
(Be)longing
Es war ein warmer Vormittag im Frühsommer, als Uli und Eva zum ersten Mal die Penthousewohnung betraten, die sie vielleicht schon bald ihr gemeinsames Zuhause nennen konnten. Die Luft war klar, ein leichter Duft von Farbe und frischem Beton hing im Raum und das Licht, das durch die riesige Fensterfront hereinfiel, verlieh den Räumen eine faszinierende Klarheit. Die Wohnung erstreckte sich über zwei Stockwerke, mit offenen, lichtdurchfluteten Bereichen und einer minimalistischen, industriellen Ästhetik. Von den Fenstern aus bot sich ein atemberaubender Blick auf den Pfaffenteich, dessen Wasser im Sonnenlicht glitzerte.
Das untere Stockwerk war als großzügiger Wohnbereich gestaltet, der die gesamte Fläche des Geschosses umfasste. Die weitläufige Gestaltung wurde durch kühlen, farblosen Betonwände und metallene Akzente unterstrichen. Die Küche, die in den Wohnbereich überging, war mit schwarzen Fronten ausgestattet, die im Kontrast zum hellen Beton standen. Uli war sofort begeistert von diesem offenen Konzept. Die matten, schwarzen Fronten wirkten edel und modern zugleich und die durchdachte Gestaltung ließ keine Wünsche offen. „Schau dir das an“, sagte sie, während sie mit der Hand über die glatte Oberfläche fuhr. Eva konnte ihre Begeisterung nachvollziehen. Die Küche wirkte wie das Herzstück der Wohnung, ein Ort, an dem sie gemeinsam kochen und Zeit verbringen konnten.
Das Highlight jedoch war die spektakuläre Dachterrasse, die das gesamte untere Stockwerk umgab und über breite Glastüren direkt vom Wohnbereich aus erreichbar war. Der Boden war mit großen, hellen Platten ausgelegt und entlang der Ränder sorgten sorgfältig platzierte Pflanzen in zeitgemäßen, dunklen Übertöpfen für einen Hauch von Grün. In der Mitte stand ein eleganter Esstisch aus Metall und Holz, umgeben von Designerstühlen. Eine Lounge-Ecke mit gemütlichen Sitzpolstern und einem kleinen Feuerplatz lud dazu ein, laue Sommerabende unter dem klaren Sternenhimmel der Stadt zu verbringen. Die Terrasse bot nicht nur einen beeindruckenden Blick auf den Pfaffenteich, sondern auch auf die gesamte „Skyline“ von Schwerin.
Eine Treppe ebenfalls aus Beton führte ins obere Stockwerk, die Schlaf- und Arbeitsräume befanden. Der schlichte Steinboden reflektierte das Licht, das durch die Fensterfront hereinfiel und verlieh der Wohnung einen modernen Glanz.
„Was denkst du?“, fragte Eva leise und sah zu Uli auf. Ihr Blick suchte den ihren, als wolle sie mehr aus Ulis Augen lesen, als ihre Worte ihr verraten konnten.
Uli lächelte verschmitzt: „Ich denke, es könnte perfekt sein.“
Eva drückte ihre Hand. „Ich kann es mir richtig vorstellen, Uns hier, wie wir morgens zusammen Kaffee trinken, Ivy, die ihr Zimmer in ein Chaos verwandelt, und…“, sie zögerte kurz, als hätte sie Angst, das empfindliche Gleichgewicht dieses Augenblicks zu stören, „unsere Zukunft, wie sie hier beginnt.“
Uli zog sie sanft in ihre starken Arme. „Ich auch“, flüsterte sie und spürte, wie sich Eva gegen sie lehnte. Ihr Kopf ruhte kurzzeitig entspannt an Ulis Schulter und für den Bruchteil eines Moments schien die Welt um sie herum stillzustehen.
Die letzten Monate waren eine Achterbahnfahrt gewesen. Uli hatte sich nach langen Gesprächen und einigen schmerzhaften Einsichten von Jeremy getrennt. Es war keine leichte Entscheidung gewesen, aber eine, die sich letztlich richtig angefühlt hatte. Die beiden hatten eine Freundschaft bewahrt, die auf Ehrlichkeit und gegenseitigem Respekt basierte und Uli war froh, dass Jeremy weiterhin Teil ihres Lebens war, wenn auch in einer anderen Rolle als bisher.
Mit Eva war alles anders, lebendiger. Sie hatten sich langsam angenähert, fast wie zwei Planeten, die nach und nach in denselben Orbit gerieten. Es war keine impulsive Leidenschaft mehr, sondern ein stetiges Wachsen von Gefühlen, die sich aus gegenseitigem Vertrauen und tiefer Verbundenheit speisten. Uli liebte Evas klugen Verstand, ihre Entschlossenheit und den Funken in ihren Augen, der immer dann aufleuchtete, wenn sie sie mit ihren Ideen und Plänen ansteckte. Eva schätzte hingegen an Uli ihre Warmherzigkeit, ihre unaufdringliche Art, ihr Raum zu lassen, und die stille Stärke, die sie immerzu ausstrahlte.
„Lass uns weiterschauen,“, schlug Uli vor, löste sich von Eva und griff sogleich nach ihrer Hand. Gemeinsam erkundeten sie die verbliebenen Räume, die noch leer und doch voller Möglichkeiten waren. Das Schlafzimmer lag im oberen Stockwerk, mit einer kleinen Terrasse, die ebenfalls auf den Pfaffenteich hinausblickte. Eva stellte sich vor, wie sie hier morgens aufwachen würden, mit dem Zwitschern der Vögel und der ruhigen Aussicht auf das Wasser. Atemberaubend.
Das Zimmer für Ivy lag direkt nebenan. Uli öffnete die Tür und lachte leise. „Es ist perfekt für sie. Groß genug für all ihre Sachen, aber klein genug, dass sie nicht darin verloren geht.“
Eva nickte. Sie dachte an die 10-jährige Ivy, die gerade in einem Alter war, in dem sie sich zwischen Kindheit und Jugend bewegte. Es war ihr wichtig, dass Ivy einen eigenen Rückzugsort hatte, einen Platz, der ihr gehörte, auch wenn sie die meiste Zeit zwischen den Wohnungen beider Elternteile pendelte.
„Denkst du, sie wird sich hier wohlfühlen?“, fragte Eva ein Stück verunsichert und sah Uli dabei eindringlich an.
