
Chapter 22
„Bruce! Sieh mal.“ Tim zeigte auf einen rotgelben Fleck am Himmel.
Bruce kniff die Augen zusammen.
Er hatte einige Mühe zu erkennen, was der rotgelbe Fleck war. Für eine Sekunde hoffte er, dass es Superman war, dann erkannte er Iron Man.
Bruce Wayne hatte Tony vor ein paar Jahren in Japan auf einer Konferenz zum Umweltschutz getroffen. Aber Bruce hatte sich zu sehr auf das Konferenz-Thema konzentriert, um sich mit ihm zu unterhalten.
Als Batman hatte er sich auf Wunsch von Alfreds jüngerem Bruder Jarvis jr. auf die Suche nach Tony Stark gemacht. Tony Stark irrte, nachdem er den Mitgliedern einer multinationalen Terrororganisation namens „die Zehn Ringe“ entkommen war, durch eine Wüste in Afghanistan.
Dank seiner detektivischen Fähigkeiten, hatte Batman nicht mehr als zwei Stunden gebraucht,
um dem Suchradius einzuschränken.
Er hatte damals aus der Luft mit dem Batwing gesucht und den halb verhungerten und verdursteten Tony Stark gefunden.
Batman hatte Tony gleich in ein Krankenhaus gebracht. Noch aus dem Batwing hatte er Jarvis jr. angerufen um ihm mitzuteilen, dass er Tony gefunden hatte und er lebte.
Das war auch schon wieder mehr als drei Jahre her.
Bruce fuhr sich durch seine Haare und sah, wie Tim Iron Man nachschaute.
Der dunkelhaarige Millionär erinnerte sich dunkel daran, wie er Howard mal getroffen hatte. Alfred hatte es zeitlich nicht geschafft, Bruce von der Schule abzuholen.
Den Grund wusste er nicht mehr. Bruce war damals nur überrascht gewesen, dass sein Vater ihn abgeholt hatte.
Sein Vater hatte ihn mit zu einem Geschäftsessen mit Howard geschleppt.
Bruce hatte Howard Stark als sehr unfreundlich empfunden.
Dieser hatte ihn nicht beachtet.
Und die ganze Zeit hatte Howard Stark seinen Vater zu überreden versucht, ihm zu helfen, Captain America zu finden. Später an Abend hatte ihm Alfred erzählt, dass Howard Stark die ganze Zeit nach Captain America suchte.
Von Alfred wusste er auch, dass Howard Stark einen Sohn namens Tony hatte, der in einem Internat lebte.
Da hatte sich Bruce zum ersten Mal gefragt, wie es sich anfühlen musste, ohne liebende Eltern aufwachsen zu müssen.
Nur ein paar Wochen später waren Bruces Eltern vor seinen Augen ermordet worden. Bruce musste nach dieser Nacht nicht mehr fragen, wie sich das anfühlte.
Er wusste es jetzt selber.
In Bruce zog sich alles schmerzhaft zusammen bei diesen Erinnerungen.
Zu letzten Mal hatte Batman Iron Man vor zweieinhalb Jahren gesehen, beim Kampf mit Loki und Chitauri in New York.
Bruce war wegen einer Lesung mit Alfred in der Stadt gewesen.
Die Avengers, Spiderman und die Fantastischen Vier hatten versucht, die Chitauri zurückzuschlagen, schafften es aber nicht allein. Batman hatte Dick angerufen, der in New York lebte, und sie hatten sich dem Kampf angeschlossen. Alfred half bei der Versorgung der Verletzten.
Der Dark Knight hatte Superman zur Unterstützung gerufen.
Mit der Hilfe von Nightwing, Superman und Batman hatten es die Avengers, Spiderman und die Fantastischen Vier geschafft, Loki und die Chitauri zu besiegen.
Ohne heldenhaften Einsatz von Iron Man, der mit einer Atombombe ins Portal geflogen war um die Chitauri aufzuhalten, wäre dies nicht möglich gewesen. Als Iron Man danach hilflos aus dem Portal fiel, fing Batman ihn auf.
Aber bevor Iron Man aufwachte, waren Batman mit Nightwing schon in den Schatten verschwunden gewesen.
