
Es ist der 15. Mai in Schwerin. Die Sonne strahlt, und der Frühling zeigt sich von seiner schönsten Seite. Eva genießt ihren freien Tag. Nach einem ausgedehnten Spaziergang lässt sie sich auf der Terrasse des charmanten Hotel-Restaurants nieder.
Sie bestellt einen frischen Sommersalat und ein kühles Bier, das die Hitze des Tages perfekt ergänzt. Während sie isst, beobachtet sie die anderen Gäste. Zufriedenheit breitet sich in ihr aus – doch ein Gedanke stört die Harmonie.
„Wo ist eigentlich Uli?“ murmelt sie leise. Die Küchenchefin des Hotels, zuverlässig und immer präsent, ist heute nicht zu sehen. Als ein Mitarbeiter vorbeikommt, spricht Eva ihn an.
„Wer kocht heute?“ fragt sie mit gespielter Gelassenheit.
„Pit,“ antwortet er knapp. „Frau Kersting ist krank.“
Evas Augenbraue schnellt in die Höhe. „Uli? Krank? Sie ist nie krank,“ denkt sie skeptisch, während sie einen Schluck von ihrem Bier nimmt. Das passt nicht zu der stets pflichtbewussten und belastbaren Küchenchefin.
„Danke, es war sehr lecker,“ sagt Eva höflich, als sie aufsteht. Doch ihre Gedanken wandern weiter. Irgendetwas fühlt sich nicht richtig an.
Als die Sonne hinter dunklen Wolken verschwindet, kehrt Eva ins Hotel zurück. Direkt steuert sie die Küche an.
„Guten Tag zusammen,“ begrüßt sie die Mitarbeiter. Ihre Stimme ist freundlich, doch ihre Augen mustern die Runde kritisch. „Wie lange fällt Frau Kersting aus?“
Die Antwort ist ein synchrones Schulterzucken. Niemand scheint mehr zu wissen. Eva verzieht den Mund.
„Gut,“ sagt sie knapp, dann wendet sie sich an Pit. „Ich habe ein Anliegen. Nächste Woche haben wir einen 70. Geburtstag. Das Fingerfood – wie immer. Außerdem brauche ich eine Torte. Bekommen Sie das hin?“ Ihre Worte klingen mehr nach einer Anweisung als einer Frage.
„Natürlich, Frau de Vries. Uli sollte bis dahin wieder da sein,“ antwortet Pit.
„Das hoffe ich,“ murmelt Eva, ihre Miene bleibt undurchdringlich.
Auf ihrem Weg durch das Hotel begegnet Eva Jeremy.
„Guten Tag,“ sagt sie kühl. „Wo ist Ihre Frau?“ fragt sie ohne Umschweife.
Jeremy runzelt die Stirn. „Zuhause. Sie hat Migräne und liegt im Bett.“
Eva nickt, doch ihr Ton bleibt schneidend. „Es wäre schön, wenn ich darüber informiert würde, wenn jemand krank ist,“ sagt sie trocken. Mit einem knappen Nicken geht sie weiter, ohne auf Jeremys verdutzten Blick zu achten.
„Sehr einfühlsam,“ murmelt Jeremy leise und schüttelt den Kopf.
In ihrem Büro stürzt sich Eva in die Arbeit. Die Woche ist chaotisch: eine Gesellschaft, ein Geburtstag, wichtige Gäste, und dazu Interessenten, die sich die Räumlichkeiten ansehen wollen. Alles scheint sich auf diesen einen Zeitraum zu konzentrieren. Sie lehnt sich in ihrem Stuhl zurück, massiert sich die Schläfen und seufzt laut. „Wenn Frau Kersting länger ausfällt, haben wir ein ernsthaftes Problem.“
Am nächsten Morgen beginnt der Tag früh. Eva richtet sich sorgfältig her – sie weiß, dass es ein langer Tag wird. Besonders die potenziellen Kunden für zukünftige Tagungen könnten entscheidend für das Hotel sein.
Bevor sie die Gäste empfängt, geht Eva ihre übliche Runde. In der Küche bleibt sie stehen, als sie eine vertraute Gestalt sieht: Uli.
„Gott sei Dank,“ murmelt Eva leise und atmet erleichtert auf. Doch sie lässt sich nichts anmerken.
„Frau Kersting, schön, dass Sie wieder da sind,“ sagt sie mit einem angedeuteten Lächeln, das dennoch scharf wirkt. „Es wäre jedoch wünschenswert, wenn Sie sich in Zukunft direkt bei der Chefetage krankmelden und nicht bei den Mitarbeitern.“
Uli, bleich und mit glasigen Augen, sieht Eva an. Ihre Atmung ist schwer, und sie öffnet kurz den Mund, doch sie schließt ihn wieder.
„Natürlich, Frau de Vries. Haben Sie sonst noch Wünsche?“ fragt sie schließlich mit belegter Stimme.
Eva neigt den Kopf leicht zur Seite. „Einige,“ antwortet sie und verlässt die Küche ohne ein weiteres Wort.
Pit tritt an Uli heran, sein Gesichtsausdruck genervt.
„Was für eine Eisfee,“ murmelt er leise.
Uli nickt langsam, ihre Augen immer noch auf die Tür gerichtet, durch die Eva verschwunden ist. „Unglaublich, diese Frau. Scheiß egal, wie es einem geht – Hauptsache, man funktioniert.“
„Wo ist das Fingerfood?“ fragt Uli schließlich mit einer Spur von Aufregung in der Stimme.
„Im Kühlhaus, wo es immer ist,“ antwortet Pit, ohne sie anzusehen.
Uli atmet tief durch. Die Tage, die vor ihr liegen, fühlen sich bereits wie ein Berg an, den sie kaum erklimmen kann. Aber sie hat keine Wahl.
„Alles klar, ich bring ihr das später hoch!“ murmelt Uli. Doch Uli schnaubt genervt. „Diese Frau interessiert sich nicht die Bohne für ihre Mitarbeiter, sondern nur für die Arbeit.“
Währenddessen geht Eva weiter und schaut an der Rezeption vorbei. „Hier alles in Ordnung?“ fragt sie Linh, die hinter dem Tresen sitzt. Linh und Lara, nicken knapp.
„Wunderbar,“ sagt Eva zufrieden. „Dann sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn die Leute da sind, die sich die Räume ansehen möchten.“
Ohne eine weitere Reaktion abzuwarten, wendet Eva sich ab und verschwindet in ihrem Büro. Dort stürzt sie sich wieder in ihre E-Mails. Die Nachrichten stapeln sich, und ihre Stirn legt sich in tiefe Falten, während sie konzentriert tippt.
Plötzlich fliegt die Tür auf, und Uli stürmt hinein.
„Ich melde mich krank!“ faucht sie und knallt das Tablett mit Fingerfood auf Evas Schreibtisch.
Eva schaut sie perplex an. „Entschuldigung?“ fragt sie und setzt sich langsam aufrecht hin. „Was soll ich mit dem Essen hier? Bringen Sie das bitte wieder in die Küche!“
Doch Uli starrt sie nur wütend an. Sie sagt kein weiteres Wort, dreht sich um, und mit einem lauten Knall fällt die Tür hinter ihr ins Schloss.
Evas Blick verengt sich. Das lasse ich mir nicht bieten, denkt sie entschlossen und stürmt Uli hinterher.
Mit Schwung reißt sie die Tür zur Umkleide auf. Uli, die nur im BH vor ihrem Schrank steht, fährt erschrocken herum.
„Was gibt es, dass Sie mir bis hierher folgen?“ zischt sie und verschränkt die Arme vor ihrer Brust.
Evas Wangen färben sich leicht rot, doch sie lässt sich nicht beirren. „Wie reden Sie eigentlich mit mir?“ fährt sie Uli an. „Was denken Sie, wer Sie sind? Ein bisschen Respekt wäre wohl angebracht!“
Uli lacht bitter auf. „Respekt? Meinen Sie so respektvoll, wie Sie Ihre Angestellten behandeln?“ Ihre Stimme wird lauter, während sie ihre Wut freien Lauf lässt.
„Sie interessieren sich nur für die Arbeit, Frau de Vries, und kein bisschen für die Menschen, die sie erledigen! Haben Sie mich einmal gefragt, wie es mir geht? Nein! Für Sie zählt nur, dass alles läuft, egal wie wir uns fühlen!“
Eva öffnet den Mund, doch sie findet keine Worte. Uli funkelt sie an. „Sie sind eine arrogante, eiskalte Kuh! Niemand hier mag Sie, weil Sie uns behandeln, als wären wir Maschinen!“
Eva starrt Uli an, ihr Blick wandert unwillkürlich auf deren Dekolleté, das sich bei jedem Atemzug hebt und senkt. Ihr Mund bleibt leicht geöffnet, aber kein Wort kommt heraus.
Uli schüttelt den Kopf. „Gehen Sie, Frau de Vries. Ich habe nichts mehr zu sagen.“
Ohne ein weiteres Wort dreht Eva sich um und verlässt die Umkleide. Ihre Schritte hallen durch den Flur, und ihre Gedanken überschlagen sich. Wie konnte Uli es wagen, so mit mir zu reden? Doch irgendwo in ihrem Inneren spürt sie einen kleinen Stich – war etwas Wahres an Ulis Worten?
Zurück in ihrem Büro klingelt das Telefon.
„Ja?“ sagt Eva, immer noch leicht außer Atem.
„Frau de Vries, ich soll Ihnen sagen, dass die Gäste für die Raumführung da sind,“ sagt Lara am anderen Ende der Leitung.
Eva atmet tief durch, um ihre Fassung wiederzuerlangen. „Alles klar. Und noch etwas: Bringen Sie bitte das Fingerfood aus meinem Büro in den Konferenzraum.“
Eine kurze Pause. „Ähm, das ist eigentlich nicht meine Aufgabe,“ sagt Lara
Eva atmete schwer durch. „Kann hier einfach mal einer machen, was man ihm sagt?“ fauchte sie ins Telefon, ihre Stimme schneidend vor Ungeduld.
Am anderen Ende blieb Lara ruhig, wie immer. Sie sparte sich einen Kommentar und erledigte den Auftrag präzise.
Eva, nun wieder allein, atmete tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. Sie empfing die Herren mit freundlicher Professionalität, führte sie durch die Räumlichkeiten und erklärte das Konzept. Das Fingerfood stand perfekt arrangiert an seinem Platz, genau dort, wo es hingehörte. Zufrieden nickte sie.
Die Männer waren beeindruckt. Man hörte es in ihren Stimmen, sah es in ihren Mienen – sie waren begeistert. „Das ist ein vielversprechender Anfang“, sagte einer von ihnen, und die anderen stimmten zu.
Als sie gegangen waren, lehnte sich Eva zurück. Sie spürte, wie die Spannung aus ihrem Körper wich, ein leichter Anflug von Stolz auf ihre Arbeit. Es war alles nach Plan gelaufen.
„Vielen Dank, Frau Hildebrandt“, sagte sie beiläufig, als sie an ihr vorbeiging, und verschwand in ihr Büro. Doch hinter der geschäftigen Fassade brodelte es weiter. Der Ärger auf Uli nagte an ihr. Wie konnte sie es wagen, so respektlos mit ihr zu sprechen?
Der Gedanke ließ sie nicht los, nicht einmal, als sie sich in die Arbeit stürzte. Immer wieder hallten Ulis Worte in ihrem Kopf nach, vermischt mit einem bitteren Nachgeschmack. Und dann, zu ihrem Ärger, drifteten ihre Gedanken ab – zu ihrem Ulis Körper, zu Ulis spitzen Bemerkungen. War sie sexy? Was sollte das überhaupt bedeuten?
„Schlag dir die blöde Kuh aus dem Kopf, Eva“, murmelte sie schließlich vor sich hin und schüttelte den Kopf. „Die spinnt. Du bist gut, so wie du bist.“ Sie sprach es laut aus, als würde es dadurch wahrer.
Unterdessen lag Uli zu Hause in ihrem abgedunkelten Schlafzimmer. Der Schmerz ihrer Migräne pulsierte wie ein dumpfer, erbarmungsloser Schlag in ihrem Kopf. Schlaf war unmöglich. Nicht nur wegen der Schmerzen, sondern auch wegen der Worte, die sie ihrer Chefin an den Kopf geworfen hatte.
Es war die Wahrheit gewesen – das sagte sie sich immer wieder. Doch warum nagte dieses seltsame Gefühl der Reue an ihr?
Ein leises Summen riss sie aus ihren Gedanken. Sie griff nach ihrem Handy, blinzelte auf das Display und las die Nachricht, die aufleuchtete:
> „Ich erwarte Sie im Büro, sobald Sie wieder gesund sind.
Eva de Vries“
Uli verdrehte die Augen und ließ das Handy sinken. Was sonst hätte sie erwarten sollen?
Am nächsten Morgen saß Eva in ihrem Büro. Ihre Finger huschten über die Tastatur, während sie die Stapel von Briefen durcharbeitete. Sie war tief in ihre Gedanken vertieft, als die Tür plötzlich aufging.
Eva zuckte zusammen, hob den Kopf – und hielt inne. Uli stand im Raum.
Blass, ungeschminkt, mit einem müden Ausdruck auf ihrem Gesicht, der mehr sagte als Worte. „Morgen“, flüsterte Uli, kaum mehr als ein Hauch.
Eva erwiderte den Gruß, ruhig, fast beiläufig, und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. Als Uli sich setzte, musterte Eva sie. Einen Moment lang sagte niemand etwas.
Das Schweigen zwischen ihnen war dicht, schwer wie ein Gewitter, das noch nicht losgebrochen war.
Uli verschränkte die Arme, ihr Blick war müde, aber trotzig. „Ich sollte doch ins Büro kommen, haben Sie geschrieben,“ sagte sie leise.
Eva nickte, ihre Augen fixierten Uli weiterhin aufmerksam. „Das stimmt. Aber ich habe auch geschrieben, dass Sie gesund sein sollen.“
Ein schwerer Seufzer entfuhr Uli. „Entweder wir sprechen jetzt, oder ich gehe einfach wieder,“ erklärte sie mit einem Unterton, der deutlich machte, dass sie am Ende ihrer Geduld war.
Eva zog eine Augenbraue hoch, setzte sich zurück und fragte höflich: „Wie geht es Ihnen?“
„Wie es mir geht?“ Uli lachte bitter. „Sie sehen doch, wie ich aussehe. Genau so geht es mir. Aber was soll’s – die Aufträge warten schließlich nicht.“ Sie schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen.
Eva ließ ihren Blick über Uli wandern, suchte in ihrem Gesicht nach Spuren, die mehr verrieten als ihre Worte. „Immer noch Migräne?“ fragte sie schließlich, diesmal etwas weicher.
Uli nickte kaum merklich, ihre Augen halb geschlossen, als ob das Licht im Raum ihr schmerzte.
Eva zögerte nicht lange. Sie stand auf, griff in ihre Handtasche und suchte etwas heraus. Kurz darauf stellte sie ein Glas Wasser vor Uli ab und reichte ihr eine Tablette.
Uli starrte sie an, als wäre ihr ein seltsames Ritual angeboten worden. „Was ist das? Ich nehme nichts,“ sagte sie misstrauisch.
Eva hielt ihrem Blick stand, ihre Stimme jedoch klang fester, bestimmender. „Nehmen Sie es jetzt, mein Gott. Sie sehen schrecklich aus, und ich bin sicher, Sie wollen, dass der Schmerz und die Übelkeit verschwinden. Das hier hilft.“
Einen Moment lang herrschte Stille, während Uli zwischen Evas Gesicht und der Tablette hin- und herblickte. Schließlich seufzte sie ergeben, griff nach dem Wasser und schluckte die Tablette hinunter.
Eva nickte zufrieden. „In einer halben Stunde sollte es besser werden. Jetzt ab nach Hause. Ruhen Sie sich aus, und ich erwarte Sie morgen – dann reden wir weiter.“ Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
Uli schleppte sich nach Hause und ließ sich ins Bett fallen. Mit geschlossenen Augen wartete sie ab, und tatsächlich: Nach einer Weile spürte sie, wie der Druck in ihrem Kopf nachließ. Die Migräne wich allmählich, und zum ersten Mal seit Tagen fühlte sie sich erleichtert.
Währenddessen saß Eva an ihrem Schreibtisch, konzentriert wie immer. Das Telefon klingelte fast ununterbrochen, und ein Auftrag nach dem anderen kam herein. Doch zwischendurch wanderte ihr Blick kurz zur Tür, und für einen flüchtigen Moment dachte sie an Uli.
Eva warf einen Blick in ihren Kalender und hielt abrupt inne. Nächste Woche hatte Uli Geburtstag – und würde ihn sogar im Hotel feiern. „Interessant“, murmelte sie, ihre Augen blieben auf dem Datum hängen.
Sie trug den nächsten Termin ein und scrollte weiter durch ihren dicht gefüllten Kalender. „Ganz schön was los“, dachte sie und schüttelte kaum merklich den Kopf.
Zwischen zwei Terminen entschied Eva, Uli eine Nachricht zu schreiben:
>„Wie geht es Ihnen?“
Es dauerte nicht lange, bis ihr Handy aufblinkte. Ulis Antwort war prägnant, fast schon kühl:
>„Ich komme heute Abend arbeiten. Wenn Sie Zeit haben, können Sie vorbeikommen. Vielleicht sprechen wir dann und Sie essen etwas.“
Eva las die Nachricht und schmunzelte leise. „Scheint, als wirkt die Tablette“, dachte sie mit einem Anflug von Ironie.
Doch viel Zeit, darüber nachzudenken, blieb nicht. Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Ihr nächster Termin war da. Nach einem kurzen, konzentrierten Gespräch trug Eva die nächsten Schritte in den Kalender ein und atmete tief durch.
Am Abend, endlich Feierabend, zog sie sich um. Der steife Business-Look musste weg. Sie entschied sich für eine elegante schwarze Hose, eine schlichte, aber edle Bluse und dazu hohe Schuhe. Ein roter Lippenstift rundete das Bild ab.
Während sie sich im Spiegel betrachtete, fragte sie sich leise: „Für wen machst du dich eigentlich so schick, Eva? Es ist nur ein geschäftliches Gespräch… oder?“
In der Küche war es still, fast schon gespenstisch. Kaum Gäste, die letzten verließen gerade das Hotel. Uli stand mit einer Mitarbeiterin an der Theke.
„Was ist denn hier los?“, fragte Eva neugierig.
Uli blickte auf. „Alle sind weg. Feierabend. Es ist schon spät.“
Eva sah auf die Uhr: „21 Uhr. Kommt mir nicht später vor.“
„Ich mache gleich neues Fingerfood für morgen“, fügte Uli hinzu und warf Eva einen kurzen Seitenblick zu. „Möchten Sie noch etwas essen?“
„Ähm… nur, wenn es keine Umstände macht. Sonst kann ich mir auch selbst was zubereiten“, sagte Eva höflich.
Uli schüttelte den Kopf, leicht irritiert. „Ne, lassen Sie mal. Ich mache Ihnen was Schnelles.“ Sie wandte sich an ihre Kollegin: „Melanie, du kannst Feierabend machen.“
Eva beobachtete, wie Melanie sich verabschiedete. Sie verstand den unausgesprochenen Hinweis: Uli wollte allein mit ihr sprechen.
Während Uli in konzentrierter Routine ein Steak zubereitete, lief Eva in der Küche umher, betrachtete hier eine Ablage, dort die Arbeitsfläche. Schließlich verdrehte Uli genervt die Augen. „Mein Gott, setzen Sie sich endlich hin!“, rief sie und deutete auf einen Tisch.
Wenig später stellte sie Eva einen Teller mit Salat, Steak und Pommes hin. „Getränk müssen Sie sich selbst holen. Ich räume noch die Tische ab.“
Eva aß genüsslich, während Uli wieder hinausging. Als diese später zurückkehrte, wirkte sie gestresst. Schweigend stellte Eva ihren leeren Teller in die Spüle und trat näher. Sie beobachtete, wie Uli das Fingerfood anrichtete – präzise, aber mit einer gewissen Härte in den Bewegungen.
Schließlich räusperte sich Eva und begann ruhig, aber bestimmt:
„Frau Kersting, ich möchte etwas klarstellen. Ich finde es nicht gut, wie Sie in letzter Zeit mit mir sprechen. Und dass Sie mir das Essen ins Büro geworfen haben, war respektlos. Vielleicht haben Sie sich verletzt gefühlt, aber Ihre gekränkte Eitelkeit hat hier nichts verloren. Was Ihr Privatleben betrifft – das interessiert mich nicht. Solange alle gute Arbeit leisten, ist das für mich entscheidend.“
Uli hielt inne, richtete sich auf und sah Eva direkt an. „Das ist Ihr Problem“, erwiderte sie leise, aber mit Nachdruck. „Sie interessieren sich nur für Zahlen und Ergebnisse. Für Sie sind wir alle nur Maschinen, Roboter, die funktionieren sollen. Aber so geht das nicht, Frau De Vries . Wir sind Menschen. Mit Gefühlen. Etwas, das Sie offensichtlich nicht haben oder gut verstecken. Keine Ahnung, vor was Sie eigentlich weglaufen. Aber eins sage ich Ihnen: Ich behandle jeden mit Respekt – so wie er mir begegnet.“
Für einen Moment lag Stille in der Luft. Zwei Frauen, zwei Welten, die in diesem Augenblick aufeinanderprallten.
Eva hob eine Augenbraue. Für einen Moment wusste sie nicht, was sie sagen sollte. Dann atmete sie tief ein. „Ich habe auch Gefühle“, sagte sie schließlich, ihre Stimme kontrolliert, aber angespannt. „Nur gehen die niemanden etwas an. Und ich finde es unverschämt, dass Sie mir vorwerfen, ich hätte keine. Nur weil ich berufliches und privates trenne.“
Uli hatte sich bereits zum Kühlschrank gebeugt, als hätte sie die Worte überhört. Sie holte ein Stück Torte hervor und hielt es Eva hin. „Torte?“ fragte sie beiläufig, fast provozierend.
Evas Gesicht wurde rot vor Zorn. „Boah, Frau Kersting! Können Sie mich bitte mal ernst nehmen?“ rief sie laut, ihre Geduld endgültig erschöpft.
Uli atmete schwer, ihre Hände umklammerten den Teller mit der Torte. „Ich nehme Sie ernst“, erwiderte sie mit einem Funken Ärger in der Stimme. „Aber was wollen Sie von mir? Dass ich mich auf Knien vor Ihnen bewege? Dass ich Ihnen genauso in den Arsch krieche wie alle anderen hier?“
Eva sah sie an, entsetzt und sprachlos. Doch nach einem Moment platzte es aus ihr heraus. „Ja!“ Ihre Stimme war laut, fast euphorisch. „Ja, genau das will ich! Ich will, dass Sie sich endlich zusammenreißen und aufhören, ständig gegen mich zu arbeiten! Was ist eigentlich Ihr verdammtes Problem mit mir?“
Uli lachte bitter und schüttelte den Kopf. Ihre Augen funkelten vor unterdrücktem Zorn. „SIE sind das Problem“, sagte sie plötzlich und, ohne Vorwarnung, knallte sie Eva das Stück Torte direkt ins Gesicht.
Einen Moment lang herrschte absolute Stille. Die Zeit schien stillzustehen, während Eva langsam die Sahne und die Krümel von ihrer Wange wischte. Ihre Augen waren weit aufgerissen. „Ist das Ihr verdammter Ernst?“ fragte sie schließlich, ihre Stimme ein gefährliches Flüstern.
Uli atmete schwer, aber ihre nächsten Worte kamen leise, fast zärtlich: „Ja. Das ist mein Ernst.“
Und bevor Eva reagieren konnte, beugte sich Uli vor und küsste sie auf den Mund. Der Kuss war kurz, aber intensiv, ein Sturm aus unausgesprochenen Emotionen. Als sie sich voneinander lösten, standen beide wie versteinert da, atemlos, fassungslos über das, was gerade passiert war.
Eva starrte Uli an, als könne sie nicht glauben, was soeben geschehen war. Ohne ein Wort drehte sie sich um, ihre Absätze hallten auf dem Küchenboden, und sie verschwand in Richtung ihrer Suite.
Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, lehnte sie sich gegen die Wand und wischte sich mit einem Handtuch die letzten Reste der Torte aus dem Gesicht. Ihr Herz raste, ihr Verstand war ein Chaos. „Torte. Im Gesicht. Und dann… geküsst? Von dieser Frau?“ Sie schüttelte den Kopf, unfähig, die Ereignisse zu begreifen.
Uli blieb allein in der Küche zurück. Ihre Hände stützten sich schwer auf die Arbeitsplatte, während sie auf das Chaos vor ihr starrte – den leeren Teller, die Krümel auf dem Boden, ihre eigenen zitternden Hände. „Was zur Hölle habe ich getan?“ flüsterte sie. Doch eine Antwort hatte sie nicht.
„Oh Gott, ich kann dieser Frau nicht mehr unter die Augen treten“, dachte sich Uli, während sie die Küche aufräumte. Der Kuss – was hatte sie sich dabei nur gedacht? Sie biss sich auf die Lippe, der Nachhall ihrer Impulsivität schmerzte fast körperlich.
Unterdessen hatte Eva in ihrer Suite ihre Kleidung in die Wäsche geworfen und sich das Gesicht gewaschen. Die ganze Szene spielte sich wie ein Film immer wieder vor ihrem inneren Auge ab. „Temperamentvoll ist die Frau, das muss man ihr lassen“, murmelte sie, während sie das Handtuch zur Seite legte.
Am nächsten Morgen schien sich der Vorfall fast in Luft aufgelöst zu haben – zumindest für die Außenwelt. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Ausgerechnet im Aufzug begegneten sich Eva und Uli wieder.
Eva starrte auf die Aufzugstür, die Lippen fest zusammengepresst, während Uli verstohlen zu ihr hinüberschielte. Die Stille war erdrückend, bis Uli plötzlich das Wort ergriff.
„Tut mir leid, dass wir uns geküsst haben“, sagte sie leise, fast unsicher.
Eva drehte ihren Kopf zu ihr und sah sie ernst an. Ihre Stimme war kühl. „Wir haben uns nicht geküsst. Sie haben die Kontrolle verloren.“
Uli zog eine Augenbraue hoch, versuchte, die Spannung mit einem lockeren Ton zu brechen. „Ach, kommen Sie. Wir sind erwachsen. Es war… ein Moment.“
Doch Eva ließ sich nicht provozieren. Ohne ein weiteres Wort stieg sie aus dem Aufzug, sobald sich die Türen öffneten. Ihr Herz schlug schneller, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie hatte keine Zeit, sich von Uli ablenken zu lassen – nicht nach dem Chaos von gestern. Zum Glück klingelte ihr Telefon und lenkte sie zurück zur Arbeit.
Kaum hatte sie den Hörer aufgelegt, erreichte sie die nächste Katastrophenmeldung: Die halbe Belegschaft war krank. Nach und nach trudelten die Meldungen ein – Magen-Darm-Grippe.
Eva starrte auf die Liste der Abmeldungen und murmelte genervt: „Gehen die alle gemeinsam kotzen, oder was ist hier los?“
Nach einem Moment des Sammelns ging sie zur Rezeption, wo sie Linh fand. „Gut, dass Sie da sind, Frau Thuy“, sagte Eva dankbar. „Können Sie hierbleiben? Fast die halbe Belegschaft hat sich krankgemeldet, und wir haben heute Abend noch wichtige Gäste.“
Linh nickte zögerlich. „Natürlich, ich bleibe.“
Während Linh versuchte, Paolo für die Bar zu erreichen, machte Eva sich auf den Weg, die restlichen Abteilungen zu organisieren. Sie suchte jemanden vom Housekeeping – aber keiner nahm den Hörer ab. Die Situation spitzte sich zu, und Eva konnte spüren, wie ihre Geduld am Limit war.
Schließlich landete sie in der Küche, die ebenfalls nicht vollständig besetzt war. Der Lärm der Töpfe und Pfannen schien die Anspannung nur zu verstärken.
„Frau Kersting!“, rief Eva und trat an die Arbeitsfläche heran.
Uli sah auf, ihr Gesicht war eine Mischung aus Neutralität und leichtem Unmut. „Was ist denn jetzt schon wieder?“
„Ist Ihr Mann in der Stadt?“ fragte Eva mit einem Hauch von Dringlichkeit in ihrer Stimme. „Die halbe Belegschaft ist krank, und wir erwarten später wichtige Gäste.“
Uli ließ den Löffel, den sie gerade in der Hand hielt, sinken und schüttelte den Kopf. „Nein, der ist in Hamburg. Familienbesuch.“
Uli sieht sie skeptisch an. “Die Zimmer sind doch alle fertig, was könnten die noch brauchen?” fragt sie misstrauisch.
“Keine Ahnung, denen fällt immer was ein,” entgegnet Eva, während sie die Nummer der Rezeption wählt. “Leiten Sie alle Housekeeping-Anfragen direkt an mich weiter,” gibt sie knapp durch.
Dann dreht sie sich mit einem ernsten Lächeln zu Uli. “So, jetzt zu Ihnen, Frau Kersting.”
Ulis Augenbrauen heben sich erwartungsvoll, ein Hauch von Unsicherheit schimmert in ihrem Blick. Eva bemerkt es sofort.
“Ein Menü mit drei Gängen. Sie haben zwei Stunden Zeit. Ihnen wird sicher etwas einfallen,” sagt Eva mit fester Stimme.