„Ich denke, ja“; antwortete sie nach kurzem Nachdenken. „Sie mag dich und sie wird sehen, wie glücklich wir hier sind. Das wird ihr genauso wichtig sein wie uns.“
Eva spürte, wie sich ihr Herz bei diesen ehrlichen und doch schlichten Worten erwärmte. Sie wusste, dass es nicht selbstverständlich war, wie offen Ivy sie akzeptiert und angenommen hatte. Es war ein Geschenk und sie war felsenfest entschlossen, alles zu tun, um das Vertrauen des Mädchens zu bewahren und zu schützen.
Als sie wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten, blieb Uli an der Fensterfront stehen und sah hinaus. Die Aussicht auf den Pfaffenteich war atemberaubend, die umliegenden Gebäude und das Wasser bildeten eine harmonische Kulisse, die Ruhe und Inspiration zugleich ausstrahlte.
„Hier könnte es beginnen“, murmelte sie glücklich mehr zu sich selbst als zu Eva.
Eva trat neben sie und für einen Augenblick standen sie einfach nur da, Seite an Seite und ließen die Eindrücke auf sich wirken. Es war nicht nur die Wohnung, die ihnen gefiel. Es war die Vorstellung, ein gemeinsames Leben aufzubauen, einen Ort zu schaffen, an dem sie nicht nur zusammen lebten, sondern wirklich zusammengehörten. Einen geschützten Ort der Liebe.
„Ich glaube, wir haben unsere Wohnung gefunden“, meinte Eva schließlich und Uli sah sie an. Ihr Blick war weich, voller Wärme und als sie nickte, wusste Eva, dass sie, wie so oft, dasselbe empfand.
Später, als sie die Wohnung verließen und die Tür hinter sich schlossen, hielt Uli Evas Hand fester. „Ich bin froh, dass wir das zusammen machen“, sprach sie schüchtern.
Eva sah zu ihr auf, ein Lächeln spielte um ihre schmunzelnden Lippen. „Ich auch. Mit dir fühlt sich alles so richtig an.“
Ihre Worte waren simpel, aber sie trafen Uli positiv mitten ins Herz. In diesem Moment wusste sie, dass sie zusammen alles schaffen konnten. Ihre Reise hatte gerade erst begonnen, aber sie waren bereit, jeden Schritt gemeinsam zu gehen.
Als Uli und Eva das Hotel Mondial nach der Besichtigung betraten, schien die Energie des Tages noch einmal eine Schippe draufzulegen. Die bevorstehenden Stunden versprachen intensiven Trubel. Beide Frauen waren gedanklich noch bei der Penthousewohnung, doch ihre jeweiligen Aufgaben riefen erbarmungslos.
Uli ging mit schnellen Schritten Richtung Küche, wo die Vorbereitungen für das abendliche Event bereits auf Hochtouren liefen. Die Küche war das pulsierende Herz des Hotels und heute musste erneut alles perfekt sein. Neue Händler und potenzielle Investoren würden sich präsentieren – ein Abend voller Networking, nicht gerade Uli Vorliebe im Gegensatz zu Eva, und kulinarischer Höhepunkte. Sie sah, wie das Team in einem geübten Chaos arbeitete. Die Häppchen wurden mit äußerster Präzision angerichtet, die Gläser auf Hochglanz poliert und die Stimmen der Köche überschnitten sich, während sie letzte ausgetüftelte Details an den Buffets abstimmten.
„Chef, die Lieferung mit dem Fenchel ist immer noch nicht da!“ rief einer der Sous-Chefs hektisch.
„Ruhig, Pit. Ruf noch einmal beim Lieferanten an und lass dich nicht abwimmeln. Notfalls improvisieren wir“; antwortete Uli mit gewohnt ruhiger Stimme, obwohl sie innerlich kurz die Stirn runzelte. Ihre Gedanken wanderten zwischenzeitlich zu der neuen Wohnung, dann riss sie sich zusammen. Heute Abend zählte nur das Event.
Im Verwaltungsbereich des Hotels saß Eva an ihrem Schreibtisch und prüfte die letzten Gästelisten. Das Telefon klingelte ununterbrochen und zahlreiche Mails poppten im Minutentakt auf. Sie hatte alles selbst im Griff, organisierte mit einer Präzision, die sie für diesen Job prädestinierte. Während sie die Liste durchging, stellte sie sich vor, wie sie und Uli eines Tages in der neuen Wohnung ein solches Event gemeinsam planen könnten. Wie wäre es vielleicht mit einer kleinen Einweihungsparty, nur für Freunde? Der Gedanke brachte ein warmes Gefühl mit sich, doch sie legte ihn beiseite. Ihre Arbeit brauchte jetzt ihre volle, ungeteilte Aufmerksamkeit.
Am späten Nachmittag, während die letzten Vorbereitungen für den Abend liefen, begegneten sich Uli und Eva flüchtig im Flur des Hotels. Es war nicht ausgesprochen lang, aber ihre Blicke trafen sich instinktiv und ein leises Lächeln huschte über beide Gesichter. „Alles unter Kontrolle?“, fragte Eva fast beiläufig klingend.
Uli nickte indes: „Wir sind sicher im Zeitplan. Und bei dir?“
„Noch eine Stunde, dann sollten wir bereit sein“, entgegnete Eva stoisch, bevor sie einen Schritt näher trat. Ihre Hand berührte kurz Ulis Arm, kaum spürbar, doch die Geste sprach Bände. Am liebsten hätte sie die Köchin den ganzen Tag um sich, so unbeschreiblich groß war ihre Liebe.
„Wir schaffen das“, sagte Uli locker und ihre Stimme hatte diesen gelassenen, zuversichtlichen Ton, der Eva immer wieder beeindruckte. Dann trennten sich ihre Wege gezwungenermaßen und beide tauchten wieder in ihre Aufgaben, in denen sie aufgingen, ein.
Als der Abend begann, verwandelte sich das Hotel Mondial in eine elegante Kulisse. Die Tische im großen Saal waren mit schlichten, aber stilvollen Arrangements aus Gräsern und frischen Blumen gedeckt worden. Die Wände wurden von dezentem Licht in warmen Tönen beleuchtet. Die Gäste strömten ein, ein buntes Gemisch aus Geschäftsleuten, Kreativen und Investoren. Ein leises Murmeln und das Klirren von Gläsern füllten die Luft.
