
Leben mit den Uchihas Teil 1
Das Zusammenleben mit den beiden Uchihas war... anders. Eine bessere Beschreibung fiel der jungen Erbin nicht ein, als sie am zweiten Abend wach in ihrem Futon lag und die letzten Stunden revue passieren ließ.
Der erste Abend war für alle ein bisschen seltsam, als sie nach dem Abendessen unsicher umeinander herum agierten. Die zwei Männer wussten nicht genau, was sie mit der jungen Haruno anstellen sollten, fehlte schon seit einigen Jahren eine weibliche Figur in ihrem Leben. Zudem kannten sie Sakuras Ablauf nicht, wollten aber auch nicht zu sehr in ihre Privatsphäre eindringen. Was konnten und durften sie sich mit der Siebenjährigen erlauben und was nicht? Wie selbstständig war sie und welches Verhalten sollten sie ihr gegenüber an den Tag legen, nun wo sie eine Weile unter dem selben Dach leben würden? Sakura hatte ebenfalls keine Ahnung was sie tun sollte. Mit ihren Eltern hatte sie eine Routine aufgebaut und bei Mariko hatte sie ebenfalls keine Probleme, die Zeit nach dem Essen zu füllen. Jetzt allerdings fühlte sie sich wie ein Eindringling und stellte ihre Entscheidung in Frage, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, bei den Uchihas unterzukommen. Es war Shisui, der die Situation versuchte aufzulösen. “Sag Sakura, was machst du normalerweise bei euch zu Hause, bis zur Schlafenszeit? Dad und ich entspannen meisten oder gehen trainieren. Manchmal besuch ich auch Itachi und seine Familie.” Dankbar für seine Frage, schenkte Sakura ihm ein kleines, zurückhaltendes Lächeln. “Mit meinen Eltern sitze ich meistens im Wohnbereich und lese. Manchmal reden wir über den Tag, wenn wir das nicht schon beim Essen getan haben. Sobald ich merke das ich müde werde, verabschiede ich mich meistens und gehe ins Bett. Mit Mariko-san ist es ähnlich, aber meistens füllt sie die Zeit bis zum Schlafen gehen. Manchmal spielen wir Karten oder Puzzeln, bis sie mich zu Bett bringt.” Beide Abläufe wurden von ihr wertgeschätzt. Abends hatte sie entweder ihre Eltern um sich und auch wenn sie nicht wirklich etwas miteinander unternahmen, so waren sie meistens zusammen, anders als tagsüber. Abende bei Mariko waren spaßiger und wahrscheinlich kindgerechter, da Sakura aber nicht wusste, was normale Kinder in ihrem Alter abends taten, fand sie an ihrer Routine nichts ungewöhnliches. Scheinbar sahen die beiden Uchihas das anders, wenn sie die Mimik in deren Gesichter betrachtete. Sagen tat aber niemand etwas.
Für einige Augenblicke sahen sie sich stumm an, sagte niemand ein Wort, bis Kagami sich räusperte und vorschlug nach ein paar Karten zu suchen. Der Abend wurde dann doch noch recht spaßig und es war für Sakura lustig zu sehen, wie verblüfft die beiden Uchihas waren, als sie so schnell die Regeln des Spiels begriffen hatte. Nach viel Gelächter und einigen Spielrunden wurde Sakura immer müder und verabschiedete sich bald mit freundlichen Worten zur Nachtruhe. Obwohl sie müde war, lag sie lange wach. Ihren Plüschhasen an sich gedrückt, rollte sie sich von einer Seite zur Anderen. Bekam jedes noch so kleine, unbekannte Geräusch mit und vermisste die Vertrautheit ihres eigenen Zimmers. Alles war fremd, roch anders und selbst die Geräusche waren nicht dieselben. Es brauchte Stunden, bis sich die junge Erbin in den Schlaf gewälzt hatte. Gleichzeitig war sie allerdings auch so schnell im Reich der Träume verschwunden, dass sie nicht mehr mitbekam, wie die beiden Uchihas später in der Nacht, vorsichtig ihre Tür öffneten und ins Gästezimmer lugten, um sicherzustellen, dass ihr Gast wohlbehütet eingeschlafen war.
Der Morgen kam schneller, als es Sakura lieb war. Verschlafen und gerädert torkelte sie, immer noch schlaftrunken ins Badezimmer. Doch selbst das kühle Nass half nur bedingt den Schlaf aus ihrem Körper zu vertreiben. Ihre Haare band sie sich mit einem schlichten, roten, Haarband zurück. Ihr Geburtstagsgeschenk von Ino-chan und machte sich auf den Weg in die Küche. Zuerst war sie durch die falsche Tür getreten und stand planlos im Wohnbereich, anstatt in der Küche, bis sie vertraute Geräusche aus einem anderen Raum vernahm. Jemand war am Kochen. “Braucht Kagami-san Hilfe?” Angesprochener drehte sich daraufhin um, starrte etwas verwundert auf die rosahaarige herab, ehe er sich scheinbar fing und auf einen kleinen Stapel Geschirr deutete. “Morgen Sakura. Wenn du magst, kannst du den Tisch decken. Shisui ist vermutlich noch am Schlafen.” Wenn Kagami ehrlich war, hatte er nicht damit gerechnet, dass die Haruno schon so früh wach sein würde. Ein leichtes Kichern ertönte und Sakura streckte sich, um besagtes Geschirr zu greifen. “OK. Ist Shisui-san ein Langschläfer?” Und im Hintergrund war das Aufsetzen von Besteck und Schüsseln auf Holz zu hören. “Wenn man ihn lässt, würde er bis mittags schlafen. Meistens wird er jedoch von seinem Cousin geweckt.” Kagami stellte mehrere kleine gefüllte Schüsseln auf den Tisch und deutete Sakura an sich zu setzen und sich zu bedienen. “Mit Cousin ist Itachi-san gemeint? Kommt er auch heute, um Shisui-san zu wecken?” Die Frage klang harmlos, dennoch war Sakura neugierig. Der Clanerbe kam wirklich zu Shisui um ihn zu wecken? Die Vorstellung hatte etwas unterhaltsames. “Aa. Du hast Itachi kennengelernt gestern, nicht wahr? Er hat dich abgeholt und ob er heute kommt, keine Ahnung.” Kagami verstand den Jungen selbst nicht wirklich. Wirkte immer ernst und zurückhaltend. Tat nie das, was er erwartete und manchmal tauchte er auf und manchmal nicht. An diesem Morgen jedoch, schleifte sich ein zombie-ähnlicher Shisui ohne Weckkommando in die Küche.
