir sicher!“, sagte sie, ohne eine Begrüßung. „Dir auch einen guten Tag MJ, uns geht es gut, dir auch?“, zog Peter sie auf, wofür er Mjs berühmten Todesblick zu sehen bekam. „Sorry, also. Worum geht es?“
„Ich habe meine Eltern gefragt ob ich die letzte Stunde schwänzen darf um zu der Menschenkette gegen die Abholzung des Regenwaldes zu gehen und wisst ihr, was meine Eltern gesagt haben? Nein Michelle. Du musst zur Schule. Deine Bildung ist wichtiger als der Regenwald. Wozu soll ich überhaupt lernen wenn unsere Lunge abgeholzt wird? Das können die doch nicht erst meinen! Ich muss adoptiert sein. Meint ihr, wir können im Internet nachschauen, ob ich adoptiert bin? Gott, ich hoffe es.“ Peter und Ned sahen sich an. „Sicher, lasst uns in den Computerraum gehen.“
„Okay, ich hab hier die Liste von allen Kindern, die im Jahr 2001 in New York adoptiert wurden.“, erklärte Ned, nachdem er sich in die Datenbank von New York gehackt hatte. Zu dritt gingen sie die Liste durch. „Molly Leicester, Luis Narbado, Frank Jameson, Peter Parker, WAS.“ Am Ende wurde Peters Stimme lauter. „Wieso steht da mein Name?“ MJ und Ned sahen Peter geschockt an. „Du bist adoptiert?“, fragte MJ.
„Ich- ich, nein. Das ist ein Fehler. Oder ein anderer Peter Parker.“, meinte Peter. Ned schüttelte den Kopf. „Sorry, aber auch das Geburtsdatum steht. Und als Adoptiveltern stehen dort Mary und Richard Parker... sorry Kumpel.“ Peter war geschockt. Er sollte adoptiert sein? Wieso wusste er es nicht? Wieso haben seine leiblichen Eltern ihn überhaupt abgegeben? Wer waren seine leiblichen Eltern?
Peter sprang auf. „Sagt den Lehrern, mir gings nicht gut.“, rief er seinen Freunden zu, bevor er aus dem Raum lief und die Schule verließ.
„Wusstest du, dass ich adoptiert bin?“, fragte Peter, als er in die Wohnung von ihm und May stürmte und sich vor sie stellte. „Peter was?“ May sah ihn verwirrt an. „Wusstest du, dass ich adoptiert bin?“, wiederholte Peter die Frage erneut, diesmal beinahe schreiend. May schluckte und nickte letztendlich.
„Wieso hast du es mir nie gesagt?“, brüllte er, bevor er aus der Wohnung lief.
Tony tigerte vor dem Aufzug zum Penthouse auf und ab. May hatte ihm angerufen und ihm gesagt, dass Peter wusste, dass Mary und Richard ihn adoptiert hatten und dass er es nicht so besonders gut aufgenommen hatte. Nun rechneten sie beide damit, dass er jeden Moment bei Tony ankam, da er normalerweise immer zu Tony kam, wenn ihn etwas bedrückte.
Ein paar Minuten später ging die Aufzugtür auf. Peter lief sofort auf Tony zu und warf sich in seine Arme. Scheiße... ich habe seine Liebe gar nicht verdient. „Mein ganzes Leben ist eine Lüge.“, schluchzte Peter in Tonys Brust. „War es nicht, Bambino.“ Peter sah zu ihm hoch und löste sich aus der Umarmung. „Moment, du-du wusstest es auch, oder?“, fragte Peter, der wahnsinnig enttäuscht aussah. „Ja, aber Pete, bitte, hör mir zu.“, bat Tony. Der Moment war gekommen, in dem er ihm die Wahrheit sagen musste. Wenn er jetzt nicht damit rausrückte, machte er alles nur noch schlimmer, auch wenn Peter ihn hassen würde.
„Meine... meine Eltern haben mich nicht geliebt und mich deshalb abgegeben, oder?“, fragte Peter. Es zerbrach Tony das Herz, dass er so etwas überhaupt dachte, aber gleichzeitig wusste er, dass Peter ja kaum etwas anderes denken konnte. „Glaub mir, Tesoro. So war es ganz und gar nicht. Deine, deine Mutter ist ein paar Stunden nach deiner Geburt gestorben. Sie und dein Vater waren nicht zusammen und dein Vater hat erst kurz nach deiner Geburt von dir erfahren. Aber glaub mir, er hat dich mehr als alles andere geliebt. Er liebt dich auch jetzt noch über alles...“, erklärte Tony, der sich entschied, ihm erst alles zu erklären bevor er sich outete.