Eva stand in der Nähe des Eingangs, begrüßte jeden persönlich und sorgte dafür, dass die Gäste sich willkommen fühlten. Ihre Stimme war freundlich, ihre Haltung professionell, doch immer wieder huschte ihr Gedanke zu Uli. Ob alles in der Küche gut lief? Sie wusste, dass sie sich auf Uli zweifellos verlassen konnte, doch ein Teil von ihr wollte es mit eigenen Augen sehen.
Heute Abend hatte Eva eine besondere Eleganz an sich: ihr schwarzes, schlichtes Cocktailkleid und die dezente Hochsteckfrisur unterstrichen ihre Ausstrahlung. Uli würde es sicher auch auffallen, dachte sie mit einem Anflug von Stolz.
In der Küche war Uli mit ihrem Team voll auf den Abend fokussiert. Die Häppchen wurden angerichtet, jedes Detail musste stimmen. Sie hatte die Verantwortung, dass die Speisen nicht nur hervorragend schmeckten, sondern auch optisch ein Highlight waren. Sie konnte sich keinen Fehler leisten. Der Stress war spürbar, doch Uli blieb ruhig. Ihre Erfahrung half ihr, in solchen Momenten den Überblick zu behalten.
Zwischen zwei Tabletts mit Häppchen erlaubte sie sich einen kurzen Blick auf die Uhr. Noch vier Stunden bis zum Ende des Events. Ihr Blick wanderte zur Küchtür, hinter der sie wusste, dass Eva gerade damit beschäftigt war, den Gästen charmant und professionell das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. Der Gedanke brachte ein Lächeln auf ihr Gesicht, das sie schnell wieder verbarg. Es war noch zu früh, um sich abzulenken.
Im Saal sprach Eva inzwischen mit einem Investor, der ein großes Interesse am Ausbau des Hotels signalisierte. Sie präsentierte das Konzept des Mondials, erzählte von vergangenen Erfolgen und den Plänen für die Zukunft. Währenddessen beobachtete sie aus den Augenwinkeln, wie die Kellner die Häppchen servierten. Alles lief reibungslos. So sollte es sein.
Als die meisten Gäste bereits versorgt waren, wagte Eva einen kurzen Abstecher in die Küche. Sie wollte Uli sehen, aber sie wollte auch sicherstellen, dass alles gut lief. Als sie eintrat, war die Atmosphäre angespannt, aber kontrolliert. Uli stand am Pass und gab letzte Anweisungen. Als sie Eva bemerkte, warf sie ihr einen kurzen Blick zu, ein Anflug von Verwunderung in ihren Augen.
„Alles gut hier?“ fragte Eva leise, um die Arbeitsabläufe nicht zu stören.
„Alles gut. Wie läuft es bei dir?“, erwiderte Uli, während sie ein Tablett mit perfekt angerichteten Häppchen an einen Kellner übergab.
„Reibungslos. Aber ich wollte kurz vorbeischauen“, sagte Eva und ihre Stimme war weich. Uli verstand, was sie meinte, auch ohne weitere Worte. Sie bemerkte Evas besondere Eleganz und konnte nicht anders, als sie für einen Moment bewundernd anzusehen.
„Ich bin bald fertig. Danach geh’ ich kurz raus und schau mir das Spektakel selbst an“, versprach Uli und lächelte.
Eva meinte spitzbübisch: „Ich freu mich drauf!“
Sie blieb nicht lange, wusste, dass Uli ihre Konzentration brauchte. Doch dieser kurze Moment der Nähe reichte, um sie zu bestärken. Zurück im Saal, konnte sie sich wieder voll auf ihre Aufgabe konzentrieren.
Während der Abend sich weiterentwickelte, trat ein besonderer Gast in den Vordergrund. Ein Händler namens Miguel Santoro, der für seine innovativen Food-Konzepte bekannt war, schien besonders interessiert an Uli zu bekunden. Als er bemerkte, dass sie schließlich in den Saal trat, suchte er direkt den Kontakt.
„Frau Kersting, richtig?“, begann Miguel mit einem strahlenden Lächeln. Er war ein gut aussehender, attraktiver Mann Mitte vierzig, mit leicht gebräunter Haut, südländischer Typ, tiefbraune Augen, die eine warme Intelligenz ausstrahlten und einem markanten Kiefer, der von einem gepflegten Dreitagebart betont wurde. Sein maßgeschneiderter, dunkelblauer Anzug saß perfekt an seinem von Muskeln gezeichneten Körper und das leicht aufgeknöpfte Hemd darunter verlieh ihm eine entspannte Eleganz. „Ich habe gehört, dass Sie die Frau sind, die hinter all dem hier steckt“, betonte er cool.
Uli, etwas überrascht, stimmte ihm höflich zu: „Ich habe das Vergnügen, die Küche zu leiten. Aber das hier ist ein Team-Erfolg.“
Uli lächelte unbeholfen und fühlte sich leicht unwohl bei seiner intensiven Art, ihr Komplimente zu machen. „Ich denke, das Geheimnis ist Teamarbeit. Ohne mein Team wäre das alles nicht möglich“, versuchte sie sich erneut zu erklären.
Miguel neigte leicht den Kopf, seine schokoladenbraunen Augen fixierten Uli auf eine Weise, die sie zu durchschauen schienen. „Bescheidenheit steht Ihnen, aber ich bin sicher, dass Sie mehr sind als nur ein Teil des Teams. Sie haben eine Vision, das spürt man.“
In der Nähe stand Eva und beobachtete das Gespräch interessiert. Von ihrem Platz aus konnte sie nicht hören, was gesagt wurde, aber die Körpersprache sprach Bände. Miguel lehnte sich leicht nach vorne, sein Blick ruhte fest auf Uli. Obwohl Uli distanziert und professionell wirkte, bemerkte Eva, wie entspannt sie mit ihm sprach, wie sie gelegentlich lächelte. Eifersucht brodelte in ihr, heiß und unkontrollierbar.
Eva wollte sich nicht anmerken lassen, was sie fühlte, doch die Unsicherheit, Uli könnte sich erneut für einen Mann entscheiden, nagte an ihr. Miguel war zweifellos attraktiv, charmant, zudem jünger als Eva und offensichtlich daran interessiert, mehr Zeit mit Uli zu verbringen. Die Vorstellung, dass er die Möglichkeit bekommen könnte, Uli näher kennenzulernen, ließ sie innerlich kochen.