Uli hebt ihre Arme in einer hilflosen Geste. “Sehen Sie sich um,” fordert sie Eva auf.
Eva lässt ihren Blick durch den Raum schweifen. “Ja?” fragt sie irritiert.
“Ja! Was sehen Sie?” hakt Uli scharf nach.
Eva zögert, versucht die Frage zu verstehen. “Sie?”
“Genau. Nur mich. Das Restaurant schließt in einer Stunde. Und Sie wollen, dass ich mitten in der Nacht ein Drei-Gänge-Menü zaubere. Wer bezahlt mir das?”
“Frau Kersting, Sie werden dafür bezahlt, keine Sorge. Tun Sie einfach etwas. Die Menschen sind wichtig!”
Eva tritt näher an Uli heran und sieht ihr direkt in die Augen, ihr Blick durchdringend und unbeirrbar. Uli spürt, wie ihr die Kehle trocken wird. Sie schluckt schwer.
“Gut. Ich schaue, was ich machen kann. Aber ich brauche Ihre Hilfe.” Uli bemerkt mit einem Schauer auf der Haut, wie ernst sie das meint.
“Okay. Sagen Sie mir, wie ich helfen kann,” erwidert Eva schließlich. Sie zieht ihren Blazer aus, lässt ihn lässig über den Stuhl gleiten und sieht Uli herausfordernd an.
Uli beobachtet Eva, wie sie sich vorbereitet. “Kümmern Sie sich um die Gäste im Restaurant. Ich sehe, was wir hier zaubern können,” sagt sie knapp.
Eva nickt und verschwindet. Im Restaurant beeindruckt sie Uli mit ihrem sicheren Auftreten und ihren geschickten Bewegungen beim Bedienen der Gäste. Uli, die in der Küche ein improvisiertes Menü zusammengestellt hat, spürt unwillkürlich Bewunderung, bleibt aber fokussiert auf ihre Aufgabe.
Als Eva mit dem letzten Stapel Geschirr zurück in die Küche kommt, weist Uli sie sofort an: “Den Schinken. Schneiden Sie ihn klein, in Würfel.”
“Puh,” macht Eva, während sie sich mit der Hand die Stirn abwischt. Schweiß glänzt auf ihrer Stirn. Uli grinst amüsiert und wendet sich wieder ihrem Gericht zu.
“Kartoffeln schälen. Können Sie das?” fragt Uli, ohne aufzusehen.
Eva hebt irritiert eine Augenbraue. “Natürlich kann ich das.”
Uli sieht erst auf Evas Hände, dann in ihr Gesicht. “Ich bin gespannt,” murmelt sie mit einem leicht spöttischen Unterton.
Zwei Minuten später dreht sich Uli zu Eva um. “Ich brauche den Schinken.”
Eva reißt die Augen auf und greift hastig zum Messer. “Ich hab doch gesagt: kleine Würfel. Ist das so schwer?” schimpft Uli, während Eva hastig ihre Arbeit fortsetzt.
“So. Sehen Sie?” Uli zeigt auf die präzisen Würfel, die sie selbst geschnitten hat.
Eva schneidet den Schinken zu Ende und reicht ihn Uli. Diese wirft einen skeptischen Blick darauf, seufzt, und wirft ihn schließlich ins Gericht. “An die Kartoffeln. Sie werden nicht fürs Rumstehen bezahlt.”
Eva hebt die Augenbraue und murmelt trocken: “Ich werde hier überhaupt nicht bezahlt.”
“Das sollten Sie mal mit Ihrem Chef klären,” entgegnet Uli, ohne aufzublicken, und mustert Eva flüchtig.
“Weiter,” sagt sie schließlich und wendet sich dem nächsten Schritt zu.
Uli brät das Schweinefilet an, während sie gleichzeitig die Sahnesoße mit dem Speck ansetzt. “Ich mache Bratkartoffeln dazu. Das geht schneller,” murmelt sie mehr zu sich selbst, als sie zu den Kartoffeln greift und diese geschickt in dünne Scheiben schneidet.
Eva beobachtet Uli dabei, ihre Fingerfertigkeit beeindruckt sie sichtlich.
Uli bemerkt den prüfenden Blick. “Könnten Sie vielleicht schneller schälen?” fragt sie knapp.
Eva wirft ihr einen genervten Blick zu. “Sorry, ich bin keine Köchin,” murmelt sie und schält weiter, ihre Bewegungen etwas unbeholfen.
Uli wirft ihr einen Seitenblick zu, ein kaum merkliches Grinsen umspielt ihre Lippen, doch sie sagt nichts und konzentriert sich wieder auf ihre Arbeit.
Uli schmeißt Zwiebeln und Speck in eine Pfanne, gibt großzügig Butter hinzu und wirft schließlich die Kartoffeln hinein. Das Zischen und der Duft erfüllen die Küche.
Eva steht daneben, die Arme verschränkt, und beobachtet interessiert. “Also, diättauglich ist das definitiv nicht,” bemerkt sie trocken.
Uli grinst, während sie eine Flasche Weißwein öffnet und einen großzügigen Schuss in die Soße gibt. Anschließend schenkt sie zwei Gläser ein und reicht eines Eva.
Beide heben ihre Gläser und schauen sich einen Moment tief in die Augen. “Auf einen interessanten Abend,” sagt Uli mit einem leichten Lächeln.
Eva nickt und nimmt einen Schluck. “Gar nicht mal so schlecht,” kommentiert sie.
Uli hebt eine Augenbraue. “Ich bin eigentlich eher für Rotwein, aber da der jetzt offen ist, muss er ja weg.”
Mit den angerichteten Tellern in der Hand gehen die beiden nach oben, um das Essen zu servieren.
Nach einer halben Stunde klingelt Evas Handy. Sie seufzt hörbar, während sie abhebt. Uli beobachtet sie mit einem fragenden Blick.
“Die Herren wünschen Nachtisch,” sagt Eva, sichtlich genervt.
Uli grinst breit. “Das wird kniffelig.”
Eva hebt herausfordernd eine Augenbraue, schwingt sich lässig auf die Arbeitsfläche und beobachtet Uli bei der Arbeit.
Uli lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie zaubert Crêpes mit verschiedenen Füllungen, ihre Bewegungen schnell und präzise. Schließlich stellt sie Eva einen Teller hin. “Ich tippe, Sie sind der Typ Schokolade.”
Eva hebt die Augenbraue und greift prompt zum Nutella. “Treffer,” murmelt sie und streicht die Creme auf den Crêpe.
“Und was für ein Typ sind Sie?” fragt Eva beiläufig, während sie genießerisch einen Bissen nimmt.
Uli zögert einen Moment, dann greift sie ebenfalls zum Nutella. “Vielleicht derselbe wie Sie,” sagt sie und zwinkert Eva zu, bevor sie die Teller anrichtet.
“So, fertig. Das kann hoch,” erklärt Uli und streckt sich, sichtlich zufrieden mit ihrem Werk.
Eva hüpft von der Arbeitsfläche, greift nach einem der Teller und folgt Uli nach oben.
“Schönen Abend noch,” verabschiedet Eva die Gäste, als sie die Nachtische serviert.
Zurück in der Küche bleiben die beiden für einen Moment still, der Duft von Crêpes und Butter noch in der Luft.
Zurück in der Küche machen sich Uli und Eva über die übrig gebliebenen Speisen her. Zwischen Bissen und Wein herrscht eine entspannte Stille, die nur vom Klingen der Gläser unterbrochen wird.
Nach einer Weile stellt Uli ihr Glas ab und beginnt, die Küche aufzuräumen. Sie wirft Eva einen auffordernden Blick zu.
Eva erwidert den Blick genauso unbewegt.
“Ja, meinst du, ich mache das hier jetzt alleine?” fragt Uli schließlich mit hochgezogenen Augenbrauen.
Eva grinst und schnappt sich einen Lappen. “Schon gut, ich helfe ja,” sagt sie und fängt an zu wischen.
Die beiden säubern die Küche in einem eingespielten Rhythmus, hin und wieder unterbrochen von einem leisen Lachen oder einem kurzen Kommentar. Als sie schließlich fertig sind, stehen sie nebeneinander, ein Weinglas in der Hand, und atmen tief durch.
Eva sieht zu Uli hinüber. Gleichzeitig schaut Uli zu Eva. Ihre Blicke treffen sich.
“Was für ein Abend,” seufzt Uli schließlich und hebt ihr Glas.
“Oh ja,” sagt Eva und stößt mit ihr an. “Danke dafür!”
Uli lacht plötzlich, ein ehrliches, befreites Lachen. “Sorry, aber ich sehe gerade wieder dein Gesicht vor mir, als du die Torte abbekommen hast.”
Eva zieht eine Schnute und funkelt sie gespielt böse an. “Das war nicht nett.”
“Aber verdient,” kontert Uli mit einem frechen Grinsen. “Du musst dich mal lockerer machen. Das steht dir viel besser als diese eiskalte Chefin-Nummer.” Ihre Stimme klingt etwas unsicher, fast verlegen.
Eva nickt langsam, ihre Schultern zuckend. “Ich bin nun mal so,” murmelt sie und blickt kurz auf den Boden.
Ein kurzer Moment der Stille entsteht, bis Uli plötzlich fragt: “Sie haben doch ein Bett, oder?”
Eva schaut sie überrascht an. “Ähm… ja? Also, ich schlafe nicht auf dem Boden, wenn Sie das meinen.”
“Gut. Dann kommen Sie.” Uli greift nach Evas Hand und der fast leeren Weinflasche, zieht sie mit einem entschlossenen Lächeln mit sich.
Eva reißt die Augen auf, stolpert fast hinterher und murmelt: “Ähm… ich weiß zwar noch nicht, was ich davon halten soll, aber… wir werden sehen.”
In der Suite angekommen, öffnet Eva vorsichtig die Tür und sieht Uli fragend an.
Uli grinst nur, zieht ihre Schuhe aus und springt mit einem Satz auf das Bett. “Komm schon, Eva!” Sie winkt ihr zu.
Eva bleibt wie angewurzelt stehen. “Das ist doch nicht Ihr Ernst. Ich bin zu alt für so einen Quatsch.”
“Komm schon, Eva!” wiederholt Uli, fast schon flehend, mit einem breiten Grinsen.
Eva verdreht die Augen, zieht ihre Schuhe aus und nimmt Ulis ausgestreckte Hand. Gemeinsam springen sie auf das Bett, zuerst zögerlich, dann immer wilder, als gäbe es kein Entkommen. Lachen erfüllt den Raum, bis beide schließlich außer Atem auf das Bett fallen.
“Boa, so was habe ich seit Jahren nicht gemacht,” keucht Eva und lehnt sich leicht zu Uli.
Uli dreht den Kopf zu ihr. “Hat doch Spaß gemacht, oder?”
Eva nickt, nimmt die Weinflasche und trinkt einen Schluck, während sie ihren Blick auf Uli gerichtet hält.
Uli schnappt sich die Flasche, nimmt ebenfalls einen Schluck und sieht Eva dabei tief in die Augen.
“I-Ich sollte jetzt gehen,” sagt Uli plötzlich und setzt sich auf.
Eva nickt und steht ebenfalls auf. “Danke für den schönen Abend,” sagt sie leise, fast eingeschüchtert.
Uli zögert kurz. “Kommst du zu meiner Geburtstagsfeier hier im Hotel nächste Woche?” fragt sie schließlich.
“Wenn es sich einrichten lässt,” antwortet Eva vorsichtig.
“Dann kannst du ja eine Rede halten. Über mich, wie toll ich bin und dass ich für mein Alter noch topfit bin.” Uli lacht.
Eva grinst. “Das weiß wohl jeder …” murmelt sie kaum hörbar.
“Tschüss, Eva,” sagt Uli und verlässt die Suite.
Als die Tür ins Schloss fällt, lehnt Eva sich dagegen, lässt ihren Kopf zurücksinken und schließt die Augen. “Was für ein Abend, Eva. Du bist der Frau komplett verfallen,” murmelt sie zu sich selbst.
Uli läuft lächelnd nach Hause, die Bilder des Abends vor Augen: Evas herzliches Lachen, ihr ausgelassenes Hüpfen auf dem Bett. Unwillkürlich grinst sie vor sich hin.
Einige Tage später.
Eva und Uli begegnen sich zufällig. “Na, hast du meine Rede fertig?” scherzt Uli.
Eva lächelt unsicher. “Herzlichen Glückwunsch,” sagt sie leise und sieht Uli direkt in die Augen.
“Danke,” flüstert Uli, einen Moment lang ernst.
Evas Blick wandert hinter Uli zur Geburtstagstorte. Sie geht an ihr vorbei, um sie sich genauer anzusehen. “Hast du die gemacht?” fragt sie neugierig.
“Ja, wer sonst? Mein Mann? Wohl kaum. Und die in der Küche haben genug zu tun.”
Eva nickt anerkennend. “Wirklich ein Kunstwerk,” sagt sie, während sie Uli einen bewundernden Blick zuwirft.
“Ich muss jetzt weiter,” sagt Eva schließlich und verschwindet.
Eva kehrt in ihr Büro zurück, gießt sich einen Whisky ein und lässt sich in ihren Stuhl fallen. Ihre Gedanken wirbeln chaotisch. Soll sie zur Party gehen? Oder bleibt sie hier? Sie greift zum zweiten Glas, der Sturm in ihrem Inneren lässt ihr keine Ruhe.
Am Abend.
Im Hinterhof des Hotels begrüßt Uli ihre Gäste, lacht und stößt mit ihren Freunden an. “Na, hoffentlich reicht das Essen,” sagt sie zu Jeremy und zwinkert.
Als alle “Happy Birthday” singen, nimmt Uli strahlend ein Geschenk entgegen: ein Gutschein für ein Wellness-Wochenende.
“Danke euch, das brauche ich wirklich,” sagt sie lachend.
“Nimm doch die Chefin mit!” ruft jemand scherzhaft aus der Menge. “Die braucht das sicher auch.”
Uli lacht mit, dann wird ihr Blick plötzlich ernst. “Wo ist sie eigentlich? Ich hatte sie eingeladen.”
Die Gäste schauen sich fragend an, doch niemand hat Eva gesehen.
“Das geht so nicht,” murmelt Uli entschlossen, leert ihr Glas und marschiert los, direkt ins Hotel. Die Gäste sehen ihr nach, während die Feier weitergeht.
Mit energischen Schritten stampft Uli durch das Hotel, ihre hohen Schuhe hallen auf dem Boden. Vor Evas Büro bleibt sie stehen, reißt die Tür auf und sieht Eva dort sitzen, ein Glas Whisky vor sich.
“Wieso bist du nicht auf der Party?” fragt Uli scharf, ihre Stimme ernst.
Eva sieht auf und steht langsam auf. “Ich … ich habe Angst,” flüstert sie schließlich.
Uli runzelt die Stirn, ihr Ton weicher. “Wovor?”
“Davor, dass ich die Kontrolle verliere,” flüstert Eva und legt ihre Hand auf Ulis Wange. Für einen Moment verharrt sie, bevor sie sich vorlehnt und Uli zart küsst.
Uli ist überrascht, erwidert den Kuss aber zögerlich, als wäre sie unsicher, ob sie sich darauf einlassen soll. Doch als ihre Blicke sich treffen, verschwinden die Zweifel. Uli beugt sich erneut vor und küsst Eva diesmal leidenschaftlicher, ihre Zungen berühren sich leicht, neugierig, fast spielerisch. Beide grinsen verlegen, als sie sich kurz voneinander lösen.
“Und jetzt komm mit. Du musst dich öffnen, Eva,” sagt Uli entschlossen, greift nach Evas Hand und zieht sie mit in den Flur.
Eva, immer noch überwältigt von den Küssen, folgt ihr widerstandslos. Im Aufzug stehen die beiden schweigend nebeneinander, als wäre nichts geschehen. Eva starrt auf den Boden, ihre Gedanken ein einziges Chaos, während Uli mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen geradeaus blickt.
Als sie den Hinterhof betreten, wird es plötzlich leise. Die Gespräche verstummen, und alle Blicke richten sich auf Eva und Uli.
“Ich hab’s dir gesagt. Die haben keine Lust auf die Chefin,” murmelt Eva nervös und lässt ihren Blick über die Gäste schweifen.
“Das wird sich ändern, Eva. Komm, wir trinken einen Sekt zusammen,” sagt Uli bestimmt und zieht sie zu der kleinen Bar, wo Pit ihnen lächelnd Sektgläser reicht.
Eva nimmt ihr Glas und hebt es leicht an, bevor sie vorsichtig nippt. Uli prostet ihr zu und sagt leise: “Es wird schon. Vertraue mir.”
“Und was ist mit deiner Torte, Uli?” fragt Pit plötzlich und deutet mit einem Grinsen auf den Tisch.
“Stiiiimmt!” ruft Uli und drückt Eva ihr Sektglas in die Hand, bevor sie schnellen Schrittes zur Torte geht.
Eva verfolgt sie mit einem Lächeln. Sie beobachtet, wie Uli mit sichtlicher Freude die Torte anschneidet und Stücke an die Gäste verteilt. Schließlich kommt sie mit zwei Tellern zurück zu Eva.
“Und? Willst du mit einer Gabel essen oder … lieber nach meiner Methode?” fragt Uli mit einem verschmitzten Grinsen.
Eva grinst ebenso frech zurück. “Ich bevorzuge die Gabel. Obwohl …” Sie hält kurz inne, ihre Augen funkelnd vor Schalk. “Nein. Vergiss es.”
Uli hebt eine Augenbraue. “Jetzt bin ich neugierig.”
“Das sag ich dir nicht,” murmelt Eva, nimmt die Gabel und sticht in ihr Tortenstück.
Uli nickt und sieht Eva an, während sie langsam ein Stück der Torte probiert. “Scheint zu schmecken,” denkt sich Uli, während sie Eva einen kurzen Blick zuwirft.
“Ich werd mich mal um die Kollegen kümmern und etwas Stimmung machen,” sagt Uli mit einem schelmischen Grinsen und zwinkert Eva zu.
Eva lehnt sich an die Mauer, beobachtet Uli und lässt ihren Blick über ihre Bewegungen schweifen. Ihre Hüfte wiegt sich im Takt der Musik, ihre Eleganz fesselt Eva. Uli bemerkt ihren Blick, winkt und ruft: “Komm schon, Eva!”
Eva hebt eine Augenbraue und zeigt auf sich selbst. “Mich?” fragt sie.
Uli nickt und winkt weiterhin.
Eva rollt mit den Augen, schüttelt den Kopf und bleibt ruhig stehen. Doch Uli lässt sich das nicht gefallen. Sie geht entschlossen auf Eva zu und zieht sie kurzerhand mit sich. “Komm, locker werden. Vergiss die anderen um uns herum. Es sind nur du und ich,” sagt Uli, ihre Stimme sanft, aber bestimmt.
Eva bleibt einen Moment lang in der Bewegung stehen, ihre Augen treffen Ulis. “Nur du und ich?” flüstert sie dann leise. “Dann wären wir nicht hier.”
Uli hebt wissend eine Augenbraue, ein Hauch von Lächeln auf ihren Lippen. “Genau, Eva. Aber jetzt beweg die Knochen,” fordert sie. “Muss ich die Männer erst auffordern, dich zum Tanzen einzuladen?”
Eva lacht und schüttelt den Kopf. “Du bist ein Fall für sich.”
Uli zieht sie noch ein Stück näher an sich heran, ihre Körper fast verbunden. “Ich bin lesbisch,” flüstert Eva in Ulis Ohr.
Uli bleibt ruhig, sieht Eva tief in die Augen und nickt verständnisvoll. Ihr Blick ist intensiv, fast unmissverständlich.
“Ich hab einen Wellness-Gutschein bekommen,” sagt Uli, die Worte fast unhörbar, während sie Eva weiter ansieht. Es ist ein Moment der Stille zwischen ihnen.
“Begleite mich,” flüstert Uli schließlich, ihre Stimme jetzt leiser, voller Bedeutung.
Eva sieht sie überrascht an, der Moment scheint wie eingefroren, als sie in Ulis Augen blickt. Langsam nimmt sie ihr Sektglas von der Hand und geht dann, ohne ein weiteres Wort, in Richtung Hotel.
Uli bleibt einen Moment lang zurück, schüttelt verwirrt den Kopf.
“Was ist mit der Frau nur los?” fragt Pit besorgt, als er zu Uli tritt.
Uli sieht ihr nachdenklich hinterher. “Ich habe keine Ahnung, was bei ihr verkehrt ist,” antwortet sie, der Zweifel in ihrer Stimme deutlich zu hören.
Eva läuft schnell in ihre Suite, das Herz noch schwer vom Gespräch und den Erlebnissen der Nacht. Als sie die Türe hinter sich schließt, sinkt sie erschöpft gegen die Wand. Ihre Tränen laufen unkontrolliert über die Wangen. “Das darf nicht passieren, Eva. Keine Angestellte. Und keine Mutter, die verheiratet ist. Was für ein Mist…” flucht sie in die Stille der Nacht, während ihre Gedanken wirbelnd in alle Richtungen gehen.
Mitten in der Nacht wird sie unsanft aus ihren Gedanken gerissen, als es laut und wiederholt an der Türe klopft. Verwundert blinzelt sie auf die Uhr. Es ist 4 Uhr morgens. “Wer ist denn so nervig?” murmelt sie, noch benommen vom Schlaf. Doch das Klopfen hört nicht auf.
Seufzend und noch im Halbschlaf öffnet sie die Türe – und steht plötzlich Uli gegenüber.
“Was willst du?” fragt Eva, ihre Stimme rau und genervt.
“Warum haust du einfach ab? Was soll das? Ich wollte mit dir tanzen, trinken und Spaß haben, Eva. Und du lässt mich einfach stehen.” Ulis Stimme ist von Frustration und Ärger durchzogen.
Eva schüttelt den Kopf. “Du hast doch genug andere Menschen um dich, die mit dir tanzen und dich unterhalten,” erwidert sie, noch immer von der Situation überfordert.
Uli tritt einen Schritt näher und schreit jetzt: “Aber ich wollte mit DIR reden!” Ihre Stimme ist laut, fast schon verzweifelt.
Eva atmet tief ein, ihre Stirn ist leicht gerunzelt. “Du bist betrunken und schreist mich in meinem Zimmer an. Das geht so nicht. Wir können reden, wenn du wieder nüchtern bist. Aber ehrlich gesagt… müssen wir nicht weiter reden. Du bist meine Angestellte, und der Kuss war ein Versehen, ein Ausrutscher.” Eva versucht, das Thema mit einer flachen Geste abzutun. “Wir sind nur Freunde.”
Uli sieht sie in diesem Moment scharf an. Ihre Augen brennen, aber sie bleibt ruhig. “Gut,” sagt sie mit einem ironischen Lächeln, “wenn wir nur Freunde sind, kann ich dann hier schlafen?”
Mit einem kaum fassbaren Tempo zieht Uli ihre Schuhe aus und lässt ihre Hose herunterfallen. Eva starrt sie irritiert an. “So schläfst du bei deinen Freundinnen?” fragt sie, ihre Stimme jetzt schärfer.
“Ich schlafe nie bei Freundinnen. Du bist die erste.” Ulis Antwort ist fast beiläufig, als würde sie es kaum bemerken, was sie gerade gesagt hat.
Eva verengt die Augen. “Ich bin keine Freundin,” sagt sie entschieden. “Ich bin deine Chefin.”
Uli lacht kurz, ein freches, herausforderndes Lachen, und zieht dann ihr T-Shirt über ihren Kopf und wirft es auf den Boden. Die Luft in dem Raum wird plötzlich dichter, schwerer.
Eva blinzelt, ihre Gedanken rasen. “Guck mal auf die Uhr, Uli. Es ist mitten in der Nacht,” flüstert sie fast schon verzweifelt, aber ihre Worte verlieren sich in der Stille zwischen ihnen.
„Ich weiß es, deshalb will ich ja hier schlafen“, murmelt Uli leise vor sich hin. Sie geht auf Eva zu und mustert sie mit einem Blick, der mehr sagt als tausend Worte. „Sexy Chefin“, haucht sie.
Eva spürt sofort den schweren Alkoholgeruch, der von Uli ausgeht, und schüttelt ungläubig den Kopf.
Mit einem genervten Augenrollen seufzt Eva. Sie wird Uli wohl nicht so leicht los und zieht sie entschlossen ins Bad.
„Hier, deine Zahnbürste“, sagt Eva, während sie Uli eine überreicht und sich neben sie stellt. Sie beobachtet, wie Uli spielerisch ihre Zähne putzt, als wäre es ein kleines Abenteuer.
Als nächstes reicht Eva ihr den Make-up-Entferner. Uli sieht sie fragend an, nicht ganz sicher, was als Nächstes kommt.
Eva seufzt erneut, dann nimmt sie den Entferner und wischt Uli sanft das Gesicht ab. „Unfassbar“, murmelt sie, beinahe für sich selbst.
Uli dreht sich zu ihr, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. Ihre Augen funkeln. „Du bist wirklich eine wunderschöne Frau“, sagt sie und betrachtet Eva mit einem intensiven Blick.
„Danke“, erwidert Eva knapp und nickt.
Während Eva das Waschbecken aufräumt, setzt sich Uli auf die Toilette, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Eva schaut überrascht, schüttelt dann den Kopf. „Oh Gott, ich muss hier raus“, denkt sie, doch sie bleibt ruhig.
Zurück im Schlafzimmer sucht Eva etwas für Uli zum Schlafen. Es ist mittlerweile halb fünf.
„Unglaublich, diese Frau“, denkt Eva, während sie auf Uli mit den frischen Klamotten in der Hand wartet, die sie ihr in die Hand drückt.
„Danke, Chefin“, flüstert Uli und lächelt sie an, als sie das Bad verlässt.
Eva legt sich zurück in ihr Bett und stellt den Wecker aus, den sie auf 7 Uhr gestellt hatte.
Uli springt ins Bett und kriecht unter die Decke, ein schelmisches Grinsen auf den Lippen. Eva spürt den Blick, aber ist sich unsicher, wie sie darauf reagieren soll.
„Gute Nacht“, sagt Eva, und schaltet schnell das Licht aus.
„Gute Nacht“, flüstert Uli leise zurück.
Drei Minuten später spürt Eva die warme Hand von Uli auf ihrem Rücken, wie sie langsam über ihre Haut wandert.
„Schlaf jetzt bitte“, flüstert Eva , ihre Stimme leise und doch eindringlich.
„Sei nicht so kalt, Eva“, fährt Uli fort. „Du willst es auch. Ich habe deinen Blick gesehen, als du mich geküsst hast.“
Eva schließt die Augen, versucht, Ulis Worte zu ignorieren, doch ihr Herz schlägt schneller. „Es darf nichts passieren“, murmelt sie im Kopf, während sie sich bemüht, ruhig zu bleiben.
Ulis Arm legt sich sanft um Eva, zieht sie näher an sich. Uli vergräbt ihre Nase in Evas Nacken. Die Haare kitzeln in ihrer Nase, doch der Duft von Eva ist so verführerisch, dass Uli sich noch enger an sie schmiegt.
Eva bleibt still liegen, die Augen geschlossen, und schließlich sinkt sie in einen tiefen Schlaf. Uli hört das leise, gleichmäßige Atmen, das von Eva ausgeht. Es beruhigt sie, und auch sie schließt langsam ihre Augen. Ihr Arm bleibt schützend um Eva gelegt.
Als der Morgen anbricht, wacht Eva um 7 Uhr auf. Eigentlich sollte ihr Wecker klingeln, aber sie hat ihn abgestellt. Ulis Arm liegt noch immer um sie, schwer und warm.
Eva seufzt leise und dreht sich langsam in Richtung Uli. Sie schläft tief und fest. Ihre ruhigen Atemzüge spiegeln die Geborgenheit wider, die sie fühlt. Eva schließt die Augen und genießt einfach die Nähe, ohne nachzudenken.
Einige Stunden später erwacht Uli aus ihrem tiefen Schlaf. Sie blickt auf Evas Gesicht und zuckt erschrocken zusammen, als sie merkt, dass ihre Hand auf Evas Hüfte liegt. Ihre Finger beginnen unbewusst zu tappen und erforschen die Stelle, bevor Uli sich hastig zurückzieht. Sie rutscht auf die andere Bettseite und steht leise auf. Einen Moment lang schaut sie noch auf Eva, dann zieht sie sich schnell an und verlässt das Zimmer.
Als Eva später aufwacht, merkt sie sofort, dass Uli verschwunden ist. Sie wundert sich, aber lässt es schnell wieder fallen. Wird wohl bemerkt haben, dass es falsch war, denkt sie und dreht sich wieder zur Seite, um weiter zu schlafen.
Uli geht nach Hause und überdenkt das, was passiert ist. Sie fühlt sich verwirrt, die ganze Situation schwirrt ihr im Kopf.
Jeremy ist bereits wach und trinkt Kaffee. „Den brauche ich auch“, murmelt Uli, als sie die Wohnung betritt.
„Das war eine lange Nacht“, sagt Uli und lässt sich auf die Couch sinken. „Und ich habe keine Ahnung, wie ich da wieder rauskommen soll.“
Jeremy reicht ihr eine Tasse Kaffee und lächelt. „Da habt ihr aber noch lange gefeiert“, bemerkt er mit einem schiefen Grinsen.
Uli schaut ihn erschrocken an.