Gähnend, in schwarzer Boxer mit zu großem dunkelblauem Shirt - eindeutig aus dem Schrank seines Vaters geklaut - und zerzausten Haaren trat Shisui in die Küche. Augen auf Halbmast, stieß er sich an einer Küchenzeile und fluchte unverständliches Zeug, während rote Augen besagte Ecke mörderisch fixierten, ehe ein brummendes Gähnen dem jungen Teenager entwich und schallendes Gelächter zu hören war.
Sakura hatte versucht nicht auf Shisuis Erscheinungsbild zu reagieren. Wirklich sie hatte es ernsthaft versucht! Aber als er noch im Halbschlaf in die Küche getorkelt kam und sich dann auch noch stieß und fluchte, konnte sie einfach nicht anders. Sie hatte versucht ihre Lacher zurückzuhalten. Leise,kehlige Geräusche drangen hervor, während Sakura versuchte ihre Lippen zusammen zu pressen, um nicht loszulachen. Doch es half nichts. Bei Shisuis gebrummten Gähnen, verlor sie ihre letzte Zurückhaltung und fing schallend an zu lachen. Sie konnte nicht aufhören. Erst recht nicht, als Shisui sie mit blankem, fassungslosem Gesicht anstarrte. Tränen traten in Sakuras Augen und sie musste sich vor lauter Lachen den Bauch halten. “Shisui-san ist…. Shisui-san … hat… Vogelnest… uff” Sie brachte nicht einmal einen vernünftigen Satz heraus und dann fiel sie auch noch vom Stuhl. Das jedoch unterbrach ihren Lachflash nur kurzfristig, ehe sie erneut anfing zu lachen. Dieses Mal über ihre eigene Ungeschicklichkeit. Wie lange sie brauchte, um sich einzukriegen, wusste sie nicht, doch irgendwann verebbte der Drang zum Lachen und Sakura atmete mehrmals tief durch. Immer noch amüsiert, richtete sie sich wieder auf und klopfte sich den vermeintlichen Staub von der Kleidung und setzte sich wieder angemessen an den Tisch. “Sorry.” gab sie schüchtern von sich und starrte lieber auf das Essen, als die beiden Uchihas anzusehen. “Seh ich so lustig aus?” schmollte Shisui gespielt und setzte sich ebenfalls an den Tisch, nun wo er wach genug war, um seine Umgebung richtig wahrzunehmen.
Verlegen kratzte sich Sakura an ihrer Wange und vermied es immer noch aufzublicken. “Irgendwie schon? Bei uns zu Hause sitzen wir alle meisten wach und fertig angezogen am Frühstückstisch, wenn wir gemeinsam essen. Es ist selten, dass wir verschlafen oder in unseren Schlafklamotten die Küche betreten.” Das letzte Mal war an ihrem Geburtstag und da war auch nur sie selbst diejenige gewesen, die im Schlafanzug herumgelaufen war. Sie war demnach einen solchen Anblick von anderen nicht gewohnt. Nichtsdestotrotz empfand sie ein wohlig, warmes Gefühl, wenn sie daran dachte, häufiger solch einen Anblick zu bekommen. Ohne es zu wissen, brachte Shisui eine gewisse Menschlichkeit mit seiner Aktion, die normal, beinahe unbeschwert, gar verletzlich wirkte und die Sakura später mehr als nur etwas Wertschätzen würde.
Sie waren gerade dabei den Tisch abzuräumen, als es an der Eingangstür klopfte und wenig später eine unbekannte Stimme für Sakura zu vernehmen war. “Kagami-san draußen vor den Clantoren steht ein Mann, der behauptet er würde eine Haruno Sakura bei Uchiha Kagami unterrichten. Sollen wir ihn fortschicken?” Die Schüsseln abstellend drehte sich Sakura zu Kagami und sah dessen fragenden Blick. “Das wird einer meiner Senseis sein für meinen Clanunterricht. Okaa-san hat gesagt, ich darf meine Studien nicht vernachlässigen, nur weil meine Eltern nicht anwesend sind. Bis zum Mittag müsste noch einer eintreffen, daher wäre es gut, wenn die Wachen beide reinlassen und herführen könnten.” Kurz schwieg sie und schien in Gedanken zu sein. “Ist es in Ordnung wenn wir den Wohnbereich nutzen oder soll ich lieber im Gästezimmer lernen, damit ihr in Ruhe dem nachgehen könnt, was ihr normalerweise tut?” Und ohne es zu wollen, fragte sich Sakura, ob ihre Eltern oder Mariko nichts von ihren Unterrichtseinheiten gegenüber Kagami erwähnt hatten. “Ah.” Kagami war, wenn er ehrlich war, etwas überrumpelt von dieser Nachricht, versuchte sich allerdings nichts anmerken zu lassen. “Ihr könnt den Wohnbereich nutzen. Keine Ahnung was Shisui heute treibt, aber ich hab gleich Dienst.” Mit diesen Worten trat er auch aus der Küche, um den Uchiha an der Eingangstür mitzuteilen, dass es ok war, den Gast zum Haus zu führen. Zudem war er neugierig, was genau Sakura lernen musste, dass sie sogar lernte, wenn niemand da war, der es kontrollieren konnte.