Sie atmete tief durch, straffte die Schultern und mischte sich wieder unter die Gäste. Ihre Höflichkeit und Professionalität wurden jedoch von einem unterschwelligen Drängen überschattet. Sie wollte dieses Gespräch zwischen Uli und Miguel unterbrechen. Aber sie wusste, dass das unklug wäre. Es war ein geschäftlicher Abend und sie konnte sich keine Szene leisten. Trotzdem spürte sie, wie ihre aufkeimenden Zweifel sie überwältigten.
Uli, die Miguels Worte bereitwillig annahm, merkte nicht, wie tiefgehend sein Interesse tatsächlich war. Für sie war er ein interessanter Geschäftspartner, einer, der womöglich wertvolle Ideen für das Mondial beisteuern konnte. Als Miguel jedoch begann, von einem Besuch im Hotel zu sprechen, wurde sie aufmerksam.
„Ich habe da ein paar Ideen, die ich gerne mit Ihnen besprechen würde“, sagte er und zog eine Visitenkarte aus der Brusttasche seines Anzugs. „Vielleicht könnten wir uns zur Umsetzung in Ihrer Küche treffen. Ich würde gerne sehen, wo all diese Magie entsteht.“
Uli nahm die Karte entgegen, ohne ihre innere Zurückhaltung zu zeigen. „Das klingt interessant. Lassen Sie uns einfach einen Termin finden. Wenden Sie sich am besten an mein Team, und wir organisieren etwas“, versuchte sie die Situation zu beenden.
Miguel lächelte zufrieden, als hätte er einen ersten Erfolg erzielt: „Perfekt. Ich freue mich darauf. Auf Sie.“
Eva, die immer noch in Sichtweite stand, sah, wie Uli die Karte entgegennahm und ihre Anspannung stieg. Miguel hatte nicht nur geschäftliches Interesse, das war ihr klar. Und Uli, mit ihrer scheinbar im derzeitigen Moment naiven Art, schien das nicht zu bemerken. Das machte Eva noch wütender und gleichzeitig verletzlicher. Sie fühlte sich, als stünde sie am Rand eines Abgrunds, unfähig, ihre Balance rechtzeitig zu finden.
Später am Abend, als die Veranstaltung sich dem Ende zuneigte, nutzte Eva die Gelegenheit, um Uli aus der Menge zu ziehen. Die meisten Gäste verabschiedeten sich bereits und die lockere Atmosphäre machte es leichter, unbemerkt zu verschwinden. Eva führte Uli durch einen Nebeneingang in einen kleinen, ruhigen Teil des Innenhof des Hotels.
Die Luft war kühl und angenehm, eine willkommene Abwechslung zur stickigen Wärme des Saals. Uli schaute Eva fragend an, überrascht von ihrer plötzlichen Entschlossenheit. „Was ist los?“, fragte sie, ihre Stimme besorgt.
Eva zögerte, suchte nach den richtigen Worten. Sie wollte nicht impulsiv wirken, aber die Emotionen kochten in ihr hoch. „Es geht um Miguel“, begann sie schließlich, ihre Stimme brüchig.
Uli runzelte verwirrt die Stirn: „Was ist denn mit ihm?“
Eva verschränkte die Arme schützend vor der Brust, ein klarer Ausdruck ihrer inneren Unsicherheit. „Er flirtet unentwegt mit dir, Uli. Ich habe das Gefühl, du merkst es noch nicht einmal.“
Überrascht und ungläubig zog Uli die Augenbrauen hoch: „Flirten? Eva, ich glaube, du interpretierst da etwas rein. Er ist ein potentieller Geschäftspartner, nicht mehr und nicht weniger.“
Eva schüttelte unüberzeugt den Kopf, ihr Blick fest auf Uli gerichtet. „Du siehst es nicht, aber ich sehe es. Die Art, wie er dich ansieht, wie er mit dir spricht. Das ist kein rein geschäftliches Interesse. Außerdem noch diese Ankündigung, dass er deine Küche unbedingt besuchen will...“
Uli seufzte und trat entschlossen einen Schritt näher zu Eva, ihre Stimme ruhig und sanftmütig: „Eva, ich habe ganz bestimmt keine Absicht, mich auf irgendetwas mit Miguel einzulassen. Für mich ist das rein professionell. Zudem was diese Küche angeht, das gehört schlichtweg zu meinem Job. Ich kann ihn nicht einfach abweisen, nur weil du ein ungutes Gefühl hast. Bist du etwa eifersüchtig?“
Doch diese Worte beruhigten Eva nicht, im Gegenteil sie wollte sich nicht so verletzlich machen. Ihre Unsicherheit kochte über und sie fühlte, wie unvermeidlich einzelne Tränen in ihre Augen stiegen. „Es geht nicht nur um ihn, Uli. Es geht darum, wie ich mich fühle. Ich weiß, dass ich manchmal eifersüchtig bin, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich... ich brauche einfach die Sicherheit, dass du nur mich willst. Die Sicherheit, dass du mich auch wirklich liebst und es kein Ausprobieren ist“, verstummte Eva.
Uli schaute Eva einerseits ungläubig an, andererseits standen in ihren Augen volles Verständnis und unendliche Zuneigung. Sie trat noch näher, bis sie nur noch einen kleinen Schritt voneinander entfernt waren. „Liebling, “, sagte sie leise, „du bist die einzige Person, die ich will. Das weißt du doch. Es gibt keinen Grund, an uns zu zweifeln.“
Eva wollte den Worten glauben, doch die Unsicherheit nagte noch immer an ihr. „Und was, wenn Miguel nicht locker lässt? Was, wenn er weitermacht und...“, Eva wollte ihren Gedanken weder weiterspinnen, noch aussprechen.
Uli unterbrach sie, indem sie ihre Hände in die ihren nahm. „Dann zeige ich ihm klar und deutlich, wo die Grenzen sind. Aber ich werde ihm nicht unterstellen, dass er Hintergedanken hat, nur weil er freundlich ist. Lass uns das zusammen regeln, okay?“m meinte die Food-Chefin überzeugt.
Evas Blick suchte Ulis Augen und die Wärme und Aufrichtigkeit darin ließen sie schließlich einknicken. „Okay“, wisperte sie sachte, doch ihre Stimme zitterte dabei leicht. „Aber ich brauche dich, Uli. Ich brauche deine Nähe, deine Bestätigung. Nur so kann ich damit weiterhin umgehen“, klang die Hotelchefin flehend.