Bruce hätte Tony gern mal persönlich kennengelernt.
Iron Man flog über das Meer und verschwand aus ihrem Blickfeld.
Bruce seufzte traurig bei dem Gedanken an seine Eltern, Clark und Batman.
Er vermisste seine nächtlichen Kämpfe gegen Verbrecher, mit Superman Rücken an Rücken gegen Monster, Hexen, Zombies oder Aliens.
Der dunkelhaarige Millionär wusste, dass er seine Gefühle für Clark hinter sich lassen musste, da dieser sie nie erwidern würde. Es wäre das Beste für ihn und Clark, wenn sie sich in nächster Zeit nicht mehr sehen würden, auch wenn das wehtat. Bruce war bewusst, das seinen Schmerz überwinden musste, um sich auf das Gesundwerden zu konzentrieren.
„Lass uns zurück ins Haus gehen, bevor sich Alfred Sorgen macht“, meinte Tim, als vor ihnen wie aus dem Nichts Krypto auf der Klippe landete
. Ace sprang auf und knurrte Krypto an.
Krypto sprang zurück, als Ace viel zu laut für einen so kleinen Hund zu bellen begann. Ace riss sein Maul auf und zeigte seine kleinen, spitzen Reißzähne.
Der Superhund wich weiter zurück.
Er wusste, dass der Kleine ihn nicht verletzen konnte, aber trotzdem machte er ihm Angst.
Bruce musste nur Aces Namen sagen, dieser verstummte und sah seinen Herrn fragend an.
„Er ist okay“, sagte Bruce, hob Ace hoch und setzte ihn neben sich.
„Hey, Krypto, was machst du hier?“ fragte Tim und streichelte Krypto über die Ohren.
Krypto wandte sich zu Bruce und blickte ihn fragend an.
„Hat dich Clark geschickt?“ fragte Bruce und warf Krypto einen fragenden Blick zu.
Krypto schüttelte den Kopf, schnüffelte an Bruces verletzter Hand und leckte ihm sanft über die Finger. Fragend legte Krypto den Kopf schief, legte seine Pfote leicht auf Bruces verletzte Hand und jammerte.
„Das ist nicht schlimm“, sagte Bruce.
Er hielt mit der anderen Hand den knurrenden Ace fest.
Aces Knurren wurde immer wütender.
Auch wenn ihn die Menschen nicht verstanden, Krypto tat es und zog seinen Kopf zurück. „Mein Bruce! Er gehört mir! Geh weg von Bruce!“
„Aus! Sitz, Ace“, donnerte Bruce.
Ace war sofort still, hockte dicht neben seinem Herrn.
Krypto sah bittend zu Bruce und zog leicht an seinem Shirt, dreht sich in die Richtung, in der die Festung der Einsamkeit lag. Er jammerte herzverreißend, ließ die Ohren hängen und zog erneut an Bruces Shirt.
„Du willst, dass ich zu Clark mitkomme?“ fragte Bruce und schob Krypto weg.
Krypto nickte begeistert, flog um Tim und Bruce herum und bellte.
Bruce verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Nein Krypto. Ich komme nicht mit zu Clark. Ich will ihn jetzt nicht sehen.“
Krypto drehte sich in der Luft auf den Rücken und jammert.
Der dunkelhaarige Millionär schüttelte wieder den Kopf und zeigte in die Richtung, in der die Festung der Einsamkeit lag.
„Die Wunden, die Clarks Verhalten aufgerissen haben, werden Zeit brauchen um zu heilen. Krypto, geh zu zurück zu Clark.“
Krypto schwebte traurig mit hängenden Ohren davon.
Tim und der dunkelhaarige Millionär erhoben sich. Bruce nahm seine Jacke, schüttelte sie aus und zog sie wieder an.
„Komm, Ace.“ Ace sprang in Bruces Arme und sie gingen ins Haus.
Alfred wartete schon mit dem Frühstück im Essenzimmer auf sie.
Nach einem gemeinsamen Frühstück legte Alfred Bruce einen Verband an, mahnte ihn mit sanften Worten zu Vorsicht.
Tim sah verwundert, wie Bruce lächelte. Er genoss es, wenn Alfred sich um ihn kümmerte.