Nach dem Frühstück war Shisui zurück in sein Zimmer gegangen um sich anzuziehen. Er hatte vollkommen vergessen gehabt, dass Sakura bei ihnen untergekommen war. Dementsprechend hatte er sich nichts bei seiner Aufmachung gedacht, als er die Küche betrat, erst als er sie Lachen hörte, wurde sein Gehirn allmählich wach und er konnte verarbeiten, was vor sich ging. Schämen tat er sich nicht, gab es keinen Grund dazu, ihrem Lehrer wollte er dann aber doch nicht in Schlafsachen entgegentreten. Aus dem Eingangsbereich vernahm er nach einigen Minuten gedämpfte Stimmen, wobei zwei ihm nicht fremd waren. Sein Vater schien ihren Gast ebenso wie Sakura willkommen zu heißen. Danach war es wieder ruhig und wenig später verabschiedete sich sein Vater und auch er selbst kam endlich wieder aus seinem Zimmer.
Es kam nicht häufig vor, dass der junge Teenager morgens freiwillig aufstand. Deswegen hatte er an diesem Morgen nicht wirklich etwas zu tun. Itachi würde vermutlich nicht vor 12 Uhr auftauchen und eine Mission hatte er auch nicht. Mikoto und Sasu-chan wollte er um diese Uhrzeit auch nicht nerven. Stattdessen war er neugierig, was Sakura-chan lernen musste, dass sie sogar extra Senseis zur Seite gestellt bekam. Mit lautlosen Schritten trat er in den Wohnbereich, wo besagte Harunoerbin schon akribisch am Schreiben war. Vor ihr lag ein dicker Wälzer, der Shisuis Augen groß werden ließ. Was bitteschön las sie da? Das Buch war beinahe so dick, wie eine Enzyklopädie! Sowas hatte er bestimmt nicht mit sieben Jahren gelesen, selbst wenn er seiner Jahre voraus war.
Kurz nickte er dem älteren Mann zu, der über Sakuras Notizen wachte und dabei ein dünnes Heft in seinen Händen hielt, in welches er immer mal wieder hinein sah. Als ihre Blicke sich trafen, nickte der Mann zurück und Shisui trat an eines der Bücherregale heran, um sich ein Buch zu nehmen. Es war gefühlt eine halbe Ewigkeit her, als er das letzte Mal in seiner Freizeit gelesen hatte.
Mit dem Buch setzte er sich auf einen der freistehenden Sessel und schlug die erste Seite auf, immer nebenbei ein Ohr auf Sakura und ihren Sensei gerichtet. Schließlich war er nicht zum Lesen hergekommen, sondern um eine Ahnung davon zu bekommen, was Sakura lernte. Er wollte bloß nicht unhöflich wirken und hatte sich daher eine Tarnung gesucht.
“Ihr habt das Kapitel fertig gelesen, Sakura-sama? Gut. Dann könnte ihr mir bestimmt sagen, zwischen welchen Fronten der dritte Ninjaweltkrieg stattgefunden hat, wie lange er angedauert hat und was genau die auslösenden Faktoren für den Krieg waren.” Drang nach einer Weile die raue Stimme des Lehrers durch den Raum und Shisui musste an sich halten sich nicht vor Schreck zu verschlucken. Nahm Sakura allen ernstes jetzt schon den letzten Krieg durch?
“Hai, Sensei. Konohas Hauptgegner im dritten Krieg war Iwagakure und der Krieg hat 4 Jahre angedauert. Der letzte Faktor, der für den Ausbruch des Krieges verantwortlich war, war das Eindringen von Iwas Ninjas ins Grasreich. Konoha war nach dem zweiten Krieg noch stark geschwächt, der Verlust von Nidame-sama und vielen guten Shinobis hat nicht nur das Militär geschwächt, sondern auch die wirtschaftliche Lage. Hinzu kam die Trennung der Sannins, welches sich negativ auf die Stimmung in der Bevölkerung auswirkte. Um die Wirtschaft anzukurbeln, beschloss Sandaime-sama mit dem Grasreich eine Handelsroute aufzubauen, was Iwagakure nicht gefiel, war es selbst durch interne Konflikte geschwächt. Um zu verhindern, dass Konoha an Kraft und Macht gewann, fiel Iwa ins Grasreich ein, was Konoha dazu veranlasste, dem Reich zur Hilfe zu kommen, womit die ersten offenen Kämpfe ausgetragen und ein Krieg ausgerufen wurde.” Shisui konzentrierte sich schon gar nicht mehr auf sein Buch, starrte es bloß an, versuchte sein Gehirn zu verarbeiten, was er aus dem Mund eines siebenjährigen Mädchens hörte. Konohas Geschichte war kein Geheimnis, wurden die Kriege in der Akademie gelehrt, aber eben erst wenn die Kinder 9 Jahre oder älter waren. Zudem ging es selten um die wirtschaftliche Lage im Dorf. Lag der Fokus stets auf der militärischen Seite. Wie viel Sakura wohl von den wirtschaftlichen Abläufen lernen und verstehen musste? Sie klang ganz danach, als ob sie vertraut mit dem Thema war und ihre Aussagen klangen fest und bestimmend, nicht unsicher oder fragend. Ernsthaft. Wie viel verstand das Mädchen von dem was sie las und gelehrt bekam? War sie ein zweiter Itachi?! Bitte nicht. Er liebte seinen Cousin, aber er brauchte nicht noch ein Genie mit fragwürdigen sozialen Kompetenzen. Wobei… Sakura hatte keine Probleme damit auf andere zuzugehen, wenn er so zurück dachte. Etwas erleichtert atmete er aus. Zumindest in dem Bereich musste er sich um das Mädchen keine Sorgen machen.