Uli zog sie in eine Umarmung, hielt sie fest, als wolle sie alle Zweifel und Unsicherheiten vertreiben: „Ich bin hier, Eva. Immer. Egal, was passiert.“
In diesem Moment fühlte sich Eva etwas beruhigter, doch sie wusste, dass sie wachsam bleiben würde. Miguel war nicht der Typ Mann, der leicht aufgab und Eva war entschlossen, bereitwillig ihre Beziehung zu schützen – koste es, was es wolle.
Zurück im Saal verabschiedeten sich die letzten Gäste und Miguel war einer der Letzten, der ging. Bevor er das Hotel verließ, drehte er sich noch einmal um und suchte mit seinen Augen den Raum ab. Als er Uli entdeckte, die gerade mit einem Mitarbeiter sprach, winkte er ihr mit einem charismatischen Lächeln auffordernd zu.
„Wir sehen uns, Frau Kersting“, rief er ihr zu. „Ich freue mich auf unsere nächste Begegnung.“
Uli nickte höflich, doch sie verspürte ein leichtes Unbehagen. Eva, die in der Nähe stand, bemerkte Miguels Blick und den Unterton in seinen Worten. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, doch sie hielt sich zurück. Der Abend war vorbei, aber sie wusste, dass der eigentliche Kampf gerade erst begonnen hatte.
Die Tür zur Suite fiel mit einem gedämpften Klicken ins Schloss und für einen Augenblick war es, als wäre die Welt draußen abgeschnitten. Die gedämpften Stimmen und das Lachen der Gäste auf dem Gang klangen wie ein ferner Widerhall. Eva blieb mit dem Rücken an die Tür gelehnt stehen, die Arme verschränkt, während ihre Augen Uli fixierten. Ihre Schultern waren angespannt, ihr Blick eine Mischung aus Frustration, Schmerz und Wut.
Uli stand mitten im Raum, noch immer in ihrer Kochjacke, die sie bisher nur notdürftig geöffnet hatte, um ein wenig Luft zu bekommen. Ihre Stirn war leicht gerunzelt, ihre Hände ruhten auf ihren Hüften, als wollte sie sich auf den bevorstehenden Sturm vorbereiten.
„Eva, sag mir, was los ist“, begann Uli mit ruhiger Stimme, doch ihre Augen suchten bereits die Antwort in Evas angespanntem Gesicht.
Eva schnaubte und ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. „Was los ist?“ wiederholte sie und stieß sich von der Tür ab. Ihre Stimme war gespielt standhaft, doch darunter lag ein schneidender Ton. „Was los ist, Uli, ist, dass ich den ganzen Abend zuschauen durfte, wie Miguel dich umschwärmt, als wäre er der einzige Mensch im Raum. Und du… du hast ihn nicht einmal zurückgewiesen. Du hast ihn gewähren lassen.“
Ulis Stirn zog sich in einer Mischung aus Verwirrung und Abwehr zusammen: „Gewähren lassen? Eva, ich war höflich. Was hättest du erwartet? Dass ich ihn vor den anderen Gästen vor den Kopf stoße? Das ist nicht professionell. Ich dachte wir hatten das bereits geklärt.“
„Professionell?“ Evas Stimme hob sich, die Kontrolle über ihre Gefühle begann unaufhaltsam zu bröckeln. Sie machte ein paar schnelle Schritte auf Uli zu, ihre Hände wild gestikulierend: „Das hier hat nichts mit Professionalität zu tun! Du hast gesehen, wie er dich ansieht, Uli! Es geht ihm nicht um dein Essen oder dein Können, es geht um dich! Er macht dir Komplimente, berührt deinen Arm zärtlich, schaut dich an, als ob er genau wüsste, was er will. Und du…“ Ihre Stimme kam ins Wanken und sie bemüht, tief einzuatmen, bevor sie mit Nachdruck fortfuhr. „Du lässt es geschehen, ohne auch nur einmal klarzustellen, wo deine Grenzen sind.“
Uli war sichtlich getroffen, aber sie versuchte, Ruhe zu bewahren: „Eva, ich habe nichts getan, das dir Anlass geben sollte, mir zu misstrauen. Ja, Miguel ist charmant, vielleicht ein bisschen zu charmant, aber ich habe ihn weder ermutigt, noch ihm irgendetwas signalisiert. Das bildest du dir ein. Das ist doch absolut unsinnig.“
„Aber du hast auch nichts getan, um ihn zu stoppen!“, schnauzte die Managerin. Evas Augen füllten sich wie bereits vor einigen Stunden mit Tränen, ihre Stimme war jetzt ein wütendes Flüstern: „Du denkst vielleicht, das ist harmlos, aber für mich fühlt es sich an, als würde er etwas einnehmen, das ihm nicht gehört. Als würde er sich an etwas heranmachen, das nur uns gehört.“
Uli starrte Eva an, ihre Brust hob und senkte sich, während sie ihre eigenen aufkommenden Emotionen zu kontrollieren versuchte. Sie trat einen Schritt näher, ihre Stimme sanft, aber bestimmt: „Eva, du bist wirklich die Einzige, die mich scheinbar in und auswendig kennt. Du bist die Einzige, die mein Herz hält und mich dort berührt. Warum siehst du das nicht endlich? Warum vertraust du nicht darauf, dass nichts und niemand zwischen uns kommen kann?“
Eva schüttelte den Kopf und ihre Tränen liefen jetzt frei über ihre Wangen: „Ich will dir vertrauen, Uli, wirklich. Aber du verstehst nicht, wie das für mich ist. Du bist so stark, so unabhängig und dann kommt jemand wie Miguel – charmant, erfolgreich, selbstbewusst – und ich fühle mich, als würde ich nicht auch nur in Ansätzen genügen. Als könnte ich nicht mit ihm mithalten.“
Ulises Gesichtsausdruck wurde weicher und sie trat noch einen Schritt näher, hob die Hände und legte sie sanft auf Evas Schultern: „Eva, jetzt hör mir endlich zu. Du genügst mir. Mehr als das. Du bist alles für mich. Miguel könnte der charmanteste Mann der Welt sein, aber er hat nichts, was ich will. Ich will dich, nur dich.“
Doch Eva wich einen Schritt zurück, entzog sich ihrer Berührung und ihre Stimme war nun ein verzweifeltes Flehen: „Aber was, wenn er es nicht aufgibt, Uli? Was, wenn er immer wieder versucht, dich zu beeindrucken? Kannst du garantieren, dass das nichts mit dir macht? Dass du nicht doch…“ Sie stockte, unfähig, den Gedanken zu Ende zu führen.
