
Einzug
„Okaaay die Pflegeeltern bzw. das Krankenhaus bringen übermorgen die Piltover Kinder… und wer bringt die Zaun Kinder heute?“ fragte Violet perplex und versuchte einen seitlichen Blick auf Caitlyns Akten zu werfen. Diese war aber dauernd am Rumblättern. Caitlyn konnte nie lange auf einer Seite verweilen. Immer blätterte sie irgendwohin, las zwei Zeilen und blätterte wieder zurück. Dies war bei Caitlyn an sich ein normales Benehmen, heute wirkte sie aber besonders gestresst. Eine gestresste Caitlyn war eine gereizte Caitlyn und dies führte zu einer gestressten Violet. Violet war kein gestresster Mensch. Emotional? Absolut! Aber nicht für Ereignisse. Sie war grundsätzlich Caitlyns Ruhepol.
Allmählich wirkte ihre Ruhepol-Energie nicht mehr und Violet fragte sich, ob sie vielleicht Caitlyns Gewehr sollte, holen gehen. Es gab nichts, was Caitlyn Kiramman mehr beruhigte als ein Gewehr in der Hand zu haben, was Violet ungemein amüsierte. In der ersten Nacht im gleichen Bett, hatte ihr Violet bemerkt, dass sie ganz überrascht sei, dass Caitlyn das Gewehr nicht im Bett liegen hatte. Caitlyn war damals nur kurz beleidigt, bevor sie entgegnete das Gewehr befinde sich unterm Bett was Violet ein lautes Lachen entlockt hatte und beide, die angespannt waren, schafften es daraufhin entspannt einzuschlafen, ohne Druck oder Erwartungen.
Das Gewehr befand sich immer noch unterm Bett und wurde regelmäßig und äußerst professionell von Caitlyn gereinigt, zusammengebaut und wieder auseinander gebaut mit höchster Konzentration. Sie war dabei verdammt heiß. Eines Tages würde Violet mit Caitlyn Liebe machen, und irgendwie wäre dieses verdammte Gewehr involviert. Sie wusste nur noch nicht wie.
„Ich glaube Sevika bringt sie…“
Wie auf Stichwort erschien ein ratterndes Automobil und hielt vor beiden Frauen an. Sevika sprang auf der Beifahrerseite aus während der Wagen noch zum Stehen kam. Sie schlug die Tür etwas zu laut zu. „Ich hasses dieses alte Teil!“ fluchte sie laut. „Auch dir einen wunderschönen Morgen!“ flötete Violet und Sevika warf ihr einen Blick zu und verkniff sich sichtbar den vulgären Kommentar. Caitlyn stand etwas strammer und klemmte sich die Akte unter den Arm. „Sind die Kinder da drin?“ fragte sie nervös und Sevika ignorierte sie eiskalt. „Ich gebe euch Beiden einen Tipp“ sagte sie stattdessen, erschreckend leise damit nur die Beiden es hören konnten. „Achtete auf den Schatten des Teufels!“
Violet zog die Augen zusammen und Caitlyn blinzelte irritiert.
Sevika öffnete Zeremonielos die Hintertür. „Los, raus mit euch!“.
Ein langbeiniger etwas schlaksig wirkender gebräunter Junge war der Erste der Ausstieg und sich umgehend zum Wagen drehte und die Arme hob. Jemand reichte ihm von innen einen kleinen, verängstigten Junge den er unter den Achselhöhlen griff und neben sich runter setzte. Es folgten ein Junge und ein Mädchen denen er lediglich eine helfende Hand reichte. Dann bewegte er sich zum Eingang des Gebäudes. Er blickte die zwei Frauen an und murmelte „Ich bin Marek. Das sind Kylian.“ Er zeigte auf den kleinsten Jungen, der sich an Mareks Hose krallte. „Und das sind Myra und Lee.“ Er zeigte auf die anderen Beiden.
Violet öffnete gerade den Mund um zu antworten als Caitlyn an Sevika gerichtete laut feststellte „Ich dachte es sind 6 Kinder?“ Sevika räusperte sich laut und man hörte zwei Personen aus dem Wagen springen. Das Mädchen, das um die Ecke kam raubte Violet kurz den Atem weil sie sich fühlte als würde sie ihre Vergangenheit sehen.
Das Mädchen hatte dunkelrotes langes Haar, eine Seite vom Schädel in straffen Zöpfen geflochten. Die roten Augen stachen auf ihrer dunklen Haut hervor. Sie verschränkte die Arme auf der Brust und gab Sevika einen faulen Blick. Hinter ihr tauchte ein Mädchen auf das optisch das krasse Gegenteil zu der Rothaarigen war. Sie war blasshäutig, hatte pechschwarzes Haar, das lediglich Schulterlang war. Ihre Augen waren so Pechschwarz, dass ihre Iris nicht auszumachen war. Sie war schlanker als das andere Mädchen. Wirkte ruhig, beobachtete jede Bewegung von jedem Anwesenden mit ihren elegant geschwungenen schlanken Augen.
Caitlyn blickte in die Akte, aber beide wussten genau wer diese beiden 16 Jährigen waren. „Vivien und Iris nehme ich an?“ fragte Caitlyn nett und Vivien verdrehte die Augen und stöhnte genervt.
Und ging einfach an ihnen vorbei rein ins Gebäude. Iris folgte ihr mit nicht hörbaren Schritten, ähnlich einer Raubkatze. Schulterzuckend folgte Marek den Mädchen und die kleineren wiederum folgten ihm.
Violet lehnte sich leicht vor, an Caitlyn Körpermitte herum, um den Kindern nachzublicken.
„Teenis.“ Bemerkte sie, während Caitlyn sich an ihre Schläfe fasste. Sevika schlug die Hintertür zu und öffnete die Beifahrertür. „Viel Spass!“ bemerkte sie sarkastisch, stieg ein und der Wagen raste los.
Violet hörte diesmal glasklar die angedeutete vulgäre Bemerkung, die hinter Sevikas Abschied stach. „Ja fick mich…“ murmelte sie, während sie dem wegrasenden Wagen nachschaute und Caitlyn neben ihr einen verzweifelten Laut von sich gab.