“Richtig. Der Tsuchikage hegte noch vom vorherigen Krieg einen gewissen Groll gegen Konoha und konnte es nicht erlauben, dass Konoha erneut zu einer größeren Macht kam, wie zu Beginn des 2ten Ninjakrieges. Nicht, wenn er etwas tun konnte, um es zu verhindern. Der Ausgang ist nichts Unbekanntes und Iwagakure musste seine Niederlage akzeptieren. Und den SIeg hat Konoha insbesondere einem besonderem Ninja zu verdanken. Doch dazu später mehr. Wir beschäftigen uns vorerst mit den Strategien und Entscheidungen, die während des Krieges getroffen wurden. Ich möchte von euch, dass ihr mir die Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten nennt und was Eurer Meinung nach, die beste Lösung gewesen wäre.” Shisui hörte das Rascheln von Papier und das Umblättern von Buchseiten. Ansonsten war es wieder still und er konnte beim besten Willen nicht vergessen, was er soeben mit angehört hatte. Das war kein Stoff den ein siebenjähriges Mädchen lernen sollte! Befasste sie sich täglich mit derartigen Themen? Und seit wann? Mitleid kam ihn ihm auf, als er darüber nachdachte. Hatte sie bisher überhaupt wirklich Kind sein dürfen? Wenn er die neuen Informationen mit seinem bisherigen Wissen verknüpfte, entging ihm keineswegs, dass Sakura ähnlich wie sein Cousin zu Höchstleistungen getrieben wurde, bloß auf einer ganz anderen Ebene. Beide benahmen sich nicht ihrem Alter gerecht, wenn er andere mit ihnen verglich, die genau so alt waren, was ihn mehr als nur traurig stimmte.
Für Sakura war es nichts Neues und die Fragen, die sie zu beantworten hatte, wurden stetig schwieriger, je älter sie wurde. Jetzt, wo sie nicht den ganzen Tage alleine verbrachte und Freunde in ihrem Alter gefunden hatte, hatte sich ihr Workload ein bisschen gesteigert. Immerhin lernte sie nicht mehr den Großteil des Tages, sondern verbrachte ihre Stunden auch mit ihren Freunden. Sie hatte sich daran gewöhnt und sah nichts unnormales in ihrer Routine. Vermutlich würde sie nicht einmal verstehen, was Shisui für ein Problem mit ihrem Lernstoff hatte. Die Zeit schreitete voran und Sakura bekam kaum mit, wie ihr erster Sensei den Unterricht beendete und wenige Minuten später ihr zweiter Sensei den Raum betrat. Erst als es Mittag war, brach sie aus ihren Gedanken und räumte ihre Unterlagen zusammen. “Shisui-san?” rief sie mit normaler Stimme durch die Wohnung und einen Augenaufschlag später, stand besagter Teenager neben ihr mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, als sie vor schreckt abermals zusammen gezuckt war. “Shisui-san erschreck mich doch nicht immer so!” huffte sie und zog einen Flunsch, der jedoch nicht lange anhielt. “Weißt du, ob dein Vater schon zu Mittag gegessen hat? Vielleicht können wir ihn überraschen? Außer du hast schon was vor?” Fragend neigte die junge Haruno ihren Kopf zur Seite und wartete auf eine Antwort. Nach dem Lernen hatte sie eindeutig Hunger bekommen und sie brauchte ihre Energie, wenn sie später mit ihren Freunden im Park spielen wollte. “Keine Ahnung, wir können nachgucken gehen, Cherry. Essen klingt nach einer super Idee.” Mit einem strahlenden Lächeln nickte Sakura und griff ohne weiter nachzudenken nach der Hand Shisuis. “Dann lass uns gleich losgehen!” Was ihr ein Lacher und ein Nicken von besagtem Uchiha einbrachte.
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Polizeistation, wobei Sakura nicht entging, dass ihnen viele Uchihas fragende Blicke zuwarfen, was sie jedoch ignorierte. Shisuis Hand hatte sie auf ihrem Weg kein einziges Mal losgelassen und auch in der Polizeistation wich sie ihm nicht von der Seite. Hier und da hörte sie wispernde Stimmen und sie meinte sogar im Augenwinkel Fugaku gesehen zu haben, doch all das war vergessen, als sie Kagami in seinem Büro entdeckte und freudestrahlend auf den Erwachsenen zurannte. “Kagami-san!” grüßte sie den Uchiha und ignorierte dabei gewissenhaft, dass sie ihn erst am Morgen gesehen hatte und spätestens am Abend zum Essen wiedersehen würde. “Shisui-san und ich haben gedacht, wir könnten gemeinsam etwas zu Mittag essen, wenn Kagami-san nicht schon gegessen hat.”
Wenig später konnte man die beiden Uchihas mit einer rosahaarigen Haruno durchs Dorf laufen sehen, welche fröhlich und gut gelaunt zwischen den Uchihas lief und dabei von jedem eine Hand hielt. Es war kein ungewöhnliches Bild, hatten sich die Dorfbewohner mehr und mehr daran gewöhnt, die junge Haruno in Begleitung von Kagami und Shisui zu sehen. Was neu war, war die Tatsache, dass sie zwischen ihnen ging und von beiden die Hand hielt. Dieses Bild sah man nicht einmal von Sakura und ihren Eltern, griffen diese in der Öffentlichkeit nie wirklich nach ihrer Hand. Mariko war bisher die einzige Person gewesen, welche öffentlich mit Sakura an der Hand durchs Dorf spazierte. Eine weitere Ausnahme waren ihre gleichaltrigen Freunde, doch hielt der Handkontakt nie lange an. Die Hände der beiden Uchihas ließ Sakura dagegen kein einziges Mal los auf ihrem Weg. Erst als sie an einem kleinen Lokal ankamen ließ sie los, um sich hinzusetzen. Fröhlich erzählte sie den Uchihas, was sie am Nachmittag mit ihren Freunden geplant hatte und wie sie sich freute sie zu treffen. War ein Gruppentreffen schon ein paar Tage her und sie genoss die Nähe ihrer Freunde, insbesondere wenn sie alle zusammen waren. Hin und wieder bekam die kleine Gruppe heimliche Blicke zugeworfen von vorbeigehenden Zivilisten und Shinobis zugleich. Sakura bekam diese nicht mit. Kagami und Shisui entgingen sie dagegen nicht, doch sie ließen es auf sich beruhen, waren die meisten Blicke meist neugieriger Natur oder fragend. Die feindseligen oder vorsichtigen Blicke hatten über die Monate hinweg ihnen gegenüber abgenommen, soviel hatten die beiden Uchihas bemerkt und sie waren nicht blind für den Grund, der die Veränderung mit sich gebracht hatte. “Das Essen war lecker! Wir sehen uns dann heute Abend und Kagami-san, arbeite nicht mehr so viel und Shisui-san richte Itachi-san meine Grüße aus. Bis später.” Mit diesen Worten verabschiedete sich die Haruno-Erbin und machte sich auf den Weg zum Park, wo sie auf ihre Freunde wartete.