„Mhm…“, murmelt Uli und nickt dann. „War doch ganz nett, der Abend. Ich geh mich mal frisch machen, ich habe Kopfschmerzen“, sagt sie und steht auf.
Zwei Tage später ist Uli wieder bei der Arbeit. Es ist Montag, und der Arbeitsalltag hat sie schnell wieder im Griff.
Eva sitzt in ihrem Büro, sortiert Rechnungen und bereitet Aufträge vor, als plötzlich die Tür aufgeht und sie erschrocken zusammenzuckt.
„Mein Gott!“, stöhnt sie.
Uli tritt ein und schaut sie mit einer Mischung aus Besorgnis und Zögern an.
„Du hast doch zwei gesunde Hände zum Klopfen, oder? Benutz sie bitte“, sagt Eva, wobei ihre Stimme einen scharfen Ton annehmen kann.
Uli atmet tief durch, bevor sie langsam auf Eva zukommt und sich gegenüber von ihr setzt. „Eva, ich muss mit dir reden.“
Eva sieht sie an, ein Ausdruck von Verständnis und Sorge in ihren Augen. „Ich bin nicht lesbisch“, beginnt Uli, „Ich liebe meine Familie, und ich weiß nicht, was das zwischen uns war. Es hat mich verwirrt.“
Eva nickt leise, greift dann nach Ulis Hand und drückt sie sanft. „Ja, ich weiß“, sagt sie. „Wir vergessen das einfach… es war ein Versehen.“ Ihre Stimme klingt ruhig, aber es schwingt auch eine leise Traurigkeit mit.
Beide nicken zustimmend, und in diesem Moment spüren sie die Schwere der Worte, die unausgesprochen zwischen ihnen liegen.
„Ich mach mich dann mal ans Kochen. Es muss ja einiges vorbereitet werden“, sagt Uli und zieht sich zurück, um sich schnell aus der Situation zu entfernen.
„Die Wochengerichte bringt dir Pit später“, fügt sie noch hinzu, bevor sie verschwindet.
Eva schüttelt den Kopf und fährt fort mit ihrer Arbeit, die Gedanken immer noch bei dem Gespräch.
Sie trägt die Zahlen in ihr Programm ein, doch plötzlich stockt sie. Rote Zahlen, statt grüner. Ihre Augen weiten sich, als sie realisiert, was sie gerade sieht. „Nein, das kann nicht sein!“
Schnell geht sie zu Linh. „Frau Thuy, überprüfen Sie bitte nochmal die Zahlen der Küche. Ich muss einen Fehler gemacht haben.“
Linh nickt und beginnt, die Zahlen zu kontrollieren, während Eva nervös durch das Hotel läuft. Wie konnte das nur passieren?
Hektisch geht sie in die Küche, die Anspannung in ihr steigt. „Frau Kersting, in mein Büro!“, ruft sie und dreht sich auf dem Absatz um.
Uli schaut die anderen irritiert an, dann folgt sie Eva, die sich mit schnellen Schritten vorwärtsbewegt.
Als sie das Büro betritt, klopft sie wieder nicht. Eva verdreht die Augen und fragt scharf: „Was gibt es?“
„Was ist das?“, fragt Eva aufgebracht und zeigt Uli die roten Zahlen auf dem Bildschirm.
„Das sind Zahlen, Eva“, sagt Uli ruhig, als sie Eva in die Augen schaut. Die Nähe zwischen ihnen ist spürbar, ihre Schultern berühren sich flüchtig.
„Uli, das sind rote Zahlen! Wie kann das sein?“, fragt Eva verzweifelt. Ihre Stimme wird lauter, die Frustration steigt.
Uli sieht sie an, spürt die Anspannung in der Luft. Sie will nicht weich werden, versucht sich zu beherrschen.
„Die Zahlen müssen grün werden – oder zumindest schwarz, aber nicht rot. Wir haben so viele Aufträge, wie kann das passieren? Ich muss sonst jemanden entlassen“, sagt Eva, ihre Stimme nun ernst.
Uli schaut sie erschrocken an. „Du kannst niemanden kündigen, das geht nicht, Eva!“
„Sonst musst du mich kündigen, ich bin der teuerste Punkt“, fügt sie leise hinzu.
Eva sieht Uli tief in die Augen. „Nein, dich brauche ich hier“, sagt sie leise, fast zärtlich.
„Und ich brauche mein Team. Versteh das bitte“, antwortet Uli.
Eva sieht sie sauer an, holt tief Luft. „Ich kann nicht versagen, Uli, nur weil du dich nicht trennen kannst von deinem Team.“
Uli schmunzelt leicht. „Eva, du kannst dich doch von mir auch nicht trennen“, sagt sie mit einem schelmischen Blick.
Eva starrt sie an, völlig entsetzt von der Ehrlichkeit in Ulis Worten. „Und du kannst dich von mir trennen?“, fragt sie, ihre Stimme fast ein Flüstern.
„Ja“, sagt Uli, ohne Zögern.
Evas Gesicht entgleist. Die Worte treffen sie wie ein Schlag. Doch bevor sie etwas sagen kann, klopft es an der Tür.
„Ja?“, fragt Eva und lässt ihren Blick noch einen Moment auf Uli ruhen.
„Frau de Vries, ich habe Ihre Zahlen kontrolliert“, sagt Linh, die nun im Türrahmen steht. „Die Zahlen sind korrekt, aber… wo haben Sie die Gewinne gelassen? Sie haben sie vergessen einzutragen“, erklärt sie.
Uli schaut Eva entsetzt an.
Eva sieht sich die Zahlen an, blättert sie durch und blickt dann auf, als sie erkennt, dass der Fehler bei ihr lag. Sie sieht Uli an, die ihren Blick festhält, und dann geht sie ohne ein Wort hinaus. Die Tür wird mit einem lauten Knall hinter ihr geschlossen. Linh zuckt zusammen und schaut Eva irritiert an.
„Vielen Dank, ich ergänze das“, sagt sie und lässt sich wieder an den Schreibtisch sinken.
„Scheiße“, murmelt Eva vor sich hin. Sie korrigiert die Zahlen und sieht dann erleichtert, dass sie jetzt korrekt sind – grün, wie sie sein sollten.
Doch dann klopft es erneut an der Tür. Pit kommt herein, und sie gehen zusammen die Gerichte durch. „Das ist gut“, sagt Eva, doch ihre Gedanken sind bei Uli. Die Worte des gestrigen Streits hallen immer noch in ihrem Kopf.
Kurz darauf schickt Eva eine Nachricht an Uli:
> „Kommst du bitte in mein Büro?“
Uli ignoriert die Nachricht und kocht ruhig weiter. Ihre Gedanken sind immer noch bei dem Streit, bei den Dingen, die Eva ihr immer wieder vorwirft. Irgendwann reicht es ihr, denkt sie sich.
Am Abend, kurz vor Feierabend, geht Eva in die Küche. Sie weiß, dass Uli zu dieser Zeit normalerweise allein ist – doch nicht an diesem Abend. Jeremy ist bei Uli, als Eva die Tür zur Küche öffnet. Er küsst sie gerade, als Eva die beiden überrascht sieht.
Evas Gesicht verhärtet sich, sie knallt die Tür hinter sich zu und geht zurück nach oben.
Uli sieht, dass Eva die beiden bemerkt hat. Und sie weiß, dass Eva die Tür hinter sich zugeschlagen hat. Ein schweres, schlechtes Gewissen breitet sich in ihr aus, als die Realität dessen, was sie getan hat, sie einholt.
„Jeremy, ich muss das hier noch fertig machen und mir was für die nächsten Aufträge überlegen. Du brauchst nicht auf mich zu warten“, sagt Uli, während sie versucht, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. Doch ihre Gedanken sind bei Eva.
Während Uli ihre Aufgaben erledigt, lässt Eva ihrer Wut und Verzweiflung freien Lauf. Sie hat genug von den unausgesprochenen Konflikten, von den Missverständnissen, die zwischen ihr und Uli stehen.
In ihrer Suite sitzt sie mit einem Glas Whisky in der Hand, starrt auf den dunklen Himmel und versucht, die Gedanken in ihrem Kopf zu betäuben. Der Sonnenuntergang ist schnell vergangen, aber er hat eine unheilvolle Schönheit – genauso wie die Unruhe in Eva. Sie fühlt sich leer und gleichzeitig von dieser Wut aufgefressen.
Plötzlich klopft es an der Tür. Eva blickt zur Uhr – 21:47 Uhr. „Kein Zimmer-Service“, denkt sie und schüttelt ihren Kopf. Sie ist sich sicher, dass es niemand Wichtiges ist.
Doch dann klopft es erneut. „Eva, mach auf!“ Uli’s Stimme ist leise, aber klar hörbar. Sie klingt fast wie ein Flehen, und trotzdem ignoriert Eva das Klopfen.
„Ich weiß, dass du da bist. Ich seh das Licht!“
Eva zieht ihren Blick von der Tür ab, starrt weiter hinaus in die Dunkelheit. Ihr Herz schlägt schneller, als sie versucht, Uli zu ignorieren, doch die Stille der Suite macht es fast unmöglich.
Uli wartet noch einen Moment, bevor sie sich resigniert abwendet. Sie flüchtet nach draußen und geht in den Park gegenüber vom Hotel. Vorher klaut sie sich eine Flasche Rotwein, setzt sich auf eine Bank und starrt auf die weite Landschaft. Der Wind weht sanft durch die Bäume, aber in Ulis Brust ist alles andere als Ruhe. Ihre Gedanken drehen sich nur um Eva.
Kurz darauf erscheint eine Nachricht auf Evas Handy.
>„Komm in den Park vorm Hotel! Wenn du nicht kommst, weiß ich, woran ich bin.“
Eva liest die Nachricht mit einem leichten Seufzen. „Ist ja schön, dass du dann weißt, woran du bist. Ich weiß es bisher nicht.“
Sie zieht sich ihre Turnschuhe an, nimmt einen letzten Schluck Whisky und verlässt das Zimmer. Die Frische der Nachtluft trifft sie sofort, als sie nach unten geht und den Park erreicht.
Dort, auf einer Bank, sitzt Uli mit einer Flasche Rotwein in der Hand. Ihr Blick ist nachdenklich, aber sie hebt den Kopf, als sie Eva kommen sieht. Der Schmerz in ihren Augen ist unverkennbar, genauso wie die Wut und Verwirrung, die sie beide nicht loslassen können.
„Sehr sexy, die Flasche“, sagt Eva mit einem leicht spöttischen Ton, als sie sich neben Uli auf die Bank setzt.
Uli sieht sie an und reicht ihr die Flasche.
„Lass uns laufen, Eva“, schlägt Uli vor, und für einen Moment herrscht Stille zwischen ihnen.
Eva denkt nach, dann spricht sie. „Ich hab einen Fehler gemacht bei den Zahlen. Fehler passieren, das ist menschlich. Und es ist ja nichts Schlimmes passiert dadurch.“
Uli schüttelt den Kopf. „Eva, du hättest beinahe jemanden gekündigt. Oder mich gehen lassen.“
„Stopp“, unterbricht Eva sie. „Du wärst freiwillig gegangen. Ich hab dir gesagt, dass ich dich brauche. Du hast gesagt, dass du mich nicht brauchst.“
Uli nickt, ein bitterer Ausdruck in ihren Augen. „Ja, das habe ich gesagt. Ich komme sehr gut alleine zurecht. Ich brauche eigentlich niemanden.“
„Dann ist das ja geklärt“, sagt Eva und bleibt abrupt stehen. Sie schaut Uli an, die Frage in ihrem Blick scheint die Stille zu zerreißen. „Was soll ich hier eigentlich?“
„Wein trinken und mit mir reden“, sagt Uli und nimmt Eva die Flasche ab. „Worüber willst du reden? Über Zahlen? Über Arbeit? Wir haben doch nichts mehr, worüber wir reden können.“
Uli sieht sie an, ihre Stimme wird ernster. „Doch, über das, was du vorhin in der Küche gesehen hast.“
„Was hab ich denn gesehen?“, fragt Eva, ihre Haltung bleibt unbewegt.
„Das weißt du genau“, sagt Uli und sieht sie direkt an.
„Nein, weiß ich nicht“, sagt Eva stur und dreht sich leicht weg.
Uli schüttelt den Kopf, ihre Enttäuschung ist nicht zu übersehen, doch sie dreht sich von Eva weg.
Eva holt tief Luft und spricht dann mit einem ernsten Unterton: „Aber als Chefin finde ich das nicht in Ordnung, wenn man in der Küche… rumvögelt oder andere Dinge tut, die da nichts zu suchen haben.“
Uli dreht sich zu ihr. „Wir haben nicht rumgevögelt, wir haben uns nur geküsst! Meinen Ehemann!“
Eva bleibt ruhig, lacht aber mit einem bitteren Unterton. „Mmh“, macht sie nur und läuft weiter. Ihre Gedanken sind ein Chaos.
„Eva, bist du eifersüchtig?“, fragt Uli plötzlich, ihre Stimme ist ernst, fast herausfordernd.
Eva schaut sie an, ein leichtes Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen. „Auf was? Auf einen Mann?“, fragt sie mit einem scharfen, beinahe spöttischen Ton. „Natürlich.“
Uli sieht sie an, eine Spur von Zweifeln in ihrem Blick. „Du weißt, dass ich nicht lesbisch bin, Eva“, sagt sie leise, fast zögernd.
„Ja, das habe ich verstanden. Du hast es mir oft genug gesagt“, sagt Eva leise, ihre Augen auf Uli gerichtet. „Warum hast du mich dann geküsst?“
Uli zögert, blickt Eva für einen Moment an. „Keine Ahnung. Vielleicht Interesse daran, wie es ist.“
Eva nickt, ihre Gedanken wirbeln durcheinander. Sie zögert, dann fragt sie vorsichtig: „Und beim zweiten Mal?“
„Da auch…“, murmelt Uli, ohne Eva aus den Augen zu lassen.
„Aha, und beim dritten Mal?“, fragt Eva, ihre Stimme neugierig, aber auch von einer leisen Herausforderung durchzogen.
Uli sieht sie verwirrt an. „Welches dritte Mal?“, fragt sie irritiert.
Eva zieht sie plötzlich zu sich und küsst sie. Ihre Hand gleitet in Ulis Nacken, zieht sie tiefer in den Kuss hinein. Uli ist einen Moment lang überfordert, doch dann erwidert sie ihn, lässt ihre Gefühle freien Lauf. Ihre Augen schließen sich, als Eva sanft ihren Daumen in Ulis Nacken massiert. Die Zungen der beiden tanzen langsam miteinander, die Berührung zärtlich und doch intensiv.
Uli fühlt, wie ihre Knie weich werden, ihre Hände legen sich vorsichtig um Evas Hüfte. Ihre Finger streicheln sanft über Evas Haut, als hätten sie ihren Platz dort schon immer gefunden. Eva lässt den Kuss langsam nachklingen, nimmt Ulis Gesicht in ihre Hand, hält es fest und sieht sie tief in die Augen.
„Du bist nicht lesbisch“, sagt sie leise. „Aber du bist auch nicht hetero. Gefühle kann man nicht immer in Kategorien stecken. Es gibt dafür nicht immer Begriffe.“
Uli schaut sie an, ihre Gedanken wirbeln. „Aber das war nicht nur Neugier“, sagt Eva und löst sich schließlich von ihr. „Das war etwas anderes.“
Uli bleibt ungläubig zurück, völlig überfordert von der Situation und der Offenheit, die Eva ihr entgegenbringt. Die Worte hallen in ihrem Kopf nach, und sie kann kaum fassen, was gerade passiert ist.
Sie läuft weiter, den Kopf voller Gedanken, und macht sich auf den Weg nach Hause. Der Kuss war anders – viel intensiver, viel gefühlvoller, als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Sie fühlt sich verwirrt, unruhig, als sie an Evas Hände denkt, die sanft über ihren Nacken gestrichen haben.
Als Uli schließlich zuhause im Bett liegt, ist es nur Eva, die in ihren Gedanken umherirrt. Der Kuss, die Nähe, das Gefühl – all das lässt sie nicht los. Sie kann es nicht in Worte fassen. Es war intensiv, zärtlich, und so voller Gefühl, dass sie nicht weiß, wie sie damit umgehen soll.
Plötzlich ploppt eine Nachricht auf Evas Handy auf:
>Begleite mich auf das Wellness-Wochenende, das ich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe!
Uli starrt auf den Bildschirm, der Text wirkt plötzlich so bedeutungsschwer.
< Warum? Fragt Eva.
>Weil ich dich nicht aus meinem Kopf bekomme.
Uli wartet auf eine Antwort, doch Eva reagiert nicht mehr. Sie legt das Handy zur Seite und dreht sich unruhig im Bett. Ihre Gedanken sind ein Wirbelsturm aus Gefühlen, und trotzdem bleibt nur eines klar: Es ist nur Eva , die sie in ihrem Kopf hat, die sie nicht loslassen kann.
Am Morgen sitzt Eva mit einem Angestellten im Büro und verhandelt hartnäckig über den Arbeitsvertrag. Ihre Geduld ist am Ende, als plötzlich die Tür aufgeht und Uli eintritt.
„Entschuldigung?“, sagt Eva scharf, ihre Augen flackern zu Uli.
„Sorry, ich dachte…“, beginnt Uli, doch Eva unterbricht sie sofort: „Jaja, kein Problem. Wir sind hier fertig. Entweder der Plan bleibt so oder Sie können sich entscheiden, zu gehen. Schönen Tag noch.“ Ihre Stimme ist kühl und unnachgiebig.
Uli sieht sich um, überrascht von der Atmosphäre. Sie spürt, wie die Spannung im Raum steigt.
„Was gibt es?“, fragt Eva, als sie alleine mit Uli ist. Ihr Ton ist schneidend.
„Ich warte noch auf eine Antwort, Eva“, sagt Uli ruhig.
Eva lässt tief die Luft entweichen, als sie Uli ansieht. „Uli, ich bin deine Chefin und das hier ist alles schon wieder viel zu kompliziert und stressig.“
„Zwei Tage, Eva“, sagt Uli entschlossen und schaut sie durchdringend an. „Um herauszufinden, was zwischen uns ist.“
Eva hebt skeptisch eine Augenbraue, dann schüttelt sie den Kopf und seufzt. „Zwei Tage“, wiederholt sie, als ob es ein Scherz wäre.
„Ja, zwei Tage“, sagt Uli, ein Lächeln in ihren Augen. Sie verlässt das Büro, aber nicht ohne zu bemerken, wie Eva sich noch einmal in ihre Gedanken vertieft.
Uli läuft durch das Hotel, spürt das Kribbeln in ihrer Brust, als sie Jeremy trifft. Sie ist aufgeregt, vielleicht sogar ein bisschen zu viel.
„Was hast du denn?“, fragt er mit einem schiefen Lächeln.
„Ich freu mich einfach auf das Wellness-Wochenende“, sagt Uli, der Gedanken noch bei Eva, „Einfach entspannen und Ruhe.“
„Hast du schon jemanden, der dich begleitet?“ Jeremy fragt neugierig.
„Ja, ich denke schon. Ansonsten fahre ich auch alleine. Manchmal ist es wichtig, Zeit für sich selbst zu haben“, sagt Uli, ein Seufzer entweicht ihr, als sie an die letzten Tage denkt. Es fühlt sich an, als wäre sie ständig in Bewegung, als hätte sie keine Zeit mehr für sich selbst.
Uli hat ganz vergessen, nach Evas Verfügbarkeit zu fragen, aber sie ist sicher, dass Eva schon noch Zeit haben wird.
Am Abend, im Restaurant, ist Eva hungrig. Uli bringt ihr das Essen und stellt es mit einem leichten Lächeln vor ihr ab. Eva ist jedoch auf ihr Handy fixiert und bemerkt Uli nicht sofort.
„Hier, Eva“, sagt Uli und wartet, dass sie aufblickt.
„Danke“, murmelt Eva, immer noch mit ihrem Blick auf dem Bildschirm.
„Wann hast du Zeit, Eva? Also für die zwei Tage?“ Uli fragt leise, sich vor Evas Blick duckend.
Eva seufzt und schaut von ihrem Handy auf. „Du meinst das ernst, oder?“
„Ja, klar“, sagt Uli und gibt sich Mühe, ihre Nervosität zu verstecken. „Ich kann es kaum erwarten, mich zu entspannen.“
Eva hebt eine Augenbraue und blickt auf ihren Bildschirm, als Uli einen Blick auf den Hintergrund wirft. „Ein Schweinchen“, denkt Uli, dann schweigt sie. „Mein Kalender ist voll“, murmelt Eva. „Ich hätte Zeit am…“ Sie zögert, blickt dann auf, ihre Augen treffen die von Uli.
„Da, das nehmen wir, ist nicht mehr lange“, sagt Uli, und ihr Lächeln wird breiter.
„Du buchst aber zwei Einzelbetten“, sagt Eva dann, mit einem ernsten Blick. „Oder sogar Einzelzimmer.“
„Ja, ich gebe Einzelbetten an“, antwortet Uli, aber sie weiß, dass sie das nicht so ganz ernst meint.
„Hast du noch Zeit, die Aufträge durchzugehen oder willst du in Ruhe essen?“, fragt Uli vorsichtig, in der Hoffnung, noch mehr Zeit mit Eva zu verbringen.
„Wenn ich dabei essen darf, dann habe ich Zeit“, murmelt Eva und beginnt zu essen. Uli setzt sich, und sie gehen die Vorschläge durch.
Eva isst genüsslich, während Uli immer wieder verstohlene Blicke auf sie wirft. Ihre Blicke treffen sich für einen Moment, und Uli fühlt sich nervös, aber auch seltsam erregt. Es ist, als würde eine unausgesprochene Spannung zwischen ihnen fließen.
Ulis Augen wandern zu Evas Lippen, die sich zart über den Rand des Löffels bewegen. Mmh, salzig, denkt sich Eva, und sie spürt, wie Uli sie weiterhin beobachtet.
„Ich hätte dir auch Wasser holen können“, sagt Uli, als Eva einen Kellner ruft.
„Du bist doch gerade beschäftigt, oder?“ Eva hebt die Augenbraue. Ihr Blick ist ernst, aber ein kleines Lächeln zuckt an ihren Lippen.
„Alles klar, Eva“, sagt Uli abrupt und beendet das Gespräch. Eva schaut sie verwirrt an.
„Was ist jetzt los, Uli?“, fragt Eva.
„Alles gut, Eva“, sagt Uli und legt ihre Hand sanft auf Evas Arm. Eva zuckt zurück, überrascht von der Nähe.
„Okay, gut, dann kann ich wohl ins Büro weiterarbeiten“, sagt Eva und steht auf, ihre Augen flackern zu Uli, als sie die Nähe bemerkt.
„Wunderbar, dann können wir beide weiterarbeiten“, sagt Uli und folgt Eva mit einem letzten, fast melancholischen Blick.
Der Tag der Geburtstagsfeier für die 70-Jährige. Eva kontrolliert den Saal und fragt Uli, ob alles nach Plan läuft.
„Es läuft nach Plan, zumindest mit dem Essen“, sagt Uli. Aber Eva zieht sie dann ins Lager.
„Was ist mit der Kellnerin?“ fragt Eva genervt. „Warum bist du heute Kellnerin?“
„Weil sie wieder krank ist“, flüstert Uli, ein Seufzer entfährt ihr.
„Das geht so nicht mehr“, sagt Eva, „Die bekommt die Kündigung. Sie ist untragbar, sie fehlt ständig.“
„Wenn sie krank ist, ist sie krank. Da kann man nichts machen“, sagt Uli mit einem Schulterzucken. Sie spürt, wie die Situation immer mehr eskaliert, aber sie bleibt ruhig.
„So oft ist niemand krank!“, sagt Eva, ihre Augen hart.
„Du brauchst mich nicht so ansehen, Eva. Ich springe ein, weil ich es muss“, erklärt Uli.
„Das finde ich nicht gut, Uli. Das ist nicht deine Gehaltsklasse und auch nicht dein Niveau“, sagt Eva, und ihre Worte schwingen vor Kritik.
„Komm mal runter von deinem hohen Ross, Eva“, antwortet Uli scharf. „Jeder Job hat Niveau. Hauptsache, man arbeitet. Du solltest das endlich mal verstehen. Nicht jeder kann in deiner Gehaltsklasse arbeiten oder hat Jahre lang studiert. Manche wollen das auch gar nicht.“
Eva seufzt und dreht sich weg. „Ich kündige sie trotzdem. Ich kann keine unzuverlässigen Mitarbeiter gebrauchen. Ich muss den Menschen vertrauen können.“
„Und mir vertraust du?“, fragt Uli plötzlich, ihre Stimme leise. Sie tritt einen Schritt näher und lässt ihre Hand kurz an Evas Haarsträhne gleiten.
Eva bleibt einen Moment lang still, dann nickt sie. „Ja, ich denke schon. Du bist diejenige, die mir hier am nächsten steht.“
Uli nickt und lächelt verlegen. Sie lässt Evas Haare los und geht zurück in die Küche, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen.
Eva geht durch die Küche, als sie Uli einen letzten Blick zuwirft. „Danke, Frau Kersting“, sagt sie mit einem kühlen Nicken.
„Gerne. Wird bestimmt nicht lange dauern“, erwidert Uli, während sie zurück in die Küche geht.
Eva verlässt die Küche und geht in ihre Suite. Dort schaut sie auf ihr Handy und sieht, dass mehrere Nachrichten von Frauen eingegangen sind. Sie durchscrollt die Nachrichten und entscheidet sich, einer Frau zu antworten.
> „Komm vorbei, ich habe Zeit bis 22 Uhr heute Abend.“
Eva bereitet sich darauf vor, dass die Frau später kommt. Sie füllt ihre Minibar auf und stellt Gläser bereit, bemüht sich, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen. Sie weiß, dass ihre Besuche in der Regel nur von kurzer Dauer sind und dass sie niemanden bleiben lässt. Um sicherzugehen, bietet sie keinen Alkohol an, denn sie möchte keine Verpflichtungen eingehen.
Später trifft die junge Frau in der Lobby ein. Sie gehen ohne große Worte direkt in Evas Zimmer. Die beiden verbringen eine leidenschaftliche Zeit zusammen, genießen den Moment ohne viele Erklärungen.
Nachdem sie sich entspannt haben, liegen sie nebeneinander im Bett und starren an die Decke. „Es ist immer schön, dich zu besuchen“, sagt die junge Frau leise.
Eva lacht leise. „Ich freue mich auch immer über deinen Besuch“, antwortet sie, aber ihre Stimme wird etwas unsicherer, als sie die Situation reflektiert. Sie schaut zu der jungen Frau, die sichtlich zufrieden neben ihr liegt. Doch Eva weiß, dass es bald vorbei ist. „Aber du weißt, dass du jetzt gleich gehen musst“, fügt sie hinzu.
„Natürlich, Eva. Wir brechen doch keine Regeln“, antwortet die Frau mit einem leichten Lächeln.
Eva nickt beruhigt, aber die Situation fühlt sich irgendwie immer unvollständig an. Sie zieht sich ihre Unterwäsche an, dann eine Jeans und ein T-Shirt. Sie bindet ihre Haare zusammen, bereit, die junge Frau hinunter zu begleiten.
Im Aufzug treffen sie auf Uli. Eva fühlt sich sofort unwohl und starrt angestrengt an die Decke, als wolle sie sich in der Stille des Aufzugs verlieren.
„Eva, das nächste Mal nicht so spontan bitte“, flüstert sie leise. Eva nickt nur, das unangenehme Gefühl in ihrer Magengegend verstärkend, während sie hofft, dass Uli nichts von dem, was passiert ist, mitbekommt.
Als die drei im Erdgeschoss aussteigen, schaut Eva Uli noch einen Moment nach, bevor sie sich hastig von ihrer Gast verabschiedet. Ihre Gedanken wirbeln, und das unangenehme Gefühl bleibt, als sie in die Küche geht und nach Uli sieht.
Uli steht am Spülbecken und räumt das Geschirr weg, als Eva eintritt.
„Na, immer noch kein Feierabend?“, fragt Eva, ihre Stimme fast zu ruhig, um die unterschwellige Spannung zu verbergen.
„Nein, siehst du doch“, erwidert Uli schroff, ihre Worte knapp und scharf.
„Sorry, dass ich gefragt habe. Wenn’s dich so überfordert, warum kellnerst du dann überhaupt?“
Uli dreht sich abrupt zu Eva um, ihre Augen flackern vor Unmut. „Hä? Warum sollte mich das überfordern? Nur weil ich dir nicht in den Arsch krieche und dir nett antworte, heißt es nicht, dass ich überfordert bin.“
Eva hebt die Augenbraue, ein Anflug von Überraschung in ihrem Blick. „Hab ich auch nicht verlangt“, sagt sie ruhig, aber ein wenig spöttisch. „Normal antworten wäre schon in Ordnung.“
„Boa, was willst du eigentlich hier, Eva? Geh in dein Zimmer und lass mich einfach in Ruhe arbeiten. Du hast doch seit Stunden Feierabend“, faucht Uli, der Ärger in ihrer Stimme deutlich hörbar.
„Sag mal, wie sprichst du mit mir? Was ist denn los? Ich hab dir doch gar nichts getan“, fragt Eva, ihre Stimme schärfer als zuvor. Sie fühlt sich plötzlich von Ulis Wut getroffen.
„Geh einfach!“ Uli dreht sich wieder zum Spülbecken und vermeidet es, Eva weiter anzusehen.