„Aber-aber wieso hat er mich dann abgegeben?“, fragte Peter. „Er-er war kein guter Mensch. Er hatte viele Probleme und konnte sich einfach nicht um dich kümmern, so gerne er es auch getan hätte...“ Peter nickte. Er schien sich ein wenig beruhigt zu haben... „Mein... mein leiblicher Vater hat mich also wirklich geliebt?“, fragte Peter noch einmal. Tony nickte. „Mehr als alles andere, Pete.“
Tony atmete einmal tief durch. „Pete, ich- scheiße... ich bin... dein Vater.“ Peter sah ihn verwirrt an. Er verstand die Worte, doch es passte nicht zusammen. Tony war nicht sein Vater. Auf gar keinen Fall. Oder? „Ich glaube, wir schauen definitiv zu viel Star Wars, Onkel Tony.“, meinte Peter letztendlich. Tony seufzte. „Nein, Pete. Also ja, tun wir, aber... ich meine es ernst... Ich bin dein leiblicher Vater.“
Peter sah ihn mit großen Augen an. „Das... Nein...“, sagte Peter nur. Tony sah ihn an. „Doch. Und es tut mir leid, glaub mir, aber ich wusste nicht, was ich anderes tun sollte, aber ich konnte dich auch nicht verlieren. Bitte... hass mich nicht...“ Tony kämpfte mit den Tränen. Er konnte Peter nicht verlieren, er war sein Ein und Alles.
Peter wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er wusste nicht einmal wirklich, was er fühlte. Das einzige, was er wusste war, dass Tony, sein Vater, ihn wirklich liebte und er ihn, da hatte auch diese Enthüllung nichts dran geändert. Peter ging auf ihn zu und umarmte ihn. Nun brachen bei Tony wirklich alle Dämme. Er ließ die Tränen einfach laufen und schloss seinen Sohn in seine Arme. „Ti amo moltissimo, figlio mio.“, flüsterte Tony und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. Womit hatte er Peter nur verdient?
Es dauerte zwar eine Weile, aber irgendwann hatte Peter sich an den Gedanken gewöhnt, dass sein Onkel eigentlich sein Vater war, denn, wenn er ehrlich war, war Tony schon immer wie ein zweiter Vater für ihn. Ansonsten hatte sich nicht viel geändert. Peter und Tony verbrachten weiterhin wahnsinnig viel Zeit miteinander, bauten zusammen etwas, schauten Filme, spielten Videospiele oder retteten zusammen Queens vor Taschendieben und Einbrechern.
Heute war wieder einer der Tage, an dem sie an ihren Anzügen bastelten wollten. Tony hatte es beinahe geschafft, einen neuen Spider-Man Anzug zu bauen, der sich mit Nanotechnik um den Körper schloss und nochmal deutlich sicherer war als sein jetziger Spandex-Anzug.
„Hey Kleiner.“, sagte Tony, als der Junge die Werkstatt betrat. Tony ging auf seinen Sohn zu und schloss ihn in seine Arme, bevor er ihm einen Kuss auf die Stirn gab. „Hey Dad.“, grüßte Peter ihn ohne drüber nachzudenken. Tonys Herz blieb kurz stehen, was Peter selbstverständlich nicht entging. Tony drückte seinem Sohn einen Kuss auf die Haare, bevor er wie ein Irrer grinste. Er hätte niemals erwartet, dieses Wort einmal aus Peters Mund zu hören, doch er liebte es.
Auch Peter realisierte nun, was er gesagt hatte. „Ähm, ich meinte...“ Tony schüttelte den Kopf und grinste. „Ist schon in Ordnung, Bambino.“ Auch Peter lächelte. Als er erfahren hatte, dass er adoptiert war, hatte er nicht erwartet, dass er einmal wieder so glücklich sein würde, doch er war glücklich. Er wusste, dass Tony, sein Dad, immer bei ihm war und immer bei ihm sein würde. Und er wusste, dass er immer geliebt wurde, ganz egal, was er tat. Und er wusste, dass er, egal, was passieren würde, immer jemanden hatte, der sich um ihn sorgte, der auf ihn aufpasste.
Sein Dad war vieles. Genie, Milliardär, Philanthrop, Superheld. Aber für Peter war er vor allem Sicherheit, Liebe und Geborgenheit. Zu Hause.
„Ich liebe dich, Dad.“, flüsterte Peter. Die Worte mussten in dem Moment einfach heraus. Er spürte das Lächeln seines Vaters in seinen Haaren und hörte das gemurmelte „Ich liebe dich auch“ von ihm.