Es war Stunden später, als sich Sakura zurück auf den Weg zum Uchiha-Viertel machte. Der Nachmittag mit ihren Freunden war wieder einmal spaßig und aufregend gewesen. Viel Gelächter war im Park zu hören gewesen, während die Kinder miteinander ausgelassen gespielt hatten und nicht nur Sakura war am Ende erschöpft. Hinata und Neji stützten sich gegenseitig auf ihrem Weg nach Hause. Shikamaru sah aus, als würde er im Gehen einschlafen und Choji und Ino liefen häufiger gegeneinander, da sie nicht problemlos mehr geradeaus laufen konnten. Einzig und alleine Naruto schien noch voller Energie zu sein, was niemand wirklich nachvollziehen konnte.
Gähnend tappste Sakura den ihr bekannten Weg entlang, wich hin und wieder gerade noch rechtzeitig einigen Erwachsenen aus, in die sie sonst hineingelaufen wäre und kam schlussendlich vor dem Haus Kagamis zum Stehen. “Tadaima” rief sie erschöpft aber glücklich, wurde allerdings nur von lautloser Stille begrüßt. Mehrmals blinzelte die junge Harunoerbin. War noch keiner zurück? Unsicher durchquerte sie einige Räume, fand aber keine Spur von Kagami oder Shisui. Schnaubend ging Sakura zurück zum Eingangsbereich und zog ihre Schuhe wieder an. Wenn die Uchihas noch nicht zurück waren, würde sie diese eben suchen gehen, egal wie müde sie war.
Doch kaum dass sie das Haus verlassen hatte, dämmerte es ihr, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie mit ihrer Suche eigentlich anfangen sollte. SIe kannte sich im Uchiha-Viertel nicht aus und hatte keine Ahnung, wo sich die beiden Uchihas möglicherweise aufhalten konnten. Zudem kannte sie keine anderen Uchihas wirklich persönlich und sicherlich würde sie einige fragwürdige Blicke bekommen, wenn sie ohne Begleitung durch die Straßen ziehen würde. Sakura stürzte ihre Lippen und versuchte eine Lösung zu finden, was leichter gesagt war als getan, war sie eindeutig zu müde, um sich ausreichend konzentrieren zu können. “Vielleicht sollte ich einfach die nächstbeste Person fragen.” brummte sie zu sich selbst und blickte sich auf der Straße um. Zunächst wirkte die Straße wie leergefegt, waren die meisten vermutlich in ihren Häusern beim Abendessen. Doch glücklicherweise trat gerade eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren durch das Eingangstor zum Uchiha-Viertel und bevor die Frau verschwinden konnte, rannte Sakura schon auf sie zu. “Uchiha-san! Bitte wartet Uchiha-san!” rief sie aus und kam schnaubend vor der Unbekannten zum Stehen. Zunächst einmal atmete sie mehrere Male tief durch, hatte der kleine Sprint sie mehr Energie gekostet, als ihr lieb war. Doch sie war beinahe den gesamten Nachmittag gerannt, da konnte sie es sich bestimmt erlauben jetzt eine Weile außer Atem zu sein. “Ah…” fing sie immer noch leicht außer Atem an und suchte dabei nach den richtigen Worten. “Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich Kagami-san oder Shisui-san finden kann? Ich wohne für eine Weile bei ihnen, doch Daheim ist niemand und ich weiß nicht wo sie sein könnten.” Höflich wartete Sakura auf eine Antwort, doch sie hatte keinesfalls mit der Art von Reaktion gerechnet, die sie von der Frau bekam. “Aw, du musst Sakura-chan sein. Unser ungewöhnlicher Gast im Viertel. Fugaku hat mir von dir erzählt, aber er hat vergessen zu erwähnen, wie süß du bist.” Verwirrt blinzelte Sakura mehrmals und starrte die Frau regelrecht an, während ihr Gehirn versuchte einen Zusammenhang herzustellen. Es dauerte eine ganze Weile bis sie begriff wen sie da vor sich hatte. Erschrocken sprang Sakura einen Satz zurück, nur um sich im selben Atemzug tief zu verbeugen. “Entschuldigt Uchiha-sama ich hatte keine Ahnung, dass ihr es seid. Bitte verzeiht mein unangemessenes Verhalten. Ich- “ dazu ihren Satz zu beenden kam sie allerdings nicht. “So höflich! Aber nichts da, kein Grund dich zu entschuldigen. Wir wurden einander noch nicht vorgestellt, woher solltest du wissen, dass Fugaku mein Mann ist?” Ein warmes, mütterliches Lächeln hatte sich auf Mikotos Lippen gelegt und nur zaghaft lockerte sich die Körperhaltung Sakuras. “Vermutlich sind Shisui und mein Sohn noch am Trainieren. Ich würde dich hinbringen, doch ich muss das Essen vorbereiten. Ich weiß, ich schick ein Clanmitglied mit dir mit. Ich bin übrigens Mikoto. Du musst definitiv während deines Aufenthalts hier einmal mit Shisui zum Abendessen vorbeikommen. Ah! genau die Person nach der ich ausschau gehalten habe.” Sakura kam kaum hinterher, während Mikoto auf sie einredete und am Ende sich an einen jüngere Herren wandte, um ihm zu erklären, dass er Sakura doch bitte zu den Trainingsplätzen führen solle, wo sie Itachi und Shisui vermutete. “Bis dann, Sakura-chan. Hoffentlich haben wir bald mehr Zeit, um einander kennenzulernen.” Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und Sakura kam nur dazu ein leises “Hai, Mikoto-sama” von sich zu geben.