Eva schüttelt ungläubig den Kopf und sieht Uli an, als ob sie noch immer versuchte, das Verhalten der anderen zu begreifen. „Unglaublich, das hab ich auch noch nie erlebt, ehrlich. Heute Morgen noch lieb und nett, wo du kaum die Finger von mir lassen kannst, und jetzt würdest du mich am liebsten erschlagen“, flüstert Eva, die Enttäuschung kaum zu verbergen.
Uli dreht sich abrupt um und schreit, lauter als sie es eigentlich beabsichtigt hatte: „Ich kann meine Finger sehr gut von dir lassen! Du hast doch genug Finger, die dich anfassen.“
Eva hebt skeptisch die Augenbraue. „Ach, daher kommt dein Verhalten“, flüstert sie, bevor sie sich ohne ein weiteres Wort aus der Küche dreht und Uli stehen lässt.
Die nächsten Tage meiden sich die beiden. Eva zieht es vor, Uli aus dem Weg zu gehen, und Uli verhält sich ebenso. Die Stille zwischen ihnen wird immer drückender.
Das gemeinsame Wochenende rückt näher, und Uli ist sich unsicher, ob Eva überhaupt mitkommen wird, wie ursprünglich geplant. Sie geht nicht davon aus, dass sie dabei sein wird.
Uli steht mit Linh und Lara zusammen, redet über das Hotel und das Wellness-Wochenende. Sie hat noch nie so etwas gemacht und ist gespannt.
Plötzlich stellt sich Eva dazu, ihre Blicke ruhen kühl auf der Gruppe. „Und was gibt es hier zu besprechen?“ fragt sie trocken.
„Nichts“, antwortet Uli kurz und dreht sich weg.
Eva schüttelt nur den Kopf, folgt ihr jedoch unauffällig. „Du kannst mir auch einfach sagen, wenn du nicht willst, dass ich mitkomme. Oder du nimmst jemand anderen mit. Aber anstatt mich anzuschweigen…“ Ihre Stimme wird schärfer. „Das kann ich überhaupt nicht leiden! Sprich endlich mit mir, was dein Problem ist!“
„Ich habe kein Problem“, erwidert Uli ruhig. „Und wenn ich dich nicht dabei haben wollte, hätte ich es dir gesagt!“
„Okay“, murmelt Eva, ihre Stimme sanft, fast resigniert. „Holst du mich ab?“
„Ja“, sagt Uli knapp und geht weiter.
Eva murmelt leise vor sich hin, als sie sich abwendet: „Keine Ahnung, was ihr Problem ist.“ Sie setzt sich wieder an ihren Schreibtisch, arbeitet hastig noch alles ab, damit sie am Wochenende Ruhe hat.
Als der Abend kommt, packt sie ihren Koffer. Bikini, T-Shirts und was sonst wichtig ist.
„Tampons nicht vergessen“, murmelt Eva vor sich hin und schnaubt dann leise. „Kommt immer passend, oder gar nicht.“
Der Koffer ist gepackt, sie ist bereit. Sie lässt sich auf dem Bett nieder, zückt ihr Handy und stellt den Wecker.
Gerade als sie sich entspannt zurücklehnt, klopft es an der Tür. Irritiert öffnet Eva.
„Hä? Wollten wir nicht morgen los? Habe ich den Tag vertan?“ fragt sie verwirrt.
Uli steht mit ihrem Koffer im Flur. „Du hast dich nicht vertan“, sagt sie, „aber ich wollte schon jetzt zu dir. Dann können wir morgen früh direkt los.“
Eva hebt die Augenbraue. „Du willst hier schlafen?“
Uli nickt und stellt ihren Koffer in die Ecke. „Ja, genau das will ich, Eva. Ich denke, wir sollten endlich reden.“
Eva nickt langsam und reicht ihr eine Flasche Rotwein. „Dann setz dich.“
Die beiden setzen sich auf das Sofa. Eva sieht Uli in die Augen, und für einen Moment herrscht eine gespannte Stille.
„Weißt du, Eva“, beginnt Uli leise, „ich weiß selbst nicht, was ich will oder was ich fühle. Ich bin verwirrt. Von allem. Von dir, von mir, von uns. Und ich will meine Familie nicht verlieren, nur weil mich etwas anzieht.“
Eva nickt verständnisvoll, der Schmerz in ihren Augen ist kaum zu verbergen. „Uli, wir können auch einfach nur Freunde bleiben. Vielleicht ist das besser so. Wir streiten uns schon bei den kleinsten Dingen. Auf Dauer wird das echt anstrengend.“
Uli schließt die Augen und nimmt einen tiefen Schluck Wein. Sie nickt dann, als würde eine schwere Last von ihr abfallen. „Dann bleiben wir wohl Freunde…“
Eva lächelt, ihre Augen funkeln schelmisch. „Ist doch auch schön, oder?“
„Ja, ich denke schon“, flüstert Uli, ihre Stimme leise, aber ehrlich.
„Aber du warst eifersüchtig auf meinen Besuch, oder?“ fragt Eva vorsichtig, ihre Miene offen, aber fragend.
Uli nickt nur und dreht sich weg, ihre Augen flackern kurz zu Eva, bevor sie den Blick abwendet. „Wir sollten ins Bett. Wir müssen früh raus“, sagt sie schnell und steht abrupt auf.
Eva sieht sie an, zögert, steht aber auch auf. Sie ist schon im Pyjama, nur noch die Zähne muss sie putzen.
Während Eva im Bad ist, sucht Uli ihren Schlafanzug heraus.
„Ist meine Zahnbürste noch hier?“ ruft Uli ins Bad, ihr Grinsen hört man schon in der Stimme.
„Ja“, ruft Eva zurück und öffnet die Tür. Sie reicht Uli die Zahnbürste, ihre Finger berühren sich dabei für einen Moment. „Hebst du die alle auf, von denen, die hier bleiben? Wie kannst du die unterscheiden?“ fragt Uli mit einem leichten Stirnrunzeln.
Eva blickt sie an, fast nachdenklich. „Es bleibt nie jemand über Nacht. Das ist die Regel.“
„Was für eine Regel?“ fragt Uli irritiert, aber auch neugierig.
„Nur Sex. Mehr nicht“, sagt Eva ruhig und trifft ihren Blick. Der Glanz in ihren Augen verrät mehr über ihre Gefühle, als sie wollte.
Uli nickt, ein kleines Lächeln spielt um ihre Lippen. Sie fühlt sich irgendwie besonders, dass sie bei Eva schlafen darf. Aber Sex ist keine Option, also gilt die Regel wohl nicht für sie.
Eva steigt in ihr Bett und zieht die Decke über sich. Die Klimaanlage ist viel zu kalt eingestellt, merkt sie sich innerlich.
„Kannst du mit offener Balkontür schlafen oder lieber mit der Klimaanlage?“ fragt Eva, ihre Stimme zögerlich, als ob sie sich unsicher ist.
„Wie es dir lieber ist“, antwortet Uli ruhig, während sie sich vor Eva umzieht. Evas Augen wandern unwillkürlich zu ihr, die Blicke glittern, auch wenn sie es versucht zu vermeiden. Ulis Beine und Bauch ziehen sie an, trotz der Bemühungen, nicht hinzusehen.
„Ach, heute mal in Schlafsachen?“ sagt Eva und grinst frech. „Ich dachte, du schläfst immer in Unterwäsche.“
Uli zieht eine Schnute, ihre Stimme bekommt einen spöttischen Unterton. „Soll ich ihn wieder ausziehen?“ fragt sie und schaut Eva herausfordernd an, ein Lächeln umspielt ihre Lippen.
„Lass das an, wo du dich wohlfühlst. Das ist das Wichtigste“, sagt Eva ruhig. „Dass du mit dem, bei dem du dich wohlfühlst, schläfst.“
Uli legt sich langsam neben Eva. Beide blicken sich einen Moment lang an, ohne ein Wort zu sagen.
„Gute Nacht“, murmelt Eva schließlich. „Ich habe einen Wecker gestellt.“ Sie macht das Licht aus und dreht sich auf die Seite. Uli dreht sich in die entgegengesetzte Richtung.
Die Nacht zieht schnell vorbei, und der schrille Klang von Evas Wecker reißt sie beide aus dem Schlaf.
„Eindeutig nicht meine Zeit“, flucht Eva und dreht sich zu Uli, die sie mit einem Blick mustert. Ein kurzer Moment des Schweigens, dann stehen beide auf. Eva nimmt ihre Sachen und geht ins Badezimmer, um sich umzuziehen und fertig zu machen. Uli wartet geduldig, doch der Druck ihrer Blase wird immer stärker.
„Eva, seit der Schwangerschaft kann ich nicht mehr lange anhalten…“ sagt sie, ihre Stimme wird von der Unbequemlichkeit unterbrochen.
Eva öffnet die Tür und spricht mit der Zahnbürste im Mund. „Dann solltest du Beckenbodenübungen machen.“
„Komm raus, ich muss wirklich“, ruft Uli, doch Eva lacht und scherzt: „Hat dich das letzte Mal auch nicht gestört, dass ich im Bad war?“ Sie tritt zur Seite, um Uli Platz zu machen.
Nachdem beide endlich fertig sind, können sie los. Eva nimmt beide Koffer, während Uli die Handtaschen trägt.
„Wo parkst du?“ fragt Eva, während sie sich die Tasche über die Schulter schlingt.
„Vor der Tür“, antwortet Uli.
Eva starrt sie an, ein Hauch von Sorge in ihren Augen. „Uns darf man nicht zusammen sehen.“
„Ich komme durch den anderen Eingang“, sagt Eva schnell und wendet sich ab.
Im Auto angekommen, packt Eva ihr iPad aus und liest die neuesten Nachrichten. Uli konzentriert sich auf den Verkehr, während beide ihren Kaffee genießen, der sie aufweckt.
Plötzlich sagt Eva: „Dein Mann kann wirklich glücklich sein, dich zu haben.“
Uli schaut Eva erstaunt an. „Warum das?“
Eva zuckt mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Es kam mir gerade in den Kopf, und bevor ich nachgedacht habe, war es schon ausgesprochen.“
„Wenn du eine Frau hättest, die könnte auch glücklich sein, dich zu haben. Du bist wunderschön und so klug. Und noch vieles mehr, Eva.“
Eva sieht Uli an, ein sanftes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Danke. Du bist auch wunderschön“, flüstert sie.
Uli spürt den Blick von Eva auf ihrem Gesicht und lächelt zurück. „Wir sind gleich da“, flüstert sie, als sie die Fahrt weiter fortsetzen.
Als Uli das kleine Wellnesshotel erreicht und parkt, schauen sich Eva und Uli einen Moment an. Das Hotel liegt im Wald, nahe einem ruhigen See. Eine Atmosphäre von Ruhe und Vorfreude liegt in der Luft.
„Soll ich den Check-in übernehmen?“, fragt Eva, während sie sich bereitmacht, auszusteigen.
„Nein, nein, alles gut“, antwortet Uli schnell.
Eva schiebt die beiden Koffer zur Rezeption, stellt sich dann an Uli’s Seite. Die Empfangsdame schaut freundlich auf.
„Frau Kersting, Ihr Doppelzimmer mit Doppelbett ist bereits fertig. Es befindet sich in der unteren Etage und hat eine Terrasse mit Blick auf den See.“
Eva hebt ihre Augenbraue und sieht Uli an. Uli lächelt ihr verlegen zu, ein leichtes Rot färbt ihre Wangen.
„Nur Freunde“, denkt sich Eva, und ein leises Lächeln umspielt ihre Lippen. Sie schüttelt den Gedanken ab, während sie mit Uli zum Zimmer geht.
„Ein kleines, gemütliches Hotel“, schwärmt Eva, während sie sich umschaut. Es fühlt sich irgendwie intim an, ein Ort, an dem alles ruhiger und langsamer wirkt.
Als sie die Zimmertür öffnen, sehen sich beide an.
„Interessant, unsere Einzelbetten“, sagt Eva, ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen.
„Ist das Doppelbett ein Problem? Ich mein, wir hatten das ja geklärt“, fragt Uli, ihre Stimme leise und etwas unsicher.
„Nein, alles gut“, antwortet Eva. „Welche Seite willst du?“
Uli geht zur rechten Bettseite und legt ihren Koffer auf die Ablage. Sie beginnt sofort mit dem Auspacken, während Eva das Spa-Angebot auf dem Prospekt in der Hand betrachtet.
„Das machen wir morgen“, flüstert Eva, als sie fast an Uli vorbeigeht und auf das Schlammbad im Prospekt zeigt.
Uli dreht sich zu ihr und sieht ebenfalls auf den Prospekt. „Und das machen wir später“, sagt sie, während sie auf die Sauna zeigt.
Eva hebt ihre Augenbraue, ein bisschen verunsichert. „Im Bikini?“ fragt sie, ihre Stimme leicht zögerlich.
„Natürlich. Aber du kannst auch nackt gehen, wenn dir das nichts ausmacht“, flüstert Uli, ein leichtes Grinsen auf den Lippen.
Eva lacht. „Na, das hättest du wohl gerne“, sagt sie und geht zu ihrem Koffer.
„Ich wäre nicht abgeneigt“, murmelt Uli leise, mehr zu sich selbst.
Eva hört es und kann ein schüchternes Lächeln nicht unterdrücken.
„Also, zwei Nächte zusammen sind schon ziemlich intim“, sagt Eva nachdenklich. „Wir lernen sozusagen unseren ganzen Tagesablauf voneinander kennen.“
Uli schaut sie an, ihre Augen weicher. „Eva, du denkst zu viel. Wir haben hier sowieso einen ganz anderen Ablauf.“
Eva bleibt nachdenklich stehen, ihre Stimme etwas ernster. „Darum geht es mir eigentlich nicht. Ich schlafe nie mit Frauen. Also über Nacht in einem Bett, Zähne putzen, Toilette teilen… all diese Dinge meine ich.“
Uli geht auf sie zu, legt ihre Hand auf Evas Schulter und zieht sie sanft in eine Umarmung. „Du denkst trotzdem zu viel. Und wenn du auf Toilette musst, dann ist das so. Wenn du schnarchst, ist es mir auch egal. Oder wenn du sabberst oder irgendetwas anderes im Schlaf machst. Ich bin genauso und das bleibt hier alles unter uns.“
Eva nickt, ihr Herz schlägt schneller. Sie lehnt sich an Ulis Schulter. Es fühlt sich angenehm an, in ihren Armen zu sein. Beide umarmen sich fester und streicheln sanft den Rücken des anderen.
„Lass uns spazieren gehen, bevor wir in die Sauna gehen, oder?“, fragt Eva, ihre Stimme nun ruhiger.
„Ich bin gespannt auf das Essen heute Abend“, sagt Eva mit einem Grinsen, das von Vorfreude zeugt.
„Und ich erst. Ich erwarte wirklich einiges“, sagt Uli, ihre Stimme erwartungsvoll, während sie Eva anlächelt.
Eva ergriff Ulis Hand und zog die Zimmerkarte mit sich. „Okay, das ging schnell, Eva“, sagte Uli überrascht. „Sorry, ich muss an die frische Luft.“
Uli nickte, und gemeinsam blickten sie sich um. Der Wald, der See – alles erblühte in voller Pracht.
„Es ist so romantisch hier“, schwärmte Uli.
Eva nickte und ließ ihren Blick weiter umherwandern. Die Pilze, die auf dem Boden wucherten, und das Licht der Sonne – alles wirkte wie eine magische Melodie.
„Eva..“, sagte Uli und hielt plötzlich an. Sie bückte sich, um eine kleine, zarte Blume zu pflücken. „Schau mal, wie süß!“, sagte sie, und steckte die Blume in Evas Haar.
„Für die schönste Frau im Wald“, flüsterte Uli, ihre Augen strahlten Eva an.
Eva errötete und lächelte verlegen. „Danke…“, hauchte sie.
„Lass uns in die Sauna gehen, es ist sowieso schon so heiß.“
Uli nickte, und die beiden gingen zurück ins Zimmer.
„Wer zieht sich zuerst um?“, fragte Eva mit einem Lächeln.
Uli grinste. „Du fragst, also wohl du“, antwortete sie zurückhaltend.
Eva ging ins Bad und holte ihre Tampons und ihren Bikini. „Wie nervig“, murmelte sie vor sich hin. Dann zog sie den Bikini an und wickelte ein Handtuch um ihren Körper. Ihre Haare warf sie zur Seite und seufzte dann. „Zeig dich mal ohne Hülle, Eva“, flüsterte sie an sich selbst.
Eva trat aus dem Bad, und Ulis Augen brannten sofort, als sie Eva erblickte. Ihre Blicke glitten über Evas Beine, die sanft in den Badehandtuch verschwanden.
„Du siehst so anders aus“, sagte Uli.
„Ich hab halt nichts an. Deshalb sehe ich anders aus“, antwortete Eva und lächelte verführerisch. „Komm, zieh dich auch aus.“
Uli lachte. „Hier oder im Bad?“
Eva starrte sie überrascht an. „Im Bad, bitte“, murmelte sie, und trat ein paar Schritte zurück.
Uli musterte Eva noch einen Moment, als sie an ihr vorbeiging, und gab ihr einen leichten Klaps auf den Hintern, bevor sie die Tür hinter sich schloss.
Eva schüttelte sich und schloss die Augen. „Eva, nur Freunde… das wird sehr schwierig. Denk dran, du hast deine Periode noch“, murmelte sie, und versuchte, sich zu beruhigen.
Kurz darauf kam Uli ohne Handtuch aus dem Bad und stellte sich vor das Bett. „Also, wir können dann los.“
„Wie geht’s deinem Unterleib?“, fragte Uli plötzlich.
Eva sah sie verwirrt an. „Bitte?“
„Na, deine Packung steht im Bad. Ich hab sie zur Seite geschoben“, sagte Uli.
„Okay…“, murmelte Eva, immer noch etwas überrascht.
Die beiden gingen in die Sauna und begannen, sich langsam und gleichmäßig zu entspannen. Ihre Blicke trafen sich, als sie nebeneinander schwitzten. Plötzlich berührten sich ihre Hände, und Uli strich sanft über Evas Handfläche. Ihre Augen fanden sich in einem tiefen, intensiven Blick, während der Schweiß über Evas Stirn lief. Sie wischte ihn ab, aber der Moment zwischen ihnen war unaufhaltsam.
Die Männer in der Sauna schauten neugierig, während die beiden Frauen nebeneinander saßen. Eva spürte ihren Blick, doch sie fühlte sich nicht unwohl. „Alles okay bei dir?“, flüsterte sie zu Uli.
„Ja, die Blicke nerven, aber sonst ist es angenehm“, antwortete Uli.
Eva nickte und streichelte sanft ihren nassen Rücken. Sie spürte, wie der Schweiß an ihren Fingern klebte. „Du bist wirklich sehr feucht“, flüsterte sie.
„Das ist wohl wahr“, zwinkerte Uli ihr zu.
Eva beugte sich zu ihr und wischte Uli den Schweiß aus dem Gesicht. „Diese Blicke stören wirklich“, flüsterte sie, und als sich ihre Augen wieder trafen, gab es keinen Ausweg mehr. Langsam bewegten sich Evas Lippen auf Ulis, ihre Zungen fanden sich in einem zarten, aber leidenschaftlichen Kuss.
Der Kuss war ein Moment purer Sehnsucht. Als sie sich voneinander lösten, grinsten sie, und ihre Blicke fanden die der Männer, die versuchten, unauffällig wegzusehen.
„Tja, hat wohl nicht geholfen. Die Blicke sind immer noch da“, sagte Eva und schmunzelte.
„Wir sollten uns abkühlen“, sagte sie dann.
Mit einem Lächeln öffnete sie die Tür und hielt sie für Uli auf. „Geh mal vor ins kalte Wasser.“
Eva ließ ihr Handtuch auf eine Liege fallen und sprang mit einem Lachen in den See.
Ulis Augen weiteten sich, als sie Evas Körper bewunderte. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht unauffällig zu sabbern.
„Kommst du?“, fragte Eva, mit einem Augenzwinkern.
Uli legte ihr Handtuch ab und sprang ebenfalls in den See. „Dass es nicht zischt, wundert mich, so heiß wie es hier ist.“ Eva lachte, während sie eine Runde schwamm.
„Der Kuss war also wirklich freundschaftlich?“, fragte Uli, während sie hinterher schwamm.
„Natürlich“, antwortete Eva zögernd, doch in ihren Augen flackerte ein Funken Zweifel.
Uli schwieg, schwamm einige Runden und ließ ihren Blick immer wieder auf Eva ruhen. Schließlich brach sie das Schweigen. „Lust auf Essen, Eva?“, fragte sie und schwamm langsam zur Liege.
Eva folgte ihr, doch Ulis Augen verfolgten jede ihrer Bewegungen. „Ich muss direkt aufs Zimmer“, sagte Eva, griff nach ihrem Handtuch und der Zimmerkarte.
„Okay…“, dachte sich Uli, und folgte ihren schnellen Schritten.
Im Zimmer angekommen, öffnete Eva die Tür und verschwand direkt im Bad. Sie stellte sich vor den Spiegel, ihre Hand stützte sich auf den Rand des Waschbeckens. „Reiß dich zusammen, Eva“, fluchte sie leise vor sich hin.
„Eva, soll ich dir Sachen geben oder kommst du nackt aus dem Bad?“, rief Uli, als sie an der Tür lehnte.
Eva drehte sich zur Tür und antwortete: „Ich bin noch angezogen.“
Langsam öffnete Uli die Tür und sah sie fragend an. „Was ist los?“, fragte sie.
„Ich brauchte einfach kurz Zeit für mich“, erklärte Eva und ging an ihr vorbei. Sie ging zum Koffer, zog ein Sommerkleid heraus. „Ich geh duschen“, sagte sie schließlich zu Uli und verschwand im Bad.
Während Eva duschte, rief Uli Jeremy und Ivy an, um ihnen von der ruhigen Atmosphäre zu erzählen.
Unter der Dusche stand Eva und ließ das Wasser auf sich herabfallen. Ihre Hand glitt langsam über ihren Körper. „Fuck, Eva, was machst du da?“, flüsterte sie mit einem seufzenden Lächeln, als ihre Finger weiter wanderten. Die Spannung in ihrem Körper wuchs, während sie sich weiter berührte, bis ihre Atmung schneller wurde. Sie lehnte sich schließlich an die Wand und schloss die Augen. „Eva, du bist wirklich anders“, stöhnte sie leise.
Nach der Dusche fühlte sich Eva erfrischt und zufrieden. Sie zog sich schnell an und betrachtete sich im Spiegel.
Als sie das Badezimmer verließ, nickte Uli anerkennend, als sie Eva sah. Während Uli duschte, nahm Eva ihr Handy und überprüfte ihre E-Mails und Nachrichten. Ihr Posteingang war wieder voll mit Nachrichten von Frauen, aber Eva hatte keinen Kopf, darauf zu antworten. Sie ließ alles unbeantwortet und widmete sich stattdessen den geschäftlichen E-Mails. Einige Aufträge, die sie nächste Woche bearbeiten wollte.
Als Uli aus dem Bad kam, legte Eva ihr Handy schnell zur Seite und sah sie an. Ihre Augen weiteten sich, als sie Uli betrachtete, die nun mit offenem, nassem Haar vor ihr stand. „Offene Haare stehen dir wirklich gut“, sagte Eva und lächelte.
„Dann können wir los“, fügte sie hinzu, ihre Stimme klang voller Vorfreude.
Die beiden gingen ins Restaurant. Uli grinste. „Es fühlt sich an wie ein Date.“
„Dann ist es wohl eins“, sagte Eva, während sie Uli tief in die Augen sah. „Okay, unser erstes Date“, flüsterte sie schließlich, ein kleines Lächeln um ihre Lippen.
Der Kellner ist direkt zur Stelle und platziert die beiden. Die Kerze wird entzündet, ihr sanftes, flackerndes Licht wirft Schatten an die Wand, während die ersten Getränke bestellt werden. Die Unterhaltung zwischen den beiden wirkt zunächst harmlos – über die Arbeit, über Ulis Tochter – doch hinter den Worten brodelt etwas Unausgesprochenes. Eva erzählt von sich, von früher, doch ihre Augen schweifen immer wieder zu Uli, als ob sie mit jedem Blick etwas Tiefgründigeres sucht.
Nachdem die beiden mit dem Essen fertig sind, gehen sie aufs Zimmer. Die Luft zwischen ihnen ist plötzlich schwer, geladen mit einer unerklärlichen Spannung. Sie sehen sich an, ein Moment, in dem alles stillsteht.
Eva macht sich im Bad als Erste fertig fürs Bett, der Wasserhahn rauscht, doch in ihrem Inneren herrscht eine unaufhaltsame Anspannung. Danach folgt Uli. Als Eva sich schon im Bett niederlässt und die Klimaanlage anmacht, sagt sie mit leiser, bestimmter Stimme: „Du musst auf jeden Fall an sein.“ Ihre Worte fließen ruhig, doch die Intensität in ihrer Stimme lässt die Luft um sie herum vibrieren.
Sie dimmt das Licht, und der Raum wird in sanftes, gedämpftes Licht gehüllt. Sie legt sich hin, zieht die Decke über sich und atmet tief ein. Uli folgt ihr ins Bett, die Bewegungen langsamer, schwerer, als ob sie sich bewusst Zeit lassen würde, um den Moment auszukosten. Sie liegen nebeneinander, der Raum zwischen ihnen minimal, fast verschwunden. Ihre Blicke finden sich, und in diesem Augenblick scheint alles zu pulsieren – der Herzschlag, der Atem, die Spannung, die wie ein unsichtbares Band zwischen ihnen schwingt. Eva streichelt sanft Ulis Wange, ihre Finger gleiten in einer fast hypnotischen Bewegung von der Stirn hinunter über die Nase, zu den Lippen. Die Berührung ist zärtlich, doch ihre Bedeutung tief. Uli lächelt, ihre Hand gleitet langsam über Evas Wange, streichelt sie, während ihr Daumen mit einer feurigen Bewegung über Evas Haut fährt.
Uli zieht sich näher zu Eva, der Abstand zwischen ihren Körpern verschwindet, ihre Haut flimmert vor Erwartung. Ihre Hände berühren sich, sanft, aber immer mehr von einer unerklärlichen Dringlichkeit durchzogen. Ihre Augen, tief in den Augen der anderen, suchen, fordern. Evas Hand streichelt langsam über Ulis Stirn, ihre Finger gleiten über den Haaransatz, als wollte sie jeden Moment mit der Haut der anderen verschmelzen.
Uli zieht Eva näher, ihre Lippen treffen sich, zuerst zaghaft, dann zunehmend fordernder. Die Küsse werden tiefer, leidenschaftlicher, und langsam öffnet Uli ihre Lippen, während Evas Zunge zaghaft, dann immer entschlossener die ihre berührt. Die Hitze zwischen ihnen wächst, als ihre Zungen miteinander tanzen, sich fordern, sich vereinen. Evas Hand liegt fest an Ulis Hals, ihre Berührungen werden intensiver, als ob sie sie für immer halten wollte.
Ulis Hand wandert unter Evas T-Shirt, ein leiser Schauer fährt über Evas Haut, als Uli es mit geschickten Fingern über ihren Kopf zieht. Die Berührung ist flammend, heiß, und als Uli sie küsst, geht der Kuss noch weiter, tiefer, als könnte er den Atem des anderen erhaschen. Ihre Bewegungen werden nicht länger von Zurückhaltung geprägt, sondern von einem brennenden Verlangen, das alles in ihnen entfacht.
Ulis Finger gleiten an Evas Hosenbund entlang, sanft, fast spielerisch, und dann, immer wieder, schiebt ein Finger unter den Bund. Evas Grinsen ist ein Zeichen der Erregung und des Wissens um die Unsicherheit, die in Ulis Bewegungen schwingt. Doch sie spürt, wie diese Unsicherheit sich zu etwas Kraftvollem wandelt, ein stilles Versprechen, das zwischen ihnen schwebt, und mit jeder Berührung, jedem Kuss, wird es intensiver, heißer, nahezu unerträglich.
Eva zog Uli näher an sich, ihre Hand glitt vorsichtig, fast wie eine Entdeckung, unter das Nachthemd. Sie spürte sofort, dass Uli keinen Slip trug, und ein heißer Funke sprang zwischen ihnen über. Ihre Zungen fanden sich, fordernd und wild, während ein leises, tiefes Stöhnen aus Ulis Brust entwich. Eva ließ ihre Hand weiter wandern, zog das Hemd ein Stück höher, ihre Finger massierten sanft die Hüfte von Uli, während der Raum um sie herum fast zu kochen schien. Jede Berührung, jede Bewegung ließ die Spannung zwischen ihnen unerträglich wachsen, als könnten sie nicht mehr voneinander lassen.
Uli zieht ihr Nachthemd hoch, die Berührung auf ihrer Haut wie ein Versprechen, und bewegt sich mit brennendem Verlangen auf Evas Gesicht zu. Sie hockt sich breitbeinig hin, ihre Bewegungen werden langsamer, intensiver, als wollte sie jeden Augenblick in sich aufnehmen. Eva zieht ihren Hintern näher zu sich, und ihre Zunge trifft mit einem zarten, aber bestimmenden Druck Ulis empfindliche Punkte. Uli krallt sich am Bett fest, ein unwillkürliches Stöhnen entfährt ihr, so heftig, dass sie den Augenblick kaum fassen kann. Sie hatte nicht erwartet, dass es so intensiv wird, aber die Wellen des Gefühls überfluten sie. „Wahnsinn…“, seufzt sie atemlos, während ihre Hand, beinahe zögerlich, wieder zu Evas Hosenbund gleitet.