Uli atmete tief durch, ihre Hände fielen an ihre Seiten: „Eva, ich kann dir nicht garantieren, was Miguel tun oder nicht tun wird. Aber ich kann dir garantieren, dass es nichts an meinen Gefühlen für dich ändert. Ich habe mich für dich entschieden.und ich werde immer wieder dich wählen. Egal, was passiert.“
Eva schüttelte heftig den Kopf, ihre Hände ballten sich zu Fäusten: „Das ist nicht genug, Uli! Ich brauche mehr. Ich brauche, dass du mir zeigst, dass ich für dich wichtiger bin als jede berufliche Höflichkeit. Ich will, dass du ihm sagst, dass er keine Chance hat, nicht nur subtil, sondern direkt. Ich will, dass er versteht, dass ich diejenige bin, die an deiner Seite steht.“
Die Köchin griff sanft nach Evas Händen, hielt sie fest, obwohl Eva zunächst versuchte, sich zu entziehen: „Eva, ich werde mit Miguel sprechen. Ich werde ihm klarmachen, dass es keine persönliche Ebene zwischen uns gibt, nur eine geschäftliche. Wenn das ist, was du brauchst, dann werde ich es selbstverständlich tun.“
Evas Blick suchte den ihren und kurz schien sie noch unsicher, ob sie Uli glauben konnte. Schließlich nickte sie, ihre Stimme leise und brüchig: „Es tut mir leid, Uli. Ich weiß, dass ich übertreibe. Aber der Gedanke, dich zu verlieren…“
Uli zog Eva in eine feste Umarmung, hielt sie, als könnte sie die Unsicherheiten aus ihrem Körper vertreiben. Ihre Stimme war ein leises Flüstern, direkt an Evas Ohr. „Du wirst mich nicht verlieren. Nie. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben, Eva. Und ich werde alles tun, damit du das niemals vergisst.“
Eva vergrub ihr Gesicht in Ulis Schulter, ließ die Tränen frei fließen, während sie sich an sie klammerte. „Ich liebe dich so sehr, Uli. So sehr, dass es wehtut.“
Uli strich sanft über Evas Rücken, wiegte sie leicht hin und her, während sie ihre eigenen Tränen zurückhielt: „Und ich liebe dich, Eva. Mehr, als ich jemals sagen kann.“
Die beiden Frauen blieben eine Weile so stehen, die Welt draußen bedeutungslos, während sie sich gegenseitig hielten. Schließlich löste sich Eva langsam aus der Umarmung, ihre Augen rot und geschwollen, aber voller Erleichterung.
„Ich brauche dich, Uli,“ sagte sie leise, „Ich brauche, dass du an meiner Seite bleibst, egal was kommt.“
Uli nickte, und ihre Stimme war fest. „Ich werde da sein. Immer. Wir schaffen das, Eva. Zusammen.“
In dieser Nacht fühlten sie sich einander näher als je zuvor, trotz der Ängste und Unsicherheiten, die sie beinahe auseinandergerissen hätten. Sie wussten, dass die Herausforderungen nicht vorbei waren, aber sie waren bereit, ihnen gemeinsam zu begegnen.
Die Tage nach dem großen Event im Mondial verliefen geschäftig, aber die Spannung, die zwischen Uli und Eva in jener Nacht in der Suite entladen worden war, hallte noch immer nach. Sie hatten einander ihre Liebe und Ängste offenbart und obwohl es ein Schritt in die richtige Richtung gewesen war, wusste Uli, dass Eva noch immer an einer leisen Unsicherheit festhielt. Uli hatte sich fest vorgenommen, diese Unsicherheit endgültig zu beseitigen, sollte sich die Gelegenheit dazu bieten.
Am Donnerstag, als Uli mitten in der Vorbereitung für den Abendservice steckte, tauchte Miguel erneut auf. Wie angekündigt wollte er „die Küche des Mondial in Aktion erleben“. Er erschien ohne Vorwarnung, was Uli gleichzeitig überraschte und innerlich auf eine Art wütend machte, die sie nicht offen zeigen konnte oder durfte.
Er trug einen maßgeschneiderten Anzug in einem hellen Grauton und ein freundliches, selbstherrliches Lächeln, das er nahtlos jedem schenkte, der ihm über den Weg lief. Doch in seinen Augen lag ein Funkeln, das unmissverständlich signalisierte, dass er einen besonderen Grund für seinen Besuch hatte.
„Frau Kersting!“, rief Miguel begeistert, als er in die Küche trat. Seine Stimme war überlaut, eine Mischung aus Charme und Besitzergreifen, die Uli innerlich zusammenzucken ließ. „Ich konnte einfach nicht länger warten, Ihre Kunst mit meinen eigenen Augen zu sehen.“
Uli richtete sich auf, strich ihre Schürze glatt und ging mit professioneller Ruhe auf ihn zu. „Herr Santoro“, sagte sie kühl, ohne die distanzierte Höflichkeit aus ihrer Stimme zu nehmen, „das ist eine Überraschung. Die Küche ist heute Abend allerdings sehr beschäftigt.“
Miguel lachte leichthin und hob die Hände: „Natürlich, natürlich. Ich möchte keinesfalls stören. Ich wollte nur einen kurzen Blick auf das Herzstück dieses großartigen Hotels werfen und vielleicht ein paar Worte mit der Frau wechseln, die all das möglich macht.“
Ulises Miene blieb unbewegt. Sie wusste, dass er versuchte, ihren Fokus von der Arbeit abzulenken, doch sie war entschlossen, ihm keine Angriffsfläche zu bieten: „Das Herzstück des Mondial ist nicht eine einzelne Person, sondern ein Team. Sie sehen es gerade in Aktion.“ Sie deutete auf die beschäftigten Köche und Kellner um sie herum, die ihn neugierig, aber auch genervt musterten.
„Sehr beeindruckend“, fügte Miguel beiläufig hinzu, während er den Raum überblickte. „Aber ein starkes Team braucht eine starke Führung. Und in Ihrem Fall, Frau Kersting, ist das offensichtlich.“
Uli erwiderte nichts, nickte nur knapp. Bevor sie jedoch etwas hinzufügen konnte, erschien Eva in der Tür zur Küche. Sie hatte vom Empfang erfahren, dass Miguel eingetroffen war und wusste sofort, dass er versuchen würde, Uli erneut zu umgarnen.
