
Versöhnung?
Mit einer Wucht riss Uli die Tür zu Evas Büro auf.
„Schon mal was vom Anklopfen gehört, Frau Kersting?“, sagte die Hotelchefin genervt aber nicht weniger erschrocken. Sie hasste es wirklich, wenn Menschen einfach ohne zu fragen in ihr Büro kamen. Auch wenn sie Uli Kersting hießen.
Die Küchenchefin schaute sie nur wütend an. Je mehr sie Eva anblickte, desto wütender wurde sie. Wie konnte sie Uli einfach so austauschen?
„Wollen Sie da den ganzen Tag rumstehen oder haben Sie noch etwas sinnvolles zu beanstanden? Wenn nicht können sie gerne gehen, ich habe wirklich keine Zeit für irgendwelche Kleinigkeiten.“, kam es mit deutlichem Nachdruck aus dem Mund der Blondine.
Uli war kurz vorm Explodieren. Mit einem großen Schritt betrat sie das Büro und schlug die Tür hinter sich zu.
„Eine Kleinigkeit, das bin ich also für dich? Gut zu wissen.“, kam es fast schreiend aus ihrem Mund. Das Eva sie aber auch immer so auf die Palme bringen musste. Wieso schafft sie es nicht bei ihr ruhig und sachlich zu bleiben?
„Sag mal Uli spinnst du. Das habe ich doch garnicht gesagt.“, kam es streng aus Evas Mund. Langsam stieg auch in ihr die Wut. Erst muss sie sich es anhören es nicht wert zu sein und dann werden ihr von der Frau auch noch die Worte im Mund verdreht.
„Ich soll spinnen? Ha, das sagt die Richtige!“, platzte es aus Uli heraus während sie ein Schritt auf Eva zu machte.
„Was meinst du denn jetzt damit? Worum geht es hier eigentlich?“ Eva war einfach nur noch verwirrt. Sie dachte das Gespräch eben lief gut. Beide haben es geschafft professionell an das Problem mit der Küche ranzugehen. Obwohl Uli eher ein passives Mitglied der Unterhaltung war. Das war auch der Hotelchefin aufgefallen. Hinterfragt hatte sie es, aber nicht.
„Das weißt du ganz genau.“ kam es fast schon weinend aus Ulis Mund. Sie konnte ihre Gefühle nicht mehr zurück halten. Eva mit einer anderen Frau. Ihre Tochter weg. Ihre Ehe kaputt. Es wurde einfach viel zu viel.
Auch Eva entgingen die Tränen, die über Ulis Wange liefen, nicht. Bei diesem Anblick durchzog sie ein Schmerz. Sie wusste zwar nicht warum ihre Liebste weinte, das war aber auch egal. Sie könnte es nie ertragen, wenn Uli Schmerzen hatte. Schließlich sprang sie über ihren Schatten und ging auf Uli zu.
„Möchtest du mir vielleicht erklären was los ist?“, sagte du Hotelchefin ruhig. Uli wischte ihre Träne weg und schaute Eva ernst an.
„Was los ist?“ Sie machte kurz Pause, damit sie sich nicht komplett vergisst. Ihre Wut übertrumpfte noch ihre Trauer.
„Wir streiten uns und fünft Minuten später springst du mit einer anderen ins Bett.“ der letzte Teil des Satzes kam wieder schreiend aus dem Mund der Foodchefin.
„Versuche nicht es zu leugnen, ich habe euch gesehen.“, schoss Uli hinterher.
„Ich möchte Garnichts leugnen. Ja, ich hatte gestern Damenbesuch. Na und?“, kam es schnippisch aus dem Mund der Hotelchefin.
„Na und?“ Uli schaute sie perplex an.
„Ja na und!“ sagte Eva mit Nachdruck.
„Du hast in dem Streit deinen Standpunkt sehr klar gemacht.“, sagte Eva verletzt und drehte sich von Uli weg.