„Du weißt, dass ich das nicht kann, oder?“, fragt Eva, ihre Stimme ein Hauch von Verführung, der die Spannung noch weiter anheizt.
Uli lächelt leicht. „Du kannst es, ich zeige es dir.“ Sie schiebt Evas Hose langsam hinunter und legt ihre Hand sanft darauf. Dann beugt sie sich vor und lässt ihre Zunge teilhaben.
Eva windet sich, das vertraute Kribbeln breitet sich in ihr aus – das Gefühl, das immer dann kommt, bevor der Höhepunkt sie erfasst. Sie drückt Ulis Kopf näher zu sich und stöhnt leise, kaum hörbar. Uli lacht leise und lässt sich dann sanft auf Eva fallen. Ihre Lippen finden sich in einem zärtlichen Kuss, der immer leidenschaftlicher wird, während sich ihre Zungen langsam und gefühlvoll berühren.
Uli lässt sich neben Eva fallen und sieht sie an. Eva streicht sanft über ihre Wange. „Nur Freunde, hm?“
„Nur Freunde…“ murmelt Uli, ihre Stimme leise, fast unhörbar.
„Oder war das wieder deine Neugier?“ fragt Eva, ihre Augen herausfordernd.
„Das war Verlangen und Anziehung, Eva“, antwortet Uli ruhig. „Und ich würde es wieder tun.“
„So wie deine 40 Frauen, die dir ununterbrochen schreiben?“, fragt Uli mit einem Schmunzeln.
Eva verdreht die Augen. „Die sind mir sowas von egal.“
„Wir brechen jetzt meine Regel. Nicht miteinander einschlafen“, sagt Eva und lacht. „Ja, wäre blöd, wenn nicht.“
Sie knetet Evas Brust und streichelt sanft darüber. Eva beobachtet sie, ihre Augen fokussiert, und ihre Finger wandern weiter zu Evas Haaransatz, zart, aber entschlossen.
„Wieso hast du dein Nachthemd eigentlich noch an?“ fragt Eva, ihre Stimme rau und leise. „Ich hätte auch gerne freie Sicht“, flüstert sie, ihre Worte wie ein Hauch, der die Luft aufheizt.
Uli grinst, ein freches Funkeln in ihren Augen. Langsam zieht sie das Nachthemd über ihren Kopf und wirft es achtlos beiseite. Eva nickt zustimmend, und ihr Blick verführt. Dann bewegt sich Evas Kopf langsam auf Ulis Brust, ihre Lippen küssen sie sanft, fast andächtig – dann die andere Seite. Ihre Zunge streift über die Brustwarze, fordert sie heraus.
„Mmmh“, seufzt Uli, legt ihren Kopf zurück und schließt die Augen. Ihr Atem wird tiefer, die Spannung wächst zwischen ihnen, ein elektrisches Kribbeln in der Luft.
Evas Hand wandert nach unten, ihre Finger finden genau den Punkt, den sie gesucht hat. Ihre andere Hand bleibt an Ulis Brust, massiert weiter, während ihr Kopf tiefer sinkt, immer weiter, in eine Welt, die nur sie beide kennen.
„Oh Gott“, stöhnt Uli, ihre Stimme rau vor Verlangen, als sie die Wärme von Evas Berührungen spürt. Mit einer schnellen Bewegung drückt sie Evas Kopf tiefer, ihre freie Hand hält sich über ihren Mund, als wolle sie das Gefühl festhalten, das sie so schnell überkommt.
Eva gibt sich völlig hin, zieht Uli in ein Meer aus Gefühlen, in ein Feuerwerk der Emotionen. Der Moment ist intensiv, leidenschaftlich und wild, und als Eva aufatmet, flüstert sie: „Wow.“
Eva grinst, ihre Augen funkeln. Sie zieht sich hastig ihr T-Shirt wieder an, schlüpft in ihre Shorts. Doch Uli bleibt nackt neben Eva liegen, beobachtet sie mit einem Blick, der von etwas Tiefem und Unerklärlichem spricht.
„Sag mal, Eva, wieso darf keine mit dir einschlafen?“ fragt Uli, ihre Stimme voller Neugier, aber auch leichtem Zögern.
Eva dreht sich zu ihr, ihre Augen sind ernst, aber auch voller Wärme. „Weil das zu nah an mein Privatleben gehen würde. Und ich lasse generell keine Frau in mein Leben.“ Ihre Worte klingen fest, aber auch verletzlich.
„Außer mir?“, fragt Uli, ein leichtes Lächeln um ihre Lippen, doch ihre Augen verraten Unsicherheit.
Eva schaut sie an, ihre Stimme leiser, fast intim. „Außer dir. Du bist die Ausnahme. Aber vielleicht liegt es daran, dass wir zusammen arbeiten, uns ständig streiten – und du verheiratet bist…“
Uli blickt auf ihren Ring, dann in Evas Augen. Ein Moment der Stille. „Das kann natürlich sein“, sagt sie, ihre Hand streift Evas zart. „Ich fühle mich geehrt, dich wirklich kennenlernen zu dürfen.“
Eva streichelt sanft Ulis Arm, ihre Worte leise, aber eindringlich: „Zieh dich bitte an, nicht dass du krank wirst.“
Als sie schließlich im Bett liegen, eng nebeneinander, sieht Eva Uli an, ihre Stimme fast ein Flüstern: „Schlaf gut, schöne Frau.“
Uli beugt sich zu ihr, küsst sie, ein Kuss voller Verlangen und Zärtlichkeit. „Neben dir schläft es sich gut“, murmelt sie, ihre Worte fließen wie ein Versprechen.
Eva lächelt, ein leichtes Nicken, bevor sie sich zur Seite dreht. Doch Uli hat andere Pläne. Sie zieht Eva näher an sich, drückt sich an sie, ihre Arme fest um sie geschlungen. „So ist es besser, Eva“, flüstert sie, ihre Stimme ein beruhigendes Rauschen.
Eva nimmt Ulis Hand, legt sie an ihren Bauch, und der Schlaf holt sie ein, während die Wärme zwischen ihnen bleibt.
Am nächsten Morgen ist Eva als Erste wach. Uli liegt friedlich in ihrem Arm, ihr Gesicht entspannt, doch Eva fühlt die seltsame Nähe. Es ist ungewohnt, dass jemand so nah an ihr schläft. Sie beobachtet Uli eine Weile, bevor sie ihr sanft einen Kuss auf den Haaransatz drückt. Dann schiebt sie Uli vorsichtig zur Seite und geht ins Bad.
Sie macht sich frisch, geht auf Toilette.
Uli grinst, als Eva aus dem Bad kommt, und geht ihr entgegen. „Guten Morgen“, begrüßt sie Eva, ihre Lippen treffen Evas in einem langsamen, aber fordernden Kuss. Eva erwidert den Kuss und wird leicht gegen die Wand gedrückt. Uli nimmt Evas Hand und führt sie zwischen ihre Beine. Evas Hand wandert nach oben, doch Uli hält sie zurück und sieht Eva fordernd an.
Eva lächelt und gibt Uli einen Kuss auf die Stirn. „Nicht jetzt, Uli. Das machen wir später“, flüstert sie. „Ich brauche Kaffee“, murmelt sie, ihre Stimme rau.
„Spielverderberin“, sagt Uli, grinst und geht ins Bad.
Eva schüttelt ungläubig den Kopf und sieht Uli nach. „Ich verbrenne mir die Finger“, murmelt sie, während sie an ihrem Handy spielt und Uli beim Fertigmachen beobachtet.
Sie beantwortet einige Nachrichten von Frauen, die sie treffen möchten. Eva sagt allen ab, dass sie im Urlaub sei. Uli beobachtet sie, wie sie angespannt Nachrichten schreibt. Langsam geht sie auf Eva zu, nimmt ihr das Handy aus der Hand, schaut kurz darauf, schüttelt dann den Kopf und legt es beiseite.
„Du bist mit mir hier, also sollten deine Gedanken auch nur bei mir sein“, sagt sie, ihre Stimme ernst.
„Meine Gedanken sind ständig bei dir, Uli, ob du es glaubst oder nicht“, antwortet Eva, ein kleines Lächeln spielt auf ihren Lippen.
Uli nimmt Evas Hand und führt sie aus dem Zimmer. Eva löst sich von ihr, als sie zum Frühstück gehen.
„Wir sollten uns nicht wie ein Paar verhalten. Wir sind ja schließlich nur Freunde“, sagt Eva, ohne Uli anzusehen.
Uli nickt und schaut an die Decke, ihre Gedanken scheinen in der Ferne.
Beide trinken ihren Kaffee, während Uli ihr Frühstück genießt.
„Du musst auch essen, Eva. Soll ich dir ein Brötchen belegen?“ fragt Uli und schaut sie fordernd an.
Eva sieht sie irritiert an. „Uli, ich kann das schon selbst, wenn ich eins möchte. Aber ich esse nie, das weißt du doch. Kaffee reicht mir. Es gibt schließlich gleich schon wieder Mittagessen.“
„Vorher haben wir unsere Freundschaftsmassage“, sagt Uli mit einem Schmunzeln.
Eva schaut sie verwirrt an. „Paarmassage, Eva. Aber da wir keines sind, Freundschaft.“
Eva lacht. „Du bist süß.“
Evas Handy blinkt immer wieder, doch sie ignoriert es absichtlich, obwohl der ständige Hinweis auf neue Nachrichten die Luft zwischen ihr und Uli immer dicker werden lässt. Uli merkt es und seufzt, das ständige Blinken scheint sie zu stören.
„Können wir jetzt bitte zur Massage?“ fragt Uli, ihre Stimme leicht genervt, doch auch mit einem Hauch von Spontaneität.
Eva schaut kurz auf ihr Handy und dann auf Uli. „Dann komm“, sagt sie und steht auf, das Handy in der Hand haltend.
Die beiden machen sich auf den Weg zur Massage und sind gespannt auf die bevorstehende Entspannung. Als sie den Raum betreten, werden sie freundlich begrüßt und zeigen ihre Vorfreude. Sie legen sich nebeneinander auf die Liege. Eva beobachtet Uli aus dem Augenwinkel – sie liegt mit geschlossenen Augen und einem entspannten Gesichtsausdruck auf dem Bauch. Eva kann nicht anders, als ihre Züge zu bewundern. Ihre Augen wandern zu Ulis weichem Haar, zu ihren zarten Schultern, die sich im Licht des Raumes sanft abzeichnen. Eva lächelt still, während sie die Berührungen der Masseurin genießt. Die Zeit vergeht wie im Flug, so entspannt fühlen sie sich.
„Das Schlammbad ist auch fertig“, verkündet die Masseurin schließlich. „Wir können gleich in den hinteren Gartenbereich gehen. Im Pavillon wartet es auf euch.“
Evas Blick trifft Ulis, und ohne nachzudenken, greift sie nach ihrer Hand. Ihre Finger schließen sich sanft um Ulis Handgelenk. „Dann mal los“, sagt sie mit einem schelmischen Lächeln. „Ich freue mich.“
Uli blickt auf die Hand in ihrer eigenen und erwidert das Lächeln. Ihr Griff wird fester, sie streichelt sanft über Evas Handfläche. „Ich freue mich auch“, murmelt sie, ihre Stimme fast wie ein sanftes Flüstern.
Vor der Schlammbadewanne stehen sie nun, die große, versenkte Badewanne im Boden, die mit schwarzem Schlamm gefüllt ist. Die Oberfläche glänzt matt im Licht. „Müssen wir zusammen rein?“ fragt Uli, ihre Stimme wirkt eine Mischung aus Neugier und einem Hauch von Schalk.
Eva nickt, doch bevor sie spricht, lässt sie ihren Blick über Ulis Körper gleiten. „Ja, zieh deinen Bikini aus“, flüstert sie dann. „Der wird eh dreckig, und du wirst ihn nie wieder in der ursprünglichen Farbe sehen.“
„Interessant, jetzt weiß ich auch, wieso es Paar-Treatments heißt“, sagt Uli schmunzelnd, doch ihre Augen blitzen neugierig. „Aber Eva, du musst dich auch ausziehen.“
Eva nickt ruhig, öffnet langsam ihr Bikini-Oberteil und lässt es sanft zu Boden gleiten. Der Stoff landet beinahe lautlos auf dem Boden. Sie reicht Uli die Hand, ein freches Lächeln auf ihren Lippen. „Na komm, Freundin“, grinst sie und wartet, bis Uli ihre Hand ergreift.
Uli zieht eine Schnute und schüttelt den Kopf, bevor sie Eva um den Hals fällt. „Das fühlt sich wirklich ekelhaft an“, murmelt sie, während sie über den weichen Schlamm auf ihrem Körper nachdenkt. „Wofür soll das gut sein?“
„Für die Haut“, sagt Eva mit einem leisen Lächeln, ihre Hand gleitet ruhig über Ulis Arm, während sie versucht, Uli zu beruhigen.
Uli sucht nach Evas Hand und wühlt sich langsam durch den weichen, schmierigen Schlamm. „Eva, gib mir deine Hand, ich finde sie nicht“, sagt sie leicht panisch, doch ihre Stimme klingt schon entspannter.
Eva reicht ihr geduldig die Hand, lehnt sich dann zurück und sieht Uli an. „Entspann dich einfach, Uli“, flüstert sie.
Uli schließt die Augen und lässt sich langsam von der Ruhe einhüllen, ihre Hände ruhen auf dem Schlamm. Die Nähe zwischen ihnen fühlt sich fast vertrauter an, als es jemals zuvor war.
Eva beobachtet sie, wie sie entspannt und immer näher rückt. Schließlich rutscht Uli näher an Eva heran, ihre Knie berühren sich, dann zieht sie sich behutsam auf Evas Seite. Eva öffnet die Augen und blickt direkt in Ulis Augen. Etwas in der Luft verändert sich, eine Spannung entsteht, als ihre Blicke sich treffen.
Uli legt ihre Lippen vorsichtig auf Evas, der Kuss ist zärtlich, fast zögerlich, als ob sie den Moment der Nähe abtasten würde. Doch dann wird der Kuss intensiver, immer wieder berühren sich ihre Lippen. Eva grinst leicht, zieht Uli enger an sich und spürt, wie ihre Körperspannung wächst. „Mmmh“, stöhnt sie leise in Ulis Mund.
Evas Finger streifen über Ulis Nacken, streicheln den weichen, nassen Schlamm von ihrer Haut. Sie küsst sie dann intensiver, ihre Zunge findet ihren Weg zu Ulis. Uli folgt ihren Bewegungen, gibt sich vollkommen dem Moment hin.
„Hast du noch deine… du weißt schon was?“, fragt Uli, während sie nach unten schaut.
Eva lächelt, aber ihre Antwort ist ruhig. „Nein, aber hier möchte ich trotzdem keinen Sex haben. Der Schlamm ist mir zu unangenehm dafür.“
Uli schaut sie fragend an, dann ein schalkhaftes Lächeln auf ihren Lippen. „Ich dachte, du magst es dreckig.“
„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragt Eva überrascht, doch sie schaut Uli aufmerksam an.
„Du hast ständig wechselnde Frauen und wirkst so, als könnte dir niemand gut genug sein.“
Eva seufzt, ein wenig entsetzt von der Idee, die Uli sich von ihr gemacht hat. „Boa, Uli, du hast ein völlig falsches Bild von mir.“
Eva steht auf, zieht Uli mit sich hoch. „Wir sollten duschen gehen“, sagt sie, und es ist ein deutliches Zeichen, dass sie den Moment nun ändern möchte.
Uli sieht sie fragend an, ein wenig irritiert. „Was hab ich wieder falsch gemacht?“, denkt sie sich.
Beide gehen nacheinander in die Dusche und beginnen, sich den Schlamm abzuwaschen. Eva hilft Uli dabei, den Schlamm von ihrem Rücken zu entfernen, ihre Hände gleiten sanft über Ulis Haut, während sie den Schlamm abspült. Der Moment ist ruhig, intim, und beide genießen die sanfte Nähe.
„Du riechst wirklich nicht gut“, sagt Eva mit einem Lächeln, während sie Uli weiter pflegt. Ihr Finger gleitet sanft über Ulis Rücken. Uli dreht sich zu ihr und schaut ihr in die Augen. „Und du bist auch nicht gerade sauber“, erwidert Uli.
„Naja, so mag ich es wohl“, scherzt Eva und stellt sich unter die Dusche. Der Schlamm läuft langsam ab, und Evas Haut wird wieder sichtbar, als das Wasser den Dreck fortwäscht. Uli kann nicht anders, als sie anzusehen. Mit einer sanften Berührung reinigt Eva Uli weiter, wobei sie sie mit einem Hauch von Zärtlichkeit pflegt. Beide sehen sich an, ohne etwas zu sagen.
„Wir sollten später im Zimmer noch einmal über alles sprechen“, schlägt Eva vor. „Hast du keinen Hunger, Eva?“ fragt Uli.
„Nein, danke. Ich habe keinen Hunger“, antwortet Eva. „Ich melde mich, wenn ich etwas brauche. Lass uns lieber ins Zimmer gehen.“ Ihre Stimme klingt leicht genervt.
Uli schaut sie mit einem skeptischen Blick an, folgt ihr aber ins Zimmer. Als sie dort ankommen, ist der Raum frisch hergerichtet. Eva zieht ihren Bademantel aus und geht schnell duschen, während Uli im Zimmer mit Jeremy telefoniert. Evas Handy blinkt in der Zwischenzeit auf.
Nachdem Uli das Gespräch beendet hat, bemerkt sie, dass Evas Handy auf dem Tisch liegt und mehrere Nachrichten von verschiedenen Frauen anzeigt. Sie wirft einen Blick darauf.
„Damit fangen wir gar nicht erst an, Uli“, sagt Eva, während sie bemerkt, dass Uli auf ihr Handy schaut.
„Wenn du etwas wissen willst oder etwas lesen willst, sag es mir. Ich habe nichts zu verbergen. Aber wenn du heimlich meine Nachrichten liest, finde ich das respektlos.“
„Ich weiß, dass du eifersüchtig bist, obwohl du keinen Grund dazu hast. Du bist verheiratet, wunderschön und du schläfst nicht nur mit mir, sondern auch mit Jeremy“, fährt Eva fort, während sie sich vor Uli kniet und ihre Hand nimmt. „Wir sind beide ein bisschen kontrollverliebt, und wenn wir unsicher sind, machen wir manchmal dumme Dinge.“
Eva steht auf und reicht Uli ihr Handy. „Hier, du kannst es dir ansehen, wenn du willst. Es gibt nichts zu verstecken.“
„Und jetzt gib mir deins“, fordert Eva.
Uli schaut sie überrascht an. „Was willst du damit?“
„Das Gleiche, was du mit meinem Handy machst. Ich denke, deins ist vielleicht interessanter als meins“, sagt Eva mit einem Lächeln.
Uli steht auf und gibt Eva ihr Handy. Sie sehen sich kurz in die Augen, bevor sie sich auf das Bett setzen.
„Dann lass uns doch einfach hinlegen“, schlägt Eva vor. Sie öffnet Ulis Handy und beginnt, die Bildergalerie anzusehen. Es sind einige Bilder von Ivy und Jeremy zu sehen, und auch ein Foto von Eva. Eva schaut sie überrascht an. „Wo hast du dieses Bild her?“ fragt sie.
Uli legt sich neben Eva auf die Schulter. „Ich habe es mal im Internet gefunden. Es war ein schönes Bild.“
Eva sieht auf das Datum des Bildes. „Mhm, das ist ja schon ein paar Monate her“, murmelt sie.
„Ja, genau“, sagt Uli und gibt Eva einen sanften Kuss auf die Schulter.
„So, dann schauen wir uns mal die Chats an“, sagt Eva und beginnt, die Nachrichten zu durchsuchen. Uli schluckt nervös.
„Darf ich lesen?“ fragt Eva, während sie das Handy weiter durchblättert.
„Ich habe keine Geheimnisse vor dir, Eva.“
Eva öffnete sofort den Chat von Jeremy und konnte kaum fassen, wie emotionslos die Nachrichten waren.
„Einige Bilder von Ivy“, murmelte sie, „sieht nach sehr viel Liebe aus.“
Sie scrollte weiter und betrachtete ihren eigenen Chat, ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Ach, es gibt eine Arbeitsgruppe. Das ist ja interessant“, sagte sie leise.
„Warte, Eva!“, rief Uli und legte ihre Hand sanft auf Evas.
„Egal, was da drin steht. Die respektieren dich. Nimm es nicht persönlich. Einer muss die Böse sein.“
„Das muss unter uns bleiben, versprich es mir“, fügte sie mit ernster Miene hinzu.
Eva sah sie an, die Augen blitzten entschlossen. „Okay, versprochen.“
Mit einem letzten Blick auf Uli öffnete sie den Chat erneut, las einige belanglose Nachrichten.
„Wer krank ist und dass sie wieder Damenbesuch hat…“, las sie laut vor.
Eva starrte Uli an, ein Hauch von Überraschung in ihren Augen.
„Ich sage nichts dazu“, antwortete sie schließlich. „Die wissen ja alle sehr gut Bescheid über mein Leben. Aber dass ich einfach mal nur eine Freundin zu Besuch habe, scheint niemanden zu interessieren.“
„Meinst du so Freundinnen wie mich?“, fragte Uli leise.
Eva drehte sich zu ihr, ihre Mimik unverändert ernst. „Nein, Freundinnen, mit denen ich nicht ins Bett gehe.“ Sie gab Uli ihr Handy zurück. „Wirklich spannend“, sagte sie sarkastisch.
Uli ließ sich nicht beirren. „Ja, dann schauen wir mal, was auf deinem Handy los ist. Ich fange mit den Bildern an.“
Eva versuchte, ihre Nervosität zu verbergen, während Uli durch die Galerie scrollte.
„Essensbilder, okay“, dachte Uli, „ein paar Tierfotos, Pflanzen…“ Sie klickte weiter, stieß auf einige Bilder von Eva. Nichts, was sie wirklich faszinierte, doch eine Unruhe machte sich in ihr breit. War da mehr verborgen?
Sie öffnet Evas WhatsApp und wird von einer Flut an Nachrichten überrollt.
Es dauert einen Moment, bis sie den Überblick wiederfindet. „Da muss man erstmal durchblicken“, denkt sie, aber dann fällt ihr Blick auf den Chat. „Süß, dass du unseren Chat fixiert hast,“ sagt sie schmunzelnd.
„Du bist eben anders, Uli. Ich hab’s dir doch gesagt.“
Uli scrollt durch die Nachrichten und bemerkt schnell das Muster. Eva scheint einen bestimmten Typ Frau zu bevorzugen: brünett, schlank und jünger als sie.
„Eva, warum machst du den Frauen eigentlich alle Hoffnung?“ fragt Uli neugierig.
Eva dreht sich zu ihr, und ihre Blicke treffen sich. Ein Moment der Stille. „Ich mache niemanden Hoffnung “, antwortet sie leise.
Sie öffnet einen Chat und scrollt nach oben. „Schau, in jedem Chat steht als erstes: ‚Ich suche nichts Festes.‘ Und auch: ‚Ich werde mit keiner Frau im Bett schlafen .‘ Meine Regel.“
Uli sieht sich einige der Bilder an und merkt, dass Eva wirklich von Anfang an klarstellt, was sie will.
„Können wir uns jetzt anziehen und zu unserem Date gehen?“ fragt Eva mit einem verschmitzten Lächeln.
„Du datest doch nicht, Eva,“ sagt Uli, schüttelt leicht den Kopf und lacht, aber ihre Augen blitzen.
„Du bist die Ausnahme, Uli. Du bist für alle Regelbrüche verantwortlich,“ entgegnet Eva, und ihre Stimme klingt jetzt fast herausfordernd.
Uli zieht ein luftiges Sommerkleid an, kombiniert es mit hohen Schuhen – den BH lässt sie einfach weg. Eva spürt sofort die Spannung, die in der Luft liegt. Ihr Blick gleitet über Ulis Körper, und sie kann sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Eva selbst zieht einen figurbetonten Jumpsuit an, dazu High Heels, und geht langsam auf Uli zu. Ihre Blicke verschmelzen. Die Atmosphäre zwischen ihnen wird spürbar intensiver.
„Und was ist das jetzt, Eva? Regelbruch Nummer zwei?“ fragt Uli mit einem schelmischen Grinsen.
„Komm schon, Uli, du weißt doch, dass du mich aus der Bahn wirfst“, antwortet Eva flüsternd und schaut Uli tief in die Augen.
Der Moment zieht sich, ihre Hände berühren sich zögerlich. Eine elektrisierende Spannung liegt in der Luft. Der Raum zwischen ihnen scheint zu knistern, als ob die Welt um sie herum stillsteht.
„Der letzte Abend, meine Liebe,“ seufzt Eva, und ihre Stimme klingt weich, aber durchzogen von ungeduldiger Sehnsucht.
„Es war wirklich schön mit dir, Uli,“ sagt Eva, ihre Augen funkeln, während sie mit ihrem Bier anstößt. Der Abend vergeht viel zu schnell, aber jeder Moment ist voller intensiver Spannung, die beide nicht mehr loslässt.
Eva öffnet die Zimmer-Tür und schließt sie leise hinter Uli. Der Raum ist in gedämpftem Licht gehüllt, eine drückende Stille liegt in der Luft. „Jetzt reicht es“, seufzt Eva, ihre Stimme rau und dringlich. Sie drückt Uli mit einer plötzlichen Bewegung gegen die Tür. Ihre Lippen finden Ulis Hals, streifen ihn langsam, während Eva sich an sie schmiegt. Ein leises Stöhnen entfährt ihr, als sie Ulis Ohr berührt.
Evas Hand gleitet langsam über Ulis Kleid, berührt die empfindliche Haut und spürt das Zittern der Gänsehaut, die sich dort bildet. Sie lächelt zufrieden und lässt ihre Hand tiefer sinken, bis sie sich in Ulis Mitte vergräbt.
Uli hat ihre Hände um Evas Nacken geschlungen, zieht sie dichter an sich und küsst sie mit einer Intensität, die Eva beinahe den Atem raubt. Langsam beißt sie auf Evas Lippe, ein sanfter Schmerz, der den Kuss noch heißer macht. Ihre Zungen finden sich, bewegen sich im perfekten Takt, als hätten sie nie aufgehört zu tanzen.
Evas Finger wandern an Ulis Körper, bis sie den Reißverschluss des Kleides findet. Als sie ihn mit einer flinken Bewegung öffnet. Sie steht jetzt vor ihr, ihre Augen glänzen vor Verlangen.
Uli drückt Eva hart gegen die Wand. Ihre Lippen finden sich wieder, hungrig und wild, während ihre Körper sich aneinanderreiben. Uli lässt ihre Lippen den Hals hinunterwandern, ihre Zunge folgt einer gierigen Spur bis zu Evas Brust. Sie saugt an ihrer Brustwarze, spürt die Zitterbewegungen in Evas Körper, als Eva sich zurücklehnt und ihren Kopf in den Nacken legt.
„Du bist so wunderschön“, flüstert Uli, während ihre Hand mit fester Kraft Evas Brust umfasst. Eva stöhnt und lässt sich tiefer in den Moment fallen.
Uli zieht Evas Arm ruckartig und schubst sie auf das Bett. Das Kleid fällt wie ein Schatten zu Boden, und die Stille zwischen ihnen wird von der Hitze ihrer Körper durchbrochen.
Eva zieht Uli zu sich, ihre Hüften pressen sich eng aneinander, und Uli kann den Drang in Evas Augen sehen. Sie zittert leicht, als sie Evas Hand auf ihrem eigenen Körper spürt. Sie küsst sie, ihre Zunge gleitet langsam über Evas Lippen, sucht nach mehr, nach etwas Tieferem.
Langsam öffnet Uli Evas Beine, küsst jede Stelle ihrer Haut, bevor sie ihre Finger in Evas Körper eindringen lässt. Ein erschütterndes Stöhnen entfährt Eva, als die Erregung in ihr wächst. Uli verwöhnt sie, die beiden tanzen auf der Grenze des Höhepunkts, spüren die Spannung, die sich mit jedem Atemzug verdichtet.
Eva hört Uli stöhnen, und die Intensität in ihr bricht hervor. Der Höhepunkt kommt fast gleichzeitig, ein Feuerwerk von Lust und Erfüllung.
„Das war…“, sagt Uli atemlos, als sie sich erschöpft neben Eva legt. Sie sieht ihr tief in die Augen. Kein Wort wird mehr gesagt. Ihre Blicke sprechen eine Sprache, die sie nur beide verstehen.
„Das war unglaublich“, flüstert Uli. „Ich will mehr.“
Eva lächelt, ihre Hand legt sich zärtlich auf Ulis Wange. „Ich auch“, sagt sie leise und zieht Uli dichter zu sich.
Eva lacht leise. „Mit dir breche ich gerne meine Regeln, Uli“, sagt sie, ihre Stimme sanft, aber mit einer Spur von Ernst. „Und du bist auch die Einzige, die sie brechen darf.“
Mit einem letzten, intensiven Blick zieht Eva Uli fest an sich und schließt die Augen. Schon bevor Uli ein Wort sagen kann, ist Eva in einen tiefen, friedlichen Schlaf gefallen.