Zu müde und noch zu geschockt vom Aufeinandertreffen mit Mikoto Uchiha lief die junge Erbin schweigend hinter dem fremden Uchiha her. Wie beinahe alle Uchihamitglieder, strahlte er gewissermaßen Erhabenheit aus und sah recht mürrisch drein. Wahrscheinlich konnte er sich etwas besseres vorstellen, anstatt sie zu den Trainingsplätzen zu führen, doch die Frau des Clanoberhauptes hatte gesprochen und ihm diese Aufgabe übertragen. Er konnte also nicht einfach verschwinden. Gerade bogen sie um eine Ecke, da konnte Sakura auch schon das Aufeinandertreffen von Metall vernehmen und das Rascheln von Kleidung, sowie Schuhe, die über den Boden rutschten. “Wir sind da.” Mit diesen Worten sprang der Uchiha auch schon auf das nächst gelegene Dach und verschwand, noch bevor Sakura sich angemessen bedanken konnte. “Unhöflich.” murrte Sakura zu sich selbst, als sie bemerkte, dass der junge Mann verschwunden war und drehte sich erst dann um, um den Geräuschen zu folgen, die sie sicherlich zu Shisui und Itachi führen würden.
Mit großen Augen blieb sie stehen, als sie einen der Trainingsplätze erreicht hatte und verfolgte fasziniert dem Geschehen, welches sich vor ihr abspielte. Genau erkennen, was die Uchihas da taten, konnte sie nicht, zu schnell waren die Bewegungen für das menschliche Auge, doch das was sie sah, wirkte auf sie alles andere, als ein Kampf. Viel eher wirkte es, als würden die beiden Uchihas miteinander und umeinander herum tanzen. Ihre Abläufe waren flüssig, geschmeidig und gleichzeitig anmutig. Sakura hatte keine Ahnung, dass Kämpfe so ästhetisch wirken konnten. Während ihrer Reisen hatte sie das ein oder andere Mal Mariko kämpfen sehen, doch das war nichts im Vergleich zu der Show, die sie aktuell mitverfolgte. So mitgerissen von dem Training und ihrem Vergleich zu Mariko bemerkte die junge Haruno nicht, wie die beiden Uchihas sie bemerkt hatten und in ihrem Kampf inne hielten. “Cherry~, was machst du hier?” Die fröhliche Stimme Shisuis ließ Sakura zusammenzucken, was den Teenager zum Kichern brachte. Sie musste eindeutig mehr darauf achten, nicht ständig in ihren Gedanken abzuschweifen. “Das war… Wie kann das... “ Nicht einmal einen klaren Satz konnte Sakura formulieren. “Das war der Wahnsinn, Shisui-san! Nicht einmal Mariko-san kann ihre Bewegungen so, so… so fließend aussehen lassen!” Sakura war wirklich geflasht von der Darbietung, was man ihr deutlich ansehen konnte, so sehr wie ihre Augen funkelten. Was wiederum Shisui nur breiter Grinsen ließ und die Tatsache, dass sie die eigentliche Frage nicht beantwortet hatte. “Sieh dir diese funkelnden Augen an, Tachi! Eindeutig süßer als die von Sasu-chan.” Und mit diesen Worten flammte Sakuras Gesicht leuchtend rot auf und Itachi schmiss eines seiner Kunai nach seinem Cousin. Shisui wich dem Geschoss mit Leichtigkeit aus, lachte dabei unbekümmert und vermerkte sich, seinen Cousin häufiger damit aufzuziehen, dass Sakura seinem kleinen Bruder in Punkto Süßheit überlegen war. “Das erklärt jedoch nicht, warum du hier bist, Cherry” Erklang Shisuis Stimme neben Sakura, welche kurz in die Luft hüpfte, weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass der Uchiha neben ihr auftauchen würde. “Es war keiner im Haus.” Kam ihre einfache Antwort, ihr Blick dabei wahr auf den Boden gerichtet. “Also wollte ich nach dir oder Kagami-san suchen, bis mir bewusst wurde, dass ich keine Ahnung habe wo ich suchen sollte. Zum Glück kam jemand gerade durchs Tor und ich hab sie gefragt, ob sie mir helfen könne. Wie sich herausgestellt hat, war die Frau Mikoto-sama und sie hat einen anderen Uchiha beauftragt mich her zu bringen, weil sie vermutet hat, dass du noch mit Itachi-san am trainieren bist. Also hat der Mann mich hier her gebracht und ist dann verschwunden und nun bin ich hier.” Shisui riss sich zusammen, nicht zu zeigen, wie getroffen er von den Worten war. Er hatte aufgrund des Trainings mit Itachi vollkommen vergessen, dass Sakura auf ihn und seinen Vater warten würde. Vermutlich ging es seinem alten Herren genau so. Sie waren es nicht gewohnt, dass sie zu jemandem heimkehren würden nach ihrem Tag. “Sorry Saku-chan! Ich war zu vertieft ins Training, dass ich nicht auf die Zeit geachtet habe. Meistens wird es schon dunkel bevor Tachi und ich das Training beenden. Dad ist vermutlich mit Kollegen in einer Bar oder so. Das macht er häufiger nach stressigen Schichten.” Blinzelnd richtete Sakura ihre grünen Augen auf Shisui und gab ein leises “Oh” von sich, ehe sie sich zu Itachi umdrehte und sich verbeugte. “Tut mir leid, dass ich euer Training unterbrochen habe. Ich-” Weiter kam sie nicht, als Shisui ihren Kopf tätschelte und grinsend seinen Cousin ansah. “Kein Grund dich zu entschuldigen Sakura-chan. Mikoto-obasan wird vermutlich froh sein, dass Tachi-chan mal wieder an einem gemeinsamen Abendessen teilnimmt. Außerdem sind Dad und ich für dich zuständig. Grüß Mikoto-obasan von mir, Itachi. Wir sehen uns dann morgen.” Mit einem “Hn” nickte Itachi den beiden zu und verschwand daraufhin in einer Rauchwolke und Shisui machte sich gemeinsam mit Sakura auf den Weg zurück zu seinem Haus.