Alfred erinnerte Bruce daran, seine Tabletten zu nehmen, reichte sie ihm mit einem Glas Wasser.
Tim musste in die Schule.
Alfred fuhr ihn hin wie an jedem Schultag. Er wollte noch ein paar Dinge für die Reise erledigen.
Alfred fragte, ob Bruce mitkommen wolle, er ließ Bruce in diesem Zustand nicht gerne allein. Aber Bruce wollte mit Ace wie jeden Morgen zum Training in den Park und den Wald.
Als Bruce vor Jahren von seiner Augenerkrankung erfahren hatte, hatte er alles zu diesem Thema gelesen, was er finden konnte. So war er auch auf einem Artikel gestoßen: „Sehen wie eine Fledermaus“. In dem Artikel stand zusammengefasst:
Im Prinzip ähnelt die Klicksonar-Technik der Methode, mit der sich Fledermäuse in ihrer Umwelt orientieren.
Durch mehrmaliges Schnalzen oder Klicken lässt sich ein Objekt abtasten. So erhält der Blinde Informationen über Größe und Form eines Objekts.
Die Entfernung zu Gegenständen und Hindernissen lässt sich für geübte Anwender der Technik aus der Verzögerung des Echos erschließen, und das mit großer Genauigkeit: Im Bereich von 50 Zentimetern bis zu zwölf Metern können Entfernungsunterschiede von zehn Zentimetern erlauscht werden.
Aber auch ohne Ultraschall verhilft die Klicksonar-Technik Blinden zu mehr Unabhängigkeit und einer neuen Wahrnehmung ihrer Umgebung.
Da diese Technik viel Übung und ein scharfes Gehör brauchte, übte Bruce fast jeden Tag zwei Stunden. Seit dem dunkelhaarigen Millionär wusste, dass er erblinden könnte, trainierte er noch härter, übte sich täglich in Blindenschrift. Gleichzeitig versuchte Bruce, Ace so abzurichten, dass er ihn führen konnte. Ace lernte zu Bruces Überraschung sehr schnell.
Es war, als würde er jedes Wort verstehen.
In New York erwachte Dick Grayson, als sein Handy unter seinem Kopfkissen klingelte.
Dick war erst vor einer Stunde ins Bett gekommen, er hatte eine Doppelschicht hinter sich gebracht.
Genervt tastete er unter dem Kissen nach seinem Handy, fand es nach einer paar Sekunden, setzte sich müde auf. Eine SMS von Bruce, dachte Dick genervt und öffnete sie. Seit Bruces letztem Anruf hatte er ihn immer weggedrückt.
Dick hatte jetzt sein eigenes Leben, weit weg von Gotham.
Er wollte sich nicht mehr in die Probleme der Stadt hineinziehen lassen.
Dick wurde todblass und begann am ganzen Körper zu zittern.
Richard John Grayson, hör auf, dich wie ein Baby zu benehmen und geh an dein verdammtes Handy!
Ich rufe dich jetzt schon zu 29sten Mal an. Na gut, du willst ja nichts ändern. Dann sage ich es dir eben mit einer SMS, auch wenn ich es dir lieber persönlich gesagt hätte:
Meine Sehkraft hat sich in den letzten Tagen sehr verschlechtert.
Ich werde erblinden, wenn ich mich nicht einer OP in London unterziehe.
Es sieht nicht gut aus für mich. Dick, komm nach Hause. Ich will dich noch einmal sehen. Wir fliegen schon in ein paar Stunden nach London.
Dick sprang aus dem Bett und zog sich so schnell er konnte an. Er schnappte sich eine Sporttasche und stopfte alle Kleidung hinein, die er in die Hand bekam. Er schnappte sich seinen Ausweis, Handy und Brieftasche im Laufen, verließ die Wohnung ungewaschen. Dick hielt das erstbeste Taxi an, fuhr zum Flughafen. Im Taxi rief er seinen Boss an und meldete sich krank. Dick nahm den ersten Flug, der nach Gotham ging. Er musste zu Bruce.
„Ich fünf Stunden bin da, Bruce“, dachte Dick. Er fühlte sich schuldig, weil er Bruces Anrufe weggedrückt hatte.