Uli bleibt noch eine Weile wach, beobachtet Eva und legt die Decke sanft über sie. Sie steckt Evas Handy zum Laden an, geht dann leise ins Badezimmer, um sich für die Nacht fertig zu machen.
Am nächsten Morgen erwacht Eva mit einem Lächeln, als sie Uli neben sich entdeckt. Sie kuschelt sich enger an sie, genießt die Wärme und das beruhigende Gefühl der Nähe. Noch ein paar Minuten in dieser sanften Umarmung – ein letzter Moment der Ruhe.
Als sie schließlich aufstehen, bleibt eine spürbare Nervosität in der Luft. Eva ist unsicher, wie es zu Hause sein wird, wie sich alles anfühlen wird, nachdem sie so viel Zeit miteinander verbracht haben. Die beiden gehen ins Badezimmer, unterhalten sich dabei leise. Es fällt ihr schwer, die Gedanken zu ordnen, und doch versuchen sie beide, die Geschehnisse von gestern in den Hintergrund zu stellen.
Nachdem sie sich fertig gemacht haben, packen sie ihre Koffer. Die Atmosphäre zwischen ihnen ist angespannt. Eva schaut aus dem Fenster des Autos, lauscht der sanften Radio-Musik, doch ihre Gedanken sind überall – nur nicht im Moment.
Als Uli das Auto schließlich vor dem Hotel parkt, ist Eva die Erste, die aussteigt. Sie packt ihren Koffer aus und verabschiedet sich kurz und unbestimmt von Uli, die die Augen verdreht. Ihre Abneigung gegen die Situation ist nicht zu übersehen, doch sie sagt nichts.
Zu Hause angekommen, setzt sich Uli auf das Sofa und erzählt Jeremy von ihrer Reise. „Es war genau das, was ich gebraucht habe“, sagt sie mit einem Lächeln, das die Erinnerung an die Massage und das Schlammbad widerspiegelt. „Ich habe mich so richtig entspannen können.“
Währenddessen arbeitet Eva an einem Projekt und versucht, ihre Gedanken zu ordnen. Die Nervosität, die sie die ganze Zeit begleitet hat, drängt sie, eine Ablenkung zu suchen. Sie schickt einer Frau eine Nachricht, um sie zu fragen, ob sie vorbeikommen möchte.
Eva ging nach unten, um die Frau abzuholen, und führte sie in ihre Suite. Die Unterhaltung begann beiläufig, doch Evas Gedanken waren woanders – die Stimmung zwischen ihr und Uli lastete schwer auf ihr, auch wenn sie sich ablenken wollte.
Währenddessen lebte die WhatsApp-Gruppe des Teams auf. Es begann mit einem spöttischen Kommentar:
> Kaum ist die Chefin zurück, hat sie wieder Besuch da.“
Die Nachricht erschien auf den Handys von Uli und Jeremy. Uli las sie, und ein Stich durchzog sie. In ihr zog sich alles zusammen. So schnell bin ich also vergessen und ausgetauscht worden, dachte sie bitter. Sie legte das Handy weg, aber der Gedanke blieb haften, wie ein unerwünschter Schatten.
Einige Tage später war Eva wieder völlig in ihre Arbeit vertieft. Sie hatte, wie so oft, viel zu viele Aufträge angenommen und hetzte von einem Projekt zum nächsten. Uli hatte sich seit Tagen nicht bei ihr gemeldet. Der Kontakt war eingefroren, und das Schweigen zwischen ihnen fühlte sich für Eva wie ein stummer Protest an.
Was für ein Kindergarten, dachte Eva, während sie im Aufzug stand und hektisch Nachrichten beantwortete. Als die Tür sich öffnete, traten Jeremy und Uli ein. Eva hob kurz den Blick, und ihre Augen trafen sich mit Ulis. Der Ausdruck darin war kalt und distanziert. Fein. Wenn sie spielen will, spielen wir eben, dachte Eva ärgerlich und wandte sich demonstrativ wieder ihrem Handy zu.
Plötzlich ruckelte der Aufzug heftig, und alle drei stolperten leicht. Uli hielt sich schnell an Jeremy fest und sah ihn irritiert an.
„Was ist das denn jetzt?“ fragte Eva scharf.
Jeremy warf einen prüfenden Blick auf das Bedienfeld. „Ich würde sagen, der Aufzug ist steckengeblieben.“
„Das darf doch nicht wahr sein!“ fauchte Eva und begann wütend auf die Knöpfe zu drücken. Nichts passierte. Sie fluchte laut und trat einen Schritt zurück. „Was für ein Mist! Was für eine absolute Scheiße!“
Jeremy und Uli warfen sich einen überraschten Blick zu. Eva, die sonst immer beherrscht wirkte, verlor völlig die Fassung. Schließlich ließ sie sich mit einem tiefen Seufzen auf den Boden sinken.
„Setz dich, Sweetie“, sagte Jeremy leise zu Uli und nickte auf den Boden.
Eva verdrehte die Augen, hörbar genervt, und starrte auf ihr Handy. Uli setzte sich gegenüber von Eva, während Jeremy sich direkt neben sie niederließ.
„Alles okay?“ fragte Jeremy sanft und warf Uli einen besorgten Blick zu.
Uli nickte knapp. Natürlich nicht, dachte sie, aber sie sagte nichts.
Für einen Moment glitt ihr Blick zu Eva, die im selben Moment aufsah. Ihre Blicke trafen sich – kurz, intensiv, fast wie eine unausgesprochene Frage. Doch keiner von beiden sprach. Uli wandte den Blick ab, und Eva sah erneut auf ihr Handy.
Jeremy beobachtete die Szene irritiert, blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Doch auch er sagte nichts.
Die Stille war erdrückend, bis der Aufzug endlich wieder in Bewegung kam.
„Gott sei Dank“, murmelte Eva, als sich die Tür öffnete. Sie war die Erste, die hinausstieg. „Dieser Aufzug gehört dringend generalüberholt“, fluchte sie laut, bevor sie im Flur verschwand.
Jeremy beobachtete, wie Uli Eva mit einem nachdenklichen Blick hinterher sah, als sie den Aufzug verließ. Ein kurzer Moment, aber für Jeremy verräterisch genug.
„Ich bin dann mal wieder in der Küche“, sagte Uli schnell und verschwand, bevor Jeremy etwas sagen konnte.
In der Küche herrschte das übliche Chaos: klappernde Pfannen, angespannte Stimmen, unaufhörliches Gewusel. Uli schaltete alles um sich herum aus und konzentrierte sich auf ihre Arbeit. Ihre Bewegungen waren präzise und routiniert, doch innerlich brodelte es.
Nach einer Weile betrat Eva die Küche, ihre Haltung wie immer straff und geschäftsmäßig.
„Der Bürgermeister und die Innenministerin haben sich für heute Abend angekündigt“, begann Eva ohne Umschweife. „Frau Kersting, ich hoffe, Sie können innerhalb von zwei Stunden etwas zaubern.“
Uli hielt inne, hob den Blick und sah Eva mit eisiger Ruhe an. „Haben Sie sonst noch Wünsche? Sie sehen doch, was hier los ist.“ Ihre Stimme war scharf, aber beherrscht.
Für einen Augenblick trafen sich ihre Blicke. Die Spannung zwischen ihnen war greifbar, fast wie eine unsichtbare Mauer, die beide gleichermaßen versuchten, aufrechtzuerhalten – und zu durchbrechen.
Jeremy kam in die Küche, gerade rechtzeitig, um die angespannte Szene zu beobachten. Eva wandte ihren Blick als Erste ab und sah zu Pit, der in der Ecke stand.
„Also, wer hat Zeit?“ fragte sie und ignorierte Uli demonstrativ.
Bevor jemand antworten konnte, schnitt Uli kühl dazwischen: „Pit, übernimm du das am besten.“ Sie ließ ihren Blick auf ihre Hände sinken und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu, ohne Eva weiter zu beachten.
Eva nickte knapp. „Wunderbar, Herr Dübenscheidt. Ich verlasse mich auf Sie.“ Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Küche.
Jeremy sah Uli einen Moment nachdenklich an, bevor er leise fragte: „Was ist das eigentlich mit dir und der de Vries? Ihr zickt euch ständig an.“
Uli seufzte. „Die nervt mich.“ Sie hob nicht einmal den Blick und wechselte geschickt das Thema, indem sie sich auf das Essen konzentrierte.
Jeremy ließ sich von ihrer Ablenkung nicht täuschen.
Der Blick, den Eva und Uli sich zugeworfen hatten, war ihm nicht aus dem Sinn gegangen. Das war kein bloßer genervter Austausch gewesen. Es hatte eine Intensität darin gelegen, die ihn irritierte. Eine Spannung, die sich nicht nur in Worten, sondern auch in unausgesprochenen Gesten zeigte.
Da ist mehr, dachte Jeremy schließlich. Er erinnerte sich daran, dass jeder wusste, dass Eva Frauen liebte und regelmäßig Besuch empfing. Seine Gedanken drifteten weiter. Ob Uli sie auch mal besucht hat? Der Gedanke ließ ihn nicht los, und ein kleines Grinsen spielte auf seinen Lippen. Das Chaos in der Küche schien plötzlich nicht mehr das Interessanteste an diesem Tag zu sein.
Der Abend verlief ruhig, zumindest oberflächlich. Uli lag im Bett und las ein Buch, doch ihre Gedanken drifteten immer wieder zu der Arbeit, Eva und den ständigen Kommentaren in der WhatsApp-Gruppe ab.
Jeremy saß derweil im Wohnzimmer, gedankenverloren. Der Blick zwischen Eva und Uli ging ihm nicht aus dem Kopf. Habe ich zu viel hineininterpretiert? Oder war da tatsächlich mehr? Sein Blick fiel auf Ulis Handy, das auf dem Wohnzimmertisch lag. Die Versuchung war übermächtig.
Zögernd griff Jeremy danach, entsperrte das Handy und öffnete Ulis Chats. Er scrollte durch die Nachrichten, doch keiner der Chats war von Eva. Seltsam. Arbeiten die nicht eng zusammen? dachte er irritiert. Er suchte nach Evas Namen und öffnete den leeren Chat.
Ein Impuls ließ ihn innehalten, dann tippte er ein rotes Herz und schickte es ab. Fast sofort löschte er den Chatverlauf. Nun wartete er, sein Herz hämmerte vor Aufregung. Kurz darauf kam Evas Antwort:
> ?
Jeremy las die Nachricht, überlegte hektisch, was er schreiben sollte. Doch der Mut verließ ihn, und er legte das Handy zurück, als wäre nichts passiert.
Eva saß in ihrer Suite und starrte irritiert auf das Display. Ein Herz? Von Uli? Tagelang war Funkstille gewesen, und jetzt das? Sie schüttelte den Kopf, legte das Handy zur Seite und versuchte zu schlafen, doch die Nachricht ließ sie nicht los.
Am nächsten Morgen
Die Teamsitzung begann wie gewohnt. Eva bereitete die Unterlagen vor, als Jeremy als Erster das Büro betrat.
„Setzen Sie sich schon mal, ich bereite alles vor“, sagte sie ohne Umschweife.
Als Uli das Büro betrat, hob Eva kurz den Blick und sah sie an. Ihr Gesicht zeigte keine Regung, ebenso wenig wie Ulis. Ohne ein Wort setzte Uli sich zwischen Jeremy und Eva.
Während der Sitzung verteilte Eva die kommenden Aufträge, sprach die Speisenauswahl durch und klärte organisatorische Punkte. Alles lief routiniert ab, doch Jeremy ließ die beiden nicht aus den Augen. Er beobachtete jeden Blick, jede Bewegung.
Eva bemerkte Jeremys scharfe Blicke und fühlte, wie die Situation sich zuspitzte. Sie musste handeln, bevor die Spannung zwischen ihnen eskalierte.
Später am Tag betrat Eva die Küche, wo Uli gerade arbeitete.
„Frau Kersting, hätten Sie einen Moment?“ fragte Eva und ging ohne eine Antwort abzuwarten ins Lager.
Widerwillig folgte Uli ihr. „Was gibt es?“ fragte sie schroff.
Eva sprach leise, aber angespannt: „Dein Mann beobachtet uns. Hast du eine Ahnung, warum?“
Uli verschränkte die Arme, ihre Stimme war gereizt. „Warum sollte er? Es gibt nichts zu sehen, Eva. Du bildest dir etwas ein.“
„Das sehe ich anders. Er verfolgt jeden unserer Schritte.“
Uli seufzte genervt und schüttelte den Kopf. „Lass mich in Ruhe weiterarbeiten, Eva. Geh und tu das, was du sonst so tust.“
Bevor Eva etwas erwidern konnte, drehte sich Uli um und verließ das Lager. In der Küche stand Jeremy und sah die beiden mit scharfem Blick an.
Evas Augen wanderten kurz zu Uli, die ihr nur ein genervtes „Könnt ihr mich bitte alle in Ruhe arbeiten lassen?“ entgegenschleuderte.
Eva nickte Jeremy knapp zu, als wollte sie bestätigen, dass sie verstanden hatte, dass die Situation außer Kontrolle zu geraten drohte. Doch in ihrem Inneren brodelte es. Das hier läuft in die falsche Richtung, dachte sie und verließ die Küche.
Jeremy sah sie an, sein Blick stumm, bevor er sich wortlos abwandte und den Raum verließ.
Uli schüttelte den Kopf, ihr Blick in die Ferne gerichtet. Gedanken rasten durch ihren Kopf.
> Vielleicht hast du recht“, schrieb sie. „ Aber das mit uns … das ist vorbei. Es war nur das Wochenende, zwei Tage, genau wie wir es gesagt hatten. Und damit hat er nichts mehr in der Hand.
Die Antwort kam kurz und knapp:
„Ok.“
Uli schluckte schwer. Der kurze Satz traf sie stärker, als sie erwartet hatte. Ihre Hände zitterten leicht, während sie den Chat löschte. Das Handy landete auf der Tischplatte, aber ihre Gedanken hingen noch immer an Evas Berührungen.
Am Abend kehrte der Alltag ein. Jeremy und Uli widmeten sich ihren Routinen: sie las, er schaute fern. Ihr Handy lag in der Küche, am Ladekabel. Sie war müde und schlief bald auf der Couch ein.
Jeremy bemerkte es. Sein Blick wanderte zu ihrem Handy, und nach einem Moment des Zögerns griff er zu. Ein Risiko, das er bereit war einzugehen.
Er öffnete ihre Nachrichten und tippte:
>„Wann darf ich mal Ihre Suite besuchen?“
Eva las die Nachricht und runzelte die Stirn. Ein unangenehmes Gefühl stieg in ihr auf. Sie wusste sofort, dass diese Worte nicht von Uli stammten. Schließlich war sie schon bei ihr gewesen, und sie siezten sich nicht.
>„Wie bitte?“
Jeremy hielt inne, überlegte kurz, bevor er antwortete. Wie würde Uli wohl schreiben?
„Ihre Blicke sagen mehr als Worte.“
Eva las die Nachricht und lachte leise, aber ohne Freude. Für wie dumm hielt er sie eigentlich?
>„Mein Blick? Der ist genervt – von Ihnen. Mehr nicht. Sie sind meine Angestellte, und außerdem sind Sie verheiratet.“
Ein Schlag. Jeremy biss die Zähne zusammen, löschte hastig den Chat und legte das Handy zurück.
Am nächsten Morgen war Uli früh zur Schicht im Hotel. Jeremy begann später, doch Eva suchte sie bereits, bevor er auftauchte.
Uli war früh im Hotel und begann mit ihrer Schicht, als Eva sie schon vor Jeremys Arbeitsbeginn abfing.
„Mitkommen“, sagte Eva knapp und ging schnellen Schrittes in eines der Lagerräume. Dort blieb sie stehen, zog ihr Handy hervor und drückte es Uli mit Nachdruck in die Hand. Der geöffnete Chat leuchtete auf dem Display.
„Lies“, forderte Eva, ihre Stimme scharf, „und sag mir, was das soll.“
Uli runzelte die Stirn, nahm das Handy und überflog den Chatverlauf. Das rote Herz, das er Eva vor zwei Tagen geschickt hatte, stach ihr ins Auge. Dann entdeckte sie die Nachricht von gestern. Verwirrt hob sie den Blick.
„Hä?“ entfuhr es ihr. „Das war ich nicht.“ Ihre Augen suchten Evas, doch die waren kühl und durchdringend.
Mit zitternden Händen zog Uli ihr eigenes Handy hervor und öffnete Evas Chat. Leer. Genau so, wie sie ihn gelöscht hatte.
Eva hob eine Augenbraue. „Muss ich wirklich noch etwas dazu sagen?“
Uli schüttelte den Kopf. „Nein. Wir hatten das doch geklärt.“
Ein Moment der Stille. Beide nickten, aber ihre Blicke erzählten eine ganz andere Geschichte. Es lag mehr zwischen ihnen, als Worte ausdrücken konnten.
Uli wandte sich ab, ging zurück in die Küche, während Eva in die Lobby zurückkehrte.
Eva stand mit geradem Rücken in der Lobby, ihre Eleganz unerschütterlich. Doch hinter ihrer Fassade lag eine Unruhe, die sie nicht abstreifen konnte. Sie ließ ihren Blick über den Hotelbetrieb schweifen, versuchte, sich auf die Abläufe zu konzentrieren, doch ihre Gedanken wanderten immer wieder zurück zu Uli.
Im Restaurant stand Uli, die Augen auf Eva gerichtet. Sie beobachtete jede ihrer Bewegungen. Eva war so souverän, so unnahbar – und doch fühlte Uli die Spannung zwischen ihnen wie eine körperliche Präsenz.
Ein leises Knarzen riss Uli plötzlich aus ihren Gedanken. Ihr Blick wanderte nach oben. Der massive Kronleuchter über der Lobby begann leicht zu wackeln. Zuerst kaum merklich, doch dann wurde das Geräusch lauter, ein unheilvolles Knirschen, das die Luft zu zerreißen schien.
Evas Blick hob sich, als sie die Bewegung über sich bemerkte. Ihre Augen weiteten sich, Verwirrung und Schock überlagerten ihren sonst so kontrollierten Ausdruck.
„Eva!“ schrie Uli, ihre Stimme ein durchdringender Ruf voller Panik.
Der Kronleuchter löste sich mit einem ohrenbetäubenden Krachen aus seiner Verankerung. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen, der massive Leuchter fiel wie in Zeitlupe.
Evas Beine schienen wie festgewachsen. Sie rührte sich nicht, starrte nur nach oben, während der Schatten des Leuchters sie einhüllte.
Alle stürmten auf Eva zu, die benommen auf dem Boden saß, den Kopf leicht gesenkt, während Blut langsam an ihrer Hand hinunterlief. Im Restaurant stand Uli wie versteinert, ihr Blick fixiert auf die Szene vor ihr. Sie wollte hinlaufen, zu Eva, ihr helfen – aber ihre Beine schienen nicht zu gehorchen.
Jeremy und Paolo waren bereits bei Eva, ihre Stimmen überschlagen sich, doch Jeremy bemerkte den starren Blick von Uli, der fast mehr verriet, als er sollte.
Eva fasste sich vorsichtig an den Hinterkopf und verzog das Gesicht. „Aua … ich glaube, das blutet“, murmelte sie und betrachtete das Blut, das sich auf ihrer Hand sammelte. „Scheiße.“
Kurz blickte sie zu Uli hinüber, ihre Augen suchten etwas in ihrem Gesicht, bevor sie wieder auf ihre Hand starrte. Uli fühlte, wie etwas in ihr brannte – das Bedürfnis, zu ihr zu laufen, sie zu unterstützen, die Distanz zwischen ihnen aufzuheben. Doch ihr Kopf warnte sie: Das wäre zu auffällig.
„Scheiß drauf“, flüsterte Uli und trat entschlossen aus dem Restaurant zu der kleinen Gruppe.
Jeremy sah sie kommen und beobachtete jede ihrer Bewegungen genau. Uli kniete sich neben Eva, ignorierte die Blicke der anderen und holte ein Küchentuch aus ihrer Schürze. Sie reichte es Eva. „Für das Blut“, sagte sie leise und hielt es ihr hin.
Eva nahm es zögernd und drückte es an ihre Wunde. „Danke“, murmelte sie, ihre Stimme weicher als zuvor.
„Habt ihr einen Krankenwagen gerufen?“ fragte Uli in die Runde, ihre Stimme ruhig, fast sachlich. Paolo nickte.
Uli hielt kurz inne, ihre Augen glitten über Evas Gesicht, bevor sie sich abrupt wieder aufrichtete. „Dann ist ja alles geklärt“, sagte sie knapp und kehrte zurück in die Küche, auch wenn jeder Schritt sie Überwindung kostete.
Jeremy ließ Eva nicht aus den Augen, aber sein Blick wanderte immer wieder in Richtung Uli. Auch Paolo wirkte nachdenklich, seine Stirn in Falten gelegt.
„Wie kann dieser verdammte Kronleuchter einfach runterfallen?“ fluchte Eva plötzlich laut, ihre Augen vor Zorn funkelnd.
Noch bevor jemand antworten konnte, kam der Krankenwagen mit quietschenden Reifen vor dem Hotel zum Stehen. Die Sanitäter halfen Eva behutsam auf und führten sie hinaus. Sie ging aufrecht, aber ihre Hand hielt noch immer das blutige Küchentuch an ihren Kopf. Kurz vor der Tür hielt sie inne, drehte sich halb um, und ihre Augen fanden Uli in der Ferne.
Für einen flüchtigen Moment begegneten sich ihre Blicke. Der Ausdruck in Evas Augen war ein stummer Dialog, der mehr sagte als Worte es je könnten. Es war Verletzlichkeit, Dankbarkeit und etwas Tieferes, das sie beide nicht benennen wollten. Uli spürte, wie ihr die Kehle eng wurde, und wandte sich schnell ab, doch Jeremy hatte den Blickwechsel bemerkt.
Am Abend lag Eva in ihrem Bett, den Kopf auf das frische Kissen gebettet. Doch die Stille der Suite brachte keine Ruhe. Ihr Kopf pochte mit jeder Sekunde stärker, als würde der Schmerz sie innerlich aushebeln. Doch schlimmer als die körperlichen Schmerzen waren die Gedanken, die ihr keine Pause gönnten – Gedanken an Uli.
Warum ließ sie das nicht los? Sie schloss die Augen, drückte die Hände gegen ihre Schläfen, als ob sie die Bilder damit vertreiben könnte. Doch stattdessen wurde es nur klarer: die Art, wie Uli sie ansah. Die Wärme in ihren Augen, die Fürsorge, die sie zeigte, obwohl sie versuchte, es zu verbergen. Eva spürte, wie etwas in ihr brodelte – Gefühle, die sie nie zulassen wollte.
„Scheiße“, fluchte sie leise und griff sich an den Kopf, nur um festzustellen, dass ihre Finger plötzlich wieder klebrig waren. Sie zog die Hand zurück und starrte auf das dunkle Rot, das ihre Finger verschmierte.
„Nicht dein Ernst“, murmelte sie und stand auf, das Blut tropfte bereits auf den Boden. Sie schnappte sich ein Handtuch, presste es an die Wunde und griff nach ihrem Handy. Mit zittrigen Fingern wählte sie den Notruf.
Im Jogginganzug, das Gesicht blass und erschöpft, stand Eva kurze Zeit später in der Lobby. Sie wartete auf den Krankenwagen, der mit grellem Blaulicht vor dem Hotel hielt.
„Scheinbar nicht gut genug geklebt“, erklärte Eva trocken, als die Sanitäter sie betrachteten. Ihr Ton war sarkastisch, doch ihr Gesicht zeigte, dass sie erschöpft war.
„Wir kümmern uns darum“, versicherte einer der Sanitäter und half ihr in den Wagen.
Kaum war Eva weg, begann der Hotel-Chat zu explodieren.
„Schon wieder ein Drama mit der Chefin?“
„Was macht die denn bitte für Sachen?“
„Ist die überhaupt noch tragbar?“
Jeremy saß in der Ecke des Sofas und beobachtete die Nachrichten mit einem schiefen Lächeln. Uli saß gegenüber, das Handy in der Hand, ihre Augen glitten über die Nachrichten. Sie fühlte Jeremys Blick auf sich.
„Hör auf, mich so anzustarren“, sagte sie genervt, ohne ihn anzusehen, und verdrehte die Augen.
Jeremy grinste. „Ich frag mich nur, warum du so angespannt bist. Nervös, Uli?“
Bevor Uli antworten konnte, kam eine neue Nachricht herein – diesmal von Eva.
„Mach dir keine Sorgen. Die Wunde war einfach nicht richtig geklebt. Bevor euer Getratsche wieder losgeht: Alles gut. Lösch den Chat bitte.“
Uli atmete hörbar aus. Sie tippte schnell zurück:
„Gute Besserung!“ – und fügte ein rotes Herz hinzu, bevor sie den Chat sofort löschte.
Jeremy schnaubte leise.
Spät in der Nacht kehrte Eva ins Hotel zurück. Die Gänge waren leer, die Luft still, fast bedrückend. Sie fühlte sich seltsam allein, und der Schmerz in ihrem Kopf pochte immer noch dumpf.
In ihrer Suite betrachtete sie das Kissen, das mit Blut befleckt war. Ein Gefühl der Hilflosigkeit überkam sie. Sie zog die Bettwäsche ab, ihre Bewegungen mechanisch, fast trotzig. Mit frischer Bettwäsche richtete sie das Bett wieder her, aber die Leere in ihrem Inneren blieb.
Sie legte sich hin, aber Schlaf wollte nicht kommen. Ihre Gedanken wanderten wieder – zu Uli. Sie griff nach ihrem Handy, hielt es in der Hand, aber zögerte. Wieder die Angst: Was, wenn Jeremy oder jemand anderes die Nachricht liest?
Sie legte das Handy wieder weg und schloss die Augen.
Uli lag in dieser Nacht wach, ihr Kopf war ein Karussell aus Gedanken und Gefühlen, die sie nicht einordnen konnte. Schließlich stand sie auf, zog sich einen dicken Pullover über und ging in die Küche. Der Tee dampfte in ihrer Tasse, doch er brachte keine Ruhe. Sie fühlte sich unruhig, getrieben von dem Wunsch, etwas zu tun – etwas zu sagen.
Nach einigem Zögern griff sie zu einem Blatt Papier und einem Stift. Ihre Hand zitterte leicht, als sie begann zu schreiben:
Liebe Eva,
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich anfangen soll. Ich schreibe normalerweise keine Briefe – schon gar keine wie diesen.
Ich mache mir Sorgen um dich. Immer wieder sehe ich vor mir, wie du auf dem Boden saßt, verletzt und blutend. Es tut mir weh, dich so zu sehen.
Und es tut mir weh, dass wir keinen Kontakt mehr haben. Das Wochenende mit dir war das Schönste, was ich seit Langem erlebt habe. Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit zusammen gehabt.
Du bist ein unglaublich faszinierender und toller Mensch. Ich fühle mich in deiner Nähe lebendig, und das macht es für mich umso schwerer. Ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll.
Ich lese, dass du alle paar Tage eine andere Frau bei dir hast, Eva. Das macht mich wahnsinnig. Nicht, weil ich dir etwas vorwerfen will – sondern weil ich weiß, dass du das nicht nötig hast. Du bist so viel mehr als das, und dein Ruf ist es auch.
Warum nicht nur eine Frau? Warum nicht jemandem vertrauen, dich wirklich fallen lassen?
Du bist so liebenswert, Eva, und ich wünsche dir von Herzen, dass du das auch erkennst.
Uli
Uli faltete den Brief sorgfältig, schob ihn in die Tasche ihrer Arbeitsjacke und seufzte leise. „Du bist die Frau, die alle Regeln von Eva gebrochen hat“, flüsterte sie sich selbst zu, bevor sie schließlich ins Bett ging.
Am nächsten Morgen stand sie früh auf, zog ihre Jacke an und schlich durch die leeren Flure des Hotels. Vor der Tür zu Evas Suite zögerte sie einen Moment, bevor sie den Brief unter der Tür hindurchschob. Ohne einen weiteren Blick ging sie zur Arbeit, ihre Gedanken schwer und voller Zweifel.
Eva erwachte später als gewöhnlich. Ihr Kopf pochte immer noch leicht, aber es war auszuhalten. Als sie aufstand, fiel ihr Blick auf einen gefalteten Zettel, der vor ihrer Tür lag. Verwirrt hob sie ihn auf, setzte sich auf die Bettkante und begann zu lesen.
Mit jedem Wort stieg ein Kloß in ihrem Hals auf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Hände zitterten leicht, als sie den Brief zu Ende las.
Es fühlte sich an wie ein Abschied. Ein Abschied von etwas, das nie richtig begonnen hatte. Uli hatte Recht: Eva war nicht sesshaft. Sie war rastlos, immer auf der Suche – doch nie bei dem, was wirklich wichtig war.
Eva seufzte tief. Sie wusste, dass Uli niemals ihre Familie oder ihre Sicherheit aufgeben würde – schon gar nicht für eine Frau wie sie, die nicht einmal versprechen konnte, beständig zu sein.
Trotzdem spürte sie, dass sie nicht schweigen konnte. Sie brauchte Uli – wenn auch nur für einen Moment.