Sie war einfach so gebrochen, wenn sie an den Streit zurückdachte. Sie Eva de Vries hatte sich einem Menschen geöffnet, wie sie es noch nie zuvor getan hat. Bei keiner anderen Frau in ihrem Leben -auch nicht bei Zoe- hatte sie sich so frei und geliebt gefühlt, wie bei Uli. Aber der Satz, dass sie es nicht wert sei, traf sie auf einer tieferen Ebene. Nachdem ihre Familie es geschafft hat, dass sie sich so richtig wertlos gefühlt hat, hatte sie sich geschworen nie wieder eine Menschen so nahe an sich ran zu lassen. Sie baute sich Schutzmauer auf um nie wieder so verletzt zu werden. Es wurden die Jahre immer mehr. Sie lernte leider viele Menschen kennen, die ihr früher oder später das Gefühl gegeben hatten es nicht wert zu sein. Bis sie irgendwann entschloss niemanden mehr an sich ranzulassen.
Uli hatte es aber irgendwie geschafft ein paar von ihren Mauern bröckeln zulassen, bis zu dem Streit.
„Du weißt ganz genau, dass ich es nicht so gemeint habe.“, entschuldigte sich Uli. Auch sie konnte es nicht sehen, wenn ihre Liebste traurig oder verletzt war. Sie machte einen Schritt auf Eva zu und legte ihre Hand auf ihre Schulte.
Eva drehte sich erschrocken um, wobei Ulis Hand wieder von ihrer Schulter rutschte. Die beiden Frauen standen sich jetzt so nahe gegenüber ohne sich zu berühren. Alleine schon diese Situation löste ist beiden Schmetterlinge im Bauch aus.
„War das eine Entschuldigung?“ flüsterte die Hotelchefin.
Uli bekam nur ein Nicken zu Stande. Evas wunderschöne blaue Augen zogen sie in einen Bann, der ein Kribbeln in ihr auslöste, welches sie kaum verstand. Noch nie hatte ein Mensch solche Gefühle in ihr ausgelöst. Wie konnte sie so einen Menschen nur so wehtun? Sie liebte sie doch. „Ich liebe sie.“ es war das erste Mal, dass Uli diese Worte aussprach, auch wenn sie nur in Gedanken war.
„Mein Damenbesuch heißt übrigens Melanie und ich habe nicht mit ihr geschlafen.“, brachte die Hotelchefin heraus. Sie nahm Ulis Hand und malte Kreise auf ihren Handrücken. Uli musste garnicht viel sagen, sie spürte es. Sie spürte wie sehr es Uli leid tat. Wie sehr Uli sie wollte und vielleicht auch liebte, so wie sie sie liebt. Was dachte sie da gerade? „Na klar, ich liebe sie“, ging es der Blondine durch den Kopf. Vergessen waren ihre Einwände, ihre Zweifel und die Mauern. Uli schaffte es immer wieder, das es sich einfach richtig anfühlte.
„Warum nicht?“, kam es schelmisch grinsend aus dem Mund der Foodchefin.
„Das weißt du ganz genau!”, sagte Eva während sie Uli gegen ihren Tisch drängte. Sie wollte sie jetzt sofort.
„Eva…”, sagte die Brünette erschrocken, mit so viel Leidenschaft hätte sie jetzt nicht gerechnet.
Eva hatte es mittlerweile geschafft sie auf die Tischkante zu setzen und ihr Bein zwischen ihre zu stellen. Uli blieb der Atem weg. Ihr Verlange stieg bis ins Unermessliche. Sie wollte Evas weiche Lippen endlich wieder auf ihren spüren.
Sie schauten sich an, wie verliebte Teenager und kamen sich immer näher, bis ein lautes Klingeln sie aus ihrem Bann zog.
Ulis Telefon klingelte.
„Es ist Jeremy.“ entkam es der Brünetten etwas zu laut.
„Ah ja…“, sagte Eva genervt und löste sich von Uli.
„Es ist wichtig.“ schaute Uli sie überzeugend an.
„Ja und das wird er auch immer sein. Versteh schon!“, sagte Eva und machte eine Handbewegung Richtung Tür.
„Nein Eva, du verstehst gar nichts.“ sagte die Foodchefin wütend und verließ mit einem Knall das Büro. Mit so einen Abneigung hätte sie jetzt nicht gerechnet.