„Herr Santoro“, sagte Eva, ihre Stimme glatt wie polierter Marmor, doch ihre Augen funkelten mit einer unterschwelligen Warnung, „Ich hoffe, Sie genießen Ihren Besuch.“
Miguel wandte sich zu ihr um, sein Lächeln wurde breiter: „Frau De Vries! Immer wieder eine Freude, Sie zu sehen.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte Eva mit einer Höflichkeit, die kaum ihre wahre Intention verbarg. Sie trat neben Uli und legte eine Hand leicht auf deren Arm, eine Geste, die sowohl intim als auch bewusst demonstrativ war. „Uli und ich haben kürzlich über Ihre Rückkehr gesprochen. Wir schätzen Ihr Interesse am Mondial.“
Ulises Blick wanderte zu Eva, ein leises Lächeln auf ihren Lippen. Sie wusste, dass Eva absichtlich ihre Nähe suchte und sie schätzte die Offenheit dieser Geste.
Miguel schien den Wink nicht zu bemerken oder er entschied sich, ihn zu ignorieren: „Das Interesse ist vollkommen berechtigt“, sagte er, während er einen Schritt näher trat, „Das Mondial hat das Potenzial, zu einem führenden Namen in der internationalen Kulinarik zu werden. Und ich bin sicher, dass Uli eine Schlüsselrolle dabei spielen wird.“
Eva hob eine Augenbraue, ihr Griff um Ulis Arm verstärkte sich leicht: „Das Mondial ist bereits ein führender Name“, erwiderte sie mit einem scharfen Unterton, „und das verdanken wir nicht nur Ulis Talent, sondern auch ihrer Integrität und Loyalität.“
Ulis Lippen zuckten bei diesem subtilen Schlagabtausch, doch sie beschloss, einzugreifen, bevor die Situation unangenehm wurde. „Miguel“, sprach sie und ihre Stimme war fest, „ich schätze Ihr Interesse und Ihre Begeisterung für unsere Arbeit hier. Aber ich möchte eines klarstellen. Meine Prioritäten liegen hier, bei meinem Team und bei dem, was wir gemeinsam erreichen können.“
Die Betonung des „gemeinsam“ blieb Miguel nicht verborgen. Sein Lächeln wankte kurz, bevor er sich wieder fing: „Natürlich. Das ist bewundernswert, Uli. Wirklich. Ich hoffe dennoch, dass wir in Zukunft Gelegenheit haben, enger zusammenzuarbeiten.“
Bevor Uli antworten konnte, trat Eva einen Schritt vor. Ihre Stimme war jetzt leiser, doch in ihrer Sanftheit lag eine scharfe Entschlossenheit: „Herr Santoro“, begann sie, und ihre Augen bohrten sich in seine, „ich denke, es ist wichtig, dass wir hier keine Missverständnisse aufkommen lassen. Uli und ich führen nicht nur beruflich ein enges Verhältnis. Wir sind auch privat ein Paar. Ich kann Ihnen versichern, dass Uli in jedem Aspekt ihres Lebens klar und zielgerichtet ist. Sie macht keine halben Sachen, weder in der Küche, noch in unserer Beziehung.“
Die Stille, die auf ihre Worte folgte, war beinahe greifbar. Miguels Augen verengten sich leicht, während er den Blick zwischen Eva und Uli hin- und herwandern ließ. Schließlich hob er die Hände, ein Lächeln auf den Lippen, das diesmal echter wirkte: „Ich verstehe. Das klärt einiges.“
„Gut“, legte Eva nach und schenkte ihm ein strahlendes, aber unerbittliches Lächeln, „Dann wünsche ich Ihnen weiterhin einen angenehmen Aufenthalt im Mondial. Wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung benötigen, lassen Sie es mich wissen.“
Miguel nickte und zum ersten Mal wirkte er ein wenig unbehaglich: „Natürlich. Ich danke Ihnen für die Klarheit, Frau De Vries. Ihnen, Uli, wünsche ich weiterhin viel Erfolg. Sie sind wahrlich ein Glücksfall für dieses Haus.“
Mit diesen Worten wandte er sich ab und verließ die Küche, diesmal ohne den selbstsicheren Schwung, mit dem er eingetreten war.
Sobald er außer Hörweite war, atmete Eva hörbar aus und ließ sich gegen den nächsten Tresen sinken. „Ich hoffe, das war deutlich genug“, murmelte sie, während sie sich mit der Hand über die Stirn fuhr.
Uli trat zu ihr, nahm Evas Hände in ihre und drückte sie sanft: „Deutlich genug? Eva, das war brillant.“ Sie lächelte, ihre Stimme war warm und voller Zuneigung: „Du hast nicht nur mich, sondern uns beide verteidigt – und zwar mit einer Stärke, die mich jedes Mal aufs Neue umhaut.“
Evas Augen wurden weich, doch sie suchte noch immer nach einem letzten Funken Bestätigung: „War es dir unangenehm, dass ich so direkt war?“
„Im Gegenteil“, betonte Uli und zog Eva näher zu sich, „Ich bin stolz auf dich. Ich bin dir zutiefst dankbar. Miguel musste das hören und ich denke, er hat die Botschaft hoffentlich verstanden.“
Eva senkte den Blick, ein kleines, verlegenes Lächeln auf ihren Lippen: „Ich wollte nur sicherstellen, dass er weiß, dass er keine Chance hat.“
„Das weiß er jetzt“, fügte Uli ergänzend hinzu, ihre Stimme ein sanftes Versprechen. Sie hob Evas Gesicht an, bis ihre Blicke sich trafen. „Und damit du es auch weißt. Es gibt nur eine Person, die mein Herz hält. Und das bist du, Eva. Du allein“, flüsterte sie in den leidenschaftlichsten Kuss, der nun folgte.
Eva schlang die Arme um Uli, zog sie noch fester in eine feste Umarmung, während sie ihre Augen schloss und den Moment in sich aufsog. „Ich liebe dich, Uli“, hauchte sie.
„Und ich liebe dich“, erwiderte Uli und küsste sie nun nur noch einmal abschließend sanft auf die Stirn.
Nach Feierabend zogen sich die beiden Frauen in die Suite zurück. Der Tag war lang gewesen, doch statt Erschöpfung fühlte sich Eva lebendig. Sie öffnete die Tür, ließ Uli als Erste eintreten und schloss dann hinter sich ab. Die Suite war von warmem Licht erfüllt, und der Duft von frischen Blumen, den das Housekeeping dezent hinzugefügt hatte, lag in der Luft.