In ihrem Büro nahm Eva ein Blatt Papier und begann zu schreiben. Ihre Gedanken schienen sich zu überschlagen, aber sie ließ ihr Herz sprechen:
Liebe Uli,
Danke für deinen Brief. Mir geht es gut – wirklich. Es ist nur eine Platzwunde, und die Kopfschmerzen gehen vorbei. Das macht alles nichts, das wird wieder.
Das Wochenende mit dir war traumhaft. Ich denke ständig daran. Und ich denke an dich.
Ich weiß nicht, warum ich nicht sesshaft werden kann. Vielleicht, weil die perfekte Frau für mich nicht zu haben ist. Vielleicht deshalb.
Ich vertraue dir, Uli. Reicht das nicht?
Die Frauen, von denen du sprichst, sind mir scheißegal. Das habe ich dir schon mal gesagt. Es ist nur Spaß, Ablenkung. Nichts davon bedeutet etwas. Du bist die Einzige, die mir wichtig ist.
Ich möchte dich niemals verletzen, das musst du mir glauben.
In Liebe,
Eva
Eva las ihre Worte mehrmals durch. Es fühlte sich ungewohnt an, so direkt zu schreiben. Doch sie wusste, dass sie ehrlich sein musste – mit sich selbst und mit Uli.
„Sowas habe ich noch nie geschrieben“, murmelte sie, als sie den Brief faltete und in einen Umschlag steckte. Dann machte sie sich auf den Weg, ihn Uli zu übergeben.
Eva stand in der Küche, das Gefühl von Nervosität in ihrem Bauch, als sie durch die Tür trat. Ihr Blick schweifte durch den Raum, auf der Suche nach einer Gelegenheit, den Brief zu übergeben, ohne dass es jemand bemerkte. Sie hoffte, dass die Küche leer war, aber natürlich war Uli schon da, stand an der Theke und bereitete die Morgenaufgabe vor.
Uli blickte auf, als Eva die Tür öffnete. Ihr Blick traf den von Eva, und für einen Moment war alles still, als ein unsichtbares Band zwischen ihnen pulsierte. Keine Worte wurden gewechselt, aber in der Luft lag ein Gefühl von Nähe, das keiner der beiden leugnen konnte.
Eva trat leise an Uli heran, als würde sie es kaum wagen, ihre Anwesenheit zu bestätigen. Sie beugte sich etwas nach vorne, um Uli bei der Arbeit zuzusehen, während sie unauffällig den Brief aus ihrer Tasche holte und ihn in Uli’s Arbeitsjacke schob. Ihre Hände berührten sich fast unmerklich, als der Brief sicher in der Tasche verschwand.
Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blicke, tief und voller unausgesprochener Worte. Uli nickte, als hätte sie den Moment erfasst und mit einem winzigen Lächeln reichte sie Eva den Espresso.
„Danke“, sagte Eva leise, ihre Stimme beinahe zu ruhig für den Sturm, der in ihr tobte. Sie blieb einen Moment länger in der Küche stehen, als wäre sie sich der Gefahr, die sie beide umhüllte, plötzlich noch bewusster.
„Haben Sie einen Krankenschein?“ fragte Uli ohne die Spannung zu brechen.
„Ja, hab ich“, antwortete Eva, ihre Stimme war jedoch abgeklärt, als ob sie sich selbst davon überzeugen wollte. „Und ich langweile mich. Muss auch mal sein. Viel interessanter wird jedoch die Krankenhausrechnung, da ich privat versichert bin.“
Uli zog die Augenbrauen hoch. „Aber läuft das nicht über die Arbeit? War ja schließlich ein Arbeitsunfall.“
„Wird man sehen“, antwortete Eva mit einem Achselzucken, das mehr Unsicherheit in sich trug, als sie zugeben wollte.
Plötzlich trat Jeremy in die Küche, und die Leichtigkeit seiner Ankunft schien den Moment der Nähe zwischen Eva und Uli zu zerreißen. „Guten Morgen“, grüßte er, während er Uli einen Kuss auf die Wange drückte – und dabei Eva mit einem spöttischen Blick bedachte. „Na, Chefin. Wie geht’s Ihnen heute?“
„Ganz gut soweit“, antwortete Eva ruhig, obwohl ihr Lächeln gespielt wirkte. „Ich kann heute ganz entspannt in den Tag gehen. Ein paar Gespräche führen und nach dem Rechten sehen. Dinge, für die ich sonst keine Zeit habe.“
„Müssen Sie nicht arbeiten?“ fragte Eva , ihre Miene leicht spöttisch.
„Doch“, erwiderte er mit einem schmalen Lächeln. „Aber ich wollte nur meiner Frau guten Morgen sagen.“
Uli bemerkte den Hauch von Missstimmung in Evas Antwort, aber sie entschied sich, den Moment zu überspielen. Sie sah Eva an, als sie eine frisch zubereitete Käse-Pumpernickel-Praline auf den Teller legte. „Möchten Sie probieren, Frau de Vries?“ fragte sie mit einem schelmischen Grinsen.
„Sehr gerne“, antwortete Eva, und ihre Augen begegneten denen von Uli. Es war, als würde die Zeit für einen Augenblick stillstehen. Sie nahm einen Bissen, und ein kleines, zufriedenes „Mhhh“ entwich ihr.
„Sehr gut. Das gefällt mir“, sagte sie und ließ ihre Augen weiter in die von Uli versinken. Für einen kurzen Moment war alles andere vergessen – der Rest der Welt, die anderen Menschen, der ganze Alltag. Nur sie beide.
„Du lenkst mich sehr von der Arbeit ab“, flüsterte Uli, die Worte fast wie ein Geheimnis.
„Okay“, antwortete Eva, ihre Stimme ebenso leise. „Ich geh hoch in meine Suite.“
„Schönen Tag noch“, sagte sie, als sie sich zur Tür wandte, doch bevor sie sie verließ, blickte sie ein letztes Mal über die Schulter. Uli stand immer noch da, mit einem fast nachdenklichen Ausdruck, als sie beobachtete, wie Eva den Raum verließ.
Uli zwinkerte Eva zu, als sie den Raum verließ, doch der Blick in ihren Augen sagte mehr, als Worte es je hätten tun können.
„Ach Mist“, murmelte Uli zu Pit, „ich wollte sie noch etwas fragen.“ Sie blickte sich schnell um und sah, dass Eva bereits die Tür passiert hatte. Ein innerer Impuls trieb sie, der Leidenschaft nachzugeben. Ohne länger zu zögern, sprang Uli auf und eilte hinter Eva her.
„Vorsicht“, warnte Eva halb lachend, als Uli sie in einem schnellen Schritt in einen der Lagerräume zog. Die Tür schnappte hinter ihnen zu, und in dem engen Raum war es, als würde die Zeit stillstehen. Uli schloss die Hände sanft um Evas Gesicht, ihre Augen trafen sich, und in einem unerwarteten Moment, der alles andere in den Hintergrund drängte, küsste Uli sie leidenschaftlich. Der Kuss war intensiv, jeder Moment, jede Berührung von Zunge und Lippen schien alles zu verschlingen. Eva schloss die Augen, das Rauschen ihres eigenen Herzens übertönte alles andere, als sie sich in den Kuss vertiefte.
„Mmh…“, stieß Eva hervor, als sie Uli in einer Umarmung zog. „Die brauchte ich jetzt von dir, nicht von jemand anderem“, flüsterte sie an Ulis Ohr. Ihre Worte waren leise, doch sie trugen die Schwere eines Gefühls, das sie so lange nicht hatte zulassen wollen.
Uli lächelte leicht, strich über Evas Rücken und zog sich dann vorsichtig zurück. „Ich muss wieder in die Küche. Ich werde deinen Brief später lesen und dir dann antworten. Vielleicht per SMS… Mal sehen, wie es kommt“, sagte sie, während ihre Hände noch ein letztes Mal nach Evas griffen.
Die beiden sahen sich tief in die Augen, ein Moment der Stille und der Verbundenheit. Eva beugte sich noch einmal vor und küsste Uli flüchtig auf die Lippen, bevor sie sich unauffällig aus dem Lagerraum schlich.
Doch Raik König, der zufällig an dem Raum vorbeiging, hatte den Blickwechsel zwischen den beiden bemerkt. Als Uli später herauskam, beobachtete er sie mit einem scharfen Blick. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet mehr, als Worte es hätten tun können – Uli und Eva hatten sich nicht nur geküsst, sie hatten ihre Grenze überschritten.
Eva betrat in Gedanken versunken ihre Suite und ließ sich auf das Bett fallen. Ihr Kopf pochte, die Kopfschmerzen von vorhin hatten sich wieder gemeldet, und sie fühlte sich erschöpft von allem, was passiert war. Trotzdem war sie froh, dass Uli sie in diesem Moment berührt hatte – auch wenn sie wusste, dass es die Dinge nur noch komplizierter machen würde.
Als Uli in ihrer Pause draußen saß und den Brief las, überkam sie ein Gefühl der Unruhe. Sie nahm ihr Handy und begann zu tippen. Ihre Nachricht an Eva kam direkt aus dem Herzen, ohne Zögern, als hätte sie schon lange auf den richtigen Moment gewartet.
„Wieso ist die richtige Frau nicht für dich verfügbar? Hast du dich zu sehr auf deine Regeln festgefahren? Gib ihr eine Chance… Ich vertraue dir auch, Eva!“
Für einen Moment lag ihr Blick auf dem Bildschirm. Doch dann kam nichts zurück. Eva war eingeschlafen. Erst als sie aufwachte, las sie die Nachricht und schüttelte mit einem Lächeln den Kopf.
„Sorry, bin eingeschlafen. Uli, du bist manchmal wirklich… schwer von Begriff. DU bist die Frau.“
Als Uli diese Nachricht las, während sie in der Küche arbeitete, überkam sie ein Kloß im Hals. Ihre Hände zitterten kurz, als ihr Puls in die Höhe schoss. Hatte Eva wirklich das gesagt? Hatte sie wirklich Uli als die Frau bezeichnet, von der sie immer geglaubt hatte, sie sei unerreichbar?
Unschlüssig über ihre eigenen Gefühle und was sie als nächstes tun sollte, legte Uli das Handy weg. Sie wusste, dass sie nicht länger weglaufen konnte. Doch was konnte sie tun? Was sollte sie antworten?
Später, als Uli gerade in den Aufzug stieg, um Eva ihr bestelltes Essen zu bringen, traf sie auf Jeremy.
„Essensbestellung für welches Zimmer?“ fragte er mit einem interessierten Blick.
„217“, antwortete Uli in einem tonlosen, leicht genervten Ton.
„Soll ich das übernehmen? Du hast doch sicher genug zu tun“, fragte er.
„Jetzt, wo ich fast da bin, macht es keinen Unterschied mehr“, antwortete Uli schroff und drückte den Knopf für die obersten Etagen.
Als sie aus dem Aufzug stieg, starrte Jeremy ihr nach und blieb an einem der Zimmer stehen. Es war klar, dass er ihre Bewegungen genau beobachtete, was Uli kaum entging. Sie wusste, dass er die Spannung zwischen ihr und Eva wahrgenommen hatte.
Als Uli schließlich vor Evas Tür stand und anklopfte, wusste sie, dass der Moment, den sie gefürchtet hatte, nun gekommen war. Eva öffnete die Tür und ihr Lächeln war sofort zu erkennen, aber in ihren Augen lag eine Frage, eine Unsicherheit.
„Können Sie das bitte auf den Tisch abstellen?“ fragte Eva, als sie die Tür öffnete und Uli einen ernsten Blick zuwarf. Eva spürte sofort, dass etwas in der Luft lag. Sie betrat die Suite, doch der Raum fühlte sich plötzlich enger an, als sie es gewohnt war.
Eva sieht sie an. Ulis Gesicht ist angespannt. „Dein Gesicht spricht mehr, als du denkst“, flüstert sie leise. Uli nickt nur und geht. „Schönen Tag noch“, sagt sie, während sie die Tür hinter sich schließt.
Jeremy, der immer noch im ersten Zimmer steht und alles mit kritischem Blick beobachtet, schaut auf, als Uli ihn anspricht: „Musst du nicht die Zimmer fertig machen, oder warum stehst du hier wie eine Laterne?“
„Doch, ich kontrolliere gerade die Zimmer“, antwortet Jeremy mit einem kurzen Nicken.
„Okay“, murmelt Uli und geht wieder zurück an die Arbeit.
Eva isst ihr Essen, genüsslich und nachdenklich. Keine Antwort von Uli. Die Situation bleibt ungelöst und komplizierter, als sie je gedacht hätte. Ein kalter Hauch von Unklarheit liegt in der Luft.
Sie stellt das Geschirr in den Flur und setzt sich auf den Balkon. Der Abend bricht langsam herein, und der Herbst kündigt sich an. Eva fühlt sich von der Stille umhüllt. In diesem Moment würde sie am liebsten eine Freundin einladen, sich abzulenken, nicht allein zu sein. Aber sie weiß, dass jede Bewegung hier, jeder Schritt, sofort bei Uli ankommt. In diesem Hotel bleibt nichts geheim. Außer das, was zwischen ihr und Uli ist – das bleibt ihre private Last.
Nächste Woche hat Eva Geburtstag – ein Tag wie jeder andere, denkt sie sich. Eigentlich möchte sie diesen Tag einfach überspringen. Sie überlegt, was sie an diesem Tag tun könnte, um die Gedanken zu vertreiben. Ihr Blick fällt auf den Horizont, und sie entscheidet sich, den Tag am Meer zu verbringen. Den Kopf frei bekommen, die Seele baumeln lassen, weit weg von allem.
Sie legt sich wieder ins Bett. Kein Schmerzmittel hilft, der Schmerz bleibt. Doch morgen wird sie wieder arbeiten müssen. Die Aufträge warten nicht
Eva sitzt am Morgen im Büro, vor sich Kaffee, iPad und PC. Sie scannt die Aufträge und macht unabsichtlich den Fehler, einen doppelt einzutragen. Ihre Gedanken sind woanders, ihre Augen brennen vor Schmerz, als sie sich die Stirn reibt.
Uli sieht auf ihrem Tablett die neuen Aufträge und runzelt die Stirn. „Ist das eine Doppelveranstaltung oder wie soll ich das verstehen?“, fragt sie irritiert Pit.
„Keine Ahnung, was die Chefin da wieder veranstaltet. Die meint aber auch, wir können zaubern und haut einen Termin nach dem anderen rein“, antwortet Pit genervt.
„Ich geh sie fragen, was das soll und wie sie sich das vorstellt“, sagt Uli und macht sich auf den Weg. Als sie in den Aufzug tritt, trifft sie zufällig auf Jeremy.
„Wohin geht’s?“, fragt er neugierig.
„Zur Chefin. Ich muss was klären“, sagt Uli, ihre Stimme klingt ungeduldig. „Seit wann interessiert dich eigentlich jeder meiner Schritte, Jeremy?“
„Macht es nicht. Mich interessiert nur deine Arbeit“, entgegnet er kühl.
„Willst du jetzt auch noch mit bei der Chefin rein oder worauf wartest du?“, fragt sie.
Uli klopft an Evas Tür und schaut Jeremy irritiert an, der hinter ihr steht. „HEREIN“, ruft Eva.
Uli tritt ins Büro und schließt die Tür hinter sich. „Ich hätte eine Frage an Sie“, sagt sie, während sie auf die Tür zeigt. Eva nickt.
„Was kann ich für Sie tun?“, fragt Eva freundlich.
Uli tritt näher, stellt sich neben Eva und fragt: „Ist das eine Doppelveranstaltung oder was ist das?“
Eva schaut auf ihren PC, bemerkt den Fehler und sieht Uli erschrocken an. „Das wäre mir nicht aufgefallen. Nein, das ist eine Veranstaltung. Alles wie vorher eingetragen. Meine Gedanken waren wohl woanders.“ Sie ergreift Ulis Hand und streichelt sie sanft. Uli lächelt, aber löst sich langsam von Eva.
„Dann kann ich ja weiterarbeiten“, sagt Uli. „Es ist einiges zu tun, und wir haben zu wenig Hände.“
„Soll ich noch einen Koch einstellen?“, fragt Eva.
„Nein! Ich schaffe das alles mit Pit. Aber vielleicht noch eine Küchenhilfe? Eine, die nicht ständig krank ist, wäre doch mal was“, antwortet Uli.
„Ich lass mir was einfallen. Schönen Tag noch, Frau Kersting.“
Eva lehnt sich zurück und denkt nach. Es scheint, als könnten sie sich nicht mehr ungestört sehen, weil er hinter jeder Tür stehen könnte.
Am Nachmittag trägt Eva in ihren Kalender ein, dass sie am 16. September nicht im Haus ist. Doch dann bemerkt sie, dass jemand ihren Geburtstag eingetragen hat. Genervt verdreht sie die Augen. „Das geht niemanden etwas an“, denkt sie. Immerhin wird sie an diesem Tag nicht hier sein, niemand wird sie nerven.
Eva geht in ihr Zimmer, räumt auf, liest und sieht fern. Es ist langweilig, sie ist allein. Sie könnte Uli nicht schreiben oder anrufen, weil sie nie weiß, ob Jeremy an ihr Handy geht.
Ein paar Tage später trifft Eva Uli im Aufzug – zum Glück ist sie alleine. Uli streichelt Evas Arm und lächelt sie an.
„Wir müssen uns was einfallen lassen, damit wir wenigstens schreiben können, wenn wir uns schon nicht sehen“, sagt Eva.
„Ich lass mir was einfallen, Eva“, antwortet Uli und zieht Eva kurz zu sich. Sie drückt sie und löst sich erst, als das Geräusch der Aufzugtür ertönt. „Schönen Tag noch.“
„Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer ist, eine Affäre zu haben“, überlegt Eva. „Ist es das überhaupt?“
Uli steht in der Küche, den Blick auf den Boden gerichtet, tief in Gedanken. Sie fragt sich, wie sie mit Eva in Kontakt bleiben kann. Am liebsten würde sie Eva sehen, ihre warme, weiche Haut spüren, den Geschmack ihrer Lippen schmecken. Doch ihre Gedanken werden von Pit unterbrochen.
„Und an was denkst du gerade?“, fragt Pit, als er sie beobachtet.
„Tiramisu“, antwortet Uli. Pit schaut sie überrascht an. „Ja, das könnte ich auch mal wieder essen.“
Beide nicken und setzen ihre Arbeit fort.
Am Abend liegt Uli im Bett und scrollt durch ihr Handy. Jeremy fragt sie, was sie gerade macht.
„Ich bin im Internet und suche nach Rezepten“, sagt Uli, doch in Wirklichkeit erstellt sie gerade eine neue E-Mail-Adresse, um mit Eva ungestört schreiben zu können.
>„Hier meine E-Mail-Adresse. Da können wir ungestört schreiben. Die kennt er nicht und kann er auch nicht kontrollieren“, tippt sie und schickt es an Eva.
Eva freut sich, dass Uli sich gemeldet hat und ihr eine sichere E-Mail-Adresse gegeben hat, wo sie ungestört schreiben können.
„Dann können wir hier ungestört schreiben. Du fehlst mir!“, schreibt Eva zurück.
>„Wir können ungestört schreiben und Bilder schicken ;)“, antwortet Uli und hängt ein Selfie von sich an die E-Mail. „Ich vermisse dich, Eva!“
Eva öffnet die E-Mail und das Bild. Ihr Herz schlägt schneller, als sie Uli sieht. Sie speichert das Bild sofort ab.
„Warum kriegen wir es nicht mehr hin, uns zu treffen? Es kann nicht sein, dass er alles kontrolliert. Wir arbeiten schließlich zusammen. Ich fühle mich schon kontrolliert, wenn wir nur über Arbeit sprechen“, schreibt Eva.
Zur selben Zeit, in der WhatsApp-Gruppe der Arbeit, schreibt ein Mitarbeiter: „Die Chefin hatte schon lange niemanden da. Flaute im Bett, die Arme.“
Linh antwortet: „Die Frau hatte bisher mehr Frauen im Bett, als ihr in eurem ganzen Leben haben werdet. :D“
„Na Linh, warst du auch schon zu Besuch bei ihr?“
„Nein, aber selbst wenn, würde es euch nichts angehen. Reicht doch langsam mal, dass wir hier ständig über das Sexleben dieser Frau reden müssen. Können wir nicht mal über was Normales sprechen? Lasst uns mal wieder saufen gehen.“
Uli liest mit Erleichterung mit und ist froh, dass jemand endlich etwas dagegen sagt. Sie macht einen Screenshot des Chats.
Uli öffnet Evas Mail und liest die Nachricht:
• Es ist wirklich schwer geworden, dass wir uns sehen. Ich weiß auch nicht, wieso. Du musst mir wohl mehr Aufträge nachts geben. Scherz. Ich schlafe gerne.
• In der Gruppe ging es gerade um dich. Lies selbst.
Neugierig öffnet Eva den Screenshot und liest. Ihre Augen verengen sich, als sie den Kommentar von Linh liest.
Eva verdreht genervt die Augen. „Linh könnte wirklich ihre Tochter sein“, denkt sie. „Die scheinen wirklich gut von mir zu denken.“
Doch dann, nach einem Moment des Nachdenkens, wird ihr klar, dass sie wirklich schon lange keinen Sex mehr hatte. Es ist ungewohnt für sie, aber momentan fühlt es sich nicht an, als würde ihr etwas fehlen. Ihr Kopf ist nur bei Uli.
• Lass sie reden. Solange du weißt, dass ich eigentlich nur eine Frau hier haben will. Ich bin am Sonntag weg. Nicht, dass du nach mir suchst. Wir sehen uns erst am Montag wieder. Du hast ja jetzt leider frei bis Sonntag. Ich werde jetzt schlafen. Schlaf gut. <3
Uli schluckt. Drei Tage wird sie Eva nicht sehen können. Und Eva hat Geburtstag, und sie kann ihr nicht mal richtig gratulieren.
Am Sonntagmorgen fährt Eva früh los, Richtung Meer – dahin, wo es sie hinzieht. Sie parkt ihren Wagen und setzt sich in ein Café am Meer. Der Blick auf das weite, ruhige Wasser lässt sie tief durchatmen, und sie genießt ihr Frühstück in der Stille. Mit einem kleinen Lächeln schießt sie ein Foto von der Umgebung und ihrem dampfenden Kaffee.
Nach dem Frühstück geht sie zum Meer hinunter. Sie zieht ihre Schuhe aus und lässt den Sand durch ihre Zehen rieseln. Die frische Meeresluft zieht sanft durch ihr Haar.
Irgendwann bleibt sie stehen, starrt auf das endlose Blau vor ihr und schließt die Augen. Sie atmet tief die salzige Luft ein und fühlt sich in diesem Moment gleichzeitig verloren und frei.
„EY!“, rief plötzlich jemand. Eva sieht sich um. Ein älterer Herr sitzt in den Dünen und ruft in ihre Richtung: „Sie stehen in meinem Sichtfeld!“
„Entschuldigung“, sagt Eva und lächelt leicht.
„Das macht nichts, junge Frau“, antwortet er freundlich.
Eva sieht sich noch einmal um, um sicherzugehen, dass er wirklich sie meint. „Jung“ fühlt sie sich längst nicht mehr.
„Ja, Sie. Kommen Sie her und setzen Sie sich zu mir“, fragt er mit einem einladenden Lächeln.
Eva lächelt zurück und setzt sich neben den älteren Herrn in den Sand. Beide starren schweigend auf das Meer und die Möwen, die hoch über ihnen kreisen.
„Genießen Sie das Leben“, sagt der Mann nach einer Weile. „Das Leben ist zu kurz, um zu zweifeln. Streiten Sie, lieben Sie, zeigen Sie Gefühl und machen Sie verbotene Dinge. Denn das macht das Leben lebenswert.“
„Nicht die Arbeit, die Zweifel und Gedanken, die man sich macht. Egal, was die Menschen von einem denken. Es ist Ihr Leben! Vergessen Sie das nie!“
Eva nickt nachdenklich. „Vielen Dank für die Worte. Die haben mir wirklich geholfen“, sagt sie leise.
„Sehr gerne. Ich geh jetzt meine Frau besuchen. Ich wünsche Ihnen noch einen wunderschönen Tag. Und nehmen Sie das Leben nicht zu ernst.“
Eva bedankt sich und bleibt noch eine Weile sitzen. Sie fährt mit ihrer Hand durch den Sand, spürt die Körnchen unter ihren Nägeln und zwischen ihren Fingern. Beim Graben stößt sie auf eine Muschel. Sie ist weiß, mit ein paar dunklen Stellen, aber wunderschön. Eva denkt sich, dass sie etwas ganz Besonderes ist. Sie steckt die Muschel vorsichtig in ihre Jackentasche.
Nach einiger Zeit steht sie auf und richtet ihre Jeans. „Zeit fürs Mittagessen“, denkt sie. Sie geht in ein nahegelegenes Restaurant und setzt sich barfuß an einen Tisch. Die Leute sehen sie etwas verwundert an, aber die Worte des älteren Herrn hallen immer noch in ihrem Kopf nach.
Sie bestellt Fisch und ein Glas Bier. Während sie isst, genießt sie die Aussicht und schießt ein Selfie von sich. Der Blick auf das Meer und die Stille um sie herum tun gut.
Den ganzen Tag hat sie nichts von Uli gehört. „Hoffentlich hat Jeremy nichts mitbekommen“, denkt Eva besorgt, während sie das Handy in ihrer Tasche fühlt.
Uli sitzt zuhause und bereitet sich auf den Spätdienst vor. Sie weiß, dass Eva heute außer Haus ist, und fühlt sich in gewisser Weise erleichtert. „Jeremy kann heute entspannen“, denkt sie sich, „und ich habe sowieso keine Zeit für Eva. Heute Abend habe ich eine Gesellschaft. Es wird ein langer Abend.“
„Viel Spaß beim Fußball!“, ruft Uli schließlich durch die Wohnung, um ihre Gedanken zu vertreiben.
Währenddessen sitzt Eva immer noch im Restaurant und genießt ihren Nachtisch. Die Aussicht auf das Meer ist atemberaubend, und sie lässt ihren Blick über den Horizont schweifen. „Das ist genau das, was ich gebraucht habe“, denkt sie und fühlt sich ein Stück weit freier. Nach dem Dessert spaziert sie noch eine Weile am Meer entlang, taucht ihre Füße in das kalte Wasser und lässt ihre Gedanken treiben.
Am Nachmittag macht sich Eva auf den Weg zurück nach Schwerin. Um nicht sofort entdeckt zu werden, nutzt sie den Hintereingang, damit niemand merkt, dass sie wieder da ist. Sie will sich die Zeit für sich selbst noch ein wenig bewahren.
Im Lager angekommen, legt sie die Muschel, die sie am Meer gefunden hat, vorsichtig auf die Türklinke. Ein stilles Zeichen, eine Geste, die Uli finden sollte. Doch es ist Pit, der die Muschel zuerst entdeckt. Er schaut sich die Muschel genau an, schüttelt dann den Kopf und geht zurück in die Küche.
„Schau mal, was ich gefunden habe“, sagt Pit und zeigt Uli die Muschel. „Die lag da auf der Türklinke.“
„Die ist wunderschön“, sagt Uli leise und betrachtet sie. „Pit“, fügt sie hinzu und nimmt die Muschel in die Hand. „Hier, schenk ich dir“, sagt Pit und drückt sie Uli in die Hand.
„Danke, du bist der Beste“, flüstert Uli und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. In diesem Moment denkt sie, dass Eva die Muschel dort hinterlassen hat.
„Ich mach jetzt mal eine Pause und geh spazieren. Wir sehen uns später“, sagt Uli, während sie die Muschel weiter in der Hand dreht und sich für ihre Pause vorbereitet. Sie fühlt sich ein wenig näher bei Eva, auch wenn sie es nicht direkt sagen kann.
Ihre Schritte hallen leise durch das Treppenhaus, während sie hoffnungsvoll nach oben schaut, dass sie niemand bemerkt. Ihr Herz schlägt schneller, als sie vor Evas Tür steht. Ein kurzer Moment des Zögerns. Dann klopft sie – sanft, fast fragend. Und Eva öffnet.
Uli stößt die Tür mit einem Ruck auf, als könnte sie die Anspannung, die sich in ihr aufgebaut hat, nicht länger halten. Die Tür schlägt hart gegen die Wand.
Im nächsten Augenblick ist sie bei Eva, greift mit einer fast verzweifelten Kraft nach ihrem Hals und zieht sie zu sich. ‚Alles Gute zum Geburtstag‘, flüstert sie, keuchend und atemlos, und ihre Lippen finden Evas. Der Kuss wird wild, leidenschaftlich – ein zügelloses Spiel aus Züngeln und Verlangen. Uli öffnet Evas Jeans, zieht sie hinunter, samt Slip. Evas Augenbrauen ziehen sich hoch. ‚Schnelles Tempo heute‘, denkt sie sich, spürt das Feuer, das zwischen ihnen entflammt.
Mit einem Ruck zieht Eva ulis T-Shirt über ihren Kopf, während ihre Hände hektisch Ulis Hose öffnen. Alles passiert in einem Wirbel aus Geschwindigkeit und brennendem Verlangen.