Kaum dass sie durch die Haustür traten kam auch Kagami zurück und entschuldigte sich ebenfalls dafür nicht da gewesen zu sein. Gemeinsam bereiteten sie ein simples Abendessen zu und verbrachten den Abend damit über Gott und die Welt zu reden, bis es für Sakura Zeit wurde ins Bett zu gehen. Nach einer Dusche und dem Zähneputzen wünschte sie den beiden Uchihas eine gute Nacht und legte sich zu ihrem Plüschhasen aufs Bett, wo sie die letzten Stunden revue passieren ließ. Das Training zu beobachten, so kurz es auch war, war eindeutig ein Highlight des Tages für die junge Erbin gewesen. Was sie gebraucht hatte, nachdem sie in ein leeres Haus zurückgekehrt war. Sie gab es ungerne zu, doch es hatte ihr ganz und gar nicht gefallen. Ja sie war häufiger auf den Reisen alleine gelassen worden von ihren Eltern. Doch meistens war Mariko in ihrer unmittelbaren nähe und seitdem sie hier in Konoha war, war zumindest ein Clanmitglied in einem der angrenzenden Häuser, wenn ihre Eltern noch nicht zurück waren und Mariko ebenfalls nicht da war. Das Uchiha-Viertel war sicherlich nicht leer, aber außer Kagami und Shisui kannte sie niemanden und alleine im Haus zurückbleiben behagte ihr nicht, insbesondere weil sie von ihrem Tag so müde war. Sie war angreifbarer in diesem Zustand und … nein Sakura wollte nicht weiter darüber nachdenken. Sie hatte Shisui gefunden und sie war nicht alleine zurückgelassen worden. Nichts war passiert. Sie war in Sicherheit. Mit diesen Gedanken drückte sie ihre Kuscheltier näher an sich und driftete in einen tiefen Schlaf.
Mit einem Satz saß sie aufrecht, schwer atmend in ihrem Bett. Ihr Herz raste und ihr Körper zitterte. Schweiß lag auf ihrer Stirn und die Enge in ihrer Brust wollte nicht verschwinden. Es brauchte eine Weile, ehe sie sich ihrer Umgebung bewusst wurde, während sich ihre zarten Kinderhände in ihren Stoffhasen gruben. Einzig und alleine das schwache Mondlicht erhellt ihr Zimmer, ließen die Schatten in den Ecken umso bedrohlicher wirken für das junge Mädchen. In der Ferne konnte sie den Ruf einer Eule hören und Sakura entwich ein leises wimmern. Ein Rascheln ertönte und das Fauchen von Katzen war zu hören. Wimmernd presste Sakura sich ihre Hände auf die Ohren, doch brachte es ihr keine Linderung. Auch als sie sich unter ihre Decke verkroch, verschwanden die bedrohlichen Schatten nicht, die sie in ihrer Traumwelt heimgesucht hatten. Stumm liefen ihr Tränen über die Wangen, drangen in den Stoff ihres Bettbezuges und in ihr Kuscheltier. Leise Schluchzer waren zu hören und Sakura ermahnte sich. Sie musste leise sein, sie durfte niemanden wecken. Es war nur ein böser Traum, keine Wirklichkeit, sie war sicher. Loslassen tat die Angst sie jedoch nicht und ans wieder Einschlafen war nicht zu denken. Sie wollte nicht alleine sein, doch Mariko war nicht da, ihre Eltern waren auch keine Alternative. Konnte sie Shisui oder Kagami aufsuchen? Durfte sie das? War es ihr erlaubt, oder würden sie sie nur wieder zurück in ihr Zimmer schicken? Unsicher und ängstlich biss sich Sakura auf die Unterlippe und krabbelte nach einiger Zeit unter ihrer Decke hervor. Von links nach rechts huschten ihre Augen, suchten die Schatten nach Bedrohungen ab, die nicht da waren und welche sie doch immer wieder sah. Schützend klammerte sie sich an ihren Stoffhasen und mit vorsichtigen Schritten eilte sie zur Tür. Auf leisen Sohlen schlich sie über den Flur, hielt sich immer im Schatten der Wand auf, bis sie mit zittrigen Händen, die Tür zu Shisuis Zimmer öffnete. Unsicher blieb sie im Türrahmen stehen und sah ins Zimmer hinein, ehe sie ihren Blick senkte und abermals ihre Finger in den Stoff ihres Kuscheltiers vergrub. Es war so kindisch zu ihm zu kommen, sie sollte ihn nicht stören, nicht wegen eines dummen Traumes. Sicherlich hatte er seinen Schlaf nötig und. Weiter darüber nachdenken was sie tun wollte oder nicht, konnte sie nicht, als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel und mit einem Mal starrten rote Augen in ihre Richtung. “Sakura?” Erschrocken blickte die angesprochene auf und erstarrte. Unweigerlich fing ihr Körper an zu zittern und ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Ihre Atmung ging wieder stoßweise und kaum hörbare Schluchzer drangen aus ihrer Kehle.