Uli drehte sich zu Eva um, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Das war ein langer Tag“, sagte sie leise, doch ihre Augen verrieten, dass sie mehr wollte als nur Ruhe.
Eva trat näher, legte ihre Hände auf Ulis Schultern und sah ihr tief in die Augen: „Du warst großartig heute. Aber das bist du immer.“
Uli schüttelte leicht den Kopf: „Ich hatte da meine Zweifel. Miguel war ziemlich hartnäckig.“
Evas Lächeln wurde breiter: „Er war vielleicht hartnäckig, aber er hat nicht verstanden, dass du längst vergeben bist – an mich. Und das wird sich niemals ändern.“
Die Worte schienen in Uli einzusinken, als sie Eva noch näher zog. Ihre Hände legten sich um Evas Taille, während ihre Stirnen sich beinahe berührten. „Manchmal“, flüsterte Uli, „frage ich mich, womit ich dich verdient habe.“
„Hör auf!“, antwortete Eva, ihre Stimme warm und fest, „Du bist alles für mich, Uli. Ich will keinen anderen. Du bist meine Heimat.“
Uli antwortete nicht mit Worten, sondern beugte sich vor und küsste Eva. Es war ein Kuss voller Leidenschaft, aber auch Zärtlichkeit, der all die Emotionen ausdrückte, die Worte nicht fassen konnten. Eva erwiderte ihn mit Hingabe, ihre Hände glitten von Ulis Schultern zu ihrem Nacken und sie zog sie näher, bis keine Distanz mehr zwischen ihnen war.
Der Kuss vertiefte sich, wurde intensiver, und sie begannen, sich im Raum zu bewegen. Evas Finger öffneten behutsam die Knöpfe von Ulis Bluse, während ihre Lippen weiter Ulis erforschten, ihren Kiefer, ihren Hals. Uli seufzte leise und ließ ihre Hände über Evas Rücken gleiten, spürte die Wärme ihrer Haut durch den dünnen Stoff ihres Kleides.
Als die Bluse schließlich zu Boden glitt, folgte Eva den Linien von Ulis Schlüsselbeinen mit ihren Lippen. Ihre Berührungen waren zärtlich, aber fordernd und sie schienen Uli jede Anspannung des langen Tages zu nehmen. „Du bist so wunderschön“, flüsterte Eva, ihre Stimme rau vor Emotion.
Uli legte eine Hand an Evas Gesicht und führte ihren Blick wieder zu ihren eigenen Augen. „Du auch“, entgegnete sie leise, bevor sie Eva erneut küsste, diesmal tiefer, verlangender. Sie bewegten sich langsam in Richtung des Betts, die Zeit schien sich zu dehnen, während ihre Körper immer enger miteinander verwoben wurden.
Das Bett empfing sie, als sie schließlich darauf sanken, ihre Bewegungen fließend und harmonisch. Eva fühlte die Stärke in Ulis Armen, als sie sie an sich zog, und die Wärme ihres Körpers, die alles andere verblassen ließ. Sie erkundeten einander mit einer Mischung aus Sanftheit und Leidenschaft, jede Berührung, jeder Kuss trug die unausgesprochene Botschaft ihrer tiefen Verbundenheit.
Evas Hände fuhren über Ulis Rücken, ihre Fingerspitzen zeichneten die Konturen ihrer Muskeln nach. Uli antwortete, indem sie Eva näher an sich zog, ihre Lippen suchten immer wieder die ihren. Ihre Bewegungen wurden intensiver, rhythmischer, als sie die Nähe zueinander suchten, die sie beide so sehr erfüllte.
Die Nacht war ein Kaleidoskop aus Berührungen und Gefühlen, ihre Körper sprachen eine Sprache, die sie beide vollkommen verstanden. Es gab keine Eile, keinen Druck – nur das unendliche Verlangen, einander zu spüren und sich in ihrer Liebe zu verlieren. Die Grenzen zwischen ihnen verschwammen, und sie wurden zu einer Einheit, getragen von Vertrauen und Hingabe.
Später, als sie nebeneinander im Bett ruhten, lagen Evas Arme um Uli geschlungen, ihre Finger spielten sanft mit einer Haarsträhne. „Ich liebe dich“, sagte sie schließlich, ihre Stimme leise, aber fest.
„Ich liebe dich mehr“, antwortete Uli und zog Eva näher an sich. Sie küsste ihre Stirn, bevor sie leise hinzufügte: „Du bist alles für mich.“
Eva hob den Kopf, um Uli anzusehen: „Und du für mich. Du machst mich vollkommen, Uli. Nichts und niemand könnte jemals zwischen uns kommen.“
Sie lagen noch lange so da, ihre Körper aneinander geschmiegt, während die Welt draußen ruhte. Es war eine Nacht, die sie beide nie vergessen würden – ein Beweis ihrer Liebe, ihrer Leidenschaft und ihres Versprechens füreinander.
Am nächsten Morgen weckte die Sonne die beiden Frauen. Das Licht fiel durch die großen Fenster der Suite und zeichnete warme Muster auf die Wände. Eva streckte sich und sah zu Uli, die noch schlief. Ein leises Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie sie betrachtete. Uli sah so friedlich aus, so schön.
Als Uli schließlich die Augen öffnete, wurde sie von Evas Blick empfangen. „Guten Morgen“, murmelte sie.
„Guten Morgen, mein Schatz!“, antwortete Eva fröhlich und beugte sich vor, um ihr einen Kuss zu geben, „Heute ist ein großer Tag.“
Uli runzelte leicht die Stirn, bevor es ihr einfiel. Der Mietvertrag.
Nach einem gemütlichen Frühstück, das sie auf dem Balkon der Suite genossen, machten sie sich bereit für den anstehenden Termin. In der Immobilienagentur wartete der vorbereitete Vertrag auf sie. Als sie schließlich ihre Unterschriften unter das Dokument setzten, fühlte es sich an wie ein langfristiges Versprechen – nicht nur auf ein gemeinsames Zuhause, einen Ort der Zusammengehörigkeit, sondern auf eine gemeinsame Zukunft.
Als sie die Agentur zufrieden verließen, hielt Eva Ulis Hand fest in ihrer. „Das ist unser Anfang, Uli.“
Uli sah sie an, ihre Augen funkelten vor Glück: „Und ich könnte mir keinen besseren Anfang vorstellen.“