‚Ich hab dich so vermisst‘, murmelt Uli, ihre Stimme zittert, ihre Hände zittern, als sie endlich Evas weiche Haut berührt. Eva zieht Uli zu sich, auf das Sofa. Ihre Lippen trennen sich kaum, als Eva ihre Bluse auszieht. Ihre Hände wandern an Ulis Hüfte, ziehen sie weiter auf sich. Uli greift hart nach Evas Hals, küsst ihn, vertieft den Kuss, als ihre Hände über Evas weiche Brust gleiten. Sie wird härter, als Ulis Finger darüber streichen.“
Eva stöhnt leise. Und Uli sinkt tiefer. Sie schiebt leicht Evas Beine auseinander und zieht ihre Hüfte näher zu sich. Eva windet sich und gibt sich ihr voll hin. Ulis Mund weiß, was sie machen muss, und ihre Finger auch. Eva drückt Ulis Kopf näher ran. Eva stöhnt und kommt zum Höhepunkt.
„Ich hab dich so vermisst!“, stöhnt Eva außer Atem.
„Zeig es mir, Eva.“
Das lässt sich Eva nicht zweimal sagen. Ihre Hände gleiten über Ulis Körper und streichen sanft über alle empfindlichen Stellen. Sie küsst ihre Brust und saugt leicht an ihr. Ihre Zunge umspielt die Brustwarze, während Evas Hand zwischen Ulis Beine geht.
Vorsichtig, aber bestimmt, trifft sie die Punkte.
Sie sieht Uli an, wie sie entspannt und ihre Gesichtszüge weicher werden. Uli grinst und stöhnt Eva an.
Sie wandert mit ihrem Kopf zwischen Ulis Beine und verschafft ihr den Höhepunkt.
Uli greift zu Evas Hals und zieht sie zu sich.
„Ich liebe dich, Eva!“, flüstert sie, keuchend, ihre Stimme zittert vor Verlangen. Die Tränen in ihren Augen, das Gefühl in ihrer Stimme, alles ist so unverhohlen ehrlich und tief.
Eva zieht sie zu sich, küsst sie leidenschaftlich, ihre Lippen wild und voller Sehnsucht. „Und ich liebe dich, Uli! Mehr, als du je erahnen kannst. Ich will dich jeden Tag – nicht nur als E-Mail. Ich will dich ganz, mit all deinen Fehlern, deinen Macken, deinem ganzem Wesen.“
„Wenn du das auch willst, dann… dann kriegen wir das hin.“, flüstert Eva, ihre Stimme rau und vielsagend.
Uli nickt und sinkt, fast wie von einem unsichtbaren Band gezogen, auf Evas Brust. Ihr Herz schlägt in einem wilden Rhythmus, sie spürt Evas Wärme und atmet ihren vertrauten, betörenden Duft ein – den Duft, den sie all die Zeit vermisst hat.
„Ich muss jetzt wieder arbeiten, Eva. Ich melde mich heute Nacht, wenn ich zu Hause bin. Ich hoffe, du schläfst dann schon.“, sagt Uli, die Worte fast flüchtig, als wolle sie sich von der Nähe, von dieser zärtlichen Hitze, verabschieden.
Sie küsst Eva ein letztes Mal, bevor sie sich abwendet, um sich anzuziehen. Eva beobachtet sie – mit einem Blick, der tief eindringt, als würde er jede ihrer Bewegungen aufsaugen. Die langen Beine, der süße Hintern, die atemberaubend schönen Brüste… Uli spürt den Blick, ein heißer Strom, der ihre Haut entlangfährt.
„Uli, warte…“, sagt Eva plötzlich, ihre Stimme fest und doch voller Spannung. „Heute hat mir ein Mann etwas gesagt, das nicht aus meinem Kopf will. Etwas, das mich immer wieder quält.“
Uli dreht sich, sieht Eva fragend an. „Was denn?“
„Er hat gesagt, ich soll lieben, ich soll verbotene Dinge tun. Und vor allem – ich soll etwas riskieren.“
„Und was heißt das?“, fragt Uli, ihre Stimme ist jetzt ernst, fast ein Flüstern.
„Du bist alles davon!“, sagt Eva mit einer Intensität, die Uli erschauern lässt. „Ich will, dass du das verstehst. Dass du darüber nachdenkst. Ich möchte mit dir zusammen sein – mit allem, was dazu gehört. Nicht nur hier, in diesem Raum. Sondern ganz, ohne Einschränkungen.“
Eva macht einen Schritt auf Uli zu, doch dann hält sie inne, ihre Augen tief und voller Geheimnisse. „Denk darüber nach, Uli. Und vielleicht, wenn du es wirklich willst, dann ist es unsere Chance.“
Sie küsst Uli nicht. Ihre Lippen bleiben unerreichbar, die Luft zwischen ihnen wird elektrisch, als Uli schließlich die Tür hinter sich schließt und geht, Eva allein zurücklassend, mit einem Kopf, der nur noch von einer Frage besessen ist.
Uli richtet sich die Haare und geht zurück in die Küche, als wäre nichts gewesen, doch innerlich ist alles anders. Ihr Herz schlägt schnell, der Atem geht flach. Sie ist ruhig, nach außen hin, aber in ihr tobt ein Sturm. Die Gespräche in der Küche klingen fern, als sie die Schritte auf den Boden hört, ihr Blick aber fest und fokussiert bleibt.
„Wie sieht’s mit der Gesellschaft aus? Sind alle versorgt?“, fragt Uli mit einer Fassade von Gelassenheit, doch ihre Stimme klingt schärfer als beabsichtigt.
„Alle versorgt, alle Gerichte fertig. Jetzt kannst du sauber machen.“, sagt Pit lachend, während er sich von der Küche entfernt.
„Na gut, haut schon ab. Ich krieg das hin.“, antwortet Uli, und ihre Zähne verbeißen sich in einem gezwungenen Lächeln, das schnell wieder verschwindet. Sie räumt die Küche auf, stellt das Geschirr in die Spülmaschine, als plötzlich Jeremy in der Tür auftaucht.
„Sag mal, Jeremy, was willst du hier? Es kann nicht sein, dass du mich überall kontrollierst. Was ist los mit dir?“, fragt Jeremy, und seine Stimme schwingt mit etwas, das Uli sofort spürt. Es ist wie ein Schock, der in der Luft liegt, schwerer als der Geruch von Reinigungsmitteln.
„Das frag ich dich!“, erwidert Uli scharf, ihre Augen fixieren ihn. „Du hast mich seit Wochen nur noch abgelenkt. Du beobachtest mich ständig. Was ist eigentlich los mit dir?“
Jeremy geht einen Schritt auf sie zu. „Du bist die ganze Zeit wie ausgewechselt. Du starrst die Chefin an, wann immer ihr euch begegnet. Was läuft da zwischen euch?“
Ulis Herz schlägt jetzt so schnell, dass es sich in ihrer Brust wie ein Trommelschlag anfühlt. Ihre Hand zittert leicht, doch sie kämpft dagegen an. Ihre Gedanken rasen. Sie ist kurz davor, die Fassade zu verlieren.
„Denk an Evas Worte, denk an Evas Worte…“, flüstert eine Stimme in ihrem Kopf. „Liebe will riskiert werden.“ Die Worte sind wie ein Mantra, das sie sich immer wieder in die Ohren flüstert, während sie Jeremy ansieht. Dann, ohne es noch länger zu unterdrücken, sagt sie:
„Ich habe mich in Eva verliebt, Jeremy.“, ihre Stimme bricht für einen Moment, aber die Wahrheit ist jetzt draußen. Sie fühlt sich entblößt, aber auch unaufhaltsam.
Jeremy starrt sie an, als hätte sie ihn geschlagen. Der Schock ist in seinen Augen zu sehen, die Luft scheint für einen Augenblick stillzustehen.
„Wann? Wie?“, fragt er, seine Stimme zittert vor Unglauben und einem Hauch von Schmerz. Die Worte sind fast zu laut für den Raum, als würde jeder einzelne Laut die Welt um sie herum erschüttern.
Uli atmet tief ein. „Auf meinem Geburtstag fing es an.“, ihre Stimme ist leise, als würde sie mit sich selbst sprechen. „Ich fand sie interessant, und gleichzeitig haben wir uns gegenseitig gehasst. Wir haben uns gestritten, oft. Ich hab ihr Torte ins Gesicht geknallt, und irgendwann… irgendwann hat es einfach klick gemacht. Es war, als würde ein Schalter umgelegt.“
Sie klammert sich an das Küchentuch in ihrer Hand, als ob es sie im Sturm der Gefühle festhalten könnte. Ihre Finger sind fast weiß, so fest drückt sie zu.
„Uli… die Frau bumst eine nach der anderen, jeden Tag. Und du verliebst dich ausgerechnet in diese Frau?!“, Jeremy lässt einen bitteren Lacher los, der in Uli wie ein Faustschlag trifft. „Ihr findet euch doch gegenseitig scheiße! Macht dich das an?“
Ulis Kehle verengt sich, aber sie sieht ihm in die Augen, der Schmerz wird zu Wut, die sich in ihren Adern staut. „Was, wenn es mich anmacht?“, sagt sie, die Worte ausstoßend, als wären sie von einer anderen, stärkeren Version ihrer selbst. „Was, wenn es alles ist, was ich gerade will?“
Jeremy schnaubt. „Warst du auch schon in ihrer Suite?“
Uli sieht ihn mit einer Mischung aus Resignation und Bestimmtheit an. „Ich war gerade in ihrer Suite.“, sagt sie und lässt die Worte in den Raum sinken. Sie hat keine Angst mehr, sie hat nichts mehr zu verlieren. Die Wahrheit ist jetzt nicht nur ausgesprochen, sie ist die einzige Realität, die zählt.
Jeremy wirkt einen Moment lang sprachlos. Dann lacht er bitter. „Du hast echt keine Ahnung, was du da tust, oder?“
Uli steht da, spürt, wie sich die Luft zwischen ihnen verdichtet, als könnte die Spannung jeden Moment explodieren. Sie fühlt sich, als würde sie auf einem Drahtseil balancieren – und doch hat sie das Gefühl, dass sie jetzt endlich den richtigen Schritt getan hat, auch wenn der Abgrund unter ihr noch unsichtbar ist.
„Ich weiß genau, was ich tue.“, sagt sie, fast flüsternd, während sie ihm in die Augen sieht. Und in diesem Moment weiß sie, dass sie nicht zurück kann.
„Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll, Uli!“, brüllt Jeremy, seine Stimme aufgebracht, der Ärger in seinem Blick kaum zu fassen. „Du belügst mich, du betrügst mich und das auch noch mit unserer Chefin!“, schreit er, und mit einer wilden Bewegung schleudert er einige Gläser aus dem Regal. Es zerschellt mit einem lauten Krachen auf dem Boden.
Uli zuckt zusammen, doch sie bleibt standhaft, auch wenn ihr Inneres zerrissen wird. „Jeremy, lass bitte die Hotel-Sachen in Ruhe!“, ruft sie, die Stimme fest, obwohl sie innerlich am Zittern ist. „Wie habt ihr euch denn verständigt? Oder löscht du jedes Mal den Chat, wenn du am Handy warst?“, fragt er, und in seiner Stimme klingt pure Wut.
Uli atmet tief durch, ihre Hände krampfen sich zu Fäusten. „Ich lösche den Chat genauso wie du, wenn du an meinem Handy warst“, sagt sie scharf, der Zorn steigt in ihr auf. „Meinst du, Eva ist blöd? Ich schreib doch nicht einfach so mit ihr, und ich schick ihr auch keine Herzen!“
Jeremy schaut sie mit einem ungläubigen Blick an, seine Augen flammen auf. „Ich hab dich immer beobachtet, Uli, und ich versteh es einfach nicht! Ihr hattet Wochen lang keinen körperlichen Kontakt! Wie kannst du da einfach etwas fühlen?“
Uli fühlt, wie die Worte wie ein Schlag in ihren Magen treffen, aber sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie sieht ihm tief in die Augen. „Jeremy, ich fühle mit dem Herzen, nicht mit dem Körper.“, sagt sie ruhig, aber bestimmt. Sie hat die Kontrolle über sich selbst zurückgewonnen, auch wenn der Schmerz in ihrer Brust wie eine wunde Stelle brennt.
„Und jetzt?“, fragt er, unsicher, aber der Zweifel ist klar in seiner Stimme. Er versteht es immer noch nicht.
Uli atmet tief ein, ihre Gedanken fliegen, doch sie weiß, was sie fühlen muss. „Ich weiß es nicht. Ich habe Gefühle, und denen muss ich folgen.“, sagt sie, ihre Stimme leise, aber entschlossen. Die Worte kommen aus ihr, als wären sie die einzig richtige Entscheidung.
„In ihre Suite? Wo schon 50 andere Frauen waren?“, fragt Jeremy und sieht sie mit einem vernichtenden Blick an. „Und du meinst wirklich, du bist die eine für diese Frau?“
Uli spürt, wie sich ein kalter Schauer ihren Rücken hinunterzieht, doch sie sieht ihm fest in die Augen.
Plötzlich hört sie eine Stimme hinter sich. „Das ist sie und das weiß sie auch.“, sagt Eva, und ihre Worte klingen wie ein Machtwort. Sie tritt hinter Jeremy, ihre Präsenz sofort spürbar, und mit ihr kommt eine eisige Ruhe, die die Spannung in der Luft noch verstärkt.
„Ich habe gerade einen Anruf wegen des Lärms aus der Küche bekommen und wollte nachsehen.“, sagt Eva, und ihr Blick ist kühl, fast herausfordernd, als sie die Szenerie mustert.
Uli nickt, ihre Anspannung ist greifbar, und sie merkt, wie sich ein Knoten in ihrem Magen bildet.
„Ich hoffe, das wird hier gleich noch sauber gemacht, bevor sie nach Hause gehen.“, sagt Eva mit einem strengen Ton, ihre Stimme fest und unmissverständlich. „Es kann nicht sein, dass hier jeder immer alles herum schmeißt.“
Jeremy schaut sie jetzt mit einem giftigen Blick an, und Uli kann förmlich spüren, wie er innerlich kocht. „Ich fass es wirklich nicht“, platzt es aus ihm heraus, und die Wut in seinem Gesicht ist förmlich greifbar. „Du schläfst mit deiner Chefin, Uli! Und sie mit ihrer Angestellten! Das ist wie im Film! Schämt ihr euch gar nicht?“, schreit er, und der Raum scheint zu explodieren vor Wut.
Uli und Eva stehen nebeneinander, aber der Moment fühlt sich wie eine Prüfung an. Die Anklagen von Jeremy prasseln wie ein Regen aus scharfen Pfeilen auf sie herab, doch sie stehen zusammen, als wäre es das einzig Richtige. Eva’s Gesicht ist unbewegt, aber Uli spürt die Energie, die von ihr ausgeht – eine Mischung aus Stärke und Entschlossenheit.
Der Raum wird still, als die Worte von Jeremy in der Luft hängen. Uli weiß, dass nichts mehr so sein wird wie vorher, dass sie jetzt nicht mehr in der Lage ist, sich zu verstecken oder zurückzuziehen. Aber auch wenn die Welt um sie herum explodiert, fühlt sie sich, als sei sie zum ersten Mal wirklich bei sich selbst angekommen.
„Könnten Sie vielleicht leiser schreien?“, sagt Eva ruhig, ihre Stimme kaum hörbar, aber entschlossen. „Das ist immer noch ein Hotel hier und keine Psychiatrie.“
Jeremy dreht sich fassungslos zu ihr um. „Und Uli, dass du immer machst, was du willst, das kenne ich ja schon von dir!“, brüllt er weiter. „Aber dass du deine ganze Familie aufs Spiel setzt, nur um einmal mit der Chefin zu schlafen, das kann ich nicht nachvollziehen! Bei aller Liebe, das geht nicht in meinen Kopf!“
Uli spürt, wie sich ihre Wut in ihrer Brust ballt, doch sie atmet tief ein, um nicht ebenfalls laut zu werden. Eva fühlt sich fehl am Platz, doch sie bleibt ruhig, mitten im Chaos. Sie sieht Uli an, als wolle sie ihr beistehen, aber zugleich spürt sie die angespannte Atmosphäre zwischen den beiden.
„Wollt ihr das nicht zuhause in aller Ruhe klären? Oder einmal drüber schlafen?“, fragt Eva mit einem sanften, aber bestimmten Ton, ihre Augen fixieren Jeremy.
Uli dreht sich zu ihm. Ihre Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, aber es trägt all ihre Verzweiflung. „Wo ist unsere Tochter eigentlich um diese Zeit?“
„Die schläft zuhause.“, antwortet er kurz und abwehrend.
Eva sieht die Veränderung in Ulis Gesicht, als diese die Augen aufreißt. Sie tritt einen Schritt auf Jeremy zu, ihre Stimme wird schärfer. „Also das geht zu weit, Jeremy. Du kannst die doch nicht einfach alleine lassen, nur um uns hinterher zu spionieren. Das ist schon krank.“
„Fahr jetzt bitte nach Hause zu unserer Tochter. Du siehst doch, dass ich gerade eine Pause von dir brauche, Jeremy.“, sagt Uli mit einem bitteren Unterton. Ihre Stimme zittert, doch sie bleibt stark.
Jeremy lacht laut und höhnisch. „Eine Pause willst du? Eine Pause von was, Uli? Von der Ehe oder deiner Familie? Bis wir wieder gut genug sind?“, brüllt er, seine Wut fließt aus ihm heraus.
Eva schaut sich um, der Raum ist chaotisch, und der Streit hat ihn nur noch unordentlicher gemacht. Reflexartig nimmt sie ein Glas Wasser, kippt es über Jeremy und sagt ruhig: „Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht so schreien.“
Jeremy starrt sie entsetzt an. „Jetzt guckt nicht so, das ist nur Wasser.“, sagt Eva mit einem zuckersüßen Lächeln.
Uli dreht sich zu ihm, ihre Stimme bricht fast, als sie sagt: „Ich will eine Pause von der Ehe! Meine Tochter ist das Wichtigste für mich, Jeremy. Und ich bin jederzeit für Ivy da!“
Jeremy schaut sie eine Sekunde lang an, seine Wut kocht, doch als er sieht, wie fest Uli in ihrem Entschluss ist, dreht er sich schließlich weg. „Fahr bitte zu ihr. Ich mache das hier noch sauber und… komme dann, Jeremy.“, sagt Uli und sieht ihn an, als würde sie ihn endgültig loslassen.
Uli wendet sich zu Eva, ihre Blicke treffen sich. In diesen Augenblicken spricht keine der beiden ein Wort, doch sie wissen, dass es nun ein neuer Schritt für sie beide ist. „Ich fahre später zu Jeremy. Wir sprechen morgen. Aber bleib bitte noch hier.“, sagt Uli mit einer fast verzweifelten Wehmut in ihrer Stimme.
Eva nickt und sieht Jeremy an, als er die Tür hinter sich schlägt. „Unglaublich!“, flucht er, bevor er verschwindet.
Eva schaut Uli an, ihr Blick weich, doch auch voller Sorge. Uli sieht aus, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen, die Last des Streits und der Konfrontation ist zu schwer, um sie alleine zu tragen.
Eva schaut sich in der Küche um. Überall ist Glas, Scherben und ein Chaos, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Sie geht langsam auf Uli zu, ihre Schritte leise, und zieht sie sanft in ihre Arme. „Ich habe zwar nur die Hälfte mitbekommen, aber du bist stark, Uli. Für dich und für deine Tochter.“, flüstert Eva, während Uli sich in ihren Arm drückt.
Die Tränen laufen Uli über die Wangen, doch sie lässt sich nicht zurückhalten. Eva hält sie fest, streicht ihr sanft über den Rücken, als wollte sie ihr etwas von der Last abnehmen. „Ich bin für dich da, wenn du mich lässt, Uli.“, sagt Eva leise, ihre Stimme voll Mitgefühl.
„Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen soll, mit Jeremy, mit Ivy und mit dir.“, murmelt Uli, ihre Tränen verschwimmen auf ihren Wangen. „Aber ich weiß, dass das der richtige Schritt war.“
Eva sieht Uli in die Augen, ihre Hand gleitet zu Ulis Wange. „Und du wirst immer geliebt, Uli.“, sagt sie zärtlich. Ihr Blick ist fest, und es gibt eine unausgesprochene Wahrheit zwischen ihnen.
Uli strahlt ein schwaches Lächeln aus. „Und du auch, Eva.“, sagt sie mit einer fast beruhigten Stimme.
Eva lächelt zurück, ihre Hand streichelt sanft über Ulis Wange, bevor sie sich abwendet. „Ich helfe dir beim Saubermachen.“, sagt sie ruhig und fängt an, die Scherben aufzusammeln.
Gemeinsam räumen sie die Küche und das Restaurant auf. Der Lärm des Streits ist verstummt, und nach zwei Stunden, als der Raum wieder sauber ist, haben sie das Gefühl, zumindest einen kleinen Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben – in einer Richtung, die noch unsicher, aber irgendwie auch heilend ist.
Eva zieht Uli noch einmal zu sich, ihre Arme um sie geschlungen, und drückt sie fest an sich. Ihre Stimme ist leise und sanft, als sie in Ulis Ohr flüstert: „Ich hoffe, euer Gespräch verläuft gut für mich.“
Uli spürt die Wärme von Evas Umarmung, doch als sie sich löst, bleibt ein schweres Gefühl in ihrer Brust. Ihr Herz schlägt schneller, als sie nachdenklich in Evas Augen schaut. „Ich weiß nicht, was ich tun soll“, denkt sie. Ihr Kopf schreit nach Vernunft, doch ihr Herz schlägt im Takt einer unkontrollierbaren Sehnsucht. Soll sie ihrem Verstand folgen oder den Gefühlen, die sie seit dem ersten Moment mit Eva erlebt hat? Die Entscheidung drängt sich auf, aber sie ist nicht bereit, sie zu treffen. Nicht jetzt.
Als Uli zuhause ankommt, ist Jeremy bereits da. Er sitzt auf dem Sofa, das Glas Wein in der Hand, die Farbe seines Gesichts blass, als ob die Worte, die er schon lange aufgestaut hat, ihn innerlich zermürbt haben.
Uli holt tief Luft, gießt sich ebenfalls ein Glas ein und setzt sich langsam zu ihm. Der Raum ist schwer von unausgesprochenen Worten, und die Stille zwischen ihnen ist drückend.
Jeremy setzt schließlich an. „Ich habe lange überlegt. Ich habe mich auf diesen Moment vorbereitet, seitdem ich eure Blicke das erste Mal gesehen habe“, sagt er mit einer Mischung aus Enttäuschung und Resignation in der Stimme. „Aber dass es wirklich so kommt, hätte ich nie erwartet, Uli.“
Uli fühlt einen Knoten in ihrem Magen, doch sie bleibt ruhig. Sie sieht ihn an, hört ihm zu, doch ihre Gedanken schweifen immer wieder zu Eva.
Jeremy fährt fort. „Du siehst diese Frau an, mit einem Feuer in deinen Augen und einer Begierde. So hast du mich noch nie angesehen. Nicht mal als wir uns kennengelernt haben. Ich habe mich immer von dir geliebt gefühlt, bis zu diesem Augenblick. Da wusste ich – Liebe ist nicht alles. Wenn man einen Menschen liebt und begehrt, ist das so viel mehr. Und das tust du bei dieser Frau.“ Er spricht langsam, als würde er jedes Wort abwägen. „Ich weiß nicht, was sie hat, dass jede Frau auf sie abfährt, aber irgendwas muss sie an sich haben.“
Jeremy legt das Glas ab und sieht Uli eindringlich an. „Aber du hättest von Anfang an ehrlich zu mir sein müssen. Zu uns. Vielleicht hätten wir eine Einigung gefunden.“
Uli fühlt sich von seinen Worten getroffen, doch sie bleibt ruhig. Ihr Herz ist in einem Sturm von Gefühlen, doch sie lässt sich nicht von ihrer Entschlossenheit abbringen. „Das können wir immer noch“, sagt sie leise, fast wie ein Flüstern. „Ich liebe dich und Ivy, aber was ich für Eva empfinde, das kann ich gar nicht in Worte fassen. Wir streiten uns, aber wir haben keine Angst voreinander. Ich fühle mich bei ihr verstanden, auch wenn wir immer aneinander ecken. Und ich vertraue ihr.“
Jeremy sieht sie an, als wolle er ihre Worte in seinem Inneren zersetzen, um endlich zu begreifen. „Und was ist, wenn du nur eine von vielen aus ihrer Liste bist?“, fragt er, und der schmerzhafte Zweifel in seiner Stimme trifft Uli wie ein scharfer Pfeil. „Kommst du dann wieder zu uns zurück?“
Uli atmet tief ein, und für einen Moment ist es still. Sie sieht Jeremy in die Augen, spürt das Gewicht der Frage, doch sie lächelt leicht. „Ich werde nie weg sein, Jeremy. Ich bin immer für euch da.“ Sie spricht mit einer festen Überzeugung, die sie selbst überrascht. „Und ich weiß, dass ich nicht eine von vielen bin. Ich habe es gesehen und ich habe es gespürt. Es ist anders mit ihr.“
Ihre Stimme wird leiser, aber das, was sie sagt, kommt aus tiefstem Herzen: „Sie sieht mich wirklich, Jeremy. Sie kennt mich, ohne dass ich mich verstecken muss.“
Jeremy senkt den Blick, der Schmerz in seinen Augen ist unübersehbar. Uli spürt, wie die Scham sie überkommt, doch sie weiß, dass sie sich dieser Wahrheit stellen muss. „Vergib mir irgendwann dafür, dass ich dir dein Herz gebrochen habe“, sagt sie, ihre Stimme zittert leicht.
Jeremy sagt nichts, er bleibt still, und für einen Moment scheint es, als würde die Zeit stillstehen. Die Wände des Zimmers drängen sich auf Uli, und der Raum ist zu klein für all die unausgesprochenen Worte und Gefühle, die jetzt zwischen ihnen liegen.
Sie weiß, dass sie die Dinge, die sie verloren hat, nicht zurückbekommen kann. Aber sie weiß auch, dass sie sich selbst gefunden hat. Und das ist ein Schritt, den sie nicht mehr rückgängig machen kann.
Er nickt traurig und umarmt sie, als könnte er sie nie wieder loslassen.
Uli umarmt ihn fest, ihre Hände zittern, als sie seinen Rücken streichelt, als würde sie ihn nie wieder loslassen wollen.
Die beiden legen sich ins Bett. Die Stille umhüllt sie, aber die Worte, die sie nicht auszusprechen wagen, schweben zwischen ihnen, unausgesprochen. Sie reden noch ein bisschen, ihre Stimmen leise, doch es bleibt eine schmerzhafte Unausgesprochenheit in der Luft, bevor der Schlaf sie in eine trügerische Ruhe wiegt.
Am Morgen muss Ivy in die Schule. Uli sorgt dafür, dass alles erledigt wird und bringt sie dann dorthin. Doch ein seltsames Gefühl überkommt sie – eine leere, unerklärliche Sehnsucht. Danach geht sie ins Hotel, den Gedanken an Eva in ihrem Kopf, die Frage, was zwischen ihnen steht, quält sie. Sie hofft, dass Eva schon wach ist, doch die Angst vor einer Antwort, die sie nicht will, nistet sich in ihrem Herzen ein.
Sie klopft an Evas Tür, ihre Hand zittert. Als die Tür sich öffnet, steht Eva im Schlafanzug da, mit verschlafenen Augen, doch ihre Präsenz zieht Uli magisch an. Ein Lächeln spielt auf Evas Lippen, als sie Uli sieht, doch es ist ein Lächeln, das ihre Unsicherheit verbirgt, ein Lächeln, das tiefe Emotionen verbirgt. Sie zieht Uli ins Zimmer, die Tür fällt hinter ihnen ins Schloss.
„Guten Morgen, wunderschöne Frau“, flüstert Uli, ihre Stimme weich und verletzlich, als sie Eva küsst, doch der Kuss ist kein gewöhnlicher. Es ist ein Kuss, der Fragen stellt, der Zweifel und Sehnsüchte auslöst.
„Entschuldige, ich war noch nicht im Bad“, murmelt Eva, ihre Stimme rau, als hätte sie ihre eigenen Dämonen zu bekämpfen.
Uli lacht leise, aber es klingt bittersüß. „Das sehe ich, Eva… und schmecke ich. Aber jetzt ist alles anders, nicht wahr?“
Uli legt ihren Arm um Evas Hüfte, zieht sie fest an sich. Die Nähe ist überwältigend, doch es bleibt eine schmerzhafte Distanz zwischen ihnen, eine Wand aus Missverständnissen und unausgesprochenen Ängsten.
„Willst du meine Freundin sein, Eva?“, fragt Uli, ihre Stimme zittert. Es ist nicht nur eine Frage, es ist ein verzweifelter Wunsch, eine Hoffnung, die sie nicht loslassen kann, auch wenn sie weiß, dass sie vielleicht nie erfüllt wird.
Eva lacht, doch es klingt nicht unbeschwert, sondern von einem tiefen Schmerz durchzogen. „Ich dachte, du fragst nie.“
Mit einem Lächeln zieht sie Uli näher, die Leidenschaft, die sie füreinander empfinden, entfacht wie ein loderndes Feuer, das jede Unsicherheit vertreibt. Ihre Lippen treffen sich, leidenschaftlich, aber auch voller Trauer. Langsam öffnen sich ihre Lippen, ihre Zungen finden sich, und in diesem Kuss liegt alles: die Sehnsucht, das Verlangen und die Angst vor dem, was kommen könnte.
„Mmmh, meine Liebste“, haucht Uli, ihre Stimme ein leises, verletztes Flüstern, als sie sich noch enger an Eva schmiegt.