Shisui sprang sofort auf, als er den Zustand bemerkte in den Sakura war und kam langsam auf sie zu, ehe er sich vorsichtig vor sie hin kniete. “Schhhhh, alles wird gut. Ich bin da.” Er hatte keine Ahnung was das Mädchen so mitgenommen hatte, doch er konnte sie auch nicht einfach sich selbst überlassen, weshalb er zaghaft über ihren Kopf strich und beruhigend auf die junge Haruno einredete. “Hattest du einen bösen Traum?” Itachi hatte ihm hin und wieder davon berichtet, wie Sasuke sich in sein Zimmer schlich, wenn er schlecht geträumt hatte und es war die naheliegendste Erklärung für den Uchiha. “Nein,” ein Hicks war zu hören, “Ja… ich meine…” Vorsichtig zog Shisui Sakura an sich. “Schon gut, du brauchst es mir jetzt nicht erzählen.” Kaum hatte er die Worte ausgesprochen entspannte sich die Körperhaltung des jungen Mädchen, auch wenn sich eine ihrer Hände in den Stoff seines Oberteils gruben, als sei er ein Anker. “Möchtest du hier schlafen?” Er spürte das leichte Nicken auf seine Frage und seufzte innerlich, hatte sich Sakura kein Stück von ihm entfernt.
Für Sakura kamen Shisuis Worte genau zur richtigen Zeit. Er würde sie nicht alleine zurück schicken und erlaubte ihr sogar bei ihm zu schlafen. Ohne es selbst zu bemerkten entspannte sie sich mehr und mehr, die Anspannung und Angst verließen nach und nach ihren Körper, während sie immer länger in der Umarmung Shisuis verweilte. Sie war dankbar dafür, dass er nicht nachfragte, was der Grund für ihr Erscheinen war oder warum sie so aufgelöst war. Konnte sie es aktuell einfach nicht in Worte fassen. Vorsichtig wurde sie von dem Älteren hochgehoben und zum Bett getragen. “Ich pass auf dich auf, versprochen. Also versuch zu schlafen, ja?” Vernahm sie die Stimme Shisuis und sie gab abermals ein Nicken von sich, traute sie ihrer eigenen Stimme nicht. Loslassen tat sie Shisui allerdings nicht. Hin und wieder jagte ein Schauer durch ihren Körper und Shisuis griff festigte sich nach diesen Momenten immer einen Moment, als ob er ihr versichern wollte, dass er da war und sie nicht alleine war. Irgendwann konnte sie dem Schlaf aber nicht mehr widerstand leisten und driftete erneut ins Reich der Träume. Dieses Mal jedoch ohne ein unangenehmes Erwachen.
Der nächste Morgen war für Sakura ein bisschen akward, als sie sich im Bett von Shisui wiederfand. Wie in der Nacht lag sie immer noch dich an ihn gepresst und ihre Hand hatte sich nur wenig von seinem Oberteil gelöst. Shisui selbst hatte sie beschützend in seine Arme genommen, was ein entkommen aus seinem Griff unmöglich machte. Zumindest nicht ohne das sie den jungen Teenager weckte. Ohne es zu bemerken vergrub Sakura ihr Gesicht in seiner Brust. Die Ereignisse der Nacht kamen ihr wieder in den Sinn, doch statt der Angst, die sie zuvor gespürt hatte, ergriff sie nun die Peinlichkeit. Aus Angst vor einem Traum, vor Erinnerungen vergangener Zeiten, die ihr nichts mehr anhaben konnten, hatte sie sich zu Shisui geschlichen und sich geweigert ihn loszulassen, nachdem er sie bemerkt hatte. Sie hatte sich wie ein verängstigtes Kleinkind aufgeführt, das Traum nicht von Realität unterscheiden konnte. Ihre Eltern durften von diesem Vorfall nichts erfahren, hatte sie sich alles andere als wie die gut erzogene Harunoerbin gegeben.
Das Aufwachen von Shisui ließ Sakura ihre Aufmerksamkeit von ihren Gedanken, auf die Gegenwart lenken und mit großen Augen sah sie in das grinsende, aber noch verschlafende Gesicht Shisuis, als sie sich etwas von ihm löste. “Guten Morgen, Cherry~ Besser?” Kurz blinzelte die Harunoerbin und schluckte. Er wirkte nicht verärgert über seinen gestörten Schlaf oder die Tatsache, dass sie doch eigentlich groß genug war, um sich nicht von solchen Träumen verängstigen zu lassen. “H- Hai. Arigatou und gomen ne Shisui-san, dass ich dich beim Schlafen gestört habe.” Sie spürte eine Hand auf ihren Kopf und richtete ihren Blick wieder auf den Uchiha, den sie zuvor gesenkt hatte. “Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen. Meine Tür steht immer offen, wenn was sein sollte, auch nachts. Na komm lass uns aufstehen und gucken, was mein Dad zum Frühstück gemacht hat.” Noch nie hatte Shisui jemanden so schnell das Bett verlassen sehen, als er das Frühstück angesprochen hatte und starrte der rosahaarigen nur nach, nachdem sie verkündet hatte, dass sie sich zuerst anziehen würde. Fragend kratzte Shisui sich am Kopf. War es wirklich so unnormal mit Schlafkleidung zu Frühstücken? Die Kleine tat beinahe so, als sei es ein Verbrechen. Seufzend richtete auch er sich auf und trottete zu seinem Schrank. Wenn er schon auf Sakura wartete, dann konnte er sich genauso gut anziehen und fertig machen, ehe er in die Küche ging.
Das Frühstück verlief in einer ruhigen, wenn auch recht merkwürdigen Atmosphäre, die Kagami nicht entging. Seinem Sohn schenkte er einen fragenden Blick, bekam von diesem jedoch nur ein Kopfschütteln als Antwort. Sakura versuchte die Nacht zu verdrängen, mit ihrem Verhalten sorgte sie jedoch dafür, dass sich die beiden Uchihas ihre Gedanken machten. Shisui fragte sich, was in ihrem Kopf vor sich gehen musste, kam jedoch zu keiner zufriedenstellenden Antwort. Wie am Vortag kamen Sakuras Senseis pünktlich auf die Minute und alle fanden nach und nach in ihren alltäglichen Rhythmus zurück, sodass mögliche Fragen bezüglich Sakuras Verhalten vergessen wurden.
So vergingen die nächsten Tage ohne weitere besondere Vorkommnisse bis...